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Laufzeitverlängerung für belgische AKWKernschmelze der Vernunft

Bernd Müllender
Kommentar von Bernd Müllender

Belgien lässt seine Kernkraftwerke länger laufen. Mit Putins Krieg bekommen Atom-und Kohlefreunde neue Scheinargumente. Dagegen müssen wir uns wehren.

Darf noch länger Unsicherheit verbreiten: Das marode belgische Atomkraftwerk Tihange Foto: dpa

A usgerechnet Belgien, das Land der schrottigsten Atomkraftwerke in Westeuropa, will zwei von sieben Reaktorblöcken länger laufen lassen: Kernspaltung frei bis 2035 statt bis 2025. Sogar die Anlage Tihange bei Lüttich mit dem berüchtigten maroden Bröckelreaktor ist dabei, 58 Kilometer Luftlinie von der deutschen Grenze entfernt. Und das alles unter Federführung einer grünen Ministerin.

Verheerende energiepolitische Folgen drohen. Macrons Frankreich will ohnehin kernspalterisch aufrüsten, in Finnland zweifeln die Grünen schon an ihrem Nein zur Nukleartechnologie. Und wenn Tihange (nicht einmal der älteste Reaktorblock) weitermachen darf, dann sind doch die angeblich sicheren deutschen Reaktoren nur sinnvoll, oder? Der Druck auf die grünen Mi­nis­te­r:in­nen Habeck (Wirtschaft) und Lemke (Umwelt) wird steigen: Ihr wollt nicht? Dann halt den Kohleausstieg aussetzen!

Sagen wir es pathetisch: Gerade wird ein Teil der Menschheit klimapolitisch ansatzweise vernünftig. Dann kommt Kriegsverbrecher Putin und gibt den alten Kräften billige Scheinargumente. AKW sind aber nicht das kleinere Übel gegenüber dem Kohlegift. Zusammen bilden sie eine Koalition aus Teufel und Beelzebub.

Wehren wir uns dagegen, gemeinschaftlich – etwa mit sozial abgefederter Sparsamkeit: Wohnungen massiv subventioniert dämmen, zwischenzeitlich Zweitpullover an. Auch Neubauten müssen kuscheln können, also Schluss mit freistehenden Häusern. Die Spritpreise müssen weiter hoch, Tempolimit 30/80/100 sofort. Vielleicht helfen PsychologInnen auf Dauer gegen den Fetisch eigenes Auto. Bis dahin kann man Fahrgemeinschaften auch kommunal organisieren, der ÖPNV gehört hochgetaktet und Tankrabatt-Lindner ins Abklingbecken.

Während der Ölkrise der 1970er Jahre klebten sich viele „Ich bin Energiesparer“ auf die Autos. Und fuhren stolz weiter. Besser wäre es, Energiesparen sexy zu machen. Und statt Frieren für Frieden rhetorisch umframen: Das Auto? Vorgestriger Vollproll. AKW? Teure Billigpornos. Will wirklich niemand.

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Bernd Müllender
Sohn des Ruhrgebiets, Jahrgang 1956, erfolgreich abgebrochenes VWL- und Publizistikstudium, schreibe seit 1984 für die taz – über Fußball, Golf, Hambacher Wald, Verkehrspolitik, mein heimliches Lieblingsland Belgien und andere wichtige Dinge. Lebe und arbeite als leidenschaftlich autoloser Radfahrer in Aachen. Seit 2021 organisiere und begleite ich taz-LeserInnenreisen hierher in die Euregio Maas/Rhein, in die Nordeifel und nach Belgien inkl. Brüssel. Bücher zuletzt: "Die Zahl 38.185" - Ein Fahrradroman zur Verkehrswende (2021). "Ach, Aachen!" - Textsammlung aus einer manchmal seltsamen Stadt (2022).
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47 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Platte Behauptungen, null Argumente, viel Polemik. Dieser Kommentar hätte auch von Wagner stammen können. Gratulation

  • "Kernschmelze der Vernunft" bringt die gegenwärtige Lage ziemlich insgesamt genau auf den Punkt.

    Vielleicht sollten wir uns mal klar machen, dass der Krieg in der Ukraine das Potenzial hat, ganz Europa in den Abgrund zu reißen - und dass 'wir werden es Putin schon zeigen' als einzige Strategie der sicherste Weg dorthin ist!

  • Sprott Physical Uranium Trust bietet jedem Interessierten Partizipationsmöglichkeiten, den nicht mehr aufzuhaltenden Uran-Hype betreffend. No financial advice :)

  • Wie soll's gehen? Mit Verboten und "Framing". Ganz genau nach Klischee. Ist das eine falsch gekennzeichnete "Wahrheit"?

  • Was die Kohle angeht, ist es tatsächlich entsetzlich, ich finde sogar so



    entsetzlich, dass man sein bisschen Empörung viel besser dahingehend



    konzentrieren sollte. Gerade die finnischen Grünen, wo der Name auch noch Programm ist, sind da m.W. schon deutlich weiter, bzw. lagen überhaupt nie weit zurück und ist auch nicht so, dass die sich dafür schämen, im Gegenteil. Zwar



    nicht so schön krawallig wie dieser Text sondern wiederum im genauen Gegenteil aber nicht nur dem Autor vielleicht selbst mal ein Text empfohlen. Der Titel verspricht auch Kurz und Knackiges, nix mit



    Laufzeitverlängerung aus einer allgemein recht beliebten Reihe der Oxford University Press, "Nuclear Power: A Very Short Introduction", Maxwell Irvine, vom Fach, inzwischen verstorben. Nicht mehr ganz neu aber post Fukushima und immer noch guter Tipp. Jedenfalls besser als schlecht kaschiertes Bashen von



    Nachbarländern aus dem Frust heraus, selbst gewaltige Fehler gemacht zu haben. Man fürchtet nur, was man nicht versteht. Das ist nur menschlich. Aber Menschen, die sich nicht zuletzt um das Erdklima sorgen, Vernunft abzusprechen, sollte keiner nötig haben.

  • Sorry, aber mit Vernunft hat die Atom-Debatte schon lange nichts mehr zu tun. Wahrscheinlich hatte Sie das noch nie und war schon immer ein verbaler Glaubenskrieg. Ich hoffe, der Autor macht sich hier bezüglich seiner propagierten Meinung nichts vor.

  • 4G
    49732 (Profil gelöscht)

    Keine Panik, die Strahlung wird bald von woanders kommen. Und da machen die paar Atomkraftwerke auch nichts mehr!

    • @49732 (Profil gelöscht):

      Wan könnte es sogar noch weiter zuspitzen, um zu zeigen, wie in diesem Konflikt beide Seiten faktisch - nicht, was ihre bewussten Intentionen angeht! - zusammenarbeiten: wenn es nicht Putin ist, der in der Ukraine ein neues Tschernobyl produziert, halten wir für alle Fälle z.B. Tihange in Reserve, um so einen GAU dann doch noch irgendwie hinzukriegen (ich hab' da neulich in ner Schlange gestanden - ging angeblich bis Aachen, Menschenkette zum Protest -, nachdem ich mich vorher kundig gemacht hatte: ein hypergefährlicher Schrotthaufen)!

  • Ein grosser Teil des importierten russischen Öls und Gases wird heute verwendet, um Wasser für Heizung und warmes Leitungswasser zu erhitzen.

    Durch neue, moderne Mini-Atomkraftwerke könnte die energieintensive zentrale Versorgung mit Fernwärme in den Städten, die bisher durch Kohl, Öl und Gas sichergestellt wird, endlich klimaneutral werden. Dabei ist Atomkraft leider derzeit alternativlos.

    Auch die Elektrivizierung des Individualverkehrs könnte durch moderne Atomreaktoren endlich wirklich CO2-neutral werden.

