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Andrej Holms StasivergangenheitRecht auf Irrtum

Kommentar von Martin Reeh

CDU und AfD attackieren Andrej Holm. Denn der designierte Berliner Staatssekretär ging mit 18 Jahren zur Stasi. Das ist auch eine Retourkutsche.

Break on through: Manche Entscheidungen, die früh im Leben getroffen werden, lassen sich verschieden interpretieren Foto: ap

E rinnert sich noch jemand an Sylvia Bonitz? An Friedbert Pflüger? Eckart von Klaeden oder Martin Hohmann? Die vier CDU-Abgeordneten waren die Hauptkontrahenten Joschka Fischers, als es im Januar 2001 im Bundestag um die militante Frankfurter Vergangenheit des grünen Außenministers ging. Fischer räumte – was hätte er auch sonst machen sollen – Fehler ein, war aber gewohnt raubauzig. Als Hohmann ihn fragte, ob er seine Steine bei Demonstrationen immer nur in die Luft geworfen habe, blickte Fischer ironisch über seine Lesebrille: „Ja, ich habe die Steine einfach in die Luft geworfen.“ Fischer kam damit durch. Er blieb Außenminister – und die vier Unionsvertreter blieben mehr oder weniger kleine Lichter.

Rot-Grün war – abgesehen von Kosovo-Krieg und Agenda 2010 – vor allem ein Projekt, in dem der Bundesrepublik der vernünftige Umgang mit biografischen Irrtümern gelang. Denen des – vor allem grünen – Führungspersonals. Jürgen Trittin war in seiner Jugend Maoist, Andrea Fischer Trotzkistin, Joschka Fischer Steinewerfer vom „Revolutionären Kampf“.

In der frühen Bundesrepublik hatte nur Herbert Wehner eine ähnlich schillernde Biografie: vom Anarchisten in den 20er Jahren über den KPD-Kader im Moskauer Hotel Lux zum SPD-Fraktionschef. „Junge, wer mit 20 kein Anarchist gewesen ist, aus dem wird nie ein guter Demokrat“, sang die Band fsk in ihrem „Blue Yodel for Herbert Wehner“.

Menschen begehen Fehler, ändern sich, lernen dazu. Vielleicht sind sie nur opportunistisch, passen sich geänderten Umständen an. Vielleicht sind sie besonders befähigt für Führungspositionen, weil sie wissen, dass man die Dinge auch anders sehen kann, als sie sie heute sehen. Wenn sie Pech haben, werfen ihnen die Weggefährten von früher Verrat vor und die Etablierten ihre Vergangenheit.

So geschieht es jetzt auch Andrej Holm, dem designierten Staatssekretär der Berliner Stadtentwicklungsverwaltung. Manchen Mieteraktivisten ist Holm suspekt, weil er jetzt für die Linkspartei arbeitet, die vor 15 Jahren noch Wohnungsunternehmen privatisierte. CDU und AfD werfen ihm seine Stasi-Vergangenheit vor. Mit 18, kurz vor dem Mauerfall, trat Holm ins Wachregiment Feliks Dzierzynski ein. Mit 18! Holm hat diesen Teil seiner Vergangenheit nicht verschwiegen.

Vielleicht sind Menschen, die Fehler gemacht haben besonders befähigt für Führungspositionen. Weil sie wissen, dass man die Dinge auch anders sehen kann, als sie sie heute sehen

Dass sie dennoch jetzt zum Skandal hochgejazzt wird, liegt zum einen daran, dass mit Ost- und Westbiografien noch immer unterschiedlich verfahren wird. Wer als Westler mit Ende 20 Solidaritätsadressen an Pol Pot schickte, konnte hinterher noch was werden. Wer jung und dumm bei der Stasi anheuerte, hat es schwerer, selbst wenn er niemanden bespitzeln konnte.

Zum anderen ist es eine Retourkutsche: Linke haben selbst wieder begonnen, in Biografien nach Fehltritten zu suchen – den Biografien der Rechten. Da skandalisiert etwa die taz einen Kassierer der Polizeigewerkschaft, der Jahre zuvor, mit 26, beim rechtspopulistischen „Bund Freier Bürger“ aktiv war. Da wird in der Vergangenheit von AfDlern gestöbert, ohne die Möglichkeit zu sehen, dass sie den AfD-Eintritt vielleicht ebenso als Schritt zurück ins bürgerliche Lager begreifen wie Jahre vorher Linke den Wechsel vom KB zu den Grünen.

