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Wird in Zukunft die Gegenwart erfreulicher? Illustration: Katja Gendikova

Vor der Einführung des BürgergeldesWas von Hartz IV bleibt

Hartz IV hat das Leben von Millionen Arbeitslosen, Jobcenter-Mitarbeitern und Anwälten geprägt. Wie bewerten sie diese Zeit? Acht Protokolle.

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29 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • Ich werde sowas von wütend, wenn das Bürgergeld von der Ampel als großer Wurf gefeiert wird. Geändert hat sich doch fast nichts!



    Es fehlt nur noch der passende Name...ähnlich dem "Gute KiTa -Gesetz".



    Wie wäre "Raider heißt jetzt Twix -Gesetz"?

  • @HASSSTI

    "...ist es mehr als sonst wünschenswert, wenigstens einigermaßen für die Armen zu sorgen, die zu dieser Zeit in großer Bedrängnis leben. Vielen Tausenden fehlen selbst die notwendigsten Bedürfnisse, Hunderttausenden die notdürftigsten Bequemlichkeiten des Lebens.«

    »Gibt es keine Gefängnisse?« fragte Scrooge.

    »Überfluß an Gefängnissen«, sagte der Herr, die Feder wieder hinlegend.

    »Und die Armenhäuser?« fragte Scrooge. »Bestehen die noch?«

    »Allerdings«, antwortete der Herr, »aber doch wünschte ich, sie brauchten weniger in Anspruch genommen zu werden.«

    »Tretmühle und Armengesetz sind in voller Kraft?« sagte Scrooge.

    »Beide haben alle Hände voll zu tun.«

    »So? Nach dem, was Sie zuerst sagten, fürchtete ich, es halte sie etwas in ihrem nützlichen Gang auf«..."



    Dickens

    • @Nansen:

      1843 verfasste Dickens die Erzählung 'A Christmas Carol' in der Absicht die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Not der Armen in der Gesellschaft zu lenken. Getan hat sich seit 1843 aber nicht viel, denn Armut gibt es immer noch im 21. Jahrhundert, und menschenverachtende Ausbeuter wie Scrooge gibt es heutzutage sogar noch mehr. Besagte Szene »Tretmühle und Armengesetz sind in voller Kraft?« kann man sich ab Minute 4:00 in dem schönen alten Film von 1951 anschauen. ***Charles Dickens - Eine Weihnachtsgeschichte*** www.youtube.com/watch?v=jD1ZQ9xuG7M

      • @Ricky-13:

        Danke für den Link. Ich sehe es mir immer wieder gern in der Muppets-Version mit dem großartigen Michael Caine an.

  • taz: "Sanktionen: Es können weiterhin Sank­tionen verhängt werden. In einem Drei-­Stufen-­Modell werden nach sogenannten Pflichtverletzungen monatlich zunächst 10 Prozent, dann 20 oder 30 Prozent weniger Bürgergeld ausgezahlt."

    Außer an dem Namen ändert sich nichts an dem Sanktionssystem. Der ehemalige BlackRock-Lobbyist Merz hat mit seiner "Truppe" (die immer noch behauptet eine christliche Partei zu sein) doch erst kürzlich dafür gesorgt, dass die Wirtschaft durch die Jobcenter weiterhin mit billigen Arbeitskräften versorgt werden. Das 'Bürgergeld' wird also auch in Zukunft die arbeitslosen Menschen in diesem Land in prekäre und schlecht entlohnte Arbeitsverhältnisse zwingen, damit Deutschland der Exportweltmeister von Europa bleiben kann. Es sind aber nicht nur die deutschen Arbeitslosen die unter diesem System seit Jahren leiden, denn der Exportweltmeister Deutschland sorgt auch dafür, dass viele arme Länder Europas noch ärmer werden. Warum haben wir denn so viele Menschen z.B. aus armen Ländern wie Rumänien oder Bulgarien in unserem Land? Warum haben wir denn bei uns so viele Frauen aus diesen Ländern, die sich bei uns schon prostituieren müssen, weil es in ihren Ländern keine Jobs mehr gibt? Darüber möchte man in unserer Gesellschaft aber nicht gerne nachdenken. Da verschließt man lieber die Augen, damit die eigene "schöne Scheinwelt" keinen Schaden nimmt oder man vielleicht sogar zu der Erkenntnis kommt, dass der "Exportweltmeister Deutschland" auch eine Schuld an der riesigen Armut in diesen Ländern hat.

