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Wissenschaftliche Debatte um MigrationMenschenrechte, aber nicht für alle

Der Diskurs über Geflüchtete wird feindseliger – auch Forscher wie Daniel Thym tragen zur Erosion des menschenrechtlichen Konsenses bei. Eine Replik.

Nicht einladend: Ein Blick in ein Standard-Zweibettzimmer in einer Unterkunft zur vorübergehenden Unterbringung von Geflüchteten Foto: Markus Schreiber/ap

Schon 2018 bezeichnete der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Migration als „Mutter aller Pro­ble­me“. Die seither sich entwickelnde gesellschaftspolitische Debatte zeigt, dass diese Diagnose mittlerweile zum parteiübergreifenden Konsens geworden ist. Wer sich heute öffentlich über das Migrationsgeschehen äußert, spricht in aller Regel im selben Atemzug von Überforderung und Begrenzung.

Asylsuchende begegnen uns im Alltag zwar kaum, weil sie zumeist eine räumlich abgeschottete und sozial isolierte Existenz fristen. Politisch-medial aber verfolgen sie uns auf Schritt und Tritt: als Gefährder, Messerstecher, „Sozialschmarotzer“ und Sexualstraftäter. Die Öffentlichkeit hat sich darauf verständigt, dass Migration das Problem ist, an dessen Bewältigung sich das Schicksal des Gemeinwesens entscheiden wird.

In allerjüngster Zeit hat die migrationspolitische Debatte eine neue Wendung hin zum Autoritären genommen. Die Koalitionsverhandlungen wurden von Stimmen begleitet, die geltendes Recht und dessen höchstrichterliche Interpretation infrage stellen.

Ein medial präsenter Diskursteilnehmer aus der Wissenschaftssphäre ist in ­diesem Zusammenhang der Konstanzer Rechtsprofessor Daniel Thym. Die Asylpolitik müsse, so Thym in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, „auch über die Menschenrechte sprechen“ – so „wie deutsche Politik dies vor dem Asylkompromiss von 1993 gemacht“ habe.

Die AutorInnen

Stephan Lessenich ist Professor für Gesellschaftstheorie und Sozialforschung; Sina Arnold ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Antisemitismusforschung; Maren Möhring ist Professorin für Vergleichende Kultur- und Gesellschaftsgeschichte des modernen Europa; alle drei arbeiten beim FGZ.

Wir erinnern uns: Um dem im vereinten Deutschland gegen Aus­län­de­r:in­nen hetzenden, marodierenden und mordenden Mob den Wind aus den Segeln zu nehmen, vereinbarten schwarz-gelbe Bundesregierung und oppositionelle SPD eine Aushöhlung des Grundrechts auf Asyl durch die Konstruktion der Figur „sicherer Drittstaaten“. Dieser Logik folgt hiesige Politik bis heute: Egal was das „Problem“ der Migration ausmacht, als angebliche Lösung wird die Entrechtung der Migrierenden ausgemacht.

Unveräußerlichkeit der Menschenrechte

Dabei gibt man sich wenig zimperlich. „Für einen Systemwechsel wird uns nur eins übrigbleiben: Wir müssen die Menschenrechte weniger streng handhaben“, warb Thym in einem Interview mit dem Spiegel.

Auch hier lohnt sich zu erinnern: 1948 hatte die UN-Generalversammlung die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte verkündet, die für alle Menschen die „gleichen und unveräußerlichen Rechte“ setzt, da deren Nichtanerkennung und Verachtung „zu Akten der Barbarei geführt haben, die das Gewissen der Menschheit mit Empörung erfüllen“.

Für das Grundgesetz der Bundesrepublik war die Unveräußerlichkeit der Menschenrechte leitend, davon zeugt der erste Satz seines ersten Artikels. Nun aber scheint dieses Prinzip nicht mehr hoch im Kurs zu stehen, bei der politischen Rechten nicht, aber auch nicht im Feld des Rechts.

Wer wie Hans-Eckard Sommer, Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, die Abschaffung des Asylgrundrechts fordere, bewege sich „in der ‚demokratischen Mitte‘ im Sinne der freiheitlich-demokratischen Grundordnung“, so Thym in der FAZ.

