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+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++Hamas will UN-Resolution annehmen

Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, die UN-Resolution zur Waffenruhe im Gazastreifen anzunehmen. Der US-Außenminister wirbt in Nahost um Zustimmung.

US-Außenminister Antony Blinken wirbt im Nahen Osten für die UN-Resolution, die eine Waffenruhe im Gazastreifen fordert Foto: Jack Guez/ap

Hamas: Bereit, UN-Resolution für Waffenruhe anzunehmen

Die Hamas ist nach eigenen Angaben bereit, die UN-Resolution für eine Waffenruhe im Gazastreifen anzunehmen und über Einzelheiten zu verhandeln. Das sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Suhri am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Hamas akzeptiere den Plan für eine Waffenruhe, einen Abzug israelischer Truppen und den Austausch von Geiseln gegen palästinensische Häftlinge in Israel. Dann sei es an den USA, sicherzustellen, dass sich Israel an die Vereinbarung halte. Die Regierung in Washington stehe vor einer echten Bewährungsprobe, Israel „zur sofortigen Beendigung des Krieges zu zwingen und damit die Resolution des UN-Sicherheitsrates umzusetzen“, so der Hamas-Vertreter.

Die Resolution beinhaltet jenen dreistufigen Plan für eine Waffenruhe, den US-Präsident Joe Biden am 31. Mai vorgestellt und als israelische Initiative bezeichnet hatte. In dem Text ist festgehalten, dass Israel den Plan bereits akzeptiert hat. Israel und die Hamas werden aufgefordert, die Bedingungen „unverzüglich und bedingungslos“ umzusetzen.

US-Außenminister Antony Blinken erklärte, er sehe Zeichen der Hoffnung bei der Hamas in Hinblick auf die UN-Resolution. Es liege an der radikal-islamischen Palästinenserorganisation, ob sie mit dem Vorschlag von US-Präsident Biden weitermachen wolle, sagte Blinken, der sich derzeit wieder im Nahen Osten aufhält, um eine Waffenruhe zu erreichen und eine Eskalation des Konflikts zu verhindern. (rtr)

UN-Sicherheitsrat fordert Waffenstillstand

Der UN-Sicherheitsrat hat sich hinter den Vorschlag der USA für eine Feuerpause im Gaza-Krieg gestellt. Das Gremium nahm eine entsprechende Resolution am Montag mit 14 Ja-Stimmen und der Enthaltung Russlands an. „Heute haben wir für den Frieden gestimmt“, sagte die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Linda Thomas-Greenfield. Die radikal-islamische Hamas wurde aufgefordert, das Abkommen zu akzeptieren. Sie begrüßte die Resolution in einer ersten Stellungnahme und gelobte eine Zusammenarbeit mit Vermittlern, um den Plan umzusetzen.

Der algerische UN-Botschafter Amar Bendjama sagte, sein Land glaube, dass die Resolution einen Schritt „in Richtung eines sofortigen und dauerhaften Waffenstillstands“ darstellen könne. „Es ist ein Hoffnungsschimmer für die Palästinenser. (…) Es ist an der Zeit, das Töten zu beenden.“ Algerien ist das einzige arabische Mitglied im UN-Sicherheitsrat.

Seit Monaten versuchen Unterhändler aus den USA, Ägypten und Katar, einen Waffenstillstand zu vermitteln. Die den Gazastreifen regierende Hamas fordert eine dauerhafte Beendigung des Krieges dort und den Rückzug Israels aus der Enklave mit 2,3 Millionen Einwohnern. Israel war in den Küstenstreifen einmarschiert, nachdem Hamas-Kämpfer am 7. Oktober Israel überfallen hatten. (rtr)

Blinken wirbt um Zustimmung für Waffenstillstand

Bei einem Treffen mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu hatte zuvor US-Außenminister Antony Blinken die US-Unterstützung für den Waffenstillstandsplan bekräftigt. Blinken habe in dem Gespräch betont, dass der „vorliegende Vorschlag die Möglichkeit der Ruhe entlang der nördlichen Grenze Israels und der weiteren Integration mit den Ländern der Region eröffnen würde“.

