piwik no script img

Wirtschaftskrise in DeutschlandHabeck ist nicht schuld

Anja Krüger
Kommentar von Anja Krüger

Der scheidende Wirtschaftsminister muss verkünden, dass Deutschlands Wirtschaft weiter stagniert. Dabei hatte er als Minister Ideen dagegen.

Trotz aller üblen Verleumdungen: Robert Habeck war nicht schlecht als Wirtschaftsminister Foto: Kay Nietfeld/dpa

J etzt ist es amtlich: Deutschland steuert auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu. Nach der Prognose der scheidenden Bundesregierung, die Noch-Wirtschaftsminister Robert Habeck am Donnerstag vorgestellt hat, wird das Bruttosozialprodukt 2025 stagnieren. Dass die deutsche Wirtschaft drei Jahre nacheinander nicht gewachsen ist, hat es seit Beginn der Bundesrepublik nicht gegeben. Bislang haben Bundesregierungen stets mit Konjunkturprogrammen gegengesteuert. Das hat die Ampel versäumt.

Krisen und Konflikte, strukturelle und konjunkturelle Probleme verstärken sich. Die starke Exportorientierung der deutschen Unternehmen ist bei einer schwachen Weltwirtschaft eine große Flanke, erst recht angesichts der unberechenbaren Zoll-Politik von US-Präsident Donald Trump. Dass ausgerechnet Habeck die schlechte Lage bei einem seiner wohl letzten Auftritte als Wirtschaftsminister präsentieren musste, hat beinahe etwas Tragisches.

Denn er war es, der in der Ampel-Regierung für Maßnahmen gekämpft hat, die zu einer besseren Aufstellung der Wirtschaft angesichts der vielen Herausforderungen geführt hätten. Vergeblich hat der Grüne die anderen Regierungsparteien wie auch die damalige Opposition zu gewinnen versucht, die nötigen Schritte zu gehen. Habeck fordert etwa schon lange ein Investitionsprogramm, um marode Schulen, Schienen und andere Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Das haben die anderen Parteien verweigert – jetzt wollen Union und SPD genau das in der neuen Regierung umsetzen. Mit ihrer langen Verweigerung tragen sie die Verantwortung dafür, dass die Lage schlechter ist, als sie sein könnte.

Das Logo der taz: Weißer Schriftzung t a z und weiße Tatze auf rotem Grund.
taz debatte

Die taz ist eine unabhängige, linke und meinungsstarke Tageszeitung. In unseren Kommentaren, Essays und Debattentexten streiten wir seit der Gründung der taz im Jahr 1979. Oft können und wollen wir uns nicht auf eine Meinung einigen. Deshalb finden sich hier teils komplett gegenläufige Positionen – allesamt Teil des sehr breiten, linken Meinungsspektrums.

Union und SPD dürfen nicht noch mehr Zeit verstreichen lassen, um der Krise etwas entgegenzusetzen. Sie müssen die versprochenen Investi­tionen schnell und unideologisch auf den Weg bringen. Noch schlagen die schlechten Wirtschaftszahlen nicht massiv auf den Arbeitsmarkt durch, das kann sich schnell ändern. Spätestens wenn das geschieht, wird aus der wirtschaftlichen eine politische Krise, von der die extreme Rechte profitiert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Anja Krüger
Parlamentskorrespondentin
Schwerpunkte Wirtschaft- und Energiepolitik
Mehr zum Thema

33 Kommentare

 / 
  • Vielen Dank für eure Beiträge, wir haben die Kommentarfunktion geschlossen.

    Die Moderation

  • Ist der Artikel Wunschdenken oder eine Schutzbehauptung. Wer wenn nicht der Wirtschaftsminister ist an erster Stelle für die wirtschaftliche Lage verantwortlich? Es mag ja richtig sein, dass er Ideen dazu hatte, die scheinen aber nicht die richtigen gewesen sein, sonst wären wir nicht da wo wir heute sind.

  • Drei Jahre ohne Wachstum – ein historischer Tiefpunkt. Dass ausgerechnet Robert Habeck diese Bilanz ziehen muss, wirkt tragisch, ist aber auch ein Stück selbstverschuldet. Ja, der Wirtschaftsminister hat gewarnt, gefordert, gestritten. Doch regieren heißt nicht nur fordern, sondern auch liefern. Wer Investitionsprogramme für Schulen und Infrastruktur für richtig hält, muss dafür politische Mehrheiten schaffen – notfalls mit mehr Druck, mehr Geschick oder auch mehr Kompromissbereitschaft. Habeck konnte sich nicht durchsetzen, auch weil er zu oft in grundsätzlichen Debatten stecken blieb. Die Verantwortung für das wirtschaftliche Tief liegt nicht allein bei der Opposition oder den Koalitionspartnern. Wer Teil der Regierung ist, trägt Mitverantwortung – für das, was geschieht, aber auch für das, was unterbleibt. Und in dieser Krise ist zu viel unterblieben.

