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Weizenknappheit und BiokraftstoffeFleischkonsum ist das Problem

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Bundesregierung will die Nutzung von Biokraftstoffen reduzieren, das ist längst überfällig. Viel entscheidender ist aber, dass weniger Fleisch gegessen wird.

Neue Wege in der Agrarpolitik sind nötig Foto: Boris Roessler/dpa

D ass die Bundesregierung die Nutzung von Biokraftstoffen verringern will, ist überfällig. Es mag ein hehres Ziel gewesen sein, mit dem Anbau von Energiepflanzen die Nutzung fossiler Treibstoffe verringern zu wollen, doch leider hat es sich als Irrweg erwiesen: Denn mittlerweile steht fest, dass der Nutzen fürs Klima minimal ist, der ökologische Schaden dagegen erheblich.

Und aktuell kommt noch ein weiteres wichtiges Argument dazu: In Zeiten, in denen weltweit Nahrungsmittelknappheit droht, ist es nicht zu vertreten, Getreide zu Biosprit zu vergären, statt damit Menschen zu ernähren.

Die Debatte über „Teller statt Tank“ greift dabei allerdings zu kurz. Denn sie ignoriert den Ort der größten Nahrungsmittelverschwendung: den Trog. Vom Getreide, das in Deutschland angebaut wird, landen etwa 20 Prozent direkt auf dem Teller, knapp 10 Prozent werden zu Kraftstoff – aber fast 60 Prozent werden als Tierfutter genutzt.

Auch die damit gefütterten Tiere dienen am Ende natürlich der menschlichen Ernährung. Aber eine direkte Nutzung würde sehr viel mehr Menschen satt machen. Und natürlich ist nicht jedes angebaute Getreide direkt als menschliche Nahrung geeignet, und nicht auf allen Flächen kann jede Getreideart wachsen – erst recht nicht jedes Jahr.

Doch auch wenn man all das berücksichtigt, ist klar: Weniger Tierfutter anzubauen würde für die Nahrungsmittelproduktion mehr bringen als die Reduktion der Biosprit-Nutzung (und viel mehr als die ebenfalls diskutierte Wiederbewirtschaftung ökologisch wertvoller Brachflächen). Und auch das Klima würde von geringeren Tierbeständen profitieren.

Hier braucht die Bundesregierung dringend mehr Mut, denn die Gegner sind mächtig: Um den Fleischkonsum weiter zu reduzieren, muss Fleisch teurer werden – und fleischfreie Nahrung im Gegenzug billiger. Und um zu verhindern, dass Futter oder Fleisch stattdessen exportiert werden, braucht es eine grundlegend veränderte Agrarpolitik. Dieser Kampf wird hart. Aber er ist dringend nötig.

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Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
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25 Kommentare

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  • Wieder mal ein Beitrag aus der Deutschen Wohlstandsblase.



    In Deutschland sinkt der Fleischverbrauch und die Anzahl der gehaltenen Nutztiere seit Jahren. Dagegen hat sich der Weltweite Fleischverbrauch in den letzten 30 Jahren verdoppelt, Schätzungen gehen davon aus das er sich bis 2030 nochmals um 80 % erhöht. Mit Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr rund 180 Milliarden € umgesetzt, und jeder möchte ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen. Was ist der beste Weg wenn ich neue, Industriel zusammengemischte Produkte verkaufen möchte ? Man muss die jetzigen Lebensmittel möglichst schlecht machen. Es geht den ganzen Erzeugern von Fleischersatz nicht um die Rettung der Welt sondern der Steigerung ihrer Gewinne. Und es gibt Menschen die alles glauben ....

    • @Günter Witte:

      "Mit Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr rund 180 Milliarden € umgesetzt, und jeder möchte ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen."



      Hierunter befinden sich offenbar auch die Landwirt*innen ;-)



      Spaß beiseite. "Höfesterben" muss gestoppt werden und ökologische Landwirtschaft gefördert werden.



      Auch wenn der Fleischverbrauch sinken mag, so ist dieser immer noch auf einem sehr hohen Niveau - insbesondere durchschnittlich unter Männern. Hierbei sollten die getöteten Tiere aus den Gewässern nicht vergessen werden. Das zweite ist die Tierproduktion. Diese ist in Deutschland ebenso auf einem sehr hohen Niveau. Für Einhalten der Klimaziele und Abbremsen des Massensterben der Tiere müsste Deutschland diese senken.