„Humanität und Ordnung“ müssten „neu kombiniert“ und das vermeintlich zurückgestellte nationale Eigeninteresse wieder zur Leitidee der Migrationspolitik werden. Im Redaktionsnetzwerk Deutschland macht sich Thym zum politischen Anwalt dieses Interesses der Deutschen an sich selbst: „Wir müssen uns ehrlich machen: Wir sind durchaus egoistisch. Wir sind im globalen Maßstab allesamt reich. … Und diesen Reichtum wollen wir nicht mit allen Menschen teilen.“

Das ist es wohl, was mit einer nicht nur von „Asyl-Professor Thym“ (Bild) geforderten Debatte „ohne Scheuklappen“ gemeint ist. Als ob es solche Diskurseinschränkungen zuvor überhaupt gegeben hätte.

Vielmehr erschien in der Mi­gra­tions­po­li­tik zuletzt kein Vorschlag zu abseitig, keine Vorstellung zu menschenverachtend, um sie nicht zumindest zu erwägen: von der Einführung der Bezahlkarte, die Asyl­be­wer­be­r:in­nen wirtschaftliche Bürgerrechte verwehrt, über die von Ex-Bundeskanzler Scholz versprochene „Abschiebung im großen Stil“ bis hin zu Asylverfahren an den europäischen Außengrenzen oder gleich irgendwo in Afrika.

Schöne neue Welt der Nationalstaatsgemeinschaften

Migrationspolitisch sind „Scheuklappen“ nur schwer zu erkennen: Hier wähnt sich die nationale Interessengemeinschaft bedroht und souverän zugleich, lassen die Beteiligten in der Debatte ihren Gewaltfantasien freien Lauf, meinen politisch Verantwortliche durch die Zurschaustellung von Härte beim Wahlvolk punkten zu können.

Im Falle Thyms ist dessen zunehmend schärfere Kritik an der herrschenden Rechtspraxis von besonderem Interesse, da er lokaler Sprecher des an elf Universitäten angesiedelten Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) ist, das in seiner Forschung den Kriterien eines „demokratischen Zusammenhalts“ besondere Aufmerksamkeit widmet.

Eine Gesellschaft aber, die sich dem Demokratieprinzip verschrieben hat, kann die Menschenrechte nicht bloß selektiv oder konjunkturell gelten lassen – sonst wird ihr Zusammenhalt zu einer exklusiven, nicht allein mit Rechtsgewalt zu sichernden Veranstaltung. Unter der Prämisse weniger streng gehandhabter Menschenrechte wird der „Zusammenhalt“ zur politischen Metapher für gesellschaftliche Integration durch Ausschluss.

Dass aber die autoritäre Grenzziehung zwischen einem gesellschaftlichen Innen und Außen ohne Weiteres auch in die Binnenunterscheidung von würdigen und unwürdigen Staats­bür­ge­r:in­nen umschlagen kann, zeigt gerade die deutsche Geschichte.

In der schönen neuen Welt grenzsouveräner Nationalstaatsgemeinschaften werden Menschenrechte nachrangig und die Menschenwürde verhandelbar. Offenkundig sind gesellschaftliche Mehrheiten für derartige Vorstellungen einer vermeintlichen Krisenlösung empfänglich.

Wer sie propagiert, sollte aber zumindest darauf verzichten, dies als Ausweis gesunden Menschenverstands und konservativen Akt der Neukalibrierung der Menschenwürde zu verkaufen. Ehrlicherweise wäre der „Systemwechsel“ als das zu benennen, was er ist: die weitere Verschärfung einer Migrationspolitik, die über Leichen geht.

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38 Kommentare

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  • Libuda , Moderator

    Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Moderation

  • Vielleicht sollten wir uns bei allen Problemen an die Erfahrung von Oskar Schindler erinnern: Ein lebender Mensch ist hundertmal wertvoller als ein toter und ein integrierter arbeitender zehnmal mehr als ein herumirrender obdachloser. Barmherzigkeit kann auch wirtschaftlich vernünftig sein. Das Eyecatcher-Bild der Flüchtlingsunterkunft, das die Autoren als trostlos beschreiben, drückt für mich und meine Mandanten das genaue Gegenteil aus: Frieden. Es bedeutet einfach Frieden.

