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Vizechef über seine Partei„Sonst stirbt die SPD“

Die SPD muss sich erneuern, um zu überleben, sagt Thorsten Schäfer-Gümbel. Ein Gespräch über sozialdemokratische Chaostage.

„Die Erneuerung muss kommen“: Die SPD erlebt schwierige Tage Foto: dpa

taz: Herr Schäfer-Gümbel, die SPD liegt in Umfragen bei 16 Prozent. Rast Ihre Partei gerade in den Abgrund – und keiner an der SPD-Spitze merkt es?

Thorsten Schäfer-Gümbel: Alle in der SPD wissen, wie ernst die Lage ist. Wir haben in der letzten Zeit kein gutes Bild abgegeben. Statt über unsere erfolgreich verhandelten Inhalte zu sprechen, ist der Eindruck entstanden, es gehe um Posten und Selbstfindung. Das findet niemand attraktiv. Wir bekommen aber gerade die Kurve.

Erst ein Aufstand in der Partei brachte Martin Schulz davon ab, Außenminister werden zu wollen. Wie konnte es zu diesem Chaos kommen?

Martin Schulz hat eine schwere Entscheidung getroffen. Er hat seine persönlichen Ambitionen zurückgestellt, um den Blick wieder auf die Inhalte zu lenken. Dabei hatte er das Wohl der SPD im Blick. Das halte ich für sehr respektabel.

Warum hat niemand in der SPD-Spitze Schulz gestoppt? Eine sensible Führung hätte ahnen müssen, wie schlecht ein solcher Deal ankommt.

Auch wenn es im SPD-Vorstand unterschiedliche Sichtweisen dazu gab, stand am Ende die gemeinsame Einschätzung, das so zu machen. Schulz als Außenminister, der die politische Zeitenwende, die er im Europakapitel durchgesetzt hatte, selbst hätte umsetzen können, Nahles als Parteivorsitzende – für diese Trennung hätte man auch mit Blick auf die Erneuerung der SPD gut argumentieren können. Allerdings haben wir die Außenwirkung komplett unterschätzt.

War das ein kollektives Führungsversagen?

Es war eine kollektive Fehleinschätzung.

Drückt sich in den Umfragen auch der Frust über eine weitere Große Koalition aus?

Die Mehrheit der SPD-Wählerinnen und -Wähler will, dass wir in diese Regierung eintreten. Ich glaube, viele Menschen haben die Nase voll von dem Hin und Her. Sie möchten, dass diese Sache endlich entschieden wird. Nach dem Mitgliedervotum beginnt dann die eigentliche Arbeit. Wir müssen Vertrauen wiederherstellen und die SPD konsequent erneuern.

Sie denken, dass die Groko beim Mitgliedervotum durchgeht. Was macht Sie sicher, dass Sie nicht schon wieder auf dem falschen Dampfer sind?

dpa
Im Interview: Thorsten Schäfer-Gümbel

kurz TSG, ist einer von drei kommissarischen Bundesvorsitzenden der SPD. In Hessen war er fast zehn Jahren die Nummer eins in Landespartei und Fraktion.

Ich glaube, dass eine Mehrheit der Mitglieder für die Große Koalition stimmt. Ich bin im Moment ständig an der Basis unterwegs, führe viele Gespräche, rufe zum Beispiel oft skeptische Leute zurück, die mir schreiben. Deshalb behaupte ich, ein Gefühl für die Stimmung zu haben. Viele Kritiker finden die Koalition aus grundsätzlichen Erwägungen falsch. Sie sagen aber auch, dass wir im Koalitionsvertrag viel erreicht haben. Was ich immer wieder höre, ist: Wir wollen keine Personaldebatten. Die Interessen Einzelner dürfen keine Rolle spielen. Es ist nicht klug, als Primaballerina alleine auf der Bühne zu tanzen.

Sie meinen Sigmar Gabriel, der gerne Außenminister bleiben will.

Ich meine, dass Politik ein Mannschaftsspiel ist. An der Basis gibt es die klare Erwartung, dass das in der SPD wieder erkennbarer wird.

Sigmar Gabriel ist einer der erfahrensten Politiker in der SPD – und bei den Deutschen sehr beliebt. Können Sie es sich leisten, auf einen solchen Mann zu verzichten?

Ich verstehe Ihre Frage. Aber Martin Schulz hat mit seiner Entscheidung zu Recht Personalfragen hintangestellt. Ich werde keinen Beitrag dazu leisten, das zu ändern. Jetzt geht es um die Inhalte.

