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Sterbende Fichten im Taunus. Schuld ist Trockenheit der vergangenen Jahre Foto: Heike Lyding/imago

Ein Dorf will mehr WindräderHier muss sich schnell etwas drehen

Eine Gemeinde im Taunus hat sich in einem Bürgerentscheid für den Bau von Windrädern ausgesprochen. Es ist der Versuch, dem durch Klimawandel und den Borkenkäfer kaputten Wald eine Zukunft abzutrotzen.

Christoph Schmidt-Lunau
Von Christoph Schmidt-Lunau aus Hünstetten

I n Abteilung 310 des Gemeindewalds nahe dem Ortsteil Wallbach steht kaum noch ein Baum. Ein paar dürre Lärchen und Douglasien ragen in den Himmel. „Ich lasse sie stehen, die sollen noch Samen schmeißen“, sagt Revierförster Simon Rätz. In Outdoormontur stapft er durch das, was einmal ein intakter Fichtenwald war. Durch einen Kahlschlag ist eine karge Lichtung entstanden. Auf einer 160 mal 80 Meter großen Fläche – nur noch Baumstümpfe, Totholz und ein paar kahle Sträucher.

Bei der Spurensuche nach dem Verursacher der Ödnis wird der Förster bald fündig. „Das ist eine Rammelkammer, die bohrt der männliche Borkenkäfer“, erklärt er und zeigt auf die Aussparung in einem Baumstumpf. Der sterbende Baum hat die Rinde abgeworfen. „Nach der Befruchtung versteckt das Käferweibchen bis zu 30 Eier im Holz, bis zu dreimal in einem Sommer ist es dazu in der Lage, dann ist der Baum fertig.“ Die Käferlarven haben ihn zerfressen und die Versorgungswege des Baums zerstört, erläutert der Förster.

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Auf diesem trostlosen Kahlschlag soll schon bald eines von sechs Windrädern Strom produzieren. In den zehn Ortsteilen der Gemeinde Hün­stet­ten hat bei einem Bürgerentscheid im März eine überwältigende Mehrheit von gut 76 Prozent der WählerInnen dafür gestimmt. Auch der Bürgermeister und die meisten Gemeinderäte haben sich für diesen Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende ausgesprochen – zumal die Erträge aus der Stromproduktion dem Gemeindeetat und damit der Allgemeinheit zugute kommen sollen.

Dass die als „Windkraftmonster“ diffamierten Anlagen hier eine breite Mehrheit gefunden heben, hat auch mit der Unterstützung durch den Förster zu tun. „Rettet unseren Wald!“, hatten die Windkraftgegner vor dem Bürgerentscheid noch plakatiert. Doch ist dieser Wald überhaupt noch zu retten – oder, zugespitzter: Welcher Wald ist hier eigentlich gemeint?

Windkraftausbau in Deutschland

In Deutschland drehen sich etwa 28.000 Windräder an Land. Insgesamt haben sie eine Leistung von rund 58 Gigawatt. In den kommenden sieben Jahren sollen etwa genauso viel Gigawatt noch einmal hinzukommen. Das heißt nicht unbedingt, dass sich auch die Anzahl der Anlagen verdoppelt: Neue Windräder haben mehr Leistung als alte. Dennoch geht es um eine große Zahl in sehr kurzer Zeit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach kürzlich von vier bis fünf neuen Windrädern am Tag. Damit liegt er sogar noch leicht daneben. Laut einer Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts an der Universität zu Köln sind es eher fünf bis sechs Anlagen. Damit Deutschland seine Klimaversprechen einhält, sollen im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus erneuerbaren Energien kommen.

Die schwarz-gelbe Koalition ab 2009 unter Angela Merkel (CDU) senkte die Einspeisevergütungen und die geplante Zubaumenge für Solaranlagen deutlich – und bremsten damit den Ausbau der erneuerbaren Energien erheblich. Um den jetzt nötigen starken Aufwuchs zu schaffen, hat die Ampelregierung verschiedene Schritte unternommen: Genehmigungsverfahren werden vereinfacht; die Bundesländer sind verpflichtet, rund 2 Prozent ihrer Fläche für die Windkraft bereitzustellen – allerdings erst bis 2032. (schwarz)

