Anschläge auf „Programm-Schänke“: Unter Druck
Das Bajszel in Berlin-Neukölln hat sich dem Kampf gegen Judenhass verschrieben. Seit Monaten attackieren Hamas-Freunde die Kneipe, verbal und tätlich.
E in Besucher warnt im Internet vor dem Lokal: „Extrem feindliche Atmosphäre“. Ein anderer schreibt von „unappetitlichem und schlechtem Essen“. Ein Dritter beschwert sich darüber, dass die Betreiber „schreckliche politischen Ansichten“ vertreten würden. Stehen da etwa, fettige Bockwurst servierend, kahl geschorene Neonazis hinter der Theke, und das mitten im hippen Berlin? Schließlich, so eine weitere über die Gaststätte geäußerte Bewertung, seien da Deutsche am Werk, die über „Antisemitismus“ sprechen würden, aber Juden keine Chance gäben, das Wort zu ergreifen.
Das mit den Neonazis ist die falsche Fährte. Es geht bei diesen orchestrierten Negativbewertungen um etwas anderes. Eine Person, die sich „Cecilia Pedersen“ nennt, bringt die Sache auf den Punkt. Sie habe, so schreibt sie, in der Gaststätte eine „unhöfliche, ungemütliche zionistische Atmosphäre“ erlebt. Was eine „zionistische Atmosphäre“ ist, erklärt sie nicht. Es muss auf jeden Fall etwas sehr Unangenehmes sein. Und es hat zweifellos mit Juden und Israel zu tun. Auch mit Antisemitismus? Ja, aber einem Judenhass, der es nicht bei Schmähungen im Internet belässt.
Erst vor wenigen Tagen, in der Nacht zum 30. Oktober, versuchten Unbekannte mit einem Pflasterstein eine Scheibe des Lokals zu zerstören. Dort, wo der Stein die Scheibe traf, sind jetzt sternförmige Risse zu erkennen. Doch das Glas hat gehalten – wieder einmal.
Gut einem Monat zuvor kam es schon zu einem versuchten Brandanschlag. Eine Nachbarin habe damals am frühen Morgen ein Geräusch gehört, erzählt Alexander Carstiuc, einer der drei Betreiber der Kneipe. Dann habe sie Menschen gesehen, die ein Feuer in einem Behältnis entzündeten und offenbar mit einem Hammer versuchten, eine der großen Fensterscheiben einzuschlagen, um den brenneden Behälter in die Gaststätte zu werfen. Die Türschlösser hatten die Angreifer zuvor verklebt. Der Angestellte, der in der Kneipe übernachtete, war damit eingesperrt. Doch die Fensterscheiben aus Sicherheitsglas hielten dem Angriff stand. Die Personen entkamen, bevor die alarmierte Polizei eintraf.
Die Betreiber sind sich einig: Das war ein Mordversuch. „Es rettete uns nur das Sicherheitsglas“, sagt Kneipenfrau Andrea Reinhardt.
Die Betreiber kommen aus der Antifa-Szene
Willkommen im Bajszel, einer Kneipe ohne Gourmetallüren. Gelegen tief in Neukölln an einem kleinen Platz, wo sich zwei Straßen in spitzem Winkel treffen. Graue und braune Altbauten links und rechts, der S-Bahn-Ring direkt dahinter, Kleinpflaster auf den Gehwegen, spielende Kinder auf der Straße. Dies hier ist keine Reiche-Leute-Gegend, auch wenn die Gentrifizierung auch diesen Teil Berlins längst erreicht hat.
Vor dem Bajszel steht heute ein Polizeiwagen, aber das tut er nicht immer. Hinein in die Stube mit der geschwungenen Bar. Essen ist Geschmackssache, heißt es. Nicht anders verhält es sich damit, ob man ein Lokal besonders nett oder grässlich findet. In diesem hier gibt es vier Sorten Bier vom Fass. Und Schmalzbrote. Hingesetzt an einem der einfachen Holztische. An den Fenstern lehnen Bücher vom Adorno bis hin zu Reiseführern. An den Wänden hängen Plakate. An der Theke steht Andrea Reinhardt. Wer ein Getränk will, muss zu ihr kommen.