Den Grünen fehlt heute eine kantige Figur wie Fischer. Der Berliner Senat braucht Holm. Die Alternative zu ihm wäre vermutlich ein Staatssekretär, der vor zehn Jahren Wohnungsprivatisierungen richtig fand und heute nicht mehr – weil das eine damals en vogue war und das andere heute. Den Berliner Mietern bleibt schon deshalb zu wünschen, dass der Senat das Recht auf biografische Irrtümer verteidigt.

Wenn Menschen wie Holm Pech haben, werfen ihnen die Weggefährten von früher Verrat vor und die Etablierten ihre Vergangenheit

Anfang dieses Jahres rief eine große öffentlich-rechtliche Talkshowredaktion in der taz an und suchte einen Mietexperten. Weil wir verhindert waren, empfahlen wir Andrej Holm. Die Redakteurin druckste herum und bekundete, dass sie Holm nicht wolle – schließlich habe es doch mal ein Verfahren wegen Terrorismus gegeben. Am Ende saß ein Redakteur des Handelsblatts in der Talkshow. „Nicht jeder hat ein Grundrecht auf Wohnraum in der Stadt, in der er arbeitet“, sagte er. Andrej Holm hätte das nie gesagt.

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Von 2018 bis 2020 taz-Parlamentskorrespondent. Zuvor von 2013 bis 2018 Leiter der taz-Inlandsredaktion, von 2012 bis 2013 Redakteur im Meinungsressort. Studierte Politikwissenschaft in Berlin, danach Arbeit als freier Journalist für Zeitungen, Fachzeitschriften und Runkfunkanstalten, Pressesprecher eines Unternehmensverbands der Solarindustrie und Redakteur der Blätter für deutsche und internationale Politik.
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42 Kommentare

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  • "Recht auf Irrtum" Klar! Aber wo hat Holms das alles als Irrtum klargestellt?

    • @Rudolf Fissner:

      Z.B. in der BZ:

      „Es war keineswegs mein sehnlichster Wunsch. Aber als ich mit 16 Jahren aufgrund meines familiären Hintergrunds angesprochen wurde, hielt ich es für meine Pflicht, der DDR zu dienen. Mit 18 fehlte mir der Mut, meine Verpflichtung zurückzuziehen....

      Nicht schön, aber eine Biografie kann nicht abgelegt werden. Dank für schnelle & vollständige Veröffentlichung [Anm.: der Stasi Akte durch die BZ]

  • Ein Nachrichtendienst ist für jedes Staatswesen eine auch international gemeinhin akzeptierte Notwendigkeit. Das gilt erst recht für die damals von vielen Seiten angefeindete DDR.

     

    Klar, ein Sozialismus, der von deutschen Spießern veranstaltet wird, führt dann auch beim Nachrichtendienst zu den widerlichen Bespitzelungen und Schikanen gegen die eigenen Bürger, wofür die Stasi zu Recht berüchtigt ist. Es gab aber noch viele andere Aufgaben der Staatssicherheit, die Atlantikbrückenindoktrinierte wohl niemals verstehen werden.

     

    Wer in seiner Jugend an die Ideale des Sozialismus, zumindest wie sie ja auch in der DDR offiziell kommuniziert wurden, glaubte, braucht sich auch heute nicht dafür zu schämen, erst recht nicht in einer Bundesrepublik, die in den entscheidenden Gründungsjahrzehnten personell auf gestandene Altnazis setzte.

     

    Wie die Linkspartei ihre eigenen Entscheidungen über den Verkauf von senatseigenen Sozialwohnungen an Immobilienheuschrecken heute vor ihren Wähler_innen rechtfertigen will, ist ein ganz anderes Problem.

    • @Khaled Chaabouté:

      Gruselige Geschichtsklitterung. 1., Die Stasi war die Kopie des Sowjetischen Vorbilds - also keine Deutsche Spezilität. 2. Wer also an die DDR als Sozialismus glaubte brauche sich nicht zu schämen. Solche 'Argumente' benutzten Ex-Nazis auch immer

      .

  • Ich denke, dass Holm schon lange kein Stasi-Typ mehr ist - im Gegensatz zu Arnold Schölzel, bis vor kurzem Chefredakteur der jungen Welt.

  • - "…(k)eine echte Chance gehabt…"

    Geht's noch!

