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Anreize für das HeizenergiesparenEine Prämie ist überflüssig

Bernward Janzing
Kommentar von Bernward Janzing

Wer klug heizt, kann viel Energie und Geld sparen. Darüber aufzuklären, macht mehr Sinn, als mit Zuckerbrot zu locken oder mit der Peitsche zu drohen.

Wer den Temperaturregler runterdreht, wird spätestens belohnt, wenn die Heizkostenabrechnung kommt Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

A ch, hätte man doch im letzten Winter nur mehr Heizenergie verbraucht. Dann hätte man gute Chancen auf jene Prämie, die sich die Ökonomin Veronika Grimm ausgedacht hat. Sie schlägt einen Bonus vor für jene, die im Vergleich zum Vorjahr am meisten Erdgas sparen. Das wäre dann umgekehrt eine Prämie für die Verschwender von gestern. Denn natürlich hätte in diesem bizarren Wettbewerb niemand eine Chance, der schon zuvor beim Heizen umsichtig agierte.

Der Grimm’sche Vorschlag ist einer, der geradezu ikonisch steht für eine mitunter ins Irrationale abgleitende Aufgeregtheit in der Energiedebatte. Fast täglich poppen neue Ideen zum Umgang mit der Gasknappheit auf. Gut gemeint, aber oft wenig hilfreich. Wie zum Beispiel der von Umweltverbänden repetierte Hinweis, mehr Erneuerbare Energien zu nutzen; er ist immerhin grundsätzlich richtig, aber kurzfristig auch nicht die Lösung.

Ein Vorschlag, wie jener des Chefs der Bundesnetzagentur, die Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern etwas so drosseln, könnte zwar helfen. Doch eigentlich sollte auch ein solcher Schritt gar nicht nötig sein. Denn angesichts der absehbar hohen Heizkosten sollte schon jeder Mieter selbst ein ausreichendes Interesse daran haben, seine Wohnung nicht zu überheizen.

Anstatt nun in den kommenden Wochen und Monaten immer mehr Ideen für staatliche Eingriffe und Programme zu entwerfen, sollte man sich lieber darauf konzentrieren, die banalen Fakten zu kommunizieren. Erstens: Heizenergie dürfte im Winter sehr teuer werden. Das betrifft nicht nur Erdgas, sondern auch die elektrische Wärmepumpe, wenn man sich die Strompreise anschaut, die im Großhandel derzeit bezahlt werden.

Und zweitens: Durch kluges Heizen kann man enorm viel Energie sparen. Das hat lange niemanden interessiert. Alle Energiespartipps verhallten über Jahrzehnte hinweg. Wenn es angesichts der absehbaren Energiekosten mit dieser Ignoranz vorbei ist, würde das allein schon reichen, damit Deutschland gut durch den Winter kommt.

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Bernward Janzing
Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.
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16 Kommentare

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  • Sinnvoll Energie einsparen anstatt kalt zu duschen und zu frieren:

    Eine Hamburger Initiative fordert das Abschalten aller stromfressenden Großwerbetafeln.



    Es wird kritisiert, dass die mehreren Tausend elektrisch betriebenen Werbetafeln in Hamburg schon jetzt so viel Energie wie ein ganzer Stadtteil verbrauchen. So würden für den 24-Stunden-Betrieb eines einzigen zehn Quadratmeter großen sogenannten City Light Boards mehr als 40.000 Kilowattstunden Strom pro Jahr benötigt – in etwa so viel wie für 30 Single-Haushalte zusammen.



    „So viele Duschköpfe können Sie gar nicht auswechseln, um den Strom einzusparen, der dadurch verschwendet wird.“



    Wer ernsthaft das Klima schützen wolle, muss zuerst den Ausbau der stromfressenden Werbeanlagen stoppen.



    Auszug aus einem Artikel aus der MoPo: www.mopo.de/hambur...werbung-verbieten/

  • Ich halte Gebäudebesitzer, die selbst im Sommer bei 35°C den Warmwasserbedarf mit Gas- oder Ölbrenner bewerkstelligen --- schon seit über 20 Jahren für Vollidioten.

    Diese Intelligenzverweigerer darüber aufzuklären, dass man/frau das begehrte Warmwasser schon lange, mit vielen weiteren (klima-)politischen Vorteilen, sehr kostengünstig auch mit PV-Strom oder Solarmodulen bereitstellen kann --- für die reinste Zeitverschwendung.

