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Giorgia Meloni als Mutter der NationGirl Boss Fascism

Frauen in rechten Parteien sollen menschenverachtenden Ideologien ein menschelndes Antlitz verleihen. Die Strategie funktioniert hervorragend.

Frau oder Faschistin – oder wie hätten Sie es gern? Premierministerin Giorgia Meloni spricht

Im Feminismus ist man sich selten einig. Wie auch? Schließlich treffen im Kampf für Geschlechtergerechtigkeit Menschen mit verschiedenen Erfahrungen und Erwartungen aufeinander – und den Feminismus hat es eh noch nie gegeben.

Grundsätzlich ist das kein Problem, Streit und Debatten sind wichtig für gesellschaftlichen Fortschritt. Doch ein gewisser Konsens sollte im gemeinsamen Kampf doch bestehen. Beispielsweise, dass eine politische Überzeugung, die menschenverachtend ist, nicht mehr feministisch sein kann. Doch immer wieder zeigt die Realität, dass es diesen Konsens nicht gibt – zuletzt bei der Wahl in Italien.

Vergangenen Sonntag erlangte das Rechts-Mitte-Bündnis in beiden Parlamentskammern die absolute Mehrheit, die Fratelli d’Italia wurden stärkste Kraft, die rechtsradikale Giorgia Meloni wird wohl Italiens erste Ministerpräsidentin. Kein überraschendes, aber trotz allem ein erschreckendes Ergebnis. Erschreckend deshalb, weil klar ist, dass unter einer demokratisch legitimierten neofaschistischen Regierung Italien ein noch schlechterer und gefährlicherer Ort für migrantische und behinderte Menschen, für Arme und Flüchtende, für Queers und Frauen wird.

Doch vor dieser Gefahr verschließen noch immer einige die Augen. Als die ehemalige US-amerikanische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton Anfang September von einem Journalisten auf Meloni angesprochen wurde, sagte sie: „Jedes Mal, wenn eine Frau an die Spitze eines Staates oder einer Regierung gewählt wird, ist das ein Schritt nach vorne.“

Schwerpunkt Geschlecht

Im besten Fall wusste Clinton bei ihrer Aussage nicht, wer Meloni ist. Doch mit ihrer Annahme, Meloni als Ministerpräsidentin sei ein gesellschaftlicher Fortschritt, ist sie nicht allein. Unzählige Überschriften internationaler und nationaler Medien legten am Anfang der Woche ihren Schwerpunkt auf das Geschlecht Melonis statt auf ihre politische Gesinnung.

Der Nachrichtendienst Reuters schrieb: „Die Nationalistin Meloni will Italiens gläserne Decke eingeschlagen.“ Eine Metapher dafür, dass Frauen nicht in Führungspositionen aufsteigen.Und auch Politico nutzt das Narrativ der Frau, die sich gegen alle Widerstände durchgesetzt hat. Meloni als Girl Boss. Auf Spiegel.de schreibt Anna Clauß unter der Überschrift „Die neue starke Frau“ zwar, dass sie sich nicht über den Wahlsieg Melonis freut, kommt aber zu dem Schluss, dass die es als Frau vielleicht besser machen werde. Sie schreibt, dass Meloni eine Vertrauenskrise in Italien verhindern müsse und weiter: „Wer weiß, vielleicht ist eine Frau – auch wenn es eine zuweilen aggressiv auftretende Populistin ist – besser dafür geeignet als ein Mann.“ Wieso eine Frau dazu besser geeignet sei, bleibt in dem Text offen.

Die Liste ließe sich noch verlängern. Einen feministischen Erfolg sieht so konkret kaum ei­ne*r in Melonis Wahlsieg, doch oft wird im Sieg der Neofaschistin ein gesellschaftlicher Fortschritt statt einer Bedrohung gesehen – und das ist brandgefährlich.

Wahr ist, dass nur ein Bruchteil der Staats- und Re­gie­rungs­che­f*in­nen weiblich ist. Und wahr ist auch, dass Repräsentation eine hohe Relevanz hat. Doch Repräsentation ist eben nicht alles. Gerade in der Politik ist es deutlich relevanter, wie queer- und frauenfreundlich eine Politik ist. Dass Meloni von vielen aber gar nicht als Bedrohung wahrgenommen wird, ist ein Gewinn für sie. Und zwar einer, der auch etwas mit ihrem Geschlecht zu tun hat. Denken wir an Rechtsradikale, ist bei vielen im Kopf noch immer das Bild eines bulligen Mannes mit Glatze und Springerstiefeln.