    Hier die technischen Möglichkeiten:



    www.tagesschau.de/...rnenergie-101.html



    www.dw.com/de/tsch...rmenetz/a-57044109

    • @VanessaH:

      Nachdem Putin schon ein AKW in der Ukraine hat beschiessen lassen und dank Unterbrechung der Stromversorgung eine zweite Katastrophe in Tschernobyl drohte, könnte man es ihm ja noch leichter machen und grosse Zielscheiben auf die AKWs malen. Was sich nicht mal Al Kaida und IS getraut haben, damit spielt unser östlicher Nachbarterrorist zumindest schon mal gedanklich. CO2 neutral durch Atomkraft - diese Idee scheint mir ein wenig verstrahlt.



      Frage: woher soll denn das spaltbare Material kommen? Sich aus der Gasabhängigkeit von Russland in die Atomabhängigkeit von Russland zu begeben, kommt mir wie ein gelungener Schildbürgerstreich vor.

    • @VanessaH:

      Das ist leider noch Zukunftsmusik. Aktuell gilt es die bestehenden Kraftwerke so lange es geht weiterzunutzen und weiter große Generation III Reaktoren zu bauen.

    • @VanessaH:

      Wo gibt´s denn diese neuen, modernen, niedlichen Mini-AKWs zu kaufen? Mit der sich mal so locker all die Zentralheizungen ersetzen lassen? Der verbleibende Zeitkorridor der noch eine Einhaltung der 1,5°-Grenze ermöglicht beträgt nur noch gut 7 Jahre. Und entsorge ich die abgebrannten Brennelemente in der schwarzen Tonne zur Endlagerung oder in der gelben zur Wiederaufarbeitung?



      Aber ernsthaft, der Hype um SMRs ist vor Allem eine recht erfolgreiche Werbekampagne der Atomlobby. Rational spricht eher wenig für dieses Konzept, allein schon der Umstand, dass sich mit der Zahl der Reaktoren auch das Unfallrisiko steigt, aber auch, dass sich sehr viele kleine Reaktoren sehr viel schlechter sichern lassen als wenige, große Anlagen die idR einer Festung gleichen um Anschläge und Proliferation möglichst schwierig zu machen. Ganz abgesehen davon, dass all diese Modelle eben lägnst nicht marktreif und verfügbar sind.



      Und noch ein paar Einwände aus den verlinkten Artikeln:



      "Der Strom aus den kleinen Reaktoren ist jedoch sehr teuer"



      "Aufgrund der geringen elektrischen Leistung sei demnach "der Bau von mehreren tausend bis zehntausend SMR-Anlagen" nötig"



      "Darüber hinaus ist laut der Analyse auch die Wirtschaftlichkeit fraglich, da die Baukosten pro Megawatt Leistung höher seien"



      "es zeichnet sich kein System ab, das alle bestehenden Probleme in der Nukleartechnik überzeugend auf einen Schlag löst"



      "Jeder neue Reaktor benötige Kühlwasser in großen Mengen und verknappe damit die weltweit geringer werdenden Wasservorräte noch schneller."

      • @Ingo Bernable:

        In einer Stadt wie Berlin laufen heute ganz grob geschätzt vielleicht 100.000 Öl- und Gasheizungen. Wenn man nur 30% davon durch ein paar Teplatoren ersetzen könnte, wäre der Umwelt und dem Klima damit bereits sehr geholfen.

        • @VanessaH:

          Dann hätten sie in Berlin also 30.000 Teplatoren laufen. Selbst wenn ein Teplator statistisch nur alle 100.000 Jahre einen Unfall hat holen sie sich damit ein nahezu sicheres Risiko in die Stadt.

      • @Ingo Bernable:

        Falls nach Ablauf dieser sieben Jahre das Ziel nicht erreicht ist, geben wir dann einfach auf? Nein! Wir machen weiter und versuchen, zumindest das 2,0°-Ziel zu erreichen (und so weiter)!

