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Anti-Feminismus auf dem Land„Schiefheilung“ bedrohter Männlichkeit

Kommentar von Thomas Gesterkamp

Die Ablehnung von Feminismus geht oft einher mit der Idealisierung ländlicher Idylle. Über die Verbindungen von Autoritarismus und „Provinzialität“.

Es ist immer noch nötig, für Feminismus auf die Straße zu gehen, wie am 14. Juni in Zürich Foto: Ennio Leanza/dpa

D ie jüngsten Wahlergebnisse der AfD haben deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland gezeigt, es gab aber auch ein auffälliges Gefälle zwischen den großen Städten und der Provinz. In ländlich geprägten Gegenden sind konservative oder gar rechtsextreme Einstellungen sowie die dahinter stehenden autoritären Haltungen offenbar weiter verbreitet. Das gilt auch für das Thema Antifeminismus: Patriarchale Geschlechterbilder und feste Rollenzuschreibungen passen bestens zur Romantisierung der guten alten Zeit und eines harmonischen Landlebens – einer Welt, die (scheinbar) noch in Ordnung ist.

Johanna Niendorf, Fiona Kalkstein, Henriette Rodemerk und Charlotte Höcker vom Else-Frenkel-Brunswik-Institut der Universität Leipzig behandeln in ihrem gerade erschienenen Buch ein bislang wenig untersuchtes Forschungsfeld. Den Begriff Provinzialität interpretieren sie nicht als rein räumliche Kategorie, sondern unter Bezug auf den Philosophen Theodor Adorno als Weltanschauung: als ein Denken in fixen Kategorien, das Reflexion und Ambivalenz ablehnt, statt dessen autoritäre Lösungen befürwortet und daher von der politischen Rechten mobilisierbar ist.

Thomas Gesterkamp

Thomas Gesterkamp ist Politikwissenschaftler und Autor für Radio und Printmedien in Köln. Eines seiner Themengebiete sind die deutschen Gewerkschaften.

In ländlichen Regionen findet diese Geisteshaltung bessere Voraussetzungen. Doch in den Metropolen und besonders an ihren peripheren, oft unterprivilegierten Rändern kann es ebenfalls große Ressentiments etwa gegen Geflüchtete oder gegen Feminismus und weibliche Emanzipation geben. Umgekehrt leben selbstverständlich auch in Kleinstädten und Dörfern Menschen, die diese Vorbehalte nicht teilen.

Der britische Autor David Goodhart hat das Begriffspaar „Somewheres versus Anywheres“ in die soziologische Debatte eingeführt. Nach seinem plakativen Schema stehen sich heimatverbundene Bodenständigkeit auf der einen Seite und ein entwurzelter, international orientierter Kosmopolitismus auf der anderen Seite gegenüber. Die Deutungsmuster und Lebensstile dieser beiden Milieus sind zwar nicht immer klar voneinander abzugrenzen, dennoch zeigt sich eine klare geografische Verteilung: „Somewheres“, die Dagebliebenen, wohnen meist in der Provinz oder in kleinbürgerlich geprägten Vororten, „Anywheres“, die (N)Irgendwos, dagegen im Zentrum der großen Städte. Zu entsprechenden Schlussfolgerungen kommen dann Wahlanalysen ebenso wie wissenschaftliche Studien nach dem Motto: Der ländliche Raum tickt rechts. Doch wie stimmig ist dieses Klischee?

Ergebnisse einer Untersuchung nicht besonders aufschlussreich

Die Leipziger Forscherinnen sehen zumindest Anhaltspunkte dafür. Antifeminismus und Provinzialität verbinde die „Idealisierung einer Vergangenheit, die es so nie gegeben hat, und die autoritäre Sehnsucht nach Eindeutigkeit“. Die dazu passenden Einstellungen und Verhaltensweisen sind klare Hierarchien, rigide Konventionen und der Verweis auf Sündenböcke. Zentraler Bezugspunkt sei „die Rückkehr zu einer vormodernen Ländlichkeit, mit tradierten patriarchalen Familienstrukturen und einer überschaubaren Gemeinschaft“. Die in diesem Umfeld praktizierten Herrschaftspraktiken lassen zugunsten von Zusammenhalt und Stabilität keine Differenzierung zu, abweichendes Verhalten wird streng geahndet.