  • Längst wissen wir daß die alten weissen Männerinnen enbergiesparer par excelence sind und seit 40 Jahren die Zimmertemp abgesenkt und durch einsatz natürlicher Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen die Strahlungswärme erhöht haben. Nun habens also auch die Kinder mitbekommen- und machen das was sie am besten hinrkiegen: FORDERN

  • Ich fasse die aktuelle grüne Politik mal zusammen:



    - wir sollen frieren



    - wir sollen kein/weniger Auto fahren



    - wir sollen kein/weniger Fleisch essen



    - die Kohle bleibt vorerst



    - wir kaufen Fracking-Gas aus den USA.



    - wir liefern Waffen in Krisengebiete



    - wir haben 100 Milliarden für die Armee übrig, aber nichts für Bildung

    Und wenn man bedenkt, dass die Grünen jetzt sogar im Aufwind sind, verstehe ich die Welt nicht mehr.

    Aber: Bald kann man sich Dank Grüne ja die Birne zukiffen, dann hält man den Schwachsinn besser aus.

    • 9G
      93851 (Profil gelöscht)
      @Rudi Hamm:

      Die "Entlastungen" für Mineralölkonzerne, was die Regierung mit ihrer angeblichen Blauäugigkeit klar beabsichtigte, sind ja bekannt. Sie wusste vorher, dass die Konzerne nicht zur Weitergabe an ihre Kunden verpflichtet sind!

      Stattdessen ist es wichtiger, Metallschrott in die Ukraine zu liefern und dort weiter Öl ins Feuer zu gießen.

      Will Herr Habeck sich nicht "zum Scheich krönen lassen"? Oder ist es Herr Lindner? Egal, bei all denen, die sich ja mittlerweile zum Verwechseln ähneln, kein Problem.

      Empfehle der deutschen Bundesregierung leichte Sommerschlafsäcke beim "nächsten Pseudo-Kliehma-Pimpeltreffen" sinnvollerweise dann wohl in der Arktis.

  • Es ist doch immer wieder erfrischend zu sehen, für wie dumm uns Bürger die Politiker:Innen halten.

    Warum geht denn der Energiepass eines Mietobjektes nicht in den Mietspiegel ein, na, warum wohl ?

    So. Und Energiesparen macht man an der Zimmertemperatur fest?



    Und sonst gibt es da keine Möglichkeiten ?



    Spannend - Ich persönlich kenne da aber noch allerlei Weitere ...

    Also wie gesagt: Wir werden nicht nur für dumm gehalten ... ähh dumm GEHALTEN, sondern auch für dumm verkauft.

  • Erst sägt(Sanktionen) man den Ast(Gas undÖl)auf dem man sitzt ab, und wundert sich anschließend am Boden, wie man dorthin gekommen ist.



    Jetzt kommt der Wettbewerb. Wie kommen wir wieder hoch.



    Sparen bis zum Kältetod.



    Zehn Prozent des deutschen Gasverbrauchs werden in Wohnungen in Wärme umgesetzt. Die anderen 90Prozent teilen sich Industrie und Stromerzeugung.



    Es kommt Hektik auf.



    Aber nur bei den Wohnungen. Während Mietern das frieren verordnet werden kann, Habeck: muss auch bedacht werden, kann der Rest hoffen, selber am Regler drehen zu dürfen.



    Nachdem Covid Millionen Virologen hervor gebracht hat, dürfte jetzt die Stunde der Energiesparer schlagen.



    Mein vollkommen kostenloser Vorschlag: Tempolimit auf den Straßen. Das spart russisches Öl. Elektroautos sparen russisches Gas, das in der Stromerzeugung eingesetzt wird.



    Wie lange will man eigentlich noch die FDP bestimmen lassen was geht, und was nicht geht?

    • @Hans Jürgen Langmann:

      Als ich noch Mieter war, war die Mindesttemperatur, die Temperatur auf die ich die Wohnung heizen muß, um nicht vom Vermieter auf Schaden am Bauwerk belangt zu werden. Fällt diese Vorschrift, wäre es doch Sache des Mieters wie stark geheizt wird, oder nicht?



