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Aktuelle Nachrichten in der CoronakriseStreit um Sanktionen für Ungeimpfte

Kanzleramtsminister Helge Braun verteidigt die Forderung, Rechte von Impfweigerer einzuschränken – andere widersprechen. Die Infektionszahlen steigen weiter.

Die Infektionszahlen steigen: mobile Impfaktionen wie hier im Wuppertal locken mit einem Zoobesuch Foto: Malte Krudewig/dpa

Helge braun bleibt bei umstrittenem Impf-Vorschlag

Kanzleramtsminister Helge Braun hat seinen umstrittenen Vorschlag zur Einschränkung von Rechten Nicht-Geimpfter verteidigt. Sollte es im Herbst zu einem hohen Infektionsgeschehen kommen, sei es die „Ultima Ratio“, Kontakte zu beschränken, sagt Braun „Bild Live“.

Man könne zwar generell mit der Akzeptanz von negativen Tests auch den Nicht-Geimpften viel ermöglichen. Wenn dies aber alles nicht reiche, müssten sie damit rechnen, dass Beschränkungen auf sie zukommen könnten. Er plane damit keine Impfpflicht durch die Hintertür. „Das kann man nicht sagen.“ (rtr)

75 Prozent mehr Neuinfektionen als vor einer Woche

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldet 958 neue Positivtests. Das sind 412 mehr als am Montag vor einer Woche, als 546 Neuinfektionen gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 14,3 von 13,8 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Ein­woh­ne­r:in­nen sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben.

Drei weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der insgesamt gemeldeten Todesfälle auf 91.527. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,75 Millionen Coronatests positiv aus. Die Montagswerte sind meist weniger aussagekräftig als die an anderen Wochentagen, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter ihre Daten an das RKI übermitteln und weniger getestet wird.

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Streit um Sanktionen für Ungeimpfte

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat sich gegen eine Corona-Impflicht, aber für mehr Freiheiten für Geimpfte ausgesprochen. „Das ist keine Diskriminierung der Nicht-Geimpften“, sagte Seehofer im Interview mit RTL/ntv. Er achte es, wenn jemand sich aus persönlichen Gründen gegen eine Impfung entscheide. „Aber die nicht geimpfte Person muss auch einsehen, dass wir die Gesamtgesellschaft schützen müssen und deshalb nur die Geimpften zu größeren Gemeinschaftsveranstaltungen zulassen können.“

Gleichzeitig stellt sich Seehofer gegen eine Impfpflicht. „Wir müssen die Leute überzeugen, dass sie sich impfen lassen.“ Man dürfe eine Impfung vor allem nicht zur Voraussetzung für ein Arbeitsverhältnis oder den Abschluss eines Versicherungsvertrages machen. „Das dürfen wir in Deutschland nicht beginnen.“

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Auch FDP-Chef Christian Lindner hat sich gegen Einschränkungen für ungeimpfte Menschen ausgesprochen. „Geimpfte, Genesene und negativ Getestete – von denen geht keine besondere Gefahr aus“, sagt Lindner im ZDF-„Morgenmagazin“. Daher seien bis auf die Maske im Öffentlichen Personennahverkehr keine Freiheitseingriffe mehr gerechtfertigt. „Wir haben Gott sei Dank in unserer Verfassung Freiheitsrechte … Diese Grundrechte stehen nicht in der Verfügungsgewalt des CDU-geführten Kanzleramts und auch nicht des Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann.“

Kanzleramtsminister Helge Braun hatte am Wochenende angekündigt, Menschen ohne Impfung müssten mit mehr Einschränkungen rechnen. Der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) brachte eine Impfpflicht ins Spiel, während CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet dies kategorisch ablehnte.

Bundesfamilien- und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Impfpflicht ebenfalls ab. „Es wird keine allgemeine Impfpflicht geben“, sagt Lambrecht dem „Deutschlandfunk“. Sie sei rechtlich auch nicht möglich. Eine Corona-Impfung könne ihrer Einschätzung nach auch keine Voraussetzung für einen Arbeitsvertrag sein. Sollte es in Heimen oder Krankenhäusern Impfverweigerer geben, habe man immer noch die Möglichkeit, dass diese regelmäßig getestet werden müssten.

Dass Geimpfte, Genese und Getestete etwa beim Zugang zu Veranstaltungen gleichgestellt seien, habe sich bewährt. Nachdem jeder eine Impfangebot erhalten habe, müsse man aber die Frage stellen, warum die Allgemeinheit diese Tests bezahlen müsse, sagt Lambrecht.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) fordert die Bundesregierung auf, positive Anreize für Durchgeimpfte zu schaffen, um die Impfquote zu erhöhen. „Dies bedeutet, dass der Restaurantbesuch wie der Hotelaufenthalt auf jeden Fall für doppelt Geimpfte auch im Herbst und Winter weiterhin erlaubt sein muss“, sagt Dehoga-Geschäftsführerin, Ingrid Hartges, den Zeitungen der „Funke Mediengruppe“ (Montagausgaben).

Auch brauche es außer Inzidenzen neue Entscheidungskriterien für die Beurteilung der Infektionslage. „Im 17. Monat der Pandemie und einer Impfquote von aktuell 50 Prozent ist es dringend geboten, andere Parameter zu definieren.“ Es müssten weitere Faktoren, wie zum Beispiel die Impfquote, die Entwicklung der Krankheitsverläufe, der Hospitalisierungsgrad sowie die Sterberate Berücksichtigung finden. (rtr)

Frankreichs Parlament beschließt strenge Coronaregeln

Das französische Parlament hat nach langen Debatten in der Nacht zum Montag eine Verschärfung der Coronaregeln gebilligt. Damit wird eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen eingeführt. Zudem wird die Nachweispflicht über einen negativen Coronatest, eine Impfung oder Genesung ausgeweitet. Premierminister Jean Castex begrüßte die neuen Regelungen.

Die Änderungen sind umstritten. Am Samstag waren nach Angaben des Innenministeriums landesweit mehr als 160.000 Menschen dagegen auf die Straße gegangen. Am Rande von Demonstrationen gegen Impfpass und Impfpflicht kam es zu Ausschreitungen. Es gab zahlreiche Festnahmen.