  • Danke. …anschließe mich.

    Zitiere nochmals zur Schleifung des Art 16 GG



    Menschenrecht - Asyl in Deutschland - 1992



    Jürgen Kühling - Verfassungsrichter -



    Weggefährte Kollege Freund - in memoriam -



    “Wir schaffen ohne Not eines der Menschen- und Grundrechte des Grundgesetzes - unserer Verfassung ab. Nur weil wir schlecht organisiert sind!“ im Spiegel Interview



    “Ein gefährliches Spiel“ Ausriß



    SPIEGEL: Herr Kühling, durch eine »nicht mehr zu bewältigende Masse von Asylbewerbern« sei die »Sicherheit Deutschlands bedroht«, heißt es in einem Gutachten der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestages. Der Asyl-Artikel 16 gelte daher nicht mehr uneingeschränkt. Gibt es einen Staatsnotstand, wie der Kanzler behauptet?



    KÜHLING: Eine solche Situation ist nicht entfernt gegeben. Das Wort Staatsnotstand soll wohl auch nur dazu dienen, die Verhältnisse besonders schwarz zu malen. Adenauer verwendete dafür die schlichtere Formel: »Die Lage war noch n…



    www.spiegel.de/pol...-0000-000013681145



    &



    (lesenswert zur Gemengelage einst danach



    www.spiegel.de/pol...-0000-000013680834 ua Jürgen Kühling)

  • Ein gleichmäßig verteilter Wohlstand auf der Welt würde für uns „Reiche“ in der Tat bedeuten, dass wir unseren Standard senken müssten. Manchen mehr und manche weniger. Es kann sich sinnvollerweise ja nur in der Mitte treffen. Dies den Menschen positiv und als hoffnungsvolle Zukunftsvision zu vermitteln, ist eine der großen politischen Aufgaben unserer Zeit.

    Die zufällige eigene Vorteilsposition mit Gewalt als „Nation“ zu verteidigen, ist einfach nur jämmerlich unkreativ und egoistisch.

    • @Käfer Karl:

      Zugang zu einem Kühlschrank, einer Dusche, einem Rad, einer Waschmaschine sollte dennoch allgemein drin sein. Und vielleicht dann andere Statussymbole als seltsame Blechsärge auf Rädern.

      Runter vom Verprasser-Ross müssen wir bereits aus ökologischen Gründen, das schaffen wir am einfachsten gemeinsam und solidarisch. Reste des Christentums erinnern uns womöglich an jene Stärke Solidarität.

    • @Käfer Karl:

      Nun war es in über 10.000 Jahren Zivilisationsgeschichte so, dass Kreativität und Egoismus immer die (zumindest dauerhaft) einzig funktionierende Symbiose (und treibende Kraft für alles) war und ist. Und darüber hinaus die Menschheit sich immer in Bezugssystemen wie Nation, Staat, Volk, Stamm, Dynastie etc. organisiert hat, vermutlich, um irgendwie den Überblick zu behalten (oder erstmal zu bekommen) und die zentrifugalen gesellschaftlichen Kräfte zu bändigen. Versuche, das anders zu machen, sind gescheitert oder sehr schnell wieder in eine Organisationsform gekippt, die die einen bevor- und die anderen benachteiligt.



      Ich bezweifle, dass wir das ändern, auch wenn ich den Wunsch verstehe und respektiere.



      Die große Lösung (wie sie Ihnen vorschwebt) wird es nicht geben (schon weil aller Erfahrung nach der eine Teil der Menschen altruistisch ist und der andere egoistisch). Es bleibt nur, im Kleinen "weiterzufrickeln", respektive: auf einen Gleichstand in den menschlichen Beziehungen zu verzichten, gleichzeitig das Mögliche auszuloten.

