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Gerichtsurteil zum Palästina-KongressPolizeistaatsräson

Daniel Bax

Kommentar von

Daniel Bax

Nun steht fest: Die Auflösung des Palästina-Kongresses in Berlin war rechtswidrig. Aber wer trägt die Verantwortung dafür und entschuldigt sich?

Vor der Veranstaltungshalle des vorzeitig abgebrochenen Palästina-Kongresses 2024 Foto: Sebastian Gollnow/dpa

L egal? Illegal? Scheißegal! Diese alte Anarchoparole scheinen sich heute auch manche Amtsträger zu eigen zu machen. Aber in den Händen der Macht läuft dieses Motto auf Willkür und Machtmissbrauch hinaus. Die Auflösung und das Verbot des Palästina-Kongresses, der im April 2024 in Berlin stattfinden sollte, waren rechtswidrig, hat ein Gericht nun festgestellt. Gut so. Doch wer trägt die Verantwortung dafür, entschuldigt sich und zieht Konsequenzen? Das bleibt offen, auch wenn Berlins Polizeichef dafür seinen Kopf hinhält. Doch es ist sehr unwahrscheinlich, dass er auf eigene Faust handelte, als er seinen Beamten befahl, den Kongress ohne jeden triftigen Grund aufzulösen.

Die Verantwortung dafür tragen Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) oder Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD), wenn nicht Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Schließlich war sie für die Bundespolizei zuständig, die den Arzt Ghassan Abu-Sittah, der als Gast am Palästina-Kongress teilnehmen sollte, im April 2024 an der Einreise nach Deutschland hinderte. Auch das war rechtswidrig, wie ein anderes Gericht erst vor drei Wochen in zweiter Instanz bestätigt hat.

Die Verantwortlichen wussten, dass ihr Vorgehen rechtswidrig war. Sie haben sich trotzdem über Recht und Gesetz hinweggesetzt – wohl wissend, dass es viele Monate dauern würde, bis ein Gericht sie dafür rügen würde. Gerade bei Parteien, die sonst so gerne auf Law and Order pochen, ist diese Arroganz der Macht bemerkenswert. Aber sie hat System. Denn die rechtswidrige Auflösung des Palästina-Kongresses ist nur die Spitze des Eisbergs.

Schikanen mit System

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Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Seit Monaten werden in Deutschland Proteste behindert oder von der Polizei mit Gewalt aufgelöst, Veranstaltungen selbst an Universitäten verhindert und sogar Theaterstücke abgesagt, um im Sinne einer ominösen „Staatsräson“ unerwünschte Kritik an Israel zu unterbinden. Das hat einen Chilling Effect, es schüchtert ein. Und nirgends greift die Polizei gegen propalästinensische Proteste so hart durch wie in der Hauptstadt, wo sogar schon Bundestagsabgeordnete verprügelt wurden. Das erinnert an einen Polizeistaat, nicht an eine Demokratie.

Diese Einschränkungen der Meinungs-, Wissenschafts- und Versammlungsfreiheit und die exzessive Polizeigewalt sind bedenklich; sie lassen sich auch nicht durch vermeintlich beste Absichten rechtfertigen. Zum Glück schieben die Gerichte manchen Exzessen einen Riegel vor. Aber das reicht nicht. Um den Rechtsstaat zu schützen, braucht es auch eine Opposition, die auf Rechtsstaatlichkeit pocht. Und es braucht Medien und Journalistinnen und Journalisten, die ihrer Aufgabe als vierte Gewalt nachkommen und der Regierung auf die Finger schauen, statt sich als Ersatzpolizei zu gerieren. Sonst sterben Rechtsstaat und Demokratie schleichend und scheibchenweise.

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Daniel Bax
Redakteur
Daniel Bax ist Themenchef im Regieressort der taz. Er schreibt über Politik, Kultur und Gesellschaft in Deutschland und hat bisher zwei Bücher veröffentlicht: “Angst ums Abendland” (2015) über antimuslimischen Rassismus und “Die Volksverführer“ (2018) über den Trend zum Rechtspopulismus. Sein neues Buch "Die neue Lust auf Links" über das Comeback der Linkspartei ist gerade im Goldmann Verlag erschienen.
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41 Kommentare

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  • Ich würde nicht von Schuld gegenüber Israel sprechen. Eine Schuld ist etwas, was früher oder später ausgeglichen werden muss. Dieses Geschehen damals lässt sich aber nicht ausgleichen. Ich denke, es ist eher eine Verpflichtung, alles dafür zu tun, das Israel so etwas in Zukunft erspart bleibt. Ich habe übrigens noch keinen gesehen, der jemand verprügelt hat, weil er ein Palästinesertuch trägt. Juden müssen sich allerdings schon wieder in der deutschen Hauptstadt verstecken. Man könnte meinen, die Welt ist verrückt geworden.

