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ZDF-Meteorologe über Extremwetter„Die Natur ist radikal“

Dürre und Starkregen werden zur Normalität, sagt ZDF-Meteorologe und Klimaerklärer Özden Terli. Die Menschen müssten sich an die steigende Hitze anpassen.

Hat akuten Wassermangel: das ausgetrocknete Panketal bei Berlin Foto: Florian Boillot
Michael Schlegel
Interview von Michael Schlegel

taz: Herr Terli, wenn die Hitze so viel Wasser verdunstet und alles austrocknet, dann müsste es doch auch mehr regnen? Irgendwo müsste das Wasser doch wieder runterkommen?

Özden Terli: Das Wasser bleibt im System, es verschwindet nicht. Aber es regnet woanders ab. Das liegt auch am Klimawandel. Zirkulationssysteme, die sogenannten Jetstreams, verändern sich und Hochs verstärken sich. Wenn das Wasser woanders ist und nicht bei uns, dann haben wir ein Problem. Und andere haben vielleicht das Problem, dass sie zu viel Wasser haben.

Bild: ZDF
Im Interview: Özden Terli

51, ist Meteorologe und Wetter-Moderator beim ZDF. Er thematisiert in seiner Wetterpräsentation häufig den anthropogenen Klimawandel und dessen Folgen.

Starkregen wie im vergangenen Jahr in der Eifel und in anderen Teilen Westdeutschlands wird also gleichzeitig auch wahrscheinlicher?

Ja, Luft kann deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen, je wärmer sie ist. Diese Feuchtigkeit ist im Prinzip Treibstoff für Gewitter. Wenn Hitze und Feuchtigkeit zusammenkommen, dann knallt es ordentlich. Es entstehen Gewitter und ein Starkregen, der in einem Rutsch herunterkommt. Insbesondere, wenn es vorher eine Dürresituation gab, führt das zu Überflutungen. Die Böden sind dann nämlich komplett verhärtet und weniger aufnahmefähig. Das kann von Jahr zu Jahr variieren: Mal haben wir es mit solchen Tiefs zu tun, dann haben wir wieder so krasse Dürreperioden wie jetzt. Anhaltender Regen hingegen, wie er früher bei Westwind oft vorkam, ist heute nicht mehr so häufig.

Der Pegel des Rheins ist immer noch an mehreren Stellen auf einem Tiefstand. Erledigt sich das wieder?

Dafür müsste es erst mal wieder entsprechend viel regnen. Ich denke aber schon, dass der niedrige Pegel kein Dauerzustand ist. Normalerweise müssten uns wieder mehr Tiefs erreichen, die Regen mitführen. Aber das ist keine Garantie. Wir haben im letzten Winter gesehen, dass sich starke Hochs aufbauen können, mit denen Luft aus nordwestlichen Richtungen kommt. Dann kann es auch im Winter durchaus ziemlich trocken sein.

Das heißt, die Erholung von der Dürre könnte schwierig werden?

Es ist nicht zu erwarten, dass es in den nächsten Wochen und Monaten in dem Ausmaß regnen wird, wie es früher normalerweise geregnet hat. Letzte Woche hat es zwar an vielen Orten in Deutschland gewittert. Aber geändert hat der Regen an der Dürre nur wenig und nur lokal etwas. In den tieferen Schichten fehlt das Wasser trotzdem. Wir haben seit 2018 eine ziemlich üble Situation in den tiefen Bodenschichten. Und die nächste Hitze steht schon wieder an. Dieser Sommer könnte der heißeste seit Beginn der Aufzeichnungen werden.

Glauben Sie, dass wir in Deutschland Wasser sparen müssen?

Wassersparen ist die eine Sache. Wir müssen uns an mehr Hitze anpassen, und zwar nicht nur, aber auch in Hinblick auf den Wasserhaushalt. Die Städte müssen zum Beispiel atmen können und sollten weniger versiegelt sein, damit Wasser besser absickert. Aber ich denke, Wasser wird irgendwann sogar rationiert werden müssen. In Deutschland durfte man schon teilweise seinen Rasen nicht mehr sprengen. Und sobald kein Wasser mehr da ist, wird es eben ganz abgestellt. Wenn die Natur vorgibt, dass es kein Wasser mehr gibt, dann gibt es kein Wasser mehr. Da kann man sich auf die Hinterbeine stellen und schreien: ‚Das ist meine Freiheit. Ich benutze so viel Wasser, wie ich will und ich dusche so viel, wie ich will.‘ Aber die Natur ist radikal.

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18 Kommentare

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  • Passend zum Thema gibt es ein heiteres, obwohl inhaltlich deprimierendes Lied: youtu.be/hoQRSwboLL8

  • 1G
    17900 (Profil gelöscht)

    Wir müssen endlich in die Puschen kommen. Große Regenwasserauffangbecken sind notwendig. Mit dem Wasser können Felder bewässert wereden und auch der Wald.



    Ein System, wie man mit wenig Wasser trotzdem Landwirtschaft betreiben kann, ist in den arabischen Staaten zu sehen.



    Nicht nur jammern, machen!

    • @17900 (Profil gelöscht):

      oh man, super Idee alles zu bewässern und die Energiekosten weiter steigen zu lassen, was dazu führt, dass alles teurer wird.Wir können doch nicht immer mehr zahlen nur weil Unternehmen es verpasst haben, rechtzeitig den Co2 Ausstoß zu senken. Für die meisten Unternehmen heißt Nachhaltigkeit, dass sie ein paar Bäume pflanzen, aber an anderer Stelle noch mehr natur zerstören. Was die arabischen Staaten betreiben ist der Wahnsinn und meist wird das Wasser in Entsalzungsanlagen produziert, die wahrscheinlich nicht Co2 neutral betrieben werden.

    • @17900 (Profil gelöscht):

      "Aber ich denke, Wasser wird irgendwann sogar rationiert werden müssen."

      Hr. Terli wird wohl hoffentlich wissen, dass die Erdoberfläche unter anderem auch durch die Verdunstungskälte von Wasser (~ 0,68KWh/L) gekühlt wird und was die zunehmende Abwesenheit von Wasser im Boden und an der Oberfläche für die Land-Temperaturen bedeutet.

      Rationierung & Recycling ist das eine - Wasserrückhalt in Regenzeiten das andere. Wenn wir ganz clever wären, würden wir sogar feststellen können, dass die extremen Rekordtemperaturen im Sommer nicht nur durch zuviel CO²-Emissionen verursacht sind - sondern oft in erster Linie durch ein Zuwenig an H²O-Emissionen (Verdunstung).

      Ein global verbessertes Wassermanagement muß sinkende Grundwasserpegel und steigende Meeresspiegel ausgleichen, um damit die Erde zu kühlen.

      climateprotectionh...are.wordpress.com/

      • @Matthias Schürle:

        Ich mag deinen Namen hier nicht.....aber inhaltlich sind wir hier auf einer Linie!

    • @17900 (Profil gelöscht):

      Es geht sogar noch eine Nummer kleiner. Regentonnen & Zisternen sollten für jeden Gebäudebesitzer zur Pflicht werden. Bei Wasserpreisen von ~ € 2,50 ist das sogar eine lohnende Investition, wenn es dann im Garten oder Waschmaschine genutzt wird. Entsprechende Volumen können dann die Grundwasserpegel entlasten.



      Kommunale Bauordnungen (wie der Rest der Politik) sind aber leider meist nur so intelligent wie die Gemeinderät*innen oder Politiker*innen, die sie ausarbeiten - deshalb sehe ich für ein ev. zukünftig verbessertes Wassermanagement u.v.a.m. --- kohlrabenschwarz.

      Dabei könnte ein verbessertes Wassermanagement & Wasserkühlung sogar die Erdtemperatur und Meeresspiegel absenken.

      climate-protecion-...ware.webnode.page/

  • Ich habe in Asien, innerhalb von 15 Jahren, Klimakatastrophe live miterlebt.



    Mehr Hitze Richtung 45°C Spitzen, weniger Regen, niedrigeres Grundwasser, kleinere Flüsse-Seen.



    Das heißt aber nicht das wir nichts tun können.



    Das Gegenteil, wir MÜSSEN sehr viel tun um das Schlimmste abzufedern und dann über Zeit die Natur/ MutterErde zu reparieren.



    Alle natürlichen und technischen Möglichkeiten sind schon vorhanden.

  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    Der oberflächliche Abfluss des Regenwassers wird sehr stark auch durch die Bodenverdichtung auf Freiflächen (Land- und Forstwirtschaft) infolge von "Kulturmaßnahmen" befördet, was die Wahrscheinlichkeit für und den Grad von Dürre erhöht.

  • wir -die baby boomer des letzten jahrhunderts- ...

    haben es verkackt.



    jetzt kommt die quittung.

  • www.umweltbundesam...ekte-wassernutzung

    Nach dieser Übersicht geht das meiste Wasser im Haushalt in die "Körperpflege". Eine andere (die ich nicht mehr finde) sah die Klospülung ganz vorn.

    Es ist ob unserer genialer Ver- und Entsorgungsstruktur aufbereitetes Trinkwasser mit dem wir Pipi und Kacke verdünnt auf Reise schicken!

    Vielleicht mal reformieren um eine enkeltaugliche Versorgungsstruktur aufzubauen und Kreisläufe zu schliessen?

    Hier ein Beispiel von schwedischen Kolleginnen:



    sverigesradio.se/a...noarer-for-kvinnor

    • @Heiner Petersen:

      hmm leider wird bei solchen Wassernutzungsuntersuchungen, weniger auf die Unternehmen geschaut, die teilweise viel mehr Wasser vebrauchen und auch dürfen

    • @Heiner Petersen:

      Soweit weg müssen wir gar nicht:



      goldeimer.de/

      • @MahNaMahNa:

        Nutze sogar deren Klopapier ;-)

  • Ich sehe auch, dass wir Normalos irgendwann nicht mehr duschen dürfen während z.B. die Stahlindustrie (-> systemrelevant) weiter Millionen Tonnen Wasser verbrauchen darf (Herstellung einer 1t Stahl kostet ca. 200.000l Wsser).

    Damit die SUVs weiter rollen.

  • Mit Sicherheit werden schon Regenauffangbecken geplant. Unterirdische Zisternen, die Möglichkeiten sind enorm. Das sollte nur schnellstmöglich (innerhalb von fünf Jahren) durchgesetzt werden. Aber das wird das Problrm sein.

  • Wenn ich das schon wieder lese:



    Dürre und Starkregen werden zur Normalität

    Hier wird der Bürger schon auf eine pervers anmutende Art auf eine Normalität eingeschworen, die keine sein sollte. NEIN sage ich, das darf keine Normalität werden! Es gilt jetzt radikal und ohne Rücksicht auf Shareholdervalue den Klimawandel unter Kontrolle zu bringen und wenn Menschen möglich um zu kehren. Was nutzt Energie wenn die Menschen verdursten?



    Seit den 1970er Jahren wird auf den Klimawandel hingewiesen von Wissenschaftlern, statt Wechsel und Vorsicht galt "weiter so und noch weiter, höher, lauter und in die eigene Tasche".

    • @Ein Mitdenker:

      Normalität ist aber nicht, was wir uns wünschen, sondern das, was am häufigsten passiert.

      Und auch wenn wir alle schon seit 40 Jahren zu dem Thema auf der Straße demonstrieren, so haben in unserer "Demokratie" doch weiter Gier und Dummheit (aka die Konzerne) das Sagen. Ergo wird sich auch nichts ändern.

      Nebenbei bemerkt ist das jetzt nur der erste Anstieg der Kurve der Auswirkungen. Selbst ein sofortiger Stopp würde erstmal nichts am weiteren Anstieg ändern. Und das ist leider "normal" wie es Gier und Dummheit halt bei den Menschen sind.

    • @Ein Mitdenker:

      Ja aber es ist bereits Normalität selbst wenn wir jetzt aufhören mit den Treibhausgasen. Der Effekt ist jetzt schon da. Selbst wenn wir jetzt radikale Forderungen umsetzen und in 5 Jahren alle Staaten klimaneutral sind müssen wir mit. Folgen rechnen. Der Punkt ohne große Folgen ist verstrichen.