Zuvor hatte der US-Außenminister in Kairo gesagt, dass nur die islamistische Hamas dem Vorschlag noch nicht zugestimmt habe. Eine klare und öffentliche Zustimmung zu dem Plan gab es bislang aber auch von der Regierung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nicht.

Blinken habe Netanjahu in dem Gespräch außerdem „über die laufenden diplomatischen Bemühungen zur Planung für die Zeit nach dem Konflikt“ informiert, so das US-Außenministerium weiter. Der Minister habe betont, wie wichtig es sei, Israelis und Palästinensern gleichermaßen Frieden, Sicherheit und Stabilität zu bieten. Er habe außerdem klargemacht, dass sich der Konflikt nicht ausbreiten dürfe.

Während seiner Nahostreise will Blinken bis Mittwoch neben Israel auch Jordanien und Katar besuchen. Zuvor war er in Ägypten. Israel und die Hamas verhandeln nicht direkt miteinander. Die USA, Ägypten und Katar treten als Vermittler auf. (dpa)

Knesset beschließt Militärdienst für Ultraorthodoxe

Das israelische Parlament hat für ein umstrittenes Gesetz gestimmt, das die Einberufung ultraorthodoxer Juden vorsieht. Die Abgeordneten stimmten am Dienstag mit 63 zu 57 Stimmen für das von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu unterstützte Gesetz. Es sieht eine allmähliche und begrenzte Erhöhung der Zahl Ultraorthodoxer im Militärdienst vor.

Die Mehrzahl der Juden in Israel muss Militärdienst leisten. Für die ultraorthodoxe Gemeinschaft gilt eine Ausnahme, damit deren Mitglieder sich religiösen Studien widmen können.

Verteidigungsminister Joav Gallant von Netanjahus Likud-Partei kritisierte angesichts des Kriegs gegen die radikalislamische Hamas im Gazastreifen und der täglichen Gefechte mit der Hisbollah entlang der Grenze zum Libanon, das Gesetz gehe nicht weit genug. „Wir dürfen keine kleinliche Politik auf dem Rücken der großen Kämpfer der Armee machen“, sagte Gallant nach der Abstimmung am Dienstag. „Die Last des Militärdienstes zu tragen, ist eine nationale Herausforderung.“

Netanjahu regiert seit der Parlamentswahl 2022 Israel mithilfe ultrarechter und ultraorthodoxer Parteien. Oppositionsführer Jair Lapid warf Netanjahu vor, ein Einberufungsgesetz ohne „jeglichen Wert“ zu fördern, um an der Macht zu bleiben.

Das Gesetz wird nun zur Prüfung in die Parlamentsausschüsse gegeben, bevor erneut darüber abgestimmt wird. (afp)

UN: Fast 1.000 Tote und Verletzte bei Geiselbefreiung

Während der Befreiung von vier Hamas-Geiseln durch das israelische Militär am Samstag sind fast 1.000 Palästinenser getötet oder verletzt worden. Diese Zahl nannte das Büro für humanitäre Angelegenheiten der Vereinten Nationen am Montag (Ortszeit) unter Berufung auf einen Bericht des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen. Demnach wurden bei den intensiven israelischen Boden- und Luftangriffen auf das Flüchtlingslager Nuseirat 274 Palästinenser – darunter 64 Kinder, 57 Frauen und 37 ältere Menschen – getötet und 698 weitere verletzt.

Viele der Verletzten seien ins Al-Aksa-Krankenhaus in Deir al-Balah gebracht worden. „Dutzende von Verletzten lagen auf dem Boden, während es an Medikamenten, medizinischem Verbrauchsmaterial und Treibstoff mangelte“, so das UN-Büro. Die Vereinten Nationen haben am Samstag eine Delegation in das Krankenhaus entsandt. Dort würden etwa 700 Patienten behandelt, was fast dem Fünffachen der Vorkriegskapazität entspreche.

UN-Generalsekretär António Guterres begrüßte die Befreiung der vier Geiseln, verurteilte aber die zahlreichen palästinensischen Opfer der Militäroperation, sagte UN-Sprecher Stephane Dujarric am Montag. (ap)

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34 Kommentare

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  • Die nehmen gar nichts an.



    Wenn man etwas annimmt dann sind die Verhandlungen abgeschlossen.



    Was soll also so eine Überschrift die den Hamas Verein als einsichtig darstellt. Es sind schlicht Terroristen und dass man mit denen jetzt verhandelt bleibt hoffentlich eine Ausnahme.



    Wenn Sie verhandeln wollen dann sollen sie erst die Geiseln freilassen, alles andere ist weiterhin Terrorismus.



    Die Hamas nimmt schließlich schon seit Beginn die Palästinenser als Geiseln und Schutzschilde.



    Wäre das nicht so dann würde das ganze mMn Eigenverschulden der Bevölkerung sein, weil sie den Terroristen Unterschlupf gewähren und diese nicht ausliefern.



    Israel tötet auch Menschen, aber massakriert sie nicht vorher.



    Beides ist natürlich fragwürdig.

  • "... und über Einzelheiten zu verhandeln."

    Das ist für mich keine Annahme oder "ja", sondern es wird weiter verhandelt.

  • "Der algerische UN-Botschafter Amar Bendjama sagte, sein Land glaube, dass die Resolution einen Schritt „in Richtung eines sofortigen und dauerhaften Waffenstillstands“ darstellen könne. „Es ist ein Hoffnungsschimmer für die Palästinenser. (…) Es ist an der Zeit, das Töten zu beenden."

    So so, Hoffnungsschimmer für die Palästinenser. Nicht für die jüdischen Geiseln oder anderen jüdischen potentiellen Terroropfer der Hamas. Sagt der UN Botschafter eines Landes, in dem Juden nicht die Staatsangehörigkeit besitzen dürfen und das im zweiten Weltkrieg eine effektivere Verwaltung zur Vernichtung der Juden aufbaute als das Vichy Regime unter Petain in Frankreich.

    www.mena-watch.com...n-tunesien-libyen/

    www.yadvashem.org/...o-and-tunisia.html

    • @BrendanB:

      Siehe Kommentare von Edda und O.F.



      Denen stimme ich voll zu und habe nichts weiter hinzu zu fügen.

    • @BrendanB:

      Könnt ihr mal alle Aufhören mit euren dämlichen Kommentaren die Juden gegen die Palästinenser auszuspielen, was sollen das für Scheinargumente sein? Nur weil er jetzt die Juden nicht explizit erwähnt sind die Palästinenser doch nicht weniger wertvoll oder schützenswert, geschweige denn, dass das eine Rechtfertigung für irgendwas ist, also was sollen solche Kommentare die ich hier zuhauf im Forum lese, ich verstehe es nicht.....

      • @PartyChampignons:

        Von wegen gegeneinander ausspielen: führen Sie sich bitte folgenden Artikel von vor 2 Jahren aus der taz zu Gemüte und Sie werden die Aussage des algerischen UN Botschafters evtl. angemessen kontextualisieren können:

        taz.de/Arabische-Juden/!5894964/

    • @BrendanB:

      „…So so, Hoffnungsschimmer für die Palästinenser. Nicht für die jüdischen Geiseln oder anderen jüdischen potentiellen Terroropfer der Hamas. Sagt der UN Botschafter eines Landes, in dem Juden nicht die Staatsangehörigkeit besitzen dürfen…“

      Ja, sagt er. Es sind nun mal Gaza und die Westbank, die seit acht Monaten einerseits Zehntausende und andererseits hunderte palästinensischer Opfer geben, während Gaza komplett zerstört und zu einem lebensfeindlichen Raum geworden ist, ebenso lebensfeindlich für Palästinenser wie die WB, wo mittlerweile hunderte palästinensische Dörfer entvölkert und zerstört sind vom jüdischen Siedlern.



      Soweit ich über Opferzahlen und Zerstörung in Israel weiß, stehen sie in keinem Verhältnis zu den Opferzahlen und der Zerstörung auf palästinensischer Seite. Und wenn ich mich nicht irre, ist Israel nicht in seiner Infrastruktur, der medizinischen und humanitären Versorgung seiner Bevölkerung bisjetzt zusammengebrochen.

      Könnte es vielleicht an diesen Fakten liegen, dass der Botschafter von einem Hoffnungsschimmer für Palästinenser spricht, weil die das bissel nötiger haben?



      Ab davon kriegen Algerier bzw Araber, in Israel auch keine Staatsangehörigkeit.

      • @Edda:

        Die unterschiedlichen Opferzahlen haben auch damit was zu tun, dass Israel alles Mögliche dafür tut, die eigenen Staatsbürger (zu denen auch die arabischen Menschen gehören) zu schützen, durch Bunker und Raketenabwehrsysteme z.B.



        Die Hamas hat Gaza zu einer (unterirdischen) Festung und Raketenabschussbasis ausgebaut, für die Zivilbevölkerung wurde nichts getan.

      • @Edda:

        Was wären denn verhältnismäßige Opferzahlen, die für Sie akzeptabel wären?

        Im Übrigen sind rund 850.000 Juden aus arabischen Ländern seit 1948 in Israel (einige auch in Frankreich) Staatsbürger geworden.

        de.m.wikipedia.org...schen_L%C3%A4ndern

        Und in Israel sind knapp 20% der Staatsbürger Araber. Den Bewohnern der Golanhöhen sowie Ostjerusalems steht es frei die israelische Staatsbürgerschaft anzunehmen - gleich welcher Ethnie oder Religion. Wie Sie also auf das schmale Brett kommen, zu sagen, Araber bekämen die israelische Staatsbürgerschaft nicht, bleibt Ihr Geheimnis.

        de.m.wikipedia.org...Arabische_Israelis

    • @BrendanB:

      Algerien war zur Zeit der Judenverfolgung kein souveräner Staat, sondern eine vom Vichy-Regime reagierte Kolonie; die Gesetze, mit denen den algerischen Juden die Staatsbürgerschaft entzogen wurde, wurden bereits 1942 aufgehoben– das steht übrigens auch in den von Ihnen verlinkten Quellen. Man kann die algerische Außenpolitik gerne kritisieren, aber auf dem Boden der historischen Tatsachen sollte man doch bleiben.

      • @O.F.:

        Immer das rauslesen, was einem ideologisch in den Kram passt. Petain konnte zur Zeit der Besatzung nirgendwo anders regieren. Das haben die Algerier ganz alleine prima hingekriegt.

        Heutzutage leben noch ungefähr 200 Juden in Algerien. Von ehemals 140.000.

        • @BrendanB:

          Das ist und bleibt historisch falsch: Algerien war als Kolonie dem Vichy-Regime unterstellt, das auch für die dortige Judenverfolgung verantwortlich war (unterstutzt wurde es in Algerien selbst übrigens vor allem von der französischstämmigen Bevölkerung).

  • Netanjahu findet bestimmt wieder eine Ausrede das so nicht umzusetzen.

    • @Ernie:

      In der Resolution steht, dass in einer ersten Phase Geiseln freigelassen werden (warum müssen die überhaupt gegen Gefangene ausgetauscht werden?) und die Waffen ruhen, während weiter verhandelt wird. Darauf wird sich die Hamas niemals einlassen. Sie will den völligen Rückzug Israels und erst dann Geiseln freilassen. Das wird Israel niemals zulassen. Völlig egal wer Regierungschef ist.

    • @Ernie:

      Es steht gleich im ersten Satz, dass die Hamas verhandeln will, was ich nicht als "ja" interpretiere, wie es in der Überschrift dargestellt wird.

      Insofern können beide Seiten noch Ausreden finden. Also bleibt nur, weiterhin auf Frieden hoffen.

      • @*Sabine*:

        Nee, da steht, dass die Hamas die Resolution annimmt und über die Einzelheiten verhandeln will. Weiter liest man, dass die USA dafür sorgen möge, dass sich Israel an die Resolution halte möge. Na dann, gutes Gelingen.

  • 25. März 2045 UN- Resolution im Sicherheitsrat, nach Vorschlag der 10 nicht permanenten Mitglieder, für einen sofortigen Waffenstillstand wird verabschiedet und die USA erklären danach das Resolutionen des Sicherheitsrates nicht bindend sind. Jetzt Vorschlag von den USA, Resolution wird angenommen und ist plötzlich bindend? Regelbasierte Weltordnung- wir legen uns die Regeln so zu recht wie es uns gerade passt. Und nur Hamas muss zustimmen, weil Israel dies angeblich schon getan hat? Warum muss Blinken dann für diesen Plan werben in Israel? Steht ja hier auch, dass Netanjahu diesem Plan nicht zugestimmt hat. Auch die israelische Vertreterin in der UN hat abermals bekräftigt, dass sich das Kriegsziel Israels, die vollständige Zerstörung der Hamas, nicht geändert hat. Wie soll dies passieren bei einem permanenten Waffenstillstand? Auch von der Regierung Netanjahu hieß es, das man nur einem temporären nicht permanenten Waffenstillstand zugestimmt hat zum Austausch von Geiseln und Gefangenen, die rechtsextremen Politiker der Regierung wollen sogar gar keinen Deal. Schon sehr merkwürdig.



    Und die Aufnahmen aus Gaza in den letzten Tagen sind einfach nur noch ohne Worte.

    • @Momo Bar:

      Das alles ist tatsächlich unübersichtlich, aber ich will versuchen einiges zu erläutern.

      Resolutionen des UN-Sicherheitsrates sind verbindlich, wenn etwas „verlangt“ wird („demands“). Wenn er nur zu etwas „auffordert“ („calls upon“), dann hat es eher nur Wunschcharakter. So gesehen war die Resolution 2728 vom 25.3 theoretisch wirklich verbindlich. Es wurde aber keinerlei Sanktion in Aussicht gestellt, wenn man dem Verlangen nicht nachkommt. (Ein bisschen, wie wenn per Gesetz etwas verboten wird, aber keine Bestrafung bei Verstoß verhängt – dann hat es keine Konsequenzen, es herrscht kein Zwang.) So wurde zwar die Freilassung der Geiseln gefordert, aber keinerlei Sanktion gegenüber der Hamas angedroht, wenn sie dem Verlangen nicht nachkommt. Die Hamas schwebte nur in der Gefahr sich darüber totzulachen. Mit der Aufforderung zur Waffenruhe war es nicht anders.

      Die neue Resolution 2735 enthält keine verbindliche Komponente. Es wird lediglich begrüßt, angemerkt, betont, aufgefordert, aber nicht verlangt. Das Wort "demands" kommt nirgends vor.

      en.wikipedia.org/w...il_Resolution_2735

      Entsprechend ist die Resolution auch nichts wert.

    • @Momo Bar:

      Vielen Dank für Ihren Kommentar! Ich wundere mich auch immer wieder über die Annahme Vieler, das einzig und allein die Hamas für den fortlaufenden „Krieg“ verantwortlich wäre und er sofort beendet sein könnte, wenn alle Geiseln sofort freikämen, obwohl Bibi klip und klar mehrfach geäußert hat, dass die Freilassung aller Geiseln nicht zur Beendigung des Krieges führen wird, sondern Israel weiter angreifen wird. Die Verweigerung zur Kenntnisnahme dieser Aussage ist schon fast Realitätsverweigerung, nur um Israel von jeglicher Verantwortung seines eigenen Handelns frei zu sprechen.

      Was nicht heißt, dass auch mir unverständlich ist, warum die Hamas nicht sofort alle Geiseln, sofern sie überhaupt noch am Leben sind, bedingungslos freilässt, denn dann würde Israel wenigstens mit seinem Vorgehen in Gaza ohne weitere Rechtfertigung dastehen und hätte größere Probleme die nächsten tausender toter Palästinensischer Kinder moralisch zu erklären, nachdem sich schon letzte Woche wieder mal bewiesen hat, dass das Leben von vier Israelis wertvoller ist, als das von hunderten Palästinensern.

      Terrororganisation versus Fascho-Regierung…. Bis wohin kann das überhaupt zu etwas führen?

      • @Edda:

        "mir unverständlich ist, warum die Hamas nicht sofort alle Geiseln, sofern sie überhaupt noch am Leben sind, bedingungslos freilässt"

        Ist es nicht offenkundig? Wenn alle Geiseln frei oder Tot sind, dann hat die Hamas nichts mehr, womit sie irgendetwas erpressen könnte. Dann sieht die Bilanz für die Hamas so aus: viele Kämpfer und Waffen verloren, aber nichts gewonnen, während die Bevölkerung von Gaza viel erleiden musste, viele Tote und verstümmelte zu beklagen hat, und vor den Trümmern ihrer Existenz steht wegen einer Eskalation die die Hamas vom Zaun gebrochen hat. Die Hamas muss um ihr politisches überleben willen irgendetwas aus Israel herauspressen, was sie dem eigenen Volk wenigstens einigermaßen als "Sieg" verkaufen kann.

        Ideologien gehen nicht dadurch unter, dass man ihre Anhänger töten. Sondern dadurch, dass sie ihre Heilsversprechen nicht erfüllen können.

      • @Edda:

        "... sondern Israel weiter angreifen wird."

        Wie könnte Israel den Krieg beenden (selbst wenn die Geiseln frei wären), wenn es weiterhin aus Gaza angegriffen wird? Ich habe da keine Idee, außer, dass die Seite, die diesen Angriffskrieg begonnen hat und jüdisches Leben/Israel vernichten will, die Waffen niederlegt bzw. entwaffnet wird.

        Danach hoffe ich auf so eine Art "Marshall-Plan" für Gaza und "Enthamasfizierung", damit die Bürger von Gaza neu beginnen können.

        Vernünftige Politiker in der Regierung, Wiederaufbau.

        • @*Sabine*:

          Israel könnte den Krieg beenden indem es die Zweistaatenlösung umsetzt, die widerrechtlich bessetzten und annektierten Gebiete räumt und den Palästinensern ihr Selbstbestimmungsrecht gewähren. Dies beinhaltet auch die Freilassung von Gefangenen und eine Einigung bezüglich der Rückkehrrechte bzw. Entschädigungen für vertrieben Palästinenser.

          • @Tom24:

            "Israel könnte den Krieg beenden indem es die Zweistaatenlösung umsetzt..."



            Welche?



            Und wir wollen dabei nicht vergessen, dass die palästinensische Seite die ist, die bislang keiner dieser Lösungen zugestimmt hat. Im Gegensatz zu Israel.

      • @Edda:

        "dass auch mir unverständlich ist, warum die Hamas nicht sofort alle Geiseln, sofern sie überhaupt noch am Leben sind, bedingungslos freilässt..."

        Vielleicht verstehen Sie einfach nicht, dass es der Hamas nicht um Protest und Widerstand gegen das isrealische Besatzungsregime geht, und auch nicht um Freiheit und Rechte der Palästinenser:innen, sondern um Durchsetzung ihres islamistischen Machtanspruchs und Krieg gegen Israel.

