Aktuelle Waldbrände: Bambi, der Feind des Laubwaldes
Die großflächigen Nadelbaumplantagen brennen leicht. Aber um nachhaltige Alternativen aufzubauen, müssen mehr Rehe und Hirsche geschossen werden.
A uf insgesamt über 1.600 Hektar hat es dieses Jahr bereits in Brandenburger Wäldern gebrannt – damit ist der Rekord von 2018 gerissen. Und die Saison ist noch nicht zu Ende, und es brennt nicht nur in Brandenburg. Ursache ist die extreme Trockenheit, eine Folge des Klimawandels: Ein Funke reicht, um vor allem Nadelholzplantagen wie Streichhölzer auffackeln zu lassen. Da man Wälder nicht flächendeckend bewässern kann, stoppt diese Brände nur eins: Der Umbau in Wälder, die Wasser besser halten – Laubmischwälder.
Das ist möglich, auch in einem so trockenen Bundesland wie Brandenburg. Allerdings nur unter der Voraussetzung, dass der größte Feind des Laubmischwaldes endlich so gejagt wird, dass junge Eichen oder Buchen überhaupt wachsen können: Rehe, Hirsche, Damwild.
In vielen Regionen frisst die viel zu große Zahl dieser Tiere jedes Frühjahr die jungen Bäume auf, sie verbeißen die Triebe aus Hunger. Waldbesitzer:innen, die das verhindern wollen, haben nur zwei Möglichkeiten: teure Zäune ziehen oder mehr jagen. Beides zeigt beeindruckende Erfolge. Aber das erste können viele auch mit Förderung nicht bezahlen, das zweite dürfen sie meist nicht – auf eigenem Grund und Boden jagen darf nur, wer mindestens 75 Hektar Wald hat. So viel haben wenige.
Das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt, schon der Umweltjournalist Horst Stern hatte es an Heiligabend 1971 in einem aufsehenerregenden Fernsehbeitrag kritisiert. Dennoch ist bisher jeder Versuch, das Jagdrecht bundesweit so zu ändern, dass mehr gejagt werden kann, gescheitert. Den größten Widerstand leisten die traditionellen Jäger, für die der Schutz einer großen Anzahl von Tieren im Vordergrund steht. Wer will schon auf dem teuer gepachteten Ansitz hocken und ohne Erfolg auf Wild und Trophäe warten?
Doch es gibt Hoffnung. Brandenburgs grüner Umweltminister Axel Vogel arbeitet an einem neuen Jagdgesetz, das Waldbesitzern mehr Jagdrechte geben soll, wenn ihr Wald aufgefressen wird. Das Projekt wird von anderen Landesregierungen interessiert beobachtet, denn die Nadelwälder brennen auch in anderen Bundesländern. Die Überzahl an Schalenwild ist laut dem wissenschaftlichen Beirat für Waldpolitik bundesweit das Haupthindernis beim Umbau der Wälder zu mehr Klimastabilität und Artenreichtum.
Gut, dass die Rauchfahnen nun selbst in die Schlafzimmer der Stadtbewohner*innen stinken, für die Rehe bisher höchstens in Gutenachtgeschichten oder als Gulasch vorkommen. Bambi gehört endlich ins Visier der öffentlichen Walddiskussion. Der Wald darf nicht länger (brennende) Holzkulisse für traditionelle Jagdstände sein, sondern muss widerstandsfähige Heimat für viele Arten werden.
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