        Es wird immer Platz für klimafreundliche Technologien bleiben und die lassen wir uns dann auch etwas kosten! Natürlich ist ein stinkendes Kohlekraftwerk erst mal billiger. Je mehr Einheiten der Reaktoren gebaut werden, umso günstiger werden aber der/die damit erzeugte Strom/Wärme.

        Wasser haben wir übrigens im Überfluss, und zwar so viel, dass wir es sogar in riesigen Mengen ungenutzt durch die Flüsse ins Meer fliessen lassen.

        • @VanessaH:

          "(und so weiter)"



          Eben nicht. Bei +2° ist die Grenze der Anpassungsmöglichkeiten nahezu sicher überschritten. Dann war´s das für die menschliche Zivilisation.

  • "Wohnungen ... dämmen, ... Zweitpullover an ... Schluss mit freistehenden Häusern."



    Wie so oft ist interessant, was NICHT in dem Artikel steht. Z.B. die ach so ökologischen Wärmepumpen. Könnte es sein, dass die Strom brauchen???

    • @sollndas:

      Mit Dämmung und Pullover lässt sich aber nun einmal mit jeder Art von Heizung Energie sparen.

    • @sollndas:

      Ach, das mit dem Strom ist doch kein Problem. Ich wsr neulich im Baumarkt. Da gab es noch jede Menge Steckdosen. :D

      Ich stimme ihnen vollständig zu. Wir brauchen im Moment jede zur Verfügung stehende Energiequelle - ausser russischem Öl, Gas und russischer Kohle.



      Und parallel dazu entschlossene Sparmassnahmen.



      Dann können wir uns hoffentlich bald freischwimmen.



      Denkverbote, Tabus und Igitts sind zur Zeit absoluter Luxus.

  • "Dagegen müssen wir uns wehren". Ja, aber nicht mit einer reißerischen, völlig unzutreffenden Überschrift. Wobei der Begriff Kernschmelze eigentlich schon unkorrekt ist. Es schmilzt das Material, da die übergroße Hitze, wie in Fukushima und Tschernobyl eingetreten, nicht gekühlt wird, aber kein Kern. Man könnte und tut das, verwirrenderweise - vom Reaktorkern sprechen, üblicherweise kommt der Begriff aber aus der Atomphysik, da geht es um die Veränderung der Elemente, die im Atomkern stattfindet. Der schmilzt aber nicht. Die Vernunft schon gar nicht. Sie kommt abhanden. Schmelzende Vernunft, noch nie gelesen und in der Kategorie fehlende Sprachkompetenz zu verorten.

    • @Sarg Kuss Möder:

      Der Begriff 'Kernschmelze' ist nun einmal etabliert und wird allgemein verstanden. Welche Alternative würden sie vorschlagen?

  • "Kernschmelze der Vernunft"? Wohl eher ein lange überfälliger Realitätskontakt. Ich weiss garnicht wo ich anfangen soll. "Massiv sbventioniert däemmen"? Auch das Dämm-Material wie Styropor wird aus rdöl mittels zusätzlicher Energie erzeugt. Die Preise bzw Rückzahlzeiten von über 50 Jahren bis sich die Einsparung bezahlt macht (ohne Abzinsung!) lassen vermuten dass mehr Energie benötigt wird um das Material herzustellen als eingespart wird. woher kommt das Geld für die Subventionierung? Aus Steuern auf Produkte die Energie benötigen und CO2 erzeugen.Usw usf. . Energie sparen ist sicherlich ein Punkt, aber frieren ist gesundheitsschädlich. Hier besteht ein bedeutneder Bedarf an innovativen Lösungen und neuer Technologie. Leider sind die Grünen und auch die SPDler ja, sagen wir mal nicht technikaffin ums mal vorsichtig auszudrücken.

    • @Gerald Müller:

      Es existieren jede Menge ökologische Alternativen zum Styropor. Wenn sie aber Energie und gleichzeitig Geld sparen wollen dürfte es mit dem Klimaschutz schwierig bis unmöglich werden. Zumindest solange sie die Kosten eines ungebremst weiterlaufenden Klimawandels unberücksichtigt lassen. Faktisch haben sie es so oder so mit sunk costs zu tun und da dürfte langfristig gesehen die Dämmung besser abschneiden.

  • Die Heuchelei in diesem Kommentar ist schwer zu ertragen. Belgien hat dank Atomkraft nur halb so hohe Emissionen pro kWh erzeugtem Strom wie Deutschland. Trotzdem sterben in Belgien jedes Jahr durchschnittlich 270 Leute an den Emissionen deutscher Kohlekraftwerke, die immer noch laufen, weil man unbedingt zuerst aus der Kernenergie aussteigen wollte.

    Schon 2018 hat die deutsche RSK bezüglich Tihange Entwarnung gegeben, jetzt immer noch von "Bröckelreaktor" zu sprechen ist faktenfreie Panikmache.

    Selbst mit eiserner Sparsamkeit steigt der Strombedarf trotzdem wegen der Sektorkopplung, das gehört wirklich zum kleinen Einmaleins der Dekarbonisierung. Und weniger Autofahren, Tempolimit, ÖPNV sind zwar wichtige Ziele ändern aber auch nichts am Strombedarf.

    • @grüzi:

      Gesundheits- und Umweltbelastungen durch Uranabbau, oder den angeblichen Krieg gegen den Islamismus in Westafrika, der allein dem Schutz der Abbaugebiete dient, ignorieren sie. Nicht weniger geheuchelt!

      • @Andreas J:

        Es gibt keine Stromerzeugung ohne Ressourceneinsatz. Es bleibt eine Frage der Relationen. Atomkraft hat auf die gesamte Prozesskette bezogen mit den geringsten Ressourcenbedarf aller Erzeugungsarten. Auch der nötige Bergbau ist gering im Vergleich zu den Alternativen. Zusammen mit dem geringen Flächenbedarf führt das dazu, dass Atomkraft mit den kleinsten ökologischen Fußabdruck aller Erzeugungsarten hat.

        • @grüzi:

          Menschenleben und Gesundheit läuft bei ihnen unter Ressourceneinsatz? Was regen sie sich dann über 270 tote Belgier auf? Weil es Europäer sind? Die Sicherung der Uranvorkommen und der Abbau in Afrika fordern weitaus mehr Opfer.

          • @Andreas J:

            Nein, Ressourcenbedarf bezieht sich z.B. auf die Menge an Metallen, die ich aus der Erde holen muss. Und wenn man davon eben nur vergleichsweise wenig braucht, verursacht man auch weniger Gesundheitsschäden für Bergmänner und weniger Umweltschäden.

            Gut und wenn Sie unbedingt Opferzahlen über die Prozesskette vergleichen wollen - dafür gibt es Studien und die Maßeinheit Tote/TWh. Da schneidet Atomkraft so gut wie oder besser als die Erneuerbaren ab, mit so ca. 0,02 Toten/TWh. Braunkohle liegt bei 30 Toten/TWh.

            • @grüzi:

              Ja klar, da steht jemand in Kasachstan oder im Niger und macht Strichlisten. Es geht auch nur um Unfälle beim Abbau in ihren Zahlen. Nicht um Langzeitfolgen. Zudem ist Florian Blümm von tech for future, wo sie ihre Zahlen herhaben, auch als Autor für Nuklearia tätig. Eine pro Atomkraft Lobby-Gruppe mit Nähe zur AFD. Hier mal andere seriösere Quellen: www.rbb-online.de/...mutziges_uran.html



              www.spiegel.de/wir...welt-a-934979.html

              • @Andreas J:

                Jetzt wird es absurd. Die Zahlen kommen aus den eingängigen Studien zu dem Thema von Wissenschaftlern, die nicht im Verdacht stehen besondere Nähe zur Atomindustrie zu haben. Lassen sie die Zahlen zehnmal so hoch sein, ändert nichts am Gesamtbild.

                Ich bezweifel ja auch überhaupt nicht, dass der Uranabbau in manchen Ländern problematisch ist. Ich könnte Ihnen nur zu anderen Rohstoff auch irgendwelche Anekdoten rauskramen und damit z.B. gegen die Erneuerbaren Stimmung machen. Und für Kernenergie muss man nunmal mit am wenigsten Zeug aus der Erde holen.

                Man könnte sich auch einfach dafür einsetzen Uran nur noch in Ländern, wie Kanada einzukaufen, in denen der Uranabbau sozial- und umweltverträglich abläuft.

                • @grüzi:

                  Massive Umwelt- und Gesundheitsschäden sind für sie Anekdoten? Und nochmal: die Statistik bezieht sich auf Unfälle. Maßgeblich sind aber die Langzeitfolgen durch Vergiftung der Bergleute und der Anwohner der Region. Deutschland ist ausgestiegen aus dem Uranabbau wegen der hohen Belastung von Mensch und Umwelt. Die Sanierung der Hinterlassenschaften der Wismut verschlang 6 Milliarden an Steuergeldern. Das in Kanada der Uranabbau umwelt- und sozialverträglicher ist, ist ein Märchen.



                  www.deutschlandfun...rbot-lake-100.html

                  • @Andreas J:

                    Anekdoten wie in anekdotisch vs statistisch/empirisch. Ich wollte den Punkt machen, dass Kernenergie pro MWh im Vergleich zu den Alternativen weniger Tote fordert und weniger Umweltschäden verursacht. Um die Frage zu klären, reichen halt keine Zeitungsartikel. Und die Studien, die mir bekannt sind, sprechen eher dafür dass sie vergleichsweise wenig Schaden anrichtet.

                    Nehmen Sie Aluminium: Für eine MWh PV-Strom braucht man 300g Aluminium. Für den Abbau von Bauxit wird Regenwald gerodet, der Tagebau verursacht katastrophale Umweltschäden und fordert regelmäßig Todesopfer. Ist das jetzt ein Argument gegen Solarenergie? Natürlich nicht, weil die Alternativen Kohle und Gas noch viel schlechter sind. Und genauso verhält es sich eben auch mit Kernenergie.

  • Der Punkt ist doch: Solange wir Strom nicht in großen Mengen speichern können braucht es eine gewisse Ersatzkapazität zu den Erneuerbaren.



    Ob man dafür nun Gas, Kohle oder Kernkraft nimmt kann man diskutieren aber völlig ohne wird es nicht funktionieren. Selbst wenn der Autor noch so viel Energie einspart, die deutsche Industrie kann das nicht von heute auf morgen.

    Und bevor man nun auf die Industrie einschlägt sollte man bedenken dass es in keiner Weise nachhaltig ist schmutzig produzierten Stahl aus China zu importieren. Und genau darauf läuft es hinaus wenn wir unsere Industrie nicht hier in Europa halten.

    • @CrushedIce:

      Nur wird Kernkraft nicht zu dem Zweck genutzt. Es ist einfach zu teuer um Kernkraftwerke nicht zu nutzen. Darum werden eher Windkraftanlagen abgeschaltet als AKWs.

      ausserdem sollte man bedenken das Deutschland auch weiterhin für europäische Verhältnisse relativ günstige Großhandelspreise hat. Dank der billigen regenerativen Energien.

      Würden wir wie Belgien unsere Strombetreiber zwingen die Laufzeiten zu verlängern, würden unsere Preise ziemlich schnell nach oben gehen.

      Belgien versucht schon seit über 1 Jahr die Laufzeiten zu verlängern. Was jedoch vom Betreiber aus Sicherheits und Kostengründen abgelehnt wurde. Es bleibt ab zu warten wie tief der belgische Steuerzahler, für das verlängern der AKWs in die Tasche greifen muss.

      Es wäre einfach sinnvoller das Geld in Speicher und mehr Solar und Windenergie zu stecken. Anstatt die maroden AKWs zu versuchen am leben zu halten.