    • @Metulski:

      Gegenüber Israel besteht ja auch keine Schuld, die besteht gegenüber den Opfern und deren Familien, vor allem jüdische Menschen, auch Sinti& Roma, Osteuropäers, Sozialisten, Schwule, ...



      Gehen wir von den Menschen aus.



      Leider werden Menschen mit Palli-Tuch, mit Kopftuch, mit Kippa, mit Davidstern angemacht und angespuckt oder schlimmer. Ich kann mich über alles davon aufregen.

      Die Welt ist nicht verrückt geworden, der Wahnsinn hat Methode. Manche wollen die Polarisierung, um sich als Beschützer von X einen Freifahrtschein auszustellen. Damit meine ich u.a. Hanija wie Netanyahu.

  • Was sind die Lehren aus den von Bax monierten Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit im Zusammenhang mit den Protesten gegen den Gazakrieg?



    1. ein vordemokratischer Begriff von Staatsräson ist ungeeignet als Grundlage, die deutschen Beziehungen zum Staat Israel zeitgemäß zu definieren.



    Wie Mendel u.a. aufgezeigt haben, entsprang das Motiv zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel eher dem Wunsch der Adenauer-Regierung nach internationaler Reputation - und das bei gleichzeitiger Inkorporation alter Nazi-Strukturen in die junge Bundesrepublik.



    Moralische Motive, etwa der Wunsch nach einem Abtragen der Schuld aus der Shoa gegenüber den überlebenden Juden spielten dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Das war auch der israelischen Seite um Ben-Gurion bewusst.



    Letztlich waren die deutsch-israelischen Beziehungen von Beginn an in das geopolitische Geflecht des Kalten Krieges eingebunden.



    2. in den vergangenen zwei Jahren sahen wir den politischen Missbrauch einer wissenschaftlichen Antisemitismus-Definition (IHRA), die eigentlich der (Auf)Klärung dessen dienen soll, was Antisemitismus sei. Stattdessen diente sie der Kriminalisierung unliebsamer Meinungen.

    • @Abdurchdiemitte:

      Die Hauptlehre aus dem Kommentar sollte erstmal sein, nicht ausgerechnet Herrn Bax' Einschätzungen zur unwidersprochenen Referenz für den weiteren Umgang mit der Positionierung unseres Staates gegenüber Israel und seinen Kriitikern zu erheben. Denn die sind nunmal fuchtbar einseitig.

      Ansonsten kramt Ihr Posting völlig realitätsfern in der Mottenkiste. Wir hatten erst Anfang dieses Jahres Bundestagswahl, und das, was Sie hier als Altlast schmutziger politischer Deals vor 70 Jahren verbrähmen wollen, ist erklärte Agenda der Parteien von knapp zwei Dritteln unserer dort gewählten Vertreter im Bundestag. Die Positionierung ist also voll vom demokratischen Souverän getragen, ob nun mit dem Label "Staatsräson" oder ohne.

      Zum Zweiten: Dass sich gewisse gesellschaftliche Kräfte über JEDE Kritik an Israel echauffieren und "Antisemitismus" schreien, wäre auch ohne die IHRA-Definition nicht vermeidbar. Vor Allem aber: Dass man über eine wie auch immer geartete Perversion einer wissenschaftlichen Definition eine Meinung kriminalisieren könne, ist einfach grottenfalsch. Kriminalisieren können nur Strafgesetze, und in denen steht hierzulande die IHRA bzw. "antisemitisch" nicht drin.

    • @Abdurchdiemitte:

      Der Verweis auf einen „vordemokratischen Staatsräsonbegriff“ greift aus meiner Sicht zu kurz. Die besondere Verantwortung Deutschlands gegenüber Israel ist kein autoritärer Restbestand, sondern ein über Jahrzehnte demokratisch ausgehandelter Konsens, der aus der historischen Erfahrung des Holocaust und aus sicherheitspolitischer Vernunft gewachsen ist. Dass die frühen Beziehungen von Adenauer und Ben-Gurion stark realpolitisch geprägt waren, sagt wenig über die heutigen normativen Grundlagen aus – politische Motive wandeln sich, historische Verantwortung bleibt.

      Auch die Kritik an der IHRA-Definition überzeugt mich nur bedingt. Sie ist weder Gesetz noch Zensurinstrument, sondern eine Arbeitsdefinition, die helfen soll, antisemitische Muster zu erkennen – gerade dort, wo Israelkritik in Dämonisierung oder Delegitimierung kippt. Wenn es zu Versammlungsauflagen kam, geschah dies meist aufgrund bestehender Rechtsnormen, nicht wegen der IHRA. Von einem „Missbrauch“ zu sprechen, verkennt zudem die Realität massiv gestiegener antisemitischer Vorfälle seit dem 7. Oktober. Eine differenzierte Debatte ist nötig, aber ohne die Grundlagen unseres Schutzes jüdischen Lebens infrage zu stellen.

      • @Zippism:

        Die Herkunft und Bedeutung des Begriffs Staatsräson IST vordemokratisch, da beißt keine Maus den Faden ab. Frau Merkel hätte in ihrer Rede vor der Knesset 2008 auch andere Worte finden können, um zu beschreiben, was denn das Besondere an unseren Beziehungen zu Israel ausmacht.



        Sucht man dabei nach moralischen Kategorien, die uns verpflichten, in besonderer Weise für das Existenzrecht Israels einzutreten, so lässt sich seit den ersten diplomatischen Kontakten nach der israelischen Staatsgründung nicht viel finden. Ich habe jetzt keine Lust, das alles zu wiederholen, lesen Sie es beispielsweise bei Meron Mendel in den „Blättern“ nach.



        Jedenfalls halte ich es heute, vor dem Hintergrund der Debatte um israelischen Genozid in Gaza, für umso fragwürdiger, mit einem solchen kategorischen Verständnis von Staatsräson zu operieren - denn sprechen wir von einer moralischen Verantwortung, so ist klar, dass diese auch die aus der israelischen Staatsgründung entstandenen Folgen für die palästinensische Bevölkerung einschließen muss. Das heißt: das Eintreten für das Existenzrecht Israels UND das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser. DIESER Verantwortung ist Deutschland NICHT gerecht geworden.

      • @Zippism:

        Ich glaube nicht, dass die sog. Staatsräson“ in der bestehenden Form demokratisch ausgehandelt wurde. Nicht nur weil öffentliche Meinung und offizielle Politik in dieser Frage weit auseinanderliegen, sondern auch, weil sich hier auf mehreren Ebenen eine Verschiebung beobachten lässt: die deutsche Israelpolitik (die lange Zeit durchaus Raum für Kritik gelassen hat) wird zu einer immer bedingungsloseren Solidarität mit der israelischen Regierung, gleichzeitig wird dieser immer offener extremistisch – in Worten und in Taten. Zumal sich die Komplizenschaft mit einem Völkermord weder als Konsequenz aus der deutschen Geschichte deuten lässt noch ein Ausdruck sicherheitspolitischer Vernunft ist (im Gegenteil, wir stehen vor einem diplomatischen Scherbenhaufen, der unseren Interessen in vielfacher Hinsicht schadet).

        • @O.F.:

          "Nicht nur weil öffentliche Meinung und offizielle Politik in dieser Frage weit auseinanderliegen"

          Tun sie das wirklich? Woher nehmen Sie diese Erkenntnis? Oder ist das nur das Empfinden in jener Blase, die auch stets Gefahr läuft, Israelkritik mit antisemitischen Klischees zu mischen? Meines Wissens ist es für die Parteien, die die von Merkel formulierte Staatsräson seit Jahrzehnten offen als politische Agenda vertreten, kein Nachteil an der Urne, und sie vereinen den weit überwiegenden Teil der Wähler auf sich.

          Ob man die Staatsräson so weit auslegen muss wie z. B. die Union gegenwärtig, ist eine andere Frage. Darüber WIRD ja auch demokratisch verhandelt, indem z. B. die Union durchaus aus anderen Parteien Feuer kriegt, wenn sie es mit der Nibelungentreue übertreibt. Aber wenn Sie fragen, ob Merkels Formulierung heute in Deutschland mehrheitsfähig ist, dann wäre meine Antwort: Den Mehrheiten nach zu urteilen eindeutig (und über Jahrzehnte gewachsen) Ja.

    • @Abdurchdiemitte:

      Der Begriff der "Staatsräson" stammt von Merkel, nicht von Adenauer. Gemeint war ein Bekenntnis zum Existenzrecht Israels als unverhandelbarem Bestandteil deutscher Politik. Das ist weder verwerflich noch undemokratisch.



      Ich weiß ja, dass Sie als Verfechter der Jerusalemer Erklärung die IHRA ablehnen. Darüber müssen wir jetzt nicht diskutieren. Aber einen Beleg dafür, wo in Deutschland eine "unliebsame Meinung" unter Berufung auf eben jene IHRA "kriminalisiert" worden sei, hätte ich dann doch schon gerne.

      • @Schalamow:

        "Der Begriff der "Staatsräson" stammt von Merkel, nicht von Adenauer. "

        Nö, er stammt von Macchiavelli.

        Und hier die Definitionen, die aufzeigen, wie fragwürdig der Begriff ist:

        - Staatsräson als „Vorrang der Staatsinteressen vor allen anderen Interessen“



        - Staatsräson als „Staatsnotwendigkeit, im Gegensatz zur individuellen Vernunft und Notwendigkeit“.



        - „Grundsatz, dem zufolge oberster Maßstab staatlichen Handelns die Wahrung und Vermehrung des Nutzens des Staates ist, auch unter Inkaufnahme der Verletzung von Moral- und Rechtsvorschriften“

        Quelle: Wikipedia

        Was moderne Politiker*innen geritten hat, diesen Begriff wieder aus der Mottenkiste zu holen, bleibt ihr Geheimnis.

      • @Schalamow:

        Er hat es Adenauer gar nicht zugeschrieben (den Begriff führte auch Botschafter R. Dresler ein).



        Doch Adenauer missbrauchte (meine Wertung) die Beziehungen zu Israel zu vergangenheits- und innenpolitischen Zwecken, auf Kosten von Palästinensern und Nachbarn Israels auch noch. Wie bei AbddM und im Artikel angetippt.



        Immer noch besser als gar kein handelndes Schuldbewusstsein, doch ziemlich verquer, vgl. Norman Finkelsteins Philippika.

        Dass mit der IHRA schon einiges versucht wurde, obwohl die m.E. nur graduell unscharf ist, steht u.a. im obigen Artikel oder in früheren tazzen.

        Nicht falsch verstehen: Es gibt da leider auch den israelbezogenen Antisemitismus, zugleich gibt es den rabaukigen Versuch der Likudniks, sich als Israel oder als "die Juden" darzustellen - und das ist einfach so falsch wie übergriffig.

        Ich komme zu Bax' Frage zurück: Wer entschuldigt sich jetzt mal für diese Überreaktion? Wo die Argumente schon vorher bekannt waren, man hätte nur mal in den langsameren Gang schalten müssen.

      • @Schalamow:

        Mit der Herkunft des Begriffs Staatsräson haben Sie recht (genau genommen geht der Begriff auf Rudolf Dressler, dem ehemaligen deutschen Botschafter in Israel, zurück).



        Vor dem Hintergrund der Geschichte der deutsch-israelischen Beziehungen, die ja zu keiner Zeit von moralischen Erwägungen bestimmt waren, erscheint es mir allerdings als problematisch,, von Staatsräson zu sprechen. Glaubwürdiger wäre es - auch aktuell vor dem Hintergrund der zögerlichen Verurteilung der israelischen Kriegsverbrechen in Gaza sowie der Besatzungspolitik im WJL - von interessengeleiteter deutscher Außenpolitik zu sprechen, die unser Verhältnis zu Israel bestimmt.



        Damit ist die Legitimierung/Unterstützung fragwürdiger Aspekte israelischer Politik (und das ist noch vorsichtig formuliert) durch Deutschland) angesprochen, die beim besten Willen NICHT mit der Verpflichtung aus der Shoa in Übereinstimmung gebracht werden können, jüdisches Leben zu schützen, übrigens auch nicht mit Blick auf das Existenzrecht Israels.



        Zum Thema IHRA nur kurz: Ich bin nicht gegen bestimmte wissenschaftliche Definitionen von Antisemitismus - ich bin nur gegen deren missbräuchliche politische Anwendung im politischen Feld.

  • Herrje, allein in Berlin gab es seit dem 7. Oktober weit über 1000 propalästinensische Demos und Aktionen.

    Aber in der Bax-Bubble werden die armen Propalästinenser “zum Schweigen gebracht.” Absurd!

