piwik no script img

Tödlicher AKW-Unfall vor 50 JahrenNach allen Regeln der Kunst verharmlost

Am 19. November 1975 starben zwei Arbeiter bei einem Unfall im AKW Gundremmingen. Staatliche Stellen sorgten dafür, dass eine lückenlose Aufklärung ausblieb.

Baumaßnahme mit Symbolwert: Am 25.10.2025 wurden die Kühltürme des AKW Gundremmingen gesprengt Foto: Jens Niering/picture alliance

Es dauerte nur Sekunden, bis die weithin sichtbaren Kühltürme des Atomkraftwerks Gundremmingen Ende Oktober in sich zusammengesunken waren. Das Bild der schwankenden Riesen wird ins kollektive Gedächtnis eingehen – als (falsches) Sinnbild für das Ende des Atomkraftwerkstandortes Gundremmingen. Ein anderes Ereignis – vor genau 50 Jahren – hat das nicht geschafft, ja nicht einmal in den Annalen der Anti-AKW-Bewegung den ihm gebührenden Platz gefunden.

Am 19. November 1975 starben bei einem Unfall im Block A des heute drei Blöcke umfassenden bayerisch-schwäbischen Atommeilers zwei Arbeiter. Noch einen Monat zuvor hatte der in den USA veröffentlichte sogenannte Rasmussen-Report zur Reaktorsicherheit das Risiko, durch einen Reaktorunfall umzukommen, mit 1 zu 5 Milliarden angegeben – nun gab es die ersten Toten in einem deutschen AKW.

Das Unglück kam für die politisch Verantwortlichen zur absoluten Unzeit: Die Einstellung in der Bevölkerung gegenüber der Atomenergie stand Anfang der 70er-Jahre am Scheideweg. Gegen immer mehr im Bau befindliche oder noch geplante AKW regte sich Widerstand. Im badischen Wyhl war im Frühjahr 1975 das Baugelände des geplanten Meilers von Gegnern besetzt worden. Die Bundesregierung und insbesondere die Bayerische Staatsregierung und die CSU fürchteten ein Erstarken dieser neuen Umweltbewegung – und so wurden der Gundremminger Unfall und seine Implikationen nach allen Regeln der Kunst heruntergespielt, verharmlost und vertuscht. War es denn überhaupt ein Atomunfall?

Am Tag des Unfalls wurde das seit 1967 laufende Atomkraftwerk bei Günzburg wegen mehrerer notwendiger Reparaturen abgeschaltet. Auch eine schon länger schadhafte Dichtung an einem Absperrschieber – einer Art Ventil – sollte an diesem Tag repariert werden. Es war entschieden worden, dass trotz der Abschaltung des Reaktors die Reaktorwasserreinigungsanlage, die radioaktive Stoffe aus der Flüssigkeit filtert, in Betrieb bleiben sollte. Die Leitung mit 280 Grad heißem, radioaktivem Wasser, in der sich der Schieber befand, stand vorschriftswidrig noch unter hohem Druck.

Als der 35-jährige Schlossermeister Otto Huber und sein 46-jähriger Kollege Josef Ziegelmüller um 10.42 Uhr die Halterung der sogenannten Stopfbuchsdichtung lösten, schoss mit einem Druck von 65 bar explosionsartig ein radioaktives Wasser-Dampf-Gemisch aus der Leitung.

Otto Huber starb unmittelbar am Unfallort, einer engen Grube, an der Verbrühung. Josef Ziegelmüller konnte sich zunächst mit Hilfe des Strahlenschutzmannes Manfred Otto aus dem Armaturenraum retten und wurde von Otto, der sich dabei selbst verbrüht hatte, aus dem Gebäude gebracht. Ziegelmüller wurde mit dem Krankenwagen zur ärztlichen Erstversorgung ins nahe Krankenhaus Lauingen gefahren. Anschließend wurde er mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik für Brandverletzte nach Ludwigshafen geflogen. Dort erlag er in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages seinen Verletzungen.

Radioaktivität soll keine Rolle gespielt haben

In der verspäteten Information an die Öffentlichkeit legten die Betreiber des Atomkraftwerks, RWE und Bayernwerk, ebenso wie die Aufsichtsbehörde – das bayerische Umweltministerium – Wert auf die Feststellung, dass Radioaktivität bei dem Unfall keine Rolle gespielt habe. Der technische Leiter des AKW Gundremmingen, Reinhardt Ettemeyer, sprach von einem „ganz konventionellen Unfall“. Und der damalige Umweltminister Max Streibl (CSU) berichtete noch zwei Jahre später dem Landtag: „Die Radioaktivität hatte keinen Anteil an der Todesursache.“ Das Wasserdampf-Wasser-Gemisch sei nur schwach radioaktiv gewesen.