  • 9G
    95820 (Profil gelöscht)

    „Fleischkonsum ist das Problem“. Das ist ja ganz neu. Womit werden eigentlich Hunde und Katzen gefüttert?

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Hunde können problemlos vegan ernährt werden, sind laut Studien sogar gesünder:



      science.orf.at/stories/3212563/



      Bei Katzen sieht das anders aus. Aber was hat das mit unserer täglichen Entscheidung zu tun, Fleisch zu essen oder nicht?

    • @95820 (Profil gelöscht):

      Guter Einwurf.......

  • Der Artikel beginnt mit Biokraftstoffen hat aber Ernährung zum Inhalt.

    Irgendwie gewinne ich den Eindruck, dass das nicht so recht zusammen passt. Es handelt sich bei Biokraftstoffen mit Sicherheit nicht um Sonnenblumenöl 🤫

  • Wer keine nachwachsenden Rohstoffe will, muss sagen welcher Anteil am noch notwendigen Verbrauch für Energie, Verkehr, Chemie und Kunststoffindustrie fossile Energieträger weiterhin einnehmen sollen.

  • Es würde ja schon mal helfen, wenn Fleischersatzprodukte billiger wären als Fleisch.

    Sind sie jedoch nicht.

    Und damit meine ich nicht, dass man Fleisch teurer machen sollte.

    Ich weiß, in dieser von Saturiertheit geprägten Gesellschaft, in der die Mitgieder als Statussymbol ihrer moralischen Überlegenheit möglichst viel bezahlen wollen, ist das schwer vorstellbar.

    Aber wie wäre es, wenn mal etwas billiger werden würde?

  • Aha und Milchkühe erhalten solches Futter nicht? Leider haben Fleisch und Getreide ganz unterschiedliche Nährstoffe. Viel besser wäre ein flexibles Budget. Aber leider sollen ja nur Arme hin zu Gerstenbrei.

  • Ein Aspekt ist noch wichtig zu erwähnen: Futtermittelimporte, das Klischee Soja.[1] Von dem viel aus Brasilien, aus gerodetem Regenwaldgebiet stammt, auch gentechnisch verändert, Vertreibungen Indigener Menschen vorausgegangen ist bzw. dessen Lebensgrundlagen durch Pestizideinsatz vergiftet werden. Aber "die*der Deutsche" ist ja angeblich sooo umweltbewusst. ;-/



    Unter ökologischen Schaden, den Malte Kreutzfeld erwähnt sind als Ursachen Monokulturen (Mais, Getreide), enormer Gülleauftrag und Pestizideinsatz zu verstehen. Mit ökologischem Schaden sind dann Befeuerung des Massensterbens von Tieren (Insekten, Amphibien, Gliedertiere usw.)[2][3] und Vorantreiben des Kollaps der Ökosysteme zu gemeint.



    [1] www.bmel-statistik...tung/futtermittel/



    [2] www.deutschlandfun...en-folgen-100.html



    [3] "Mark Benecke 🐙 Messungen und Tatsachen zum Sterben der Arten (Vortrag)" www.youtube.com/watch?v=3ByO1gaxyHs

  • "Auch die damit gefütterten Tiere dienen am Ende natürlich der menschlichen Ernährung. Aber eine direkte Nutzung würde sehr viel mehr Menschen satt machen. Und natürlich ist nicht jedes angebaute Getreide direkt als menschliche Nahrung geeignet, und nicht auf allen Flächen kann jede Getreideart wachsen – erst recht nicht jedes Jahr.

    Doch auch wenn man all das berücksichtigt, ist klar: Weniger Tierfutter anzubauen würde für die Nahrungsmittelproduktion mehr bringen als die Reduktion der Biosprit-Nutzung (und viel mehr als die ebenfalls diskutierte Wiederbewirtschaftung ökologisch wertvoller Brachflächen). Und auch das Klima würde von geringeren Tierbeständen profitieren."