Beate Zschäpe – schon vergessen?

Und das kommt nicht von ungefähr: Lange Zeit waren Frauen in extrem rechten Sphären eher unsichtbar. Die Frau steht dort hierarchisch unter dem Mann, im völkischen Bild dominiert die Vorstellung einer Frau, die zu Hause bleibt, um sich um Haushalt und Familie zu kümmern. Dieser Zustand hat sich in den vergangenen Jahren in mancherlei Hinsicht verändert. Dass auch Frauen Neonazis sein können, sollte spätestens seit Beate Zschäpe klar sein – auch sie wurde lange von Behörden und Medien unterschätzt.

Mittlerweile sind Frauen in rechtsextremen Bewegungen sichtbarer, in sozialen Medien zeigen sich rechte Frauen öffentlichkeitswirksam, inszenieren sich als fürsorgliche Mütter der Bewegung mit nationalistischen Symbolen, proklamieren Heimatschutz und hassen die von ihnen ernannten „Feinde des Volkes“. Und auch in rechten und rechtsextremen Parteien drängen sie nach oben: So ist es kein Wunder, dass neben Meloni Frauen wie Marine Le Pen (Rassemblement National) in Frankreich und Alice Weidel (AfD) in Deutschland an der Spitze ihrer Partei stehen.

Doch wie kommt das? Auch rechtsextreme Parteien sind in der Moderne angekommen, der Kampf für Gleichstellung treibt auch dort seine Blüten. Den Widerspruch, dass eine Frau in einer Spitzenposition ein rückwärtsgewandtes Frauenbild ohne körperliche Selbstbestimmung propagiert, wissen die Rechten für sich zu nutzen. Sie suggerieren Gleichstellung, obwohl ihre Politik misogyn und queerfeindlich ist. So wollen sie zeigen, dass linker Feminismus mit seinen Quoten und dem „Gender-Gaga“ übertrieben und unnütz sei. Ihre Frauen seien ja der lebende Beweis dafür, dass man scheinbar auch ohne politisch-emanzipatorische Werkzeuge gleichzeitig Mutter und Spitzenpolitikerin sein kann.

Mutterschaft ist dabei ein wichtiger Aspekt. Meloni hatte sich im Wahlkampf stets als fürsorgliche Mutter inszeniert, die die Nöte und Sorgen der Mütter der Nation kenne. Daraus zog sie zwar keine politischen Konsequenzen – doch sie pochte auf „Solidarität unter Mamas“.

Rassistische Inhalte

Immer wieder widmen sich Meloni und Co sogenannten Frauenthemen, wie dem Schutz von Frauen. Doch in der Regel werden diese Narrative lediglich dazu genutzt, um trans- und queerfeindliche sowie rassistische Inhalte zu propagieren. Ein Beispiel dafür ist das Video einer Vergewaltigung auf offener Straße, das Meloni im Wahlkampf im Netz weiterverbreitet hatte. Ihr ging es dabei nicht um fehlende Schutzräume für Frauen, sondern lediglich darum, das Bild des „kriminellen Ausländers“ zu pushen.

Und obwohl die Aktionen von Meloni, Le Pen und Weidel häufig so einfach zu durchschauen sind, profitieren sie noch immer von dem Stereotyp, dass Frauen bessere und friedfertigere Menschen seien als Männer. Sie sollen der menschenverachtenden Ideologie ein freundliches Gesicht geben. Und die Berichterstattung zur Wahl in Italien zeigt: Es gelingt ihnen. Wenn Medien sich in ihrer Berichterstattung darauf konzentrieren, wie gläserne Decken durchbrochen und Männerbünde hinter sich gelassen werden, fallen sie auf die Erzählung der Politikerinnen rein.

Doch das sollte in einer demokratischen Gesellschaft nicht passieren. Fe­mi­nis­t*in­nen sollten sich darauf einigen, dass Neofaschismus und rechtsradikale Ideologien niemals mit dem Wunsch nach Gleichberechtigung vereinbar sind, sondern immer eine Gefahr sind, die es zu bekämpfen gilt.

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28 Kommentare

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  • Ich habe noch nie verstanden aus welchem Grunde Frauen bessere Menschen sein sollten, die bessere Politik machen sollten, bloß weil sie Frauen sind. Das war schon immer sexistischer Quatsch.