Tatsächlich herrschte schon vor Beginn der Arbeiten im Armaturenraum eine hohe Strahlenbelastung von 300 bis 500, an der Rohrleitung selbst 1.000 Millirem pro Stunde. Zulässig waren damals 5.000 Millirem im ganzen Jahr. Es gab wegen der hohen Strahlung also enormen Zeitdruck. Mutmaßlich auch aus diesem Grund waren für die Arbeiten zwei besonders erfahrene Schlosser eingeteilt.

Zu der schon früh abgegebenen Erklärung, die Todesfälle hätten nichts mit Radioaktivität zu tun, passt nicht recht, dass bei der Bergung der Unfallopfer schwerer Atemschutz eingesetzt wurde. Sowohl bei der Versorgung des Verletzten als auch beim Transport des Toten wurden Strahlenschutzmaßnahmen ergriffen. Das für Unfälle im Gundremminger Meiler zuständige Krankenhaus Lauingen war dafür nur unzureichend ausgerüstet.

Ganz anders als bei einem konventionellen Betriebsunfall transportierte man die Leichen zur Obduktion nach München in die Strahlenschutzabteilung des Schwabinger Krankenhauses. Den beiden Männern wurden Hautteile, mehrere Organteile und ganze Organe entnommen. Diese wurden zur Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF) in Neuherberg zur radiologischen Untersuchung geschickt.

Die Untersuchungsergebnisse blieben – Teil der Geheimniskrämerei, die sich nun immer mehr entspann – lange Zeit unter Verschluss. In einem als „Vertraulich“ gestempelten Schreiben der GSF ging der Bericht an die bayerischen Behörden. In dem Schreiben, das der taz vorliegt, bittet die GSF im Mai 1976 „um Nachricht, ob die Proben beseitigt werden können oder zu Ihrer Verfügung weiterhin aufgehoben werden sollen“.

Die Leichen wurden nach der Obduktion in Zinksärge eingelötet. Eine sorgfältige Dekontamination der Leichen wäre aufgrund der Hautverbrennungen mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden gewesen, weshalb die genaue Höhe ihrer „Verstrahlung“ offensichtlich niemals festgestellt wurde. Dazu passt, dass die Angehörigen die Toten nach dem Unfall nicht mehr zu Gesicht bekamen.

Die Trauerfeier für Otto Huber und Josef Ziegelmüller fand am 25. November 1975 in Lauingen statt, unter großer öffentlicher Anteilnahme und in Anwesenheit von Beamten des Bayerischen Umweltministeriums. Nach den Gräbern der beiden Männer sucht man heute allerdings vergebens. Die Grabsteine sind entfernt und man ist offenbar auch jetzt noch bemüht, buchstäblich Gras über die Sache wachsen zu lassen.

Verschwundene Proben

Wirbel gab es 2009 nach einem Bericht der Zeitschrift Stern über den Verbleib der entnommenen sog. „Gewebeproben“ – es handelt sich um Haut von verschiedenen Stellen des Körpers, mehrere Lungenteile und ein Schädelteil des zuerst Verstorbenen, Ähnliches vom zweiten Opfer, dazu aber auch noch die Schilddrüse, die Nieren, Teile der Milz und des Dünndarms sowie ein Stück der Wirbelsäule. Bis zum Mai 1976 lagen die Leichenteile noch bei der GSF. Laut einem Sprecher des Helmholtz-Zentrums – wie die GSF heute heißt –, wurden die Leichenteile allerdings als „klinischer Abfall“ ins Kernforschungszentrum Karlsruhe verbracht und dort offenbar verbrannt. Die Asche der Leichenteile landete in der Asse, dem maroden ehemaligen Salzbergwerk in Niedersachsen, das als „Versuchsendlager“ deklariert und früher von der GSF betrieben wurde. Wo genau zwischen den dort vor sich hin rottenden 126.000 Fässern, kann wegen unzureichender Dokumentation niemand mehr sagen.

