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WHO sieht Ende der PandemieGut gemeint, falsch gesagt

Kommentar von Kathrin Zinkant

Der Chef der Weltgesundheitsorganisation hat mit seiner Rede vom Ende der Coronapandemie danebengegriffen: Es ist noch nicht vorbei.

Der Vergleich ging unter: nicht aufgeben vor dem Ziel – wie beim Marathon Foto: Sebastian Wells

W er jetzt vom Ende der Pandemie spricht, sollte sich im Klaren über die Folgen sein. Insbesondere gilt das für den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Denn wenn der oberste Gesundheitsaufseher der Welt auch nur andeutet, das Ende der Pandemie sei nahe, dann knallen auch in Deutschland die Korken. Pandemie zu Ende, weg mit den Maßnahmen, Schluss mit dem Rücksichtnehmen.

Es ist dann ganz egal, ob mit „Ende“ nur eine Chance gemeint war, ein Ausblick. Es spielt auch keine Rolle, dass Tedros seinem Satz ziemlich eindringliche Warnungen folgen ließ. Zum Beispiel die, dass übereilt beendete Maßnahmen das Ende der Pandemie gefährden. Dass nächste Varianten die Sterblichkeit emportreiben und neue Sorgen schaffen können. Dass es letztlich darum geht, genau jetzt eben nicht nachzulassen und alle Maßnahmen fallen zu lassen, sondern zu impfen, zu schützen, noch einmal Solidarität zu zeigen. All das hat Tedros gesagt, übrig geblieben davon ist bei vielen trotzdem nur: Das Ende der Pandemie ist da.

Es ist aber nicht da. Es wird auch nicht kommen, nur weil es doch jetzt endlich mal Zeit dafür wäre. Sogar eine gesunkene Sterblichkeit hilft wenig, wenn sich wegen fehlender Maßnahmen im Herbst wieder Millionen Menschen infizieren. Es werden erneut Tausende sein, die sterben. Und Long Covid macht zwar nicht tot, aber ­existenziell krank. Ganz abgesehen davon, dass massive Arbeitsausfälle durch Corona-Erkrankungen erhebliche Konsequenzen für die ganze Gesellschaft haben.

Tedros hat deshalb von einem Marathon gesprochen, bei dem man kurz vor dem Ziel nicht aufhören dürfe zu laufen. Ein schönes Bild. Das Schlimme aber ist, dass Deutschland in diesem Bild seit Kilometer 20 auf dem Bordstein sitzt und das Ende des Rennens abwartet.

Besser wäre es, jetzt wieder mitzulaufen. Mit Impfungen und Maßnahmen, mit Abstand und gegenseitiger Rücksichtnahme. Nur so kann das Ende dieser Pandemie greifbar werden.

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12 Kommentare

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  • @RUEDIGER



    Das hat doch nichts mit Arroganz zu tun, sondern beschreibt die Situation bei uns exakt. Ja, auch Dummheit gibts zu Genüge in diesem Zudammenhang, sieht man immer noch montags. Alle wären froh, wenn die Pandemie rum ist, bis es soweit ist (wenn überhaupt), ist es weiterhin angesagt, zu Impfen, sich weiter an die Coronaregeln zu halten und einfach Rücksicht zu nehmen.

    • @Klaus Waldhans:

      Und nichts anderes hat die WHO gesagt. Aber es besteht eben Hoffnung auf ein Ende, das ist auch ein wichtiger Motivationsfaktor, sich richtig zu verhalten. Der Arroganzvorwurf bezieht sich auf die Behauptung, die Leute würden die WHO nicht verstehen. Für die große Mehrheit gilt das nicht und den Coronaleugner interessiert doch sowieso nicht, was die WHO sagt.

  • Vielen Dank für den Artikel

  • Dass eine Chance auf ein Ende der Pandemie besteht, ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen ist, ist eine gute und wichtige Nachricht, die auch kommuniziert werden muss!