Das vor zweieinhalb Jahren eröffnete Bajszel sei keine ganz normale Kneipe, erklärt die 34-Jährige mit dem Kurzhaarschnitt, nachdem sie sich einen Stuhl genommen hat. Genauso wie sie keine ganz normalen Kneipenbetreiber seien. Das Bajszel ist ein Projekt.
Alexander Carstiuc, mit schwarzem Hut auf dem Kopf, 45 Jahre alt, setzt sich dazu. Beide haben studiert und kommen aus der Antifa-Szene. Und beide stören sich an dem einfachen Weltbild derer, die Israel grundsätzlich verdammen, aber die Hamas für ihre Taten feiern. Die „Palestine will be free“ rufen, aber keine Empathie für die Opfer des Massenmords vom 7. Oktober 2023 entwickeln. Die ganz genau wissen, was Juden zu tun und zu lassen haben, aber den Staat Israel ablehnen. „Kapitalismuskritik kann antisemitisch sein. Auch Linke machen diesen Fehler“, sagt Reinhardt. Auf der Theke liegen Aufkleber zum Mitnehmen, „Fight Terror. Stand For Democracy“ steht darauf oder „Berlin gegen Antisemitismus“.
Das Bajszel ist nicht nur eine Schänke, sondern macht auch Programm, im großen Hinterzimmer. Da geht es viel um Antisemitismus und Israel, aber nicht nur. Als Propaganda abtun lassen sich diese Abende nicht. Eher sind es Ausflüge der Wissenschaft an eine Theke. Der emeritierte Osteuropa-Historiker Karl Schlögel spricht demnächst über Russland, die Ukraine und die Wahlen in den USA. Letztens kam Martin Cüppers, auch er ein renommierter Historiker. Er hat über den Mufti von Jerusalem geforscht, einen islamischen Hetzer, der im Zweiten Weltkrieg bei Hitler in Berlin Dauergast war.
Hamas-Dreiecke an der Hauswand
An so etwas zu erinnern mag nicht jedem gefallen in Neukölln, dem Berliner Stadtteil, in dem Islamisten am 7. Oktober 2023 anlässlich des Hamas-Terrors Süßigkeiten auf der Straße verteilten. Und so geriet die Kneipe in den Fokus von Israelhassern und Antisemiten. Es gab da nicht nur den versuchten Brandanschlag. Andrea Reinhardt und Alexander Carstiuc können eine lange Liste an Vorfällen aufzählen. Es habe schon im September vergangenen Jahres begonnen, als ungeladene Gäste versucht hätten, eine Veranstaltung zur Staatsgründung Israels zu sprengen. Es habe sich fortgesetzt mit Pöbeleien, abgerissenen Plakaten, Boykottaufrufen, mit antiisraelischen Parolen an den Außenwänden und immer wieder mit nach unten gerichteten roten Dreiecken an den Schaufenstern, manche riesengroß. Es ist das Symbol der Hamas für gegnerische Objekte.
„Wir wurden zum Feind gemacht“, sagt Reinhardt. Dann blickt sie sichernd zur Seite in Richtung Eingangstür. Auch Carstiucs Blick geht immer wieder für Sekunden in diese Richtung, so als erwarte er den nächsten Überfall. Man kann so etwas Psychoterror nennen, gipfelnd in einem Mordanschlag. Mit solchem Druck muss nicht nur das Bajszel umgehen.
Joel hat lange überlegt, ob er in diesem Text mit seinem Nachnamen auftauchen soll. Er hat sich letztlich dagegen entschieden. Joel studiert Philosophie an der Berliner Humboldt-Universität, und im Unterschied zu den Betreibern des Bajszel ist er Jude. Nach dem 7. Oktober sah er sich einer Flut von Hamas-freundlichen Parolen in der Uni gegenüber. Er begann damit, die geschmierte Hetze in den Herrentoiletten zu übermalen. Es war ein Akt der Hilflosigkeit. „Ich fühlte mich sehr alleine“, sagt er. Ein Seminar, das er besuchte, habe sich für antizionistisch erklärt. Und er habe da drin gesessen und nichts gesagt.
