piwik no script img

Israelbezogener AntisemitismusJüdischer Stadtrat ausgeladen

Bei der Friedenskonferenz in München hätte der jüdische Stadtrat Marian Offman ein Grußwort halten sollen. Doch dann luden die Organisatoren ihn aus.

Stadtrat Marian Offman im Juni 2018 Foto: Sachelle Babbar/ZUMA Press/imago images

München taz | Marian Offman saß gerade in einer Plenarsitzung des Münchner Stadtrats kurz vor Weihnachten, als er auf seinem Smartphone die Mail aus dem Büro des Oberbürgermeisters las: Auf das Grußwort, das er in Vertretung des OB bei der Friedenskonferenz habe halten sollen, brauche er sich nun doch nicht vorbereiten. Er sei ausgeladen worden. „Ich war völlig perplex“, erzählt Offman, „so etwas hat es meines Wissens schließlich noch nie gegeben.“

Es ist bereits das 18. Mal, dass die Münchner Friedenskonferenz im Februar zusammentritt. Die Veranstaltung versteht sich als Gegenprogramm zur Münchner Sicherheitskonferenz und propagiert einen „kompletten Umstieg von der militärischen zu ziviler Sicherheitspolitik“. Die Hauptveranstaltung, das Internationale Forum, findet am 14. Februar im Alten Rathaus statt. Zum Auftakt sollte ein Vertreter der Stadt ein Grußwort halten. Immerhin stellt sie den Organisatoren den prestigeträchtigen Saal zur Verfügung.

In Vertretung von Oberbürgermeister Dieter Reiter hätte Stadtrat Marian Offman die Willkommensansprache halten sollen. Offman saß jahrelang für die CSU im Stadtrat, seit Juli gehört er – wie auch OB Reiter – der SPD an. Offman ist Münchens einziger jüdischer Stadtrat. „Ich hatte mir das ganz interessant vorgestellt, zu hören, was die Veranstalter zum Friedensthema sagen. Ich hatte auch nicht die Absicht, da große weltpolitische Reden zu schwingen, sondern wollte nur die Position der Stadt zum Krieg beschreiben.“

Schließlich sei München im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört worden. Eine Stadt, die in solchem Maße vom Krieg gezeichnet worden sei, wisse vielleicht doch in besonderem Maße das Geschenk eines 75 Jahre währenden Friedens zu schätzen.

„Offensiv und polarisierend“?

Doch dann luden die Veranstalter Offman kurzerhand aus, zur großen Überraschung der Stadt. Als Begründung führte Friedenskonferenz-Organisator Thomas Rödl laut Süddeutscher Zeitung Offmans Haltung zu Israel an. Offman habe sich „offensiv und polarisierend mit politischen Gruppen und Veranstaltungen auseinandergesetzt, die die Politik der Regierung Israels kritisch beurteilen“.

Gemeint sein dürfte damit Offmans Kritik an der Kampagne BDS (Boycott, Divestment and Sanctions), die zum Boykott und zur Isolation Israels aufruft. „Wir haben befürchtet“, so Rödl, „dass Offman das zum Thema macht und unsere Veranstaltung durch Zwischenrufe und Tumulte gestört und Herr Offman beleidigt wird.“

Dass man es nur fürsorglich gemeint habe, will Offman freilich nicht glauben. Abgesehen davon habe er gar nicht die Absicht gehabt, das Thema BDS in seinem Grußwort aufzugreifen. „An Israel habe ich überhaupt nicht gedacht. Der Oberbürgermeister ist schließlich der Oberbürgermeister von München.“ Aber natürlich sei er gegen BDS. Angesichts des zunehmenden Antisemitismus sei „Israel als Zufluchtsort gar nicht mehr so theoretisch“.

Nun ist Offman aber nicht der Einzige, der BDS kritisch gegenübersteht. So hat der Bundestag BDS als antisemitisch verurteilt. Und mit derselben Begründung beschloss der Münchner Stadtrat mehrheitlich, dass städtische Räume nicht für Veranstaltungen zur Verfügung gestellt würden, bei denen Inhalte und Ansichten der BDS-Kampagne auch nur diskutiert werden sollen. Unter den Stadträten, die für den Beschluss stimmten, befanden sich auch welche, die in den vergangenen beiden Jahren als Vertreter der Stadt bei der Konferenz sprechen durften.