Allein im Revier von Simon Rätz sind 250 von einst 280 Hektar Fichtenwald abgestorben, fast 90 Prozent des Bestands. Mit seinen Waldarbeitern hat der Förster in zwei Jahren 50.000 Kubikmeter Schadholz räumen müssen. „Der Frustfaktor steigt“, sagt er und zeigt am Rand des Kahlschlags auf eine mächtige Buche, in deren Krone erste Äste vertrocknet sind. Auf der anderen Seite des Forstwegs liegt eine umgestürzte Douglasie. Die wegen Trockenheit gestressten Fichten hat der Borkenkäfer bereits restlos erledigt. Wegen des Wassernotstands der letzten Jahre konnte er ungehindert wüten.

Nun hat der Käfer mit den Fichten auch seine Lebensgrundlage zerstört. Doch das könnte erst der Anfang sein. Was der Klimawandel mit seinem Gemeindewald macht? „Ich kann nicht einmal sicher sagen, dass der Wald die nächsten fünf Jahre überlebt“, sagt Rätz und zuckt mit den Schultern. In einem solchen zerstörten Waldstück Windräder aufzustellen, um langfristig das Klima zu schützen, hält er persönlich für vertretbar. „So schnell, wie der Wald stirbt, können wir mit dem Aufforsten sowieso nicht nachkommen“, sagt er.

Zum Ortstermin mit der taz sind auch Christina Redeker und Rainer Gießing in den Hün­stetter Wald gekommen. Im Januar dieses Jahres hatten sie sich mit anderen Umwelt- und KlimaschützerInnen in der Initiative Nachhaltiges Hün­stetten zusammengeschlossen, knapp drei Monate vor dem vom Gemeinderat für den 12. März angesetzten Bürgerentscheid zur Windenergie. Von der Abstimmung sollte ein klares Signal für erneuerbare Energien ausgehen. „Wir hatten die Sorge, dass vielleicht eine Mehrheit für die Windenergie zustande kommt, dass aber das nötige Quorum nicht erreicht wird“, sagt Redeker. In Hessen zählt ein Bürgerentscheid nur dann, wenn mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten mit Ja stimmen. Die Wahlbeteiligung bei Direktwahlen von Bürgermeistern oder Landräten in Hessen liegt meist unter 40 Prozent. Ein Erfolg für die Initiative war also alles andere als selbstverständlich.

Förster Simon Rätz (m.) und die Um­welt­ak­ti­vis­t*in­nen Rainer Gießing und Christina Redeker im Wald Foto: Christoph Schmidt-Lunau

Redeker ist Rentnerin und war lange in der Öffentlichkeitsarbeit von Banken und Sparkassen aktiv. Sie weiß, wie PR funktioniert. Gießing wiederum ist Vorsitzender der Grünen im Ortsteil Hün­stetten und sitzt im Gemeinderat. „Wir Grünen und die SPD hätten gerne bereits im Kommunalparlament entschieden, dass die Windräder in unserem Wald auf den ausgewiesenen Vorrangflächen aufgestellt werden“, sagt Gießing. Doch die größte Ratsfraktion, die auch den Bürgermeister stellt, habe auf dem Bürgerentscheid bestanden. Der Beschluss dazu wurde im August letzten Jahres gefasst. Da war nicht absehbar, dass sich Hün­stetten schließlich mit einer überwältigenden Zustimmung für Windräder im Wald entscheiden würden.

Ohne die Kampagne der Initiative wäre das Ergebnis sicher nicht möglich gewesen. „Wir haben Straßenwahlkampf gemacht, bekannte BürgerInnen für Testimonials gewonnen, Informationsabende veranstaltet“, berichtet Redeker. Bis zur Auszählung der Stimmzettel habe sie gebangt, sagt sie. „Wir hatten kein sicheres Gefühl dafür, wie die Sache ausgeht“, räumt sie ein. Umso größer war die Freude über das Ergebnis. Vor allem die Wahlbeteiligung von 57 Prozent war sensationell. Auch der Grüne Gießing freut sich über das Ergebnis: „Wir haben allerdings durch den Bür­ger­ent­scheid ein dreiviertel Jahr verloren“, schränkt er ein.