Die Wissenschaftlerinnen ziehen eine Verbindung zum deutschen Wort „Heimat“, das bezeichnenderweise in anderen Sprachen gar nicht existiert. Mit diesem Begriff wandten sich modernisierungskritische Strömungen schon Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegen Aufklärung, Demokratie und die Zumutungen der Industrialisierung. Anknüpfend an die Epoche der Romantik stilisierte man statt dessen die Natur und das bäuerliche Leben als unverdorben, moralisch höherwertig und in sich ruhend.

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Neben theoretischen Erklärungsversuchen stellen die Wissenschaftlerinnen auch eigene empirische Forschung vor. Die Ergebnisse des Projekts „Geschlechterdemokratie im Erzgebirge“, einer Region an der Grenze zu Tschechien mit besonders großen Wahlerfolgen der AfD, sind leider nicht besonders aufschlussreich. Der analytisch herausgestellte Sozialtypus „Die wachsame Nachbarschaft“ bleibt in seiner Beschreibung wenig konkret. Besonders fiel dem Forschungsteam auf, wie „Bekundungen eigener Toleranz gegenüber queeren Formen des Begehrens wiederholt untergraben werden“. Eine heteronormative Geschlechterordnung verschränke sich mit ländlicher Identität, so entstehe ein „rigides Normengefüge, welches durch Sanktionsandrohungen zum allgemeinen Bezugspunkt wird“.

Rolf Pohl, Sozialpsychologe an der Universität Hannover, betrachtet Rechtsextremismus, Autoritarismus und Antifeminismus als Resultate einer gekränkten Männlichkeit. Ihm zufolge fühlen sich vor allem prekarisierte Männer in durch Arbeitslosigkeit und Armut geprägten Lebenslagen durch Frauenemanzipation und Genderdebatten bedroht. Ähnlich argumentiert der US-amerikanische Männerforscher Michael Kimmel mit seiner These von den „Angry White Men“, deren Wahlentscheidungen wesentlich zu den Erfolgen von US-Präsident Donald Trump beigetragen hätten. Einen vorgeblichen Rettungsanker finden verunsicherte Männer in der maskulinistischen Berufung auf ein imaginäres „wahres“ Mannsein.

Pohls Kollege Sebastian Winter glaubt, dass Ängste so fehlgeleitet ihren Ausdruck finden – und deutet das aus psychoanalytischer Perspektive: Die Betroffenen heilten „ihr Unbehagen schief, formen es unbewusst um, nehmen Sorgen das Leidvolle und entäußern sie dann als Hass und Ressentiment“. Verlusterfahrungen würden auf diese Weise verdrängt. Diese Haltung bezeichnet Winter als „provinziell“, schränkt aber ein: Provinzialität finde sich nicht „nur auf dem Dorf“, sie treffe dort nur auf besonders fruchtbaren Boden. Wo „jede jeden kennt“, könne mehr davon wuchern als in „anonymen, aber zugleich dem Fremden gegenüber offeneren, urbaneren Kontexten“.

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36 Kommentare

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  • Vermutlich geht es den meisten Frauen im Erzgebirge und ähnlich geprägten Gegenden besser als in Neukölln und ähnlich geprägten Stadtteilen.

    Als Indikator könnten Walks durch diese Orte dienen. Wo geht es den Frauen besser?

    Anonyme Umfragen. Selbstverständlich ohne dass der Ehemann die Aufsicht führt.

    Und natürlich die Belegungsstruktur der Frauenhäuser.

    Adorno bekäme in Neukölln einen Weinkrampf.

    Wäre es nicht ein großartiger Gewinn für die Gemeinschaft die Anywheres gäben ihre Arroganz und Besserwisserei gegenüber den Somewheres endlich einmal auf?

    Die Anywheres haben ihre ganz eigene Form von autoritären und disruptiven Veränderungsmodellen der Gesellschaft. Hat bisher vorwiegend Unglück gebracht.

    «Es herrschen jetzt die Tugend und der Schrecken, denn die subjektive Tugend, die bloß von der Gesinnung aus regiert, bringt die fürchterlichste Tyrannei mit sich.» Der gute alte Hegel.