  • Habeck hat mit Steuergeldern eine Subventionspolitik betrieben, die



    nicht nur wirkungslos sondern auch blauäugig war:



    10 Mrd. für einen sanierungsbedürftigen US-Konzern ohne



    Wertschöpfung in Deutschland, 1 Mrd. für ein schwedisches



    Kleinunternehmen Northvolt für eine Gigainvestition in Heide, für die



    Sämtliche Firmenstrukturen erkennbar niemals ausgereicht hätten,



    um so eine gigantische Sprunginvestitionen organisatorisch



    erfolgreich auf die Beine zu stellen. Nicht das GEG zu vergessen, das



    in sämtlichen Expertenanhörungen zum Gesetzesvorhaben zerrissen wurde.

    • @behr Behr:

      Über die Industriezuschüsse lässt sich diskutieren: deutlich sinnvoller als die -zig Mrd. jährlich für Auto, Flug & Fossil, doch diskutierbar.

      Aber das GEG ist von Schwarz-Rot, war sinnvoll, und es sollte inzwischen allgemein bekannt sein, dass Lindners Finanzministerium das als grünen Erfolg verhindern sollte und es auch professionell tat.

  • "Dabei hatte er als Minister Ideen dagegen." Ja und was wäre das nun gewesen? Infrastruktur auf Pump sanieren rettet die Wirtschaft mit Sicherheit nicht.



    In Anbetracht des Füllhorns an Fehlern und Inkompetenzen ist er absolut der Richtige um das Ergebnis seines Schaffens zu präsentieren.



    "Habeck ist nicht Schuld"?! Oh doch! Als Wirtschaftsminister und Vizekanzler ist er unmittelbar für die wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich

    • @Samvim:

      Was genau wird denn nun gemacht?

  • Wenn die Wirtschaft nicht läuft, ist immer der Wirtschaftsminister mit Schuld und in diesem Fall auch der Habeck

  • Habeck stand aber genauso für Angebotspolitik, wie der Rest der Ampel.



    Was allerdings gegen leere Auftragsbücher hilft, ist Nachfrage! Das viel versprochene Klimageld hätte hier genauso geholfen, wie ein besserer Mindestlohn. Milliardensubventionen für internationale Großkonzerne waren dagegen rausgeschmissenes Geld.

  • Habeck ist schon selbst dafür verantwortlich, dass er, um Minister für Klimaschutz zu werden, mit der FDP koaliert hat und Lindner Finanzminister wurde.



    Er hat sehenden Auges in Kauf genommen, dass damit kein Konjunkturpaket möglich sein würde und dass die Union in der Opposition eine harte Linie fahren würde.



    Für den Klimaschutz hat er obendrein nichts erreicht und auch der Umbau des Wirtschaftsministeriums ist völlig gescheitert. Versagen auf ganzer Linie, um es mal zusammenzufassen.

  • "Bislang haben Bundesregierungen stets mit Konjunkturprogrammen gegengesteuert. Das hat die Ampel versäumt."



    richtig wäre: Das hat die fdp verhindert.

    • @nutzer:

      richtig wäre: Jeder war daran schuld, SPD, Grüne und FDP

  • Es gab mal ein paar Wochen, wo Habeck massiv zum Heiligen hochgeschrieben wurde (er hatte auch einiges geleistet). Dahin will ich nicht zurück. Doch einfach Dankbarkeit anregen, für einen Politiker, der erklärte, der öffentlich nachdachte, der bei Energie einfach nur handeln musste, ohne dass seine Vorgänger vorgearbeitet hätten. Dankbarkeit für Robert Habeck.



    Den die Fossil-Lakaien als ihr größtes Hindernis nach Graichen erkannt und professionell attackiert haben.

    • @Janix:

      Ja, sehe ich auch so, er ist/war ein sehr guter Bundesminister. Im Vergleich mit seinen Vorgängern, Kollegen (Christian L.!) und wahrscheinlich Nachfolgern.



      (...)

      Der Kommentar wurde gekürzt. Unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette

      Die Moderation

  • Wer soll denn sonst verantwortlich sein, wenn nicht der Wirtschaftsminister?