Bürgermeister Jan Kraus und die GemeindevertreterInnen seiner „Hünstetter Liste“ wollten die Entscheidung über Windräder im Ort im vergangenen Jahr aber nicht alleine treffen – deshalb das Drängen auf einen Bürgerentscheid. Vor zehn Jahren seien die Verantwortlichen einer Nachbargemeinde diesen Weg gegangen, sagt Kraus. Der Streit über die Windkraftanlagen sei dort eskaliert, der Bürgermeister persönlich bedroht worden, sagt er der taz. „Wir wollten die Menschen bei einer so bedeutenden Frage mitnehmen“, so der Bürgermeister.

Zum Gespräch im Sitzungssaal des Rathauses hat Kraus den Klimaschutzbeauftragen der Gemeinde, David Rühmann, eingeladen. Seit gut einem Jahr begleitet der studierte Geograf die Nachbarstadt Idstein und die Gemeinde Hünstetten bei dem Bemühen, mehr für den Klimaschutz zu tun – etwa bei der Planung von Neubaugebieten oder bei der Installation von Photovoltaikanlagen.

Vor dem Bürgerentscheid hatte es drei große Informationsveranstaltungen zum Thema Windenergie gegeben. Auf der Homepage der Gemeinde sind Visualisierungen abrufbar: Da drehen sich bereits virtuell die sechs geplanten Windräder auf den beiden dafür ausgewählten Bergkuppen im Hünstetter Wald. „Es geht um einen gravierenden Eingriff in unsere Kulturlandschaft“, sagt der Bürgermeister. Deshalb sollten die BürgerInnen entscheiden dürfen.

Im Idsteiner Land ist man stolz auf die Kulturlandschaft, die es dort gibt: Wiesen, Äcker, Weiden und Pappeln säumen Bachläufe. Hügel und Täler lösen sich ab, und immer wieder geht der weite Blick idyllisch über die Hochflächen des nördlichen Taunus. Am Horizont drehen sich allerdings rundherum längst auch Windräder. Hünstetten ist im nördlichen Taunus nicht Vorreiter – sondern eher Nachzügler bei der Windenergie.

Es gab trotz des erfolgreichen Bürgerentscheids allerdings auch lauten Widerstand gegen die Windräder. Die AfD agitierte gemeinsam mit dem lokalen Einzelkämpfer Urs Gottfried Datum gegen das Projekt. Datums Plakate zeichneten eine bedrohliche Zukunft. In Videos berichtete Datum „in echtem Zorn“ von einem jungen Rotmilan, der in der Nachbarschaft durch Windflügel „zerfetzt“ worden sei. Mit ihrem Getriebe- und Schmieröl gefährdeten Windkraftanlagen die Trinkwasserversorgung, so seine Botschaft: „Das Wasser wird uns ausgehen“, heißt es da, und das Landschaftsbild werde durch die „monströsen“ Windkraftanlagen unwiederbringlich verschandelt. Die taz hätte gerne erfahren, wie Datum heute die klare Mehrheitsentscheidung der Gemeinde kommentiert. Doch mehrmalige Anfragen blieben unbeantwortet.

Es dürften vor allem die wirtschaftlichen Erwägungen gewesen sein, die die HünstetterInnen mobilisiert haben. 130.000 Euro Pacht jährlich pro Windrad, bis zu 70.000 Euro über die Umlageregelung im Erneuerbare-Energien-Gesetz sind möglich. Da die meisten Flächen im gemeindeeigenen Wald liegen, profitieren die Kommune wie auch die BürgerInnen davon. Im laufenden Interessenbekundungsverfahren sollen zudem nur Unternehmen zum Zug kommen, die auch privaten Investoren Beteiligungsmöglichkeiten bieten.

So schnell, wie der Wald stirbt, können wir mit dem Aufforsten sowieso nicht nachkommen

Simon Rätz, Förster in Hünstetten

1.168 Windräder mit einer Gesamtleistung von 3,8 Terawattstunden drehen sich inzwischen im waldreichen Hessen, Stand 31. Dezember 2022. Die Windenergie kommt auch im schwarz-grün regierten Hessen nur langsam voran. „Gar nicht so schlecht“ sei die Bilanz, schreibt das Ministerium deshalb bescheiden. Im vergangenen Jahr wurden in Hessen gerade mal 13 Windenergieanlagen fertiggestellt, und in diesem Jahr waren es bislang drei.

