ZDF buhlt um Anzeigenkunden: Werbung für Werbung
Ds ZDF wirbt im aktuellen „Manager Magazin“ um Autohersteller. Dabei geht es auch um die Fußball-WM in Katar. Allein: Es bleibt absurd.
W as ist ein „Werbeinsel-Marktführer bei Autobesitzern“? Sylt? Das ZDF? Ein unmoralisches Angebot?
Hätten Sie’s gewusst? Wir wären nie drauf gekommen, aber Antwort zwei und drei sind richtig. Mit „Werbeinsel-Marktführer bei Autobesitzern“ wirbt das ZDF im aktuellen Manager Magazin völlig ungegendert um Werbung. Schließlich dürfen ZDF und ARD in Deutschland mit ran an den Werbekuchen, wenn auch nur für drei Stündchen am Tag von 17 bis 20 Uhr. Dank der Zeitverschiebung laufen ab November genau da die Live-Übertragungen diverser Spiele der FIFA Fußball-WM Katar 2022™. Nun ist die FIFA Fußball-WM Katar 2022™ noch wegen ganz anderer Sachen reichlich umstritten. Mit „Zwangsarbeit, Diskriminierung, Pressezensur“ hat Amnesty International das vergangenes Wochenende in Berlin noch mal auf den Punkt gebracht.
„Was ist denn das für ’ne Shitlist statt Hitlist“, fragt die Mitbewohnerin. „ZDF macht Werbung für Werbung, Werbung für Katar und dann noch Werbung für Autos.“ Das ist konträr zur modernen klimabewussten Welt und zeugt von keinem grünen Daumen. Auch wenn 59 Menschen vom ZDF dieses Jahr beim Stadtradeln mitgemacht haben.
Es bleibt absurd. Die Öffentlich-Rechtlichen und immer häufiger auch die privaten Sender zahlen Millionen für WM-Übertragungsrechte. Damit machen sie Fifa wie Ausrichter noch ein bisschen reicher. Und akzeptieren gleichzeitig massive Einschränkungen. So ist es bei der FIFA Fußball-WM Katar 2022™ verboten, Katarer in ihren privaten Räumen aufzunehmen oder Unterkünfte von Gastarbeitern zu zeigen. Die Öffentlich-Rechtlichen bestätigen, das für eine Drehgenehmigung in Katar „bestimmte Auflagen“ zwingend eingehalten werden müssen. Dann folgen lange Erklärungen, die sich spöttisch mit „Das ist aber keine Zensur, sondern in China genauso“ zusammenfassen lassen.
Was haben sie sich in Mainz denn dabei gedacht? Zumal sich in der Anzeige der ZDF-Werbetochter die ZDF-Sportgesichter Kathrin Müller-Hohenstein und Béla Réthy gemeinsam mit einem Herrn Mühlhäuser vom Reifenhersteller Bridgestone in der Manager-Magazin-Anzeige pseudomäßig in die Kurve legen. Claudia Neumann wedelt derweil voll redaktionell unabhängig mit der Zielfahne, um Autowerbung anzulocken. Damit für das ZDF wenigstens ein bisschen der Beitragskohle, die der Fifa und den Scheichs in den Arsch geschoben wird, wieder reinkommt. Minus der 37.200 Euro brutto versteht sich, die so eine Anzeige im Manager Magazin kostet. Das Magazin ist ja schließlich die Werbeinsel von denen, die Deutschlands Wirtschaft besitzen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“