Kommentar Schäuble und Griechenland: 50 Jahre Knechtschaft
Die Schuldenkrise wird in Griechenland noch Generationen plagen. Und das nur, weil Wolfgang Schäuble Finanzminister ist.
![Ein Mann guckt nachdenklich Ein Mann guckt nachdenklich](https://taz.de/picture/2010777/14/20170524_schaeuble.jpeg)
G riechenland muss wieder zittern. Diesmal liegt es aber nicht am griechischen Finanzminister – Yanis Varoufakis ist längst weg. Nein, diesmal ist es die Schuld des deutschen Kassenwarts Wolfgang Schäuble. Er verhindert die überfällige Einigung in der Eurogruppe.
Der CDU-Hardliner stoppte nicht nur die Auszahlung des nächsten Hilfskredits. Und das, obwohl Athen ein neues Austeritätsprogramm beschlossen hat, gegen das die Hartz-Reformen nur „ein mildes Lüftchen“ waren, wie Schäubles Gegenspieler Sigmar Gabriel (SPD) zu Recht anmerkte.
Er blockiert auch Schuldenerleichterungen, wie sie der Internationale Währungsfonds (IWF) fordert. Diese Blockade ist gefährlich, denn ohne Erleichterungen will der IWF sich nicht am Griechenland-Programm beteiligen. Ohne den IWF will aber Schäuble nicht länger helfen.
Hier liegt der gordische Knoten, der nicht leicht zu durchschlagen sein wird. Ob dies in den nächsten vier Wochen gelingt, wie alle hoffen, ist längst nicht ausgemacht. Schäuble hat den Gläubigern eine Falle gestellt, die sich als fatal erweisen könnte.
Den Preis dafür zahlen wieder einmal die Griechen. Sie spüren das schon jetzt an der Rezession, in die ihre Wirtschaft zurückgefallen ist. Und sie werden es bald noch mehr spüren, wenn die Renten gekürzt und die Steuern erhöht werden. Sogar Geringverdiener müssen bluten.
Hätte man ein solches Kaputtsparprogramm den Deutschen zugemutet, dann wäre Schäuble längst weg vom Fenster. Doch es kommt noch doller: Um den IWF gnädig zu stimmen, will die Eurogruppe Griechenland zwingen, bis 2060 Jahr für Jahr hohe Budgetüberschüsse zu erzielen.
So soll die Schuldenlast gedrückt werden – wenigstens auf dem Papier. In der Praxis bedeutet dies aber eine 50-jährige Knechtschaft. Die Schuldenkrise, die 2010 begann, wird noch Generationen plagen. Und das nur, weil Schäuble Finanzminister ist. Höchste Zeit, dass er abdankt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau