Vorschau auf das Serienjahr 2022: Was wir sehen werden
Auch 2022 werden wir pandemiebedingt viele Abende auf der Couch verbringen. Damit es nicht langweilig wird, unsere TV- und Streaming-Highlights.
„Sløborn“, Staffel 2
Die erste Staffel der ZDFneo-Serie lief im Juli 2020 leider zur Unzeit. Zwar war die Geschichte über ein tödliches Virus vor Corona gedreht worden und damit fast prophetisch. Aber eben auch zur falschen Zeit am falschen Ort. Wer hatte schon kurz nach der ersten Welle Bock auf dystopischen Pandemie-Content?
Jetzt startet die zweite Staffel am 11. Januar, ab 7. Januar gibt es sie in der im ZDF-Mediathek. Brisant: In Staffel eins hatte die Serie verschwörungstheoretische Untertöne – das ist ihr nicht anzulasten, denn die gibt es in vielen dystopischen Filmen und Serien, bis zur Pandemie fand man das eher harmlos. Wie die zweite Staffel nun unter dem Eindruck gefährlicher verschwörungsgläubiger Bewegungen ausgeht, wird interessant.
„Die Ochsenknechts“
Die traurige Nachricht zuerst: Uwe Ochsenknecht wird nicht dabei sein, wenn 2022 die Reality-Serie „Die Ochsenknechts“ startet. Dafür aber der Rest der Familie: Natascha Ochsenknecht und ihre Kinder Wilson Gonzalez, Jimi Blue und Cheyenne.
Die Sendung werde sehr viele Höhen und Tiefen haben, sagte Jimi Blue Ochsenknecht in einem Video auf Instagram. Joa, das lässt natürlich viel Interpretationsspielraum. Gedreht wurde übrigens in Berlin und auf Mallorca, der Wahlheimat der Familie. Wer bereits mitfiebern will, kann den Instagram-Account (@dieseochsenknechts) verfolgen. Im Frühjahr soll die Serie dann auf Sky laufen.
„Souls“
Dass deutsche Produktionen sich inzwischen häufiger an die Genres Science Fiction und Mystery wagen, ist erfreulich. In „Souls“, das ebenfalls für das „Frühjahr“ bei Sky angekündigt ist, soll es um einen Jungen gehen, der behauptet, Zugang zu einem früheren Leben zu haben. Das könnte düster und spannend werden. Dass das geht, hat „Dark“ bewiesen. Allerdings wird hoffentlich das charakteristische Nebelhorn-Tröten aus „Dark“, das inzwischen häufiger auch in neueren Produktionen zu hören ist, langsam mal beerdigt.
„Inventing Anna“
Die Millionärserbin Anna Delvey lebt das Leben, das man als Schöne und Reiche eben so lebt: erste Reihe bei der New Yorker Fashion Week, Wohnen im Hotel, auf dem Körper nur die teuerste Designerkleidung und am Wochenende geht’s mit dem Privatjet in den Kurzurlaub. Das Problem nur: Anna Delvey ist keine Millionenerbin und sie heißt auch gar nicht Anna Delvey, sondern Anna Sorokin. Jahrelang hat die deutsche Hochstaplerin New Yorks High Society verarscht – bis irgendwann alles aufflog und Sorokin ins Gefängnis kam.
Die wahre Geschichte allein ist schon gut genug, versehen mit dem nötigen Drama der Produzentin Shonda Rhimes („Bridgerton“) wird es vermutlich nicht weniger als genial. Startet voraussichtlich am 11. Februar auf Netflix.
„Borgen“, Staffel 4
Die Polit-Serie aus Dänemark, die auch realpolitikkritische Linke gern gucken, kommt zurück. „Borgen“, einst vom dänischen öffentlich-rechtlichen Fernsehen zwischen 2010 und 2013 in drei Staffeln ausgestrahlt, ist jetzt in der neuen, vierten Staffel eine Koproduktion mit Netflix. Wieder dabei ist Sidse Babett Knudsen als Politikerin Birgitte Nyborg. Bisher konnte man sie als erste weibliche Ministerpräsidentin, bei der Gründung einer eigenen Partei und der Oppositionsarbeit begleiten.
In Staffel vier geht es für sie, so viel hat Netflix schon im April 2020 bei der Ankündigung der Fortsetzung verraten, ins Außenministerium. Auch Birgitte Hjort Sørensen ist als Katrine Fønsmark wieder dabei. Die Journalistin hatte die Seiten gewechselt und als Pressesprecherin und Spindoktorin von Nyborg agiert. In Staffel kehrt sie als Leiterin eines großen TV-Senders wieder zu ihrer ursprünglichen Profession zurück. Ab wann genau im neuen Jahr gestreamt werden darf, ist noch nicht bekannt.