  • Merkel hat für Frauen auch nicht sonderlich viel getan und trotzdem wurde sie vom linksliberalen Bürgertum aufgrund ihres Geschlechts und ihrer ruhigen Art geduldigt. Es kommt also doch eher auf die Themensetzung und die Motivation an, und weniger darauf, welches Geschlechtsteil die politischen EntscheidungsträgerInnen in der Hose haben.

    "Wenn Frauen an der Macht wären, dann wäre alles besser"-wurde mir einmal von einer linksautonomen Frau vor 20 Jahren im AJZ mitgeteilt. "Keine Macht für Niemand" war schon immer eher mein Motto.

    Trotzdem ändern Frauen in Führungspositionen den Blick auf Frauen innerhalb einer Gesellschaft. Das ist im Zweifel auch bei Le Pen und Meloni so.



    Es wird mit alten Gewissheiten auf beiden Seiten aufgeräumt werden und zumindest das ist (die einzige) positive Entwicklung die man sich aus diesen Ergebnissen herausziehen kann.

    Es sind Frauen wie Meloni die das Bild des moralischen und sozialen Geschlechts deklassieren werden und gleichzeitig dafür sorgen, daß Frauen auch von rechten Männern als Menschen mit Meinungen ernster genommen werden.

    Nicht jetzt, aber hoffentlich in 20 Jahren. Ansonsten wird es natürlich sehr ernst und bitter werden in Italien.



    Daraus lässt sich folgendes mitnehmen. Feministische Entwicklungen alleine reichen nicht, genauso wie ein Antirassist auch Sexist und ein Homosexueller Führer ein Rassist sein könnte

    • @Alfonso Albertus:

      Frau Melone will sicher eins nicht sein: Feministin.



      Feminismus ist mehr, als den Unterschied in der Hose zu nivellieren.

      • @WeisNich:

        Es geht gar nicht darum, was die Frau Meloni sein möchte. Selbstverständlich wäre aber eine Frau Meloni vor 40 Jahren als Frau in Italien nicht die neue Führerin geworden. Rechte setzen sich selbstverständlich immer nur auf die von links erkämpften Fortschritte drauf, das machen sie immer so. ...

        • @Alfonso Albertus:

          Da sage ich nur Magret Thatcher. Und seit wann ist Feminismus allein links?



          Die Linken der Vergangenheit waren mehrheitlich Machos.



          Die Frauenrechtsbewegung bestand aus mehrheitlich bürgerlichen Frauen.

  • Wenn Feminismus eine politische Kraft ist, dann möchte ich ihr einiges an Agression zusprechen und Durchsetzungskraft hier loben. Allerdings ist die narzisstische Aufblähung und das soziopathische Innere keine Errungenschaft des Weiblichen. Dem soziopathischen fehlt der echte Bezug zum anderen Menschen. Der subjektiv erlebte Bezug ist ein Akt der Selbstinzenierung und im Grunde unverbunden. Das ist gefährlich in solchen Machtpositionen wie wir das an vielen aktuellen Beispielen sehen. Ob Mann ob Frau spielt dabei keine Rolle.

  • "Immer wieder widmen sich Meloni und Co sogenannten Frauenthemen, wie dem Schutz von Frauen. "

    Das ist eine Masche, eine, die ganz gut funktioniert, weil faschistische, neo-naziartige und rechtsextreme Bewegungen selten (eher nie) Frauen an ihrer Spitze haben.

    Deswegen waschen Frauen solche politischen Bewegungen in gewisser Weise rein.

    In Deutschland ist über Beate Tschäpe und ihre Rolle in der Neonazi-Szene viel über Frauen geschrieben worden.



    Das ist in Frankreich und Italien leider nicht so passiert. Dort schaffen es Le Pen und Meloni sich als reine, saubere, patriotische Frauen zu präsentieren.

    In Wirklichkleit wird es sehr dreckig in Italien werden. Zum einen weil es das schon war, wir erinnern uns, die Enkelin von Benito Musolini - Alessandra Mussolini - saß im Europa-Parlament für Forza Italia, war zuvor Politikerin für MSI.

    Die Italiener sind so was schon gewöhnt. Aber jetzt könnte es anders werden, weil erstmals eine rechtsextreme Partei eine Koalition anführt, das bedeutet, der Kern des Staates, inklusive Geheimdienste etc. steht Rechtsextremisten zur (freien) Verfügung.

    Und da ist eine Frau ein tolles Beruhigungsaushängeschild, um Sorgen und Konflikte netter zu stylen! Sollte diese Regierung durchhalten, wird sich für Frauen in Italien gar nichts zum Guten verändert haben.