    "Vergeblich hat der Grüne die anderen Regierungsparteien wie auch die damalige Opposition zu gewinnen versucht, die nötigen Schritte zu gehen."

    Der arme Mann kann einem schon Leid tun. Mir kommen die Tränen.

    Politiker werden dafür gewählt, Verantwortung zu übernehmen. Zur Not indem sie zurück treten. Und Medien sind dafür da, Politiker zu kritisieren. Übrigens auch, wenn man Anhängerin der selben Partei ist, was ich bei der Autorin des Artikels mal stark vermuten würde.

  • Covid war für alle ein Einschlag. In allen europäischen Ländern ging es danach spürbar wieder aufwärts, nur in Deutschland nicht. Fehlende staatliche Schuldenprogramme sind nicht der Grund für Firmenschließungen, -verlagerungen und den Wegfall zahlreicher nettosteuerzahlender Arbeitsplätze. Hier in Köln betrifft es Ford und die Bundeszentrale von Coca Cola um nur die großen und auffallenden zu nennen. Neue Arbeitsplätze sind steuer- oder gebührenfinanziert oder erledigen zusätzliche staatlich aufgezwungene Verwaltungsaufgaben. Geldmangel ist nicht der Grund, die staatlichen Abschöpfungen waren nie so hoch wie heute, der ungehemmte Ausgabenwahn und die erdrückende Abgabenlast sind es.

  • 3 Jahre Habeck, 3 Jahre abwärts



    Natürlich ist Habeck auch schuld, auch wenn seine Fans ihn noch so oft reinwaschen wollen. Wenn ein Wirtschaftsminister nicht für die Wirtschaft verantwortlich sein soll, wer dann sonst?

    • @Hans Dampf:

      Die FDP natürlich.

    • @Hans Dampf:

      Kleiner Tipp, wer war Finanzminister? Welche Partei in der Opposition hat eine Reform der Schuldenbremse verweigert?

    • @Hans Dampf:

      Ist das so?



      Entschuldigung, jetzt ernsthaft, wie kommen Sie gerade auf solche Sätze?

      Haben Sie das deutsche Fehl-Modell kapiert, und dass es mit Putins Lieferschluss, Rüstungskostenexplosionen und verschnarchter Exportindustrie plus Schuldenbremse gegen die Wand fährt, alles externe Schocks aus Sicht des BMWK?

      Gern geschehen.

    • @Hans Dampf:

      Stichwort Lindner der Manipulator als Finanzminister, Union als egomane Blockierer, sowie die Causa Ukraine plus Nachwirkungen von COVID mit all ihren Langzeitfolgen.

    • @Hans Dampf:

      Wenn man nen Bremser und Manipulator wie Lindner als Finanzminister, sowie obendrein eine egomane Unions-Opposition gegen sich hat, sind die Spielräume begrenzt...Von den globalen Entwicklungen wie beispielsweise Ukraine &Co ganz zu schweigen.

  • Im Dezember 2021 wurde Habeck Wirtschaftsminister. Seitdem liegt Deutschlands Wirtschaftswachstum in jedem Jahr zwischen 2,8 und 3,2% unter dem OECD-Durchschnitt, seit 2023 schrumpft die deutsche Wirtschaft sogar. Habeck ist daran nicht schuld, aber alle Anderen sind es.

  • Gähn. Mit mehr Geld vorzugsweise aus nichr selbst erarbeiteten Schulden etwas auf den Weg zu bringen ist doch wirklich nicht schwer, das kann doch fast jeder, obwohl ich glaube dass Habeck auch das versemmelt hätte. Ich nenne nur den Namen seines Kumpels Graichen. Habeck hatte eine schwierigere Amtszeit als einige seiner Vorgänger, zugegeben, aber echte Größe oder auch, wie in diesem Fall, der Mangel an derselben, zeigt sich halt unter erschwerten Bedingungen,. Fordern kann doch jeder, aber wir haben Habeck dafür bezahlt dass er liefert und offensichtlich hat er das nicht getan. Tragisch ist am Fall Habeck nichts, ausser vielleicht der absolut nicht notwendige Schaden den er "unserem Land" (wie die Grünen neuerdings öfters sagen) zugefügt hat. Und, er verabschiedet sich ins Privat- oder sonstige Leben ohne irgendeinen Schaden (ausser dem an seinem ohnehin viel zu großen Ego) davongetragen zu haben. Eine echte Tragödie endet mit einer persöhnlichen Katastrophe, und die sehe ich bei Robert nun wirklich nicht.