Ist es fair, den Mitgliedern die Namen der künftigen Minister vorzuenthalten? Es sind immer Personen, die Inhalte durchsetzen.

Natürlich interessieren sich Menschen für Personen. Aber die SPD ist eine Programmpartei. Für uns galt immer, dass erst die Inhalte kommen, dann das Personal.

Sickert vielleicht bei vielen Mitgliedern die Erkenntnis ein, wie desaströs Neuwahlen für die SPD wären?

Politik bedeutet immer, die Realität zu sehen und Alternativen abzuwägen. Man darf als Partei keine Angst vor irgendwas haben. Aber: Durch eine Neuwahl würden Monate vergehen, ohne dass eine deutsche Regierung Reformen in Europa beschließen könnte. Da schließt sich ein wichtiges Zeitfenster. Dann wären da die vielen Verbesserungen für normale, hart arbeitende Leute: Ein Nein zur Großen Koalition bedeutet ein Nein zu mehr bezahlbaren Wohnungen, ein Nein zu einem öffentlichen Beschäftigungssektor, der insbesondere Langzeitarbeitslosen hilft, und ein Nein zur Grundrente gegen Altersarmut.

Andrea Nahles und Olaf Scholz sind als Funktionäre seit Jahren in hohen Ämtern. Warum steht dieses Duo eigentlich für Erneuerung?

Wahlunterlagen mit Pro-Groko-Werbung

Inzwischen dürften bei allen SPD-Mitgliedern die Wahlunterlagen angekommen sein. Dem Brief liegt ein dreiseitiges Schreiben der Parteiführung bei, in dem für ein Ja geworben wird. Der Brief, der im Internet kursiert, ist mit den typischen Textbausteinen gespickt, die das Willy-Brandt-Haus derzeit produziert: „Wir haben hart verhandelt“, „Zusammenhalt stärken“, unser Land gerechter und moderner …machen“, „die Menschen in den Mittelpunkt“. Am Ende heißt es: „Wir als Verhandlungsteam empfehlen Dir aus Überzeugung, mit JA zu stimmen.“ Die Argumente der No-Groko-Seite finden sich nicht im Brief, wie von Parteimitgliedern in den sozialen Netzwerken kritisiert wird. Interessant ist, wer das Werbeschreiben unterschrieben hat: das gesamte Präsidium, also die engere Parteiführung - nur Johanna Uekermann nicht, die frühere Juso-Vorsitzende. Ganz oben neben den Unterschriften von Andrea Nahles und Klingbeil steht die Unterschrift von Martin Schulz, der längst nicht mehr Parteivorsitzender ist. Seine Unterschrift gegeben hat auch Sigmar Gabriel, der nicht im Parteivorstand sitzt. Gunnar Hinck

Mir geht es um inhaltliche Erneuerung. Die SPD muss sich in den kommenden Jahren vor allem um zwei Fragen kümmern: Wie sieht die Zukunft der Arbeit aus – unter den Bedingungen von Globalisierung, Digitalisierung und Klimawandel? Und wie sieht eine neue Sozialstaatlichkeit aus, die Menschen hilft, mit dem Wandel klarzukommen? Die SPD muss also ihren programmatischen Kern, die Bedeutung und den Wert von Arbeit, wiederbeleben. Für diese große Aufgabe sind Andrea Nahles und Olaf Scholz die Richtigen, weil sie einen klaren Kompass haben und den Willen, auch lange Linien durchzuhalten.

Mit Verlaub, die SPD erweckt bisher nicht den Eindruck, große Zukunftsfragen wie die Digitalisierung verstanden zu haben.

An manchen Stellen in unserem Programm glitzert es. Andrea Nahles hat zum Beispiel das Arbeitslosengeld Q entwickelt. Wer sich weiterbildet, bekommt länger Arbeitslosengeld. Qualifikation ist auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft entscheidend. Sie hat auch den Vorschlag eines Chancenkontos für Arbeitnehmer gemacht. Jeder bekäme mehrere tausend Euro, um sich ein Leben lang fortzubilden. Solche kreativen Lösungen brauchen wir, um Menschen im Wandel mitzunehmen.

Warum haben Sie das im Bundestagswahlkampf nicht groß beworben? Das Chancenkonto ist versunken wie ein Stein.

Ich fand die Idee brillant. Weil sie eine Antwort auf eine Debatte gibt, die häufig rückwärts geführt wird: Was war an der Agenda 2010 richtig – und was falsch? Dass das Chancenkonto im Wahlkampf unterging, war fatal und sicher auch unser Fehler.