    Deswegen, liebe Anywheres, stay wherever you like, aber lasst uns arme kleine Somewhere-Würmchen in Ruhe unsere Gärten pflügen und Kartoffeln knabbern.

    Was machen die guten Anywheres wenn ihr Job auf der Dispositionsliste von KI steht? Zu Somewheres werden?

    Die Volatilität der Egos.

    • @shantivanille:

      "Vermutlich geht es den meisten Frauen im Erzgebirge und ähnlich geprägten Gegenden besser als in Neukölln"

      Richtig, richtig. Deshalb verlassen auch so viele junge Frauen die Region, dass es dort einen Männerüberschuss von bis zu 25% gibt, gell?

      • @Kaboom:

        Den Männerüberschuss gibt es auch in Neukölln.

    • @shantivanille:

      Guten Abend shantivanille,



      herzlichen Dank für die mutigen Ausführungen. Leider bekommt man dann schnell Beifall von der falschen Seite, dennoch ist es notwendig diese Problematiken zu beschreiben. Ich habe ihren Text mehrfach lesen müssen und mir zuerst die zugrundeliegenden Konstrukte von somewheres und anywheres erarbeiten müssen. Ich vermute dass ihre abstrakten Formulierungen notwendig sind damit Ihnen nicht Hass und Hetze in Reinform entgegenprasseln.

      • @Philipp Lobinger:

        Die "Somewheres" und "Anywheres" geistern schon seit einer Reihe von Jahren durch das linke Politwissenschaftsbusiness, was am ehesten dann Mittel bekommt wenn es auf solche Themen fixiert bleibt.

        Deswgen ist die Soziologie aktuell auch zu einer sterbenslangweilen Ödnis geworden. Schade drum.

        Nett für gewisse Anywheres-Egos, die da ein neues Kastensystem etabliert haben, was jedoch ideologisch extrem löchrig ist und längst auf dem Zahnfleisch läuft.

        Tja, die richtigen und die falschen Seiten.

        Da verhalte ich mich wie Seiltänzer, die immer wieder ausbalancieren müssen um in der Mitte zu bleiben.

        Leicht linkslastig, doch ganz gewiss nicht "Die Linke".

        • @shantivanille:

          Danke für die Hinweise. Vermutlich sind Sie mit dem Bereich der Soziologie beruflich verbandelt? Oder gehört das einfach zum Handwerkszeug um Gesellschaftskritik und Gesellschaftsanalyse betreiben zu können. Das ist eine ehrliche Frage. Und nun eher noch was Kalauriges, was ich gerne mache bei zu überkomplexen Themen, die bei mir Komplexitätskomplexionen auslösen: was ergibt nun die Synthese von Anywheres und Somewheres?

          • @Philipp Lobinger:

            "Was ergibt nun die Synthese von Anywheres und Somewheres?"

            Gibt es nicht.

            Die Anywheres wurden übrigens mal hervorragend von Wagenknecht in "Die Selbstgerechten" beschrieben.

            Wie diese die soziale Marktwirtschaft zugunsten eines neoliberalen Systems abbauten.

            Schade um Wagenknecht. Ihr Buch war die beste Gesellschaftsanalyse der letzten 20 Jahre, ich hätte sie gewählt.

            Außenpolitisch ist mir ihre Russland-Sympathie jedoch sehr suspekt, und ihre ablehnende Haltung gegenüber Israel kann ich nur als Antisemitismus interpretieren.

            Daher, nein danke.

  • „Rolf Pohl, Sozialpsychologe an der Universität Hannover, betrachtet Rechtsextremismus, Autoritarismus und Antifeminismus als Resultate einer gekränkten Männlichkeit.“

    Der Autor Rolf Pohl „Feindbild Frau – Männliche Sexualität, Gewalt und Abwehr des Weiblichen“? Das allerdings ist ein umfangreiches, gut recherchiertes und ausgearbeitetes Werk, dass ich jedem enttäuschten Kommentierenden, dem hier zu wenig Kartoffeln in der Suppe sind, wärmstens empfehlen kann.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Guten Tag Lou Andreas-Salome,



      (wie geht denn der Accent?)



      vielen Dank für den Literaturhinweis. Den muss ich zuerst durchdringen um dann auf Auweioweiniveau mithalten zu halten. Beide von Ihnen scheinen mir sehr intelligent zu sein und auch sehr intellektuell. Da muss ich noch einiges nachholen um dann hoffentlich einigermaßen mithalten zu können. Was mir auf jeden Fall sehr gut gefällt sind ihre jeweiligen rhetorisch sehr bewanderten Raffinessen und ihre mir leider noch überlegene Bildungstiefe.