     

    Sorry - aber das - ist ja unterirdisch.

    Ihrer - Indoktrination - mit Verlaub -Möcht ich wirklich nicht näher treten.

    Kein Stück. & daher nur soviel ~>

     

    Niemand war mit 18 in der DDR ohne Chance sich - gegen Stasi-Eintritt zu entscheiden. Punkt. Halte dennoch die Hatz auf Holms - da offensichtlich in der Sache - Denunziation etc - nix dran - Für unsäglich!

    Zu Günter WaffenGraSS - hat

    Klaus Harrprecht in "Schräges Licht" Alles gesagt: (s.i.e) "wenn die durchaus aggressiven SS-Anwerber in der Penne erschienen - konterte man "Hab mich schon als ROA = Wehrmacht registrieren lassen;"

    Dann waren die verpflichtet, von uns abzulassen & "ich denke, das war auch in Danzig bekannt!" Eben.

    So ging das.

    • @Lowandorder:

      Hm, und mit der Wehrmacht ist man dann garantiert sauber durch den Krieg gekommen? Mit Verlaub: das sind doch eher Tips vom Typ "...wenn man vom Rathaus kommt..."

      • @Waage69:

        Grass hat doch selbst spät zugegeben, dass man ihn damals nicht zwingen musste, sondern er - durch die prägenden Jahre in jener Zeit - glühender Nazi war. Das werfe ich ihm auch nicht vor, wohl aber, sich jahrelang als Obermoralist aufzuspielen und diesen Punkt nicht offenbart zu haben.

      • @Waage69:

        Mal ab - daß ich grad dazu - nix sag!

        (weil nicht Holms Frage!)

         

        Zu Ihrem aber - hat bekanntlich -

        "Mir ist mies, Theo!" - alles gesagt!

        Ansonsten ist das hier ja grad -

        "vor Rathaus"! - wa! ~>

        Firma/Stasi war noch nicht gewendet;

        12tausendjähriges noch vor

        Befreiung 8. Mai 1945!

  • "Entscheidend ist, was hinten rauskommt."

    (Zitat eines ehemaligen Vorsitzenden einer ehemaligen Volkspartei, die jahrelang Schwarzgelder u.a. aus Waffendeals als "Vermächtnisse von Juden im Ausland" tarnte.)

  • 3G
    33523 (Profil gelöscht)

    Ich finde seine Zeit als Stasi-Anwärter spricht nicht gegen ihn. Er wurde Jahrelang indoktriniert und hatte keine realistische Chance eine vom Mainstream abweichende Meinung zu entwickeln oder auch nur das dazugehörige Rückgrat.

     

    Seine politischen Ansichten kann man teilen oder nicht aber auf diese Art und Weise sollte man ihn nicht abkanzeln.

     

    Störend finde ich wie hier teilweise mit zweierlei Maß gemessen wird. Ähnliches dachte ich mir zum Beispiel zu Oskar Gröning. Der Mann war zum Kriegsende 20, wurde also seit seinem 8. Lebensjahr mit Propaganda indoktriniert und ist in Nazi-Deutschland aufgewachsen. Dennoch gibt es hier viele die der Meinung sind der Mann hätte eine echte Chance gehabt sich anders zu entscheiden. Hatte er nicht und hatte auch Holm nicht!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Ich glaube kaum dass Gröning auf diesen Posten gehievt worden wäre.

    • 6G
      628 (Profil gelöscht)
      @33523 (Profil gelöscht):

      1. Oskar Gröning ist Jahrgang 1921.

      2. Er hat über zwei Jahre hinweg einen Massenmord unterstützt. Wenn er das nur anfänglich mitgemacht und dann Widerstand geleistet hätte oder wenigstens geflohen wäre, okay. Aber so hat er sich schwer schuldig gemacht. Trotzdem konnte er bis ins hohe Alter ein weitgehend unbehelligtes Leben führen, was übrigens u. a. auf die Politik der CDU/CSU nach dem 2. Weltkrieg zurückzuführen ist.