    Hier liegt doch die Crux bzw. argumentative Schwäche des Artikels begraben: Einerseits muss er selbst einräumen, dass



    a) nicht jede verfütterte Getreideart für Menschen(nahrung) geeignet ist,



    b) nicht alle Flächen die für Tierfutter verwendet werden für Menschennahrung verwendet werden können,



    c) diese Reduktion gar kein jährlicher Faktor sein kann (was für die regelmäßige stabile Ernährung aber wesentlich wäre) und



    d) Tiere selbst als Nahrungsquelle gelten (können),



    andererseits hält er aber trotz dieser immensen Einschränkungen an seinem suggestiven wie ideologischen Narrativ fest und behauptet munter es sei trotzdem besser. Wieviel angebliche Getreideverschwendung bleibt denn noch, wenn man diese in die Rechnung miteinbezieht? Wahrscheinlich weiß man es nicht und vielleicht will man es auch nicht wissen, aber dann sollte man das auch so schreiben.

    Auch die vorgeschlagene Lösung des teuren Fleisches löst keineswegs die soziale Frage die mit solchen Entscheidungen verbunden ist noch die mit ihnen verbundenen sozialen Ungleichheiten.

    • @White_Chocobo:

      Nicht für Nahrungsmittelanbau geeignete Flächen können auch renaturiert, für Holzproduktion oder für Pflanzenanbau für Kompostierung und Humusaufbau umgewidmet werden. Und sie sollten es auch. Der Flächenverbrauch der Tierproduktion ist immens und das Massensterben der Tiere wird stetig vorangetrieben.



      Das grundsätzliche Verwertungsverhältnis von Direktverwertung zu "Veredelung" bleibt bestehen. Für 1 Kilo Rindfleisch braucht es ein Vielfaches an Kalorieneinsatz. Wobei die Ausmaße nicht vergessen werden sollten: getötete Landtiere allein in Deutschland 759,5 Millionen Landtiere - Tiere aus Gewässern kommen noch dazu. Durchschnittlicher Konsum in Deutschland liegt bei 60 kg Fleisch von Landtieren und 14 Kilo von Tieren aus Gewässern.



      Und definitiv - mit einer ökologischen Agrarwende wird kaum die Umverteilungsproblematik angegangen. Von zentraler Bedeutung für das Überleben der Menschen ist sie dennoch.

    • @White_Chocobo:

      Sie wissen aber doch offensichtlich auch nicht seriös zu beziffern wie groß der Anteil des ungeeigenten Getreides, der ungeeigneten Flächen, etc. eigentlich ist. Ich weiß es zugegebenermaßen auch nicht sicher, sehe aber auch keine wirklich plausiblen gründe dafür warum sich auf einem nennenswerten Anteil der Äcker nur Futter- aber keine Nahrungsmttel anbauen lassen sollten.



      Was man weiß ist das Verhältnis von Futter zu Fleisch das von 1:2 (Huhn) bis zu 1:7 (Rind) variiert und Aspekte wie Emissionen, Gülle-Seen, Antibiotikamissbrauch, etc. noch gar nicht berücksichtigt.

      • @Ingo Bernable:

        Nein, ich schreibe aber auch keine schlauen Artikel in der taz und gebe das als Journalismus aus.

        @ Uranus



        Mir geht es gar nicht per se darum, für industrielle Massentierhaltung zu argumentieren, aber ich finde die Argumentation des Artikels alles andere als gut gelungen. Abgesehen davon hinkt für mich häufig zu hörende/lesende Beispiel des Rinds etwas, denn es gibt nicht nur Rindfleisch und die meisten Menschen in DE werden überwiegend kein Rind konsumieren, weil es recht teuer ist. Schwein und Huhn dürfte da einen deutlich größeren Anteil haben.



        Die ökologischen Probleme durch Soja, Reis usw. müssten in solchen Rechnungen dann entsprechend auch berücksichtigt werden.

        Ich persönlich bin der Meinung, dass die Ernährung stärker regional ausgerichtet werden müsste, was aber in einer globalisierten Welt kaum möglich sein wird. Auch viele meiner veganen Freund*innen erwarten, dass der Biosupermarkt kontinuierlich die Produkte anbietet, die sie konsumieren möchten bzw. in ihrer Ernährungsweise konsumieren müssen. Während die einen auf mehr Fleisch verzichten müssten, müssten andere eben auf diverse andere Lebensmittel verzichten, die teils um den Globus transportiert werden (müssen). Und wenn sie dann kein Geld für den korrekten, grünen Konsum haben, sind sie ohnehin gekniffen.

        • @White_Chocobo:

          Okay. Danke für die Erläuterung/Klarstellung.