Von August an wird nun ein „pass sanitaire“ – also ein Nachweis über einen negativen Coronatest, eine Impfung oder Genesung – auch für Fernzüge, Bars oder Restaurants nötig sein. Frankreich kämpft derzeit gegen eine vierte Coronawelle. Von den etwa 67 Millionen Einwohnern haben etwa 40 Millionen zumindest eine Impfung. (dpa)

Topmediziner: USA auf falschem Kurs

Der renommierte US-Immunologe Anthony Fauci hat vor Rückschritten in Kampf gegen die Pandemie in seinem Land gewarnt. Die USA fänden sich gerade in einer „unnötigen Notlage“ wieder steigender Fallzahlen wieder, die vor allem auf ungeimpfte Bürger zurückzuführen sei, sagte Fauci in der am Wochenende ausgestrahlten Sendung „State of the Union“ des Nachrichtensenders CNN. „Wir bewegen uns in die falsche Richtung“. Er sei darüber „sehr frustriert“.

Unter führenden Köpfen der Gesundheitsbehörden werde aktuell erwogen, das Maskentragen auch für Geimpfte wieder zu empfehlen, sagte der medizinische Chefberater von Präsident Joe Biden weiter. In diese Beratungen über eine mögliche Änderung dieser Richtlinien sei er selbst eingebunden. Fauci verwies auf einige Kommunen mit rapide steigenden Neuinfektionen, etwa Los Angeles County, wo Bürger längst ungeachtet des Impfstatus zum Tragen von Masken in öffentlichen Innenbereichen aufgerufen würden.

Überdies könnten auch Auffrischungsimpfungen für Personen mit einem geschwächten Immunsystem angeraten werden, sagte Fauci. Dafür infrage könnten auch anfällige Empfänger von Organspenden oder Krebspatienten kommen. Fast 163 Millionen Menschen, also 49 Prozent der Gesamtbevölkerung der USA, sind nach Daten der Gesundheitsbehörde CDC vollständig geimpft.

Da das Problem wieder steigender Fallzahlen vornehmlich Ungeimpfte betreffe, mahne er die Menschen, sich immunisieren zu lassen, sagte Fauci. Er lobte auch die republikanischen Gouverneure Asa Hutchinson in Arkansas und Ron DeSantis in Florida sowie den Abgeordneten Steve Scalise aus Louisiana für deren Impfappelle an Bürger. In diesen drei Staaten sind die Impfraten in den USA mit am niedrigsten. Er wünsche sich, dass mehr Spitzenpolitiker aus diesen Regionen die Leute zur Impfung ermuntern würden, ergänzte Fauci.

Gouverneur Hutchinson sagte ebenfalls im Sender CNN, dass er sich frage, ob er die Impfzögerlichkeit der Menschen in seinem Staat unterschätzt haben könnte. Der Widerstand habe sich in bestimmten Gruppen noch verstärkt und beruhe schlicht auf Falschinformationen. „Es sind Märchen. Als ich einmal in diese Bürgerversammlungen ging, sagte jemand: „Nennt es nicht Vakzin. Nennt es eine Biowaffe““, berichtete Hutchinson. „Und sie reden von Gehirnwäsche. Nun, da liegen sie offensichtlich falsch.“ (ap)

Südafrika lockert Coronaregeln

Angesichts fallender Infektionszahlen hat Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa die Aufhebung der meisten Coronamaßnahmen angekündigt. Der Höhepunkt der dritten Coronawelle sei „weitgehend“ überschritten, sagte der Staatschef am Sonntag. Das Verkaufsverbot für Alkohol sowie die Einschränkungen für Reisen im Inland und Versammlungen würden aufgehoben.

Die Zahl der täglichen Neuinfektionen habe in der vergangenen Woche bei durchschnittlich rund 12.000 gelegen, sagte Ramaphosa. Dies seien rund 20 Prozent weniger als im Vorwochen-Durchschnitt.

Während die Zahl der Neuansteckungen in der bevölkerungsreichsten Provinz Gauteng deutlich zurückgegangen sei, gebe die Situation in den Provinzen Ostkap, Westkap sowie KwaZulu-Natal weiterhin Anlass zur Sorge, sagte Ramaphosa. Die nächtliche Ausgangssperre bleibe angesichts der Lage in Kraft, ebenso wie die Maskenpflicht.

Südafrika ist das am schwersten von der Coronapandemie betroffene Land auf dem afrikanischen Kontinent. Seit Pandemie-Beginn wurden in dem Land 2,3 Millionen Corona-Infektionen registriert. Dies entspricht mehr als einem Drittel aller insgesamt in Afrika nachgewiesenen Covid-19-Fälle. Mindestens 69.775 der Corona-Infektionen in Südafrika endeten tödlich.

Die Corona-Impfkampagne in Südafrika kommt bisher nur schleppend voran. 2,3 Millionen Menschen in dem 60-Millionen-Einwohner-Land wurden bisher vollständig gegen Covid-19 geimpft. (afp)

Göring-Eckhardt kritisiert Corona-Schulpolitik

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt hat der Bundesregierung Untätigkeit beim Erarbeiten einer Strategie für den Schulunterricht im Herbst vorgeworfen. Göring-Eckardt erklärte zu einer Antwort des Bundesbildungsministeriums auf eine der Nachrichtenagentur AFP vorliegende schriftliche Frage, Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sehe bei sich keinerlei Verantwortung für eine Strategie zu bundesweit pandemiefesten Schulen, obwohl sie jüngst selbst einen Stufenplan ins Gespräch gebracht habe. Dies sei ein Unding.

Göring-Eckardt forderte die Bundesregierung auf, zusammen mit dem Robert Koch-Institut einen Leitfaden für die Deltavariante des Coronavirus für Schulen und Kitas zu entwickeln. Außerdem müsse sie „mit einem nationalen Aktionsplan endlich Taten folgen lassen“. Die Grünen-Fraktionschefin nannte dazu den Ausbau des Digitalpakts als Teil der Vorsorge.