Fraßspuren des Borkenkäfers am Stamm eines gefällten Baumes Foto: Zoonar/imago

Schuld ist nach der Lesart des grün-geführten Landesministeriums vor allem die Gesetzgebung im Bund. „Der ab 2017 zu verzeichnende Einbruch beruht im Wesentlichen auf der missglückten EEG-Novelle des Bundes, die in diesem Jahr erstmals griff“, schreibt das Ministerium auf seiner Homepage. Inzwischen seien die nötigen Korrekturen erfolgt. Um die Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, seien bei den Regierungspräsidien zusätzliche Fachkräfte eingestellt worden. Beim Verwaltungsgerichtshof in Kassel sei zudem nun eigens ein Senat eingerichtet worden, der Rechtsstreitigkeiten um Windkraftanlagen zügig abarbeite, so das Ministerium.

Den Bürgerentscheid in Hünstetten nennt der hessische Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) „eine klare Bestätigung der hessischen Energiepolitik“. Das Ergebnis beweise, „dass sich der Ausbau der erneuerbaren Energien auf eine breite Mehrheit stützt – gerade auch dort, wo die Anlagen stehen sollen“, so der auch für Wirtschaft zuständige Minister zur taz. Das Land Hessen hat seine Hausaufgaben tatsächlich beinahe vollständig erledigt: Nicht die vorgeschriebenen 2 Prozent, aber immerhin 1,9 Prozent der Landesfläche sind inzwischen als Vorrangflächen für die Windenergie ausgewiesen. Vor allem Standorte im Wald sorgen vor Ort für Streit.

Im Hünstetter Gemeindewald sind drei Vorranggebiete für Windenergie definiert. Die Exkursion der taz durch den Forst führt auch mitten durch einen intakten Laubwald, der jetzt im Frühling sein erstes Grün zeigt. Wie in einer Säulenhalle stehen in loser Ordnung mächtige Buchen. „Auch dieser Wald ist von Menschen gestaltet worden, unberührte Natur gibt es hier nirgendwo. Alles ist Kulturlandschaft, in die der Mensch eingegriffen hat“, sagt Förster Rätz.

Auch dieser Buchenwald wäre als ausgewiesenes Vorranggebiet ein möglicher Standort für Windräder, doch der Förster hat zusammen mit den Verantwortlichen der Gemeinde entschieden: Hier werden keine Windräder aufgestellt.

Will den Windkraftausbau in Hessen beschleunigen: Energieminister Tarek Al-Wazir (Grüne) Foto: Oliver Ruether/laif

Der Fichtenwald, ein paar Hundert Meter Luftlinie entfernt, ist dagegen bereits „geräumt“. Die letzten beiden Jahre seien verheerend gewesen: Eigentlich hätten Förster Rätz und seine Waldarbeiter im Jahr 2021 gerade mal 3.000 Festmeter Holz schlagen sollen, so wie jedes Jahr. Es wurden tatsächlich 40.000 Kubikmeter, das ist eine Steigerung auf das 13 Fache. Davon waren allein 38.000 Kubikmeter Schadholz. Im Folgejahr hatten sie den geplanten Einschlag wegen des Aderlasses im Vorjahr auf 1.800 Festmeter reduziert. Mit 11.000 Kubikmeter wurden es dann doch sechs mal so viel – wieder vor allem Schadholz.

Mit dem Aufforsten kommen Rätz und sein Team kaum hinterher. In diesen Tagen wollen sie in einer Bürgerpflanzaktion mit Freiwilligen aus der Gemeinde 27.000 junge Douglasien und 10.000 Eichen setzen, erzählt der Förster: auf einer anderen kahlen Stelle, die nicht als Vorranggebiet für Windräder ausgewiesen ist. Nur an Stellen mit guten Böden und einer intakten Wasserversorgung gelingt noch die natürliche Verjüngung des Walds. Da wächst gleichsam von alleine ein junger Mischwald unter dem Dach der hohen Bäume. Müssen dort doch einmal abgestorbene Bäume gefällt werden, reicht es, die Lücken mit Setzlingen zu bepflanzen. Ein solcher natürlicher Mischwald ist resistenter gegen Trockenheit, Schädlinge und Hitze.