          Globalisierung ist auf jeden Fall sowohl von ökologischer (Raubbau an der Natur, Treibhausgasemissionen) als auch sozialökonomischer Position (Ausbeutung, Ressourcenverschwendung) heraus zu kritisieren. Wobei berücksichtigt werden müsste, dass auch bspw. Avocados, meine ich, besser abschneiden als Rindfleisch oder Butter. Das Herumkritteln am Veganismus sehe ich zumeist aus Abwehrhaltung heraus motiviert, als aus ökologischer Perspektive. Es ist eben etwas schräg, Veganer*innen vorzuwerfen Avocados und Bananen zu konsumieren, wenn dies die Anderen ZUSÄTZLICH zum hohen, zerstörerischen Tierproduktkonsum auch machen. Klar ist aber auch, dass Veganismus nicht ausreicht, oder "allein die Welt retten" würde. Da bedarf es auch ökologischerer Anbauweisen wie bspw. Reduzierung von Monokulturen und auf jeden Fall Reduzierung von Pestizideinsatz. Auch wenn es gut wäre, wenn der hohe Flächenverbrauch durch Tierproduktion reduziert werden würde und die Flächen renaturiert werden könnten. So ließe sich das Massensterben der Tiere bereits abbremsen, denke ich. Und ja, regionalere Nahrunsmittelverteilung finde ich auch sinnvoll und notwendig. Wie Sie bereits schreiben, bräuchte es eine Anhebung der unteren Einkommen, damit diese sich regionale, bio, vegane Produkte kaufen können. Würden allerdings keine notwendige sozialökologische Maßnahmen schnell umgesetzt, wird es für die Ärmeren düster aussehen - damit rechne ich. Global gesehen w#re Subsistenzwirtschaft noch von mehr Dürre bedroht und Hab und Gut der Armen Zerstörungen durch vermehrte Fluten und Stürmen ausgesetzt (was sie nicht einfach mal so ersetzen könnten), sowie Trinkwasser und Nahrungsmittel knapper und teurer (auch für Ärmere hierzulande) ...

  • Schwierig. Bitte bringen Sie doch mal einem Fleisch-affinen Thüringer oder Bayern bei, dass er weniger Fleisch essen soll...... seit Jahrhunderten Tradition, warum sollen die nunmehr auf Grünkern-Bulette umsteigen? Oder sollen die Muslime etwa zum Opferfest einen Kohlkopf opfern und die Weihnachtsgans? Man kann es auch übertreiben......

    • @Leningrad:

      Nun, ein "Erziehungsmittel" nennt Malte Kreutzfeld im Kommentar ja: der Preis. Tierprodukte sollten die tatsächlichen Kosten - also Umweltschäden, enorme Ressourceneinsatz sowie Treibhausgase widerspiegeln. Desweiteren bräuchte es mehr Aufklärung über die Ausmaße der Tierproduktion und die Zusammenhänge von Tierproduktion mit Massensterben der Tiere und der Klimakrise. Außerdem bräuchte es noch mehr Aufklärung über vegane Küche. Subventionen müssten für Tierproduktion wegfallen. Dann gab es noch den Ansatz den Mehrwertsteuersatz für vegane Produkte zu senken. Gleichzeitig könnte mensch den für Tierprodukte erhöhen ...

      • @Uranus:

        Wie oben schon geschrieben: Das Problem der sozialen Ungleichheit bleibt bestehen und produziert auf diesem Wege eine mehrfache Diskriminierung. Auch nicht in alle (Ersatz-)Produkte für Vegetarier*innen und Veganer*innen die 'wahren' Kosten eingepreist. Auch diese kaufen ihr Gemüse nicht ausschließlich regional vom Bauern etc. Zudem sind auch diese Gruppen darauf angewiesen, dass sie sich ihren vegetarisch/veganen Lebensstil leisten können.



        Wenn eine Regulierung über den Preis erfolgt, muss man sich einen solchen Lebensstil eben leisten können. Diejenigen, die das nicht können, sind dann doppelt gekniffen, weil sie zum einen moralisch wie ökologisch auf der negativen Seite stehen, da ihre Konsumnotwendigkeit als schädlich betrachtet wird und weil sie zum anderen durch ihre schlechte ökonomische Situation ohnehin (auch heute schon) diskriminiert und von vielem ausgeschlossen sind. Darüber hinaus wird in solchen Debatten immer getan, als ob z.B. die Arbeitsbedingungen für alle Arbeitnehmer*innen gleich belastend seien. Wer hart körperlich arbeitet, hat hier ggf. andere Ernährungsbedarfe als der*die hippe Influencerin oder der für die taz-schreibende Journalist.