„Wir brauchen schnelle, leicht zugängliche Impfangebote für alle ab 12, Luftfilter in Klassenräumen und dort, wo das nicht mehr geht, zumindest CO2-Ampeln für besseres Lüften.“ Tests, Impfungen und Luftfilter seien Voraussetzungen für einen sicheren Unterricht im Herbst. (afp)

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45 Kommentare

 / 
  • @JOX

    Es ist sehr schwierig, das festzunageln, zum einen, weil es noch so früh ist, zum anderen, weil die Definition im Detail komplex werden kann.

    Eine Studie (Teilen eines Raums für etwa 1 Stunde) ergab eine Ansteckungswahrscheinlichkeit geimpft -> ungeimpft als weniger als halb so hoch an als ungeimpft -> ungeimpft.

    Auch hier [1] geht klar hervor: bei Geimpften Infizierten ist die Viruslast deutlich niedriger, die Inzidenz asymptomatischer Infektionen niedriger.

    Nach dem heutigen Stand geht nun mal von Geimpften eine niedrigere Gefahr aus, ob es manchen passt oder nicht.

    [1] www.bbc.com/future...to-spread-covid-19

  • > Ich bin nicht geimpft.

    Warum genau?

  • Warum müssen es denn gleich Sanktionen sein? Ich fand die Masche der Amis wesentlich sympathischer: Belohnen für das Impfen.



    Das klingt doch gleich viel positiver.



    Ist aber wahrscheinlich nicht deutsch genug. 😁

    Karl Lauterbach findet es nicht gut, weil dann ja die, die bereits geimpft sind (also ich auch) benachteiligt wären. Auch typisch deutsch.😏

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Nansen:

      Nein, belohnen ist die falsche Strategie. Die Evolution bestraft die Unfitten. So müssen wir auch handeln.



      Wer sterben will - bitte.



      Denn wer sich nicht impft, infiziert Ungeimpfte - Kinder, Ausländer im Ausland und Immunschwache.

  • Jeder von uns hat doch die Freiheit, sich für eine Impfung zu entscheiden, oder auch nicht. Und damit hat jeder die Folgen seiner Entscheidung zu tragen und sich so zu verhalten, dass er Andere nicht gefährdet. D. h. Geimpfte tragen weiter Masken und Ungeimpfte dürfen manche Sachen halt nicht. Etc. etc.....

    • @m.d.bichlmeier:

      Es geht eben auch um den Schutz Schwächerer, bei denen die Impfung nicht gut wirkt, z.B. bei Krebspatienten. Das sind wohl so rund 5% der Bevölkerung. Für die ist eine ungebremste epidemische Welle hoch gefährlich.

      Dazu steigt bei sehr hohen Inzidenzen eben auch das Risiko für sonstige Geimpfte, doch zu erkranken. Je weniger Leute sich impfen lassen, desto höher wird dieses Risiko.

      Und erneute Lockdowns beträfen auch wieder alle, auch Kinder.

      Ganz generell ist Corona halt im Kern ein kollektives Problem, es ist nicht möglich, es allein auf individuelle Verantwortung runter zu brechen.

  • Ist es eigentlich nötig, Menschen, dir nicht oder noch nicht geimpft sind, hier im Forum zu beleidigen? Ich bin nicht geimpft.



    Für das Gros der Forumsmitglieder (nicht nur bei diesem Artikel) bin ich somit scheinbar



    - asozial (!?!)



    - tendenziell rechtsradikal (???)



    - einer von "denen" (!)



    - ein "Impfverweigerer", die ja eh alle gleich sind...



    - egoistisch...



    - ein "über Grundrechte-Reder" (interessant, was ich alles scheinbar so tue)

    Das ist ausgrenzend, beleidigend, da werden zum Teil hemmungslos Stereotypen benutzt. Ich frage mich, ob die Benutzer dieser Ausdrücke ihren ungeimpften Kollegen oder Chefs, Ehefrauen, Kindern, Nachbarn, Eltern mit derselben entwertenden Wortwahl begegnen.

    • @Pep:

      Nun, ein Grund, warum sehr viele Menschen bei Impfgegnern an Rechtsradikale denken, ist dass Rechtsradikale vielleicht alles, was soziale Spannungen erhöht und unsere Demokratie destabilisiert, nicht als Bug sehen, nicht als Feature. Ganz offensichtlich *wollen* manche der Impfgegner negative Folgen einer weiteren Welle. Es ist kein Zufall, dass Rechtsregierungen mit am wenigsten erpicht sind, die Pandemie zu bekämpfen.

      Nachdem Sie sich aber von den Rechten implizit distanziert haben (das interpretiere ich doch richtig so?), haben Sie doch sicher einen anderen guten Grund für ihr Verhalten?

      Schauen Sie:

      Wenn Leute sich nicht impfen lassen, hat das Auswirkungen auf andere:

      - sie erhöhen die Gefahr für Menschen aus Risikogruppen und Menschen die immunsuprimiert sind: Krebspatienten, Leute mit Organtransplantation, Leute mit sehr viel Stress, HIV Patienten, und so weiter.

      - Sie erhöhen das Risiko für andere Leute, und zwar auch Geimpfte, an Long Covid zu erkranken

      - Sie erhöhen die Wahrscheinlichkeit für eine neue epidemische Welle, die sowieso schon abzusehen ist (da wir jetzt schon, im Sommer, steigende Inzidenzen und einen R-Faktor größer als 1 haben).

      - Sie vermindern damit letztlich die Freiheit für Gruppen, die sowieso eher zu kurz kommen, wie Schulkinder und Jugendliche.

      - Sie kosten damit die Steuerzahler, und davon bin ich einer, Geld, wegen der Kosten von Krankenhausbehandlung, Lockdowns, Wirtschaftshilfen, und so weiter.

      - aber abgesehen von all diesen Dingen, gehen sie auch ein erhebliches, und nach allen Informationen die ich habe, unnötiges Risiko für sich selber ein, denn sie sind bei einer Covid-Infektion viel weniger geschützt als Geimpfte.

      Nun, angesichts all dieser Nachteile, wenn Sie sich trotzdem nicht impfen lassen - dann haben Sie doch sicher einen guten Grund? Könnten Sie den erklären?

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @Pep:

      Wenn sie nicht anders können, weil sie eine Angststörung haben oder einer Sekte angehören, dann haben sie mein Mitleid...



      Verständnis habe ich trotzdem nur begrenzt.

    • @Pep:

      Ich sage meist egoistisch.

      Wenn ich frage warum sie sich nicht geimpft haben. Ob irgendwelche echten Gründe dagegen sprächen, oder ob sie sich noch nicht "richtig" bemüht haben um einen Impftermin. Ich biete dann auch gerne meine Hilfe an.

      Wenn sie mir dann mit irgendwelchem nonsens kommen. Dann sage ich es wie es ist.

      Ich arbeite mit einer Risikogruppe und bin darum auch bereits vollständig immunisiert (Wurde viel zu spät meiner Meinung immunisiert). Es besteht noch ein Restrisiko.

      Des Weiteren habe ich eine Verwante bei der die Immunisierung wahrscheinlich nicht funktioniert hat. (keine Bildung von Antikörpern, vielleicht hat es aber doch geklappt.)

      Alle meine Nichten und Neffen sind unter 12 und können sich nicht impfen lassen und die Schulen fallen wie seit der Wende einfach weiterhin herunter. Und wir haben die Gruppe der 12-18 Jährigen wo es nun doch notgedrungen empfohlen werden musste weil sich

      *hust* nehmen wir mal ihr erstes Beispiel. das privileg sichern mussten sich nicht impfen zu lassen.

      und ja das ist ein Privileg was sich diese warum nicht mal das 2. Beispiel hier einfügen, nehmen.

    • @Pep:

      Es gibt sicher auch Leute, die nur schlecht informiert sind. Oder die sich einfach nicht trauen. Oder die ein bisschen einen Schubs brauchen.

      Dass die harten Impfleugner, die Verschwörungstheorien und Desinformation verbreiten, personelle Verknüpfungen zu Rechtsradikalen haben, ist ja wirklich so.

  • "Es gibt ein Grundrecht auf Handlungsfreiheit aber keines, auf Kosten meiner Nachbarn wöchentlich bis in die Puppen laute Parties zu feiern."

    Ähh, doch, genau das meint "Allgemeine Handlungsfreiheit". Deren Ausübung wird durch nachbarschützende Verbote eingeschränkt, und das ist auch gut so. Aber es ist eben genau KEIN Privileg, etwas tun zu dürfen, ohne dabei von der Staatsgewalt eingeschränkt zu werden.

    • @Normalo:

      Nein, wenn es aufgrund später Stunde und großer Lautstärke auf Kosten der Nachtruhe der Nachbarn geht, gibt es auch da natürlich Grenzen. Sie können ja mal bei der Polizei anrufen und nachfragen.

      • @jox:

        Grundrechtsschutz gilt nicht absolut und uneinschränkbar. Nichtsdestotrotz umfasst ein Grundrecht immer JEDES Handeln, das in seinen definierten Schutzbereich fällt. Die Allgemeine Handlungsfreiheit ist also durchaus umfassend zu verstehen. Nur ist sie eben aufgrund ihrer Weite auch am leichtesten einzuschränken.

        Aber das muss erstmal geschehen. DANN kann man bei der Politzei anrufen und sich erklären lassen, was alles nicht geht. Ohne Verbot hingegen gäbe es auch keine Einschränkung der Handlungsfreiheit, und Krachmachen bis in die Puppen WÄRE erlaubt.

  • Und ein Grund, warum das Gerede von den "Grundrechten" der Impfverweigerer nervt, ist dass es zum Teil gar nicht um Rechte geht sondern in Wirklichkeit um Privilegien. Es gibt ein Grundrecht auf Handlungsfreiheit aber keines, auf Kosten meiner Nachbarn wöchentlich bis in die Puppen laute Parties zu feiern. Wenn ich mit dem Auto, das schon grundsätzlich durch seinen Betrieb immer andere gefährdet, durch eine Ortschaft fahre, ist es nichts weniger als ein Privileg, da mit 50 Sachen fahren zu dürfen. Wenn dann da eine Grundschule gebaut wird, ist es kein Grundrecht, was mir entzogen wird, wenn ich dann 30 fahren muss.

    Ebenso haben wir: Kein Grundrecht, mit toxischen Produkten die Umwelt zu verseuchen, um Geld zu verdienen, auch nicht wenn "VW " drauf steht.

    Kein Grundrecht darauf, Braunkohle abzubaggern und zu verbrennen, und damit den Planeten für die nächste Generation unbewohnbar zu machen.

    Kein Grundrecht, nach Mallorca oder Thailand in den Urlaub zu jetten, wenn die Atmosphäre den CO2-Ausstoss nicht mehr verträgt.

    Kein Grundrecht, jeden Tag Fleisch zu essen oder beliebig viel Plastikmüll zu produzieren.

    Denn alle diese Handlungen greifen massiv in die Handlungsfreiheit und das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit anderer ein.

    Und das ist wahrscheinlich der Grund, warum da immer "Grundrechte" benannt werden - da geht es tatsächlich um Anspruchsdenken, englisch "Entitlement", der Wohlhabenden, dass sich nur ja nichts ändert. Die Grundhaltung, an die da von Seiten von Laschet, Merz, Mass, Höcke und anderen appelliert wird, ist ein extrem kurzsichtiger und für alle hoch gefährlicher Egoismus - in einer Zeit, wo es ohne Kooperation auf ganz großer Skala höchstens noch für einen kollektiven Darwin Award reicht, nämlich der Preis für die Entfernung der eigenen Spezies aus dem Genpool.

    • 8G
      83191 (Profil gelöscht)
      @jox:

      Sie übersehen hier mehrere Kleinigkeiten..

      Zum 1. findet in unserer Gesellschaft ein Vergleich von Risiko für die Allgemeinheit und Nutzen statt. Daher gibt es trotz Verkehrstoten kein Verbot von Fahrzeugen.