        Das verstehe ich wiederum, denn dieser Zynismus ist schwer erträglich. Aber wenn Sie das Vorgehen der Hamas bei dem verbrecherischen Massaker am 07.10. sehen und das Verschanzen in/unter Krankenhäusern, Wohngebäuden oder Flüchtlingslagern, um die Zahl ziviler palästinensischer Opfer israelischer Angriffe in die Höhe zu treiben, ist es deutlich erkennbar. Die Palästinenser:innen sind genauso Geiseln der Hamas wie die verschleppten Israelis.

        Deshalb ist es auch schwer erträglich, dass mit der Hamas verhandelt werden muss, um palästinensische und israelische Menschenleben zu retten.

        • @sàmi2:

          „…Vielleicht verstehen Sie einfach nicht, dass es der Hamas nicht um Protest und Widerstand gegen das isrealische Besatzungsregime geht, und auch nicht um Freiheit und Rechte der Palästinenser:innen…“

          Zum großen Teil stimme ich Ihnen da zu und verstehe das durchaus, weiß nicht wo sie rausgelesen haben, dass ich das nicht verstehe. Nur wenn es da Hamas doch darum geht, Israel möglichst schlecht dastehen zu lassen unter Kalkulation palästinensischer Opfer, gäbe es doch nichts besseres, also sofort alle Geiseln frei zu lassen.



          Was Freiheit und Rechte angeht, möchte das die Hamas schon für die Palästina, denn nichts anderes kann ihre Macht erhalten, als dass sie das Heldentums für sich beanspruchen wollen, Palästina befreit zu haben, in dem die Definition von Recht und Freiheit selbstverständlich sie selbst dann übernehmen wollen. Deswegen ist es so unglaublich wichtig zur tatsächlichen Entmachtung der Hamas, einen selbstbestimmten palästinensischen Staat zu gründen, denn nur die Besatzung und deren Brutalität ist das Futter, dass die Hamas nährt.

          Aber woher haben Sie, dass der Kampf der Hamas eigentlich ein islamistischer ist? Findet nur zufällig unter Besatzung stattfindet?

      • @Edda:

        "dass das Leben von vier Israelis wertvoller ist, als das von hunderten Palästinensern."

        Die hunderte Palästinenser wurden im Kampf getötet, weil es der Hamas wichtiger war, die Geiseln auf gar keinen Fall lebend davon kommen zu lassen und sie ja unbedingt das Feuer auf die Geiseln und die sie rettenden Truppen eröffnen musste. Da können Sie mal sehen, wieviel Wert die Hamas auf das Leben der eigenen Bevölkerung legt. Und anhand der Familien, die die Geiseln bewacht haben(und für sich haben arbeiten lassen, ganz wie der IS), wird auch das Gerede von der "unschuldigen Zivilbevölkerung" gerade gerückt.

        • @BrendanB:

          Dass die hunderten Zivilisten im Kampf getötet worden, ist eine falsche Behauptung, sie wurden unbewaffnet erschossen zusätzlich zu den bewaffneten Kämpfern. Lesen Sie doch Berichte zu der Befreiung, bevor Sie ungeprüft israelische Propaganda wiedergeben. Wir reden hier von einem Staat, der gerade wegen einer Völkermord-Klage vor Gericht steht und unbestritten -sagen wir wohlwollend- sehr viele fragwürdige Militäraktionen noch untersuchen lässt und wird erklären müssen. Ständig zu wiederholen, dass der Hamas die Zivilbevölkerung egal ist, sie auch Verbrechen begeht, entbindet Israel nicht von der eigenen Verantwortung oder was wollen Sie aussagen? Dass Israel die Zivilbevölkerung nicht wichtiger sein muss als der Hamas? Und zu behaupten, dass palästinensische Zivilisten nicht unschuldig seien, ist eine entmenschlichende Relativierung. Selbst wenn, entbindet das Israel von rechtsstaatlicher Verfolgung und ist es dann okay, Kinder und Frauen zu erschießen, die von der Hamas unter Waffengewalt gezwungen werden, Geiseln zu beherbergen und zu versorgen? Wie Sie ja selbst richtig feststellten, ist der nämlich die eigene Bevölkerung genauso schnuppe ist wie Israel.