        Nicht erst in der aktuellen Situation wissen viele nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. Das bedeutet nicht, dass deshalb die Lebensmittelpreise zu hoch seien - sehr wahrscheinlich sind sie es nicht, wenn man ins europäische Ausland schaut - es heißt dann aber, dass viele Menschen zu wenig zum Leben haben, um diese ökologisch fair produzierten Lebensmittel (Essen, Kleidung usw.) zu kaufen. D.h. wir sind auch hier wieder bei einem Verteilungsproblem.

        • @White_Chocobo:

          Also, Ungleichheit und die Verteilungsproblematik sehe ich auch so. Da bin ich bei Ihnen - auch wenn ich das in meinen Kommentaren erwähnte. Insofern, danke für die Ergänzung!

          • @Uranus:

            *auch wenn ich das in (all) meinen Kommentaren NICHT explizit erwähnte.



            So sollte es heißen. :-)

    • @Leningrad:

      "seit Jahrhunderten Tradition"



      Vor gerade mal 100 Jahren wurde diese Tradition aber sehr viel weniger exzessiv gepflegt als heutzutage weil Fleisch relativ gesehen deutlich teurer war.



      "einen Kohlkopf opfern und die Weihnachtsgans"



      Warum denn eigentlich nicht? Grundsätzlich geht es aber um den massenhaften, alltäglichen Konsum nicht darum den Leuten ihren Festtagsbraten wegzunehmen und die mit Pink Slime zusammengepanschte Discounter-Wurst oder die Convenience-Bolo aus Separatoren-Fleisch sollte doch eigentlich ein verkraftbarer Verlust sein.

  • „Und auch das Klima würde von geringeren Tierbeständen profitieren”

    Nun, dieses Mantra wurde uns allen ja im Laufe der letzten Jahre einhämmer-verinnerlicht. Allein, es gibt auch andere Perspektiven:



    www.derstandard.at...e-kann-auch-anders

    • @Ardaga:

      Sicher würde das Klima von geringeren Tierbeständen profitieren. Da hilft auch Ihr verlinkter Artikel nichts. Wie hoch wäre eigentlich die Tierproduktion und der Preis für Weidehaltung? Grasten die Tiere denn auch im Winter hierzulande draußen? Außerdem müssten die Treibhausgasemissionen aus Rinderweidehaltung mit anderen Lebensmitteln ins Verhältnis gesetzt werden (im folgenden CO2-Äquivalente je Kilogramm Lebensmittel):



      Rindfleisch, Bio 21,7



      Rinderhackfleisch, Bio 15,6



      Rindfleisch, Durchschnitt 13,6



      ...



      Tofu 1 (!!!)[1]



      Selbst wenn also Rindfleisch aus Weidehaltung 40 % weniger Treibhausgasemissionen bedeuten würden, sind dies selbst bei niedrigstem Wert für Rindfleisch (13,6) immer noch 7,98 Kilo CO2 Äquivalente, also bspw. das 8-fache (!!!) im Vergleich zu Tofu. Rinderhaltung lässt sich schwerlich offenbar schön rechnen und das Mantra ist immer noch aktuell. Abgesehen davon gibt es auch die tierethische Dimension, die Tierproduktion problematisch macht. Auch Weidelandrinder kriegen nach angstversetzendem Transport und Warten einen Bolzenschuss in den Schädel, der nicht mal durchgehend betäubt, wonach die Tiere also teils bei Bewusstsein ausbluten.



      [1] de.statista.com/st...en-in-deutschland/

    • @Ardaga:

      Nur hat diese andere Perspektive auf "Riesige Herden etwa von Bisons oder Auerochsen" die durch die niederdeutsche Pampa ziehen und damit den Gräsern "Wachstumsimpulse" geben genausowenig mit der gegenwärtigen Realität in den Ställen zu tun wie eine Ernährungsumstellung des Viehs auf "Algen und Zitronengras".

  • Der perfekte Kommentar.

    Danke, Herr Kreutzfeldt, top geschrieben..

    Dem ist nichts hinzuzufügen.