      Zum 2. erfordern persönlich einschränkende Maßnahmen auch Begründungen. Wenn dein Nachbar einen Unfall baut wird dir nicht der Führerschein entzogen.

      Und genau das ist die Krux an einer unerkannt verlaufenden Pandemie. Ich bin als Bürger in der Beweispflicht, unschuldig bzw. nicht erkrankt zu sein. Denn in dem Fall das ich erkrankt bin, habe ich ja bereits so jede Menge Verpflichtungen um andere Menschen vor Ansteckung zu bewahren. Denn als wissentlich Kranker jemanden anzustecken bzw. anzuhusten ist nun einmal Körperverletzung. Das war auch früher schon so.

      Übertragen Sie diesen Sachverhalt, dass Menschen ihre Unschuld bzw. Gesundheit nachweisen müssen bevor sie sich frei bewegen dürfen, auf andere Bereiche. Bei der Einreise in andere Staaten fordern diese gelegentlich die Polizeiliche Vorgeschichte mit an, stellen Sie sich das bitte einen Augenblick für z.B. Flüchtlinge vor, die künftig nachweisen müssen psychisch absolut gesund zu sein, weil es könnte ja später einer von X-Tausend den Belastungen nicht gewachsen sein.

      Sie verstehen?

      Hier findet zum Schutz der Allgemeinheit eine Beweislastumkehr statt. Das mag sinnvoll sein, aber dieser Fall wurde halt von den Machern unserer Verfassung nicht in dieser Form vorhergesehen. Daher finde ich den Verweis auf die Grundrechte nicht ganz von der Hand zu weisen..

      Die anderen Beispiele sind ein gänzlich anderes Problem. Hier sollte die CO2/Schadstoff Freisetzung schlicht eingepreist werden, dann regelt der Markt das von Alleine. Von den entsprechenden Steuern werden die Schadstoffe eben beseitigt und dann sollte es auch erlaubt bleiben.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        > Hier findet zum Schutz der Allgemeinheit eine Beweislastumkehr statt.

        Das ist ja kein Strafverfahren.

        Wenn Sie ein Auto fahren wollen, müssen sie ja auch erst mal vorher nachweisen, dass es nach Inspektion durch Sachkundige technisch sicher ist. Das liegt in der Natur der Sache, dass Sicherheitsmaßnahmen halt in aller Regel vorbeugend wirken.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @jox:

          Zur Korrektur Ihres Beispiels:

          Sie müssen den Nachweis der technische Sicherheit ihres PKW dann allerdings nicht mehr im 2-Jahres Takt erbringen, sondern monatlich. Incl. täglich auszufüllendem Vordruck mit Angabe von z.B. Reifendruck und Profiltiefe und ihrer letzte Tankquittung (nicht das sie den falschen Treibstoff getankt haben).

          Die Krux ist ja wie gesagt, dass einem Gesunden aufgrund der fehlenden Nachweise einer Nicht-Erkrankung Einschränkungen auferlegt werden. Weil er könnte ja ansteckend sein auch wenn sein eigener Körper spielend damit klar kommt. Ein Geimpfter übrigens auch. Das macht auch in gewissen Grenzen Sinn, keine Frage ! Aber wo genau diese Grenzen liegen, da dürfen wir unterschiedlicher Meinung sein. Bei Inzidenzzahlen < 10 halte ich z.B. überhaupt nichts davon, zusätzliche Barrieren zu erschaffen. Bei 100+ (incl. steigender Belastung im Gesundheitswesen!) hingegen ist das absolut gerechtfertigt, auch bei Geimpften.

          Denn im Umkehrschluss geht es darum, Privilegien für Geimpfte einzuführen. Mehr nicht. Und dafür habe ich kein Verständnis und ich denke, auch das Verfassungsgericht würde ein derartiges Gesetz kippen.

          • @83191 (Profil gelöscht):

            > Bei Inzidenzzahlen < 10 halte ich z.B. überhaupt nichts davon, zusätzliche Barrieren zu erschaffen. Bei 100+ (incl. steigender Belastung im Gesundheitswesen!) hingegen ist das absolut gerechtfertigt, auch bei Geimpften.

            Das ist ein Fehlschluss, dem sehr viele erliegen. Es ist einfach so, dass bei kleinen Inzidenzen die Bekämpfung der Seuche weniger kostspielig ist, und auch weniger aufwendig. Je kleiner die Inzidenzen, desto mehr Kontrolle gibt es. Beispielsweise ist es so, dass die Kontaktverfolgung bei niedrigen Inzidenzen viel besser funktioniert. Aber last not least, es sterben weniger Leute.

            Deswegen ist es, hat man einmal erkannt, dass die Zahlen steigen, nicht sehr ökonomisch und rational, damit zu warten, bis die Zahlen wieder hoch sind.

      • @83191 (Profil gelöscht):

        Es geht aber doch bei allem was zur Debatte steht um Ge- und Verbote, nicht um Strafen und Sanktionierung. Die Frage nach einer Beweislast stellt sich damit mE nicht. Auch die Gurtpflicht ist ja kein unverhältnismäßiger Eingriff in Freiheitsrechte und das obwohl man sich, anders als bei einer Seuche, bei einem Verstoß nur selbst und nicht andere gefährdet.

        • 8G
          83191 (Profil gelöscht)
          @Ingo Bernable:

          Wenn Herr Seehofer als Innenminister verkündet, dass Ungeimpften der Zugang zu großen Gemeinschaftsversammlungen (z.B. Festivals, Konzerte, Demonstrationen ) verweigert werden soll, dann ist das eine eindeutige Einschränkung der Freiheitsrechte, obwohl im Normalfall KEINE Erkrankung bei den Betroffenen vorliegt.

          Das mit der Gurtpflicht ist an sich dem Solidarsystem mit den Krankenkassen geschuldet. Schweren Verletzungen bestmöglich vorbeugen, um die Belastung/Beiträge für Alle zu senken. Wieder ein anderes Thema ;-)

          In diesem Fall wäre aber folgender Vergleich treffender:



          Ihnen wird als Autofahrender die unkomplizierte Teilnahme an diversen Veranstaltungen verweigert, da aufgrund diverser Statistiken ein Risiko besteht, dass Sie gegen die Gurtpflicht verstoßen und sich selbst dadurch gefährden.

          Vor Eintritt zur Veranstaltung X müssen Sie daher einen Video-Mitschnitt der Fahrt vorzeigen (-> Beweislastumkehr) oder nachweisen, dass ihr Auto so umgerüstet wurde, dass ein Starten des Motors ohne korrektes Anlegen des Gurtes nicht möglich ist.

        • @Ingo Bernable:

          > Auch die Gurtpflicht ist ja kein unverhältnismäßiger Eingriff in Freiheitsrechte und das obwohl man sich, anders als bei einer Seuche, bei einem Verstoß nur selbst und nicht andere gefährdet.

          Ja, aber ich muss eben auch als KV-Mitglied und Steuerzahler, aber auch als potenzieller "Unfallgegner" mit zahlen, wenn die Feuerwehr die Reste eines Uneinsichtigen in einer Zinkwanne sammeln muss.

          • @jox:

            Und wo ist nun der Unterschied zu dem ebenfalls solidarisch finanzierten Aufenthalt von "Uneinsichtigen" auf der Intensivstatio oder in einer Long-Covid-Reha?



            "dann ist das eine eindeutige Einschränkung der Freiheitsrechte"



            die aber vor dem Hintergrund der sich inzwischen abzeichnenden 4. Welle und möglicherweise drohenden viel weitergehenden Einschränkungen von Freiheitsrechte Aller in im Falle von weiteren Lockdowns, Shutdowns oder Ausgangssperren verhältnismäßig und argumentierbar ist.

  • > Daher seien bis auf die Maske im Öffentlichen Personennahverkehr keine Freiheitseingriffe mehr gerechtfertigt. „Wir haben Gott sei Dank in unserer Verfassung Freiheitsrechte … Diese Grundrechte stehen nicht in der Verfügungsgewalt des CDU-geführten Kanzleramts und auch nicht des Grünen Ministerpräsidenten Kretschmann.“

    Diese Formel mit den "Freiheitsrechten" nervt. Es gibt in GG Artikel 2 Grundrechte, nämlich das auf Handlungsfreiheit und das auf Leben und körperliche Unversehrtheit.

    Handlungsfreiheit besteht immer dann, wenn es die Rechte andere nicht verletzt. Ich darf also mit dem Auto mit Tempo 50 auf einer innerörtlichen Strasse fahren. Wird da aber eine Grundschule gebaut, ist es angemessen, das Tempo zu reduzieren, da sonst die Ausübung meiner Handlungsfreiheit das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit andere, nämlich der Schuldkinder, verletzt.

    Und das ist ganz klar auch so, wenn es um die Verbreitung eines gefährlichen Virus geht: Zum Einen gibt es Menschen, bei denen das Immunsystem geschwächt ist. und bei denen eine Impfung nicht gut wirkt.

    Zum Anderen aber, und das kommt in der Diskussion bisher ein bisschen arg kurz, macht es auch wenn ich die Impfung habe, einen Riesenunterschied, ob es in meiner Altersgruppe eine Inzidenzzahl von 5/100000 gibt, oder von 500 - in letzterem Fall ist *mein Risiko als Geimpfter*, zu erkranken, um einen Faktor 100 höher. Demgegenüber reduziert die Impfung das Risiko einer schweren Erkrankung nur um einen Faktor 14 bis 20 (um 93% bis 95%). Ein Frei-Laufenlassen der Epidemie ist also auch mit meinem Recht auf körperliche Unversehrheit als Geimpfter nicht zu vereinbaren.

    Dazu kommen noch weitere Grundrechte wie das auf Berufsausübung. Wenn zu wenig Menschen geimpft sind, kommt es zu weiteren Lockdowns, und die beeinträchtigen, und zwar in einer dann vermeidbaren Weise, das Recht auf freie Berufsausübung, und insbesondere bei Kindern das Recht auf Bildung.

  • "Sanktionen für Ungeimpfte" scheint sich als Framing gerade durchzusetzen. Interessant, wie so etwas funktioniert.

    Ich darf schliesslich bei meiner Nachbarin auch nicht den Gasherd anschliessen. Sind das jetzt "Sanktionen für die, die keinen Installateur-Meisterbrief haben"?

    Nein. Ungeimpfte stecken ihre Mitmenschen mit einer deutlich niedrigeren Wahrscheinlichkeit an (leider nicht Null!).

    Möglicherweise braucht's bei denen keine Tests. Alles Dinge, die durch Studien statistisch untermauert werden können.

    Wo sind da die Sanktionen?

    • @tomás zerolo:

      > Ungeimpfte stecken ihre Mitmenschen mit einer deutlich niedrigeren Wahrscheinlichkeit an (leider nicht Null!).

      Da verstehe ich jetzt den Sinn im Zusammenhang nicht. Vielleicht vertippt?

      • @jox:

        @Jox Wie deutlich niedriger denn???



        Derjenige der eine hohe Viruslast hat, hat Symptome. Wenn ich Symptome habe, bleibe ich zu Hause usw.



        Warum sind Sie denn eigentlich nicht einfach zufrieden damit, dass Sie geimpft sind und darüber, dass jeder der sich impfen möchte, sich impfen lassen kann?

        • @sooderanders:

          > Warum sind Sie denn eigentlich nicht einfach zufrieden damit, dass Sie geimpft sind und darüber, dass jeder der sich impfen möchte, sich impfen lassen kann?

          Aus u.A. folgenden konkreten Gründen:

          1. Wenn sich zu viele Leute nicht impfen lassen, kommt es bald wieder zu sehr hohen Inzidenzen. Die bedeuten aber auch wieder ein gewisses (wenn auch kleineres) Risiko für Geimpfte, da die Impfung ja nicht zu 100% schützt.