Trotzdem bleibt das System fragil. Je schlechter die Böden, je dünner die Erdschicht über den Schieferfelsen, desto schwieriger ist die Aufforstung. Nicht überall wird sie gelingen. Sechs Windräder auf den kahlen Flächen dazwischen fallen da nicht wirklich ins Gewicht.

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29 Kommentare

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  • Der Hauptgrund für den Borkenkäfer ist nicht der Klimawandel, sondern die Monokultur. Solche Wälder sind extrem empfindlich bei Hitze und Trockenheit. Erst dieser Stress macht sie überhaupt so krank, dass der Borkenkäfer leichtes Spiel hat.



    Ein gesunder Mischwald in Kombination mit Windrädern kann da schon eine interessante Lösung sein, vor allem wenn die Bürger mitmachen.

  • Liebe Großstädter, bevor ihr Windenergie überall in Deutschland fordert, bitte ich euch erst mal eure Möglichkeiten nutzen: Alle Dachflächen nutzen, Fern- und Nahwärmenetze aufbauen, und Windräder im Regierungsviertel.



    Für Eure Lebensmittelversorgung musste Brandenburg in eine Agrarwüste verwandelt werden. Für Eure Energieversorgung Würde die Lausitz weggebaggert. jetzt reicht es.

    Nutzt erst mal alle Möglichkeiten die es in der Stadt gibt, wenn es nicht reicht, dann spart erst mal Energie ein.

    Wenn Ihr alle eurer Möglichkeiten genutzt habt, dürft Ihr wiederkommen.

    Kleben ist leichter als handeln

    • @Münchner:

      In dem Artikel den Sie vielleicht gelesen haben bevor sie ihren Kommentar verfasst haben geht es um eine Landgemeinde die für WIndkraft gestimmt hat.



      Hauptsache man wird seine Botschaft los egal in welchen Zusammenhang

    • @Münchner:

      Als Städter bin ich dafür, dass jede(r) ein Stück Land bekommt und sein Häuschen drauf stellt ...



      Kultur, Universitäten, große Konzerne, große Firmen, Arbeitsplätze, Einkaufsmöglichkeiten usw. brauchen wir dann nicht mehr. Wir sind ja dann alle Landbewohner*innen ....

      • @uffbasse:

        Auch als teilstädter kann ich mich der Antwort des Münchners nur anschliessen - Du genießt Freizügigkeit in der EU, es gibt genügend Landstriche in denen sie für einen schmalen Taler in das Landleben starten kannst, es wird sich mit Sicherheit auch jemand finden der deine hinterlassene Nische im Stadtleben besetzt.



        Das Du den schritt ins Landleben mit einer Bodenreform koppeln willst macht dich sympathisch! Ich halte die Neubauern Idee wie sie in der SBZ nach m Krieg ausprobiert wurde unter unseren heutigen technischen Möglichkeiten, für eine gesellschaftlich und ökologisch durchaus ernstzunehmende Utopie!

      • @uffbasse:

        Herzlich willkommen, wenn sie keine Straßenbeleuchtung brauchen, weil um um 18:oo Uhr der letzte Bus geht.

        Wenn Sie es so toll finden, Haus kaufen und rausziehen.

        Ihr Post ist der beste Beweis für die Geringschätzung der dem "platten Land" entgegengebracht wird.

        • @Münchner:

          Ich schätze nicht das "Land" gering, auch das Landleben nicht, aber ich habe das Genörgel als einer der auf dem flachen Land groß geworden ist, nur noch satt. Es wird beides gebraucht, das Land, aber auch die Stadt. Beide haben Vorteile, aber beide haben auch Nachteile. Es geht aber nur gemeinsam. Der Bauer auf dem Land lebt vom Städter in der Stadt und die Städter von dem Bauern auf dem Land.

          • @uffbasse:

            Das ist ja richtig, doch habe ich den Eindruck, dass die Energiewende als Aufgabe des "platten Lands" gesehen wird.



            Wir stellen ein paar Windräder auf, verlegen ein paar Km Hochspannungstrasse und schon ist die Sache durch. So einfach ist es aber nicht. Es ist wie du richtig sagst eine Aufgabe für alle, weil jedes KW gebraucht wird. Wir können uns keine freien Dachflächen aus architektonischen Gründen leisten.