    Das Monopolyspiel der Reichen ist nun einmal "Geld verdienen auf Kosten anderer Menschen" und das wird jetzt mit dem Bürgergeld fortgesetzt. Hartz IV = FORDERN UND Gewinne der Wirtschaft FÖRDERN, wird auch mit dem "Bürgergeld" so weitergehen, auch wenn das System jetzt vielleicht um 3 Prozent humaner wird.

  • Die Hölle existiert selbstverständlich für die, die daran glauben, und leider auch für die, die dazu gezwungen werden daran zu glauben. Der Religionslehrer hätte verdient daran zu glauben.



    Das mit den ungleichen Bildungschancen war ja nicht viel besser in den 60er und 70er, man hatte allerdings den Eindruck eine allmählichen Verbesserung. Tatsächlich vorbei mit Kohl und Lambsdorff.



    Aber bis zumindest in die 80er war es doch im allgemeinen nicht üblich, sich wegen fehlender „Markenklamotten“ über andere zu erheben. Sowas machten zwar (wie immer schon) ein paar ‚Doofe‘, es war nicht maßgeblich bzw. ziemlich unerheblich.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Ich will Ihnen ihre ganz persönliche Bullerbü-Erfahrung nicht absprechen. Sie bewegen sich zwar gefährlich nahe am "bei uns gabs keine Nazis"-Niveau, aber eine Kindheit in der Insel der Glückseligen soll es immer wieder mal gegeben haben.

      In der Vorstadt der westdeutschen Großstadt, in der ich groß geworden bin - heute würde man es "sozialen Brennpunkt" nennen - sind die sozialen Gegensätze völlig schonungslos und auch für Grundschulkinder gut wahrnehmbar hervorgetreten. Und diese Schulkinder haben die Offensichtlichkeiten ganz selbstverständlich in ihr Sozialverhalten und Spiele integriert.

      Meine Partnerin, die als Heimkind an einem katholischen Gymnasium Abitur machen "durfte", hat mir ganz ähnliches geschildert. So wie unzählige sozial marginalisierte Personen, z.B. mit "Migrationsvordergrund" es aktuell in den verschiedenen Kanälen zu Protokoll geben.

      Sieht so aus, als wäre auch "Klassismus" etwas, das Leute aus oberer Mittelschicht und darüber nicht einordnen sollten, analog zum "Kartoffel erklärt Rassismus"-Problem.

  • 0G
    06455 (Profil gelöscht)

    Meine Tochter ist alleinerziehend. Hat eine 3/4Stelle und ist zu 60 % schwerbehindert, wegen einer schweren Erkrankung.



    Trotzdem hat sie nie von Hartz IV gelebt. Darauf bin ich sehr stolz.



    Sie hat immer gearbeitet.



    Und nein, ich habe meine Enkelin nicht betreut, da wir zu weit auseinander wohnen.



    Das Gejammer, als Alleinerziehende könne man nicht arbeiten, stimmt einfach nicht.



    Meine 3 Kinder haben auch nie Markenkleidung getragen. Dafür war nie Geld da obwohl wir nicht vom Staat lebten.



    Sie wurden deshalb gemobbt, schon vor 30 Jahren. Sie haben es überlebt.



    Diese Markenvolldeppen sterben leider nie aus.

    • @06455 (Profil gelöscht):

      Menschen sind unterschiedlich - auch unterschiedlich leistungsfähig.

      Manche können Erwerbsarbeit und Erziehungs- oder Pflegearbeit unter einen Hut bringen, manche sogar noch dazu ehrenamtliches (z.B. politisches) Engagement. Das ist schön.



      Manche können es nicht.

      Sollten wir nicht unser sozioökonomisches System so strukturieren, dass es für alle funktioniert?

      Und der verkürzte Arbeitsbegriff, nur bezahlte Arbeit sei Arbeit, ist trotzdem falsch.

  • Anstatt auf Arme rauf zu trammpeln und zu verurteilen, /kritisieren oder sonstiges, sollten die Menschen füreinander da sein und helfen, wer im tiefen Loch gefallen ist. Was auch euch geschehen kann. Aber manche sind sich ihrer Situation zu sicher,, ich doch nich", wie von denen gesagt!Abwarten.....



    Jeder Mensch kann von heute auf Morgen in Abgrund stürzen, durch Schicksalsschläge, Trennung, Unfälle, Wohnung verloren, Kinder, Frau, Mann verloren und sonstiges...