          2. Wenn sich zu viele Leute nicht impfen lassen, und es zu sehr hohen Inzidenzen kommt, geht das vermutlich gesundheitlich zu Lasten der Kinder in meiner Familie, die noch keine Impfung haben können - da gibt es ein Risiko, dass sie Long Covid bekommen. Finde ich nicht so gut.

          3. Jeder, der aufgrund fehlender Impfung zusätzlich schwer krank wird, fällt dem Krankenversicherungs- und Sozialsystem zur Last, und das wird von den Beitragszahlern finanziert, von dem ich einer bin. Es kostet mich also selber direkt Geld.

          4. Wenn es aufgrund zu weniger Impfungen zu einer neuen epidemischen Welle kommt, würde ein neuer Lockdown nötig. Da habe ich aber auch keine Lust drauf.

          5. Je weniger Menschen sich impfen lassen, desto länger sind ersatzweise weitere Hygiene- und Schutzmaßnahmen nötig. Die kosten aber Geld, sind nicht gut für die Wirtschaft, und gehen Leuten auf den Zeiger. Besonders doof wären Einschränkungen bei den Schulen und an Weihnachten, nach zwei reduzierten, oder für viele ganz ausgefallenen Weihnachtsfesten.

          6. Weiterhin habe ich eine Verwandte die im Krankenhaus arbeitet, und die Leute da sind erschöpft und haben mehr als genug Elend gesehen. Impfungen helfen, deren Belastung, die auch eine extreme seelische Belastung ist, zu reduzieren.

          7. Ich reise gelegentlich gerne und würde in mittlerer Zukunft gern mal wieder auf eine planbare Weise verreisen ohne womöglich in Quarantäne ausharren zu müssen. Ich arbeite auch in einem Bereich, wo internationale technische Kontakte wichtig sind, und der durch Auflagen derzeit ernsthaft behindert wird.

  • „…Horst Seehofer (CSU) hat sich gegen eine Corona-Impflicht, aber für mehr Freiheiten für Geimpfte ausgesprochen“



    „… FDP-Chef Christian Lindner hat sich gegen Einschränkungen für ungeimpfte Menschen ausgesprochen“



    „…Christine Lambrecht (SPD) lehnt eine Impfpflicht ebenfalls ab“



    „…Kanzleramtsminister Helge Braun hatte am Wochenende angekündigt, Menschen ohne Impfung müssten mit mehr Einschränkungen rechnen“



    „… (Dehoga) fordert die Bundesregierung auf, positive Anreize für Durchgeimpfte zu schaffen, um die Impfquote zu erhöhen“



    Es ist der Vorteil der Demokratie, dass jeder seine Meinung äußern kann. Dieser Vorteil kann zum Nachteil werden, wenn die teils gegensätzlichen Forderungen in Maßnahmen münden sollen. Wer hat die ideale Lösung? Man könnte meinen, Corona ist nicht Demokratie-kompatibel!

  • Wenn Geimpfte nachweislich ebenfalls Überträger sind, mit Wochen Recht können diese dann ohne Tests und Einschränkungen Hotels besuchen?



    Das verstehe ich nicht. Es geht doch um angeblich nur um Infektionsschutz. Der ist durch Impfung aber nunmal nicht sicher gegeben.



    Anstatt einen Teil ohne Tests überall hin zu lassen, der ebenfalls weiterhin ansteckend ist, wäre eine Testpflicht für alle der einzig sinnvolle Weg, um Infektionen zu vermeiden.

    • @Sabrina K.:

      Es kann gut sein, dass bei hohen Inzidenzzahlen auch bei Geimpften Tests sinnvoll sind, zumindest wenn diese Erkältungssymptome haben und sich in sehr dichten Kontakten bewegen. Ihr Risiko, eine Infektion zu haben, ist aber trotzdem geringer, daher ist auch generell das Risiko geringer, dass sie andere anstecken.

      Weitere Faktoren können da auch rein spielen, evtl. führt eine Infektion bei Geimpften seltener zu Superspreading.

      > Es geht doch um angeblich nur um Infektionsschutz. Der ist durch Impfung aber nunmal nicht sicher gegeben.

      Sie müssen "kein 100%iger Schutz" von "gar kein Schutz" unterscheiden.

      Es ist ein Fehler, die Impfung als eine reine schwarz/weiß Angelegenheit zu sehen. Eher ist die Impfung Teil eines nötigen Maßnahmenpakets, welches den verhaltensabhängigen mittleren R-Wert auf unter 1 senken kann.

      Das ist sehr gut im "Schweizer-Käse-Modell" beschrieben:

      sketchplanations.v...swiss-cheese-model

      Keine Maßnahme bietet einen 100%igen Schutz, aber alle zusammen senken das Risiko einer Infektion (und damit den R-Wert) auf einen akzeptablen Level. Das ist ein allgemeines Prinzip, das in vielen Situationen zur Risikominderung eingesetzt wird.

  • Aus meiner Sicht ist Lambrechts Ansatz der Beste: Freitesten soll gerne weiter möglich sein, aber bezahlt bekommen die Tests nur Menschen, die (bislang) nicht geimpft werden können.

    Einen Schritt weiter gehen könnte man, indem man nur noch PCR-Tests akzeptiert. Aber das wäre angesichts der hohen Kosten schon fast wieder die Impflicht durch die Hintertür.

    Eines sollte klar sein: Es darf keine Bürger 2. Klasse geben. So blöd und asozial man Impfverweigerung auch einschätzen mag, DAS kann nicht die Reaktion darauf sein.

    • @Normalo:

      > Eines sollte klar sein: Es darf keine Bürger 2. Klasse geben.

      Es gibt ja einen Unterschied zwischen gezielten Sanktionen und jemanden die Konsequenzen seiner Entscheidungen und Handlungen selbst tragen lassen.

      Ich würde jedenfalls nicht in einem Chor singen wollen mit Personen, die ohne gute Gründe nicht geimpft sind.

      • @jox:

        Das ist dann wieder Ihnen bzw. der Chorleitung überlasssen. Die Praxis wird da schon ihre Wege finden. Problematisch ist immer, wenn der Staaat hingeht und mit seiner unvermeidlichen Gießkannenmethode solche Entscheidungen für die Bürger trifft.