    Dass alle jüdischen Einrichtungen rund um die Uhr Polizeischutz brauchen und Juden sich als solche nicht mehr zu erkennen geben können, ohne zu riskieren, von Propalästinensern beleidigt, bedroht und angegriffen zu werden, darüber schweigt Bax seit jeher geflissentlich. Auf dem grünen Auge blind, was?

    • @Suryo:

      Sie wissen aber sicherlich auch, daß schon lange vor dem Terroranschlag der Hamas-Islamisten in Israel die jüdischen Einrichtungen hier bei uns unter Polizeischutz standen. Vorallem aufgrund der Gefahr rechtsextremer Anschläge. Ich habe das schon immer schlimm gefunden, daß dieser Schutz bei uns nötig ist und deshalb auch nie verstanden, warum nicht mehr gegen Rechtsextremisten vorgegangen wurde. Auf der anderen Seite verdammen Sie in Ihrem Kommentar aber jeglichen Protest gegen das völkerrechtswidrige Vorgehen der israelischen Regierung und vermischen das dann gezielt mit dem berechtigten Hinweis auf den nötigen Schutz der jüdischen Einrichtungen. Auch wenn es Ihnen nicht passt, denke ich, daß es sich das Gericht bei der Abwägung der Rechtsmäßigkeit des Polizeieinsatzes nicht leicht gemacht hat. Somit sollten Sie einfach einmal anerkennen, daß auch Menschen, die auf das Leid der Palästinenser in Gaza hinweisen, ein Recht darauf haben, ihre Meinung ohne Polizeiwillkür kundzutun.

      • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

        "Auf der anderen Seite verdammen Sie in Ihrem Kommentar aber jeglichen Protest gegen das völkerrechtswidrige Vorgehen der israelischen Regierung "

        Ich habe mir dieese Posting von @Suryo jetzt dreimal durch gelesen. Woher nehmen Sie diesen Vorwurf? Etwa aus der Bemerkung, dass über 1000 seit dem 7. Oktober in Berlin tatsächlich stattgefundene propalästinensische Demos nicht gerade als "erzwungenes Schweigen" betrachtet werden können? Das wäre mal eine gewagte Interpretation...

    • @Suryo:

      In Berlin kann man fast nicht mehr auf die Straße gehen ohne über eine Palästinenser-Demo zu stolpern.

      Während Juden vorsichtshalber fast gar nicht mehr aus dem Haus gehen.

      Tagesspiegel: "In Berlin gibt es seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem anschließenden Gaza-Krieg regelmäßig Kundgebungen. Nach Angaben der Polizei beläuft sich die Zahl inzwischen auf fast 2000 Versammlungen. Immer wieder kommt es dabei zu Angriffen auf und Widerstand gegen Polizisten, aber auch zahlreiche Propagandataten wie Volksverhetzung und Terrorunterstützung."

      www.tagesspiegel.d...drig-14944277.html

      • @shantivanille:

        Was Ihnen bei all Ihren Komentaren fehlt ist, von diesem unsäglichen negativen Verdammen von jeglichem Protest gegen das völkerechtswidrige Vorgehen der israelischen Regierung wegzukommen. Sie sehen nur blind in eine Richtung. Dabei ist es selbstverständlich mehr als berechtigt, immer wieder auf das brutale Vorgehen der israelischen Besatzung in Gaza hinzuweisen genauso wie auf die unglaubliche Siedlergewalt im Westjordanland. Andererseits muß natürlich gegen jegliche Verherrlichung des Hamas Terrors vorgegangen werden. Wenn aber jeder Protest von vorneherein kriminalisiert wird, hat das schon sehr viel mit Willkür zu tun. Dem hat das Gericht nun eindeutig einen Riegel vorgeschoben.

        • @Irm mit Schirm. 100% Antifa:

          Sie verdrehen diese Statements systematisch. Auch @shantiaville verdammt diese Demos nicht, wenn er/sie bemerkt, das sie relativ ungehindert und unangefeindet stattfinden können oder dass man sich mit Pali-Tuch völlig angstfrei durch die Stadt bewegen kann. Es wäre halt einfach schön, wenn man das AUCH von erkennbar jüdischem Leben und Tragen einer Kippa sagen könnte.