Auch an den NS-Gedenkstätten und Museen hat sich seit dem 7. Oktober einiges geändert. Zuerst habe da nur „Free Palestine“ im Gästebuch des Hauses der Wannseekonferenz gestanden, berichtet Pressesprecher Eike Stegen. Die Villa am Berliner Wannsee ist der Ort, an dem führende Nazis Anfang 1942 die praktische Durchführung des Holocaust besprochen haben. Dann schrieb ein Mann an die Leiterin der Gedenkstätte Deborah Hartmann, dass „die jahrzehntelang gelebte Juden-Verhätschelung in diesem Land endlich fallen“ würde. „Sie spüren den Wind des Wandels, der durch dieses Land weht“, erklärte der Mann und erwähnte die Studentenproteste.
Gedenkstätten berichten von Hassbotschaften
Aus anderen Teilen Deutschlands wird Ähnliches berichtet. In der Gedenkstätte Sachsenhausen in Brandenburg mussten sie die Gästebücher austauschen, weil sie voll waren von antiisraelischen Hassbotschaften. Im früheren Konzentrationslager Buchenwald in Thüringen klebten Unbekannte ein Porträt des Gedenkstättenleiters Jens-Christian Wagner auf eine Stele in Erinnerung an den Todesmarsch der Häftlinge. Jörg Skriebeleit von der Gedenkstätte Flossenbürg in Bayern berichtet, dass Unbekannte Teile aus dem Krematorium des früheren KZ gestohlen haben. Fast jeder, der beruflich etwas mit der Aufarbeitung der Nazi-Geschichte zu tun hat, erzählt Ähnliches. Die von den Institutionen gestellten Anzeigen versanden in aller Regel.
Der Philosophiestudent Joel von der Berliner Humboldt-Universität hat keine Anzeige gestellt. Ihm hat etwas anderes geholfen. Er gründete zusammen mit jüdischen Freunden eine Gruppe. „So etwas gab es vorher an der Uni nicht“, sagt er. Anfangs seien sie nur zu dritt gewesen, inzwischen schon 15 Personen stark. Sie hätten erste Aktionen gemacht. Und auch wenn ihre Plakate zur Verteidigung Israels und gegen Antisemitismus nach wenigen Minuten schon wieder abgerissen worden seien, so habe es doch ihr Selbstbewusstsein gestärkt. „Wir werden ernst genommen“, sagt Joel.
„Wenn es solche Gruppen gibt, fühlt man sich nicht mehr so allein“, bestätigt Nicole Pastuhoff. Sie leitet den Jüdischen Studierendenverband in Nordrhein-Westfalen, ist aber in Berlin zu Gast, um auf einer Veranstaltung des Vereins Democ zu sprechen.„Niemand fühlte sich für unsere Probleme verantwortlich“, beklagt Pastuhoff. Man dürfe aber nicht zum Bittsteller werden – und schon gar nicht als Experte für Antisemitismus herhalten, nur weil man selbst jüdisch ist.
Eigentlich hätte die Democ-Tagung in Berlin-Kreuzberg stattfinden sollen. Doch Sorgen um die Sicherheit der Teilnehmer zwangen kurzfristig zum Umzug in Räume der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Stattgefunden hat das Treffen also trotzdem.
Auch die Betreiber des Bajszel in Neukölln haben sich dazu entschlossen, sich nicht in ein Mauseloch zu verkriechen, sondern die Offensive zu suchen. Nach dem versuchten Brandanschlag gingen sie an die Medien. Sie versteckten ihre Namen nicht, suchten Verbündete. Reinhardt und Carstiuc beklagen, dass die Polizei anfangs nur halbherzig ermittelt habe und dass Beweismittel weggeworfen worden seien. Auch jetzt sei der Schutz der Kneipe immer noch unzureichend.
Es kommen mehr Gäste, nicht weniger
Darüber und über die Details ihrer Ermittlungen möchte die Polizei keine Auskunft geben. Es sei schon „sehr seltsam“, als Linke mit der Polizei zu kooperieren, meint Andrea Reinhardt. Alexander Carstiuc erinnert sich, welch negative Erfahrungen er als junger Antifaaktivist einst in seiner bayrischen Heimat mit der Polizei gemacht hat. Doch jetzt sei das staatliche Gewaltmonopol zweifellos besser, als Anschläge einfach hinzunehmen oder, schlimmer noch, das Handtuch zu werfen.