      • @Philipp Lobinger:

        Den ´ setzen Sie vor dem e, dann kommt der ´ aufs e:

        é Voilà 😀

        Ich schätze, es reicht einfach eine unglaubliche Leseratte zu sein, aber wenn Sie sich wirklich fürs Thema interessieren, kann ich noch „Backlash - Die neue Gewalt gegen Frauen“ von Susanne Kaiser empfehlen.

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Die meisten Kartoffelsorten tragen Frauennamen.

      Und sind in diesem Sinne als Ode an die Frau gedacht.

      Kartoffelig aber liebevoll. Kartoffeln sind gut für das Herz.

      Mochten Sie den "kleinen Hobbit"?

      • @shantivanille:

        Dabei fällt mir doch noch ein, Unwetter hatten früher auch Frauennamen und das war sicher nicht als Verehrung gedacht 😉

        • @Lou Andreas-Salomé:

          Im Hinduismus gibt es für solche Fälle die Göttin Kali. Hochverehrt.

          So auch Shakti.

          • @shantivanille:

            Stimmt, wobei Kali meiner Erinnerung nach das dunkle Gegenstück zu Shakti war, und Shakti wiederum ein zusammengesetztes Konzept aus mehreren weiblichen Gottheiten darstellt, die den jeweiligen männlichen Göttern gegenüber gestellt sind. Die Hindus haben’s nicht leicht, für jeden Tag des Jahres eine*n andere*n Gött*In 😀

    • @Lou Andreas-Salomé:

      Was Sie bzw. Thomas Gesterkamp zu Rolf Pohl zitieren bzw. resümieren, ist für mich (und vermutlich sogar für die meisten taz-Forist*innen) eine reichlich banale Erkenntnis(suppe). In meinem Fall habe ich sie spätestens seit den 80er Jahren nach der Lektüre der 1000 Seiten der "Männerphantasien" von Theweleit verinnerlicht. Insofern bin ich wohl ein Enttäuschter, wie Sie sagen.

      Aber aufgrund der hier populärwissenschaftlich verhökerten "Kartoffeln" komme ich mir (als älterer Leser) ziemlich veralbert vor - und habe dem halt in ironischer Form Ausdruck gegeben, zumal eine sachliche Kritik sicher nicht unter 5000 Anschlägen zu machen wäre... Und ich habe, als schon das 1200-Limit bedrohlich nahte, nur noch am Rande "sozialpsychologische Gäste" erwähnt - ohne sie weiter angreifen zu wollen.

      Meine Kritik gilt jedoch der Art, wie im vorliegenden Artikel "alte Kartoffeln", neu aufgewärmt und mit modernem Dressing, unters Leservolk gebracht



      werden. Das schmeckt mir nicht.

      Oder anders gesagt: Um zu erkennen, dass die AfDler mit ihrer aufgesetzten Pseudomännlichkeit waschechte Spießer sind, dazu bedarf es doch nicht erst der Schriften Adornos! (Eher schon:



      Glaser, Spießer-Ideologie...).

      • @Auweiowei:

        Jedem Tierchen… na Sie wissen schon. Gesterkamps setzt leider erst beim Nationalsozialismus an, während Pohl beim Urschleim beginnt, ich bin immer gern etwas gründlich 😉 Wo jede*r ansetzt bleibt selbst überlassen, Hauptsache es wird auch wirklich in Materie eingetaucht und nicht in Foren rumgetrollt. Ich wollte selbstredend niemand zu nahe treten, ich schätze jeden Hauch von Ironie und an sich versteh ich die Enttäuschung. Auch ich frage mich bei manchen taz Artikeln, warum, wozu oder was sie eigentlich aussagen wollen. Erst kürzlich referierte ein Autor zu ein und demselben Thema zweimal innerhalb von 2,5 Stunden aber meine Frage nach der Notwendigkeit wurde leider von der Redaktion weggecancelt von daher seien Sie froh, dass Sie kritisieren und stattfinden dürfen.