            Und wir können es uns nicht leisten, dass die Einsparpotentiale, die nun mal in den Großstädten einfacher zu heben sind, nicht genutzt werden.

  • Sehr gut Herrr Al-Wazir, da im Dannenröder Forst gesunde Bäume gefällt wurden, die leider sowieso nicht nachwachsen können, wäre es ein Erfolg, auf den dort gerodeteten Flächen statt Asphalt, Windräder zu positionieren.



    Wenn herr Al-Watir sich nicht durchsetzen kann, die Autobahn trotzdem also gebaut wird, dann wenigstens Windräder auf dem Mittestreifen. Tempo 80 dann sowieso, wegen der Gefährdung durch hohes Metall auf dem Mittelstreifen. Wäre eine kleine Wiedergutmachung.



    Ich mein das sogar ernst, ist doch ein guter Vorschlag oder?

    • @StefanMaria:

      Zumindest das Schein-Argument mit der Lärmbelästigung durch Windräder sollte direkt an der Autobahn leicht zu den Akten gelegt werden können.



      Vögel düften in der Nähe einer Autobahn auch keine Lobby haben. Also perfekter Standort.



      Und das meine ich nicht ironisch.

  • 130.000 € Pacht pro Windrad und Jahr! ist natürlich ein Irrsinn. Strom muss bezahlbar sein! Siehe Niederlanden: 8 ct/ kWh. Das ist ein Wort.

    • @uffbasse:

      Das sind die üblichen Pachten, mit denen die 8 cent erreichbar sind.

      • @Herma Huhn:

        Nee, üblich sind solche Pachten nicht. Deswegen zahlen wir für die kWh 50 Cent und die Niederlande eben nur 8 Cent. Die werden kaum eine Pacht von 130.000€ pro Windrad und Jahr aufrufen.

        • @uffbasse:

          Nochmal zum mitschreiben: Trotz der hohen Pacht rechnet sich ein Windrad mit 5.02 - 9.2 Cent/kWh, ist also nicht der Preistreiber bei Strom.

    • @uffbasse:

      Sie lesen eine Zahl, die in Ihrem privaten Leben groß erscheint, und behaupten erstmal, dass sie unangemessen wäre. Haben Sie die mal in Relation zur WEA gesetzt? Ich kenne die Zahlen des konkreten Projektes nicht, treffe daher folgende Annahmen: Moderne 6 MW WEA, 15% Leistungsfaktor -> 1.314 Volllaststunden pro Jahr --> 7.884.000 kWh / Jahr. Damit sind das 1,7 Cent pro kWh Pacht. Das finde ich jetzt nicht sonderlich viel dafür, dass ohne den Grundstückseigentümer gar nichts geht. Also beim nächsten Mal: Erstmal rechnen vor dem Tippen von Ausrufezeichen.

      • @Graustufen:

        Ergänzen möchte ich, dass die WP-Betreiber natürlich NICHT 50 Cent für das kWh bekommen, sondern ca. 6 Cent, nach EEG so um die 9 Cent. Wir haben ein WP, der ist vor 4 Jahren aus der EEG rausgefallen. Schweren Herzens haben wir damals 3,5 Cent/kWh abgeschlossen. Zwischenzeitlich wurde der Vertrag auf jetzt 5 Cent/kWh angepasst. Wer davon, wie @Graustufen meint, 1,7 Cent pro kWh an der Verpächter abdrücken soll, bleibt mir schleierhaft. Es wäre sicher hilfreich und sinnvoll, dass bevor man Unsinn schreibt, sich erst einmal erkundigt was tatsächlich die Realität ist. Danach können wir gerne zusammen rechnen.

      • @Graustufen:

        Ich bin an mehreren WP beteiligt. Auf guten Standorten werden ca. 60.000€ bezahlt. Üblich sind 5% des Ertrages. Bei 13 Mill. kWh und 6 Cent pro kWh sind das 39.000 €.



        Ich werde auch weiterhin ein Ausrufezeichen setzen, besonders dann wenn Abzocke mit im Spiel ist!

      • @Graustufen:

        Es geht ja letzlich um die Pacht für nen Hektar Wald auf dem ein WKA fußt. Wollte man dort in der üblichen weise durch "nachhaltige" Waldbewirtschaftung einen monetären Ertrag generieren müßte man bei ca 10fm/a Zuwachs 13000 Euro für den fm roholz aufrufen, ein Meter Dachlatte 4*6cm würde dann allein an Rohmaterial 31 Euro kosten.

