Svenja Bergt zu Lebensmittelverschwendung und Containern
: Jede Tonne zählt

Wie war das noch mal mit dem Containern, also dem Einsammeln von weggeworfenen Lebensmitteln aus Supermarktmülltonnen? Eigentlich gibt es politisch und gesellschaftlich viel Sympathie dafür, die Strafbarkeit abzuschaffen. Trotzdem scheiterte eine Einigung der Bundesländer auf die kleine Lösung: keine Abschaffung der Strafbarkeit, sondern die regelmäßige Einstellung der Verfahren. Das zeigt ein grundsätzliches Problem: Die Debatten um Fragen, die mit Klimaschutz und Ressourcenschonung zu tun haben, verlieren sich viel zu oft im Klein-Klein.

Zugegeben: Auch wenn auf einmal sämtliche noch essbaren Lebensmittel aus Supermarktcontainern gefischt würden, wäre das Problem Ressourcenverschwendung bei Lebensmitteln noch nicht gelöst. Ebenso wenig würde allein ein Tempolimit das Emissionsproblem im Verkehr lösen. Aber mal ehrlich: Wir befinden uns als hochindustrialisiertes Land einfach nicht in einer Position, in der wir sagen könnten: Ach, das bringt uns nicht genug Ressourcen- oder Emissionseinsparungen, das lassen wir jetzt einfach so. Wir sollten vielmehr schauen, dass wir als Gesellschaft bei jeder Tonne Klimagas genau überlegen, ob deren Verursachung nicht verhindert werden kann. Und an manchen Stellen wäre das Einsparen eben besonders einfach zu haben – siehe Tempolimit, siehe Containern.

Doch wenn jemand lieber gleich die ganz große Lösung in Sachen Lebensmittelverschwendung will – bitte: Eine kürzlich im Fachmagazin Nature Food erschienene Studie zeigt, dass 73 Prozent der weltweiten Emissionen durch Lebensmittelabfälle auf Fleisch entfallen. Folglich sind die Industrieländer mit ihrem besonders hohen Fleischkonsum auch hier Hauptverursacher. Politische Strategien – beispielsweise eine Mehrwertsteuerreform, die Tierisches teurer und Pflanzliches billiger macht – liegen schon lange auf dem Tisch.

Das Containern, das gerade angesichts der Preissteigerungen noch mal eine neue Bedeutung bekommt, ließe sich auf Bundesebene trotzdem legalisieren.

taz klima