Weizenknappheit und Biokraftstoffe: Fleischkonsum ist das Problem
Die Bundesregierung will die Nutzung von Biokraftstoffen reduzieren, das ist längst überfällig. Viel entscheidender ist aber, dass weniger Fleisch gegessen wird.
D ass die Bundesregierung die Nutzung von Biokraftstoffen verringern will, ist überfällig. Es mag ein hehres Ziel gewesen sein, mit dem Anbau von Energiepflanzen die Nutzung fossiler Treibstoffe verringern zu wollen, doch leider hat es sich als Irrweg erwiesen: Denn mittlerweile steht fest, dass der Nutzen fürs Klima minimal ist, der ökologische Schaden dagegen erheblich.
Und aktuell kommt noch ein weiteres wichtiges Argument dazu: In Zeiten, in denen weltweit Nahrungsmittelknappheit droht, ist es nicht zu vertreten, Getreide zu Biosprit zu vergären, statt damit Menschen zu ernähren.
Die Debatte über „Teller statt Tank“ greift dabei allerdings zu kurz. Denn sie ignoriert den Ort der größten Nahrungsmittelverschwendung: den Trog. Vom Getreide, das in Deutschland angebaut wird, landen etwa 20 Prozent direkt auf dem Teller, knapp 10 Prozent werden zu Kraftstoff – aber fast 60 Prozent werden als Tierfutter genutzt.
Auch die damit gefütterten Tiere dienen am Ende natürlich der menschlichen Ernährung. Aber eine direkte Nutzung würde sehr viel mehr Menschen satt machen. Und natürlich ist nicht jedes angebaute Getreide direkt als menschliche Nahrung geeignet, und nicht auf allen Flächen kann jede Getreideart wachsen – erst recht nicht jedes Jahr.
Doch auch wenn man all das berücksichtigt, ist klar: Weniger Tierfutter anzubauen würde für die Nahrungsmittelproduktion mehr bringen als die Reduktion der Biosprit-Nutzung (und viel mehr als die ebenfalls diskutierte Wiederbewirtschaftung ökologisch wertvoller Brachflächen). Und auch das Klima würde von geringeren Tierbeständen profitieren.
Hier braucht die Bundesregierung dringend mehr Mut, denn die Gegner sind mächtig: Um den Fleischkonsum weiter zu reduzieren, muss Fleisch teurer werden – und fleischfreie Nahrung im Gegenzug billiger. Und um zu verhindern, dass Futter oder Fleisch stattdessen exportiert werden, braucht es eine grundlegend veränderte Agrarpolitik. Dieser Kampf wird hart. Aber er ist dringend nötig.
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