    Dass man deswegen nicht mehr vorsichtig sein müsste ist allein die Interpretation der Autorin des Kommentars, die sie anderen unterstellt. Die Menschen sind aber nicht dumm und den anderen Dummheit zu unterstellen ist schlicht arrogant. Die Pandemie ist auch eine psychische Belastung für viele Menschen, es ist gut, Hoffnung zu geben und nicht immer nur den (sowieso falschen!) Eindruck zu verbreiten, die Welt werde immer schlechter.

  • 98 Prozent der Bevölkerung in der Schweiz und Grossbritannien hatten bereits im Frühjahr 2022 Covid-Antikörper. In Deutschland ist das seltsamerweise seit 2020 nicht untersucht worden, aber ich gehe von ähnlichen Zahlen aus. Besser wird‘s nicht mit der Herdenimmunität, auch nicht durch Impfen.

    • @Makabrezzo:

      Äh, doch:



      zenodo.org/record/6968574

      Problem ist nur: Antikörper heißt nicht Immunität. Daher auch keine Herdenimmunität.

      Zum Glück heißt das aber: COVID als schwere Erkrankung gibt es kaum noch.

      Deswegen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern wie Tedros sagt: wachsam bleiben und vor allem die Message an die Politik: Forschung und Entwicklung besserer Impfstoffe vorantreiben!

      Die Zeit für Isolation und Lockdowns, die ist aber vorbei!

      • @Ringsle:

        Impfen hat gewaltig geholfen, ja klar, und genau das belegt Ihr Link. Und für Risikogruppen, besonders mit verminderter Immunantwort, kann es weiter sinnvoll sein. Ansonsten: wenn solch ein Impfstoff den viralen Stand von einem halben Jahr vorher spiegelt, ist das schon rekordverdächtig. Trotzdem ist Covid inzwischen so ansteckend, dass, auch Sommers, die meisten das, wogegen genau geimpft wird, schon gehabt haben werden. Und die Mehrheit, ohne einen PCR-Test zu machen. Tja, und in diesem Fall, bei 3-6 Monaten seit der letzten Erkrankung, ist ja auch die offizielle, Linie dass Schon-wieder-Impfen eher schadet als nützt…

  • Danke, Frau Zinkant, schön zusammengefasst.



    Die Pandemie ist erst vorbei, wenn die Pandemie vorbei ist.



    Ob 42 KM da reichen, ist auch noch nicht sicher...



    Geduld, Ausdauer, und nicht nachlassen!

  • "All das hat Tedros gesagt, übrig geblieben davon ist bei vielen trotzdem nur: Das Ende der Pandemie ist da."

    Komisch. Sehr subjektiv. Das hab ich komplett anders verstanden. Und wer sind die "Vielen" bei denen nur das hängen geblieben ist?

    Für mich lag der Focus eher auf der eindringlichen Warnung, jetzt nicht nachzulassen um eben das erreichbare Ziel nicht zu gefährden. Mag sein, dass viele Headlines (unter anderem auch hier) sich plakativ auf das Ende der Pandemie beziehen. Aber das ist wohl eher ein generelles Medienproblem und nicht das der Rede des WHO Chefs.

  • Die Pandemie ist erst vorüber, wenn die Menschen dauerhafte Immunität erwerben können, dazu braucht es bessere Impfstoffe. Bei der WHO scheint man zu ignorieren, dass man sich mit exakt der gleichen Mutation immer wieder anstecken kann.

    • @Kabelbrand Höllenfeuer:

      Es gibt keine dauerhafte Immunität gegen respiratorische Grippeviren. Soviel sollte dann nach 3 Jahren Pandemie doch hängengeblieben sein. Sie müssen entweder ein Leben lang jährlich impfen oder auf ihr Immunsystem vertrauen. Das ist wie bei der Grippeimpfung.

      • @Alfred Sauer:

        Corona ist kein respiratorisches Grippevirus.



        Soviel sollte dann nach 3 Jahren Pandemie doch hängengeblieben sein.