Corona-Infektionen durch EM-Spiele: Risikogruppe Fußballfan

Bei der EM ist es zu Masseninfektionen mit Corona gekommen. Wegen der Gefahr neuer Mutationen nimmt die Uefa so weitere Tote in Kauf.

Schottische Fans feiern wild und spritzen mit Bier um sich vor dem Spiel England gegen Schottland in der Lononer Innenstadt

Schottische Fußballfans am Leicester Square in London vor dem Spiel gegen England am 18. Juni Foto: Henry Nicholls/reuters

Zehntausende Fußballfans dicht gedrängt, grölend und ohne Masken im Londoner Wembley-Stadion – diese Fernsehbilder wirken nach anderthalb Jahren der Pandemie befremdlich. So schlimm wird es schon nicht kommen, dachte sich wohl manch einer. Genau das tut es jetzt aber.

Den schottischen Gesundheitsbehörden zufolge haben sich beim Vorrundenspiel am 18. Juni gegen England fast 2.000 schottische Fans mit der besonders aggressiven Deltavariante angesteckt. Knapp 400 von ihnen waren im Wembley-Stadion, die meisten anderen steckten sich beim „Public View­ing“ in Londons Innenstadt an.

Und auch an anderen Austragungs­orten lässt sich ein Zusammenhang feststellen. Die finnischen Gesundheitsbehörden berichten von mindestens 300 Fans, die mit dem Corona­virus angesteckt waren, nachdem sie sich das Spiel in St. Petersburg angesehen hatten. Auch in Russland grassiert die Delta­variante.

Das ist ärgerlich für die Finnen. Angesichts der steigenden Infektionszahlen sieht sich die dortige Regierung gezwungen, die lang ersehnten Lockerungspläne wieder zurückzunehmen. Für einige Hundert unbeherrschter Fußballfans muss also ein ganzes Land herhalten. Ähnliches droht Großbritannien und mit weiteren Rückkehrern womöglich den meisten Ländern Europas.

Einige wenden ein, mit so vielen Geimpften insbesondere in den Risikogruppen seien steigende Infektionszahlen nicht weiter schlimm – zumal die bislang verwendeten Impfstoffe schließlich wirken. Doch das unterschätzt die Gefahr weiterer Mutationen. Denn je mehr Infizierte es wieder gibt, desto größer ist die Gefahr, dass noch gefährlichere Varianten entstehen, bei denen die jetzigen Impfstoffe dann womöglich nicht mehr wirken.

Volle Orte in Pandemiezeiten sind generell ein Fehler, Abstandsregeln bleiben das A und O. Wenn SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach der Uefa die Schuld gibt für weitere Coronatote, dann hat er leider nur recht.

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war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.

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