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Watzkes Wahlwerbung für MerzSauerländischer Filz beim BVB

Aki Watzke macht unangenehmen Wahlkampf für Friedrich Merz. Und ligaweit teilen pöbelnde alte Herren wie er, Hoeneß oder Zingler einen Sound.

Hans-Joachim Watzke erklärt mal wieder die Welt Foto: Christian Charisius/dpa

H ans-Joachim Watzke äußert sich gern zu Politik. Vor allem äußert sich der BVB-Boss und das CDU-Mitglied in letzter Zeit gern zu Friedrich Merz. „Friedrich kann scharf formulieren, aber er ist einer, der verbindet“, dozierte er jüngst plakatreif. Die beiden gelten als Jugendfreunde, „unsere Väter haben schon gemeinsam Politik gemacht“ (Watzke). BVB-Mitglied Merz wiederum war zehn Jahre im Aufsichtsrat von Borussia Dortmund. Es ist ein unangenehmer sauerländischer Filz, der sich da auf den BVB legt.

Die Einmischung des mächtigen Multifunktionärs Watzke ist nicht neu, er unterstützte 2021 schon Armin Laschets Kanzlerkandidatur. Dieser hatte sich zuvor dem BVB äußerst entgegenkommend gezeigt, indem er in der Pandemiezeit für Lockerungen lobbyierte. Eine Hand wäscht die andere. Die Vehemenz, mit der sich Watzke nun wöchentlich für Merz in den Ring wirft, ist allerdings schon peinlich. Interessant auch, dass sich mit Markenbotschafter Roman Weidenfeller ein weiterer Dortmunder für Merz ablichten lässt. Solch enge Spezl-Beziehungen kennt man sonst eher vom FC Bayern und der CSU. Die hat es immerhin nie ins Kanzleramt geschafft.

Für den Fußball heißt das nichts Gutes: Zuletzt verbreitete Merz die beliebten Fake News, dass im Kinderfußball keine Tore mehr geschossen werden dürften und kündigte an, dem DFB dafür die Leviten zu lesen. Völlig kenntnisfrei von aktuellen Fußballentwicklungen, aber auf Linie von Watzke („demnächst spielen wir dann noch ohne Ball“). Zu befürchten sind weitere markige Einmischungen, deren Konsequenzen allerdings überschaubar sein dürften. Und zu viel Lobbymacht für den Profifußball. Watzke selbst bedient sich inhaltlich leichtgewichtig am Baukasten von Merz, schimpft über fehlende Leistungsbereitschaft, Migrationspolitik oder Gendern.

Den Tabubruch mit der AfD fand der BVB-Boss unproblematisch, ähnlich sieht das Ex-Rivale Uli Hoeneß. Denn ­Watzkes Rants sind kein Alleingang, sondern Teil eines Sounds im Fußball. Auch Rummenigge wettert gern über allgemeine Verweichlichung und belehrende Deutsche. Das gehört schon lange zum Repertoire von Hoeneß, der behauptet, die Grünen wollten ihm Zucker im Kaffee verbieten. Je weniger die alten Herren realpolitisch im Fußball zu sagen haben, desto schriller werden ihre politischen Tiraden. Und desto einiger werden sie sich. In ihrem Habitus aus der Fußballbubble – geprägt von viel Geld, viel toxischer Männlichkeit, viel Leistungsdruck – dürften sie sich in Friedrich Merz so gut wiederfinden wie lange nicht mehr seit der Vor-Merkel-Ära.

Zurückhaltung der anderen

Erstaunlich ist, dass die Stimmen der Halbpensionäre medial noch so viel Beachtung bekommen. Das ist zum einen der Zurückhaltung anderer Spitzenklubs geschuldet. Von Meister Bayer Leverkusen, Red Bull, Eintracht Frankfurt oder dem VfB Stuttgart ist kaum Politisches zu vernehmen, zumindest aber erfreulicherweise auch keine Wahlempfehlung. Vielleicht ist das Selbstverständnis anders. Schwer vorstellbar, dass etwa Bayer-Sportdirektor Simon Rolfes oder VfB-Boss Alexander Wehrle übers Gendern vom Leder ziehen. Sie entstammen einer Generation, die sich eher als CEOs sieht denn als Volkspatrone.

Die diskursive Dominanz dürfte, zweitens, auch dem Rollback rund um Friedrich Merz geschuldet sein. Plötzlich sind die pöbelnden alten Herren mit ihrem Doomsday-Gerede wieder Zeitgeist, obwohl die Liga längst diverser ist. So entstehen mitunter kuriose gemeinsame Fronten. Union-Boss Dirk Zingler, der eher BSW-Sound betreibt, sah jüngst eine Bevormundung wie in den letzten Jahren der DDR: „Die Elite und das Volk leben aneinander vorbei.“ Aki Watzke, Uli Hoeneß, Dirk Zingler: In der wohl größten Krise der Bundesrepublik sind die fußballerischen Klassenfeinde einander ganz nahe.