Noch in den 70er-Jahren hatte der Unfall mit den zwei Toten und einem Verletzten auch ein gerichtliches Nachspiel. In letzter Instanz hat die Große Strafkammer des Landgerichts Augsburg die vorher erfolgten Verurteilungen allerdings aufgehoben und fünf Mitarbeiter des Atomkraftwerks Gundremmingen mit einer bemerkenswerten Begründung freigesprochen: Das Gericht müsse, wenn sich die Unfallursache nicht einwandfrei klären lasse, die für die Angeklagten günstigste Variante für das Urteil wählen. Damit wurde den beiden Getöteten die alleinige Schuld an ihrem Tod zugeschoben – sie hätten mit großer Wahrscheinlichkeit den Schieber mit einem Handrad eigenmächtig geöffnet.

Der 13. Januar 1977 besiegelte dann nach nur 11 Jahren Laufzeit überraschend das Schicksal des Gundremminger Reaktors. Zwei witterungsbedingte Kurzschlüsse in Hochspannungsleitungen führten zur Abtrennung des AKW vom Netz und zogen eine Überflutung des Reaktorgebäudes mit radioaktivem Kühlwasser nach sich. Die Reparaturen und notwendigen Nachrüstungen hätten geschätzte 250 Millionen DM gekostet.

Drei Jahre nach diesem Totalschaden beschlossen RWE und Bayernwerk die endgültige Stilllegung von Block A. Stattdessen trieben sie den Bau der neuen Blöcke B und C voran, die mittlerweile – 2017 und 2021 – auch stillgelegt sind.

wochentaz

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Ist damit der Atomstandort Gundremmingen Geschichte? Oder wie es der Gundremminger Bürgermeister Tobias Bühler (CSU) am Tag der Sprengung der Kühltürme ausdrückte: „Es geht ein Stück Heimat verloren!“ Das Gemeindeoberhaupt kann sein Heimatgefühl nach dem Verschwinden der nicht radioaktiven Kühltürme immerhin noch bis mindestens in die 2030er-Jahre hinein an den strahlenden Reaktorgebäuden des AKW wärmen – und danach an Deutschlands größtem Zwischenlager für bis zu 192 Castoren.

Auch das 1970 ins Gemeindewappen aufgenommene Atomsymbol kann Gundremmingen also mit Recht behalten – und wahrscheinlich auch eine der größten Anti-AKW-Bürgerinitiativen Deutschlands mit dem langen Namen „FORUM Gemeinsam gegen das Zwischenlager und für eine verantwortbare Energiepolitik e. V.“.

Gemeinsam für freie Presse

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Alle Artikel stellen wir frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade in diesen Zeiten müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass kritischer, unabhängiger Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

54 Kommentare

 / 
  • Es gibt so viele Unglücke vor über 50 Jahren die nicht aufgeklärt wurde. Das alles aufzurollen bringt gar nichts. Damit wird in diesem Fall nur das Thema AKW wieder aufgewirbelt um Befürworter und Gegner gegeneinander aufzuspielen

    • @Marcelo:

      Warum sollten wir Menschen auch aus unseren Fehlern lernen? Schwamm drüber.

      Was interessiert mich denn mein dummes Geschwätz von gestern? Lieber morgen anderen Blödsinn erzählen und damit die einfachen Mitbürger beeindrucken, die sich auch nicht für Fehler in der Vergangenheit interessieren.

      Grundremmingen liegt in Schwaben. Eine schwäbische Tugend ist, dass man einen Fehler nicht mehr als zweimal macht. Das ist schwierig, wenn man gar nicht wissen will, was man falsch gemacht haben könnte.

  • Die Diskussion bildet schön die Debatte ab, wie sie seit 50 Jahren über AKW geführt wird.

    Die Befürworter von AKW und die Betreiber würden am liebsten auch noch eine Kernschmelze als harmlosen Zwischenfall abtun und für viele Gegner ist alles, was in einem AKW schief läuft, ein Atomunfall.

    Technische Fakten spielen dabei keine Rolle.

    Letztlich haben wir ja in Fukushima gesehen, dass selbst ein Hightec Land wie Japan enorme Schwierigkeiten hat, wenn in einem AKW ein tatsächlicher Atomunfall eintritt. Und das ist ein sehr guter Grund, auf AKW zu verzichten. Man muss aber deshalb nicht jeden Vorfall in einem AKW zum Atomunfall erklären...

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das ist meiner Meinung nach ein recht ausgewogener Kommentar.