          Und solange das nicht der Fall ist, fällt es schwewr, jenen Mythos zu glauben, den Sie vertreten (nämlich dass es in Deutschland eine einseitig feindselige Haltung gegenüber Pro-Palästinensern gebe): Ja, es gibt Grenzen, und manchmal werden die zu eng gezogen. Aber das ist nur zum Teil Voreingenommenheit und basiert im übrigen leider auf harten Erfahrungen mit den wirklich zahlreichen Verstößen, die es VOR der durchgehenden Verschärfung der staatlichen Maßnahmen gegen Volksverhetzung auf propalästinensischen Veranstaltungen gab. Was meine Sie denn woher Jene, die heute wieder auf deutschen Straßen angeblich als Rache für Gaza jüdisch gelesenen Menschen nachstellen, ihre Selbstrechtfertigung beziehen?



          (Und kommen Sie nicht mit "Das geht mich nichts an"! - Richtig, Sie vielleicht nicht - die Polizei aber sicher schon.)

  • Es gibt keinerlei Konsequenzen und kann sich so jederzeit wiederholen. Wer zu laut dagegen protestiert, riskiert eine Hausdurchsuchung und dass die Polizei dabei den PC beschlagnahmt. Das brutale Vorgehen der Polizei Berlin auf vielen Demos ist auch Teil davon. Die Bilder gingen um die Welt, sogar der UN-Menschenrechtsrats hat sich eingeschaltet.

    Die Gerichte schieben dem auch keinen Riegel vor, es wird Monate oder Jahre im Nachhinein lediglich festgestellt, dass ein Vorgang nicht rechtmäßig war und das war es dann auch.

    Wenn es keine Konsequenzen gibt, wird sich das nur weiter wiederholen. Die Grundrechte der Bürger haben keinerlei Bedeutung, sie werden mit Füßen getreten.

    • @Schöneberg:

      ALLE jüdischen Einrichtungen Berlins benötigen rund um die Uhr Polizeischutz.

      Weit über 1000, offenbar, siehe oben, fast 2000 propalästinensische Aktionen und Demos allein in Berlin seit dem Pogrom vom 7. Oktober.

      Meinen Sie nicht, dass es vielleicht doch nicht ganz so schlimm ist für Leute, die ihre propalästinensische Haltung offen demonstrieren wollen? Bzw: Muss man nicht vielleicht doch ganz schön was dafür tun, dass einem die Wohnung durchsucht wird?

      Wie viele von den hundeteh Tod-Israel-Schreiern wurden eigentlich bislang überhaupt vor Gericht gebracht?

      Klagen Sie und Bax nicht auf hohem Niveau und was sagen Sie dazu, dass Juden seit Jahren jeden Tag UM IHR LEBEN bangen, während Pro-Palis sich ihres Lebens absolut sicher sein und völlig angstfrei ihrem Alltag nachgehen können?

    • @Schöneberg:

      Das brutale Vorgehen der Polizei?

      Gehen Sie mal in Berlin auf eine Gegendemo zu diesen sog. "propalästinensischen" Demos und Sie wissen wo die Gewalt sitzt.

      • @shantivanille:

        Ja, gehen Sie mal dahin.



        Die brutale, überflüssige Gewalt sitzt meist auf Seiten der Polizei.



        Man muss schon blind sein, wenn man das nicht erkennen will.

  • Es ist bitter, überall diese Konfrontation und dieses „bist Du nicht auf meiner Seite, so bist Du mein Feind“-Denken.



    Und dann ist z.B. „Staatsräson“ auch noch ein Begriff aus dem (undemokratischen) Mittelalter.

    • @Kay Brockmann:

      Nebenpunkt: Eher frühe Neuzeit.



      Der Kern hier ist wohl, dass Deutschland ohne einen klaren Blick auf die Schuld Nazideutschlands und Konsequenzen daraus auf lange Zeit hinaus nicht mehr denkbar ist. Dass Juden einen auch staatlichen Zufluchtsort haben, ist eine denkbare Konsequenz. Wie übrigens auch Völkerrecht, Menschenwürde und Menschenrecht hochzuhalten und Zuflucht den Verfolgten zu gewähren.



      In der Tat müssen wir aus dem Manichäismus raus, den Hamas und Likud so gerne Hand in Hand aufbauen.