Die Schmierereien an den Hauswänden des Bajszel haben nach dem Brandanschlag nicht aufgehört. Aber deswegen sind nicht weniger Leute gekommen. „Es kommen viele neue Gäste“, sagt Reinhardt. Mehr als 300 Menschen demonstrierten am Tag nach dem Brandattentat vor der Kneipe. Eine Angestellte habe aus Furcht gekündigt, doch dafür seien mehr als zehn Bewerbungen auf den Job eingegangen, erzählen die beiden am Kneipentisch.
Mitte Oktober sitzt auch Martin Hikel am Kopfende eines langen Tischs im Bajszel, um ihn herum die Kneipencrew und ihre Freunde. Der Bezirksbürgermeister von Neukölln und Berliner SPD-Vorsitzende ist gekommen, um den Betreibern seine Solidarität zu versichern. Er sei dankbar, dass es das Bajszel gebe, sagt er. Dann sind die so Gelobten dran. „Beängstigend“ sei die Situation, sagt eine junge Frau. „Ich habe wirklich Angst“, erklärt eine andere. Eine dritte Frau bekennt, aus Neukölln fortgezogen zu sein. Bürgermeister Hikel hört erst einmal nur zu.
Die Tür geht auf, ein Mann schaut herein. „Alles gut?“, fragt er. „Alles gut“, lautet die Antwort. Die Tür schließt sich wieder.
Eine Frau am Tisch erzählt von einem Vater, der mit seinem Kind an der Kneipe vorbeigekommen sei. Das Kind habe in den Laden gewollt, vielleicht um ein Eis zu essen. „Ne, das sind die Zionistenschweine“, habe der Vater gesagt und sei weitergezogen. Das Verhältnis zu den arabischen Nachbarn im Haus habe sich verändert, sagt Alex Carstiuc.
Resolution des Bezirksparlaments Neukölln
Wenn es um konkrete Hilfen geht, so stellt sich an diesem Abend heraus, sind die Möglichkeiten eines Berliner Bezirksbürgermeisters arg begrenzt. „Wir tun was. Aber es ist echt nicht einfach“, sagt Hikel. Für Schulbildung ist er nun mal nicht zuständig und auch nicht für Polizei und Feuerwehr. Hikel verspricht, Kontakte herzustellen, für den Laden zu werben. Die Kneipenrunde ist ihm für seine Ehrlichkeit dankbar.
„Unlautere Verknüpfung“
Ein paar Tage später verabschiedet das Neuköllner Bezirksparlament eine Resolution. Die Bezirksverordnetenversammlung verurteilt „stellvertretend für alle antisemitischen und antiisraelischen Übergriffe und Gewaltakte die Angriffe auf die Programmschänke Bajszel“, heißt es darin. Und weiter: „Solch ein Exzess reiht sich in Entwicklungen ein, bei denen Hebräisch sprechende Menschen angegriffen wurden, auf Demonstrationen das Existenzrecht Israels negiert wird und offen Terror unterstützt wird.“
Der Neuköllner Linke-Fraktionschef Ahmed Abed, der sich in der Gaza-Solidaritätsbewegung engagiert, sagt, dass die Linksfraktion selbstverständlich die Gewalt gegen die Kneipe verurteile.
Abed war im September 2023 anwesend, als Protestierende versuchten, im Bajszel eine Versammlung zu sprengen. Dort war eine Broschüre mit dem Titel „Mythos Israel 1948“ vorgestellt worden, die nach Abeds Ansicht „einseitige Darstellungen bis hin zu geschichtsfälschenden Aussagen enthält“.
Der Neuköllner Bezirksverband der Linken gilt als Hort eines Parteiflügels, der formal Antisemitismus ablehnt, aber immer dann, wenn Judenhass ganz konkret von links oder von muslimischer Seite thematisiert wird, zum Radiergummi greift. Im Bezirk ist auch Genosse Ramsis Kilani zu Hause, der das Pogrom vom 7. Oktober als „Widerstand“ gegen eine „zionistische Siedlerkolonie“ verharmlost. Dabei lebten die Angegriffenen des 7. Oktobers auf israelischem Kernland und nicht in besetztem Gebiet. Gegen Kilani soll mittlerweile ein Parteiausschlussverfahren eingeleitet worden sein.