  • Bürgergeld ist bloß ein anderer Name von Hartz4. Es ist nicht normal, was hier abgeht. Menschen mit Einschränkungen und Ältere ab 50 - 60 Jahre, werden genauso behandelt, wie Gesunde. Alle in einen Pott und da fällt es ja nicht auf, was wirklich abgeht. Ich finde es eine Frechheit alle als faul abzustempeln ohne das Schicksal und Leben, des Einzelnen zu kennen. Nicht zu vergessen ist, daß manche sich zu sicher sind, mit ihrer Arbeit und dadurch Vorurteile haben gegenüber Hartz4er /Bürgerg. Schon mal dran gedacht, daß jeder durch Schicksalsschläge oder Unfälle, da rein rutschen kann und sein Job nicht mehr ausüben kann, wegen Behinderung und mehr???? Kann jemand soweit denken??? Renten sind mit 67 Jahre. Ich selbst habe erlebt\gesehen , daß die Leute knapp vor der Rente, auf allen Vieren zur Arbeit gekrochen sind, aus Angst sanktioniert zu werden und dadurch auch Wohnungslos geworden sind!

  • Zitat: "Was mich immer beeindruckt, ist, mit welchem Aufwand wir die Prozesse bearbeiten. In meiner letzten Sitzung ging es in keinem der Fälle um mehr als 160 Euro. Trotzdem saßen da den ganzen Vormittag ein Berufsrichter, zwei ehrenamtliche Richter, eine Behördenvertreterin und für jeden Kläger ein Rechtsanwalt, der Prozesskostenhilfe bekommt."

    Ich finde das ehrlich gesagt überhaupt nicht beeindruckend. 160 EUR reichen wahrscheinlich nicht einmal für eine Stunde vom Rechtsanwalt für den Kläger, und die anderen drei oder vier Personen müssen zusätzlich bezahlt werden und das gesamte Team noch für den Rest des Vormittags. Die Kosten übersteigen den Streitwert grandios. Da der Staat sowieso alle Kosten übernimmt (inklusive der Prozesskostenhilfe), fände ich es effizient, sowas in Zukunft zu lassen - die 160 EUR einfach zu bezahlen wäre mit Sicherheit günstiger gewesen. Die Beteiligten wären sicherlich auch froh, sich fortan um sinnvollere Dinge zu kümmern.

  • Danke für diese tolle Zusammenstellung.

    Ich denke, es wird sich erst wirklich etwas ändern, wenn sich die Haltung unserer Gesellschaft ändert.

    Wenn es nicht mehr als OK gilt, Menschen dafür zu bestrafen, dass sie arm sind.

    Das wird noch ein langer Weg. Bürgergeld könnte ein winziger Schritt da hin sein. Es könnte aber auch einfach "Hartz V" sein. Es liegt an uns allen.

    Dinge wie "dann würden die ja nicht mehr arbeiten" oder "Hängematte" sollten mit tiefster sozialer Ächtung als das belegt werden, was es ist: Menschenverachtung.

    • @tomás zerolo:

      Genau so ist es, die Haltung der Gesellschaft, vor allem Vorurteile, Herabwürdiegung, kritisieren ohne überhaupt, das Schicksal jedes Einzelnen zu kennen, werden alle über einen Kamm geschert. Es wird gespalten, man lässt sich spalten, wo es nur geht und sie merken es nicht mal.

  • Der Hauptzweck von Hartz 4 war, das bzgl Einkommen untere Drittel der Gesellschaft unter Druck zu setzen und ihm jegliche Alternative zu nehmen, sich nicht ausbeuten zu lassen. Das ist auch bei Hartz 5 das Ziel, natürlich, es sind ja nach wie vor die gleichen Parteien, die es betreiben, konzeptionell hat sich da genau nichts geändert. Die Umbenennung und die kosmetischen Korrekturen sind nur Imagepflege. Raider heißt jetzt Twix, das nützt den Millionen Betroffenen herzlich wenig. Auch nicht, dass Deutschland ein reiches Land ist und es hier angeblich eine christliche Tradition gibt, die bei Sonntagsreden gerne ins Spiel gebracht wird und für politische Seilschaften wichtig ist. Interessant, denn ein Menschenleben zählt hier nichts mehr, aber Besitz umso mehr. Nur der entscheidet darüber, ob jemand ein menschenwürdiges Leben führen kann.

