Weniger Verkehrstote wegen Corona: Ohne Autos endlich sicher
Corona macht's möglich: Auf den leeren Straßen von New York sterben keine Fußgänger:innen mehr. Ein guter Zeitpunkt, um Autos ganz abzuschaffen.
![BMX Fahrer auf gesperrter Straße in Corona Zeiten, New York BMX Fahrer auf gesperrter Straße in Corona Zeiten, New York](https://taz.de/picture/4147369/14/Corona_NY_Manhattan_wenig_Verkehr_gesperrte_Strassen_-1.jpeg)
Die Straßen sind leer, die Vögel zwitschern, die Luft ist klar – und niemand stirbt. Die Stilllegung der Welt im Zuge der Pandemie sorgt in Großstädten weltweit für weniger Verkehr. Mit überraschenden und durchschlagenden Folgen.
In New York City ist laut einer kürzlichen Erklärung des Department of Transportation (DOT), der städtischen Verkehrsbehörde, innerhalb von 60 Tagen seit dem Lockdown keine einzige Fußgänger:in umgekommen. Und das in einer Stadt, in der 2019 insgesamt 116 Menschen getötet wurden, die zu Fuß unterwegs waren. Im Vergleich zum Vorjahr war das laut einer DOT-Statistik noch ein Anstieg von 21 Prozent.
Dennoch sollten New Yorker:innen wachsam bleiben, warnt die DOT-Kommissarin Polly Trottenberg in der Erklärung, und verweist auf Fahrer:innen, die die leeren Straßen vermehrt ausnützten, um daruf herumzurasen. Ein Problem, das derzeit auch in der deutschen Hauptstadt grassiert, wo laut einer Studie des Polizeipräsidenten im Jahr 2018 insgesamt 45 Menschen verkehrsbedingt umgekommen sind, davon 20 Fußgänger:innen.
So macht die Pandemie auch beim Universalthema Verkehr ein gern übersehenes Problem wie durch eine Lupe sichtbar – gibt es doch laut der WHO jährlich 1,35 Millionen Verkehrstote weltweit. Das sind durchschnittlich 3.700 Menschen pro Tag, also wesentlich mehr als Kriegstote und Opfer von Gewalt zusammen.
Autos als Tötungsmaschinen
Dass die meisten tödlichen Unfälle von Autos verursacht werden, ist nicht überraschend für alle, die regelmäßig schnappatmen, wenn sie auf dem Fahrrad wieder mal von aggressiv fahrenden Blechkisten geschnitten wurden.
Autos sind seit jeher immer auch so was wie Tötungsmaschinen. Es ist zu hoffen, dass die durch Corona ermöglichte Vogelperspektive die Autoindustrien und die Verkehrsbehörden dieser Welt diese systemische Gewalt erkennen lässt.
Deren Opfer sind zudem mehrheitlich Angehörige von Minderheiten. So starben nach einer Erhebung des „Centers for Disease Control and Prevention“ zwischen 2000 und 2010 in den USA viermal mehr Native Americans und doppelt so viele Latinos und Schwarze als Weiße.
Ist es doch zynisch, dass in Zeiten ständig neu ausgerufener Ausnahmezustände die Kollateralschäden des Straßenverkehrs als Normalzustand gelten – und es gegen Autos als einflussreichen Wirtschaftsfaktor, als narzisstisches Symbol für Status oder individuelle „Freiheit“ immer noch keinen passenden Impfstoff gibt. Na ja, außer vielleicht ein Virus, das aber leider selbst viel zu tödlich ist.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Macrons Krisengipfel
Und Trump lacht sich eins
Maßnahmenkatalog vor der Bundestagswahl
Grünen-Spitze will „Bildungswende“
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
USA und Russland besetzen ihre Botschaften wieder regulär
Frieden in der Ukraine
Europa ist falsch aufgestellt
Die Neuen in der Linkspartei
Jung, links und entschlossen
Gentrifizierung in Großstädten
Meckern auf hohem Niveau