Die Polizei findet die Täter nicht
Am Kneipentisch möchten Andrea Reinhardt und Alexander Carstiuc nicht darüber spekulieren, wer die Angreifer auf das Bajszel sind. Sie wissen es nicht. Und auch die Polizei tappt bei ihren Ermittlungen offenbar im Dunkeln. Die Staatsanwaltschaft hat im Oktober die ersten Verfahren schon wieder eingestellt. Es seien keine Tatverdächtigen bekannt geworden und es habe auch „keine Ermittlungsanhalte gegeben“, heißt es zur Begründung.
In der Nacht zum 30. Oktober, flog erneut ein Pflasterstein auf das Bajszel. Es war 3 Uhr nachts, zwei Gäste befanden sich noch im Lokal, Andrea Reinhardt war gerade dabei, aufzuräumen. Sie hörte einen dumpfen Knall, sah die beschädigte Scheibe, rannte zur Eingangstür. Doch draußen war niemand zu sehen. Auch einer der Gäste, der die Umgebung absuchte, fand nichts Verdächtiges. Die Polizei kam zu spät.
Dafür prangt jetzt erneut ein großes rotes Hamas-Dreieck an der Fassade. Der Pflasterstein war so groß, dass er nicht in eine der Tüten passte, in die die Polizei verdächtige Gegenstände vom Tatort einsammelt, berichtet Andrea Reinhardt am Tag danach. In der Gegend rund um das Bajszel gebe es solche Pflastersteine nicht.
Sind sie hier jetzt sauer auf Bürgermeister Martin Hikel, weil der zu viel versprochen habe? Reinhardt und Carstiuc schütteln die Köpfe. Der mache einen „sehr guten Job“, sagt Carstiuc. Nur fehlten ihm halt die Kompetenzen, um die Kneipe wirklich zu schützen.
Das Gespräch zwischen Andrea Reinhardt und Alexander Carstiuc kreist an diesem Abend danach auch um einen Vorfall, der sich wenige Stunden zuvor am S-Bahnhof Neukölln abgespielt hat, nur etwa 100 Meter vom Bajszel entfernt. Dort flüchtete ein Mann bei einer Personenkontrolle über die Gleise vor der Polizei. Er hinterließ eine Tasche, darin hochexplosiver Sprengstoff, so gefährlich, dass er in der Nähe in einem rasch gegrabenen Erdloch in einem Park zur Detonation gebracht werden musste.
War damit ein Anschlag auf die Kneipe geplant? Oder ist es purer Zufall, dass der Mann in Neukölln aufflog? Niemand weiß es. Andrea Reinhardt hat in der letzten Nacht kaum schlafen können. „Ich mache meinen Job ganz normal weiter“, versichert sie trotzig. Und dass der Steinwurf sie „nicht wirklich überrascht“ habe.
Das Bajszel ist nach dem Anschlag knallvoll. Die Gäste lassen sich nicht abschrecken. „Ja, man steht unter Druck“, sagt Andrea Reinhardt. Aber sie und Alexander Carstiuc denken gar nicht daran, sich zu beugen. Auf die Frage, ob nicht doch eine Situation eintreten könne, die sie dazu zwinge, die Kneipe zu schließen, kommt ihre Antwort wie aus einem Mund: „Never ever.“
Richtigstellung: Die taz hat an dieser Stelle berichtet, dass die Linkspartei einer Resolution des Neuköllner Bezirksparlaments vom Oktober 2024 nicht zugestimmt und der Vorstand erklärt habe, im Text fehle ein Hinweis auf den Antisemitismus von rechts. Stattdessen würden „Einwanderer für ansteigenden Antisemitismus verantwortlich gemacht“ und „pauschal des Antisemitismus verdächtigt“. Die Zitate stammen aus einer Erklärung des Vorstandes vom 1.11.2018 und konnten sich daher nicht auf die Resolution vom Oktober 2024 beziehen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland