Weltärztebund-Chef Montgomery: Maskenkritiker widerruft
Der Vorsitzende des Weltärztebundes hatte es abgelehnt, einen Mund-Nasen-Schutz gegen Corona-Infektionen vorzuschreiben. Das sieht er heute anders.
Deshalb sei es „folgerichtig“, dass Nordrhein-Westfalen bei Verstößen gegen die Maskenpflicht in Bussen, S-Bahnen oder Straßenbahnen künftig sofort ein Bußgeld von 150 Euro verhängen will. Wenn die Ansteckungszahlen weiter stiegen und manche Menschen bewusst keine Maske trügen, „dann muss man ihnen auch mit den Mitteln unseres Staates ein bisschen besseres Benehmen beibringen. Da finde ich 150 Euro Bußgeld durchaus angebracht nach der heutigen Wissenslage.“
Auf die Frage, ob solche Kursschwenks dazu führen, dass Leute das ganze Krisenmanagement immer stärker hinterfragen, antwortete Montgomery, es sei „völlig normal“, dass sich Wissenschaftler streiten; „ganz vieles von dem, was wir heute als Wissenschaft erleben, ist der Irrtum von morgen“. Er ergänzte, „die Wissenschaftler haben das ja nicht aus irgendeinem bösen Motiv heraus so gemacht, sondern weil der Kenntnisstand heute weiter ist als zum Beispiel vor sechs Monaten“. Wichtig sei, „dass wir den Menschen sagen, wie eine solche Meinungsbildung durch Konsensus funktioniert und wie sie sich auch ändert“.
Montgomery hatte Ende April die Maskenpflicht abgelehnt. Bei unsachgemäßem Gebrauch könnten Masken sogar gefährlich sein. Eine Pflicht, Tücher oder Schals zu tragen, sei „lächerlich“.
Darauf berief sich zum Beispiel Joseph Wilhelm, Geschäftsführer der bekannten Biolebensmittelmarke Rapunzel, in seinen umstrittenen Internetbeiträgen zur Coronakrise. Wilhelm kritisierte Mundschutzmasken als „Maulkörbe“ und stellte die Gefährlichkeit des Virus infrage.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Fall Mouhamed Dramé
Psychische Krisen lassen sich nicht mit der Waffe lösen