  • Wir wohnen seit 1982 nur ca 25km vom ehemaligen Kernkraftwerk Gundremmingen entfernt. Die beiden Ende Oktober 2025 gesprengten Kühltürme waren ein weit sichtbarer Landmarker.



    Erst durch einen im Zusammenhang mit der Sprengung abgedruckten Artikel in der Heimatausgabe der „Augsburger Allgemeinen“ erfuhren wir vom damaligen Unglück und dem Tod zweier Arbeiter.Erstaunlich war für uns, dass die Angehörigen zumindest offiziell keine Entschädigung oder Schmerzensgeld erhalten haben. Da wurde viel unter den Teppich gekehrt.



    Zumindest die Gemeinde Gundremmingen hat vom Atomkraftwerk durch Gewerbesteuer erheblich profitiert und u.a. mehrere Zinshäuser in München erworben.



    Der TAZ sei Dank, dass sie diesen Artikel veröffentlicht hat.

    weit sichtbarer Landmarker.

    • @Fred Feuerstein:

      Wie kommen sie darauf, dass Schmerzensgeld oder Entschädigung an die Hinterbliebenen gezahlt werden nach einem Arbeitsunfall?

      www.dguv.de/de/reh...bliebene/index.jsp

      So ist das aktuell geregelt, war vermutlich vor 50 Jahren nicht viel anders.

  • Ich finde das sehr interessant, zu der zeit starben jedes jahr alleine im Straßenverkehr soviele menschen wie in einer durchschnittlichen Kleinstadt leben. Das hat Jahrzehnte gedauert bis in diesem Sektor gehandelt wurde. Aber in sachen Atomkraft hanen die deutschen irgendwie eine richtige Kurzschluss emotion. Aber auch in gewisser Weise nachvollziehbar immerhin handelte es sich um brutreaktoren für atomwaffenfähiges Material. Hätten wir uns damals schon für andere Reaktortechnik entschieden gabe es vermutlich all diese probleme nicht. Wer weiß

    • @My2cents:

      Richtig. Und dafür muss man nicht mal den Sektor Energie verlassen. Durch den Ausstoß fossiler Brennstoffe sterben jährlich etwa 8 Mio Menschen, mehr als 5 Mio durch den Ausstoß fossiler Kraftwerke. Allein für Deutschland bedeutet das etwa 13000 Todesfälle durch fossile Brennstoffe pro Jahr. Wären die Schäden so sichtbar, wie die Bilder von Tschernobyl und Fukushima, dann wäre die Debatte sicher eine ganz andere (gewesen). Durch Atomkraft sind inklusive der großen Unglücke nach unterschiedlichen Statistiken insgesamt zwischen 1000 und 4000 gestorben.



      Das zeigt, dass die Debatte sich immer aus diffusen Ängsten und nicht aus nüchternen Fakten gespeist hat und der Ausstieg aus der Kohle viel eher zum Haupthema hätte werden müssen. Das war im kalten Krieg mit atomarer Aufrüstung vielleicht noch nachvollziehbar, später in erster Linie nur noch Folklore.



      Trotzdem halte ich den Ausstieg aus der Atomenergie für richtig. Aber in erster Linie eben aufgrund der nie geregelten Müllproblematik.

      • @Deep South:

        Wenn das alles so eindeutig wäre, warum muss dann, wie im hier vorgestellten Fall, gemauert und vertuscht werden?

        • @Herma Huhn:

          Es wird nicht gemauert und vertuscht, auch wenn sich der Artikel Mühe gibt es so aussehen zu lassen. Nochmal kurz (da die ausführliche Fassung "wegmoderiert" wurde)



          -65 Bar Überdruck (entspricht 650m Wassersäule) würden ausreichen um jemanden tötlich zu verletzen, selbst wenn es nur Luft wäre



          -es war aber 280° heißes Wasser, was auch schon reichen würde um jemanden zu töten



          -die Strahlung war es anscheinend nicht, sonst wäre der kontaminierte Helfer auch gestorben



          Die im Text genannten Indizien für "Vertuschung":



          -die Helfer hatten Strahlenschutzkleidung an, also haben sie etwas gewusst -Nee, ist Vorschrift



          -die GSF hielt den Bericht lange unter Verschluss -im Text wird der nun öffentliche Bericht nicht zitiert



          -die GSF hat sich Rückversichert, ob man die Gewebeproben noch benötigt und sie dann vernichtet-total verdächtig



          -die Gräber sind nach 50Jahren nicht mehr zu finden -Gräber werden ja auch nach 30Jahren aufgelöst.