        Ich finde auch das 1,7 Cent/kWh ne ganz schöne Hausnummer sind - gehen so doch von der durchschnittlichen Stromrechnung eines Haushaltes ~50€ in die taschen des Grundbesitzers.



        Ob die Pachtpreise irgendwie gerechtfertigt sind wage ich zu bezweifeln.

  • Zur Info: Im Text steht, dass sich



    // Bürgermeister und die meisten Gemeinderäte für diesen Beitrag zu Klimaschutz und Energiewende ausgesprochen haben //

    Das ist gut so wenn denn auch Private Investoren gefunden wurden können.

    Aber in Hessen gibt es definitiv keine Gemeinderäte weil Hessen keine Ratsverfassung hat wie andere Bundesländer.



    (Klugscheiß off)

    • @Der Cleo Patra:

      Nur weil unser Nationalparlament nicht Parlament heißt, sondern Bundestag, ist es trotzdem ein Parlament. Und nur, weil die Gemeinderäte in Hessen Stadtverordnetenversammlung heißen, sind es trotzdem Gemeinderäte.

      • @Graustufen:

        Eben nicht.



        Neben dem Gemeindevorstand gibt es das Gemeindeparlament. In Städten Magistrat und Stadtverordnetenversammlung. Aber eben definitiv keine Räte. Die heißen auch nicht so.



        In Bayern und anderen Bundesländern gibt’s den Gemeinderat.



        (Klugscheiß off)

  • Die staatlichen, privatwirtschaftlichen Landesforstbetriebe haben längst erkannt, dass sich mit WKA im Wald viel leichter und viel mehr Geld verdienen lässt als mit ökologischer Waldbewirtschaftung. Für Natur- und Landschaftsschutz in den Mittelgebirgslandschaften heisst das nichts gutes. Allen Orten wird an der Erzählung gearbeitet das die durch die trockenjahre verursachten Schadflächen ohnehin kein Wald wären und somit in industriestandorte zur Stromerzeugung umgewandelt werden können. Wie ökologisch Wervoll und durchaus auch später wirtschaftlich nutzbar, sich auf solchen Schadflächen ein arten- und strukturreicher Wald entwickeln kann, zeigen ehemalige ungeräumte oder teilgeräumte Schadflächen der 1990er Stürme in Hessen oder auch die kalamitätsflächen des vergangen Jahrhunderts im bayrischen Wald. Die Vorgehensweise und waldbauliche ratlosigkeit des Revierförster Ratz , der die Flächen maschinell Räumt und überwiegend mit Douglasie aufforstet (wie aktuell ein großteil der Forstakteure und) ist zum schreien. Dies alles geschieht großzügig gefördert durch unsere Steuergelder.



    Um einen Eindruck zu gewinnen welche Windkraftdruckwelle auf die süddeutsche Mittelgebirgslandschaft zurollt, nachfolgend ein paar Links. Es wird wohl in naher Zukunft kein Höhenzug nicht durch WKA industriell überprägt werden - moderne Zeiten - der kapitalistische Energiehunger hat im grünen Gewandt endgültig über eine menschenwürdige Natur und Landschaft gesiegt..



    www.lwf.bayern.de/...k/016390/index.php



    www.forstbw.de/pro...offensive-forstbw/

    www.hessen-forst.d...nforst/windenergie



    www.stern.de/panor...ktik-31613972.html

    • @niko:

      Ich habe dieses Gejammer satt.



      Wer eine verschandelte Landschaft sehen will, darf sich gerne mal eine aktive Tagebaugrube anschauen.



      Und sich darüber freuen, wie menschenwürdig dort die Natur und Landschaft ist.



      Außerdem gibt es in Deutschland sehr, sehr wenig Wald, das meiste ist Forst.



      Und Forst ist landwirtschaftliche Nutzfläche, auf der Holz und Wild erzeugt wird.



      Und warum kann um eine Windkraftanlage herum eigentlich kein Wald entstehen?

  • Hier dreht sich doch schon was !

    Z.B. die FDP - die dreht ja aktuell mal wieder völlig frei !