    Weil dazu Gewerkschaften und linke politische Arbeitsweisen von Nöten sind, nicht Sonntagspredigten von ganz Rechts, inklusive Geschichtsrevisionismus und Bevorzugung von Unternehmern gegen Arbeitnehmer. Überhaupt sind in Italien viele Branchen unterlaufen, zum einen von kriminellen Kreisen, zum anderen ist die Gewerkschaftsseite vielerorts schwach. Das wird eher stärker werden, als schwächer. Und Frauen sind in diesem Machtgefüge immer der schwächste Teil gewesen, die Frau an der Spitze garantiert, dass es so bleibt, sie sorgt für Armut bei Frauen und alleinerziehenden Frauen. Dazu noch Ausgrenzung gegen migrantische Frauen und Italien sieht nicht mehr nett aus ...

    • @Andreas_2020:

      Auch die Männer inszenieren sich in rechten Parteien als reine, saubere Politiker und damit als Gegenstück zu den angeblich korrumpierten Politikern der "etablierten Parteien".

      Das tut eine Marine Le Pen nicht anders als eine Alice Weidel.

      Wir sehen gerade in Deutschland, dass sich trotz schwacher Gewerkschaften in puncto Gleichstellung manches tut. Das würde Ihrer These widersprechen.

      Da Sie die "kriminellen Kreise" in den Vordergrund stellen: Es empfiehlt sich nachzulesen, was für eine starke Stellung Frauen in der organisierten Kriminalität Italiens haben.

      Das ist durchaus lehrreich, weil sie ein gutes Beispiel abgeben, wie Frauen vom Patriarchat profitieren.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    Merkwürdige Meloni-Melange.



    Die Headline bringt mich drauf. Womöglich findet „jeder“ „alte weiße Mann“ unbewusst etwas, das seiner Wunschvorstellung und seinen Fantasien entspringt: Eigene Mutter, eigene Tochter, Domina, Kumpanin, Haudegen, Geliebte, Heilige Hure. (Für mehr fehlt mir die Fantasie.) - Schönen Sonntag noch. [/Psychologie mit Ironie off]

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Haben Sie Recht, entweder Mutti oder Girl. Was denn nun? Bin aber weder an der Einen noch der Anderen interessiert. An Frau Melone schon gar nicht.



      Sie ist einfach eine giftige Nazisse.

  • "Denken wir an Rechtsradikale, ist bei vielen im Kopf noch immer das Bild eines bulligen Mannes mit Glatze und Springerstiefeln."

    Ähm nein. Das ist ein Bild aus den 90ern. Und es ist genauso ein verqueres Klischee, wie die Vorstellung, erzkonservatives, rassistisches oder gar faschistisches Denken gehe allein vom alten weißen Mann aus.

    Die männlich geprägten Strukturen in rechten Parteien haben nur lange die Teilhabe und den Aufstieg von Frauen mit so einem Weltbild erschwert. Aber weil rechts eben schon lange nicht mehr schlicht der "Glatzkopf mit den Springerstiefeln" ist, hat sich das Bild gewandelt.

    Man braucht dafür auch keinen schiefen Vergleich mit einer Beate Zschäpe.

    Wie wärs zum Beispiel mit Marine LePen, Alice Weidel, B. Von Storch, Frauke Petry, Sarah Palin, Marjorie Taylor Greene, Inger Stöjberg, Beata Szydlo, Jayda Fransen, Ajelet Schaked? Die Enkelein Mussolinis saß bis vor Kurzem noch im Europaparlament.

    Es passt halt nicht immer alles durch Lieblingsschalone.

  • Danke für den wichtigen Kommentar! Im Sinne von feministischer Solidarität und Sichtbarkeit möchte ich noch ein paar Ergänzungen zu weitergehenden Analysen machen:



    Aktive rechte Frauen sind gar nicht so neu, sondern wurden nur, etwa auch im Nationalsozialismus, lange übersehen. Erinnert sei hier an die wichtige Arbeit etwa von Christina Thürmer-Rohr zur Mittäterinnenschaft, die dem Bild der friedfertigen Frau wichtige Perspektiven entgegensetzte.