      3. Andrej Holm war weder am Mord von Menschen beteiligt, noch hat er sich als Spitzel betätigt. Natürlich hat er letzteres vor allem der Gnade des Mauerfalls zu verdanken. Aber man kann ihm halt schlecht etwas vorwerfen, das er nicht gemacht hat, nur weil er es wahrscheinlich gemacht hätte, wenn die Geschichte anders verlaufen wäre.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @628 (Profil gelöscht):

        Die Argumentation des Artikels besagt das man jemanden nicht für seine eigene Indoktrinierung verantwortlich machen kann, da er während seiner Entwicklung massiver Propaganda und einer entsprechenden Erziehung aus dem Elternhaus ausgesetzt war. So weit so gut. Das gleiche ist auch bei Oskar Gröning passiert.

        Das ist einfach eine Frage der Konsequenz. Wenn Herr Holm nicht für sein Verhalten verantwortlich gemacht werden kann, weil sie das Resultat von Indoktrinierung im Kindesalter war dann kann man auch Herr Gröning nicht dafür verantwortlich machen, nur weil das Resultat dieser Indoktrinierung weitreichendere Folgen hatte.

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Das ist meiner Meinung nach ein ziemlich undifferenzierter Vergleich. Gröning war mehr als 2 Jahre in Auschwitz bei der SS, zum Schluss als SS-Unterscharführer. Er hat dem Massenmord beigewohnt und ihn unterstützt, weswegen auch er angeklagt und verurteilt wurde.

      Das mit jemanden zu vergleichen/gleichzusetzen, der ein paar Monate im Stasi Wachregiment Feliks Dzierzynski als Wehrpflichtiger gedient hat und damit immer öffentlich umgegangen ist, wird der Thematik in keinster Weise gerecht.

      • 3G
        33523 (Profil gelöscht)
        @Rooni:

        Der Unterschied den Sie ansprechen besteht in der Konsequenz des Handelns. MIr geht es nicht um die Konsequenz sondern um der Weg der dazu geführt hat das diese Menschen willens waren sich an dem jeweilig vorherrschenden System zu beteiligen. Das Schlüsselwort ist hier Ideologie.

         

        Lesen Sie mal "Ordinary Men" und dann am besten gleich "Der Archipel Gulag" hinterher. Das erste Buch beschreibt wie Polizei-Reservisten von gewöhnlichen Männern durch die NS-Ideologie zu rücksichtslosen Mördern wurden. Das zweite beschreibt das Leben im Gulag und die Ideologie die auf Seiten der Sowjets dazu führte das man unbequeme Menschen dazu zwang sich zu Tode zu ackern.

        Wenn Sie damit durch sind dann werden Sie sicher besser verstehen warum ich glaube das beides keinen Großen unterschied macht. Die Ziele unterscheiden sich, die Rechtfertigungen auch, die Mittel aber kaum und die Konsequenzen im Großen auch nicht.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Ich sehe das ähnlich wie sie, was die Indoktrination angeht, nur wurde Oskar Gröning wegen seiner Handlung angeklagt und verurteilt, deren Basis natürlich seine Ideologie war. Nur muss es irgendein Punkt geben an dem auch Verantwortung übernommen werden muss. Wo auch immer der ist.

          Holm kann man keine Strafbare Handlung nachweisen.

           

          Und Holm sagt ja selbst, dass er im Nachhinein froh war, dass die Wende kam und ihn aus seiner Stasiideologie befreit hat.

          Er selbst hätte es wahrscheinlich nicht aus eigenem Antrieb geschafft. (Vermute ich mal :)

           

          Ich selbst würde mir wünschen in beiden Fällen anders zu handeln, bin aber ziemlich überzeugt ich hätte das gleich wie Gröning und Holm getan.

        • @33523 (Profil gelöscht):

          Ja - so sprach auch mal Ernst Nolte

          Der auch nicht differenzieren wollte.

          Nur mal so viel zu - Polizei ~>

          Wer dabei & nicht mehr wollte -

          Ging & - war darin frei!

          Sie aber - San a weng panisch &

          Sehn all dess doch sehr mechanisch!

          kurz - Klugschei_er & Velofisch!;)

          • @Lowandorder:

            & nochens -

             

            Lesen - ist das eine - & darin sind Sie nicht der einzige - but -

            Ich habe solche Menschen -

            Pol.Btl. gekannt - die liefen ja als SchuPos (Nazi-Sprech!) (neben sog. 131ern) reichlich auf der Straße rum - & u.a. 'nen Vater einer Freundin. Als gegen ihn ermittelt wurde - "war er nie in diesem Abschnitt - zu dem Zeitpunkt an der Westfront - hatte Urlaub - Namensverwechslung etc usw usf!"