    • @Bolzkopf:

      Ist doch gut. Irgendwer muss ja den Grünen Treppenwitz Einhalt gebieten.

  • Was lehrt uns diese Geschichte:



    1. Jeder kann kann einen Beitrag leisten. Wer sich ein einziges Solarpanel als Balkonkraftwerk zulegt hat mehr getan, als die gesamte "letzte Generation.



    2. Die Energiewende ist dezentral. Die großen Energieversorger sind Geschichte.



    3.Jede Gemeinde, Landstrich, Immobi8lienbesitzen hat besondere Randbedingungen, nach denen die co2-neutrale Energiegewinnung erfolgen kann.

    Ein Beispiel: Unser Dorf (1300 Einwohner) will keine Windenergie. Die Gründe sind vielfältig. Neben der Landschaftszerstörung (Bergbauerngemeinde, einzigartige Natur) sind es hauptsächlich handfeste: Es gibt keine guten Standorte, der Wind ist extrem Böig und wenig. Die besten Standorte erfordern einen riesigen Landschaftsverbrauch durch den Bau der Erschließungstrassen und das, da das Terrain sehr bergig ist, zu extrem hohen Kosten.

    Bedeutet das, dass wir und um unsere Verpflichtung drucken?

    Nein , wir mache es so wie wir es für richtig halten und wie wir es vor den nachfolgenden Generationen vertreten können.

    Traditionell gibt es bei uns viel Elektrovoltaik. Das wird Ausgebaut. In den nächsten 24 Monaten werden 100 000m² Solarzellen montiert und in Betrieb gehen.



    Ein bestehendes Wasserkraftwerk wird modernisiert und effizienzgesteigert, Wir bauen derzeit ein Nahwärmeversorgungsnetz für das als Energieträge ausschließlich Abfallholz aus der Gemeinde Verwendung findet (CO2-Neutral, da kein einziger zusätzlicher Baum gefällt wird, und kaum Transporte anfallen,). Darüber hinaus überlegen wir, ob wir eine Biogasanlage bauen.



    Wir sind nächstes Jahr Energieautark und CO2 neutral UND WIR MACHEN WEITER.

    Mir ist klar, dass wir aufgrund unserer Randbedingungen Exoten sind. Aber es ist ein gutes Beispiel, dass es nicht "DIE" Energiewende gibt, sondern dass jeder seinen für Ihn richtigen Beitrag leisten muss.



    Alle reden nur über Windenergie. Was ist mit dem Ausbau der Tiefengeothermie, mit Gezeitenkraftwerken. Biomasse, Wasserkraft...

    Und noch eine

    • @Münchner:

      Was hat das jetzt mit der letzten Generation zu tun?



      Wenn Sie den Wechsel zu den Regenartiven nicht gut finden, sagen Sie das einfach.



      Aber lassen Sie die letzte Generation aus dem Spiel.



      Hat mit der Sache nichts zu tun.



      Sagte doch der Laschet kürzlich sinngemäß in einer Talkshow: "Die letzte Generation sagt, der Klimawandel käme". Danach habe ich direkt abgeschaltet.

      • @JohnBowie:

        Ich finde Münchner hat recht mit dem was er schreibt.



        Wer handelt hilft der Umwelt mehr als welche nur demonstrieren.

  • "...was einmal ein intakter Fichtenwald war." Nein, auch das war eine Plantage.



    Von der leider weitverbreiteten Verwechslung von ursprünglicher Vegetation="Wald" mit Holzirtschaftsäckern mal ab: "Mit dem Aufforsten kommen Ratz und sein Team kaum hinterher." (2. Absatz unter Tarek Al-Wazir). *Kopfschüttel*



    Na dann sollenses seinlassen. Die Tätigkeit kann ned soo schwer sein wenn die sogar unbezahlte freiwillige Laien in ihrer Freizeit erfolgreich erledigen können.



    Im Ernst; ohne Pflege ist des Quatsch, d.h. irgendwer muß gießen, da wird dann auch noch ein Zaun drumrumgebaut, damit die Bäumchen ned von Waldtieren verfrühstückt werden, da müsste Beigrün gepflegt werden etc. pp. .



    Da kammer auch "was wächst das wächst" spielen und kriegt irgendwann sowas wie ne "natürliche" Umwelt.