  • So wie es aussieht, ist genau dieses "Wahlvolk" vom autoritären Politikstil hellauf begeistert. Logisch, denn es ist erstens einfach und bequem, einen Sündenbock für alles verantwortlich zu machen, und zweitens betrifft diese Form von Politik ja "nur" die anderen. Ein Denkfehler, den die Deutschen bereits im Dritten Reich gemacht haben. Ein Denkfehler, den viele Trumpwähler gemacht haben.

  • Das größte Problem der Migration sind die damit verbundenen Kosten und die Überforderung von Behörden und der Infrastruktur. Beides ist spürbar, selbst wenn die Migration für den Einzelnen nicht unmittelbar sichtbar ist.

    Wenn eine Gesellschaft an die Grenzen der Belastbarkeit kommt, dann ist es legitim, auch über die Eindämmung zu sprechen. Dabei sind Grundrechte zu wahren. Nur ist der Grenzübertritt kein Menschenrecht. Siehe dabei insbesondere auch Art 16a Abs. 2; dabei insbesondere auch Satz 3!

    • @DiMa:

      Die "Kosten" und "Überlastung" durch Fremde sind Talking Points die schon aus der Brexit-Kampagne bekannt sind. Bemerkenswert, dass die in 2025 immer noch verbreitet werden, oder?

      Und nein, die angebliche Überlastung ist nicht durch Fremde verursacht, sondern durch jahrzehntelange Austerität. In UK genauso wie in DE. Könnte man in 2025 auch mitbekommen haben.

  • "Eine Gesellschaft aber, die sich dem Demokratieprinzip verschrieben hat, kann die Menschenrechte nicht bloß selektiv oder konjunkturell gelten lassen – sonst wird ihr Zusammenhalt zu einer exklusiven, nicht allein mit Rechtsgewalt zu sichernden Veranstaltung."

    Anders herum wird ein Schuh draus! Der gesellschaftliche Zusammenhalt war noch NIE nur mit Rechtsgewalt zu sichern, sondern fußte stets auf einer gewissen Homogenität eben jener Gesellschaft. Und dieser Zusammenhalt, mittelbar eben jene Homogenität, ermöglicht es einer Gesellschaft erst, sich dem Demokratieprinzip zu verschreiben und den Menschenrechten Geltung zu verschaffen. Wird der Grad der Heterogenität zu groß führt das gerade, neben anderen Problemen, zu einem Schwinden des Zusammenhalts und mittelbar zur sinkenden Fähigkeit der Gesellschaft Menschenrechte egalitär zu achten und durchzusetzen. Ganz abgesehen von der öffentlichen Ordnung und Sicherheit.

    • @mm83:

      Wir sind alles Individuen und alles Menschen. Lasst uns pragmatisch alle die Verständigungssprache Deutsch lernen. Fertig.



      Von welcher "Homogenität" mehr als das reden Sie?



      Das Konzept Menschenrechte - nicht Gruppenrechte - ist Ihnen klar?

      • @Janix:

        Naja, die Akzeptanz des Grundgesetzes als relevanter für das akute Zusammenleben als irgend welche alten spirituellen Bücher wäre noch ein Punkt, aber abgesehen davon...

        • @Garak:

          Im Grundgesetz ist Gott ausdrücklich erwähnt, wie wir wissen. Und die Religionsfreiheit auch.



          Die Ausgrenzung von Katholiken, Protestanten, Juden, ... kennen wir ja noch, das wollen wir bitte bei Muslimen oder Pastafaris besser machen.



          Wohlfeile Abwertung nach Religion fangen wir bitte nicht an - es zählt das Handeln jedes einzelnen. Das sich am Grundgesetz orientieren mag.



          In der Vielfalt vereint sind wir wohl einander am hilfreichsten. Anders, als uns Beiträge wie der von mm83 bewusst fehlleiten wollen.

  • Es gibt doch schon die Debatten nach "nützlicher" Zuwanderung.



    Wer aber Menschen in nützlich und letztendlich unnütz einteilt ist schon längst im Jahr 1933 angekommen.

    • @Ramelow Cathrin:

      Das ist ein spannender Ansatz, der meines Erachtens völlig in die Irre. Geht. Große Demokratien wie die der Vereinigten Staaten und Kanada haben schon lange die Zuwanderung kontrollieren wollen. Sehen wollen wer kommt und wer benötigt wird.