  • Hauptveranstalter dieses "Palästina-Kongresses" war die sog. "Jüdische Stimme"

    Selbst die Uni Bremen hat eine Veranstaltung dieser "Jüdischen Stimme" verboten:

    taz: "Die Uni-Leitung begründete ihre Entscheidung damit, dass der Bundesverfassungsschutz die „Jüdische Stimme“ 2024 als „gesichert extremistisch“ bewertet. Damit bestehe „die konkrete Gefahr, dass Inhalte der Veranstaltung gegen die freiheitlich demokratische Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes verstoßen“, schreibt Uni-Rektorin Jutta Günther.

    Die Entscheidung sei „nach sorgfältiger Abwägung der mit der Durchführung der Veranstaltung insgesamt einhergehenden Risiken“ und angesichts der Tatsache erfolgt, „dass die Uni-Leitung für die Sicherheit aller Mitglieder, im gegebenen Kontext vor allem auch der jüdischen Mitglieder der Universität, verantwortlich ist“.

    Grundlage der Entscheidung des Verfassungsschutzes, die „Jüdische Stimme“ als extremistisch einzustufen ist deren Unterstützung des BDS und dass Israel „dämonisiert und delegitimiert“ werde.

    Well done.

    Brauchen wir nicht in einem Land, das die "Endlösung der Judenfrage" zur Staatsräson erklärte.

    taz.de/Gerichtsurt...Kongress/!6133001/

    • @shantivanille:

      Hat die Universität keine eigene seriöse wissenschaftliche und politische Expertise über die "Jüdische Stimme"?

      Das ist doch für eine wissenschaftliche Einrichtung armselig, dass diese auf Grundlage einer mittelalterlichen Staatsräson im Einklang mit CDU und AfD eine Organisation zensiert, deren Selbstverständnis es ist "im Namen des Judentums Apartheid, Missachtung der Menschenrechte, Krieg, Landraub und Genozid" zu bekämpfen?

      www.juedische-stimme.de/#about-info

      Was haben deutsche Universitätsleitungen eigentlich aus der Geschichte gelernt?

      Auch das kann man nur als integralen Bestandteil des allgemeinen gesellschaftlichen Rechtsrucks ansehen.

      • @Uns Uwe:

        Sie meinen, es wäre wissenschaftlicher, der Organisation einfach ihre Selbstdefinition (die über die für ihr hehres Ziel vermeintlich legitimen Methoden leider kein Wort verliert) zu glauben, statt öffentlich zugängliche Ermittlungsergebnisse auszuwerten? Ein merkwürdiges Verständnis von Wissenschaft haben Sie...

    • @shantivanille:

      Klar. Bewaffneten Widerstand verurteilen wir (ich auch) und friedlicher Widerstand, Demonstration oder Boykott verteufeln wir. Was bleibt dann noch ? Der brave Untertan.

      • @Jo Lang:

        Was ist an dem Aufruf friedlich, einen Staat wirtschaftlich, kulturell und wissenschaftlich durch Boycott auszuhungern? Und an dem dahinter stehenden Ziel, ihn abzuschaffen?

    • @shantivanille:

      Macht schon einen Unterschied, ob eine Universität von ihrem Hausrecht gebrauch macht oder die Polizei ohne rechtliche Grundlage einen Kongress auflöst.

  • Es ist bedauerlich, dass antisemitische Plattformen sich unter dem Deckmantel der Meinungs- und Versammlungsfreiheit verstecken und weiter agieren dürfen.

    • @Demokratischer Segler:

      Oder sie drohen gerade stärkste Partei zu werden, unter dem Deckmantel des Antimuslimismus natürlich.



      Abstrakt bin ich ansonsten bei Ihnen.



      Konkret halte ich die Menschenrechte und das Völkerrecht auch für Palästinenser gültig, natürlich. Das war eine Überreaktion hierzulande aus fehlendem echten Kompass heraus. Der sich am Recht orientieren sollte, nicht an Angst vor Schlagzeilen bei der Springerpresse.

    • @Demokratischer Segler:

      Erinnern Sie sich an die Anfang 70er ? Da war jede Kritik Zeichen roter oder gar sowjetischer Unterwanderung. Sind die Deutschen wider so weit ?

      • @Jo Lang:

        Könnte es sein, dass Sie sich da nicht wirklich auf JEDE Kritik beziehen sondern auf schon ziemlich spezielle?