            Die ganze Ekel-Palette

            Wissen Sie - was ihn gefuchst hat?:

            Daß er darob nicht befördert wurde!

            Alles das - bevor der Spiegel Anfang der 70er mit Pol.Btl. 101 (HH) die Funktion dieser Einheiten hinter Wehrmacht & Waffen-SS - "Drecksarbeit erledigen" hinter den Linien - publik machte. &

             

            Da - zu Augstein - Sein Satz "Sie hätten auch nicht anders gehandelt"

            War mir früh & bis heute warnend im Ohr - Aber ist eben kein Grund & keine Entschuldigung dafür - mal auf Ihn gezogen - Jahre, ja an die zwei Jahrzehnte lang - SD-Leute wissend & führend im Spiegel zu beschäftigen.

            Die natürlich - wie wohl auch er - die Pol.Batl.-Kiste von Anfang an kannten.

            (pps: als der o.g. Vater seine Tochter mal bei uns abholte - reagierte ming Mouder - die davon keine Ahnung hatte - "du, bitte nicht nochmal - Küss die Hand g'nädge Frau & Hein-Scheidig - nicht mit mir!"

            Meine Eltern waren PG's - als ich denn Ohl mal danach genauer fragte - war ich später nur wenig erstaunt - ziemlich schlicht um schlicht -

            Selbiges in "Anmerkungen zu Hitler" by Sebstian Haffner wieder zu lesen!

    • @33523 (Profil gelöscht):

      Sehe ich ähnlich.

  • "Menschen begehen Fehler, ändern sich, lernen dazu."

     

    Tolle Erkenntnisse - den Satz muss man nicht schreiben - muss man auch nicht conträr kommentieren. Wer in seinem Leben noch nie Fehler gemacht hat, werfe den ersten St... - upps, böses Wortspiel.

     

    Das Messen mit zweierlei Maß ist uns Deutschen wohl ins Gehirn tätowiert worden - wer vergessen hat, dass zwei verschiedene Gesellschaftssysteme in den beiden deutschen Nachkriegsstaaten herrschten, hat irgendwie nicht aufgepasst in der Schule.

    Wer sich nicht die Mühe machen will zu unterscheiden zwischen Fehler und Schuld stellt Steine- Werfer, Waffen-SS-ler, DDR- Wachregimentler, FDJ-Funktionäre, Kriegs- Befürworter und Mörder auf eine Stufe und maßt sich an zu entscheiden über Gut und Böse.

     

    Da ist mir die Intention von Velofisch immer noch am Nächsten. Die "Standhaftigkeit" jedes einzelnen Kommentators - inkl. meiner Einer - steht ja hier, für viele "Gott sei Dank", nicht zur Debatte.

  • Und wie viele der sog. Nazis waren "Märzgefallene" und Karrieristen?

  • "Menschen begehen Fehler, ändern sich, lernen dazu. Vielleicht sind sie nur opportunistisch, passen sich geänderten Umständen an. Vielleicht sind sie besonders befähigt für Führungspositionen"

     

    Warum sollte man dann irgendwem seine Nazivergangenheit ankreiden?

     

    "Menschen begehen Fehler, ändern sich...vielleicht besonders behähigt für Führungspositionen..."

     

    Was sollen das für Führungspositionen sein, für die ein Holm befähigt ist, wenn er sich als junger Mann entschloss zur Stasi zu gehen um seine Mitmenschen zu beschnüffeln? Sehr fraglich...

     

    Und warum wurde Grass ein halbes Jahr SS-Jugend als 17Jähriger vorgeworfen, wenn sich Menschen ändern...?

     

    Hier wird schon wieder mit zweierlei Maß gemessen. Einen ehemaligen Mörder würde niemand als Polizeihauptkommissar einstellen, weil er sich "änderte" oder dadurch besondere Fähigkeiten für Führungspositionen erwarb.

    • @Jens Egle:

      Holm hat seine Zeit beim Wachregiment, die nur wenige Monate dauerte, immer transparent gemacht.

       

      Nach wie vielen Jahren hat Grass seine Zeit bei der SS publik gemacht? Über 60 Jahre später.

       

      Sehen Sie den Unterschied?

      • @Rooni:

        Der einzige Unterschied ist doch der, dass er "nur" bei der Stasi war...