      Das damit kein Gas gespart wird ist eine andere Nummer, aber zum Frieren wird dann auch keiner genötigt. Das erzwingt der Gaspreis und das fehlende Geld im Portemonnaie. (Was die Sache nicht besser macht)

      • @nutzer:

        Es gibt wohl eine Mindesttemperatur, die in Wohnräumen durch Heizen erreicht werden muss, sofern der Mieter sie erreichen will. Ansonsten kann er die Miete mindern. Wenn man diese Temperaturvorgabe absenkt, könnten die Vorlauftemperaturen der Zentralheizungen entsprechend sinken, damit auch der Energieverbrauch. Interessant sind natürlich auch die "Schäden an Gebäuden". Das war keine Schikane des Vermieters. Ohne eine teilweise radikale Änderung des Lüftungsverhaltens lässt sich bei Absenken der Temperatur Schimmelbildung zumindest in älteren Gebäuden nicht verhindern.



        Täglich 5-6 mal vollständiger Luftaustausch, in den Übergangsjahreszeiten auch öfter sind da angesagt. Wenn Schlafräume, wie oft geraten, tagsüber nicht geheizt werden, müssen die Türen zu diesen konsequent geschlossen bleiben. Eine Herausforderung bei Haushalten mit kleinen Kindern...

        • @weaver:

          Umgekehrt aber genauso, wenn man im Urlaub ist muß die Wohnung Temperatur X halten, so stand es im Mietvertrag... k.A. ob das jetzt noch gilt..

          Aber wie soll das funktionieren, dass der Mieter die Miete kürzt, weil er nicht genug heizt??? Wenn Der Vermieter den Zentralkessel insgesamt zu kalt hält... und der Mieter nicht höher heizen kann, aber warum sollte der Vermieter das tun? Die Kosten gehen komplett auf den Mieter... Die rechtliche Grundlage für diese Diskussion ist (mir zumindest) unklar...

  • 8G
    83191 (Profil gelöscht)

    Wofür soll eine Prämie gut sein?

    Ich verstehe durchaus, dass Industrie-Betriebe die von Gas auf Strom für diverse Anwendungen umsteigen sollen, einen Anreiz dafür erhalten sollten.

    Aber der Anreiz des Privaten Menschen sind doch die niedrigeren Kosten durch den Gasverbrauch. Wer der Meinung ist beim 3fachen Preis die Wohnung auf 24 grad zu heizen.. be my guest.

  • Tja und diejenigen, die längst nicht mehr mit Gas heizen, sondern mit mit Erdwärme oder nachwachsenden Rohstoffen wie Holzpellets haben auch nichts von diesen Prämien.

    Das ist aber auch nicht der entscheidende Punkt. Entscheidender ist die Frage, wer denn überhaupt noch Energieeinsparpotentiale hat. Es gibt nicht wenige Menschen, die über so wenig Einkommen verfügen, dass sie einen sehr geringen ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Menschen in kleiner Mietwohnung, die kein Auto besitzen, keine Spritztouren unternehmen und sich keine Flugreisen leisten etc.

    Die Gegenseite besitzt so viel Geld, dass sie die Erhöhung der Energiepreise kaum bemerkt und daher weiterhin aus dem Vollen schöpfen wird.Ich frage mich was das für Ökonomen sind, die Anreizmodelle entwerfen, die die sozialen Verwerfungen nicht bedenken.

    Wie so oft, wurde die soziale Frage wiedermal nicht bedacht. Wann wird Luxus endlich besteuert?

  • Aber wie wir aus der Realität leider wissen, bei all der Aufklärung gibt es immer noch genügend schwarze Schaafe die Aufklärungsresistent sind und genau deshalb brauchen wir doch ein gewisses Einfreifen des Staats....alles der freien Entscheidung der braven Bürger zu überlassen wird halt nur teilweise funktionieren, aber ein teilweise ist in diesem Fall nicht ausreichend

  • Ich finde ja die Anschaffung von smarten Thermostaten sollte jetzt stark gefördert werden. Wir haben durch den Einbau letztes Jahr fast 30% im Verbrauch gespart.

    • @Šarru-kīnu:

      Wir haben 1/3 Verbrauch durch eine Umrüstung auf eine Wandtemperierung nach Großeschmidt gesenkt. Weil es eine Niedrigtemperaturheizung ist, ließe sie sich kurzfristig auf Wärmepumpe umrüsten.



      Zumindest für Neubauten oder Sanierungen ist das ein effektiver Weg.