Anreize für das Heizenergiesparen: Eine Prämie ist überflüssig

Wer klug heizt, kann viel Energie und Geld sparen. Darüber aufzuklären, macht mehr Sinn, als mit Zuckerbrot zu locken oder mit der Peitsche zu drohen.

Eine Hand betätigt den Temperaturregler am Heizkörper

Wer den Temperaturregler runterdreht, wird spätestens belohnt, wenn die Heizkostenabrechnung kommt Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa

Ach, hätte man doch im letzten Winter nur mehr Heizenergie verbraucht. Dann hätte man gute Chancen auf jene Prämie, die sich die Ökonomin Veronika Grimm ausgedacht hat. Sie schlägt einen Bonus vor für jene, die im Vergleich zum Vorjahr am meisten Erdgas sparen. Das wäre dann umgekehrt eine Prämie für die Verschwender von gestern. Denn natürlich hätte in diesem bizarren Wettbewerb niemand eine Chance, der schon zuvor beim Heizen umsichtig agierte.

Der Grimm’sche Vorschlag ist einer, der geradezu ikonisch steht für eine mitunter ins Irrationale abgleitende Aufgeregtheit in der Energiedebatte. Fast täglich poppen neue Ideen zum Umgang mit der Gasknappheit auf. Gut gemeint, aber oft wenig hilfreich. Wie zum Beispiel der von Umweltverbänden repetierte Hinweis, mehr Erneuerbare Energien zu nutzen; er ist immerhin grundsätzlich richtig, aber kurzfristig auch nicht die Lösung.

Ein Vorschlag, wie jener des Chefs der Bundesnetzagentur, die Heizungsanlagen in Mehrfamilienhäusern etwas so drosseln, könnte zwar helfen. Doch eigentlich sollte auch ein solcher Schritt gar nicht nötig sein. Denn angesichts der absehbar hohen Heizkosten sollte schon jeder Mieter selbst ein ausreichendes Interesse daran haben, seine Wohnung nicht zu überheizen.

Anstatt nun in den kommenden Wochen und Monaten immer mehr Ideen für staatliche Eingriffe und Programme zu entwerfen, sollte man sich lieber darauf konzentrieren, die banalen Fakten zu kommunizieren. Erstens: Heizenergie dürfte im Winter sehr teuer werden. Das betrifft nicht nur Erdgas, sondern auch die elektrische Wärmepumpe, wenn man sich die Strompreise anschaut, die im Großhandel derzeit bezahlt werden.

Und zweitens: Durch kluges Heizen kann man enorm viel Energie sparen. Das hat lange niemanden interessiert. Alle Energiespartipps verhallten über Jahrzehnte hinweg. Wenn es angesichts der absehbaren Energiekosten mit dieser Ignoranz vorbei ist, würde das allein schon reichen, damit Deutschland gut durch den Winter kommt.

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Fachjournalist mit Schwerpunkt Energie und Umwelt seit 30 Jahren. Naturwissenschaftler - daher ein Freund sachlicher Analysen.

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