Die Bild-Zeitung hat angebliche Milliardenkosten vorgerechnet. Danach war das Thema weg. Kann die SPD keinen medialen Druck aushalten?

Doch, klar. Ich glaube, dass nicht alle in der Gesellschaft das Weitreichende, das Visionäre an dem Vorschlag gesehen haben. Auch in der SPD nicht. Aber in diese Richtung muss es gehen: Die SPD muss Aufschläge für eine neue Sozialstaatlichkeit machen. Und sie darf nie wieder die Würde der Arbeit beschädigen, wie es Olaf Scholz in seinem Thesenpapier nach der Wahl richtig festgestellt hat.

Als die SPD 2013 in die Große Koalition eintrat, versprachen Spitzenleute auch eine programmatische Erneuerung. Passiert ist nichts. Warum sollte es dieses Mal anders sein?

Wir haben in der letzten Zeit kein gutes Bild abgegeben. Statt über unsere verhandelten Inhalte zu sprechen, ist der Eindruck entstanden, es gehe um Posten und Selbstfindung

Weil auch dem Letzten in der Partei der Ernst der Lage klar ist. Der Parteitag hat einen klaren Beschluss gefasst. Die Erneuerung muss kommen. Sonst stirbt die SPD. Die Erwartungshaltung ist groß – bei unseren Mitgliedern, den WählerInnen und auch bei Gruppen, die die SPD mit kritisch-solidarischer Distanz beobachten. Mit Andrea Nahles, die Fraktions- und hoffentlich bald Parteivorsitzende ist, wird es dafür ein Steuerungszentrum außerhalb des Kabinetts geben. Auch das ist wichtig.

Als Fraktionschefin muss sie das Ja zu Regierungsbeschlüssen organisieren. Wie soll sie da die SPD eigenständig profilieren?

Machen Sie sich mal keine Sorgen. Andrea Nahles hat ein klares, organisationspolitisches Grundverständnis. Sie sieht die Aufgaben der Zukunft.

Olaf Scholz sagt, die SPD müsse wieder den Kanzler stellen. Manchmal wirkt Autosuggestion auch weltfremd, oder?

Solche Aussagen mögen im Moment außergewöhnlich mutig wirken. Aber Olaf Scholz kann so etwas mit großem Selbstvertrauen sagen, weil er die Hamburger SPD aus einer schwierigen Situation in kurzer Zeit an die Spitze geführt hat.

Im Moment ist er Übergangschef einer 16-Prozent-Partei.

Wir werden den Führungsanspruch der Sozialdemokratie nicht aufgeben. Vor zwei Jahren hat ein ehemaliger Ministerpräsident mal bezweifelt, ob die SPD noch einen Kanzlerkandidaten gegen Merkel aufstellen müsse. Sich so klein zu machen, halte ich für falsch. Wir sind in der derzeitigen Lage, weil wir Fehler gemacht haben. Und wir beabsichtigen, Fehler in Zukunft zu unterlassen.

Was passiert eigentlich, wenn die Mitglieder gegen die Groko stimmen?

Dann ist die SPD, dann ist das ganze Land in einer schwierigen Situation.

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42 Kommentare

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  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    ..."Sonst stirbt die SPD" - aber leise bitte.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Die SPD ist wie der HSV. "Never change a ruined system."

     

    Die Häme gibt es umsonst von mir.

     

    Vor 2 Tagen hat die AFD zum ersten mal die SPD in einer Wahlumfrage überholt.

    Dabei hatte die SPD in der Forsa-Umfrage am 22.02.17 noch 31 Prozent der Stimmen, die AFD gerade mal 8 Prozent und die SPD hätte locker mit den Linken und den Grünen zusammen regieren können.

     

    Das wollte man aber nicht. "Bäh, die Linken, die meinen diese ganze Sozialscheiße auch noch ernst"

     

    Halb Deutschland war vor einem Jahr eupohrisiert von der Hoffnung, das Schulz einer von den echten Sozialdemokraten sein könnte. Da kam aber nicht, gar nichts...

     

    Genauso wie der HSV mal absteigen muss um sich zu erneuern und demütig die richtigen Fragen zu stellen, muss die SPD wohl mal so richtig auf die Schnauze fallen, um noch zu irgendwelchen Einsichten zu gelangen.

     

    Seit 2005 gibt es mit 4 Jahren Unterbrechung durch Schwarz-Gelb, nun die alles lähmende große Koalition.

     

    Abseits der Frage wie demokratisch es eigentlich ist, wenn sich die beiden Volksparteien zusammentun; man stelle sich vor Labour und die Tories oder die Demokraten und Rebuplikaner tun sich zusammen; geht so einfach jede Steitkultur verloren.

     

    In den Städten arbeiten immer mehr Menschen nur für die Miete und das essen allein und auf den Dörfern kümmert sich keiner mehr um die Infrastruktur.

     

    In vielen ländlichen Kommunen gibt es keine Ärzte mehr und die Grundschule ist 3 Orte weiter und in der Stadt kann man für so manchen Arzttermin, als Kassenpatient locker einen Monat warten.

     

    Und das obwohl Deutschland ja angeblich so wohlhabend ist, die Wirtschaft weiter wächst und alles supi ist, bei den Reichen.

     

    Nein SPD, das ist nicht linksradikal was ich hier erzähle, das war mal euer Programm,was man euch zumindest halbwegs abgenommen hat, bevor ihr euch von der Lobby habt kaufen lassen.

  • Ist die SPD - die SOZIALdemokratische Partei - nicht schon lange tot?

  • GroKo - wir binden uns weiter die Hände, damit wir Euch besser auf den Arm nehmen können.

  • http://www.nachdenkseiten.de/?p=42504

     

    Die desaströse Bilanz der A. Nahles.

  • Ob eine Partei stirbt ist doch vollkommen wurst; Wenn der Geist stirbt, den die SPD vorgibt zutragen, vll auch mal ein bissl getragen hat, dann gibt es was zu bedauern; Und der Geist beging bei der SPD den Exodus mit Agenda 2010. Eine linke Partei, die Menschen unter Umständen Essen und Obdach zu verweigern imstande ist, ist als solche nur noch ein entgeisteter Zombie.

  • 9G
    970 (Profil gelöscht)

    "Alle in der SPD wissen, wie ernst die Lage ist. Wir haben in der letzten Zeit kein gutes Bild abgegeben. Statt über unsere erfolgreich verhandelten Inhalte zu sprechen, ist der Eindruck entstanden, es gehe um Posten und Selbstfindung."

     

    Ja, es geht um Selbstfindung, verdammt nochmal! Nur darum!

     

    Es geht darum, die Sozialdemokratie wieder zu finden in dieser völlig verkommenen Partei, die vom Neoliberalismus einfach nicht lassen will.

     

    Es gibt auch keine "erfolgreich verhandelten Inhalte" sozialdemokratischer Natur. Das ist alles einfach erbärmlicher, neoliberaler Murks. Wer den umsetzt, ist egal - und bevor die SPD das nicht begreift, soll sie von mir aus gerne sterben. Aus den Trümmern kann langsam nur noch Besseres erwachsen.

  • Längst tot...

     

    Die SPD ist bereits unter Schröder gestorben (Genosse der Bosse!).

    Nur einige Genossen haben es immer noch nicht gemerkt...

  • TSG erwähnt des Öfteren das es auf die Inhalte ankomme.

    Die sind ja nun durch den Koalitionsvertrag festgelegt.

    Schön das die SPD-Basis über diese Inhalte abstimmen kann:

    "...die vielen Verbesserungen für normale, hart arbeitende Leute:

    Ein Nein zur Großen Koalition bedeutet ein Nein zu mehr bezahlbaren

    Wohnungen, ein Nein zu einem öffentlichen Beschäftigungssektor,

    der insbesondere Langzeitarbeitslosen hilft, und ein Nein zur Grundrente

    gegen Altersarmut."

    Die Frage ist, was davon nach den nötigen Kompromissen in der GroKo

    noch übrig bleibt.

    Nach den Erfolgen der letzten Legislatur befragt, wird gerne der Mindestlohn

    hervorgehoben, allerdings nicht von denen die es betrifft, ganz abgesehen von

    den vielen Ausnahmen.

    Auf diesen Manko angesprochen, hörte man von den SPD-Spitzen vielfach,

    dass "mit der Union nicht mehr zu machen gewesen sei."

     

    Zum Dilemma das die SPD sich schlecht programmatisch erneuern,

    und gleichzeitig Regierungsbeschlüsse durchsetzen kann, sagt TSG nur das

    die Andrea das schon schaffe. Für mich klingt das einfach nur überfordert.

     

    Auch die Einsicht: "Wir sind in der derzeitigen Lage, weil wir Fehler gemacht

    haben. Und wir beabsichtigen, Fehler in Zukunft zu unterlassen." , erscheint

    mir unrealistisch. Wer Fehler einfach so unterlassen kann, muss die vorher-

    gegangenen absichtlich gemacht haben.

  • Solange die politischen Nachkommen von Schmidts „sozialer Überversorgung“ in der SPD regieren ist die Partei überflüssig. Der dritte Weg und Tripple-Down-Economics verstärken die soziale Ungerechtigkeit und helfen nur Extremisten, insbesondere Rechtsaußen. Die momentane SPD-Spitze bewegt sich immernoch im gleichen Dunstkreis derjenigen die das nicht sehen wollen und die Schuld am Versagen an anderen Stellen suchen.

    Gleichzeitig bräuchte es eine starke sozial ausgerichtete SPD, da Linke und Grüne beschäftigt sind mit Flügelkämpfen. Aber mit der SPD ist leider keine linke Politik möglich.

     

    PS:

    „Es war eine kollektive Fehleinschätzung.“ sollte das Motto der nächsten Wahl für die SPD sein.

  • "Durch eine Neuwahl würden Monate vergehen, ohne dass eine deutsche Regierung Reformen in Europa beschließen könnte."

     

    Es sind bereits Monate vergangen, ohne daß sich ein nennenswerter Fortschritt abzeichnet. Das haben wir Jamaika und GroKo Gespinsten, zusätzlich dem Mangel an Opposition zu verdanken. Daß sich Bestandspolitiker die Krise schönreden ist bekannt, Hauptsache regieren. Falsches Personal, falsche Ideen, falsche Realpolitik. Ich nenne das fundamental kollektives Politikversagen, eine Blasphemie gegen die deutsche Chancenwirklichkeit.

  • GOTT BEWAHRE...

    die spd vor einer erneuerung - ohne programm, ohne personal, ohne politik: schäfer-gümbel machte karriere erst, als die seeheimer die einstige hoffnungsträgerin einer linken alternative andrea ypsilanti ins messer laufen liessen. und bei der initiative solidarische moderne war auch noch kein beitrag s-g's zur stärkung der linken bewegung zu hören: verwesungsgeruch macht sich breit.

  • Auf zum letzten Gefecht...

    • @Sebas.tian:

      ... mit dem letzten Aufgebot!

  • Die SPD stürzt gerade an der AfD vorbei ins Bodenlose. "Wann wir schreiten Seit an Seit" müsste aktualisiert werden "Wann wir taumeln Seit an Seit" oder torkeln? stolpern? kriechen?`Mir - der ich einst mit Stolz den Button "Bürger für Brandt" getragen habe, blutet das Herz, wenn ich sehe, wie restlos überforderte Politversager die stolzeste Partei der deutschen Geschichte zugrunde richten. Schämt Euch!

  • Die Teilnehmer des zweiten Armutskongresses haben vor einer wachsenden sozialen Spaltung in Deutschland gewarnt. Sie forderten die Bundesregierung zu einem deutlichen Kurswechsel in der Sozialpolitik auf. Nötig seien eine gerechtere Steuerpolitik, gute Arbeit sowie existenzsichernde Sozialleistungen, erklärten der Paritätische Gesamtverband, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Nationale Armutskonferenz als Organisatoren des Armutskongresses. Unterstützt werden die Forderungen den Angaben zufolge von 13 weiteren Sozial-, Wohlfahrts- und Fachverbänden sowie von gewerkschaftlichen Organisationen.

     

    Obwohl Deutschland zu einem der reichsten Länder der Welt gehöre und die Wirtschaft wachse, nehme die soziale Ungleichheit zu. "In den unteren Sozialschichten kommt von Wachstum und Reichtum nichts an", kritisierte der Vorsitzende des Paritätischen Gesamtverbandes, Rolf Rosenbrock. Er forderte ein "konsequentes Umsteuern in der Steuerpolitik".

    https://www.evangelisch.de/inhalte/144613/27-06-2017/armutskongress-warnt-vor-sozialer-spaltung-deutschland

  • In den neuesten Umfragen soll die AfD die SPD überholt haben. Arbeiter und Arbeitslose Menschen bilden einen Großteil der AfD Wähler. Diese Menschengruppen hat die Agenda 2010 am stärksten getroffen. Negative Auswirkungen der Agenda 2010 reichen gar weit in die Mittelschicht hinein. Etwa die Hälfte der Gesellschaft wird immer ärmer. Und die Lage verschlechtert sich jedes Jahr. Agenda 2010 hat zum Anfang einen Verlust von 11,2 Prozentpunkten zwischen 2 aufeinander folgenden Bundestagswahlen für die SPD gebracht. Seitdem bewegt sich die Partei auf einem deutlich niedrigeren Wählerstimmen-Niveau im Vergleich zu der CDU.