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Alina Schwermer
freie Autorin
Jahrgang 1991, studierte Journalismus und Geschichte in Dortmund, Bochum und Sankt Petersburg. Schreibt für die taz seit 2015 vor allem über politische und gesellschaftliche Sportthemen und übers Reisen. Autorin mehrerer Bücher, zuletzt "Futopia - Ideen für eine bessere Fußballwelt" (2022), das auf der Shortlist zum Fußballbuch des Jahres stand.
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10 Kommentare

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  • Watzkes betonierte Rückständigkeit ist wohl eher ein Problem für die Zukunftsfähigkeit der Borussia denn für die Politik, dort ist sein Einfluss zum Glück sehr begrenzt.

  • Ja wie? Mehltau …con Filz! Genau. Genau



    Aus Westfälisch Sibirien - einst mein Beritt! 🥳



    Sürland & Soester Börde - das macht 🧊🥶!



    Loden-Kalle Rumpelnigge Beton Lippstadt -



    “Kommt drauf an was draus machst!“ - 🙀 - & -



    Soden anne 👣 hast („Hasse 💩 annne Hacke!“;)



    & 🥚j🥚j🥚 sowas von mittenmang dabei!



    &



    Gleich daneben Rüthen - Flegelfritz -



    Nach consilium abeundi Gummi; - Letzter ☝🏿 !



    Brilon 🌳🌲🌳 - sei Abi schoß - scho arg 🥵!



    Na & Feuerwehrschlauch Watzke - schnatzte!



    Toppte ◾️Rocker aber locker - 🍺🍺🍺ken



    Watex Schutz-Bekleidungs GmbH - Na klaa =>



    Billig (💰💸🤑) in Albanien / 🤑🤑🤑 Ja Ja Ja!



    Dagege St-Betrüger-Uli - Button-down klaa 🕯️•

    unterm——⚽️🥅🏟️🥅⚽️ —-



    de.wikipedia.org/w...ans-Joachim_Watzke

  • "Pöbelnde alte Herren". Selten habe ich so ein unterkomplexes Herumgegifte in der taz gelesen.

    Watzke & Co. sympathsieren also, horribile dictu, mit Merz!Ungeachtet ihrer politischen Kompetenz (die ich anzweifle), haben sie das Recht dazu. Wenn jede Woche "Kulturschaffende" (deren politische Kompetenz ich anzweifle) Aufrufe gegen Merz veröffentlichen und zu Demos gegen den drohenden Faschismus aufrufen ("Merz ist mitgemeint!"), sind das leuchtende Beispiele für eine tolerante Zivilgesellschaft.

    Sich für die CDU auszusprechen, bedeutet Gepöbele. Tolles Demokratieverständnis.

    • @Nardo:

      Liggers. But.



      Das folgt doch alles nur dem Demokratie- &



      Rechtsstaatsverständnis des Mittelständlers



      ◾️Rocker Friedrich Merz! Woll

      kurz - “Wie mann sich bettet!



      So! Schallt es heraus!“ - tut -



      Volkers 👄 - Wahrheit kund. Newahr



      Normal

      Aber schön doch - daß der Lümmel vonne



      Letzte Bank us Letzter ☝🏿 Brilon 🌳🌲🌳



      Wenigigstens einen Fan mit sei& ehr - 🙀🥳 -



      Demokratieverständnis inne taz hat! Wollnich

      Na Mahlzeit

    • @Nardo:

      Also ist diesem Beitrag zu entnehmen, dass man nicht GEGEN die CDU und/oder Rechtsdrall sein darf, sondern DAFÜR sein MUSS! Oder ?

  • Die Autorin hat absolut Recht. Oder in anderen Worten: Gott ja, ich kann es kaum erwarten, bis diese nervigen alten Herren endlich abtreten. Das heißt nicht, dass wir ihnen nicht ihre Rente zahlen sollten. Oder nicht mal höflich am Kiosk ein paar Worte mit ihnen wechseln würden. Über das Wetter sprechen. Den Hund. Oder ihre achso erfolgreichen Kinder.

    Aber dass sie einen signifikanten Einfluss auf mein Leben haben, damit reicht es echt.

  • Da überdehnt der Autor aber den Begriff „Filz“ = Vetternwirtschaft.



    Wenn Watzke für Merz Wahlwerbung macht, ist das noch lange kein



    Filz. Davon spricht man zB. Im politischen Raum, wenn Personal-



    Entscheidungen nicht sachgerecht sind, sondern politische



    Freunde bevorzugt werden.



    Merz ist zwar noch ehrenamtlich für den BVB tätig, aber mit



    Vetternwirtschaft (wie zB. Im Bundeswirtschaftsministerium) hat



    das nichts zu tun.

  • Ist die taz etwa gerade im Wahlkampf ? 🤪

  • Erstaunlich, wenn St. Pauli sich äußert, wird dies freudig begrüßt…..



    Der amerikanische Vize hat vielleicht doch in einigen Punkten recht.

  • Reiche machen Werbung für den Kanzler, der nur Politik für Reiche machen wird. Das ist nun wirklich keine Überraschung.



    Wichtig ist, dass man es auch genau als das darstellt! Watzke ist ein Millionär und er will, dass Politik gemacht wird, die ihn noch reicher macht. Merz wird genau das liefern.