DGB-Beschäftigtenbefragung: Gute Arbeit – für alle?

Migrantische Beschäftigte arbeiten häufiger in prekären Verhältnissen, zeigt eine Untersuchung des DGB. Etwa ein Drittel arbeitet in Helfertätigkeiten.

Rumaenische Erntehelfer bei der Erdbeerernte auf einem Feld

Einfache, aber harte Arbeiten auf den Erdbeerfeldern werden selten von fleissigen Kartoffeln gemacht Foto: Rainer Unkel/imago

Menschen mit Migrationsgeschichte sind häufiger in Helfer*innen- und Anlerntätigkeiten, befristeten Arbeitsverhältnissen und zu geringeren Einkommen tätig. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) hervor, die der taz vor Veröffentlichung vorliegt. Grundlage des sogenannten Index für Gute Arbeit ist eine repräsentative Beschäftigtenbefragung, die bundesweit prekäre Beschäftigungsmerkmale bei Ar­beit­neh­me­r*in­nen mit und ohne Migrationshintergrund vergleicht.

„Leider landen Menschen mit Migrationshintergrund immer noch überproportional oft in schlechten und unsicheren Arbeitsverhältnissen mit niedrigen Löhnen“, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel mit Blick auf die Umfrageergebnisse. Einer schnelleren und besseren Integration in den Arbeitsmarkt stehe laut Piel entgegen, dass das Bundesinnenministerium dem Haushaltsentwurf 2025 zufolge weniger als die Hälfte des aktuellen Budgets für Integrationskurse vorsieht.

Der DGB-Studie nach arbeitete ein Drittel der migrantischen Beschäftigten in Helfer*innentätigkeiten, auch „Einfacharbeit“ genannt. Ohne Migrationshintergrund sind lediglich 18 Prozent der Menschen in Deutschland in diesen Berufen. Hier sind die Tätigkeiten besonders von stärkeren körperlichen Anforderungen und Einkommen im Niedriglohnbereich geprägt. Unter den migrantischen Beschäftigten in Einfacharbeit stammte mit 46 Prozent der größte Anteil aus Ländern außerhalb des europäischen Wirtschaftsraums.

Knapp je­de*r vierte Beschäftigte mit Migrationshintergrund sorgt sich laut der DGB-Studie um die eigene berufliche Zukunft, im Vergleich zu 13 Prozent der Menschen ohne Migrationshintergrund. Der Anteil an befristeten Beschäftigungsverhältnissen war bei Beschäftigten mit Migrationsgeschichte mit 17 Prozent mehr als dreimal so hoch wie bei der Vergleichsgruppe.

Hinzu kommt, dass sie mit 21 Prozent häufiger in Schichtarbeit tätig waren, während es 12 Prozent der Menschen ohne Migrationsgeschichte waren. Von den Beschäftigten ohne Migrationshintergrund arbeiteten zwei Prozent in einem weiteren prekären Verhältnis: der Leiharbeit. In der Gruppe mit Migrationshintergrund war der Anteil mit sechs Prozent dagegen dreimal so hoch. Schließlich gaben 40 Prozent der migrantischen Beschäftigten an, dass ihr Einkommen gar nicht oder gerade so zum Leben reicht.

Misbah Khan, Grünen-Innenpolitikerin und Bundestagsabgeordnete, sagte der taz: „In den letzten zehn Jahren konnten unsere Unternehmen über die Hälfte des Beschäftigungswachstums nur durch Zuwanderung bewältigen.“ Einwanderung biete eine unverzichtbare Chance, dem Arbeitskräftemangel entgegenzuwirken.

Weiterhin forderte Khan: „Was wir brauchen, sind gleichwertige Beschäftigungsverhältnisse für alle, die in diesem Land arbeiten und Steuern zahlen. Wir müssen endlich damit aufhören, gefährliche Falschnachrichten dazu zu verbreiten, Menschen mit Migrationsgeschichte würden in diesem Land bevorteilt. Das Gegenteil ist der Fall.“

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