      Davon völlig zu trennen ist, zumindest im Prinzip, das Asylrecht. Asyl hat nichts mit Nützlichkeit zu tun. Wobei es in der aktuellen Debatte auch nicht um Nützlichkeit sondern um Schädlichkeit geht.

    • @Ramelow Cathrin:

      Was für ein alarmistischer Unsinn.



      Da haben Sie mal wieder einen Strohmann aufgebaut und hauen drauf. Aber so leicht kann man sich es natürlich auch machen, einfach etwas unterstellen und sich dann darüber empören. Ob das, was man unterstellt, überhaupt gesagt wurde, interessiert freilich nicht.

  • Niemand bezweifelt, dass in vielen Ländern die Menschenrechte von den Machthabern mit Füßen getreten werden. Krasses Beispiel Afghanistan: Die weibliche Hälfte der Bevölkerung ist fast völlig rechtlos den Männern ausgeliefert, weil es die Taliban so wollen.

    Soll das nun heißen, dass Migration als Menschenrecht die Lösung für dieses Problem sein könnte? Wenn wir Menschenrechte so verstehen, dass wir versuchen, 20 Millionen afghanische Frauen aus Afghanstan zu evakuieren, weil sie ohne Zweifel eine vulnerable Gruppe sind, dann illustriert das hoffentlich, dass man mit Wunschdenken hier nicht weiterkommt. Lösungen müssen auch praktikabel sein. Migration ist ein Symptom für handfeste Probleme in den Herkunftsländern. Aber Migration ist nicht die Lösung für diese Probleme. Selbst wenn wir uns einig wären und 2 Millionen Afghaninnen aufnehmen, bleiben immer noch 18 Millionen entrechtet in Afghanistan zurück...

    • @Winnetaz:

      Entschuldige, aber auf einer Seite von praktischen Lösungen reden und dann völlig an den Haaren herbeigezogene irreale Beispiele bringen. So kommen wir doch nicht weiter

  • Diese negative Stimmung ist in allen Ämtern und auf allen Ebenen zu spüren. Es werden regelrechte Schikane-Programme aufgelegt. Wie sonst ist es möglich, dass man einem Geflüchteten einen Termin einfach ohne Bescheid absagt und neu ansetzt? Geht der allein dorthin, dann kann er sich nicht zur Wehr setzen weil ihm die sprachliche Kompetenz fehlt, geht ein Deutscher mit ihm, dann wird recht zügig nach einer Lösung gesucht. Das ist kein Einzelfall, das ist Standard. Warum wird einem nachweislich verheirateten Paar nicht erlaubt zusammen zu wohnen? Er lebt in einer von seinem Gehalt finanzierten Wohnung, Frau und Kind etwa 80km entfernt in einer Notunterkunft. Diese Unterbringung wird seit 15 Monaten vom Staat bezahlt, (vermeidbare Kosten bislang etwa 70000€) Die Familienzusammenführung wurde bisher verweigert. Das kann man mit normalem Verstand nicht fassen. Es ist pure Schikane, verbunden mit exorbitanter Bürokratie und Veranwortungslosigkeit. Wir dürfen uns nicht wundern, dass manche Geflohenen manchmal ausrasten - verstehen kann ich das...

    • @Perkele:

      Ich stimme sehr mit deinem Kommentar überein, ich denke das läuft so schief, weil der Wille, dass es auf humaner Ebene funktioniert nicht da ist. Zugeben wird das niemand.

    • @Perkele:

      Ich lade sie ein zu einem Tag auf dem Amt hier in unserer Stadt.



      Die Mitarbeiter sind ständig fordernden, immer unzufriedenen und zunehmend aggressiven Menschen aus diesem Personenkreis ausgesetzt. Ich bewundere deren Geduld und den fortgesetzten Einsatz. Die heute erforderlichen Sicherheitseinrichtungen hat es noch vor ein paar Jahren nicht gegeben.



      Das sind Zustände, in denen ich nicht arbeiten möchte und die dazu führen, dass die Akzeptanz langsam bestätigt sinkt.