          Alles in allem viel geraune um normale Vorgänge. Die ganze Geschichte wurde wohl nur durch AKW Gegner zum vertuschten Supergau erklärt und ist somit eine klassische Verschwörungstheorie. Weiß nicht wie es der Artikel durch die Qualitätskontrolle geschafft hat.

        • @Herma Huhn:

          Wo wurde denn gemauert und vertuscht?

          Das Gerichtsurteil gibt es und es ist rechtskräftig.

        • @Herma Huhn:

          Die Zahlen sind Fakten. Und was hat denn das Eine denn jetzt mit dem Anderen zu tun? Ist es wirklich jetzt ein Sondernfall von Atomkraft, dass Unfälle vertuscht oder verharmlost werden? Und



          wieviel Unglücke in Kohleminen, Öl- oder Gasförderanlagen gab es denn in den letzten Jahrzehnten?



          Nur ein Beispiel: www.ivz-aktuell.de...lueck-im-kraftwerk

  • Sorry, aber die Todesursache hat nun wirklich nichts mit Radioaktivität zu tun. Wer in explosionsartig austretendes Heißwasser unter Hochdruck gerät, stirbt, egal ob das Wasser schwach radioaktiv ist oder nicht, egal ob in einem AKW oder einem Kohlekraftwerk. Wären die Arbeiter nach Jahrzehnten an Krebs gestorben könnte man als Ursache radioaktive Exposition diskutieren - aber hier nicht.

    • @TheBox:

      Der Unfall ist deshalb passiert, weil die Leitung wegen der Radioaktivität noch in Betrieb war und unter Druck stand.

      • @Knuty:

        Nein, der Unfall ist passiert, weil die Planung schlecht war.



        Es gibt viele Leitungen mit Druck in einem Wärmekraftwerk und bevor man die aufschraubt müssen sie druckfrei sein.

      • @Knuty:

        Das Gericht hat das anders geurteilt nach Analyse aller Fakten, die hier niemand kennt.

  • Das Ende der Atomkraft in D ist ohne Einschränkung richtig, auch wegen der verheerenden Auswirkungen bei Strahlenunfällen.



    Der Unfalll hier hätte aber auch in einem konventionellen Kraftwerk stattfinden können mit demselben tötlichen Ausgang. Die Arbeiter haben eine Strahlendosis in der Größenordnung einer Computertomografie abbekommen. Ohne Frage zu viel für eine Routinearbeit, aber Todesursache waren die Verbrennungen. Die Strahlenschutzmaßnahmen bei der Rettung finde ich nachvollziehbar, da man in diesem Moment einen Strahlenunfall nicht ausschließen konnte.



    Dieser Fall zeigt eher die Gefahren in großtechnische Anlagen allgemein und würde sich besser zur Diskussion über Arbeitssicherheit eignen.



    Das soll keine Relativierung sein, nur der Hinweis, dass es eine dünne Grundlage gibt hier vordergründig einen Strahlenunfall zu begründen statt eines "konventionellen" Unfalls in schwach radioaktiver Umgebung .



    "Konventionell" ist dabei eine furchtbare Wortwahl. Klingt wie üblich/zu erwarten. Dabei hätte der Unfall mit wirksamen Arbeitsschutzmaßnahmen verhindert werden können.

    • @inschenör:

      Der Unfall ist deshalb passiert, weil die Leitung wegen der Radioaktivität noch in Betrieb war und unter Druck stand.

      • @Knuty:

        Das gibt zumindest der Artikel nicht her.

      • @Knuty:

        Ja der Unfall hatte trotzdem nichts mit der Radioaktivität zu tun gehabt, der hätte genauso in einem Kohle, Gas oder Biogaskraftwerk passieren können.

        Diese Unfall taugt nicht um gegen Atomkraftwerke zu wettern.

        • @Walterismus:

          In einem anderen Kraftwerk hätte die Leitung nicht mehr unter Druck gestanden, um radioaktive Partikel herauszufiltern.

          • @Knuty:

            In jedem Kraftwerk stehen irgendwelche Leitungen unter Druck. Diese dann zu öffnen ist halt lebensgefährlich.

          • @Knuty:

            In anderen Kraftwerken hätte die Leitung auch noch unter Druck gestanden. Eben ohne radioaktive Partikel. Sie hätte, da unter Druck, nicht geöffnet werden dürfen.

