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Pandemiepolitik und K-FrageLaschet unter Dauerfeuer

Mit seiner Idee eines „Brücken-Lockdowns“ stößt der CDU-Chef auf breite Skepsis. Auch in der K-Frage steigt der Druck auf ihn.

Habemus Lockdown: NRW-Ministerpräsident Armin Laschet im Impfzentrum Aachen am Montag Foto: David Young/dpa

Berlin taz | Als Armin Laschet im Januar zum CDU-Chef gewählt wurde, sagte er in seiner Bewerbungsrede einen Satz, der heute, keine drei Monate später, die Lage des Mannes aus Aachen ziemlich treffend auf den Punkt bringt: „Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierung. Aber ich bin Armin Laschet.“

Als „typischen Laschet“ kann man auch dessen ungelenken Auftritt jüngst bezeichnen. Hatte der NRW-Ministerpräsident vor dem Osterwochenende verkündet, erst einmal nachdenken zu wollen, wie die sich auftürmende dritte Pandemiewelle zu brechen sei, sendete Laschet am Montag weißen Rauch: Er stellte sich vor die Kameras und erklärte, dass nun ein „Brücken-Lockdown“ nötig sei – bis genug Menschen geimpft sind. Habemus Lockdown.

Am Dienstag legte er im ZDF nach: Dieser harte, kurze Lockdown solle „zwei bis drei Wochen“ dauern. Jetzt sei absehbar, „dass schon in ganz kurzer Zeit 20 Prozent, danach 30, 40 Prozent der deutschen Bevölkerung geimpft ist“, sagte er. Das Ziel sei eine Inzidenz von unter 100.

Die Reaktionen folgten prompt: Ist das sein Ernst? Ist es nicht exakt das, was Wissenschaftler seit Monaten vehement fordern? Hat Laschet so lange gebraucht, um zu erkennen, dass die britische und gefährlichere Virusvariante weitere Schritte nötig macht? Bei Twitter bekam der CDU-Chef jedenfalls viel Häme ab. Unter dem Hashtag #laschethatnachgedacht zeigten Tweets einstürzende Brücken oder Brücken, die ins Nichts führen.

Handlungsdruck ist da

Dabei ist Spott eigentlich fehl am Platz: Die Pandemielage ist weiterhin ernst. Auch wenn wegen der geringeren Tests an den Feiertagen weniger Neuinfektionen erfasst wurden – am Dienstag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) knapp 6.900 neue Infektionen und eine leicht sinkende 7-Tage-Inzidenz von 123 –, füllen sich die Intensivstationen wieder. Der Trend zeigt exponentiell steigende Fallzahlen. Handlungsdruck ist also da.

Die Ministerpräsidenten von Bayern und Baden-Württemberg, Markus Söder (CSU) und Winfried Kretschmann (Grüne), hatten schon kürzlich in einem gemeinsamen Brief an ihre Kollegen eine striktere Anti-Corona-Politik gefordert, auch mit nächtlichen Ausgangsbeschränkungen. Härtere Maßnahmen fordert auch Kanzlerin Merkel. Bisher war der Ruf jedoch vielerorts ungehört verhallt – auch in CDU-geführten Bundesländern.

Doch selbst in der Sache erntete Laschet Skepsis. Vor allem weil er bemerkenswert unkonkret blieb. „Ein Brücken-Lockdown für eine Übergangszeit, und dann mit welchen Maßnahmen? Was heißt das alles?“, fragte etwa Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD). Laschet hatte zudem gefordert, die für kommenden Montag geplante Bund-Länder-Runde vorzuziehen. Müller, der auch Vorsitzender der Ministerpräsidentenkonferenz ist, sagte nun, da Laschet viele Überlegungen noch nicht abgeschlossen habe, habe eine vorzeitige Konferenz keinen Sinn.

Abgeordnete wollen bei K-Frage mitreden

Andere Länderchefs, selbst aus der eigenen Partei, äußerten sich ähnlich. So wie Tobias Hans aus dem Saarland, der gegenüber der Welt sagte, er sehe „keine Notwendigkeit für ein vorgezogenes Treffen“. Auch die Bundesregierung erklärte über eine Sprecherin: „Der Bund steht immer bereit für gemeinsame Beratungen. Voraussetzung ist, dass diese gut vorbereitet sind.“

„Wenn sie eine Brücke bauen, müssen sie wissen, sehe ich das andere Ufer und wie weit ist es weg“, kritisierte auch Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund. Niemand wisse, wann der Impferfolg erreicht sei. Laut RKI hatten bis Dienstag rund 12 Prozent der Deutschen mindestens eine Impfung erhalten.

Auch in der Frage der Kanzlerkandidatur steigt der Druck auf Laschet. Da ist CSU-Chef Markus Söder, der immer wieder stichelt. Und da sind mehrere Mitglieder der Unionsfraktion, die am Dienstag Mitsprache verlangten – anstelle von „Auskungeln im Hinterzimmer“. Da Laschet als CDU-Chef traditionell erstes Zugriffsrecht hat, kann man dies auch als Stichelei deuten.

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10 Kommentare

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  • Mir tut der Laschet fast schon leid, wie dumm sich manche seiner Kollegen und manche Presse stellt.

  • Es wird nach der Bundestagswahl sowieso in jedem Fall einen Neustart geben. Mit wem auch immer.

    Merkel tritt nicht mehr an und ist allein deshalb schon ein Auslauf- modell.



    Das ist allen Beteiligten klar, nur traut es sich keiner öffentlich zu sagen.

    Die Regierungsstrukturen sind in einem derart maroden Zustand, dass ein "weiter so" einfach keine Option ist.

  • Es könnte ganz gut sein, dass man in diesen Tagen in der CDU so langsam merkt, dass eine Beschädigung von Laschet auch eine Beschädigung der CDU selber ist. Dass mit dem gerade gewählten Vorsitzenden auch die Wahl der Partei diskreditiert wird. Dass man so auch noch mehr innerparteilichen Ärger heraufbeschwört als notwendig. Denn im Hintergrund lauern weiterhin die Marktliberalen, die ja nur darauf warten mit einem verbrauchten Laschet gleich auch noch den daran schuldigen Söder wegzuputschen und doch noch zu Merz (was ist der still, im Moment) oder wenigstens Brinkhaus (sagt auch nichts) zu kommen. Kluge CDUler werden im Moment den Ball flach halten, Laschets Schwäche ist auch weiterhin vor allem eine medial getragene. Klar ist Söder der stärkere Kandidat, das muss aber nicht den Ausschlag geben. Merkel könnte wichtig sein für die Entscheidung, sie wird aber sicherlich nicht nur an die kommenden Bundestagswahlen denken, sondern an die Zukunft der eigenen Partei. Auch so gesehen könnte sie durchaus Söder vorziehen, aber sicher ist das natürlich nicht.

  • Der Unterschied zwischen Brücke und Brüche ist v.a. schreibtechnisch sehr klein, das Verständnis in Politik und Wirtschaft ist für den Begriff Brücken-Lockdown noch nicht im Junktionsmodus, Politiker:innen-Sprech "noch unreif" . Man kann die Koalitionsbrücke in Düsseldorf auch torpedieren mit Alleingängen in Richtlinieninkompetenz. Und der positive Klang des Wortes Brücke in Brückentechnologie, Brückenlösung und Überbrückungshilfe wird erhellt durch die allen bekannte ESELSBRÜCKE. Sie führt übrigens nicht, wie böse Zungen behaupten, in die Staatskanzlei oder das Kanzleramt. Ihre Erklärung zur Herkunft im Idiomatischen liegt in der Scheu der Esel vor dem Wasser: Die klugen Esel erkennen Wassertiefen nicht, daher die Hilfen zum Transit. Eine Analogie an Rhein oder Spree? Fragt doch mal die WISSENSCHAFT, schlägt nicht nur REZO vor.

  • Armin Laschet.



    "Neu"anfang! Aufbruch!



    Nee. Ick glob's nich!

  • Diese Woche kommt der Laschet mit einem Brückenlockdown reichlich verspätet um die Ecke und nächste Woche kommt der Söder mit einem neuen Mega-Lockdown-Deluxe raus. In den Medien wird der Söder dann wieder als Nachfolger von Frau Merkel gehandelt. Gähn! Um Wahlkampf geht's bei alldem selbstverständlich nicht, sondern um Pandemiebekämpfung. Mag's glauben, wer will, ich nicht.

  • 4G
    4813 (Profil gelöscht)

    Der Laschet ist nicht intelligent genug für Kanzler. Okay, war Kohl auch nicht.

    • @4813 (Profil gelöscht):

      Die Frage muss aber auch lauten: Sind die Wähler dumm genug fuer Laschet?

  • Armin Laschet hat ein Problem: Er spielt die Rolle, die er am besten kann, und kommt da auch nicht (glaubwürdig) raus. Er ist der joviale Typ, der Kirche-im-Dorf-Lasser, der Moderator, der Abwäger. Und das passt eben nicht zu Corona.

    Kann sein, dass er trotzdem Kanzlerkandidat wird. Aber die Wahl im Herbst wird dann eng.

  • Däh&Zisch - Mailtütenfrisch - legt ein vor:

    “Dauerfeuer -

    Alle Osterfeuer abgesagt. Trotzdem Dauerfeuer. taz.de/Pandemiepol...-K-Frage/!5764228/ Wie sagte kürzlich Daniel Günther (SH)?



    „Im Norden wird gehandelt, im Süden werden Briefe geschrieben.“ Und im Rheinland, da wurde mir vor Jahren erklärt: "Mer don jern schwade..." Nach seinem Statement zu Robert "Hemdenknopf" Habeck wird mir der Daniel Günther fast sympathisch. taz.de/Gruene-Spit...bb_message_4104328

    kurz - Frauman ist fast geneigt! - 🤫 -



    Vom Hemdenknopf des Anstoßes zu sprechen!

    Na Mahlzeit