          • @Edda:

            Und was ist die verlässliche (Ursprungs)quelle dieser Berichte? (Links willkommen.) Denn so wie Sie das weitergeben klingt es verdächtig nach einer zumindest verzerrten, wenn nicht ganz und gar falschen Darstellung, und stellt meine Gläubigkeit auf eine ernsthafte Probe. Da würde ich diese Berichte doch gerne unter die Lupe nehmen, bevor ungeprüft Pal. Propaganda widergegeben wird.

          • @Edda:

            "Wir reden hier von einem Staat, der gerade wegen einer Völkermord-Klage vor Gericht steht"

            Wir reden viel zu wenig von einer Terrororganisation, die einen Genozid begangen hat, jedes tote Kind als Märtyrer begrüßt und keine der Familien zwingen musste, die Geiseln zu bewachen. Das haben die freiwillig gemacht. Die Hamas steht nur deshalb nicht vor Gericht, weil sie nicht satisfaktionshäig ist. Dass erst nach über einem halben Jahr überhaupt ein Haftbefehl gegen ihre militärischen Führer und Verantwortlichen für den Völkermord beantragt wurde, ist ein Armutszeugnis.

        • @BrendanB:

          "Die hunderte Palästinenser wurden im Kampf getötet, weil es der Hamas....."

          Sie irren! Tatsächlich handelt es sich um ein rücksichtsloses Massaker. Hunderte Palästinenser wurden ermordet, weil die israelische Armee auf eine Gruppe von über 200 Zivilisten geschossen hat, von denen die Mehrheit Frauen und Kinder waren. Diese hohe Zahl der palästinensischen Opfer lässt sich nur verstehen, wenn man bedenkt, dass die israelische Armee den Wert eines israelischen Lebens offenbar höher einschätzt als das eines palästinensischen. Abgesehen davon, hat die Armee in Kauf genommen, dass die Geiseln bei dieser brutalen Aktion ums Leben kommen! Bereits 41 Israelis sind laut der israelischen Zeitung Haaretz bei ähnlichen Versuchen bereits schon ums Leben gekommen.

          • @aberKlar Klardoch:

            "...dass die israelische Armee den Wert eines israelischen Lebens offenbar höher einschätzt als das eines palästinensischen."



            Es sei angemerkt, dass die Hamas und ihre Brüder im Geiste das offenbar ganz genauso sehen.



            Schon eigenartig manchmal.

          • @aberKlar Klardoch:

            Weshalb hat die Gaza-Hamas-palästinensische Seite die vier Geiseln nicht "einfach" mit ihren Befreiern davonziehen lassen, dann wäre es nicht zu einem so harten Kampf gekommen. Sie haben ja noch genug andere Geiseln für Verhandlungen, so dass sie auf diese vier Menschen hätten verzichten können.

            • @*Sabine*:

              Die Hamas könnte auch alle Geiseln freilassen, Sinwar und Deif ausliefern und die Waffen niederlegen. Dann würde niemand mehr sterben und man könnte sich an den Wiederaufbau Gazas machen. Aber das ist wahrscheinlich zu einfach gedacht.

          • @aberKlar Klardoch:

            Nein, die Geiseln und die sie befreienden Soldaten wurden angegriffen und beschossen. Was erwarten Sie, wie in einer solchen Situation die IDF reagiert? Das Leben der eigenen Staatsbürger wird von den Soldaten immer als wertvoller eingeschätzt als das Leben der Bürger des Gegners - zumal wenn dieser einen verbrecherischen Angriffskrieg führt. Es tut mir leid - aber nichts anderes können Sie von Soldaten erwarten und das zurecht. Und Sie "übersehen", dass die Palästinenser die Geiseln genommen und "unschuldige Zivilisten" diese Geiseln über Monate bewacht haben - mit der klaren Ansage der Hamas, die Geiseln zu töten, sollten sie versuchen zu fliehen oder befreit werden.