          • @Knuty:

            Ach für dieses Kraftwerk MUSS es eine Wartungsanleitung gegeben haben, die eine Reparatur ohne Druck erlaubt hätte, weil eine Reparatur unter den geschilderten Parametern technisch nicht möglich ist.

          • @Knuty:

            Pfusch bleibt Pfusch und ist technologieabhängig.



            Womöglich ist das mit dem Filtern auch nur eine nachgeschobene Begründung, um den groben Fehlerim Nachhinein kleiner aussehen zu lassen.

          • @Knuty:

            Seit wann filtert man radioaktive Partikel durch Druck aus irgendetwas heraus?



            Etwas weniger Meinung und dafür etwas mehr Ahnung würde manchmal helfen.

  • Weg mit der Legende, dass Kernkraft günstig und sauber ist. Das Gegenteil ist durch Fachpersonen hinreichend belegt, dieser Bericht ist nur ein weiteres Beispiel für die Verantwortungslosigkeit und letztendlich Geldgier der Atomlobby.

  • Bei dem Störfall am 13. Januar 1977 wurde das radioaktive Kühlwasser in die Donau geleitet. Wie viel Radioaktivität dabei in die Umwelt gelangte, wurde nicht dokumentiert. Die Sensoren des Kraftwerks waren gerade abgeschaltet und ein vom Betreiber unabhängiges Messnetz gab es zu der Zeit noch nicht. Das wurde erst nach einem weiteren Vorfall beim THTR Hamm-Uentrup im Jahr 1986, bei dem ebenfalls Radioakrivität in die Umwelt abgegeben wurde und die Sensoren des Kraftwerks abgeschaltet waren, aufgebaut.



    Jedenfalls gab es Jahre später flussabwärts von Gundremmingen ein Krebscluster bei Kindern.

    • @Knuty:

      Der Artikel handelt aber von einem Unfall am 19. November 1975.

      Das von Atomkraftwerken Gefahren ausgehen, die von den Betreibern und der Fangemeinde heruntergespielt werden, steht außer Frage. Nur hat das mit dem Unfall im Artikel nichts zu tun.

  • Also, 280 Grad heißer Wasserdampf tritt mit 65 Bar Druck aus und verbrüht zwei Arbeiter.

    Hier eine Zusammenhang der Todesfälle mit Radioaktivität zu suchen ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar.

    Bei den schweren Hautverbrennungen ist eine Rettung wohl nahezu unmöglich.

    Was die Gräber angeht, wundert mich nicht, dass diese nicht mehr zu finden sind. Gräber müssen bezahlt werden und haben eine gewisse Laufzeit. Wenn ein Grab aufgelöst wird, dann wird der Grabstein entfernt. Anscheinend haben die Familien, so es noch Angehörige gibt, die Gräber nicht weiter verlängert. Das ist ganz normal, dass Gräber aufgelöst werden, außer sie werden weiter bezahlt.



    Die Fakten liegen auf dem Tisch. Es ist verständlich, dass man aufgrund der am Unfallort auch herrschen Strahlung und der dadurch entstandenen Kontamination Vorsichtsmaßnahmen ergriffen hat bzgl der Körper. Diese Vorsichtsmaßnahmen dienten aber dem Schutz der Personen, die sich mit den Körpern beschäftigt haben. Warum man die Proben jahrzehntelang aufheben sollte erschließt sich mir auch nicht.

    So ganz erschließt sich mir nicht, was dieser Artikel aussagen möchte.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Darum geht es IMHO gar nicht. Natürlich ist allein schon der Dampf ursächlich für die Verletzungen. Der Unfall zeigt aber mal wieder auf, dass allen bis ins letzte Detail designten Sicherheitsvorgaben zum Trotz eine menschliche Fehlentscheidung/-bedienung auch im Betrieb von AKW vorkommen kann.

      Und bei jedweder Störung des Systems kann die Radioaktivität potentiell zum zusätzlichen Problem werden, schlimmstenfalls weit über die alleinige Wirkung vor Ort hinaus.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Der Unfall ist deshalb passiert, weil die Leitung wegen der Radioaktivität noch in Betrieb war und unter Druck stand.

      • @Knuty:

        Und selbst wenn es so wäre (der Artikel gibt das so nicht her): Wieso wurde an der Leitung gearbeitet, während sie unter Druck stand? Ein derartiger Fehler hätte auch in jedem anderen thermischen Kraftwerk zu Toden geführt.