„Damaged Goods“
Serien über Liebe, Sex und Alltag sind im Kommen. Zuletzt gab es „Wir“, „Loving Her“ und „All you need“. Ein bisschen unaufgeregter erzählt, ein bisschen anders gefilmt – und mit einem inklusiveren Verständnis von Liebe und Freundschaft. Die Paarbeziehung bildet hier oft längst nicht mehr das glückliche Ende der Geschichte – sondern viel eher den unglücklichen Anfang. Der Trend zur sensiblen Dramedy kommt aus Großbritannien. Nun dreht die Produktionsfirma Westside für Amazon Prime die achtteilige Serie „Damaged Goods“ über eine Clique, die früher mal eine Therapiegruppe war. Buch- und Comedy-Autorin Sophie Passmann spielt eine der Hauptrollen. Der genaue Starttermin ist nicht bekannt.
„The Lord of the Rings“
Anfang des Jahrtausends schafften die „Herr der Ringe“-Filme ein zeitloses Fantasy-Kunstwerk und verschafften dem Genre Respekt. In den 2010ern zerstampfte, zerstückelte und zerkaute dann die „Hobbit“-Trilogie das beliebte Kinderbuch und die Herzen der Fans gleich mit. Und jetzt? Für die Amazon-Serie „Lord of The Rings“ gehen wir erneut in der Zeit zurück, und zwar ein ganzes Zeitalter. Tausende Jahre, ins Königreich Númenor, welches zur Zeit von Frodo längst ein Mythos ist. Cameos gibt es sicher trotzdem. Schließlich leben Elben und Zauberer verdammt lange. Als Starttermin gibt Amazon den 2. September an.
Und apropos „Beliebte Fantasy-Epen so lange auswringen, bis sie zu Gold werden oder zu Staub zerfallen“: Im Laufe des Jahres kommt das „Game of Thrones“-Spinoff „House of the Dragon“, eine Vorgeschichte des großen „Haus Targaryen“ aus dem Universum von George R.R. Martin – sowie mit der Serie „Obi Wan-Kenobi“ etwas Neues aus der „Star Wars“-Welt.
„L’Ora – Worte gegen Waffen“
L’Ora heißt die kommunistische Zeitung mit Sitz im sizilianischen Palermo, die in den 1950ern die sogenannte Omertà, also das gesellschaftliche Schweigen über die Mafia, gebrochen hat. Um ihre Recherchen unter dem Chefredakteur Vittorio Nisticò geht es in dieser Serie. Und um die fünf Kilogramm Sprengstoff, mit denen sich die Mafia an ihr rächt: Ein paar Tage nachdem die Zeitung den Begriff Mafia zum ersten Mal gezielt verwendet, kommt es im Oktober 1958 zu einer Explosion vor dem Redaktionsgebäude der L’Ora. Am nächsten Tag erscheint die Tageszeitung dennoch weiter, mit der Schlagzeile „Die Mafia bedroht uns, die Ermittlungen gehen weiter“. Die zehnteilige Serie ist ab dem 19. Januar auf Sky zu sehen.
„Babylon Berlin“, Staffel 4
Hier startet wohl im Frühjahr die vierte Staffel, aber wer genug hat von 1920er-Nostalgie oder von Schwurbel-Promi Volker Bruch, keine Sorge …
„Das Netz“
… denn das nächste Serien-Großprojekt ist schon unterwegs. Die ARD kündigt eine Reihe von internationalen, aber erzählerisch miteinander verflochtenen Serien an – unter dem passenden Titel „Das Netz“. Es werde länderübergreifend und in verschiedenen Sprachen gedreht. Losgehen soll es nach der Herrenfußball-WM. Alle Einzelstorys werden etwas mit Fußball zu tun haben. Neben der ARD produziert außerdem mit: Red Bull Media House, das zum Konzern des rechtskonservativen österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz gehört. Geld für Kultur stinkt nicht? Mal sehen.
„Queenie“
Es gibt diese Romane, die sich wie das Drehbuch einer Serie lesen. Das Debüt „Queenie“ von Candice Carty-Williams ist so ein Buch. Es erzählt von der gleichnamigen Titelheldin, die durch Liebeskummer in eine ernsthafte Lebenskrise rutscht und versucht, sich mit Sex von ihren Problemen abzulenken. Und diese Probleme lauern überall: in der Liebe, im Job, in der Familie.
Obwohl die verhandelten Themen – Alltagsrassismus, Sexismus und Kindheitstraumata – wahrlich keine leichten sind, gelingt es dem Roman stets, ein Augenzwinkern oder Witz beizubehalten. Zwei Jahre nachdem Carty-Williams als erste Schwarze Frau für „Queenie“ mit dem British Book Award ausgezeichnet wurde, darf sie die Geschichte nun für den britischen Sender „Channel 4“ auf die Bildschirme bringen. Dort wird sie leider so ohne Weiteres außerhalb Großbritanniens erst mal nicht zu sehen sein. Bleibt zu hoffen, dass schnell eine Version für den Kontinent folgt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Hype um Boris Pistorius
Fragwürdige Beliebtheit
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Russischer Angriff auf die Ukraine
Tausend Tage Krieg
BSW stimmt in Sachsen für AfD-Antrag
Es wächst zusammen, was zusammengehört
Verfassungsklage von ARD und ZDF
Karlsruhe muss die unbeliebte Entscheidung treffen
Kanzlerkandidat-Debatte
In der SPD ist die Hölle los