Angriffe der Huthis gegen Schiffe: Gegenoffensive notwendig
Huthis terrorisieren zunehmend Handelsschiffe. Wichtig ist jetzt ein entschlossenes Vorgehen möglichst vieler Staaten gegen die Milizen.
Galaxy Leader“, „Strinda“, „Al Jasrah“: Das sind einige der Namen von Handelsschiffen, die in den vergangenen Wochen Ziel von Angriffen im Roten Meer geworden sind. 25 Crew-Mitglieder der „Galaxy Leader“ mit unterschiedlicher Nationalität werden weiter von der Huthi-Miliz aus dem Jemen festgehalten. Auf der „Strinda“ brach ein Feuer aus, nachdem ein Marschflugkörper der Huthis den Frachter vergangene Woche traf. Auch die „Al Jasrah“, ein Containerschiff der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd, geriet in Flammen; das Schiff konnte aber seinen Weg Richtung Singapur fortsetzen.
Die Schäden sind bislang begrenzt, doch eines ist klar: Unter dem Vorwand der Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen fahren die Huthis ihre Aggressionen vor der Küste des von Gaza 2.000 Kilometer entfernten Jemen immer weiter hoch. Die islamistische Miliz und ihr Unterstützerregime in Teheran fühlen sich ermutigt, immer militanter aufzutreten. Joe Biden strich zu Beginn seiner Amtszeit die Huthis von der US-Terrorliste (wofür es gute Gründe gab, da die Terrorlistung humanitäre Hilfe erschwerte).
Das hält die Huthis nun aber in keiner Weise davon ab, die zivile Schifffahrt zu terrorisieren und auch die USA direkt anzugreifen: Auch ein US-Kriegsschiff wurde Anfang Dezember beschossen. Die Reaktionen auf die anhaltenden Attacken sind bislang milde: Kriegsschiffe der USA, Frankreichs und Großbritanniens im Roten Meer zerstören die Raketen und Drohnen meist, bevor sie Schaden anrichten können. Treffen die Geschosse, wird das Feuer gelöscht. Die Huthis verstehen dies offenbar als Freifahrtschein, um weiterzumachen.
Marinebündnis nötig
Es ist Zeit, offensiv gegen die Huthi-Angriffe vorzugehen. Wie das aussehen könnte, zeigt eine ähnliche Situation aus dem Jahr 2016. Als Reaktion auf Beschuss von US-Kriegsschiffen im Roten Meer griff ein US-Zerstörer damals drei Radaranlagen in einem Huthi-Gebiet an der jemenitischen Küste an. Es waren begrenzte Schläge auf Militärstellungen, die keine Zivilist*innen in Gefahr brachten.
Außerdem braucht es ein Marinebündnis zum Schutz der Schifffahrt im Roten Meer. Die Europäer, auch Deutschland, sollten prüfen, wie sie den erfolgten Bitten aus Washington nachkommen können, sich zu beteiligen. Wichtig ist, auch arabische Staaten für eine Anti-Huthi-Allianz mit ins Boot zu holen, um eine weitere Polarisierung zwischen westlichen und muslimisch geprägten Staaten zu verhindern. Das Interesse an sicherer Schifffahrt ist schließlich ein verbindendes Element – und zivile Schiffe haben schlichtweg nichts zu tun mit dem Krieg zwischen Israel und der Hamas in Gaza.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Verkehrsvorbild in den USA
Ein Tempolimit ist möglich, zeigt New York City
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich