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Wohnen und BürgergeldZur Not auf den Campingplatz

Bundeskanzler Merz findet, die Jobcenter zahlen vielerorts zu hohe Wohnkosten. Wie sieht die Wirklichkeit aus?

Ohne Mietpreisbremse: Selbst Wohnwagen können Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen nicht vor Mietwucher schützen Foto: Irina Drazowa-Fischer/imago

Berlin taz | Die Mutter zweier Kinder in Hannover hatte schon genug Probleme, als sich ihr Ehemann nach Kolumbien absetzte. Die Familie bezog Bürgergeld und hatte bis dato eine normale Wohnung. Doch jetzt, mit nur einem Drei-Personen-Haushalt, war die Wohnung zu teuer – um monatlich etwa 500 Euro überstieg sie die Mietobergrenze des Jobcenters in Hannover. Monatlich fehlten der nun Alleinerziehenden 500 Euro für die Miete. Inzwischen hat sie die Kündigung für ihre Wohnung erhalten und weiß nicht, wohin.

„So etwas kommt oft vor“, sagt Nana Steinke, Sozialrechtsanwältin in Laatzen bei Hannover, die von diesem Fall berichtet. Die Mutter musste wegen der Wohnungssuche ihre Ausbildung zur Physiotherapeutin unterbrechen. Eine Weile hatte sie sich von Bekannten jeden Monat Geld geliehen, um die Miete zu bezahlen, doch das ließ sich nicht lange durchhalten.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) könnte sich über solche Fälle informieren lassen. Jeder achte Haushalt im Bürgergeldbezug bekam im Jahr 2023 nicht die tatsächlichen Ausgaben für Unterkunft und Heizung vom Jobcenter erstattet, ergab eine Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linken im August vergangenen Jahres. Im Schnitt fehlten diesen betroffenen Haushalten im Monat 103 Euro für die Miete, die sie zum Beispiel dann aus dem Regelsatz bezahlen mussten, der eigentlich für den Lebensunterhalt gedacht ist.

Doch Merz machte kürzlich im Sommerinterview in der ARD eine andere Rechnung auf. Zurückgelehnt, die Beine übergeschlagen, sprach er über Fälle, in denen das Jobcenter sehr hohe Mieten übernehme. „Sie haben in den Großstädten heute teilweise bis zu 20 Euro pro Quadratmeter, die Sie vom Sozialamt oder von der Bundesagentur bekommen für Miete, und wenn Sie das mal hochrechnen, dann sind das bei 100 Quadratmetern schon 2.000 Euro im Monat“, sagte der Bundeskanzler.

13 Milliarden Euro für Mietkosten

Im Haushalt 2025 werden 52 Milliarden Euro für die Grundsicherung für Arbeitsuchende veranschlagt. 13 Milliarden davon sind für die Kosten der Unterkunft und Heizung von Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen vorgesehen. Genau da will Merz nun kürzen. Denkbar für ihn ist „eine Deckelung der Mietkosten“, eine Überprüfung der Wohnungsgröße oder Wohnkostenpauschalen für Bürgergeldempfänger:innen.

Doch die Sachlage ist vielschichtig. Die Mietzahlungen der Jobcenter richten sich nach Haushaltsgröße und nach Region. Die hohen Kosten ergeben sich durch die drohende Obdachlosigkeit in den Metropolen und nicht durch luxuriöses Wohnen. Laut der Statistik der Bundesagentur für Arbeit vom März 2025 zahlen die Jobcenter für eine alleinstehende Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in im Bundesdurchschnitt 475 Euro an monatlichen Unterkunftskosten, inklusive Betriebs- und Heizkosten.

Dieser Betrag liegt im Schnitt noch um 15 Euro unter den tatsächlichen monatlichen Kosten der Wohnung. Für manche Emp­fän­ge­r:in­nen bleibt also ein Rest aus dem Regelsatz zu zahlen. Für einen fünfköpfigen Haushalt übernimmt das Jobcenter im Bundesdurchschnitt 995 Euro an Unterkunftskosten. Mit diesen Zahlen lässt sich keine Hetze gegen Bürgergeldempfänger betreiben.

Anders sehen die Zahlen in den Metropolen aus. In der Stadt München beispielsweise weist die Statistik der Bundesagentur für März 2025 für einen fünfköpfigen Haushalt durchschnittliche vom Jobcenter bezahlte Unterkunftskosten von 1.364 Euro im Monat aus, inklusive Betriebskosten und Heizung. Die Mietobergrenze der Jobcenter für eine so große Familie liegt bei 1.900 Euro bruttokalt. Das ist ein Wert, der in Talkshows für Neiddebatten sorgen könnte.

Dabei werden in München grundsätzlich auch nur die Kosten übernommen, die als angemessen gelten, erklärt Frank Boos, Sprecher aus dem Sozialreferat München, gegenüber der taz. Doch der „angespannte Wohnungsmarkt und die hohen Mieten spiegeln sich natürlich auch hier wider“. Zu einem weiteren Anstieg bei Unterkunftskosten führe auch die 2023 eingeführte „Karenzzeit“.

Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r*in­nen bekommen im ersten Jahr des Hilfebezugs die Mietkosten in voller Höhe anerkannt. Die Idee dahinter ist, dass sich Betroffene zunächst auf die Arbeitssuche konzentrieren können und nicht Job, Wohnung und ihr vertrautes Umfeld gleichzeitig verlieren. Diese Regelung führe dazu, sagt Boos, dass Mieten übernommen werden „die jeden Mietspiegel und jede Mietobergrenze weit übersteigen“. Genau diese Regelung möchte Schwarz-Rot nun auch wieder ändern. „Dort, wo unverhältnismäßig hohe Kosten für die Unterkunft vorliegen, entfällt die Karenzzeit“, heißt es im Koalitionsvertrag.

Bezahlbarer Wohnraum fehlt

Doch der Kern des Problems – das Fehlen von bezahlbarem Wohnraum – wird damit nicht berührt. Die Suche nach einer günstigeren Wohnung sei in München „häufig aussichtslos“ oder könne zumindest lange dauern, sagt Boos. Die Stadt München fordert deshalb schon seit Jahren von der Bundesregierung, das Mietrecht strenger zu regulieren, unter anderem durch eine Nachschärfung der Mietpreisbremse.

Pikant ist: Derzeit wird staatlich gar nicht überprüft, ob die von Ver­mie­te­r:in­nen aufgerufenen Mieten für Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen überhaupt gesetzlich legitim sind. Die Stadt habe keine Befugnisse, „in ein privatrechtliches Vertragsverhältnis einzugreifen“, erklärt Boos. Es existiere „kein Wohnungsaufsichtsgesetz, mit dem Missstände behördlich unterbunden werden könnten.“ Sprich: Im Fall von überteuerten Mieten müssten die Betroffenen selbst den Weg über die Zivilgerichte gehen.

Die Jobcenter und Sozialämter stellt die aktuelle Lage vor ein Di­lem­ma: Denn ­die Alternative, So­zi­al­leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen in die Obdachlosigkeit zu schicken und dann womöglich in Heimen unterbringen zu müssen, ist nicht nur moralisch verwerflich, sondern meist noch viel teurer.

Hetze in den Medien

Laut eines Infoblatts des Sozialreferats in München über die Unterbringung in Wohnungslosenheimen oder auch einer einschlägigen Gebührenordnung in Berlin werden pro Person und „Bettplatz“ für eine Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften im Monat um die 750 Euro oder mehr an Unterkunftskosten fällig. In einem fünfköpfigen Haushalt summiert sich das auf über 3.500 Euro im Monat an Unterkunftskosten.

Das ist Anlass für Hetze in den Medien, obwohl die Betroffenen nicht mal ein eigenes Zimmer haben. Manche privaten Heimbetreiber verlangen noch höhere Tagessätze von der öffentlichen Hand und machen dadurch mit der Wohnungsnot ein großes Geschäft.

Betroffenenverbände fordern nun, die Mietobergrenzen der Jobcenter zu erhöhen. Dies würde den Leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen Erleichterung verschaffen. Allerdings nutzen die Wohnungsunternehmen die Mietobergrenzen der Jobcenter auch aus, beklagt das Pestel-Institut in Hannover schon seit Längerem. 2024 stellte das Institut eine Studie vor, die sich genau mit den steigenden Staatsausgaben für Wohngeld und Kosten der Unterkunft befasste – und führte das auf den Mangel an Sozial­wohnungen zurück.

„Der Staat ist erpressbar“, weil er überteuerte Mieten in Kauf nehmen müsse, erklärte der Leiter des Instituts, Matthias Günther, damals. Er plädiert deshalb für ein Sondervermögen für den Sozialen Wohnungsbau. Der deutsche Mieterbund geht davon aus, dass 11 Millionen Mieterhaushalte Anspruch auf eine Sozialwohnung haben – es existierten 2024 aber nur noch etwa 1,05 Millionen Sozialwohnungen.

Unregulierter Wohnungsmarkt

Die Jobcenter verschicken derweil zu Tausenden Kostensenkungsaufforderungen an ihre Klient:innen, wenn die Mieten die Obergrenzen übersteigen oder auch die einjährige Karenzzeit vorbei ist, in der das Jobcenter höhere Wohnkosten übernimmt.

Davon weiß auch Helena Steinhaus vom Verein Sanktionsfrei zu berichten, der Menschen im Bürgergeldbezug unterstützt. „Die Leute haben große Angst, ihre Wohnung zu verlieren“, sagt sie der taz. Oft werde ein Kostensenkungsverfahren eingeleitet, wenn sich die Wohnsituation von Menschen verändere. „Zum Beispiel wenn ein Kind auszieht oder wenn der Partner verstirbt.“

In der Folge gilt die bewohnte Wohnung dann nicht mehr als angemessen. Merz suggeriere, dass Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen in Luxuswohnungen lebten, die sich eine Arbeiterfamilie nicht leisten könne, sagt Steinhaus. Der Kanzler befeuere damit „den Konkurrenzkampf zwischen Arm und Ärmer“. Dabei seien das eigentliche Problem geringe Löhne und ein unregulierter Wohnungsmarkt, „der vielen Unsicherheit und nur wenigen Profit bringt“.

Nur wenn Bür­ger­geld­emp­fän­ge­r:in­nen umfangreich nachweisen, dass sie sich erfolglos in einem engen Wohnungsmarkt um eine Wohnalternative bemüht haben, darf ihnen das Jobcenter die Leistung für die Unterkunft nach der Karenzzeit nicht kürzen. Ein Urteil des Bundessozialgerichtes aus dem Jahre 2006 hatte bereits festgestellt, dass bei der Festlegung von „angemessenen Wohnkosten“ von den Behörden auch ermittelt werden müsse, ob in der Gegend überhaupt als Alternative günstige „Wohnungen mit einfachem Ausstattungsniveau konkret zur Verfügung stehen“ (Az B 7b AS 18/06 R).

Defizit aus dem Regelsatz zahlen

„Die Leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen müssen allerdings nachweisen, dass sie sich beständig und ausreichend um eine günstigere Wohnung kümmern, aber diese nicht finden“, sagt Moritz Duncker, Vorsitzender der Jobcenter-Personalräte, zur taz. Erst bei diesem umfangreichen und beständigen Nachweis zahlt das Jobcenter auch Unterkunftskosten, die über den Obergrenzen liegen. Wer sich den Stress nicht antun kann und will, zahlt das Defizit dann eben aus dem Regelsatz oder aus anderen Einkommensquellen.

Steinke hat eine Mandantin aus Dortmund mit einer Wohnung, deren Miete über der Angemessenheitsgrenze des Jobcenters liegt. Sie müsse eine „sehr, sehr lange Liste mit Wohnungssuchbemühungen nachweisen, steht bei allen Vermietern auf der Warteliste“, erzählt die Anwältin. Die Frau bekommt auch weiterhin ihre um etwa 220 Euro „zu teure“ Miete vom Jobcenter bezahlt. Allerdings: Einen Vollzeitjob kann die Frau nicht mehr suchen. „Sie ist mit Wohnungssuche und Teilzeitjob voll ausgelastet“ sagt Steinke.

Die Anwältin beobachtet auf dem Wohnungsmarkt für So­zi­al­leis­tungs­emp­fän­ge­r:in­nen inzwischen „Parallelstrukturen“ zum Mietmarkt, berichtet sie. Menschen bildeten Wohngemeinschaften oder suchten sich andere Alternativen. Eine Leistungsempfängerin aus Celle habe sich nach dem Kampf mit dem Jobcenter entschlossen, „in ein Wohnmobil auf dem Campingplatz zu ziehen“, schildert die Anwältin. Doch auch der Mietpreis für die luftige Unterbringung liegt nur 10 Euro unter der Obergrenze des Jobcenters.

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45 Kommentare

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  • „Sie haben in den Großstädten heute teilweise bis zu 20 Euro pro Quadratmeter, die Sie vom Sozialamt oder von der Bundesagentur bekommen für Miete, und wenn Sie das mal hochrechnen, dann sind das bei 100 Quadratmetern schon 2.000 Euro im Monat“

    Unglaublich, der Typ!



    Lässt man die erbärmliche Realität mal hinter sicher, ergeben sich ganz andere Perspektiven.

  • taz: *Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) könnte sich über solche Fälle informieren lassen.*

    Natürlich wäre das gut, denn wenn Friedrich Merz richtig informiert ist, dann wird er die 'soziale Schieflage' in Deutschland bestimmt sofort beenden.

    Der Mann war jahrelang bei dem größten Vermögensverwalter der Welt (BlackRock), hat 20 Millionen Euro auf seinem Konto, möchte der klimaschädlichen Industrie und den Aktionären noch mehr helfen und fliegt gerne mit seinem Privatflugzeug durch die Gegend.

    Die Merz-Union kümmert sich nur um die Reichen und Mächtigen. Und damit das nicht sofort den kleinen Bürgern ins Auge springt, werden jetzt ständig Bürgergeldempfänger als "geldfressende Schmarotzer" hingestellt. Hat jemand etwas anderes von der "christlichen" Union erwartet, besonders jetzt, wo die CDU von einem ehemaligen BlackRock-Lobbyisten geleitet wird?

    • @Ricky-13:

      Nein, kein denkender Mensch hat was anderes erwartet. Wer einen Lobbyisten und Multimillionär zum Kanzler wählt, bekommt einen Lobbyisten und Multimillionär!



      Wir sollten uns nicht auseinanderdividieren und gegeneinander aufhetzen lassen!

  • Die Problematik der steigenden Mieten wird doch schon lange durch das Umziehenmüssen der Bürgergeldempfänger auch noch befeuert. Jede Wohnung, aus der jemand wegen zu viel Platz in eine kleinere umziehen muss (selbst, wenn die genauso viel oder mehr kostet), wird danach teurer wieder vermietet. Man schafft sich also seinen eigenen Teufelskreis selbst...

  • Der Staat bzw. die Politik hat sich selbst in diese Lage gebracht.



    Das Kernproblem ist, dass Bauen schlicht zu teuer geworden ist.



    Überbordende, nervende Bürokratie und kostentreibende Auflagen nach immer neuen „Goldstandards“ verhindern Häusle- und Wohnungsbau.

    Ich oute mich: ich bin durchaus nicht unvermögender Besserverdiener. Selbst ich habe vom Hausbau abgesehen und lieber gebraucht gekauft, um den Kontakt mit Behörden auf das mögliche Minimum zu reduzieren, obwohl ich die Auflagen durchaus wirtschaftlich hätte stemmen können.



    Vielen geht es so. Dadurch werden auch weniger „Häusle“ gebaut und damit weniger Mietwohnungen frei. Nur mal so als Beispiel.

    An was es mangelt, das ist teuer. Der Mangel jedoch ist durch die Politik selbst herbeigeführt. Unsere. Nicht Putins, nicht Trumps.

    • @Hungerboomer:

      Ein großes Problem ist in einigen Gebieten der Leerstand bei "Vermietern" die man nicht findet.



      Viele Wohnungen verrotten einfach vor sich hin. Die Kommunen müssen hilflos zusehen weil sie selber den Vermieter nicht auf spüren können.



      Die Eigentumsverhältnisse sind so verschachtelt das man keine Ansprechpartner hat.



      Ich spreche da aus eigener Erfahrung, nicht immer ist die Politik schuld.



      Mangel wird auch durch unseriöse Vermieter verursacht.

      • @Captain Hornblower:

        Ja, auch das ist ein Teil der Wahrheit, leider.

        Allerdings sollte man auch hier differenzieren: Leerstände, mit denen im großen Stil auf Maximalgewinne spekuliert werden, sind asozial.

        Allerdings gibt es auch eine große Zahl potentieller Vermieter, die ihre Objekte lieber leerstehen lassen, als zu vermieten. In seinen Rechten sind Vermieter ohnehin sehr stark beschnitten. Bei Wohnungskonzernen ist dies angezeigt, sicher. Bei der großen Zahl kleiner und kleinster Vermieter, die z.B. ihre Einliegerwohnung vermieten würden, sieht das anders aus. Ein Mietnomade, den man einfach nicht raus bekommt, und die Existenz ist futsch. Die andere Seite der Medaille. Ich kenne mehrere dieser Fälle persönlich.

        Das ganze Thema wird von allen Seiten seit Jahrzehnten viel zu ideologisiert und pauschal angegangen.

    • @Hungerboomer:

      Sie führen zuviel Bürokratie als einen der Gründe für zu wenig Baumaßnahmen an. Nun dient " die Bürokratie " uns allen aber auch vorallem zum Schutz, z. B. In Bezug auf Neubauten gilt es auch, die Natur, bestehende Siedlungen, gewachsene Struckturen zu erhalten, bei Baumaterial keine Gesundheitsschädigende Materialien zu verwenden usw. Auch braucht es " die Bürokratie " um Spekulanten und Investoren zur Einhaltung gewisser Auflagen und Gesetze anzuhalten. Nicht alles an unserer Bürokratie ist pauschal zu verurteilen. Wir müssen immer genau schauen, was und wem dient letztendlich die Bürokratie [ nicht nur auf den Bausektor bezogen ]. Unsere Regierung meint viele Bürger mit der Aussage " weniger Bürokratie " täuschen zu können, oftmals geht es aber nur darum wieder mehr Freiraum für Industrie, Wirtschaft & Kapital zu schaffen. Nicht unbedingt zum Wohl der Verbraucher.

      • @Alex_der_Wunderer:

        „Bürokratieabbau“ wird in D bestenfalls praktiziert, indem man diese so „optimiert“, dass es durch „Digitalisierung“ möglich wird, noch mehr Bürokratie in noch kürzerer Zeit zu bewältigen. Insofern brauchen Sie keine Befürchtungen von zu viel „Freiraum“ zu hegen. Nicht in D, nicht in der EU.

        Was Sie beschreiben, ist die Crux mit der alles erstickenden Bürokratie: man findet immer Gründe, warum jede einzelne Vorschrift, jedes Verbot, jeder Überwachungs- und Berichtsprozess dann doch unverzichtbar sein soll.

        Und was die ganzen, im Einzelnen sicher immer trefflich begründbaren „Goldstandards“ betrifft: die sind alle toll! Wenn man sie sich leisten kann. Was auf viele eben nicht zutrifft, die auch wohnen, leben, Auto fahren, heizen und was sonst noch wollen, leider nicht zutrifft.



        Die Differenz soll „der Staat“ dann leisten. Also de facto wieder die abhängig arbeitende Bevölkerung.



        Erkennen Sie den sozialen Sprengstoff?

        Staat muss nicht alles strikt und nach oft ideologisch geprägten Goldstandards regeln. Das lässt nämlich am Ende der Entwicklung keinen Raum mehr für normale Menschen in normalen Lebensumständen, die sich das alles nicht mehr leisten können.

  • Wann versteht unser Herr Merz endlich, nicht die Bürgergeldempfänger verursachen die hohen Mieten, auch nicht die Mieter ohne soziale Leistungen, sondern die Verursacher sind einige Vermieter ohne Maß.

  • Das Problem ist ja oft, dass die 90m2 - Wohnung, in der man seit 15 Jahren lebt, mittlerweile durchaus billiger sein kann als eine "neue" 60m2 Wohnung. Wir würden uns zB durchaus verkleinern wollen, würden aber damit im Monat fast genausoviel zahlen wie jetzt für die größere Wohnung - außer wir ziehen ganz raus aus dem SBahn-Bereich.

    • @ANonnyMouse:

      Wenn Ihr Problem größer wird vermieten Sie ein Zimmer, wenn Sie die Genehmigung von Ihrem Vermieter bekommen können.

  • Bundeskanzler Merz sind die Wohnkosten für die Ärmsten zu hoch, eine bundesweite Mietpreisbremse lehnt er aber ab.

    Bundeskanzler Merz hält den Abstand zwischen Löhnen und Bürgergeld zu gering, höhere Löhne und Mindestlöhne lehnt er jedoch ab.

    Bundeskanzler Merz ist ein Totalverweigerer, laut seiner eigenen Forderungen müsste man ihm seine staatlichen Bezüge komplett streichen.

    • @Tom T.:

      Mit anderen Worten, die Deutschen haben ihn sich redlich verdient.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Ja, und ich würde mich sehr gern irren - mit F. Merz werden wir voraussichtlich das "Chlorhühnchen", eine erneute Umverteilungswelle von Unten nach Oben, sowie die alten unsäglichen Privatisierungen bzw PPP (wieder) bekommen.

  • Es ist doch zynisch:



    Auf der einen Seite kann oder will regierungsseitig weder adäquat mit dem Problem der (zu) hohen Mieten umgegangen werden, auf der anderen Seite wird dann geheult, dass die entprechend hohen Mieten das Behördenbudget belastet.



    Als Lösung soll dann der mietende Mensch dafür aufkommen bzw. den gordischen Knoten lösen, auf einem Wohnungsmarkt eine günstigere Wohnung zu finden mir dem Rucksack des Stigma "Hartzi".



    Am Ende ist der von Armut betroffene Mensch wieder der Leidtragende und wir zementieren weiter das Ende der Idee vom Sozialstaat und sozialer Marktwirtschaft. "wer nicht arbeitet soll nicht essen/wohnen".

  • Diese CDUCSU ist an diesen Stellen an eigener boshafter Raffgier nicht zu überbieten.

  • Der Staat selbst hat letztlich zur Kostenexplosion auf dem Mietmarkt beigetragen: durch quasi unbegrenzte Zahlungsbereitschaft. Es ist höchste Zeit, den Vermietern zu signalisieren: Der Staat zahlt nur begrenzt! Lasst die Mieten auf einem fairen Niveau! Dafür darf es nicht so bleiben, dass die Leistungsempfänger die Mietverträge mit den Vermietern selbst managen. Das sollten besser die Ämter tun, die dann konsequent Mieterhöhungen verweigern müssen.

  • Es ist schon zynisch: Einerseits die Mieten nicht zu zähmen und dann zu heulen, dass, sobald dieser Schiefstand eben Behörden belastet, diese nicht gehen. Und dann noch die Dreistigkeit zu haben, diesen Missstand auf die Betroffenen abzuwälzen.

  • ...wenn einem Bürgergeldempfänger noch 1 Jahr die höhere Miete bezahlt wird, hatte er vorab schon ein Jahr Zeit, sich entweder eine Arbeit oder eine angemessenere Wohnung zu suchen, denn vor dem Bürgergeld kommt ALG1, das zwischen 12 und 24 Monate bezahlt wird.



    Zudem man schon betrachten muss, ob nicht bei manchem Bürgergeldempfänger ein Umzug in günstigere Gegenden zuzumuten ist - wer keine Aussicht auf Arbeit hat oder auch nicht arbeiten will (ja, auch diese Menschen gibt es) muss nicht in einer teuren Metropole wohnen.

    • @Sandra Becker:

      Wir machen als Vermieter eine ganz andere Erfahrung als Sie, gerade Menschen die keiner Arbeit mehr nachgehen, ob als Ruheständler, als Privatie , oder halt ohne Beschäftigung lieben es in Metropolen zu leben, da hier etwas, sei es im kulturellen Bereich Theater, Kino, Sport oder im Fortbildungssektor geboten wird. Für sozial schwache Menschen gibt es oft Ermäßigungen, so ist eine nötige Teilhabe am Leben möglich. Im ländlichen Provinzen wird ja auf Kultur oftmals kein oder nur ein sehr geringer Wert gelegt. Also keine gute Idee von ihnen.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Es ist nicht die Aufgabe der Steuerzahler für die kulturelle Teilhabe von bürgergeldempfängern aufzukommen, sondern ihnen das Existenzminimum zu sichern.

        • @Nils Steding:

          Eine ziemlich asoziale Debatte hier. Auch kulturelle TEILHABE gehört zum Existenzminimum! Sie scheinen darunter eher Wasser und Brot zu verstehen ...

        • @Nils Steding:

          Als Steuerzahler leisten wir alle, außer den Steuerhinterziehern, unseren Beitrag, damit die Regierung ihren Auftrag, ihre Verpflichtungen gemäß userem GG für unseren Staat erfüllen kann.

      • @Alex_der_Wunderer:

        Wer oder was bitte sind "sozial schwache Menschen" ???

        • @Eric Manneschmidt:

          Davon kenne ich einige.

          Kleiner Tipp: die meisten davon haben alles andere, aber keine wirtschaftlichen Probleme…

          • @Hungerboomer:

            Ja, einverstanden.



            Ich fürchte nur, die meinte "Alex-der-Wunderer" nicht...

  • Wirtschaftswoche: "Bürgergeld/Vom Jobcenter gezahlte Miete – in München sind es 19,70 Euro pro Quadratmeter"

    Da kommen sehr viele Münchener Bürger nicht mehr mit. Die Stadt hat die tieferen Taschen.

    Der Witz ist, dass die Bürger mit ihren Steuern für die anderen aufkommen und selbst gigantische Probleme die exzessiven Mieten zu zahlen, wenn sie überhaupt eine Wohnung finden. Die Stadt ist bei Vermietern sehr beliebt, die zahlen alles immer und anstandslos. Was die Mieten weiter in die Höhe treibt.

    Die Bürger sind verratzt.

    www.wiwo.de/politi...-01/100141500.html

  • Es ist doch ganz einfach. 1500 euro Garantiesicherung pro Frau/Mann und 500 Euro zusätzlich pro Kind.

