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Studie zu CO2-Ausstoß in DeutschlandKohle torpediert Klimaziele

Deutschlands CO2-Ausstoß ist im vergangenen Jahr nicht gesunken. Energie aus Kohle und Öl machten die sonstigen Treibhausgas-Einsparungen zunichte.

Zu viel Kohle, zu viel CO2, zu wenig Erfolg in Sachen Klimaschutz Foto: Fabian Strauch/dpa

Berlin rtr | Der verstärkte Einsatz von Kohlekraftwerken als Gas-Ersatz hat die deutschen Klimaziele einer Studie zufolge 2022 durchkreuzt. Obwohl der Energieverbrauch insgesamt vor allem wegen der hohen Preise um fast 5 Prozent zurückgegangen sei, machte der Kohle- und Öl-Einsatz die Treibhausgas-Einsparung wieder zunichte, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung des Thinktanks Agora Energiewende.

Auch der Verkehrs- und Gebäudesektor konnte seine Vorgaben im vergangenen Jahr wieder nicht erfüllen. Deutschland produzierte so aufgrund vorläufiger Zahlen mit 761 Millionen Tonnen Treibhausgas fast genauso viel wie 2021. Die selbstgesetzte Obergrenze für 2022 wurde um rund 5 Millionen Tonnen verfehlt.

Die CO2-Emissionen stagnierten demnach so trotz gesunkenen Energieverbrauchs, vergleichsweise warmen Wetters und günstiger Bedingungen für Wind- und Solaranlagen auf hohem Niveau. „Das ist ein Alarmsignal im Hinblick auf die Klimaziele“, sagte Agora-Chef Simon Müller. Er wies zudem daraufhin, dass die Ampelkoalition ihr angekündigtes Klimaschutzsofortprogramm bislang schuldig geblieben sei.

2023 müsse die Regierung die Trendwende schaffen. Derzeit liege man mit einem Minus von 39 Prozent im Vergleich zu 1990 bei den Emissionen erneut noch hinter der Vorgabe für 2020 von damals 40 Prozent. Bis 2030 will Deutschland den Ausstoß aber um 65 Prozent reduzieren.

Der Verkehr bleibe das große Problemfeld unter den Sektoren: Dort lag laut Agora der CO2-Ausstoß mit 150 Millionen Tonnen deutlich über dem laut Klimaschutzgesetz erlaubten 139 Millionen Tonnen. Gründe für die Zielverfehlung seien das nach dem Corona-Rückgang wieder gestiegene Verkehrsaufkommen und fehlende politische Instrumente zur Reduktion der Emissionen. Der Industriesektor habe dagegen seine Ziele eingehalten. Dies sei eine Folge von Energiesparen und mehr Effizienz. Dennoch brauche es noch mehr, um auch die Vorgaben für 2030 zu erreichen.

Der Agora-Auswertung zufolge produzierten erneuerbare Energien 2022 mit 248 Terawattstunden so viel Strom wie nie zuvor. Das war ein Plus von rund 10 Prozent gegenüber 2021. Dabei blieb die Windkraft größter Stromlieferant unter den Erneuerbaren. Gleichzeitig stieg die Produktion aus Solarkraftwerken um 23 Prozent gegenüber 2021 – dank eines überdurchschnittlich guten Sonnenjahrs und eines kräftigen Zubaus neuer Anlagen.

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5 Kommentare

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  • Die aktuelle Bilanz haben wir Hrn. Habeck und den Grünen zu verdanken.



    Denn um die aktuelle Energiekrise zu überwinden brauchen wir keine Kohlekraftwerke, die nur die Leitungen für den regenerativen Strom verstopfen.

    Immer wieder ernüchternd wie die Energiekonzerne die Grünen von der fossilen Energieversorgung überzeugen. Die Klimaschutzbewegung sollte sich politisch endlich von den Grünen verabschieden.

  • Da passt ja die bevorstehende Räumung von Lützerath und damit der vorprogrammierte Bruch des Pariser Klimaschutzabkommens ins Bild!



    Die Greünen WAREN einmal eine Partei des Klimaschutzes.

  • @HERBERT LOOSE

    Nein: CCS ist eine Ablenkung und nur in Ausnahmefällen sinnvoll. Bei fossilen Kraftwerken reduziert es den ohnehin dramatisch niedrigen Wirkungsgrad noch empfindlich.

    Hätte man vor 10 Jahren mit konsequenter Gebäudeisolierung, PV auf den Dächern und Verkehrsreduktion (in den Städten zuerst), dann wären wir jetzt wo anders.

  • Man redet immer noch über CCS. Hätte man vor 10 Jahren damit begonnen, hätten wir heute viele Energieprobleme nicht.



    Aber die Lobbyisten von Greenpeace und die Halbwissenden hierzulande wussten es ja besser.



    Das Fatale ist, dass man sich mit der lautstarken Ablehnung seinerzeit der Erwärmung der Atmosphäre durch CO2 einen Bärendienst erwiesen hat.

  • Hat Habeck wenigstens die stillgelegten Kohlemeiler bei der EU gemeldet?

    》...nun zeigen Recherchen von ZEIT ONLINE: Ausgerechnet Habecks Ministerium verzichtet offenbar darauf, die Stilllegung der Kraftwerke bei der EU-Kommission zu melden. Das klingt nach einer bürokratischen Formalität – doch das Versäumnis führt dazu, dass der deutscheKohleausstiegdem Klima streng genommen gar nichts nützt. Emissionen werden lediglich verlagert. [...] Wer in der Europäischen Union Kohle in Strom verwandeln will, muss dafür Zertifikate aus dem Emissionshandel kaufen. Die Zahl dieser Zertifikate ist begrenzt und sinkt Jahr für Jahr. So stellt die EU sicher, dass auch die Emissionen sinken und die Klimaziele erreicht werden. [...] EinKohlekraftwerk, das es nicht mehr gibt, braucht keine Zertifikate mehr. Die Zertifikate sind aber weiterhin vorhanden – und können von anderen gekauft werden. So sinken zwar die Emissionen in Deutschland, steigen aber anderswo in der EU an. Für das Klima macht das keinen Unterschied. Ökonominnen sprechen vom Wasserbett-Effekt: Wenn sich jemand auf die eine Seite legt und einsinkt, hebt sich die andere Seite, die Wassermenge in der Matratze bleibt gleich.

    Nun gibt es eine Regelung im europäischen Emissionshandel, mit der sich der Nutzen des Kohleausstiegs erhalten ließe. Demnach sind die Mitgliedstaaten berechtigt, überflüssig gewordene Zertifikate zu löschen. Damit ließen sich die Emissionen tatsächlich reduzieren, der vonHabeckbehauptete Klimanutzen wäre gegeben. Alles, was esdazu braucht, ist ein Brief aus Berlin nach Brüssel. Um es noch einfacher zu machen, hat die EU sogarein Formular vorbereitet(PDF). Einzige Bedingung: Der Brief muss bis Ende des Jahres nach der Stilllegung bei derEU-Kommissioneingehen. Für Kraftwerke, die 2021 vom Netz gingen, läuft die Frist also in zwei Wochen ab. Doch die Bundesregierung hat den Brief bisher nicht abgeschickt, wie das Klimaschutzministerium auf Anfrage von ZEIT ONLINE bestätigt《 is.gd/CdXgJB