      Und der Aufruf des Authors Energie zu sparen ist sowieso sinnvoll. Ja nicht Sinnvoll für Nuklear Freunde. Aber für alle anderen schon.

      • @Sascha:

        "Nur wird Kernkraft nicht zu dem Zweck genutzt. Es ist einfach zu teuer um Kernkraftwerke nicht zu nutzen. Darum werden eher Windkraftanlagen abgeschaltet als AKWs."

        Ebenso wie in Belgien geht es in Deutschland nicht um eine Atomrenaissance.



        Es geht auf D bezogen um ca. 3,5 GW (bei Laufzeitverlängerung) bis 7 GW (bei Reaktivierung der zuletzt abgeschalteten AKW), die kriegen wir an den allermeisten Tagen im Jahr noch locker unter und die wären bis auf Weiteres sehr nützlich und stünden auch einem forcierten Ausbau der EE nicht im Wege.

        Schauen Sie mal öfters ins AGORAMETER, um zu beurteilen was die EE zur Zeit schon können (an manchen Tagen ist das ja Allerhand...) und was, zudem bei steigendem Strombedarf vor allem in der dunklen und kalten Jahreszeit, erst mittel bis sogar eher erst langfristig möglich sein wird.

        Übrigens: wer sich die reine Vernunft wie der Autor auf die Fahnen schreibt, sollte nicht in MA-Kategorien wie Teufel und Beelzebub denken.

        Ein Tempolimit, vor allem in der vom Autor vorgeschlagenen verschärften Form (30/80/100) , wäre dagegen zumindest zielführend. Müsste halt nur durchgesetzt werden.

        • @Waage69:

          Warum tun wir so, als ob das überhaupt eine Option ist? Die Betreiber selbst haben klar gesagt, dass ein einfacher Weiterbetrieb gar nicht möglich ist, und sie das auch nicht wollen.



          Würde man das nun verbiegen, entstünden wieder Milliarden an Zusatzkosten, man müsste Betriebsvorschriften ignorieren, und auch das Personal hat sich bereits umorientiert.



          Für die Kapazität der drei Reaktoren rechnet sich das schlicht nicht. Das Geld wäre beim schnellen Aufbau von EE doppelt besser investiert.

          Das wäre notwendig: 100 Milliarden Sondervermögen um die EE schnell auszubauen und endlich nachhaltig von Uran, Öl und Gas unabhängiger zu werden. Drei alte, teure Kernreaktoren retten nichts, nicht mal die Atomlobby.

          Das Elend muss nicht verlängert werden, wir müssen endlich den Schritt raus machen, auch um die Debatten zu beenden und den Kopf endlich für EE frei zu bekommen.

      • @Sascha:

        Mit unseren alten Kernraftwerken kostet Strom 4cent/kwh. Können die Erneuerbaren in Deutschland nicht mithalten. Merke: nach Ablauf der Abschreibefrist ist Atomstrom unschlagbar günstig.



        Die Betreiber haben kein Problem mit Kernkraft - nur mit dem ständigen rein-raus.

        • @Pi-circle:

          Wann endet die Abschreibefrist von Ewigkeitskosten wie „End“Lagerung von Atommüll? Der Satz, dass es dann günstig wäre ist zwar richtig, er tritt halt nur nie ein bei Kernenergie. Kosten zu ignorieren und rauszurechnen ist nicht das selbe wie tatsächlich günstige Energie.



          Die Betreiber haben natürlich ein Problem mit Kernkraft - sie ist nicht profitabel und alte AKWs stellen ein wachsendes Betriebsrisiko dar. Selbst die AKW-Betreiber investieren inzwischen viel lieber in EE.

        • @Pi-circle:

          "nach Ablauf der Abschreibefrist ist Atomstrom unschlagbar günstig."



          Nur solange sie die externalisierten Kosten und Subventionen unberücksichtigt lassen. Tut man das nicht würde ein ehrlicher Preis für Atomstrom bei über 2€/kWh liegen.