Affront gegenüber der Stadt

Mit einigen Verrenkungen rechtfertigt Rödl allerdings auch diese unterschiedliche Behandlung: Diese Stadträte hätten „Parteien vertreten, die zumindest historisch – wenn auch nicht in allen aktuellen Fragen – der Friedensbewegung näher stehen“. Gemeint sind SPD und Grüne. Offman ist zwar auch Genosse, aber früher sei er eben in der CSU gewesen, auch zur Zeit des Stadtratsbeschlusses.

Für Offman jedoch ist die Ausladung „ganz klar israelbezogener Antisemitismus in Reinstform“. Er habe auch Fraktionskollegen gefragt, wie sie es sähen. Aber auch sie waren der Meinung: Das kann man nicht anders interpretieren.

Und auch Oberbürgermeister Reiter mag Rödls Begründung nicht folgen. Von einem Affront gegenüber der Stadt spricht er nun und kündigt an: Statt Offman werde die Stadt nun bestimmt keinen anderen Vertreter schicken. Reiter ließ auch offen, ob die Stadt der Konferenz künftig noch den Saal überlassen werde. „Das muss noch diskutiert werden.“ Offman findet, die Rathausjuristen hätten außerdem auch zu klären, ob die nun angesetzte Veranstaltung überhaupt mit dem BDS-Stadtratsbeschluss vereinbar und der Mietvertrag noch kündbar sei.

Bei Offman ging im neuen Jahr indes ein „Gesprächsangebot“ Rödls ein. Man habe ihn „nicht ausgeladen, sondern lediglich das Angebot des OB-Büros nicht angenommen“, schreibt Rödl. Der Vorschlag, dass Offman das Grußwort übernehmen sollte, habe die Organisatoren schließlich schon etwas überrascht. Wie hätte man darauf reagieren sollen? Jetzt aber wolle man Offman „zu einem Gespräch über die deutlich gewordenen politischen Differenzen einladen“. Darauf hat Offman nun aber keine Lust mehr.

Die Abendzeitung berichtete am Donnerstag vergangener Woche, dass der Trägerverein der Friedenskonferenz inzwischen sogar darüber nachdenke, ob es die Konferenz künftig überhaupt noch geben soll.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

39 Kommentare

 / 
  • Paula , Moderatorin

    Wir haben den Kommentarbereich geschlossen. Eine sachliche Diskussion ist offenbar nicht mehr möglich.

  • Eine Friedenskonferenz auf der schon von Anfang an in die Guten und die Bösen sortiert wird?

  • Das ist halt die selbstgewählte Sackgasse, in die man über Jahre hinweg stur hineingesteuert ist und in der man sich nun folgerichtig festmanövriert hat.

    Wenn sich jeder offenen Diskussion von vorn herein verweigert wird, in dem man die Debatte, auch wenn sie nur am Rande bestimmte Themen streift, sofort undifferenziert auf ein Freund/Feind Denken herunterbricht und jegliche abweichende Meinung pauschal mit den allerbrutalsten Totschlagargumenten überzieht, dann knallt man halt zwangsläufig zusammen.

    Man redet schon lang nicht mehr miteinander und wenn doch, wird zwanghaft versucht, dem Gegenüber den Teufel auf die Zunge zu malen.

    Zu kaum einem anderen Thema sind die Fronten dermaßen verhärtet, die Eiferer dermaßen vernagelt und die Ignoranz gegenüber Ungerechtigkeiten dermaßen zynisch, wie zum Thema Nahost Konflikt.

    Es ist die von blinder Ideologie geprägte Vehemenz und die oft ziemlich selbstgerechte Unversönlichkeit zweier Lager, die jeden Ansatz von Differenziertheit und Bereitschaft zum Erkenntnisgewinn zwischen "Apartheidstaat" und "Antisemitismus" ersticken.

    Um uneingeschränkte humanitäre Werte, um Gerechtigkeit und ein ernsthaftes Interesse an dauerhaften friedlichen Lösungen gehts dabei meist mit der gleichen Ehrlichkeit, wie bei der Münchner Sicherheitskonferenz.

  • Ich finde das irreführend, wenn die Rede davon ist, dass ein Stadtpolitiker von einer Friedenskonferenz ausgeladen wurde und dabei der Eindruck bei der Berichterstattung erregt wird, dass er deswegen ausgeladen wurde, weil er dem jüdischen Gauben angehört. Dem ist nicht so. Stadtrat Marian Offman hat eine sehr fragliche und merkwürdige politische Historie. Weil ihn die CSU – Leute mehr oder weniger nicht mehr haben wollten, jedenfalls war ein Posten bei der nächsten Kommunalwahl innerhalb der CSU – Wahlliste für Offmann nicht mehr vorgesehen. So betrieb Marian Offman ein Partei Hopping und wechselte zur SPD.

    Weil aber Marian Offman auch unter SPD – Leuten nicht beliebt ist, hat sich die Parteispitze in der Münchner SPD gleich angeschickt, zu versichern das es auch in der SPD für Marian Offman keinen sicheren Listenplatz geben wird.



    Gut so! Solche Leute brauchen wir in unserer Stadtregierung in München nicht. Dies deswegen:

    Durch die UNO Resolution Nr. 2334 vom 23.12.2016 wurde Israel wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Vergehen gegen das Völkerrecht verurteilt. Angesprochen auf diese UNO Resolution, äußerte sich Marian Offman (SPD) mit Verschwörungstheorien, sinngemäß seien die Mitglieder der UNO judenfeindlich, nur deshalb habe man Israel verurteilt. Eine Frechheit, wie ich meine. Herr Marian Offman meint also 192 Staaten die sich in der UNO organisiert haben um das Völkerrecht sowie die Menschenrechte in einer fairen und zivilisierten Weise anzuwenden, sei nicht legitimiert Israel zu verurteilen. So so.

    Ein solcher Politiker ist freilich auf einer Friedenskonferenz die sich die universell gültigen Menschenrechte auf die Fahnen geschrieben hat, völlig deplatziert.

  • Für Offman jedoch ist die Ausladung „ganz klar israelbezogener Antisemitismus in Reinstform“



    #



    Immer die gleich alte Leier!



    Es müsste selbst Mitbürgern jüdischen Glauben doch langsam moglich sein, zu UNTERSCHEIDEN, das es zw. Antisemitismus" und auch mMn. berechtigter Kritik am politischen Handeln des Staates Israel, massive UNTERSCHIEDE gibt!



    Nun ja, kein OB-Kandidat ohne "Taufe", bzw mit dem "falschen Glauben" & jede Kritik an Israels Politik ist antisemitisch. :-(



    .



    Wann schaffen es die Menschen endlich mal wenigstens im eigenen Kopf zw. "Religion&Glauben" & politischen Missbrauch derselben zu unterscheiden!



    .



    Brummt Sikasuu

    • @Sikasuu:

      Hand aufs Herz: Glauben Sie, ein anderer, nichtjüdischer Stadtrat, der ebenfalls den Boykott des BDS durch die Münchner Stadtverwaltung gutheißt, wäre genauso platt ausgeladen worden - ohne Rücksprache oder Ankündigung?

      Ich weiß nicht, ob es Absicht war, aber von hier (preussische Rheinprovinz) sieht es so aus, als hätte der OB den Friedenskonferenzlern einen saftigen Antisemitismus-Köder hingeworfen und die hätten prompt zugeschnappt. Warum sollten sie das tun, wenn nicht der Köder wirklich unwiderstehlich war?

      • @Normalo:

        Zum Köder, man sollte die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, das bei manchen Leuten der IQ nur in Höhe der aktuellen Außentemperatur in Deutschland vorhanden ist.

      • @Normalo:

        Ihre Analyse scheint mir plausibel.

  • Zitat: "Offman findet, die Rathausjuristen hätten außerdem auch zu klären, ob die nun angesetzte Veranstaltung überhaupt mit dem BDS-Stadtratsbeschluss vereinbar und der Mietvertrag noch kündbar sei."



    Genau das wäre dis angemessene Reaktion. Schließlich hat neben dem Münchener Statdtrat auch der Bundestag endlich anerkannt, dass BDS eine Organisation ist, die antisemitischen Charakter hat. Auf dieser Grundlage kann man eine Organisation, die einen jüdischen Stadtrat aufgrund seiner BDS-Kritik auslädt, durchaus als BDS-unterstützend ansehen und ihr demzufolge mit Recht Unterstützung verweigern. Im übrigen finde ich die Wortschöpfung "israelbezogener Antisemitismus" sehr gelungen. Das bringt genau auf den Punkt, was BDS vertritt.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Adam Weishaupt:

      Dem möchte ich mich uneingeschränkt anschließen. Der BDS hast sich wie sein Mitglied Hamas & Co auf die Fahnen geschrieben, den jüdischen Staat zur Paria zu erklären und zu diffamieren, indem es die größtenteils von der pal. Führung und arabischen Staaten zu verantwortende Misere der pal. Bevölkerung in Gaza, Westjordanland und Jordanien instrumentalisiert.

  • 7G
    76530 (Profil gelöscht)

    Das Interessante an Debatten ist nict nur, worüber gesprochen und geschrieben wird, sondern - ganz besonders - was verschwiegen wird.

    Schnell sind die bekannten Fronten eröffnet und die Pfeile aus dem Köcher geholt.

    Mal den Schlusssatz des Artikels lesen ... und wirken lassen.

    Und jetzt?

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @76530 (Profil gelöscht):

      Was hat der Inhalt des Schlusssatzes mit der jetzt vorgenommenen Ausladung des Stadtrates zu tun? Diese Konferenz wurde ja nicht abgeblasen, oder?

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Ich rekapituliere: einer sagt was, das frau als antisemitisch interpretieren kann, aber nicht zwingend muss. Ein anderer leht daraufhin ein Gesprächsangebot rundweg ab. Und die Stadt überlegt, ob man die Gegenveranstaltung zur Sicherheitskonferenz künftig überhaupt nicht mehr unterstützen sollte. Und die taz-Foristen verzichten - wie üblich bei diesem Thema - aufs Florett und packen gleich den Zweihänder aus.



      Kein Wunder, gibts keinen Frieden auf dieser Welt :-(

    • @76530 (Profil gelöscht):

      Habe ich gemacht! Ich werde aber keinen Beitrag für diesen Artikel zahlen ;-)

  • Ich finde den Artikel gut und schockierend. Sowohl die Rödel als auch Offmann verhalten sich hier einfach kindisch. Die Friedenskonferenz hat, so sieht es für mich aus, einfach Angst, dass das Thema BDS in der Eröffnung aufgeriffen wird, weil sie sich bestimmt bewusst sind, dass Menschen die BDS gut finden anwesend sein werden und ihre Meinung artikulieren, wenn Offmann spricht. Statt gleich auf Offmann zuzugehen sind sieeinfach weggerannt indem sie ihn ausgeladen haben.



    Nun da sich die Organisatoren der Friedenskonferenz besonnen habe, duckt sich Offmann weg und schmollt.



    Das ganze ist ja auch eine gute Möglichkeit für München die Friedenskonferenz und die unliebsamen Diskussionen die sie bedeutet einfach loszuwerden.



    Es zeigt aber auch wie schwer zivile Friedensarbeit ist, wenn die Angst das Gesicht zu verlieren und persönliches angegriffen Sein oder Fühlen ins Spiel kommen.



    Da machen es die Organisatoren der Friedenskonferenz und die Stadt München lieber wie die "Großen" auf der Sicherheitskonferenz und nutzen ihre Macht um mit Gewalt durchzusetzen was sie wollen.

    • @TobiasK:

      Wie kann man jemanden ausladen, der gar nicht eingeladen war?

      Eingeladen war OB Reiter, der dann vorgeschlagen anstatt seiner selbst Herrn Offman zu schicken. Diesen Vorschlag hat man abgelehnt, da Offman nicht gerade dafür bekannt ist, sich für Frieden einzusetzen.

      Das ist alles.

    • @TobiasK:

      Mit der Ausladung Offmanns wurden Fakten geschaffen, die erkennbar nur mit einem Gesichtsverlust für die Organisatoren zu revidieren wären, der diesen zu groß ist. Am Ende bleibt es bei einer Mutmaßung mit recht hoher Trefferwahrscheinlichkeit (die durch das Lavieren im Nachhinein eher noch bestätigt wird): Er wurde ausgeladen und bleibt ausgeladen, weil er Jude ist. Ein nichtjüdischer Abgeordneter, der genauso zur BDS-kritischen Mehrheit des Münchener Stadtrates gehört, wäre im Zweifel NICHT ausgeladen worden.

      Ich sehe weder eine moralische noch eine politische Pflicht Offmanns, den Organisatoren das nachzusehen und sich jetzt auf ein politisches Nullum wie so einen "Schwamm drüber"-Dialog einzulassen. Der Trägerverein täte tatsächlich gut daran, die Fortführung des Projektes "Friedenskonferenz" entweder insgesamt zu überdenken oder es zumindest in andere Hände zu geben.

    • @TobiasK:

      Fairerweise sei angemerkt, dass das "sich besinnen" nach einer ungewöhnlich deutliche Positionierung der Stadt hinter Offmann stattgefunden hat und Offmann mit einer gewissen Berechtigung daran zweifeln darf ob da tatsächlich ein Umdenken stattgefunden hat

  • Die Einstufung, der BDS sei 'antisemitisch', ist ein Unding. Natürlich darf jede/r selber entscheiden, wie er/sie zum BDS steht; aber eine pauschalisierende 'offizielle' Festlegung, wer Antisemit ist, und wer nicht, ist eines demokratischen Staates nicht würdig. Ähnlich auch mit den offiziellen Festlegungen, wer eine Terrorgruppe ist, und wer nicht. Beide diese Festlegungen kamen ursprünglich aus Israel; aber man sollte nicht pauschalen antisemitismus durch pauschalen philosemitismus ersetzen, indem man israelische Festlegungen einfach übernimmt. Ich würde die Ebene des differenzierten Denkens gegenüber pauschalierten Festlegungen klar bevorzugen...

    • @dodolino:

      "Die Einstufung, der BDS sei 'antisemitisch', ist ein Unding"



      ---------------------------------------------



      Nö, dafür gibt es /sehr/ gute Gründe.

    • @dodolino:

      Differenzieren ist besser als pauschalisieren, da sind wir einer Meinung.

      Weder gibt es eine offzielle Festlegung, wer Antisemit ist (ist weder eine Din-Norm noch ein Gesetz), sondern eine Arbeitsdefinition, was nicht nur üblich, sondern auch unerläßlich ist, wenn man zweckhaft über die Dinge reden möchte.



      Vor allem aber zeigen Sie einen beeindruckenden Mangel an Differenzierung, wenn Sie schon in der Ablehnung des Antismetismus einen Philosemitismus sehen.



      Ich nehme an, für Sie ist auch alles heiß, was nicht kalt und alles schwarz, was nicht weiß ist.

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @dodolino:

      Und zum einemillionstenmal, zu BDS gehören Hamas, PFLP und Islamischer Jihad.

      Hier die offizielle Seite von BDS:

      bdsmovement.net/bnc

      Im unteren Drittel steht:

      "The current members of the BNC are:

      Council of National and Islamic Forces in Palestine"

      An erster Stelle also dieser Council:

      en.wikipedia.org/w...and_Islamic_Forces

      Eine illustre und keinesfalls antisemitische Versammlung.

      Wer sich mit BDS einlässt, lässt sich mit Hamas und Konsorten ein. Entweder bewusst oder eben aus Dummheit.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        "Wer sich mit BDS einlässt, lässt sich mit Hamas und Konsorten ein. Entweder bewusst oder eben aus Dummheit"



        Leider eine sehr undifferenzierte schwarz-weiss Sicht der Welt. Nicht mein Ding.



        In unseren Parlamenten, zB, kommt es häufiger zu einem Phänomen, daß 'edle' Parteien ein Gesetz einbringen, und 'unedle' vom L/R-Rand stimmen dem einfach zu. Sollten dann die 'edlen' einfach ihre Meinung ändern, nur um nicht mit den Parias vom linken oder rechten Rand die gleiche Meinung gehabt zu haben???

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @dodolino:

      Im übrigen geht es hier nicht um die Einstufung der BDS-Bewegung, sondern darum, dass ein deutsch-jüdischer Stadtrat WEGEN seiner kritischen EInstellung dem BDS gegenüber von einer Friedenskonferenz ausgeladen wurde, weil er den Veranstalern nicht israelkritisch genug ist. Das sagt eine ganze Menge über die Veranstalter und deren Umgang mit anderen Meinungen, insbesondere, wenn sie proisraelisch sind. Ich stelle fest, dass in Deutschland der Antisemitisms längst kein schleichender Prozess mehr ist, sondern galoppierend zunimmt. Halle hat den in Deutschland lebenden Juden vor Augen geführt, wie wichtig der Staat Israel für sie ist.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @dodolino:

      Würden Sie die AFD genauso differenziert betrachten? Schließlich sind da nicht nur Ultra-Rechte dabei.

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Die AfD ist interessanter weise sehr eindeutig in Ihrer Einschätzung des BDS.... ;-)

      • @06313 (Profil gelöscht):

        ehrlich gesagt: Ja. Aber machen Sie deswegen jetzt bitte keinen Nazi aus mir... Das wäre nämlich wiederum undifferenziert !