        • @Lou Andreas-Salomé:

          Ich möchte Ihnen für Ihre Worte danken, die ich sehr zu schätzen weiß. Zugleich ist es wohl zu bedauern, dass ich (unsicher zwar, ob ich mich angesprochen fühlen sollte...) glaubte, die "Kartoffelsuppe" sei mir persönlich eingebrockt worden - vielleicht ein letzter Reflex verletzter 'm'-Eitelkeit?



          Nun, auf der anderen Seite bin ich, wie schon das Pseudonym verrät, gerne als Ironiker oder Satiriker unterwegs (weil ich in dieser immer verrückteren Welt mir nicht anders zu helfen weiß) und mache mir damit wenig Freunde unter Forist*- und Moderator*innen. Letztere haben aber wohl auch keinen sehr bequemen Job.



          So oder so, ich war schon ein paarmal so weit zu sagen: Wozu tu ich mir das denn noch länger an? (Bin 80+)



          Aber zu schweigen ist am Ende doch keine Alternative!

          • @Auweiowei:

            Gehaltvolles fehlte vielen daher mein Buchtip, durch den sich keiner persönlich angegriffen fühlen sollte. Da ich Zynismus für das einzig wahre (Über-) Lebenselixier halte, trifft Ironie auf fruchtbaren Boden & kenne ich die Bedenken. Als Frau 80- 😉 und mit weniger privilegierten Grundvoraussetzungen als die andere Hälfte der Weltbevölkerung, blicke ich natürlich aus einer anderen Perspektive auf die Gesellschaft & vertrete (nicht selten vehement) Standpunkte, die der Moderation bestimmt oft übel aufstoßen – geschweige denn vielen männlichen Foristen 🤭 Anderseits kann auch ich nicht schweigen & sage mir, dass wird die kritische, freie TAZ, die sich gegen Diskriminierung und für Verteidigung von Menschenrechten einsetzt, doch hoffentlich aushalten 😊🐾 Es darf halt auch nicht vergessen werden, dass im Rahmen des DSA (DigitalServiceAct) weitgreifende Untersuchungen zu Tage gefördert haben, dass Frauen und ihre Meinungen ohnehin schon viel zu selten im öffentlichen Diskurs stattfinden. Daher brennt mir immer das ♥️, wenn ich um jeden Satz ringen muss, während irgendwelche Trolle trumpesken Irrsinn in den Kommentaren verbreiten. Der Dank geht also Retoure für einen angenehmen Dialog.

      • @Auweiowei:

        Sehr geehrter Herr Auweiowei,



        vielen Dank für den Literaturhinweis.



        Ab 02. Oktober 2025 ist Theweleits epochales Werk "Männerfantasien" wieder verfügbar mit einem langen Nachwort des Autors ergänzt. Habe das Werk noch nicht gelesen, aber es scheint angesichts der neueren Entwicklungen wiederum hoch aktuell zu sein.

        • @Philipp Lobinger:

          Lieber Herr Lobinger,

          danke für Ihr Interesse! Die Neuauflage, zumal mit dem Nachwort des Verfassers, ist sicher lesenswert.

          P.S.



          Die förmliche Anrede (... Herr A.) dürfen Sie weglassen oder auf "Lieber Herr" reduzieren, einfach weil mein Pseudonym, im fränkischen Tonfall, ungefähr soviel wie "Ogottogott!" bedeutet.



          (Es dient als Hinweis, dass meine 'Beiträge' oft so etwas wie 'Zwischenrufe' oder 'listige Widerreden' sind bzw. sein sollen.)

  • Seit langem schon leide ich unter einer Phobie - an Populärwissenschaftlichem. Inzwischen reagiere ich allergisch auf Soziopolitisches: Es läuft stets so, dass altbekannte Kriterien helfen, Kontrastprogramme abzustecken (als ob es um ein Backrezept ginge):

    Man nehme viel "gute alte Zeit", einige Unterschiede O < > W + Stadt < >Land, und vermenge sie mit Antifeminismus, Patriarchentum und Romantisierung. Alles gut schütteln, bis sich genug Provinzialität à la Adorno gebildet hat. Etwas breitgeklopft bilden sich Rückständigkeiten, die gerne von Rechten verwendet werden.