     

    Das Erfolg und das Überleben der SPD (als 2 stärkste Partei) hängen entscheidend von der Korrektur bzw. Weiterentwicklung der Agenda 2010 und derer Auswirkungen entscheidend ab.

  • "Schulz als Außenminister, der die politische Zeitenwende, die er im Europakapitel durchgesetzt hatte, selbst hätte umsetzen können, Nahles als Parteivorsitzende – für diese Trennung hätte man auch mit Blick auf die Erneuerung der SPD gut argumentieren können. Allerdings haben wir die Außenwirkung komplett unterschätzt."

     

    Die glauben es immer noch, dass es ein Argumentationsproblem ist, und das es um Außenwirkung, also Marketing geht – die haben den Schuss nicht gehört. Hat denen eigentlich schon mal jemand gesagt, dass es eine 5% Hürde gibt, um in den Bundestag zu kommen ... Frau Nahles, Herr Scholz – ich bin sicher, ihr kriegt das hin! Die Leute in diesem Land die Probleme haben wünschen sich nix dringender, als eine schwarze Null und ein Weiterso in der Agenda-Politik. Und die Rentenversicherung kriegt ihr auch noch kaputt. SPD - wir schaffen dass!

  • "Dann ist die SPD, dann ist das ganze Land in einer schwierigen Situation."

     

    Ach, geh weiter. Im Gegenteil. Dann wären die hohen SPD-Funktionäre und -Strippenzieher in einer schwierigen Situation. Sonst niemand. Zur Abwechslung wären damit mal die Verantwortlichen in einer schwierigen Situation, genau die, die Millionen Menschen in diesem Land erst in eine schwierige Situation gebracht haben, ohne Not und in voller Absicht. Dann hätte die SPD eine Chance, sich zu sortieren. Und bei einer Minderheitsregierung würden Entscheidungen vielleicht mal wieder diskutiert statt durchgewunken.

     

    Die Ansichten von TSG und die Manipulationen rund um die Abstimmung unterstreichen erneut, dass hier nichts mehr zu machen ist. Weiter so, SPD, macht euch weiter überflüssig, das schafft Platz für was Besseres.

  • "Alle in der SPD wissen, wie ernst die Lage ist."

     

    Wirklich?

    Dafür stellt sich die SPD aber nicht gerade schlau auf. Die große Koalition ist unpopulär und sie hat der SPD massiv geschadet, überhaupt fehlt es der SPD an Profil.

     

    Die Partei steht in Konkurrenz zu Grünen, CDU, CSU, FDP und sogar zur AfD - ohne ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal zu haben.

     

    Das Thema soziale Gerechtigkeit ist noch sehr wichtig, aber es mangelt an Lösungsvorschlägen, die wirklich dauerhaft eine Lösung bringen könnten.

     

    Dafür stehen wieder Entscheidungen im Sinne der Arbeitgeber an - so gewünscht auch von CDU/CSU und die SPD wird sie mitmachen, ja, die SPD ist stolz auf die Nähe zu Wählergruppen, die kaum über 15 Prozent hinauskommen.

     

    Deswegen gebe ich der SPD keine Chance mehr. Die Partei steht nicht hierfür und nicht dafür - sie ist alles und nichts, ein wenig links, liberal, sozial, aber vor allem auf der Seite der Mächtigen und sie verspricht Durchschnittswähler eigentlich nichts.

     

    Auch dieser Glaube, dass Andrea Nahles und/oder Olaf Scholz die SPD retten könnten, ist schlichtweg naiv. Diese beiden Personen werden die bürgerliche Aufstellung und die massive Konkurrenz für die SPD nicht auflösen können.

     

    Hinzu kommt noch, dass die CDU sich im Bund relativ gut verkauft, diese Partei strahlt Stabilität und Verlässlichkeit aus, die SPD wirkt indes reichlich zerstritten und regional auch sehr unausgewogen, es gibt inzwischen Bundesländer, wo die SPD bei 10 Prozent liegt und es gibt Hamburg, wo sie regiert.