  • Offenbar ist dem Autor die Genfer Flüchtlingskonvention unbekannt. Dort ist nicht die Rede von der Durchquerung mehrerer sicherer Staaten ins Land mit den höchsten Sozialleistungen. Ebenso gibt es laut GFK die Möglichkeit, nicht integrierbare Personen ins Heimatland zurückzuweisen (Art 33.2).

  • Harte Abqualifizierung des eigenartigen Daniel Thym, doch begründend vorgenommen.



    Asozialität entspricht weder dem Menschlichen in uns allen, noch löst es irgendetwas außer Ablenkung von den Reichen, den Fossilschurken.

  • Meiner Meinung liegt das Grundübel in dieser ganzen Debatte um Asyl und Migration darin, dass nicht über den entscheidenden Fakt gesprochen wird, welcher die ganzen gefühlten Bedrohungslagen durch geflüchtete Menschen verringern würde...



    INTEGRATION!



    Wenn ich Menschen keine (politisch/staatlich organisierte) Perspektiven aufzeigen kann, Arbeit, eigenen Wohnraum, soziale und kulturelle Teilhabe, Begegnungs- und Austauschmöglichkeiten, Mitspracherechte, Zugang zu Traumabewältigungsmöglichkeiten, Sprachkursen und Begleitung beim Ankommen...



    Dann ist es doch nur natürlich, dass eine Integration nur sehr schwer gelingen kann und Ankommende, als auch die bestehende Mehrheits-/Zivilgesellschaft den Willen verlieren extreme Anstrengungen zu leisten.

    Es gibt genug Beispiele, in denen Kommunen eigene, Willkommen signalisierende Wege gefunden haben Integration erfolgreich zu gestalten. Bundesrechtliche Regeln (Zugang zu Arbeit, Bezalhkarte, Länge der Asylverfahren, psych. Versorgung...)können allerdings auch diese nicht umgehen.



    Und trotzdem funktioniert es deutlich besser als in Kommunen, die sehr restriktiv agieren.

    Migration ist nicht das Problem, fehlende Integrationsmöglichkeiten schon

    • @Schusters Bernd :

      Stimme da total zu! Nur- Integration kann nur passieren, wenn es gewollt ist. Ich versteh nicht, warum Flüchtlinge isoliert werden, Arbeitssuche wird verwehrt und es kostet dadurch den Staat viel mehr. Ich denke es ist teils historisch, diese Angst vor ungewohnten Menschen und dieser unbegründeten Angst ein Stückchen Kuchen teilen zu müssen.

    • @Schusters Bernd :

      Und Sie meinen, jede Kommune hat eine Gelddruckmaschine im Rathaus?



      Schon merkwürdig, dass Bürgermeister und Landräte aller Parteien die weiße Fahne schwenken, wo es doch so einfach ist, wie Sie es beschreiben.



      Da fällt mir unweigerlich der Elfenbeinturm ein, in dem Sie sich scheinbar befinden.

  • Kosten von mindestens 50 Mrd. (!) pro Jahr, zu volle Schulen und Arztpraxen, leere Sozialkassen, Wohnraummangel, …, WAS muss eigentlich passieren, damit auch Traumtänzer wie die Verfasser dieses Textes die Realitäten anerkennen?

    • @Franz Strauß:

      Zu volle Schulen waren schon ein Problem vor den Flüchtlingswellen (Lehrer) und es gibt einige Gründe warum das so war/ ist, hat nichts wirklich mit Flüchtlingen zu tun. Während der Pandemie kam die Kürzung von riesigen Mengen von Geldern für das Gesundheitswesen hoch- war auch schon vor den Flüchtlingen. Die Finanzierung und das verteilen von Sozialgesetzbuch war schon immer ein Problem, anstatt Flüchtlinge vom arbeiten abzuhalten bezahlt man sie von Steuergeldern, warum? Wohnraummangel? Wieviele Tausende von Flüchtlingen könnten sich am Mietmarkt überhaupt beteiligen? Tausende von ihnen leben in Gegenden, Bauten, Containern, für Flüchtlinge. Ihre Argumente sind lahm

    • @Franz Strauß:

      Hat der Allmächtige eine Tafel herabgesandt auf der steht, man darf keine Wohnkapazitäten ausbauen, in Bildung investieren und und und, oder in welcher Traumwelt leben denn Sie?

