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Negative Preise durch SolaranlagenStrom im Mai häufig wertlos

In bisher 112 Stunden sanken die Börsenpreise in Deutschland unter null. Die Branche spricht von „Kannibalisierung der Erneuerbaren“.

Photovoltaikanlage auf einem Feld in Schleswig-Holstein: Wegen des massiven Ausbaus verfällt der Marktwert des Solarstroms derzeit Foto: Günter Nowack/imago

Berlin taz | Nie zuvor gab es so viele Stunden, in denen der Strom an der Börse wertlos war: Im Mai kam bis Mittwoch bereits eine Rekordzahl von 112 Stunden mit negativen Strompreisen zusammen. Darauf wies der Stromanbieter 1Komma5Grad hin.

Vier weitere Stunden signalisierte der Markt bereits für Donnerstag. „Negative Strompreise an der Börse entstehen immer dann, wenn das Angebot an Strom die Nachfrage übersteigt“, erklärte Firmenmitbegründer Jannik Schall. Bisher lag der Monatsrekord bei 81 Stunden im Juli 2024.

Dass inzwischen auch ein Stromversorger die negativen Strompreise hervorhebt, hat einen einfachen Grund: 1Komma5Grad ist einer der Anbieter mit dynamischen Strompreisen. Solche Unternehmen reichen die Börsenpreise – natürlich zuzüglich der Netzentgelte, Steuern und Abgaben – eins zu eins an die Stromkunden weiter.

Mit einem „intelligenten Energiemanagementsystem“, erklärt 1Komma5Grad, könne man dann „den Stromverbrauch automatisiert und gezielt auf Zeiten mit negativen oder günstigen Börsenstrompreisen“ verlagern. Das lohne sich „insbesondere für Haushalte mit hohem Verbrauch, etwa durch ein E-Auto oder eine Wärmepumpe“.

Für die negativen Strompreise bezahlt der Staat

Die Kehrseite der negativen Strompreise: Irgendjemand muss dafür bezahlen – und das ist der Staat. Denn über das Erneuerbare-Energien-Gesetz steht der Bundeshaushalt für die Differenz zwischen dem Marktwert des Stroms und den jeweils bezahlten Einspeisevergütungen gerade.

Aufgrund des massiven Zubaus an Photovoltaik verfällt speziell der Marktwert des Solarstroms derzeit rapide, was den Zuschussbedarf in die Höhe treibt. Schon im April war die Kilowattstunde Solarstrom nur noch rund 3 Cent wert, weil die Energie vor allem dann anfiel, wenn sie niemand mehr benötigte.

In der Branche spricht man von der „Kannibalisierung der Erneuerbaren“, weil die Anlagen sich angesichts fehlender Speicher zunehmend gegenseitig unrentabel machen.

Ein Ausweg könnte der Eigenverbrauch des anfallenden Photovoltaik-Stroms durch den Anlagenbetreiber sein. Doch auch Eigenverbrauch und dynamische Strompreise kannibalisieren sich wiederum: Wer eine eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach hat, wird mit einem dynamischen Stromtarif zumeist nicht glücklich, weil er in den Zeiten, in denen er günstigen Strom aus dem Netz beziehen könnte, bereits genug Strom vom eigenen Dach hat.

Womit immer deutlicher wird, wie längst schlichte Marktmechanismen die Energiewende einholen.

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49 Kommentare

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  • Auch hier könnten wir schon viel weiter sein, wenn in diesem Land nicht so viele den gerade vorhandenen Besitzstand als grundgegeben ansehen würden. Dann wären Unternehmer, Politiker und investitionsfähige Bürger immer auf der Suche nach der echten zukunftsweisenden Rendite durch Verbesserung. Aber so haben alle nur Angst vor Subventionskürzungen.

  • Auweia, NEGATIVE Strompreise - transzendiert sich hier der Kapitalismus?