    Angeknüpft an diese Debatte hat dann seit 2000 das Forschungsnetzwerk Frauen und Rechtsextremismus, das etwa auch das Buch "Braune Schwestern" herausgegeben hat. Alles noch deutlich vor Beate Zschäpe und es zeigte sich, dass diese Vorabeit wichtig war, um dann auf die Selbstenttarnung des NSU und die zunächst unsägliche Berichterstattung des NSU mit geeigneten Analysen reagieren zu können: frauen-und-rechtse...ief-2011-11-15.pdf



    Seit 2020 arbeitet außerdem das femPI-Netzwerk zu diesen Themen und liefert wichtige Analysen zu diesen komplexen Themen: fempinetzwerk.wordpress.com/texte/

  • Die fortschreitende Gleichberechtigung hat nicht nur Sonnenseiten. So zu tun als seien die Melonis, Le Pens und Weidels nur Dekoration, während die wirklich bösen Männer im Hintergrund die Strippen ziehen, wirkt auch nicht sonderlich feministisch.

  • Giorgia Meloni mit Beate Zschäpe zu vergleichen, ist schon ziemlich abenteuerlich. Was die beiden Frauen verbindet, ist einzig die politische Gesinnung.



    Beate Zschäpe spielte doch genau die Rolle, die im rechtsextremen Millieu für Frauen vorgesehen ist. Sie agierte im Hintergrund und hielt den Männern den Rücken frei.



    Es ist bei ihr auch nicht klar, ob ihr Weg in den Terror und die Mordserie eigenständig war oder wesentlich durch die Beziehungen zu Mundlos und Böhnhardt beeinflusst wurde.



    Giorgia Meloni hingegen verfolgte ihre Karriere selbstbestimmt, eigenständig und als starke Frau. Sie wuchs bei ihrer neofaschistischen Mutter auf, war seit Teenagertagen politisch aktiv, Ministerin im Kabinett Berlusconi, verliess seine Partei - weil sie zu wenig rechts war - um mit zwei Gesinnungsgenossen Fratelli d'Italia zu gründen. Zudem war sie nicht an einer 10-fachen Mordserie beteiligt.



    Mit Fratelli d'Italia holte sie sich nun bei den Wahlen den Sieg, trotz des wuchernden Machismo in Politik und Gesellschaft. Das ist natürlich historisch, ändert jedoch nichts an der rechtsextremen Gesinnung von Georgia Meloni. Dass diese gefährlich werden kann, steht ausser Frage.



    Aber es besteht immerhin Hoffnung, dass das passiert, was in Italien immer passiert. Die Regierung Meloni hält nicht lange, weil die eigenen Verbündeten, aktuell alles selbstherrliche Männer, ihr in die Suppe spucken.

  • "Unzählige Überschriften internationaler und nationaler Medien legten am Anfang der Woche ihren Schwerpunkt auf das Geschlecht Melonis statt auf ihre politische Gesinnung."

    Ist schon ne Ironie. Gesinnung ist also wichtiger als Geschlecht. Wenn wir jetzt auch noch genauso über Fähigkeit und Erfahrung denken würden, das wär ja herrlich.

    Es ist eine Niederlage für alle die denken, dass Feminismus die Welt verbessern wird. Der ultimative Siegeszug des Feminismus wird sich erst ergeben haben wenn es Frauen gab die den Männern in Boshaftigkeit und Machtmissbrauch in nichts nachstehen. Zu denken, dass Frauen dazu nicht in der Lage wären... Das ist doch unfeministisch.

  • Fauen sind eben nicht per se bessere Menschen.

  • Hervorhebenswert ist, daß aufgrund der mangelnden Unterscheidungsfähigkeit von Hillary Clinton Meloni als italienische Präsidenten bewundert werden muß. Analytisch läßt sich belegen, daß der Faschismus aufgrund der beachtenswerten Erfolge der liberalen Emanzipation echte Fortschritte verzeichnet. Jetzt kommt Dampf in den Kessel.

  • Ich denke, was den meisten Leser*innen entgangen ist, ist der letzte Absatt: Feminismus setzt sich für mehr Gerechtigkeit zwischen Männern und Frauen ein (die, machen wir uns ehrlich, verbesserungswürdig ist; für Zahlenfanatiker*innen sei auf das Gender Pay Gap hingewiesen, obwohl es m.E. nicht einmal das wichtigste ist).

    Meloni setzt sich für ein -- sagen wir -- älteres Weltbild ein, wo Frauen noch Frauen und Männer eben echte Kerle sind, das ist antifeministisch.

    Da müssen keine finsteren Männer dahinter sein, die sie wie eine Marionette fernsteuern: dass sie das selber schafft bezweifle ich kein Bisschen.

    Aber: es wäre mal interessant, eine demografische Analyse ihrer Wählerschaft zu sehen.