  • 0G
    06313 (Profil gelöscht)

    Ich schließe mich der Aussage von Herr Offmann an: "Offman zeigte sich schockiert über den Vorfall: "Dass dies heute möglich ist, hätte ich niemals gedacht. Friedensaktivisten boykottieren nicht nur Israel, sondern auch Juden in Deutschland."

    www.sueddeutsche.d...-offmann-1.4748927

  • Mutig, dass Thomas Rödl sich hier mit dem notorisch bekannten Parteienhopper Offman anlegt. Dass der von "israelbezogenem Antisemitismus" fiebert (was soll das bitteschön sein?), beweist dessen Diskursunfähigkeit. Der Münchner Stadtratswahn wendet sich ja nicht nur gegen BDS, sondern auch gegen die Stolperstein-Aktion von Gunter Demnig.



    Als nächste Offman-Partei tippe ich übrigens auf die AfD.

    • 0G
      08439 (Profil gelöscht)
      @Linksman:

      Schön, dass Sie darauf hinweisen: "israelbezogener Antisemitismus". Nachtigall, ick hör dir janz laut trapsen. :-)

  • Diesen Vorgang kann das Simon Wiesental Center gerne auf seine Antisemitismus Liste setzen. Da gehört er hin.

  • Wenn eine demokratische Mehrheit beschließt 1 und 1 sei 3, dann ist das zwar demokratisch beschlossen, muss aber noch lange nicht richtig sein. Das gleich gilt für den Beschluss des Bundestags zum BDS. Die zitierte Aussage "Für Offman jedoch ist die Ausladung „ganz klar israelbezogener Antisemitismus in Reinstform“." zeigt mir, dass Offmann zu recht ausgeladen wurde. Wer so undifferenziert argumentiert ist dem Frieden nicht förderlich.

    • 0G
      06313 (Profil gelöscht)
      @Reinhard Muth:

      "Wer so undifferenziert argumentiert ist dem Frieden nicht förderlich."

      Wer sich mit anderer Leute Meinungen nicht auseinandersetzen möchte und Redeverbot erteilt, ist wahrlich kein Pazifist, sondern möchte sein Weltbild auf totalitäre Weise zur einzig richtigen Meinung deklarieren.

      • @06313 (Profil gelöscht):

        Herr Offman hat kein Redeverbot, er kann überall seine Meinung kundtun, was er ja auch am laufenden Band tut.



        Fakt ist Herr Offman wurde nicht ausgeladen. Es gab einen Vorschlag der Stadt, dass anstatt OB Reiter Herr Offman das Grußwort übernehmen könnte. Das hat man abgelehnt, da Herr Offman für alles mögliche bekannt ist, aber ganz sicher nicht dafür sich für Frieden im Nahen Osten einzusetzen.



        Dass Offman das als israelbezogenen Antisemitismus bezeichnet zeigt einzig und allein, dass die Ablehnung berechtigt war. Populisten und Friedenskonferenz passen schlicht und einfach nicht zusammen.

    • @Reinhard Muth:

      Umgekehrt wird ein Schuh drauss. Wenn jemand aufgrund seiner kritischen Haltung gegenüber antisemitischen Organisationen die behaupten 1 und 1 sei 5, um bei Ihren Vergleichsschema zu bleiben, ausgeladen wird der zudem noch jüdischen Glaubens ist, dann ist das Antisemitismus!



      Zu unterstellen und auch einen absurden „Vergleich“ zu bemühen, es sei undifferenzierte Argumentation, zeigt gerade damit den Beweis derselben.

      • 0G
        08439 (Profil gelöscht)
        @Pia Mansfeld:

        Sie erschleichen sich den Beweisgrund (petitio principii). Wird immer wieder gern genommen, ist aber durchsichtig.

    • @Reinhard Muth:

      ... und wenn eine Friedenskonferenz einen offiziellen Stadtvertreter nicht dabei haben möchte, weil dieser ein nachvollziehbares Problem mit Antisemitismus hat, entlarvt das höchstens die Organisatoren der Konferenz.

      • @Markus Wendt:

        Wenn eine FRIEDENS-Konferenz einen Mann, der ein Freund der israelischen Kriegspolitik ist, nicht dabeihaben will, ist das nur konsequent.



        Man würde ja auch einen Wolfowitz zurückweisen. Nicht weil er Jude ist, sondern weil er auf Seiten der Kriegstreiber ist.

        • 0G
          06313 (Profil gelöscht)
          @albert992:

          Haben Sie irgendwelche handfesten Beweise dafür, dass Marian O. "ein Freund der israelischen Kriegspolitik ist"? Oder reicht es schon, pro-israelisch bzw. für die Existenz des jüdischen Staates Israels zu sein, dass man dann als "Freund der israelischen Kriegspolitik" verrufen wird?