    Insofern: Hartzer, kauft Aktien! Vermietet eure Wohnungen fürs Dreifache, gründet Banken und Versicherungen, hinterzieht Steuern, vor allem, lasst andere euren Reichtum mehren. Nur das wird in diesem System honoriert, und dann habt ihr plötzlich auch wieder Leute in der Politik, die eure Interessen vertreten.

  • Danke für diesen Artikel. Auch wenn interessierte Bürger*innen vielleicht nicht so viel Neues erfahren haben, ist es doch verdienstvoll, immer wieder den Finger in die Wunde zu legen.



    "Hartz IV" ist (war) erbärmlich und das "Bürgergeld" wird wahrscheinlich nicht viel besser.

    Viele Probleme werden erst mit der Einführung eines Bedingungslosen Grundeinkommens überwunden werden: Zuverdienste werden nicht mehr angerechnet. Die Spaltung der Gesellschaft in (angeblich faule) Transferempfänger und (vermeintliche) Leistungsträger wird aufgehoben. Die Stigmatisierung, Überwachung und Gängelung derjenigen, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen können oder wollen, nimmt ein Ende. Erwerbsarbeit wird kein Selbstzweck mehr sein - unbezahlte Arbeit wird aufgewertet und der ganzen Bevölkerung ermöglicht.

    Abgesehen vom "Bürgergeld" gibt es ja noch zwei Projekte der Ampelkoalition, die in diese Richtung gehen: die Kindergrundsicherung und das Energiegeld. Mal sehen, was daraus wird.

    • 6G
      650228 (Profil gelöscht)
      @Eric Manneschmidt:

      Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde sehr helfen, das glaube ich auch. Aber wie soll das dauerhaft funktionieren, wenn der Staat nicht in der Lage ist, die Grenzen zu kontrollieren? Wie schnell würde sich die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen wohl erhöhen? Und dann? Steuern für Vermögende rauf - aber woher kommen die weiteren Wohnungen, medizinische Versorgung, Kindergartenplätze, Bio-Nahrungsmittel?

      • @650228 (Profil gelöscht):

        Der einzige Weg, wie das DAUERHAFT funktionieren kann, ist, das Grundeinkommen so schnell wir möglich weltweit einzuführen.



        Natürlich wäre es Quatsch, nur in Deutschland "paradiesische Zustände" zu schaffen und das Elend im Rest der Welt zu ignorieren.



        Dazu ist noch zu sagen, dass es im Globalen Süden ja schon Ansätze für ein BGE gibt (z.B. in Namibia, siehe www.youtube.com/watch?v=vyCJye39rWc ), die werden bislang aber gerade vom "Westen" (oder "Norden") hintertrieben, weil wir gerne Zugriff auf billige Arbeitskräfte und billige Rohstoffe haben - und weil wir (oder unsere "Eliten") die Ideologie "wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen" vertreten.

  • Die erschütternden Zitate klingen meist nach Sozialhilfeempfängern, wie sie vor Hartz IV unterwegs sein mussten.



    Dabei hat sich deren Situation meist von schlecht zu schlimm gebessert seit der Einführung von Hartz IV. Längere Zeit Arbeitstätige hatten und haben einen größeren Teil zu zahlen, wenn sie abserviert werden. Ist auch in den Beispielen vermerkt.

  • Der Kommentar von dem Religionslehrer ist ja völlig unangemessen.



    Ich habe mich nie für Markenkleidung interessiert und hatte auf einer Klassenfahrt mal ein Gespräch über meine Schuhe. Ich weiß selbst nicht mal mehr, ob ich nun die Markenschuhe oder die No-Name-Schuhe hatte, nur, dass meine Klassenkameraden mich darauf hinwiesen, ich irritiert auf meine Schuhe schaute und mich fragte, wer sich mit so etwas befasst!

    Wichtig wäre, dass wir alle, Gesetzgeber, Politiker, Lehrer, Sachbearbeiter einfach menschlicher werden. Den Menschen sehen und nicht nur Zahlen, Statistiken. Mit dem Menschen reden.



    Darf ein Arbeitsloser sich eigentlich nichts außer dem Notwendigsten kaufen? Das Beispiel mit der Tankstelle irritiert mich. Bisher dachte ich, wenn ich mir die Markenjeans oder das Hobbyequipment kaufen möchte und dafür einen Monat lang nur Haferflocken mit Wasser esse, wäre das auch als Arbeitsloser meiner Sache.