      • @Knuty:

        Das Gericht kam nach Analyse aller Fakten, die hier niemand kennt, zu einem anderen Ergebnis.

      • @Knuty:

        Was spielt das für eine Rolle? Das ist wie wenn man sagt, der Motor war noch an, weil der Schlüssel steckte.

        Oder weil die Kohle in einem Kohlekraftwerk noch nicht voll verbrannt war.

        Die beiden Toten sind nicht wegen der Technologie gestorben, sondern wegen eines Unfalls der nichts mit Radioaktivität zu tun hatte.

  • Wenn jemand von 280°C heißem Dampf, der unter 65 bar steht, getroffen wird, war es das. Da ist es tatsächlich völlig unerheblich, ob der Dampf auch noch radioaktiv war.

    Schlimm ist allerdings, dass hier offensichtlich extrem gegen Sicherheitsvorkehrungen verstoßen wurde. Und natürlich bestand die Gefahr, dass der Dampf noch weitere Schäden anrichtet. Dabei wäre dann auch die Radioaktivität ins Gewicht gefallen.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Der Unfall ist deshalb passiert, weil die Leitung wegen der Radioaktivität noch in Betrieb war und unter Druck stand.

      • @Knuty:

        Nein. Der Unfall ist passiert, weil man an einer Leitung unter diesen Druck- und Temperaturbedingungen nicht schrauben darf.

  • Einige Räume für die vorübergehende Asservation von Verstorbenen haben zumindest heutzutage die Qualität sogenannter "Abklingkammern", speziell ist das in medizinischen Bereichen vonnöten, wo Strahlentherapie und Nuklearmedizin vorgehalten werden.



    Ob in den siebziger Jahren vielleicht Amtshilfe erforderlich gewesen wäre, ist eine Frage zur Infrastruktur, denn die Möglichkeit der "Verstrahlung" bestand in mehreren zivilen Bereichen, wie auch beispielsweise Jülich.



    Bei rp-online.de 2014



    "Störfall in Atomreaktor in Jülich jahrelang vertuscht



    Jülich · Eine Expertenkommission, die vom Forschungszentrum Jülich kommt zu dem Ergebnis, dass ein Störfall aus dem Jahr 1978 vertuscht wurde. Laut eines Zeitungsberichts wurde wurde die Kommission eingesetzt, um die Vergangenheit des ehemaligen Versuchsreaktors aufzuarbeiten."



    "Geheimhaltung" war offensichtlich an mehreren Stellen Primat.



    Aber in Hamm-Uentrop und Kalkar wurde dann doch die Notbremse gezogen.



    www.deutschlandfun...ionsruine-100.html



    Titel:



    "3,5 Milliarden für eine Investitionsruine"

  • Vielen Dank für den Bericht!



    Ich hoffe, die Angehörigen der Opfer haben den schmerzlichen Verlust seitdem irgendwie verarbeiten können.



    Vorfälle dieser Art geben den Gegnern der Kernkraft recht, denn auch wenn Kernkraftwerke bei gewissenhaftem und verantwortungsvollem Umgang mit der Technik sicher betrieben werden können, lehren uns dieses Unglück, dass mangelnde Kommunikation, Zeitdruck, Schlamperei, Sorglosigkeit, fehlendes Verantwortungsgefühl und Fehlentscheidungen immer wieder zu katastrophalen Ergebnissen führen werden.

    • @Aurego:

      Manchmal kommt noch Profitgier hinzu...

    • @Aurego:

      Ja, die Gegner der Kernkraft haben recht, so wie die Gegner von Arbeit mit heißem Wasser oder die Gegner von Fensterreinigung oder die Gegner von Dachdeckern recht haben.

      Jeder einzelne Tod kann vermieden werden, wenn wir einfach gar nicht mehr mit Chemikalien, hohen Drücken, heißen Flüssigkeiten, Technik, Höhen über 1,8m oder im Stehen arbeiten würden.

      • @Lucas Jan Lischka:

        Haben Sie noch mehr solcher Kalendersprüche auf Lager? Natürlich ist Arbeitssicherheit in jedem Bereich ein Thema. Bei solchen Unfällen in AKWs bekommen wir zusätzlich aber noch ganz andere Probleme.

      • @Lucas Jan Lischka:

        Der Unfall ist deshalb passiert, weil die Leitung wegen der Radioaktivität noch in Betrieb war und unter Druck stand.

