trans Mädchen fast totgeprügelt: Auf dem Friedhof zurückgelassen
Drei Kinder sollen ein trans Mädchen so schwer verletzt haben, dass sie in Lebensgefahr schwebte. Das Motiv soll Transfeindlichkeit gewesen sein.
Nach Erkenntnissen von RTL und queer.de handelte es sich bei dem Motiv für die Tat um Transfeindlichkeit. Bei ihrer Geburt war dem Mädchen namens Jess das männliche Geschlecht zugeordnet worden. Dies entsprach allerdings nicht dem Geschlecht, zu dem sich das Mädchen zugehörig fühlte. RTL berichtete, dass die drei Jungen die Transidentität des Mädchens nicht akzeptieren wollten.
Mari Günther vom Bundesverband Trans* e. V. erklärt, dass ein solches Bedrohungsszenario für viele trans Jugendlichen keine Seltenheit sei. „Es gehört für trans Jugendliche zum Alltag, so eine Situation zu befürchten“, so die Sprecherin. „Daher muss jetzt endlich der Diskriminierungsschutz aktiv werden und die Pathologisierung ein Ende finden.“
Laut Günther trage die Pathologisierung von trans Identität, also die Fehlannahme, dass das transgeschlechtliche Leben eine psychische Erkrankung sei, zur Diskriminierung bei. „Es befeuert viele gesellschaftliche Reflexe. Nämlich, dass man trans Personen nicht ernst nehmen müsste, dass man sie ausstoßen könnte.“
Bildungsarbeit in der Kita und Schule notwendig
Ferner gäbe es weitere Fehlannehmen wie die einer sozialen Infektion, was impliziert, dass Transgeschlechtigkeit übertragbar, also „ansteckend“ wäre. Aus Angst vor einer solchen „Ansteckung“ werden trans Menschen bedroht.
Um trans Leben besser zu schützen, sei daher Aufklärung und Einbindung dieser Thematik in der Bildung sehr wichtig. Das Thema müsse im Schulunterricht vorkommen und Jugendlichen so nähergebracht werden. Denn laut Günther gehe es nicht nur um Inhalte. „Es geht auch um Haltung. Also dass man das Thema der geschlechtlichen Vielfalt nicht nur in der Sexualkunde aufgreift, sondern dass auch das Lehrpersonal ihre eigene Einstellung und Haltung reflektiert.“
Der Zustand des verletzten Mädchens hat sich nach Abgaben von queer.de wieder stabilisiert. Zuvor sei sie mehrere Tage im Koma gewesen. Mittlerweile äußerte sie sich selbst zu dem Fall und forderte Gerechtigkeit und Akzeptanz. Sie wünsche sich, dass „die Leute draußen auch verstehen, was ich sein möchte.“
Derweil wird es nicht zu einer Verurteilung der 12- bis 13-jährigen Tatverdächtigen kommen. Die Staatsanwaltschaft Bochum leitete ein Ermittlungsverfahren wegen versuchten Totschlags ein, die Jungen sind jedoch nicht strafmündig. Sie sollen mittlerweile getrennt in einer geschlossenen Psychiatrie untergebracht sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“