          • @Ingo Bernable:

            Soweit ich weiß wurde die Kernenergie in Deutschland insgesamt mit deutlich unter 50 Milliarden Euro (inflationsbereinigt auf 2020) subventioniert (Forschungsgelder, Rückbau ostdeutscher Kraftwerke, Stillegung Asse etc.). Und welche nennenswerten externen Kosten soll es darüber hinaus geben? Niemals kommt man so auf 2€/kWh. Eine absolute Fantasiezahl.

          • @Ingo Bernable:

            Teuer ist vor allem ein Neubau. Zur Zeit bekommt es kein Land hin, sowas wirtschaftlich darzustellen.



            Und unsere AKW, die jetzt vorzeitig aufs Abstellgleis geschoben werden sollen waren absolut schweineteuer.

            Teuer wird dann vor allem der Rückbau und die Endlagerung.

            Die Erzeugung in einem weitgehend abgeschriebenem AKW ist dagegen nicht besonders teuer...

            Kaum teurer als Strom aus EE, der aber eben noch nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung steht.

            Nicht teurer als Strom aus Braunkohle aber in Bezug auf das Klima doch wohl vorteilhafter.

            Ebenfalls nicht teurer als Strom aus russischer Steinkohle und sogar billiger als aus russischem Gas.

            Der in dieser Phase anfallende radioaktive Müll ist auch eher ein graduelles und kein grundsätzliches Problem. dieser Müll kommt bei der Endlagerung eben noch zu dem ohnehin bereits Angefallenen dazu.

      • @Sascha:

        Nein, es gibt den Einspeisevorrang



        www.net4energy.com...i/einspeisevorrang



        Dass AKWs das Netz "verstopfen" würden und deshalb weniger Windkraft eingespeist würde ist ein Märchen der Erdgaslobby.

        Un nein, es wäre nicht sinnvoller Geld in Windenergie zu stecken anstatt AKWs am Leben zu erhalten.

        • @Descartes:

          Auf dem Papier gibt es den Einspeisevorrang, richtig. In der Praxis lässt sich ein AKW aber nun einmal nicht mal so eben schnell ein- oder ausknipsen. Einen Reaktor von Volllast in den Zustand unterkritisch/kalt zu bringen dauert etwa zwei Wochen. Demgegenüber ändern sich Windgeschwindigkeiten eben sehr viel schneller.

          • @Ingo Bernable:

            Die Frage ist doch, an wie vielen Tagen zur Zeit ist das so und an wie vielen Tagen in den nächsten fünf Jahren würde das nötig sein. Notfalls konnte mit überschüssigem Strom Wasserstoff hergestellt werden. Dabei wäre es egal, ob dieser Strom aus EE oder Atomkraft erzeugt würde.

            Ich sehe das aber vorerst nicht: bis auf wenige Ausnahmen werden wir in absehbarer Zeit jede Kilowattstunde benötigen, der Anteil, der ansonsten unnötigerweise mit fossilen Brennstoffen erzeugt werden muss, wäre gewaltig.

            Selbst von Agora behauptet meines Wissens niemand, dass 3-7 GW Atomstrom nicht i.d.R. höchst sinnvoll im Stromerzeugermix unterzubringen wären.

            In einigen Jahren stellt sich das sicher anders dar, aber so weit sind wir eben noch nicht.

          • @Ingo Bernable:

            Man schaltet im Lastfolgebetrieb ein AKW nicht komplett ab, sondern verändert die Leistung mit 2%/min bis 5%/min. Deutsche AKWs sind früher jahrelang im Lastfolgebetrieb gelaufen, wechseln zwischen 40% und 100% im Tagesrhythmus. Das ist kein Problem und für die Windschwankungen völlig ausreichend.



            Solange noch Kohlekraftwerke laufen ist es aber billiger und besser fürs Klima, diese zuerst runterzuregeln und nicht die AKWs.

        • @Descartes:

          Richtig, den Einspeisevorrang gibt es auch noch...