    • @Aurego:

      Jeder Tote ist einer zu viel.

      Aber übertragen Sie diese beiden Todesfälle in 50 Jahren in einer sog. Hochrisikotechnologie auf andere Technologien oder Lebensbereiche wie Strassenverkehr, Haushalt, Drogenkonsum, Baustellen, Bergbau, Medizin, ...



      Das rückt dann die Massstäbe wieder zurecht.

      Und dass Grabsteine nach 50 Jahren abgeräumt werden, ist in Deutschland auch eher Normalfall als Skandal. 30 Jahre Laufzeit für ein Erdgrab sind in Deutschland schon vergleichsweise lang. Bei Urnengräbern sind mancherorts auch 20 Jahre üblich.

  • Moin Herr Ammensberger,



    hatte von dem Unfall noch nie gehört.



    Ausdrücklich nicht pietätlos gemeint: Während die Gewebeproben entsprechend behandelt und dann in der Asse "entsorgt" wurden, hatte man die Verstorbenen dennoch (im verlöteten Zinksarg) ganz normal beerdigt? Wo sind sonst dann oder ggf. später nach Grabauflösung diese beiden Zinksärge und die sterblichen Überreste der beiden Unfallopfer verblieben?

    • @yoda:

      Das liegt wohl daran, dass es auch kein Unfall war. Alle im Text genannten, angeblichen Indizien halten keiner oberflächlichen Betrachtung stand. Leider wird die Veröffentlichung von Gegenreden verhindert.

      • @Genosse Luzifer:

        Aha, gut geraunt, aber wenig erhellend. Kausalkette führt zu Ereignis, wenn also niemand absichtlich per Sabotage einen Anschlag auf die beiden Männer ausgeführt hat – und davon ist wohl auszugehen? – was sonst als ein Unfall soll es dann gewesen sein?

  • Was für ein Skandal!



    Und wie viele Menschen sind vor 50 Jahren auf der Strasse gestorben?



    Technik ist nie ohne Risiko. Für eine sog. Hochrisiko-Technologie ist in den deutschen Atomkraftwerken erstaunlich wenig passiert. Das liegt sicher auch an der gründlichen Überwachung.



    Nicht falsch verstehen: jeder Tote ist einer zu viel. Aber wie viele Leute sind aus anderen ursachen verstorben? Strassenverkehr? Drogenmissbrauch (einschliesslich Alkohol und Tabak)? Medizinische Behandlungsfehler? Haushaltsunfälle? ...?

    • @Carsten S.:

      Die Vertuschung ist auch dann ein Skandal, wenn es auch woanders Todesfälle gibt. Und auch bei Todesfällen woanders ist die Vertuschung ein Skandal.

      Oder wollen Sie keinen Skandal sehen, damit blos nichts an der Atomkraft schlecht aussieht?

      • @pumble:

        Oder liegt es daran das früher ein Unfall ein Unfall war und es heute ein Skandal, Supergau, Verschwörung, usw. sein muss ? Und wo ist da die Vertuschung wenn es einen Prozess gab ?

  • Wenn man ganze 50 Jahre zurückgehen muss um einen Unfall mit gerade mal 2 (in Worten: zwei) Toten zu finden, handelt es sich offensichtlich um eine außergewöhnlich sichere Technik. Bei Arbeitsunfällen auf Windrädern wird man schneller fündig. Und Chemieunfälle erst ...

    • @Descartes:

      Arbeitsunfälle als besonders schlagkräftiges Argument für/gegen die AKW wäre mir auch neu. Die können leider überall passieren; natürlich auch beim Bau oder Betrieb von Solaranlagen oder Windkraftwerken. Dazu dient der Arbeitsschutz. Um es möglichst zurückhaltend zu formulieren: Die _potentiellen_ besonderen Risiken des strahlenden Materials sind trotzdem auch für die Mitarbeiter existent.

      Wenn also schon Vergleich, dann mal nach den passenderen Argumenten schauen: Wieviele Unfälle mit Windkraftanlagen haben ganze Landstriche lange unbewohnbar gemacht und strahlendes Material z.B. über halb Europa oder Japan wehen lassen?

    • @Descartes:

      Nein, und ich habe einen kuriosen Grund gefunden:



      AKW stilllegen um die Unfälle auf genau 0 zu senken, damit diese Technologie vergessen wird und Windkraftanlagen nicht als Whataboutism genutzt werden.