    • @Andreas_2020:

      "Auch dieser Glaube, dass Andrea Nahles und/oder Olaf Scholz die SPD retten könnten..."

       

      Dabei seht gerade Scholz für den teil der SPD, der für eine Erneuerung rausgeworfen werden müsste...

  • Rest in Peace

  • 6G
    64662 (Profil gelöscht)

    Huch, er hat tatsächlich Jehova ... äh ... Agenda 2010 gesagt!

     

    Ich bin sicher, dass Historiker in 20 oder 30 Jahren die Agenda-Politik als *Jahrhundertfehler* einstufen werden! Vorausgesetzt, sie dürfen dann noch frei arbeiten und publizieren.

  • 3G
    38071 (Profil gelöscht)

    Das Interview offenbart in erschreckender Weise worin das größte Problem des derzeitigen Mainstreamjournalismus liegt. Kritische Fragestellungen werden komplett ausgespart und auch sonst gibt man sich nur als Stichwortgeber.

     

    Die SPD liegt unter 20% und die Herren Interviewer verorten die Ursachen in Personalentscheidungen und anderen Nebenkriegsschauplätzen. Das Interview hätte in dieser Form auch die Pressestelle der SPD führen können und das größte Problem dabei ist, dass die Herren in ihrer Filterblase das nicht einmal mehr bemerken.

    • @38071 (Profil gelöscht):

      Das Interview war doch fair. TSG hätte genug Gelegenheit gehabt völlig unwidersprochen wenigstens ein einziges Argument selbst zu finden. Warum sollte ich diese Partei wählen?

      Das muß er schon selber sagen und nicht der Interviewer.

      • 3G
        38071 (Profil gelöscht)
        @Werner S:

        Das kommt davon wenn man Hofberichterstattung für Journalismus hält. Wenn jemand gar keine kritischen Fragen mehr stellt und jedes Gesülze unwidersprochen stehen läßt, dann brauche ich keine Journalisten. Da kann man das Interview auch von Oma Krause oder einem Bot führen lassen.

  • Warum wird immer die Möglichkeit der CDU-Minderheitsregierung totgeschwiegen? Sowohl von der SPD-Spitze als auch von den Reporter(innen)! Das ist Propaganda, aber keine lautere Information.

    Laut dem Grundgesetz muss die Minderheitsregierung sogar kommen (es sei denn, der SPD-Präsident Frank Walter Steinmeier akzeptiert sie nicht und entscheidet für Neuwahlen, in denen seine eigene Partei dann untergeht - ein nicht sehr wahrscheinliches Szenario)!

    • 9G
      95823 (Profil gelöscht)
      @XXX:

      Die aktuell noch Regierenden scheuen die Minderheitsregierung wie der Teufel das Weihwasser weil sie dann zur Abwechslung mal echte Arbeit leisten müssen. Das ist der einzige Grund.

  • „Die Mehrheit der SPD-Wählerinnen und -Wähler will, dass wir in diese Regierung eintreten.“

     

    Woher will er das wissen? Die Wähler laufen in Scharen davon, seit die SPD Führung in die GroKo will. Vielleicht sollte er mal darüber nachdenken? Das die Wähler die SPD nur noch als Sesselretter für Mutti sehen?

     

    „ Sonst stirbt die SPD.“

     

    Ja. Und Herr S-G gehört zu den Totengräbern.

     

    PS: Schönes Interview. Vielleicht hätte man noch Fragen sollen, wodurch das zerstörte Vertrauen zur Union, von dem vorher viel die Rede war, repariert wurde. Das Personal ist das Gleiche. Woher nimmt er die Gewissheit, dass die Union die Vereinbarungen auch wirklich umsetzen will? Die schwammigen Formulierungen in Koalitionsvertrag lassen schließlich viel Raum für Sabotage.

    • @warum_denkt_keiner_nach?:

      Es gibt schon einen sehr reaktionären Kern in der SPD. Diese 60+ alten Mitglieder werden wohl in der Mehrzahl für die GroKo stimmen, gleiches gilt für Anhänger der Seeheimer und alle die sich eher Stabilität als Aufbruch wünschen.

       

      Die Sprüche vom Neuanfang und Neuausrichtung sind eben auf die früheren SPD Wähler bemünzt die bereits nicht mehr SPD wählen.

      Aber der harte Kern, der heute noch in der SPD ist dürfte eher für die GroKo entscheiden - und wenn es nur wegen der Rentengarantie über 8 Jahre ist.