    Den Teig lockern, ehe er aufs Blech kommt: "Umgekehrt leben selbstverständlich auch in Kleinstädten und Dörfern Menschen, die diese Vorbehalte nicht teilen." (Zu meinem Glück, denn ich lebe ja auf dem Land!)

    Bitte noch ein paar exotische Gewürze zugeben: Some- and Anywheres aus "vormoderner Ländlichkeit" [à la J.-J. Rousseau?] - und alles verdeutschen zu "Heimat" (wenn das auch "leider nicht besonders aufschlussreich" ist -erzgebirgliche Toleranz versus "heteronormative Geschlechterordnung"...

    Schließlich bleibt mir der erste Bissen im Hals stecken, noch bevor ein paar sozialpsychologische Gäste zugreifen können.

  • Ergo:



    Nichts genaues weiß man nicht.

    Als wär die (menschliche Gedanken-)Welt so einfach zu erklären ...

  • "... behandeln in ihrem gerade erschienenen Buch ein bislang wenig untersuchtes Forschungsfeld. "

    Die hier referierten pauschalisierten Aussagen sind doch nicht wirklich neu, oder? Was daran ist also wenig untersucht?

    Antifeminismus und Provenzialität wird historisch angerissen, aber die Historie ist viel vielfältiger als das man es pauschal abhandeln könnte. Da sind unbedingt Details und Bezüge gefragt.

    Am Besten ist aber der Absatz "Ergebnisse des Projekts [....] sind leider nicht besonders aufschlussreich. "

    Deshalb werden sie auch nicht weiter beschrieben? War das Projekt nicht sinnvoll?



    Und auf was bezieht sich das "leider"? Entsprachen die Ergebnisse nicht den Erwartungen? Wurde mit vorgefertigten Meinungen in eine Studie gegangen? Gibt es vielleicht so manches Konstrukt nicht?

    Es bleiben also mehr Fragen als Antworten.

  • Liebe Hedele und Farmer,



    bitte den Text nochmals genau lesen, lohnt sich (diesen oberlehrer:innnenhaften Duktus darf man sich ob des oberflächlichen Kommentierens erlauben). Es geht nicht um die Diffamierung von Heimat, von Provinz sondern um ein Tiefenverständnis des neuen Antifeminismus von dem selbstverständlich auch die weiblichen Gegenparts nicht ausgenommen sind. Herzlichen Dank an Herrn Gesterkamp.

    Mit respektvollen Grüßen

  • Was für eine Fremdwörterwolke, um "Wissenschaftlichkeit" zu markieren!



    Und wenn einfach selbstbestimmt denkende junge Frauen nun einmal häufiger mobil in die Stadt/in den Westen ziehen als eher Traditionelle und als junge Männer, wie Statistiken nahelegen? Und das schon viel erklärt?

  • An dieser Form der Spaltung der Gesellschaft stimmt etwas nicht. Bei der AfD wehren wir uns gegen Rassismus, Antifeminismus, Schwulenhass, Demokratiezerstörung und Totalitarismus. Nur weil jemand den Heimatstil dem Bauhaus vorzieht, Blasmusik statt Jazz hört, Heurigen statt Matetee trinkt, ist er noch kein Nazi und Frauenhasser. Man kann sehr wohl konservativ und Demokrat sein. Wir müssen die Räume für unsere Demokratie weiten und nicht verengen. Für mich sind ein wichtiges Element hierfür die Kirchen, die es in jedem Dorf gib. Menschenhass verträgt sich, bei aller Heuchelei, nicht mit ihren Mauern.

    • @hedele:

      Kirchen assoziieren viele Menschen unweigerlich mit Gewalt, Unterdrückung und den tausenden von Todesopfern, schon allein durch die erbarmungslosen Kreuzzüge.

    • @hedele:

      Keiner hat gesagt, dass Heuriger, Blasmusik und Heimatstil mit Nazitum gleichzusetzen ist. Allerdings sollte vielleicht nicht jedem, der derlei Dinge nicht mag, vorgeworfen werden, er würde genau dies tun.

    • @hedele:

      Dee Kark? Mach Bosse!

      Wie sagte großes Bruderherz von Downunder am Telefon als von der an sich handfesten Großtante nicht nur allang ehr feines Hus am Riesebusch kirchlich weggefunden! Nee ook dat familienbekannte Testament abhanden war!



