Aktuelles Hoch bei den Erneuerbaren: Es geht um die Speicher
Über Weihnachten wurde der Energiebedarf komplett durch Erneuerbare abgedeckt. Jetzt muss es darum gehen, die Speicherkapazitäten auszubauen.

K omplexe Zusammenhänge bringen oft mehrere Wahrheiten hervor. Die Weihnachtstage waren dafür ein vortreffliches Beispiel. Deutschland deckte rechnerisch seinen Strombedarf stundenweise komplett aus erneuerbaren Energien, vor allem mit Windkraft. Darüber kann man sich wirklich freuen. Über Jahre hinweg hatten Akteure in Politik, Wirtschaft und Technik auf solche Momente hingearbeitet.
Dennoch darf man bei aller Euphorie eine andere Wahrheit auch nicht ignorieren: Solange keine Speicher in großem Stil verfügbar sind, wird der weitere Ausbau der wetterabhängigen Erzeugungskapazitäten zu immer stärkeren Verwerfungen in der Stromwirtschaft führen – verbunden mit hohen Kosten und Risiken.
Leider haben sich auch bei diesem Thema die Fronten in der gesellschaftlichen Debatte so sehr verhärtet, dass einerseits jene, die die Energiewende für einen grundsätzlichen Fehler halten, nicht in der Lage sind, die – auch technischen – Erfolge anzuerkennen. Andererseits ignorieren Anhänger der Energiewende gern alle Warnungen, dass der schiere Ausbau von Erzeugungskapazitäten ohne verfügbare Speicher nicht die Lösung sein kann.
Schließlich lassen sich Physik und Ökonomie nicht überlisten. Wenn heute schon sonnige Sommertage mehr Strom bescheren als benötigt und windige Wintertage selbiges vollbringen, wohin soll das führen, wenn wir stur Photovoltaik und Windkraft in den kommenden Jahren verdoppeln oder verdreifachen?
Nachdem die beiden genannten Techniken inzwischen für sich in Anspruch nehmen, billige Wege der Stromerzeugung zu sein, sollte die Politik sie nun beim Wort nehmen. Windkraft und Sonne müssen sich endlich alleine im Markt bewähren. Nur wer als Anlagenbetreiber auch Abnehmer findet, die bereit sind, den Strom auch kostendeckend zu bezahlen, sollte die Anreize haben, weitere Kapazitäten aufzubauen. Die Zeiten, in denen man einfach Strom erzeugen und diesen zu attraktiven Konditionen „einspeisen und vergessen“ konnte, müssen ein Ende finden.
Lesen gegen das Patriarchat
Auf taz.de finden Sie eine unabhängige, progressive Stimme – frei zugänglich, ermöglicht von unserer Community. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Protestaktion gegen CDU-Chef Merz
Alle Tassen im Konrad-Adenauer-Haus?
Schwarz-rote Sondierungen abgeschlossen
Union und SPD wollen gemeinsam regieren
USA in der Ukraine
Geheime Verhandlungen mit der Opposition
Vertreibung von Palästinensern
Amerikaner in Gaza
Schuldenbremse und Sondervermögen
„Geht die Union auch heimlich kiffen?“
Wählen mit Migrationshintergrund
Studie zu Wahlverhalten und Herkunft