    Das ganze in Form von negativer Einkommenssteuer. Wer über 2500 Euro netto verdient und 2 Kinder hat, bekommt zusätzlich das Kindergeld obendrauf.

    Gegenfinanziert wird das ganze über Vermögenssteuer, Erbschaftssteuer für Hochvermögende, Erhöhung der unverschämt niedrigen Tonnagesteuer und Abschaffung der Subventionen für fossile Kraftstoffe (besonders Kerosin!), außer natürlich der Maschinendiesel für die bäuerliche Landwirtschaft (steuerlich geförderte Höchstmengenbegrenzung einführen!).

    Alles machbar, alles einfach umsetzbar.

    Müssen nur wollen... . :-)

  • Die Eigentümer der teuren Wohnungen sind die Profiteure.



    Auch Wohngeld/Hartz4 fliesst nicht in die Taschen der Mieter sondern in die der Wohnungsvermieter.



    Und das für Wohnungen die vor vielen Jahren billig gekauft wurden und jetzt zu Mondpreisen vermietet werden.



    Die Gier kennt keine Grenzen und wird auch noch staatlich gefördert.

  • „Aber wie sieht die Wirklichkeit aus? "



    Wirklichkeit und Merz...



    ist wie Union und Herz.

  • Das Problem ist der fehlende Wohnraum. Natürlich vor allem günstiger Wohnraum aber auch generell normal bepreister Wohnraum.

    Was die SPD leider nicht allein bewerkstelligen kann ist ein massives Bauprogramm was dem der Wirtschaftswunderjahre bis in die 70ger entsprechen müsste.



    Die CDU sieht zum Teil das Problem gar nicht. Schließlich wohnt deren Klientel hauptsächlich in ihren Bauernhöfen und Einfamilienhäusern.

    Eine Mietpreis Bremse hilft genaugenommen niemanden sich nur eine einzige Wohnung zu bauen bzw zu beziehen sondern hilft nur der eh schon mit günstigen Mieten gesegneten Langzeitmieterfraktion.



    Die CDU und viele linke wollen doch Einwanderung... Dumm nur wenn die nirgends bezahlbar wohnen können trotz Arbeit. Die Wohnkosten Übernahme plus Wohngeld ist eine Vermieter Subvention sonder gleichen. Das Geld sollte anstatt einerseits in vom Staat gebaute Sozialwohnungen fließen und andererseits in die Förderung der ersten selbstgenutzten Immobilie vor allem für Familien.

    Und wenn es wieder einen Wohnungsüberhang gibt, werden die Preise auch nicht mehr so steigen können. Aber dazu fehlt von allen Seiten der politische Wille. Linke will verstaatlichen (bringt keine Wohnung)

    • @Duplozug:

      Auch nicht zu vergessen,



      Ein-Personen-Haushalte sind in Deutschland mit 41,6 Prozent bereits der häufigste Haushaltstyp.

  • Die beste Lösung wäre möglichst viele Menschen aus dem Bürgergeld / Sozialhilfe heraus und in Beschäftigungsverhältnisse hinein zu bringen.



    Eine grosse Anzahl an Bürgergeldempfängern bringt eine ganze Reihe an Problemen mit sich. Nicht nur in Bezug auf Wohnraum. Sondern auch Altersarmut. Belastung der Renten- Gesundheits- und Sozialsysteme.

    • @T-Rom:

      Ja, genau, mehr "arbeiten" ist sowieso die Lösung für alles.

      Dazu lesenswert "Der deutsche Hamster" von Wolf Lotter



      taz.de/Diskussion-...schaft/!vn6100759/

      Aber auch:



      Immer mehr Schadarbeit?



      von Günther Moewes



      Der Arbeitswahn der Politik zerstört den Globus und unser Leben



      www.guenthermoewes...hr_Schadarbeit.pdf

      Jetzt fehlt nur noch die Forderung nach mehr Autos und mehr Autobahnen. Auch so ein Rezept gegen alle möglichen Probleme.

    • @T-Rom:

      Welche Ansätze sehen Sie hierfür? Bedenken Sie bei der Antwort gleich Alleinerziehung, gesundheitliche Schäden mit.

      Für die Rente später sind Minijobbers übrigens einer der Krisenträger, was damals schon angemerkt wurde.

