Abgeordnete im Bundestag: 11 Prozent Migrationshintergrund
Nur etwa jede*r zehnte Abgeordnete im Bundestag hat einen Migrationshintergrund. In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil dagegen bei knapp 30 Prozent.
Während aber in der deutschen Bevölkerung mittlerweile fast 30 Prozent einen solchen Hintergrund haben, sind es unter den Mitgliedern des Bundestags nur 11,4 Prozent – oder 84 der insgesamt 736 Parlamentarier. Noch größer ist die Diskrepanz in den Landesparlamenten – dort liegt der Anteil bei nur 7,3 Prozent.
Besonders auffällig ist die Unterrepräsentation laut Erhebung im Saarland, in Rheinland-Pfalz, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen. Die Anteile liegen hier zwischen 2 und knapp 9 Prozent. Mit 0,8 bis 1,3 Prozent sitzen die prozentual wenigsten Abgeordneten mit Migrationshintergrund jedoch in den Landtagen von Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Lediglich in den Stadtstaaten ist die Zahl der Parlamentarierinnen und Parlamentarier mit Einwanderungsgeschichte laut Studie „zumindest etwas höher“ als der Anteil der Wahlberechtigten mit Migrationshintergrund. So besitzen beispielsweise 21,1 Prozent der Abgeordneten in der Hamburger Bürgerschaft einen Migrationshintergrund. In Berlin und Bremen liegen die Anteile bei 17 beziehungsweise 19 Prozent.
Anteil bei AfD höher als bei Union und FDP
Abgeordnete mit Einwanderungsgeschichte sind den Angaben zufolge zum überwiegenden Teil in den Parteien links der Mitte – Grüne, Linke, SPD – zu finden. Diese Parteien seien auch hauptsächlich für den Anstieg im Zeitverlauf verantwortlich. Rechts der Mitte stellt die AfD mehr Abgeordnete mit Migrationshintergrund als die Unionsparteien und die FDP.
Für die sogenannte Repchance-Studie wertete ein Team um den Politikwissenschaftler Andreas Wüst von der Münchner Hochschule Daten aus und führte Interviews mit Betroffenen sowie Führungskräften aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft. „Wir sind im Dialog mit den Abgeordneten der Frage nachgegangen, welche Umstände ihre Karriere ermöglicht, welche förderlich waren und welche ihnen im Weg standen“, erklärte Wüst.
Stark formalisierte Förderprogramme seien von vielen Befragten kaum genutzt worden, viel erfolgversprechender seien hingegen persönliche Mentoring-Beziehungen gewesen. „Motivation, Mobilisierung und Unterstützung für eine Kandidatur und während der späteren politischen Arbeit sind für diese Gruppe sehr wichtig – umso mehr zu Zeiten von Hatespeech und Bedrohungen.“
In der Pflicht sehen die Autorinnen und Autoren der Studie dabei vor allem die Parteien. Diese müssen sich nachhaltiger als bisher öffnen, so Wüst.
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