    Wohl eher ist es ein Symptom von Planloswirtschaft, die zwar zuhauf erneuerbare Energien liefert, aber nicht für adäquate Speicherkapazität sorgt. Die teilweise unkalkulierbaren Überkapazitäten aus Wind&Sonne werden dadurch zu einer hausgemachten Gefahr für die Netzstabilität.



    Die Erzeugung von Wasserstoff ist eine solide und einfach (durch die Größe des H2-Speichers) skalierbare Option der Energiespeicherung. Die Skalierbarkeit gleicht den miserablen Wirkungsgrad etwas aus, wie auch negative Preise.



    Leider scheitern Projekte an »unsicheren Rahmenbedingungen« (also politischem Versagen):



    taz.de/Energie-Spe...er-Kippe/!6084524/

  • "Womit immer deutlicher wird, wie längst schlichte Marktmechanismen die Energiewende einholen."



    Nein, womit klar wird das eben ein paar Windräder und Solarplatten keine Energiewende machen🤷‍♂️



    Das zeigt einmal mehr wie kurz bei allen Think Tanks, Umweltorganisationen und den Grünen gedacht wurde - Hauptsache regenerative Energiequellen subventionieren und zwar so irrwitzig hoch, dass Bauern Ackerflächen für Solarfelder zur Verfügung stellen und Gemeinden teils Lichtungen in Wälder holzen, damit man noch ein paar Windräder reinbetonieren kann👍



    Dass das nicht die Energieprobleme bei Flauten und im Winter löst wurde geflissentlich ignoriert - die Innovation wirds schon richten bezüglich der Speichermedien war das Mantra...



    Da muss ich bis heute lachen - Progressive haben die FDP immer für deren blumige Idee von 'Technologieoffenheit' zerrissen - beim Linken Leib und Magenthema erneuerbare Energien ist aber genau das der Fahrplan - Hauptsache AKWs und Kohleverfeuerung abstellen und dann wirds schon klappen mit Windrädern und Solarstrom...🤞



    Planlos ins Desaster - jetzt wirds teuer und links reibt sich verdutzt die Augen wie daraus eine "Windmühlen-der-Schande"-Partei Kapital schlägt

    • @Farang:

      Also, das EEG geht auf SPD zurück. Dass Netze nicht ausgebaut werden, wer blockiert das? Da ist vor 25 Jahren mal was passiert. Der aktuell eiernde wir drehen alles zurück und benennen um und machen alles neu oder besser, wieder wie es doch immer war als alles gut war oder vielleicht auch nichtSondervermögen-Kanzler, der wirds richten.

      Die selbstherrlichen Grünenbasher meinen, mit dem nachts scheint keine Sonne und Dunkelflaute! hätten sie aber die ganz zentralen, von anderen völlig übersehenen Riesenprobleme entdeckt und könnten sich damit als große Kritiker gerieren, naja. Nicht zu vergessen mit völlig originellen Lösungen.

    • @Farang:

      Zitat: "Nein, womit klar wird das eben ein paar Windräder und Solarplatten keine Energiewende machen🤷‍♂️"

      Also lieber noch ein paar Kohlekraftwerke bauen? Und damit man weiterhin nicht in die Netze investieren braucht, auch jedem eins in den Vorgarten? Oder doch das im Grunde richtige Konzept endlich mal umsetzen?

      • @dtx:

        "Also lieber noch ein paar Kohlekraftwerke bauen?"



        Auf gar keinen Fall, aber nicht abschalten bevor Alternativen ausgereift und ausreichend zur Verfügung stehen - und zwar so, dass sie einen Netzbetrieb genau so störungsfrei und kosteneffektiv erfüllen können wie unter dem fossilen Mix bisher.



        Außerdem 'sinnvolle' Anreize schaffen und nicht durch Gießkannensubventionen dafür sorgen, dass nun ein völliges Überangebot an Solarstrom herrscht, der bei Überschuss irrwitzige Mehrkosten verursacht.