  • Das Deutsche quillt, lange mühsam und nur sehr eingeschränkt erfolgreich zurückgedrängt, aus allen Ritzen der "Mitte". Widerlich. Das wird wieder ein Fest für die immer zahlreicheren rechten Kommentator*innen hier.

    • @T 1000:

      Genau!

    • @T 1000:

      Sind diese rechten Kommentator*innen jetzt gerade mit uns im Raum?

      Oder hat jede:r mit Abweichender Meinung direkt eine "rechte" Meinung. Warum werden die Begriffe hier so häufig unspezifisch genutzt? Das Schwert wird stumpf. Da wird auch keine Pflugschar mehr draus

  • Was will man mit einem Artikel anfangen, der schon direkt mit einem falschen Zitat beginnt.



    "Schon 2018 bezeichnete der damalige Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) die Migration als „Mutter aller Pro­ble­me“."



    Egal wie häufig man das wiederholt, das Zitat wird nicht wahrer.



    Das korrekte Zitat lautet



    ""Aber die Migrationsfrage ist die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land. "



    Das sagt etwas völlig anderes aus.



    Da erwarte ich von Professoren eine saubere wissenschaftliche Sorgfalt.

    • @Katharina Reichenhall:

      Ich liebe korrekte Zitate. Also danke.



      Der Unterschied erscheint mir dabei geringer, als Sie es wohl darlegen wollten. Seehofer verkürzte immer noch erschreckend unterkomplex alles auf die "Migrationsfrage" und bahnte der AfD so aus der rechten Mitte der Union heraus den Weg zur anerkannten Hetzerpartei.

      Seehofer halte ich sein soziales Gewissen zugute, und auf Registrierung durfte er drängen. Seine Fehde mit Merkel war dort aber ein Schaden für Land und Parteien zugleich

    • @Katharina Reichenhall:

      Wo genau sehen Sie da den Unterschied? Seehofer hat seine Aussage ja nochmal erläutert, und er hat dies gesagt vor dem Hintergrund, dass er sah, wie es die AFD schafft, mit ihrer Migrationspolitik immer mehr Wähler zu bekommen. Er hat also dafür geworben, die Ziele der AFD zu übernehmen, um Wähler*innen zurückzugewinnen, bzw. zu überzeugen, in seiner Partei zu bleiben.



      www.sueddeutsche.d...igration-1.4119459



      "In einem Interview mit der Rheinischen Post wiederholte und präzisierte Seehofer am Donnerstag seine Aussage. Der Innenminister sagte, der Aufstieg der AfD und der schwindende Rückhalt für die Volksparteien liege "natürlich nicht alleine" an der Migrationspolitik. Aber die Migrationsfrage sei "die Mutter aller politischen Probleme in diesem Land". Das sage er seit drei Jahren - und das würden viele Umfragen bestätigen. Viele Menschen würden "ihre sozialen Sorgen mit der Migrationsfrage" verbinden. Bereits jetzt sei "in Sachsen kaum mehr eine Regierung möglich ohne AfD oder Linkspartei". Das sei doch kein akzeptabler Zustand."

  • Entschuldigung, aber ist die Aufgabe der Politik nicht gerade geltendes Recht in Frage zu stellen? Bzw. dieses zu ändern? Genau dafür gibt es doch Parteien.

    • @Sybille Bergi:

      Sorry, aber die ersten Artikel des Grundgesetzes sind unantastbar, das ist damals festgelegt worden und gilt auch heute noch. Somit kann geltendes Recht zwar "in Frage" gestellt werden, aber nur im Rahmen.

  • Also ich sehe täglich Asylsuchende in meinem Alltag. Meist früh wenn sie auf dem Weg zum Deutschkurs sind. Vielleicht sollten die Autor*Innen ihren Elfenbeinturm ab und an mal verlassen.