    • @BlauerMond:

      schön wenn Sie diese Erfahrung nicht gemacht haben.

      In meiner Schulzeit wurden die Kinder die sich keine Markenklamotten leisten konnten verprügelt.

      Welche Marke hat der Rucksack war nei Zeit lang suuuper wichtig.

      Meine Schulzeit liegt schon lange zurück aber das arme durchweg diskrimiert wurden und sich für ihre Armut geschämt haben war an jeder einzelnen Schule so und ich habe ganze 7 von innen gesehen.

      Ich weis auch das "Harzer" abgewertet werden von anderen Menschen, selbst von arbeitenden armen.

      Immer gut wenn man jemanden hat auf den man herabtreten kann., wie in der Schule so auch in der Gesellschaft.

      Daher kann ich den Beitrag gut nachvollziehen.

      • @Obscuritas:

        Ich finde es recht überraschend, diese Berichte wegen Markenkleidung und der Verachtung beim Tragen anderer Kleidung.



        Ich verbrachte meine Kindheit und Jugend in den 60er/70er Jahren, war in einer Großstadt auf dem Gymnasium und in der kirchlichen Jugendarbeit. Ich kann mich nicht erinnern, dass diese Marken jemals ein Thema waren. Schon seltsam wie unterschiedlich Lebenswelten sein können.

  • Trösten Sie sich, ihr Religionslehrer kommt in die Hölle bzw. ist wahrscheinlich schon zu Lebzeiten drin.



    Eine Frage, unterschiedliche soziale Verhältnisse waren in meiner Kindheit (60er, 70er) kaum ein Thema bei persönlichen Wertschätzung. Wir hatten Freundschaften (selbstverständlich mit gegenseitigen Hausbesuchen) quer durch alle Schichten. Ist das heutzutage wirklich ein großes Problem? Klar, sowas wie Markendeppen gab‘s schon immer, aber wer sich über sowas definierte, wurde doch viel eher geringschätzt, als jemand mit wenig Geld in der Familie.



    Allerdings könnten es sein, dass die Gehirnwäsche durch Werbung etc. weiter fortgeschritten ist, als ich mir träumen lasse, nur mit völlig in die Irre gelaufenem Streben nach vermeintlichem Sozialprestige, lässt sich so ein Schwachsinn wie die Anschaffung eines SUVs erklären.

    • 0G
      04405 (Profil gelöscht)
      @guzman:

      Zum einen gibt es die Hölle ziemlich sicher nicht, und vermutlich weiß das sogar auch dieser Religionslehrer.

      Und in meiner Kindheit - 70er und 80er - waren soziale Verhältnisse ein großes Thema. Die Studienlage ist da auch ziemlich eindeutig. Schlechtere Bildungschancen, schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt und das über mehrere Generationen hinweg.

    • @guzman:

      Das fing alles mit der geistig moralischen Wende unter Kohl an und Schröder hat es dann zur Vollendung gebracht.

  • Es ist eine weitere Variante der Armutsbekämpfung durch Bekämpfung der Armen, mehr nicht. Die Vertreter der besitzenden Schicht, die selbst keine Probleme haben sich zu bedienen, sorgen dafür, dass es kein Cent zu viel wird und dass Demütigung jeden Cent begleitet.

    40 % der Menschen, in diesem reichen Land, haben keine Rücklagen.

    Wer am Rand steht, wer krank wird ohne Rücklagen oder eine Familie zu haben, die einspringt, der ist auf dem Weg nach Unten. Wer Unten ist, zahlt für die PVA auf dem Haus im Grünen und die Elektromobilität der oberen Schichten.

    Das hat auch damit zu tun, dass es keine Partei gibt, die für die von Niedriglohn und Armut betroffenen Schichten dieses Landes eintritt.

    Man stelle sich einmal vor, ein gleiches Maß an Mißtrauen und Kontrolle würde im Steuerbereich und Subventionsbereich angewandt, was dann los wäre.

    • @Octarine:

      wenn das gleiche maß an mistrauen den Arbeitgebern entgegenschlagen würde. Dann wäre der wirtschaftsstandort Deutschland schon lange zusammen gebrochen, denke ich. Stattdessen zerbricht halt "nur" unsere Soziale Mobilität & der Zusammenhalt unter den Menschen. Das schadet den Steuereinnahmen aber nur auf lange Sicht. Und kurzsichtig fährt der Mensch ja gerne durch den Nebel.