  • Das mit dem Recht auf eine zweite Chance ist in Deutschland sehr wetterabhängig. Nach dem Dritten Reich bekamen in Westdeutschland die Nazis schnell eine zweite Chance. Die Kommunisten hatten es in Westdeutschland dagegen deutlich schwerer überhaupt eine erste Chance zu bekommen. Jetzt wo die alten Nazis fast alle tot sind, wird da genau hingesehen und die kleinen Helfeshelfer gross bestraft, obwohl ein paar Jahrzehnte vorher die Haupttäter unangetastet im Westen in Amt und Würden waren.

    In der DDR dagegen wurde zunächst durchgegriffen und schnell (häufig auch vorschnell) ins Arbeitslager verschickt. Nach der Wiedervereinigung wurde dann wieder pragmatisch entschieden, dass überall dort wo Westpersonal die mehr oder weniger belasteten Ostleute ersetzen konnten, streng durchgegriffen wird. Während die NS-Richter ohne weiteres in der jungen Bundesrepublik Recht sprechen durften, wurde den deutlich weniger rechtsbeugend handelnden Ost-Richter_innen nun Rechtsbeugung zur Last gelegt. Es waren ja nicht mehr seinesgleichen sondern die Richter_innen von drüben, über die der BGH da geurteilt hat. Gysi hat man jahrelang einen Kontakt zur Stasi vergehalten. Bei Merkel dagegen - hoch privilegiert mit Westreiseerlaubnis - tat man so, als ob dazu keine Stasi-Zusammenarbeit nötig gewesen wäre. Solange sie Kanzlerin ist und ein Schwarzgeldhändler Finanzminister, braucht sich niemand über Herrn Holm aufregen. Lieber wäre mir sicher ein Mensch mit mehr Standhaftigkeit - aber dazu ist Herr Holm in der falschen Partei - bzw. die Partei wo man standhafte Leute finden könnte, muss noch gegründet werden.

  • Und Angela Merkel war schon in der DDR überzeugte Demokratin statt ein Physikstudium als linientreues Mitglied und Führungskraft der Ost-CDU zu absolvieren.

  • "Recht auf Irrtum"... aber nur für linke?

     

    Übrigens finde ich es ein wenig unpassend, Wehner in einen Topf mit den alten Grünen zu stecken - Wehner war Antifaschist in Zeiten, wo der Faschismus die Welt in Brand gesteckt hatte, und kein low-risk-Revoluzzer wie Fischer oder Trittin.

     

    Und Herrn Holm würde ich eher mit Günther Grass und anderen, die so ein Bisschen und mehr aus versehen in der Waffen-SS waren, vergleichen.

    • 2G
      25726 (Profil gelöscht)
      @Wurstprofessor:

      "Recht auf Irrtum"... aber nur für linke?

       

      Wenn Sie sich über die Scharen von Nazis informiert hätten, die sich noch Jahrzehnte nach Kriegsende - zumeist ohne über ein mea culpa überhaupt nachzudenken- in Wirtschaft, Justiz und Politik breitmachen durften, würden Sie sich diese Frage selbst beantworten können.

       

      Aber darum ging es Ihnen gar nicht, nicht wahr?

    • @Wurstprofessor:

      Also bei Herbert Wehner, den ich als Debattenredner schätzte, weniger wegen seiner Realpolitik (Brandt-Sturz) sollten dann aber doch auch seine problematische rolle im Moskau Stalins nicht vergessen werden. Er war nicht nur Opfer, sondern spielte eine eigene Rolle bei den Säuberungen in der KPD. Darüber hat er später geschwiegen. Fischer und Trittin waren gegen ihn Leichtgewichte, das ist klar....

    • @Wurstprofessor:

      Nur - hat Günter WaffeGraSS -

      Seins - vergessen bis nach

      Nopel-Preis - beim Zwiebelschälen!

      Nicht nur ihm kamen die Tränen.

       

      &klar - Onkel Herbert - Griff ins Klo!

      Fehlte nur noch Wily -

      kurz - Jugend forsch!

  • (...) Mit 18, kurz vor dem Mauerfall, trat Holm ins Wachregiment Feliks Dzierzynski ein. Mit 18! (...)

     

    Ebenso tat es ein junger ostdeutscher Student, Sohn einer alleinerziehenden Arbeiterin: "Ich wollte dem Staat DDR etwas zurückgeben, weil ich aus einfachen Verhältnissen kommend studieren konnte."