        Alte Weisheiten:



        1. gesundes Wachstum ist wichtig



        2. Planung ist das halbe Leben



        Beides wurde bei Erneuerbaren komplett ignoriert, darum jetzt ja diese "Kannibalisierung"...🤷‍♂️

      • @dtx:

        Nachtrag dazu: "... reibt sich verdutzt die Augen wie daraus eine "Windmühlen-der-Schande"-Partei Kapital schlägt ..."

        Die weder Windmühlen noch Stromtrassen wollen und im Übrigen auch keine Ärzte, weil deren Ansiedlung auf dem Land, woher auch immer, Migration erfordert.

        • @dtx:

          Die AfD sind Vollidioten durch und durch - ihre Erfolge sind in allen Bereichen einzig der Inkompetenz bestehender Parteien geschuldet - leider nimmt die kontinuierlich zu, dazu kommt Kompetenzgerangel zwischen Bund, Ländern und der EU.



          Europa hat sich komplett selbst blockiert und so Rechts das Feld bestellt

  • Nachtrag zum 4-5 fachen Preis: Gemeint war der Nettopreis pro KWh. Für den Fixkostenvergleich fehlt immer noch die Rechnung des Netzbetreibers. Der Versorger hat übrigens gerade wieder seinen kWh-Preis erhöht. Bei solchen Amortisationsbedingungen würde jeder Großinvestor ins Ausland wandern. Genießt mit uns den Sonnenschein, und freut Euch wenn es regnet!

  • Zum letzten Satz: "Womit immer deutlicher wird, wie längst schlichte Marktmechanismen die Energiewende einholen."



    Wer holt hier eigentlich wen ein? Meine persönliche Meinung: die Realität das konventionelle Umfeld der notwendigen technischen Entwicklung der Erneuerbaren.



    Die Kommentare zu diesem Artikel enthalten nicht wenige Fakten, die das Wirken von "schlichten Marktmechanismen" in Frage stellen:



    z. B. politische Fehlentscheidungen, Abwälzen von Investitionskosten, falsche Investitionsanreize, Behinderung notwendiger technischer Entwicklungen u.v.m.



    Wir werden unsere Solaranlage weiter betreiben und für bezogenen Strom 4-5mal soviel zahlen wie für selbst erzeugten.



    Womit wir (hoffentlich) dazu beitragen, dass temporäre Überschüsse für Mangelzeiten gespeichert oder in Mangelversorgungsgebiete verteilt werden können.



    Das wäre unserer Ansicht nach die Aufgabe, die aber nicht allein von Kleinerzeugern geleistet werden sollte - schon allein wegen der Vervielfachung der notwendigen Technik.



    Es ist wohl weder aggressiv links noch illegal, den zitierten Satz anzuzweifeln, ebenso wie das Märchen vom "überflüssigen Strom".

    • @Christina_Winterabend:

      Zitat: "Wir werden unsere Solaranlage weiter betreiben und für bezogenen Strom 4-5mal soviel zahlen wie für selbst erzeugten."

      Selbst die Leute, die jetzt schon sagten, für sie sei der Versorger nur noch der "Trottel, der die Frequenz liefert", handeln, wenn auch unbeabsichtigt, fürs Gemeinwohl. Auch Speicher sind deutlich billiger geworden, wer schon selbst erzeugt, kann auch den Zukauf aufs Minimum drücken. Dann wird auch weniger Grundlast gebraucht, für die die Reiche ja ordentllich CO2 produzieren will - wenn es um Teile diverser Parteien ginge, dann auch gerne zugunsten der Kriegskasse Russlands.