    • @Normalo:

      Das Problem ist, dass die schnellen Antigentests "false negatives" haben, und das führt bei Situationen wie Discotheken, Veranstaltungen usw. mit Aerosolgeschwängerten vollen Innenräumen zu Masseninfektionen.

      Die Tests bieten also viel weniger Sicherheit als die Impfungen. Wobei es noch besser wäre, Impfung und Schnelltest zu kombinieren.

      • @jox:

        Das ist wohl so. Und deshlab habe ich die beschränkung auf die PCR-Tests auch nicht von vornherein ausgeschlossen. Nur brauchen die halt lange und sind teuer. Da ist der Grat zu einer effektiv verhindernden Einschränkung schmal.

  • Die Debatte geht voellig an der Realitaet vorbei.



    Auch Geimpfte sind ansteckend, auch wenn das keiner wahrhaben will.



    Die Testpflicht muss also fuer alle gelten.



    In Israel hat man bei der Einreise schon die Testpflicht fuer alle eingefuehrt: corona.health.gov....vel-covid19-green/

    • @naemberch:

      Da habe ich noch keine definitiven Daten gesehen. Tendenziell ist das aber so.

      Es gibt jedoch einen qualitativen Unterschied: Wenn Geimpfte sich unter Geimpften befinden und es dabei zu Ansteckungen kommt, ist das in der Regel nicht so gefährlich, auch wenn die Impfung keinen 100%igen Schutz bietet. Dazu ist die Weitergabe des Virus reduziert.

      Bei einer Mischung von Geimpften und Getesteten ist aber jede Ansteckung gefährlich, da Getestete eben nicht immun sind (und Tests falsch negativ sein können).

      Neben dem Risiko für das Individuum ist auch entscheidend, ob es in einer bestimmten Situation dann wieder exponentielles Wachstum gibt. Man kann davon ausgehen, dass ein bestimmter Level an Schutzmaßnahmen (z.B. Masken, beschränkte Gruppengrößen in Innenräumen) auch unter Geimpften weiterhin nötig ist, nur eben ein geringerer Level als unter Ungeimpften. Die Politik stellt den Sachverhalt also momentan wohl mal wieder etwas zu plakativ dar.

  • " Gleichzeitig stellt sich Seehofer gegen eine Impfpflicht. „Wir müssen die Leute überzeugen, dass sie sich impfen lassen.“ Man dürfe eine Impfung vor allem nicht zur Voraussetzung für ein Arbeitsverhältnis oder den Abschluss eines Versicherungsvertrages machen. „Das dürfen wir in Deutschland nicht beginnen.“ "

    Ach du liebes Lieschen, dass ich dem Horsti nochmal zustimmen muss in diesem Leben. Mir wird gruselig.

    • @WillyWillsWissen:

      Erstens gibt es sowieso schon Impfpflichten bei Personen die im Gesundheitsbereich arbeiten.

      Zweitens gibt es eine Masern-Impfplicht für Besucher von Kitas.

      Drittens haben Versicherungsunternehmen z.B. bei Berufsunfähigkeitsversicherungen Vertragsfreiheit und haben noch ganz andere Ausschlusskriterien. Long Covid wird mit Sicherheit sehr bald dazu gehören.

      Vom Arbeitsrecht gedeckt ist eine Pflicht zur Impfung halt einfach nicht, wenn sie mit der Arbeit gar nichts zu tun hat. Und *das* wird sicher so bleiben.

    • 4G
      4813 (Profil gelöscht)
      @WillyWillsWissen:

      Wenn sie mit einem Herzfehler eine private Krankenversicherung abschließen wollen, werden sie auf jeden Fall als Bürger zweiter Klasse behandelt. Was redet der Horst für einen Unsinn.



      Oder als Raucher...

  • Wie lange plagen wir uns mit Corona rum ?

    Wie lange exisitert ein fälschungssicherer Impfnachweis (idealer Weise im Scheckkartenformat) ?

    Wie lange hat die Politik Zeit gehabt sich zu kümmern ?

    So lange kein funktionierender Impfnachweis exisitert brauchen wir über eine Impfpflicht nicht nachzudenken.

    • @Bolzkopf:

      Bisher hat das System recht gut funktioniert, und zwar weil es in erster Linie selbstschädigend ist, einen Impfpass zu fälschen.

      Den Gewinn beim Digitalen sehe ich selber nicht so richtig, da zentralisierte Datensammlungen meistens zu Datenschutzproblemen führen. Sehr, Verzeihung, virulent ist die Problematik beim Risiko von Long Covid. Wenn sich jemand als "genesen" registriert, geht das damit einher, dass er so ein Risiko hat, und bei einem digitalen Nachweis gibt es so gut wie keine Kontrolle über die Verbreitung dieser extrem sensiblen Information.

      Man stelle sich mal vor. es gäbe ein statistisches Risiko, sich nach einer Covid-Infektion häufiger arbeitsunfähig melden zu müssen, und Arbeitgeber hätten die Information in einer Datenbank. Das würde die Beschäftigungschancen der "genesenen" Leute mindern, selbst Jahre später. Oder Kinder kommen dann nicht mehr aufs Gymnasium, wegen irgendwelcher kognitiven Langzeiteffekte von Covid-19.

      Und deshalb ist der digitale Impfausweis in der Form eine krass blöde Idee.

      Ich sehe aber nicht, wie eine normale digitale Technik das Problem löst. Der alte gelbe Impfpass ist in dem Punkt besser.

  • 1.5 Jahre haben wir nun mit dem Virus zu leben. Und in Deutschland hat sich außer, Impfungen (Geld für Biontech und Co.), Mund-Nasen-Schutz (ok auch das wollen ja einige bald weg haben)...fast nichts geändert. Und so werden wir in die nächste Welle hineinspringen wie in den anderen zuvor auch. Weil umdenken so schwer ist, weil Wirtschaft unterstützen nur bei Großkonzernen geht etc...naja solange die CDU im September wieder genug Stimmen bekommt ist ja alles ok. Dann kann es ja so weitergehen...