Plasberg-Sendung wird wiederholt: Hart, aber noch mal
Die „Hart aber fair“-Sendung zu Gleichberechtigung wurde aus der Mediathek gelöscht und wird neu gedreht. Keine gute Idee.
Besonders genial ist die Idee nicht: Die aus der ARD-Mediathek gelöschte „Hart aber fair“-Sendung zum Thema Gleichberechtigung wird noch mal neu durchgespielt, mit fast denselben Gästen. Die Sendung vom 2. März war genau so bekloppt verlaufen wie die Besetzung und der Titel vermuten ließen: Unter dem Motto „Nieder mit den Ampelmännchen, her mit den Unisex-Toiletten: Deutschland im Gleichheitswahn“ kamen unter anderem solche Perlen zustande wie der Vorwurf von Wolfgang Kubicki, stellvertretender FDP-Vorsitzender, an Anton Hofreiter, Co-Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion: „Er sieht ja auch schon gendermäßig aus.“ Außerdem erklärte Kubicki, dass sein Hund, ein Rüde, von sich aus gelernt habe, das Bein zu heben zum Pinkeln. „Deshalb glaube ich schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen Männern und Frauen.“
Neben Kubicki und Hofreiter waren am Start: die feministische Autorin und #aufschrei-Mitinitiatorin Anne Wizorek, die Schauspielerin Sophia Thomalla und die antifeministische Autorin und „Gender-Kritikerin“ (SZ) Birgit Kelle.
Damit standen Wizorek und Hofreiter alleine auf der Seite derer, die den „Gleichheitswahn“ verteidigen mussten gegen die Vorwürfe von Kelle, Kubicki und Thomalla und nicht zuletzt Moderator Frank Plasberg, der schon in der Anmoderation vom „Alltagswahnsinn, den wir uns hier in Deutschland leisten“ sprach (Professuren! Zum Thema Geschlechtergerechtigkeit!) und sich bemühte, möglichst absurde Beispiele dafür zu bringen.
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn muss sich nun gegen den Vorwurf verteidigen, er habe sich vom Deutschen Frauenrat und anderen Verbänden zur Zensur drängen lassen. In einer Stellungnahme der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros/Gleichstellungsstellen NRW hieß es zum Beispiel: „Es handelt sich um einen ungeheuerlichen Machtmissbrauch des ‚Moderators‘, die neutrale Position zu verlassen und auf diese Art und Weise ZuschauerInnen manipulieren zu wollen.“ Die Sendung habe daher gegen den Programmgrundsatz journalistischer Fairness widersprochen. „Beiträge aus der Mediathek herauszunehmen, ist kein ungewöhnlicher Vorgang“, erklärte Schönenborn. Im Archiv sei die Sendung zudem immer noch verfügbar.
Nochmal, nur schlimmer
Bis auf Hofreiter sagten nun alle Gäste von damals zu, an einer Neuauflage der Sendung im September teilzunehmen. Man kann sich vorstellen, wie das laufen wird. Wolfgang Kubicki verriet der Bild-Zeitung vorab: „Meine erste Frage in der Runde wird sein: Lieber Herr Plasberg, was darf ich sagen, ohne gleich wieder aus der Mediathek zu fliegen?“ Birgit Kelle twitterte: „Hoffentl. genehmigt Frauenrat Besetzungsliste!“ Und Sophia Thomalla erklärt auf stern.de, „feministische Extremistinnen“ hätten den Rundfunkrat überredet, die Folge zu löschen.
Es wird sich also in der neuen Sendung vermutlich hauptsächlich darum drehen, wie weit die feministische Killerdiktatur in Deutschland schon fortgeschritten ist. Gar nichts darf man mehr sagen, blabla, man darf auch nicht mehr flirten, blabla, man darf ja wohl überhaupt gar nichts mehr. Dabei wird man ja wohl noch feststellen dürfen, dass Hunde halt an Bäume pinkeln. „Die Groteske um den feministischen Zensur-Terror in Deutschland wird immer skurriler“, schreibt ein österreichisches Medien-„Watchblog“.
Es ist ein Standardvorwurf an Feministinnen und an Linke, dass sie alles zensieren wollen. Es ist kein Wunder, wenn sich nun die geladenen Gäste durch die Entscheidung des WDR, die Sendung aus der Mediathek zu löschen, in genau dieser Haltung bestätigt sehen. Und man weiß wiederum nicht, welches Wunder geschehen sollte, dass im Remake der Sendung irgendetwas besser läuft als beim Original.
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