      • @dtx:

        ...wir würden auf den Trottel gern verzichten, aber das wird dem deutschen Durchschnittsbürger wirksam ausgetrieben. Ich würde es technisch auch nicht unbedingt sinnvoll finden, fühle mich aber unwohl mit der ständigen Vorstellung, dass die simplen Marktmechnismen mir jederzeit zu tief ins Portmonnaie greifen können. Mit Solaranlage reich werden ist für den Normalbürger nicht mehr die vordergründige Motivation, und auch Hausbesitzer sind nicht alle reich. Oder sind die Leute in England und Italien etwa alle Krösus? Guckst Du hier: de.statista.com/in...haus-oder-wohnung/

  • Es fehlen Speicher, aber in Sachsen leistete man sich noch 2023 den Luxus, ein weiteres PSW stillzulegen. Das hatte bis zum Elbehochwasser 2002 eine Kapazität vonn 120 MW gehabt, dann sind die Schäden schon nicht vollständig beseitigt worden.

    Aktuell sollten die Reparaturen halb soviel wie ein Neubau kosten. Nachdem Vattenfall nicht wollte und sich die Stadt nur noch um das Freibad sorgte, wären die Gelder vielleicht in der Verstaatlichung und Reparatur perspektivisch besser angelegt als in zukünftig weiter ausufernden Einspeisegarantiezahlungen.

  • Das ist die Folge von Fehlanreizen und falschem Einsatz von Subventionen. Kommt eben davon, dass den Leuten vorgemacht wurde, dass mit genügend Solaranlagen auf allen Dächern automatisch alles gut wird. Statt die chinesische Überproduktion von Solarmodulen zu subventionieren hätten diese Steuergelder und Netztentgelte (von Verbrauchern finanziert) schon längst ausschliesslich in Netz- und Speicherausbau investiert werden müssen. Höchste Zeit zum Umsteuern.

  • Wenn ich es richtig verstehe, war der höchste Prozentsatz von Erneuerbaren an einem Arbeitstag (nicht Wochenende oder Feiertag) bei 81% am April 27, 2023, 13:00. Das sind noch lange nicht hundert Prozent. Wie kommen dann diese 112 Stunden zustande? Bei 28 Tagen wären das 4 Stunden pro Tag. Das kann doch nur heißen, dass die anderen Kraftwerke nicht genügend runtergefahren werden.

    • @Kommen Tier:

      Ein Kraftwerk kann nicht einfach "abgeschaltet" werden wie eine Glühbirne, sobald der Strom gerade nicht abverkauft wird. Es gibt Mindestlaufzeiten sowie sogenannte An- und Abfahrrampen. Wer wirkliches Interesse am Thema hätte, würde sich den Strommarkt und die Preisbildung anschauen: de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order

    • @Kommen Tier:

      Niemand will ein starres Riesenbraunkohlekraftwerk mal eben runterregeln, allein die Kräfte auf den heißen Kessel, oder Atom oder ...



      Für Erneuerbare brauchen wir (noch) flexible Juniorpartner - egal, was Großkonzerne gerne hätten.

  • Das System "feste Einspeisevergütung" wurde in einer Zeit eingeführt, in der Solarenergie nicht mal ansatzweise konkurrenzfähig war. Batteriespeicher waren fast undenkbar und auch technisch fast unbrauchbar (Bleibatterien).



    Heute hat sich die Kostenseite gedreht. Kohlekraft ist gegenüber Wind und Solar nur noch deswegen konkurrenzfähig, weil zu den Spitzenlastzeiten 8:00 und 18:00 wenig Sonne scheint und die Marktpreise entsprechend hoch sind. Könnten Millionen Haushalte zu Spitzenlastzeiten aus ihrer Hausbatterie einspeisen, würden auch hier die Preise gedrückt.



    Ein weitere "Störfaktor" im Strommarkt bleibt fast immer unbeachtet: Biogasanlagen speisen konstant 4-5 GW ins Netz - unabhängig davon, ob der Strom gebraucht wird oder nicht. Sie werden mit fast 20 Cent(!) pro kWh vergütet. Biogas ist gut speicherfähig. Sinnvoller eingesetzt könnte es tagelange Dunkelflauten überbrücken.



