49-Euro-Ticket: Nicht als Plastikkarte
Die analoge Alternative zum digitalen 49-Euro-Ticket ist zu teuer für Verkehrsverbünde, weil diese die Mehrkosten nicht geltend machen können.
Die seit Mai erhältliche, bundesweit im ÖPNV geltende Fahrkarte muss im Abo gekauft werden. Bund und Länder subventionieren sie. Und sie soll als Handyticket angeboten werden. Damit ist sie für Personen ohne Smartphone nicht zugänglich. Einige Verkehrsverbünde bieten das 49-Euro-Ticket deshalb auch als Plastikkarte an.
Diese ist jedoch in der Herstellung und im Vertrieb aufwendiger als ein Handyticket. Die Mehrkosten müssen die Verkehrsverbünde faktisch selbst tragen, Bund und Länder kommen dafür nicht auf, wie aus einem Schreiben des bayerischen Verkehrsministeriums an die bayerischen Verkehrsverbünde hervorgeht. „Eine Plastikkarte zu vertreiben, wird also finanziell so unattraktiv, dass die Verkehrsverbände sie nicht mehr ausgeben“, kritisierte Frank Böhnke, Sprecher des Bahnverbands.
Der Verkehrsverbund mona im Allgäu hat nun als erstes Unternehmen Konsequenzen gezogen und stellt den Verkauf der Plastikkarte von September an ein. Dabei hat mona nach eigenen Angaben Kund:innen aus ganz Deutschland, weil es bundesweit nur wenige Anbieter der Plastikkarte als analoge Alternative zum Handyticket gibt. Allein bei den Kemptener Verkehrsbetrieben im Allgäu würden rund 95 Prozent der Kund:innen diese Plastikkarte statt des Handys nutzen. Das Ticket weiterhin als analoge Karte auszugeben, würde dem eigenen Unternehmen schaden, heißt es in einer Stellungnahme des Verkehrsverbunds.
Das digitale Ticket sei nicht für alle zugänglich
Der Bahnkundenverband kritisiert, den Verkauf der Chipkarte einzustellen, schränke den Kreis der potenziellen Käufer:innen ein. „Kinder und Jugendliche, die noch kein Handy haben, oder auch ältere Menschen werden dadurch vom Deutschlandticket ausgeschlossen“, sagte Bahnkundenverbands-Sprecher Böhnke der taz.
Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) hatte schon vor der Einführung moniert, dass das Deutschlandticket nur digital erhältlich sein soll, und schlug ein dauerhaftes Papierticket vor. Der Bund lehnte das jedoch ab. „Wenn aus Vertriebs- oder Kostengründen künftig keine Chipkarten mehr ausgegeben werden, ist das aus Sicht des bayerischen Verkehrsministeriums sehr bedauerlich, aber schlussendlich der Haltung des Bundesverkehrsministers geschuldet“, sagte ein Sprecher des bayerischen Verkehrsministeriums der taz.
Nach Angaben des Ministeriums ist der Verkaufstopp eine Konsequenz aus einer Vereinbarung zwischen Bund und Ländern, die den Geldfluss regeln solle. Die Ticket-Verkaufserlöse sollen nicht bei einzelnen Verkehrsunternehmen bleiben, weil nicht der Verkaufsort entscheidend sein soll. Stattdessen fließen die Einnahmen dahin, wo die Kund:innen hauptsächlich die Infrastruktur nutzen – also an dem Ort, an dem sie gemeldet sind.
Kauft eine Kielerin in Kempten ein Plastikticket, bekommt der Verkehrsverbund in Norddeutschland und nicht in Bayern das Geld. Damit soll verhindert werden, dass vor allem überregionale große Verkehrsunternehmen wie die Deutsche Bahn einen Großteil der Ticketerlöse einheimsen. Eine Anfrage der taz an das Bundesverkehrsministerium, warum es keine Lösung für das Problem anbietet, wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet.
Der Bahnkundenverband fordert, die Zugangshürden zum 49-Euro-Ticket abzubauen. „Es muss auch spontan mit sofortiger Wirkung und ohne Zwangsabonnement zu kaufen sein“, verlangt er.
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