        Zur Erinnerung: Anfang der 70er war die größte Oppositionspartei die CDU und die lauteste die Strauß-CSU. Die haben auch mächtig kritisiert, genau wie ihre Anhänger überall in der Republik. Kommunismusvorwürfe deswegen sind mir bislang nicht zu Ohren gekommen. ;-)

        Also müssen wohl Jene, denen das vorgeworfen wurde, eher das vergleichsweise schmale politische Band links der Brandt-SPD bevölkert haben. Und wenn mich nicht Alles täuscht, hat sich im Nachhinein auch durchaus herausgestellt, dass die Vermutung zahlreicher sowjetischer und Stasi-Handlanger in diesen Reihen durchaus der Realität entsprach.

  • vielen dank. genau das.



    aber nicht nur opposition und medien müssen hier aktiv werden, sondern auch staatsanwaltschaften. diese ewigen rechtsbrüche selbst auf institutionaler und ministerialer ebene müssen sofort konsequent verfolgt werden.



    und alle verfehlungen der letzten 2 jahre im medienbereich aufgearbeitet werden.



    ich kann diesem beitrag nur 100% zustimmen.



    unsere demokratie hat sehr gelitten und ist in gefahr.

  • "Die Auflösung des Palästina-Kongresses in Berlin war rechtswidrig. Aber wer trägt die Verantwortung dafür und entschuldigt sich?"

    Wenn ich gegen das Gesetz verstoße, werde ich nicht um eine Entschuldigung gebeten. Das gilt nicht mal wenn ich 10min falsch parke. Dann zahle ich, oder gehe in den Knast. Die korrekte Frage müsste also lauten: wer zahlt/geht ins Gefängnis und insbesondere: wer verliert jetzt mal sein Amt und geht?

    Und in diesem Fall geht es um einen Verstoß gegen das Grundgesetz (ist kein Strafgesetz, ich weiß). Versammlungsfreiheit und das Recht zu demonstrieren und seine Meinung zu äußern, sind kein Falschparken.

    Ich frage mich (rhetorisch) immer mehr, ob ich eigentlich noch in einem Rechtsstaat lebe. Die Regierung hält sich nur noch an die Gesetze, wenn sie ihnen in den Kram passen. Haben wir als BürgerInnen dann eigentlich nicht auch das Recht? Wo sind Gerichte, Staatsanwaltschaften in diesem Fall? Ist das alles ein einziger Sumpf?

    Man denkt z.B. an die Dame, die in Sachen CumEx Recherche das Handtuch geworfen hat und den Job gekündigt hat, weil durch den Filz kein Durchkommen war.

    • @Jalella:

      Danke für Ihren Kommentar. Ich frage mich das inzwischen immer öfter.

  • Dass das Gericht das Vorverbot gekippt hat, ändert nichts daran, dass Behörden gute Gründe hatten, sich Sorgen zu machen. Ein Kongress mit Teilnehmern, die frühere Sympathien für militante Gruppen gezeigt haben, kann Spannungen verschärfen. Formale Rechtmäßigkeit bedeutet nicht automatisch Ungefährlichkeit. Statt eines kompletten Verbots wären gezielte Auflagen oder Rednerausschlüsse angemessener gewesen, um Risiken für öffentliche Sicherheit zu minimieren. Freiheit hat ihre Grenzen dort, wo Gewalt- oder Provokationspotenzial besteht.

    • @Zippism:

      Ich bin bei Ihnen, dass dieser Verbotshammer fehl am Platze war. Ich finde: evident.



      "Gewalt- oder Provokationspotenzial" dermaßen hoch anzusetzen, wie ich das bei Ihnen gerade herauslese, empfinde ich als gefährlich von einer "Sicherheit" heraus gedacht. Dann kann ich sehr schnell das mal behaupten, wenn ich z.B. als Wegner oder Faeser unsouveräne Angst vor Bild-Schlagzeilen als Richtlinie meiner Politik habe. Das wurde ja gerade abgewiesen.

    • @Zippism:

      Sie befürworten Entscheidungen, um Risiken zu minimieren, Risiken die nur potentiel sind, nach lauen Maßstäben beurteilt. Adieu Rechtsstaat und ich bewundere die lustvolle Selbstaufgabe der unmündigen Bürger.

    • @Zippism:

      ".. Rednerausschlüsse angemessener gewesen, um Risiken für öffentliche Sicherheit zu minimieren"

      Einmal informieren was per Definition zur öffentlichen Sicherheit gehört und bitte dann erklären, wie ein Redner diese gefährden soll, noch dazu bei einer geschlossenen Veranstaltung.

      Gleiches gilt für ihre Definition von Freiheit. Meinungsfreiheit schließt zum Beispiel Provokation mit ein.