    Das System funktioniert immer weniger. Und je defekter der freie Markt ist, desto höher sind die Kosten für uns alle.

    • @Jörg Schubert:

      Es mag ja sein, daß Biogas gut speicherbar wäre. Die Frage ist nur, wie weit die für Regelung der Verstromung und Speicherung des Gases nötigen Vorkehrungen den Erstellungspreis in die Höhe treiben würden. Woran die Betreiber der Anlagen kein eigenes Interesse haben. Denn die Kosten, die sie damit sparen würden, treffen ja andere.

  • Ja sowas aber auch. Da will sich die Sonne einfach nicht dem Kapitalismus anpassen.. aber keine Sorge, irgendwas fällt uns schon noch ein um daraus Profit zu schlagen. Die ersten Vorposter zeigen den Weg.

  • Sehen wir es positiv, wie es der kürzlich verstorbene Wolf von Fabeck immer getan hat und gegen meine Erwartung recht behielt. Man kann heute an der gespeicherten Kilowattstunde rund 10 Cent verdienen. Machen wir es wie das ursprüngliche EEG und gewähren eine Anschubfinanzierung zum Einstieg in die Massenproduktion. Weit sind wir von der Rentabilität gar nicht entfernt.



    In Deutschland haben mehr Mieter die Möglichkeit für einen Akku im Keller oder in der Abstellkammer als für ein großes Paneel am (oft nicht vorhandenen) Balkon und der Gebrauchthandel geht auch einfacher und müheloser. Warum sollen immer nur die reichen Einfamilienhausbesitzer profitieren und mit Subventionen noch reicher werden?

    • @Axel Berger:

      Das einzige, was uns „Reiche" Einfamilienhausbesitzer von Miet-Städtern unterscheidet ist, das wir NUR 30-40 Jahre „Miete" zahlen müssen.

    • @Axel Berger:

      Reiche Einfamilienhausbesitzer? Subventionen?

  • Der Strom ist nicht wertlos. Er senkt die Kosten. Demgegenüber stehen im Jahr 2024 2250 Stunden mit über 10ct. Der Strompreis sank im Schnitt unter Atomkraftzeitenpreise.



    Es wird immer solche Zeiten geben, die Vorstellung, man lönne alles intelligent wegspeichern, ist weltfremd. Aber zum Glück wird der Ausbau schon ausgebremst, da kann die neue, Wirtschaftsministerium Gaskraftwerke buen.

  • Können die Gaskraftwerke nicht gegenregeln?

  • Mit Smart-Meter wäre das nicht passiert.



    Das aktuelle Förderdesign für Heimspeicher schafft destruktive Anreize: Die Speicher werden sofort geladen, wenn die Sonne es hergibt. An sonnigen Tagen ist der Speicher schon um 10:00 Uhr voll, und kann die Mittagsspitze nicht mehr abfangen. Ein Smart-Meter schafft den Anreiz hin zu einem systemdienlichen Ladeverhalten. Leider warten wir auf die intelligenten Zähler schon seit Jahren...

    • @Holger_0311:

      Ja, stimmt, wenn man die Wettervorhersage kennt, kann man ja erst einspeisen und später laden. Eigentlich ein lösbares Problem.



      Man könnte auch einfach kleinere Wechselrichter einbauen und die Energie zur Mittagszeit nicht in Strom umwandeln. Die Solarzellen nach Osten und Westen richten für bessere Tagesverteilung. Pflanzen nutzen die Sonnenenergie auch nur, wenn sie genug Wasser haben und schützen sich vor Überschuss.

    • @Holger_0311:

      Smart-Meter sind nicht im Interesse der Versorger. Für sie ist das System "leicht überhöhter Festpreis" sehr bequem. Wenn wir alle zum Börsenpreis per Smart-Meter abgerechnet würden, wären plötzlich die "Nebenkosten" transparent. Das wäre für die Anbieter weniger bequem...

