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Inhaltloser US-WahlkampfWer hat die größte Show?

Sunny Riedel
Kommentar von Sunny Riedel

In einer Woche wählen die USA einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin. Um Inhalte beim Wahlkampf geht es schon lange nicht mehr.

Michelle Obama in Michigan: Ihr engagierter Einsatz ging unter, denn das Thema, „Trumps geplantes Event im Madison Square Garden“ war wichtiger Foto: Evelyn Hockstein/reuters

E in Wahlkampf, bei dem von Anfang an Affekte wichtiger waren als Inhalte, neigt sich dem Ende zu – und gleichzeitig seinem Höhepunkt. In einer Woche wird in den USA ein neues Staatsoberhaupt gewählt, die Kandidatinnen versuchen auf den letzten Metern noch einmal alles, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wahlprogramme, Themen und Lösungsansätze sind unwichtiger denn je. Es geht schon lange nicht mehr darum, was wahr ist oder nicht. Ohnehin gibt es immer mindestens zwei Wahrheiten, die keine Seite in den Augen der anderen belegen kann. Worum geht es also? Einzig darum, wer die effektvollere Show hinlegt.

Das läuft dann so: Vizepräsidentin und Kandidatin der Demokraten Kamala Harris hat die wichtigsten Celebrities und die talentiertesten RednerInnen auf ihrer Seite: Bruce Springsteen, Taylor Swift, Eminem, die Obamas. In der anderen Ecke des Boxrings: Ex-Präsident Donald Trump für die Republikaner. Seine Superpower: Für ihn gibt es keine Grenze des Sagbaren. Er lügt, beleidigt und ruft zum „Schlachten“ der Gegner auf. Also deutlich mehr Effekte.

Sein neuester Coup: die bekannteste Arena der Welt, den Madison Square Garden in der Welthauptstadt New York City, am Sonntag mit Leuten fluten. Notorische Neonazis, Rassisten, Faschisten – die reinste Horrorshow. Die progressive Bubble in der Demokraten-Metropole schäumte schon im Vorfeld, kreischte auf allen Kanälen „Nazi-Versammlung“ und wies auf die kaum übersehbare historische Parallele vom Februar 1939 hin, als just an jenem Ort ein Aufmarsch von Hitler-Sympathisanten kollektiv die rechte Hand emporstreckte.

Trump und sein Team dürften die Empörung einkalkuliert und sich die Hände gerieben haben. Bad publicity ist schließlich good publicity. Dass die frühere First Lady Michelle Obama, ein rhetorisches Megatalent, tags zuvor in Michigan aufgetreten war und mit einer flammenden Rede die Menge in Ekstase versetzt hatte, wurde von dem Rummel in New York City übertönt. Leider auch von der Kritik des eigenen Teams.

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Sunny Riedel
Redakteurin taz1
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Anna Klöpper das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Lateinamerika, Gesellschaft, Aktuelles. An der DJS gelernt.
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11 Kommentare

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  • Meine größte Hoffnung ist die, dass dieses Wahltheater, einer Hofberichterstattung gleichend, endlich, endlich vorbei ist. Der Ausgang ist mir ziemlich egal. Unser Gängelband wird in keinem Fall lockerer.



    Aber die Zeitungsseiten und Nachrichtensendungen werden dann wieder Platz für wirklich interessante und wichtige Themen haben.

  • Ich stelle mich auf einen Wahlsieg von Trump ein. Unsere deutsche Einstellung hat leider keinen Einfluss darauf.

  • es ist außerdem beängstigend, wie trump versucht, aus den republikanern eine art arbeiterpartei zu machen. dagegen wehrt sich eine basis-ini bei dem teamsters:



    "„Als Teamsters-Präsident Sean O’Brien im September...ankündigte, dass die Gewerkschaft niemanden für das Amt des US-Präsidenten unterstützen würde...war ein unabhängiges Basisnetzwerk namens Teamsters Against Trump bereit, in die Bresche zu springen. (…) Die Intervention ist dringend notwendig, da sich die Republikaner zur neuen Partei der arbeitenden Bevölkerung stilisieren, die sich nicht auf die Unterstützung der Gewerkschaften, die Besteuerung der Reichen oder die Bereitstellung einer allgemeinen Kinderbetreuung stützt, sondern stattdessen auf einwandererfeindliche Sündenböcke“



    www.labournet.de/i...-als-trump-selbst/



    das problem des großen anteils von rechten wählerInnen bei den gewerkschaften haben wir hier ja auch...

  • Hier ist keine Show nötig oder wichtig, sondern Vernunft.



    Das Trumpeltier ist unwählbar und das sollten die Leute möglichst schnell kapieren.



    Nebenbei: Viele US-Zeitungen wollten in der diesjährigen (traditionellen) Wahlempfehlung den Lesern nahelegen, das Trumpeltier NICHT zu wählen... Ratet mal ob es dieses Jahr diese Empfehlungen gibt. Seit 1976 gab es sie fast jedes Jahr, aber Trump hat Wind von der Empfehlung bekommen und sich den Amazonchef (besitzt leider Zeitungen) zur Brust genommen... Voila, so funktioniert das und die Leute lassen es auf sich sitzen.

    • @realnessuno:

      Skandalös!

  • The Show must go on. Das haben Trump und sein Muskkottchen unter Umständen mehr verinnerlicht als Kamelas Kampagne. Für eine echte inhaltliche Auseinandersetzung dürfte es jetzt eh zu spät sein.

  • Ja, es ist schlecht, wenn der einzige Inhalt ist, vor dem anderen zu warnen.



    Beidseitig! Maximal enttäuschend, denn bei einem Beraterstab von dutzenden Leuten, insbesondere der der Demokraten, da sollte einfach mehr rüberkommen.

  • Naziclowns auf der einen Seiten, Hollywood auf der anderen. Hulk Hogan vs., Bruce Springsteen. Nur noch ein völlig überdrehter Zirkus, der zum Glück nächste Woche hoffentlich erst einmal vorbei ist. Und Trump in Rente. No Sleep Till Mar-A-Lago.

  • Der Inhalt des Wahlkampfes beschränkt sich seit langem auf den gegenseitigen Vorwurf, der Untergang des Landes zu sein.

    Eine Methode, die sich auch in anderen Ländern immer mehr ausbreitet...

  • Ich hoffe das Kamala Harris US Präsidentin wird nochmal 4 Jahre Trump ist nicht gut für USA und auch nicht gut für die Welt.

    Sorry Joe Bidens 4 Jahre waren nur eine kleine Atempause und er hat leider auch Fehler gemacht.

  • Ja, USA ist anders.



    Trumps "toller coup" in New York ist allerdings eher eine Luftnummer, schließlich wird er New York wohl kaum gewinnen.



    Umgekehrt: was interessierten WählerInnen in Michigan eine Veranstaltung in NY?



    Ich würde eine gute Wahlveranstaltung in einem Swing State höher bewerten.