    Relevant auch diesseits der Alpen: Alice Weidel lebt offen lesbisch und spielt eine wichtige Rolle in einer homophoben Partei. Die Wähler*innen dieser Parteien halten jede Menge Widerspruch aus.

  • Ich glaube nicht, dass Meloni ein Aushängeschild, einer ansonsten männergetriebenen faschistischen Partei ist. Meloni hat das schon alleine geschafft.



    Was aber ganz klar wird: gut oder schlecht, rassistisch oder nicht, hängt nicht an Gruppenzugehörigkeiten, sondern am Charakter. Das ist bei Männern, wie Frauen so.

  • Ja wie? “Wieso eine Frau dazu besser geeignet sei, bleibt in dem Text offen.“



    Ach was! © Vagel Bülow -

    kurz - Wie doch auch sonst in Ihren & Cie di taz et al. üblichen feministischen Texten! - odr?! - 🙀🥳 - 🤬female - wa.



    Gellewelle&Wollnichtwoll!



    kurz2 - Wat höbt wi lacht •

  • Bei uns fusionieren ja auch gerade Links und Rechts.



    Mal sehen, welch Ausgeburt uns da bevorsteht.

  • Nun, trans- und queerfeindlich können auch Frauen sein, die eine Erfolgsleiter erklimmen. warum sollten sie besser sein?

  • Auch eine Form des Feminismus - nur mit anderen Überzeugungen.

    Es ist mir zu simpel zu scheiben

    "Frauen in rechten Parteien sollen menschenverachtenden Ideologien ein menschelndes Antlitz verleihen. Die Strategie funktioniert hervorragend."

    Warum sollten Frauen sich nicht auch im "fascho Spektrum" durchsetzen nicht feministisch sein?

    z.B.

    Marie le Pen ist sicherlich durch ihren Vater protegiert - führt die Faschos in Gallien aber schon seit Jahren recht dominant.

    Ich stelle mir die Frage was denn Feminismus eigentlich ist, wenn Frauen die sich auf der anderen des linkenSeite des Spektrums durchsetzen keine Femistinnen sind - sondern dann nur "Süsschen" für das Patriachat sind?

  • Inwiefern handeltes sich bei dem Schutz von Frauen nur um "sogenannte" Frauenthemen?

    》Aktuelle Situation [...]: In Deutschland ist durchschnittlich jeden Tag eine Frau von einem versuchten oder vollendeten Tötungsdelikt durch den eigenen Ehemann, Partner oder Ex-Partner betroffen.[]Jede Woche sterben dabei drei Frauen《

    Deutscher Juristinnenbund, www.djb.de/presse/...men/detail/st19-24

    Und die Übereinkunft dagegen heißt "Convention on preventing and combating violence against women and domestic violence", gemeinhin Istanbul-Konvention

    www.coe.int/en/web...tail&treatynum=210

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Viele Frauen sind konservativ eingestellt! Vermutlich sogar die Mehrheit. Siehe die Wahl von Trump.

  • "Beispielsweise, dass eine politische Überzeugung, die menschenverachtend ist, nicht mehr feministisch sein kann."

    Der ganze Artikel ist voll und ganz falsch. "Menschenverachtend" ist weder männlich noch weiblich. Wenn Frauen alles können, dann können sie genau so "menschenverachtend" sein wie Männer. Feminsmus bedeutet nicht "der bessere Mensch".

    " ein menschelndes Antlitz verleihen". Dieser Teil der Unterüberschrift ist sogar antifeministisch, den er deutet an, dass die Parteichefin von anderen Kräften (ergo Männern) eingesetzt worden ist und verkennt, dass die Parteichefin diese Position aus eigener Kraft erreichen konnte. Oder ist die Autorin etwa der Meinung, dass Frauen nur eingesetzt werden können?

  • ... funktioniert ja auch bei Frau Baerbock.. 🙃☮️🙃...

  • 6G
    656279 (Profil gelöscht)

    Immerhin ist Meloni Mutter, gar und wenn man den Berichten/Gerüchten glauben darf alleinerziehend. Vielleicht macht gerade das auch einen Unterschied, dass Feminismus (als Ideologie) und Mutterschaft (als Biologie) nicht unbedingt die gleichen Werte haben, die selben Ziele verfolgen.

    Bin mehrfach im Jahr in Italien. Allerdings nicht in Mailand, Turin oder anderen Metropolen, sondern in den Bergen und Tälern des Piemont; brauchen Meloni & Co. - so mein Eindruck - die weit überwiegende Zahl Menschen dort nur abholen, in ihrem eh konservativen Wertesystem lediglich bestätigen.