    • @Holger_0311:

      Smartmeter alleine reichen nicht. Der Strommarkt für Endkunden ist zugunsten von Versorgern und Großverbrauchern kaputtreguliert. Es ist noch nicht lange her, dass Einspeisung aus Batterien grundsätzlich verboten war.

    • @Holger_0311:

      Dazu braucht man nicht unbedingt ein Smartmeter.



      Mein Batteriespeicher ist von 2016, und der läd so, dass er zum einen möglichst voll ist am Ende des Tages, und zum anderen die Mittagsspitze abfängt. Dazu nutzt er denke ich die Wettervorhersage.



      Manchmal wird die Batterie schon von in der Früh weg geladen, manchmal erst ab Mittag. Das funktioniert ganz gut.



      Wäre also alles keine Raketentechnologie und schon lange erprobt.

    • @Holger_0311:

      Das ist so zu kurz bis Falsch. Ein SmartMeterGateway in Kombination mit einer mME (Moderne Messeinrichtung) ist ein iMSy (Intelligentes Messystem). Sperrig aber das sind die Begriffe. Die jetzige Ausbaustufe erlaubt es Verbrauchsdaten (Zählerstände und Lastgänge) an den MSB (Messtellenbetreiber) zu schicken. Die tägl. Lastgänge werden dann zur Bilanzierung oder den Bezug eines dynam. Tarifs.



      Richtig ist das in der 2ten Ausbaustufe über den Kanal den das SMGW bereitstellt (CLS) auch die Möglichkeit besteht Anlagen zu Steuern (besser Dimmen). Dann wird es dem VNB (Verteilnetzbetreiber) erlaubt sein die Einspeiseleistung von PV-Anlagen (EEG) und den Bezug von §14a Anlagen (Wallboxen, Wärmepumpen) kurzzeitig zu reduzieren.



      1. das ist streng reguliert



      2. Verbrauchern sind Mittelfristig kaum betroffen



      3. Endkunden können auch dritte berechtigen den Kanal zu Schalten zu nutzen. Dann wäre auch ein geplantes Netzdienliches Verhalten wie oben beschrieben denkbar. Ich kenne aber keinen konkret ausgestalteten Anwendungsfall und auch kein Passendes Anreizmodell.

  • Wenn was massiv gefördert wird und die Frage zweitrangig ist, was geschieht mit dem Strom, dann kommt halt so etwas dabei raus. Und solange der Staat was an Vergütung garantiert, was nicht der Marktpreis ist, wird man damit leben müssen. Und wenn jetzt z.B. Speicher gefördert werden und mit den aktuellen Preisen kalkuliert wird, wird man evtl. auch wieder dumm aus der Wäsche schauen, wenn die Preise, wegen den vielen gespeicherten Strom, dann Abends auch wieder fallen werden. Wo ein Überangebot ist, werden auch die Preise fallen.

  • Naja, das heißt doch einfach nur: mehr Speicher bauen und ansonsten sind wir mit dem Strom auf einem guten Weg

    • @Wedekin:

      ich meine, das ist jetzt nicht in der Diskussion und wird auch sonst gern vergessen: Punkt 1 sollte sein, den Stromverbrauch zu minimieren, denn auch Erneuerbare verbrauchen endliche Ressourcen. Also: Technologien und Transportkonzepte für geringeren Verbrauch überarbeiten und neu entwickeln, technische und administrative Energiesparkonzepte, Rechenleistung nicht wie bisher zum größten Teil verschwenden (KI wird z.B. zu 95% für Unfug eingesetzt), Abwärme geplant wiederverwenden u.s.w.

  • Im Prinzip funktioniert der Markt auch, warum sonst bauen die Österreicher ein Pumpspeicherkraftwerk nach dem Anderen? Nur halt mal wieder nicht in dem Bundesland, das die besten Voraussetzungen für Pumpspeicherkraftwerke in Deutschland hätte, die mit den Bergen, da wird es wieder von ein paar NIMBYs verhindert.

