Wasserstoffdeal mit Norwegen: Immer diese Widersprüche
Wasserstoff aus Norwegen, der aus Erdgas erzeugt wurde: Beim Energieeinkauf zerschellt die deutsche moralische Überlegenheit an der Realität.
E rdgas aus Katar – naja, über den Umgang mit den Menschenrechten in dem arabischen Land muss man in dieser Krise halt mal – leider, leider – hinwegsehen. Wir wollen ja weiterhin unsere Wohnungen heizen. Frackinggas aus den USA – klar, ist bitter, aber was will man machen, wenn das Erdgas aus Russland ausbleibt? Unsere Kraftwerke und die Industrie brauchen schließlich Erdgas.
Und dann der Wasserstoff aus Norwegen, der aus Erdgas erzeugt wurde bei gleichzeitiger Deponierung des CO2 im Untergrund – hm, ist jetzt auch nicht die grüne Technik, die wir in Deutschland wollen, aber wo ist die Alternative für den Klimaschutz hierzulande?
Willkommen im Land der Widersprüche. Wir importieren vielfach Energie, die auf eine Weise gewonnen wurde, die wir in Deutschland – ein Stück weit zu recht – niemals akzeptieren würden. Dass ausgerechnet ein grüner Umweltminister Entscheidungen trifft, die so gar nicht zu den grünen Idealen passen, ist eine Ironie der Geschichte. Lakonisch könnte man hinzufügen: Habecks Agieren markiere eben der Unterschied zwischen politischen Forderungen, die man im luftleeren Raum trifft, und den Erfordernissen der Realpolitik. Auch das kann man so sehen.
Doch was folgt daraus? Vor allem eins: Deutschland sollte sich nicht immer als moralisch überlegen inszenieren. Zumindest so lange nicht, wie es nicht in der Lage ist, seinen eigenen Ansprüchen auch nur in Ansätzen gerecht zu werden.
Deutlicher denn je wird derzeit, dass unsere Art zu leben, unser hoher materieller Anspruch, nicht ohne vielfältige Folgen bleibt. Wir müssen uns eingestehen, dass Klimaschutz und eine Energiewende, die ihren Namen verdienen, nur möglich sind, wenn wir mit weniger Energie auskommen; wenn wir akzeptieren, dass Energie ein zunehmend knappes und damit teures Gut wird. Nur so werden wir den Einkauf aus fragwürdigen Quellen minimieren können. Sind wir als Gesellschaft dazu bereit? Diese grundlegende Debatte müssen wir führen.
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