     

    Architektur, seinem Wunsch entsprechend.

     

    Vor einigen Jahren, inzwischen erfolgreich im Beruf, ließ er sich als Parteiloser zur OB-Wahl seiner Heimatstadt aufstellen.

     

    Er errang einen Achtungserfolg gegen den seit langem schon im Amt befindlichen CDU-Amtsinhaber (Westdeutscher) und gegen einen gemeinsamen Kandidaten von SPD, Grünen. Linke (Schwabe und gescheiterter OB einer ostdeutschen Großstadt).

     

    Weit vor der Wahl hatte sich der Architekt zu seiner Biografie bekannt: Gründe s. o. Auf seiner Homepage war das in klarem Gesamtdeutsch nachzulesen..

  • @;)) - "…Zuerst: I'm not convinced. Danach: Krieg auf dem Balkan.…" ff

    kurz - Herr Reeh - Ein exKler -

    Betbruder reicht wohl nicht - wa!

     

    & nochens -

     

    "…Den Grünen fehlt heute eine kantige Figur wie Fischer.…"

    klar - Soo - kann mann sich auch als

    autoritär strukturierte Persönlichkeit -

    outen.

    • @Lowandorder:

      sorry - I forgot -

       

      Recht auf Irrtum -

      Gilded - ohne Ansehung der Person -

      Natürlich hier auch!;)

  • Es ist schon bezeichnend, wenn CDUler Holm seine Jugend-Verfehlung jetzt um die Ohren schlägt. Er hat sich immerhin zu seinem falschen Veralten bekannt. Keine Probleme hatte und hat die CDU mit ihren Ex-Nazis, die hohe Regierungsämter bekleideten (Kiesinger, Filbinger, Oberländer). Diese Herren traten als Erwachsene in die NSDAP ein und waren Schreibtischtäter. Gelernt haben die CDUler daraus nix - man erinnere sich, CDU-Rechtsausleger Oettinger (der mit den Schlitzaugen-Chinesen) hat am 11. April 2007 bei der Trauerfeier für Herrn Filbinger behauptet: „Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes."

    • @Philippe Ressing:

      Philippe Ressing

       

      Sehr, sehr, sehr richtig !!!

      Diese schlimme Erkennnis einer - mit US Hilfe - von braun in christliches Schwarz umlackierten Nachkriegs CDU ist ein Buch wert und fand 1989 als Wiederholung statt.

    • @Philippe Ressing:

      Dafür wurde die CDU auch zurecht kritisiert. Nichts anderes passiert hier auch.

  • 2G
    2830 (Profil gelöscht)

    Danke für die Weitsicht. Allerdings wird mir bei dem Fischer-Vergleich etwas mulmig.

    [...] Menschen begehen Fehler, ändern sich, lernen dazu. Vielleicht sind sie nur opportunistisch, passen sich geänderten Umständen an. Vielleicht sind sie besonders befähigt für Führungspositionen, weil sie wissen [...]

    Zuerst: I'm not convinced. Danach: Krieg auf dem Balkan.

    So geht Wandel. Die Befürworter von Herrn Holm dürfen gespannt sein. Gibt er eigentlich von seinem Gehalt, das jenseits von bürgerlichen Vorstellungen liegt, was an Bedürftige ab, oder freut er sich ebenso wie der Rest der R2G über das diesmal besonders fett gestopfte Beamtenbudget. 25 Staatssekretäre. Bayern hat 6. Ich habe noch nie einen Grünen oder Linken Neinsagen gehört, wenn es um Diätenerhöhung ging. Ein Blick in die Gesichter reicht um zu erkennen wie wohl situiert einem das Engagement für die Verarmten und Ausgegrenzten macht. Ob Herr Holm seinen Dienstwagen Autonomen anbietet um sie vor dem Zugriff von prügelnden Polizisten zu bewahren? Fährt er damit bei der Kaderschmiede vor? I'not convinced, but open for suprise.

    • @2830 (Profil gelöscht):

      "Zuerst: I'm not convinced. Danach: Krieg auf dem Balkan."

       

      Die zeitliche Reihenfolge war aber umgekehrt.

    • @2830 (Profil gelöscht):

      "Ich habe noch nie einen Grünen oder Linken Neinsagen gehört, wenn es um Diätenerhöhung ging."

       

      Ich kenne einen sehr guten HNO-Arzt in Berlin.