  • Angeblich lassen sich Stromspeicher, auch trotz hoher Anfangskosten mittlerweile wirtschaftlich betreiben. Denn sie bekommen den Strom zu bestimmten Zeiten nicht nur geschenkt, sondern obendrein noch einen Bonus. Und herrscht ein Mangel können sie ihn wieder teuer verkaufen..

    Ich habe die Zahlen nicht überprüft, aber wenn das stimmt, dann schreit der Markt geradezu nach Speichern..und nicht etwa nach 20GW Gaskraftwerken.

    Die Tür ist sowas von weit ofen für Speicher.

    Bitte weiter sagen: SPEICHER.!!

    und nochmal alle zusammen..solange bis man es auch im Wirtschaftsministerium hört:

    -> SPEICHER..!!!

  • Wenn es nach Marktmechanismen ging, stände längst neben jedem größeren Solarpark ein Batteriecontainer, sodass der Strom dann verkauft werden könnte, wenn der Börsenstrompreis teuer ist.



    Das würde auch automatisch geschehen, wenn wir statt Förderung für erneuerbaren Strom endlich die CO2-Preise gewaltig anheben würden. Aber das wäre ja Marktwirtschaft und die ist in Deutschland ja ziemlich unbeliebt.

  • Annahme: in einer gelungenen Energiewende: Ausreichender Ausbau aller erneuerbaren, Flexibilisierung in allen Dimensionen Zeit (Speicher), Ort (Netzausbau), Verbrauch (Flexibilisierung, besonders in der Industrie kurzfristig (Stunden bis Tage), aber auch langfristig (Saisonal), verliert eigentliche Strompreis für Privatkunden an Bedeutung hinter den sonstigen Kosten. Messebetrieb, Netzbetrieb, Investitionskosten in Eigene Anlagen zurück. Wichtig: Die Dimensionierung eines Stromnetzes bemisst sich maßgeblich an Spitzenlasten und nicht an der Jahresdurchschnittslast.



    Rechenbeispiel: Einfamilienhaus, PV, großer Speicher, Ladepunkt, WP 10.000 kWh/jahr davon nur 20.000 kWh Netzbezug (zwischen Mitte November und Mitte Februar). Eine Wohnung mit Jahresverbrauch 30.000 kWh Jahresverbrauch. Da bezahlt der mit geringerem Anteil an der Spitzenlast das 1,5fache an Netzentgelten, fair?

  • Negativen Strom eben _nicht vergüten, diese Änderung ist jetzt fällig, wo der Aufbau Fahrt aufgenommen hat. Soweit das rechtlich geht.

    Dann wird der Markt für Speicher auch rascher größer.

  • Ein 'Nicht-Problem' der Energie Branche. Nun müssen sie eben in Speicher oder Verbraucher investieren.

  • "...wie längst schlichte Marktmechanismen die Energiewende einholen".

    Stimmt. Der Markt schläft nicht. Für PV Anlagen und sogar für Balkonkraftwerke werden smarte Lösungen angeboten und verkauft, sprich, eine Batterie im Keller wird tags vollgeladen und der Strom nachts verkauft, auch mit Berücksichtigung des eigenen Bedarfs.

    • @fly:

      Haben Sie denn schon einen Stromanbieter gefunden, der Strom zu dynamischen Preisen vergütet?



      Bisher finde ich nur völlig intransparente Angebote, die an eigene Anlagen gekoppelt sind - wie z.B. bei 1komma5.

    • @fly:

      Bloß wenn man 8 Cent für seinen Strom bekommt unabhängig vom Marktpreis wird sich die Batterie niemals rentieren. Dafür müsste man die Einspeisevergütung kappen.

  • "In der Branche spricht man von der „Kannibalisierung der Erneuerbaren“, weil die Anlagen sich angesichts fehlender Speicher zunehmend gegenseitig unrentabel machen."