      • @Chaosarah:

        "...Rentengarantie über 8 Jahre ist."

         

        Nach den geltenden Reglungen kommt die so und so. Wieder so ein Punkt im Vertrag...

  • 3G
    33293 (Profil gelöscht)

    Einfach mal den Koalitionsvertrag lesen, dann weiß man, dass nur völlige I....n diesem zustimmen können:

    Es wird von Wachstum gefaselt, geht es noch? Unsere Welt stirbt gerade am (westlichen, aber nicht ausschließlich) Wachstum und die setzen auf Rezepte aus den Nachkriegsjahren?

    Es wird von Vollbeschäftigung (wohl gemerkt nicht Vollerwerb) gesprochen, in einer Welt die immer mehr automatisiert wird.

    Es wird von Europa als Schicksalsgemeinschaft gesprochen, wobei Deutschland wirtschaftlich hoch aggressiv in Europa agiert.

    Der Vertrag ist nonsense, weshalb man nur hoffen kann, dass die Basis dagegen stimmt & endlich die richtigeren Weichen gestellt werden können, wenn AM 2019 mit ihrer Minderheitsregierung gescheitert ist.

    • 6G
      64662 (Profil gelöscht)
      @33293 (Profil gelöscht):

      "Der SPD-Vorstand versprach, die Bandbreite der Debatte abzubilden – und schickte der Basis Werbung für die GroKo. Darum hier im Folgenden die fehlende NoGroKo-Version"

      https://www.freitag.de/autoren/sebastianpuschner/wir-haben-verhandelt

  • Die Hetze der Jusos trägt am meisten zum Untergang bei, und keiner will es merken. Nach den Neuwahlen kommt dann der Untergang eines ganzen Landes aufgrund eines Mitgliederentscheides von einigen wenigen gegen den Willen der Wähler. Die AfD Chaoten freuen sich schon.

  • Auch wenn es merkwürdig klingt - TSG war in den letzten 3-4 JAhren für mich die personifizierte Hoffnung auf eine notwendige Meuterei in der SPD.

     

    Die folgenden Sätze:

     

    "Die SPD muss also ihren programmatischen Kern, die Bedeutung und den Wert von Arbeit, wiederbeleben. Für diese große Aufgabe sind Andrea Nahles und Olaf Scholz die Richtigen, weil sie einen klaren Kompass haben und den Willen, auch lange Linien durchzuhalten."

     

    lassen ihn wieder auf das übliche Maß eines braven Parteisoldaten zusammenschrumpfen.

  • Liest sich wie Durchhalteparolen im Führerbunker 1945. Führungsanspruch! Bemerkenswert. Bei 16 Prozent merkt der Herr die Einschläge immer noch nicht.

     

    Chancenkonto? Völliger Unsinn, wer eine Qualifikation braucht, muß sie erhalten, das muß das Arbeitsamt bezahlen, fertig. Leben ist keine Bank. An der Agenda war nichts richtig. Würde der Arbeit? Geschwafel. Die Würde des Menschen muß wieder zählen, egal ob er Arbeit hat oder nicht! Sie hängt nicht vom Beschäftigungsstatus ab! Dies ist ein grundsätzlicher Denkfehler der SPD, der Hartz 4 erst möglich gemacht hat!

     

    Herr Schäfer-Gümbel, der Angriff Steiner ist nicht erfolgt...

    • @kditd:

      Gut gesprochen.

    • 9G
      98589 (Profil gelöscht)
      @kditd:

      Ich kann Ihnen nur zustimmen.

      Schäfer-Gümbel und seine Genossen haben den Weckruf noch nicht gehört.

      Überall in Europa verschwinden die Sozialdemokraten im Nirwana.

      Sie kapieren es einfach nicht. Wenn sie das Wort sozial wieder in ihr Programm aufnehmen, dann könnte es funktionieren mit der Wiederauferstehung.

      Wenn Arbeitslosen wieder von der Unterstützung leben können, wenn Rentner nicht in Altersarmut fallen....

      Wenn nahes sich dann hinstellt und für die Kroko wirbt, mit dem Argument, wir haben die Rente gerettet, dann wird mir sooo speiübel,!

  • "...Wir haben in der letzten Zeit kein gutes Bild abgegeben. Statt über unsere erfolgreich verhandelten Inhalte zu spreche..."

     

    Die denken immer noch das nur die Kommunikation nach Außen das Problem ist und nicht ihre Politik über Jahre. R.I.P. oder auch nicht, aber R.!