      Paster Arzt/Afteiker Lehrers - Kirche im Dorf lassen! Gaa mi aff gaa mi loos!



      Nicht umsonst der härteste norddütsche Fluch “is ja kein tonn katolsch warrn!“



      SH - ländlich geprägt braun bis auf due Knochen & dabei (keine Meldepflicht bei den Tommys) blieb es einschließlich de Kark bis gut in die 70er •



      (Durch die Nazi-“Literartur“ tankte ich mich als Jugendlicher auf den Höfen der Altvorderen



      Das - Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei“ Joesph Goebbels



      Joseph. Goebbels



      Vom Kaiserhof zur Reichskanzlei. Eine historische Darstellung in Tagebuchblättern (Vom 1. Januar 1932 bis zum 1. Mai 1933) [2. Auflage



      ließ ich mitgehen!

      “Dee Kaark??! “ Nich to glööben un rein tonn katolsch warrn •

      • @Lowandorder:

        Hier mal Nordkirche in medias res



        www.nordkirche.de/...r-ns-vergangenheit



        Erfreulich - “dat hett ever wat duert!“ • & zu der Allseeligmachenden reicht es Kardinal Meißner zu zitierren! Newahr



        “Ein Paar von euch sind mir lieber - als drei von denen!“



        Normal

        Na Mahlzeit

        • @Lowandorder:

          Okay, danke. Ich habe es ehr ernüchtert gelesen.

    • @hedele:

      Natürlich kann man konservativ und Demokrat sein. Aber von denen hört man nichts mehr im Kampf um unsere Demokratie.

      • @Andreas J:

        Mein Schwiegervater ist Stadtratsmitglied in Sachsen. Ich würde ihn als liberal/konservativ bezeichnen ("konservativ" im Erzgebirge und in Berlin bedeutet übrigens etwas anderes).

        Bei jeder Gesprächrunde unter Bekannten, bei jeder Stadtratsitzung und dem dazugehörigen Quatsch der AfD-Fraktion, bei jedem Smalltalk in der Innenstadt, bei jeder Feier muss er sich mit diesem Mist herumschlagen und sich von "besorgten Bürgern" anhören, dass die Altparteienpolitik ja zu nichts führt. Jeder freundliche Mensch kann im nächsten Augenblick anfangen über Ausländer zu wettern. Der hat deutlich mehr Gegenwind als ich junger "Großstadtlinker". Der verteidigt am Samstagmorgen beim Bäcker mit einem flotten Spruch die Demokratie. Ich denke es gibt viele Menschen, die sich als koservativ bezeichnen würden aber eine klare Haltung zum Menschenhass haben. Und ich denke, dass es sehr auf diese Menschen ankommt.

        • @drum:

          Sehr gut geschrieben! Es kommt nur auf die an! Die Blase die sich schon mit Keywords gegenseitig das Richtige oder wahlweise Falsche versichern kann, bewegt gesellschaftlich gar nix. Weil Zement gar nix beweglich machen kann, schon gar nicht in den Köpfen.

  • Nach dem Absatz: "In ländlichen Regionen finden diese Geisteshaltung bessere Voraussetzungen. Doch in den Metropolen und besonders an ihren peripheren, oft unterprivilegierten Rändern kann es ebenfalls große Ressentiments etwa gegen Geflüchtete oder gegen Feminismus und weibliche Emanzipation geben. Umgekehrt leben selbstverständlich auch in Kleinstädten und Dörfern...." , habe ich aufgehört zu lesen.



    Wenn hier schon analysiert werden soll, dann machen Sie doch bitte erst mal eine für den Text geltende Begriffsbestimmung und halten sich dann auch daran. Ländlicher Raum, Provinz, Kleinstadt.... ich kann nur annehmen Berlin, Köln, Frankfurt, München, jeweils das Zentrum. Die anderen ca. 70 Mio die hier im Lande leben, die sind dann der Rest. Neulich in der TAZ: Provinzstadt Freiburg, Provinzmetropole Leipzig und so....schon klar.



    So gesehen ist dann jede Analyse einfach, möglichst hohe Flughöhe und dann mit dem groben Kamm einmal übers Land. Nicht gut!