Wagenknechts „Friedensbewegung“: Rhetorik der Aggression

Auf der Wagenknecht-Schwarzer-Demo war das „Querdenken“-Milieu breit vertreten. Schon in der Coronazeit zeigte sich: Harmlos ist was anderes.

Demonstranten mit Fahnen, auf denen Friedenstauben abgebildet sind

Querfront für den Frieden: Kundgebung am 25. Februar am Potsdamer Platz von Berlin Foto: Rolf Zöllner/imago

Es war nicht zu übersehen. Beim „Aufstand für den Frieden“ von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer am Wochenende reckten sich auch Plakate der „Basis“ in die Höhe, Fahnen der coronaverharmlosenden „Freien Linken“. Ein Schild verkündete: „Es ist ja nur ein kleiner Piks, ein kleiner Krieg“. Es war auch, und nicht unbeträchtlich, das „Querdenken“-Spek­trum, das am Wochenende mit Wagenknecht und Schwarzer demonstrierte. Und zwar einträchtig.

Dabei war es vor allem Compact-Rechtsextremist Jürgen Elsässer, der im Vorfeld um eine Querfront gebuhlt hatte. Vor Ort aber wurde er an den Rand gedrängt. Das Auftauchen der Querdenkenden dagegen störte niemanden. Angesichts des rechtsoffenen Aufrufs der Organisatorinnen überrascht das nicht. Es wurde offensichtlich genau auch um diese Klientel gebuhlt.

Schon 2014, bei den „Friedensmahnwachen“ anlässlich des aufbrechenden Ukrainekonflikts, hatte sich diese Klientel gefunden. Alternative, Rechtsaußen, Verschwörungsanfällige – auch Wagenknecht unterschrieb damals einen Appell. Bei den Querdenken-Protesten stand das Milieu wieder auf der Straße. Und nun ist es erneut für den Frieden auf der Straße – einen jedoch, der keine Solidarität mit der Ukraine erkennen lässt und die Augen vor dem russischen Imperialismus verschließt.

Stattdessen gilt auch jetzt wieder der „Querdenken“-Kitt: eine pauschalpopulistische Verächtlichmachung der Regierung und Medien, ein Verschwörungsgeraune, eine Instrumentalisierung von Angst. Laut wurde am Samstag der Beifall, als gegen die Grünen und die USA gewettert wurde; Reichsbürger und AfD-Leute standen in der Menge.

Dass diese Art „Querfront“ nicht harmlos ist, haben die Coronaproteste bewiesen. Trotz aller auch dort betonten Friedfertigkeit herrschte eine Rhetorik der Aggression; demokratische Spielregeln wurden infrage gestellt, man wähnte sich in Diktatur und Widerstand. Wenn nun auch die neue „Friedensbewegung“ von Wagenknecht und Schwarzer diese Richtung einschlägt, ist sie keine.

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Redakteur für Themen der "Inneren Sicherheit" im taz-Inlandsressort, seit 2014. Von 2022 bis 2024 stellvertretender Ressortleiter Inland. Bis 2014 vier Jahre lang Teil des Berlin-Ressorts der taz. Studium der Publizistik und Soziologie.

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