    • @T-Rom:

      Ein erheblicher teil der Bürgergeld-Empfänger geht aber arbeiten, und muß "nur" aufstocken. Das ist aber ein Kreis, der sich auch in einer sozialen Marktwirtschaft nicht aufbrechen lässt. Um sich eine Wohnung im Stadtgebiet von München, Köln oder Hamburg leisten zu können, müsste auch die Verkäuferin, die Altenpflegerin oder der Busfahrer mindestens den doppelten Stundenlohn erhalten. Und als Alleinernährer mit Kindern noch wesentlich mehr. Das kann aber ein kleiner oder mittlerer Arbeitgeber nicht zahlen, und die Großen werden es nicht zahlen. Also macht entweder der Laden dicht, oder er hat nur noch stundenweise geöffnet, weil das Personal zu teuer ist.

    • @T-Rom:

      Löst jetzt nicht das im Artikel angesprochene Problem. Klar für den Staat wird es vielleicht etwas billiger, aber auch Leute die Arbeit haben, müsse teilweise große Teile ihres Gehalts für Miete oder Abbezahlung von Krediten hergeben. Da sind ihre Prioritäten glaub ich falsch. Denn der Staat sollte dazu existieren das Leben der Menschen zu verbessern und nicht dazu seine Kosten zu reduzieren.

      • @mbo:

        Denn der Staat sollte dazu existieren das Leben der Menschen zu verbessern und nicht dazu seine Kosten zu reduzieren.

        Da bin ich bei Ihnen, aber nur im gerechten Umfang. Wie stellen Sie sich das vor, abgesehen das es bautechnisch schon nicht möglich ist, jedem und jeder seine Traumwohnung zu garantieren? Einfach mal die Ansprüche an den Staat runterschrauben.

  • Danke, dass die Taz ausführlich über dieses Thema berichtet. Dieses ständige Herumtrampeln auf den Ärmsten der Gesellschaft frustriert mich maßlos.

  • Der Neoliberalismus wird in Deutschland immer mehr per(verser)fektioniert. Aus meiner Sicht ist Merz mit seinen Partei- und Oligarchenkumpels der Totengräber der Bundesrepublik Deutschland.

    • @1 West-Berliner:

      Mal wieder die andere Regierungspartei vergessen?



      Und wie war das denn unter RRG in Berlin?



      Also nicht immer so tun als würde die Vertreibung aus dem Paradies stattfinden.



      Auch in Berlin muss man/frau sich halt dem Markt anpassen.

  • Nicht falsch verstehen, die Union hat auch ihre Verdienste, ihre Funktion. Sie sollte aber rasch aufhören, mit Fantasierealität zu argumentieren, sonst rutscht es Richtung US-Republikaner.

    Wir brauchen ansonsten einen groben Konsens zu Einwanderung auch für das Thema. Demografie haben alle in der Tagesschau & Co. mitbekommen, d.h. anders geplante, geschnittene Wohnungen, kleinere Familien, Bevölkerungsrückgang - wenn Einwanderung das nicht abbremst. Demografie ist wenig beeinflussbar, Einwanderung zum Teil. Es kommen andere Abschätzungen für Wohnbedarf heraus.

    Und die Verteilungsfrage auch hier nicht vergessen. Wenn Mittelschichts-Merze, -Spahns und Quandts die Tegernsee-Villen sammeln, bleibt eben auch dabei weniger für alle übrig.

    • @Janix:

      Oha, bei Ihnen regiert die CDUCSU auch alleine.



      Und unter Rot Grün, nicht die Ampel, damals lebten alle im Paradies, so wie in manchen Bundesländer. Da gab es sogar Regierungsverantwortung zusammen mit der Linken. Ist auch nicht so super gelaufen.

      • @weather2018:

        Kein G. Schröder, kein Chr. Lindner dabei, wenn Sie mich nach Wünschen fragen sollten, denn bei Sozialem und Ökologischen haben wir Handlungsbedarf aufgestaut.

        Es war aktuell im Wahlkampf v.a. die CDU/CSU, die Fantasieargumente aufbaute (die ADis sind sowieso durch mit der Realität) und jetzt versucht, deren Scheitern an der Wirklichkeit zu vertuschen, statt es transparent zuzugeben und auszubessern.



        Ja, die SPD hat wenigstens gute Handwerker in den Positionen (ja, ich kritisiere auch da; hier in Gegenüberstellung zur Merz-Union gemeint).



        In Berlin haben sie übrigens Gysi ausgetauscht, sobald klar war, dass er fürs Analysieren und Reden, nicht fürs Regierungsorganisieren geschaffen war.



        Das empfehle ich bei Spahn gerade auch, sonst trifft es Merz selbst rascher als gedacht.