    Was soll die Aufregung.



    Auch konventionelle Kraftwerke "kannibalisieren" sich gegenseitig und machen sich gegenseitig weniger rentabel, wenn sie nicht mit voller Leistung 24/7 einspeisen können. Das war schon immer so, seit es Stromnetze gibt, und wird auch so bleiben.



    Bis ca. 50 % konnten PV und Wind komfortabel einspeisen und die Netzregelung den konventionellen überlassen. Diese bequemen Zeiten sind vorbei.



    Dass mit Abregelung und/oder Speichern die Stromgestehungskosten der Erneuerbaren steigen, ist unvermeidlich. Da ist nur die Frage, wer die Kosten trägt, bzw. auf wen sie abgewälzt werden.

  • Daran zeigt sich, dass versäumt wurde, rechtzeitig ausreichend Stromspeicher zu bauen. Denn wenn die den Strom aufnehmen könnten, der z7viel produziert wird, wäre der Strom garantiert nicht wertlos. Denn er kann ja später wieder teuer verkauft werden.

    Die Tatsache, dass die nicht rechtzeitig gebaut wurden, ist erneut ein Versagen des Marktes . Wenn man vom Markt erwartet, dass er das Beste für die Gesellschaft leistet. Aber genau das tut er eben nicht. Er sorgt nur dafür, dass die Unternehmen am meisten verdienen. Und sei es dadurch, dass es negative Strompreise gibt.

    Der Staat hätteschon längst in die Breschespringen müss3n und mal ein paar große Speicher bauen müssen. Dann hätte er nicht nur Milliarden gespart für diese negativen Strompreise, sondern sogar Milliarden verdient daran, dass er Strom, den die Speicher zu den Zeiten speichern, wo es Zuviel Strom gibt, dann später wi3der verkaufen kann.

    Aber in Deutschland haben 40 Jahre neoliberale Propaganda den Politikern und vielen Menschen eingebläut, dass der Staat alles schlechter macht als Unternehmen und sich deshalb ganz raushalten soll - zur Freude der Unternehmen, die mit diesen Strompreisen Milliarden verdienen.

  • Wir müssen uns halt mal entscheiden, ob nun der Markt regeln soll oder doch der Staat. Falls ersteres, dann sind eben zwischenzeitlich sehr hohe oder eben auch extrem niedrige bis negative Preise das automatische wie notwendige Regularium, das Anreize für Investitionen schafft - in diesem Fall in nötige Energie-Speicher. Man kann aber eben nicht gleichzeitig alles dem Markt überlassen wollen und trotzdem begrenzte Preise haben (siehe zB FDP und Spritpreisbremse, CO2-Preis, etc).

  • Die Einspeiseverguetung könnte ja auch zeitlich unterschiedlich sein. Dann würden bestimmt auf einmal zahlreiche Speicher entstehen. Freuen wir uns doch erstmal darüber dass wir soviel Energie aus Solar erzeugen können.

  • Daher muss die Einspeisvergütung für neue Anlagen auch gestoppt werden. Das ist mittlerweile einfach der falsche Weg und verbrennt nur Geld. Gefördert werden müssten netzdienliche Speicher. Also Speicher, die den Strom zu Spitzenzeiten ins Netz leiten und laden, wenn der Strompreis am Boden liegt.

    • @Strolch:

      Gefördert werden sollte eigentlich gar nicht oder mindestens nie dauerhaft. Wolf von Fabeck sprach immer nur von einer degressiven Anschubfinanzierung. Inzwischen ist die Rentabilität erreicht und was die Nachfolger in seinem Verein heute betreiben ist Mitnahme in der Art des Cum/Ex.



      (Tatsächlich liegt mein Erzeugerpreis mit ca. 7 Ct/kWh über den 3, die mein Strom am Markt wert ist. aber wie andere hier schon sagten ist das wohl eine kurzfristige Übertreibung, die nötige Anpassungen anstößt.)