    • @Gerald Müller:

      Ach was, dass "kann also fast jeder"? Und Sie, was können Sie?

      • @sedeum:

        also, ich habe ein bayerisches Abi LK Wirtschaft und Recht und wusste daher was eine Insolvenz ist. Was mich wohl als Wirtschftsminister qualifizietrer machen würde als Robert. Ausserdem habe ich eine Uni-Professur um Bereich Ingenieurswissenschaften, das kann ich also auch.

  • "Habeck ist nicht schuld"



    Wielange glauben Habeck-befürworter noch, ihn vor seinem Scheitern und das der ganzen Ampelregierung in Schutz nehmen zu müssen?



    Leider wirkt der Artikel so, als könne nach IHM schon gar keine nächste Regierung es irgendwie besser machen. Wem hilft das?

  • Gerne möchte ich mal wieder daran erinnern, dass unendliches Wirtschaftswachstum nicht möglich ist und wir an einem Punkt angelangt sind, wo ein weiteres Erzwingen von Wachstum durch Konjunkturprogramme uns direkt in die Klimakatastrophe führt. Man kann zwar zu einem gewissen Grad das Wachstum von der Zunahme des Energieverbrauchs entkoppeln aber natürlich nicht völlig. Deshalb müssen wir endlich lernen auch ohne Wirtschaftswachstum auszukommen. Und wenn nicht nur das Manager Magazin sondern sogar die linke taz das fehlende Wachstum beklagt, so ist das für ein Umdenken sicher kontraproduktiv.

    • @Ralf Keppeler:

      Nicht böse sein, Kapitalisten können halt nicht mit der Realität zufrieden sein. Ich warte auf Steuertipps von der taz.

    • @Ralf Keppeler:

      Na ja, andere Länder zeigen, was möglich ist - einige haben wir vor einigen Jahren noch als rückständig belächelt. Und die Grünen selbst nehmen den Klimawandel nicht ernst, sonst hätten sie nicht die CO2-armen Kernkraftwerke abgeschaltet und Maßnahmen gegen seine Folgen ergriffen, so dass Ahrtalkatastrophen nicht möglich sind. Vielleicht hätten sie sogar auf den einen oder anderen Flug z.B. zu einem Fußballspiel verzichtet. Und tatsächlich lässt sich mit allen für Deutschland vorgesehenen Maßnahmen die Erderwärmung um nicht einmal drei Hundertstel Grad bremsen, beschleunigt wird hingegen die Umverteilung von unten nach grün.

      • @Rene Meinhardt:

        Noch nicht mal Ahrtalkatastrophen stellen die Grünen ab. Braucht doch bloß Atomkraftwerke. Hoffentlich wird Jens Spahn Umweltminister. Oder Wirtschaftsminister? Egal, der kann alles, solide Ausbildung bei der Sparkasse.

  • Habeck fordert etwa schon lange ein Investitionsprogramm, um marode Schulen, Schienen und andere Infrastruktur auf Vordermann zu bringen. Das haben die anderen Parteien verweigert – jetzt wollen Union und SPD genau das in der neuen Regierung umsetzen-------

    ===

    und haben - Dank an die Grünen -- ohne die das Aufweichen der Schuldenbremse nicht möglich gewesen wäre - das Sondervermögen Infrastruktur mit 500 Milliarden Euro für InfrastrukturInvestitionen mit einer Laufzeit von 12 Jahren ermöglicht. - (GG § 145 H)

    Diese künftigen Infrastrukturinvestitionen sind weder in der Rechnung von Habeck eingepreist - und auch nicht in der Prognose des IWF (Internationaler Währungsfond) -- der aufgrund des Trumpschen Zollchaos für die Bundesarepublik ein Nullwachstum prognostiziert hat.

    Klartext:



    Habeck hat die heissen Kohlen seit 2021 bestmöglich abgewettert und zusätzlich haben die Grünen der neuen Regierung die Taschen für Investitionen prall gefüllt.

    Friedrich Merz sollte was draus machen - und zwar fix - um die Binnenwirtschaft für alle deutlich spürbar anzukurbeln. So viele Geschenke hat noch keine Regierung schon vor Beginn ihrer Amtszeit bekommen .......

  • Von der CDU kommt doch gar nichts außer angeblich machen wir jetzt alles neu oder besser, wieder wie vorher. Nur angekündigter Aktionismus. Dazu noch die "Verlässlichkeit", wer stellt denn jeden Beschluss in Frage und will es lieber anders. Aber gut, wurde gewählt, diese Schauspieltruppe aus den 2000ern.