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Verteuerung der FreibäderDas Gegenteil von Dekadenz und Privileg

Kommentar von Jovana Reisinger

Im Freibad liegt das Glück. Die Verteuerung der Eintrittspreise ist ein Verbrechen an denen, die keinen exklusiven Zugang zum Leben im Sommer haben.

Utopie der klassenlosen Gesellschaft Foto: Daniel Kubirski/imago

D as Freibad ist der Hotspot für Gossip, Fun und (zumindest kurze) sportliche Betätigung, ein umzäuntes Naherholungsdomizil, eine Welt mit eigenen Regeln (wer sitzt wo, wer liegt wo anders) und permanenten Versprechen an das schöne, ausgelassene, faule und deshalb erstrebenswerte Dasein (dort herrscht eine andere Zeitrechnung, Freibadstunden vergehen anders, Erlebnisse werden intensiviert oder extra fad).

Das Freibad ist nicht nur ein Abkühlungsangebot, eine kleine Rettung an heißen Tagen, die gelebte Hingabe an die aufregendste Zeit im Jahr, es ist vielmehr eine Notwendigkeit, ja, ein Lebensgefühl. Denn nirgends ist es so schön, als bei Hitze am Wasser – und in Städten ohne Badeflüssen oder in Gegenden ohne (Berg-) Seen, bedarf es also Kacheln, Chlor und ordentliche Kiosks, damit der Sommer (das Leben!) zwar unendlich, aber nicht unerträglich ist.

Doch Moment. Wo sich das Freibad in manchen, seltenen Momenten wie die wahr gewordene Utopie der klassenlosen Gesellschaft anfühlt, der (feuchte) Traum des bedingungslosen Miteinanders, bedarf es wohl einen schmerzverzehrten Blick auf die realen Zugangsbedingungen.

Upsi! Die Freibadkasse ist zu einem Marker gesellschaftlicher Teilhabe geworden. Denn das vermeintlich demokratische Sommervergnügen hob unlängst die Preise an. Im Schnitt wurden die Eintritte nach Angaben des statistischen Bundesamtes um 5,7 Prozent erhöht, selbst die Sonnenschirme kosten durchschnittlich 2,5 Prozent mehr. Nun, es ist offenkundig, dass nicht nur der Zugang zu Geld (und daher zu allem anderen), sondern auch der Zugang zu Genuss und Freizeitvergnügung in unserer Gesellschaft ungleich verteilt ist – aber die Freibaddrehkreuze dürfen keine Schwelle zum Luxus sein und erst recht kein Symbol für sozialen Ausschluss.

Das Freibad muss das Gegenteil von Dekadenz und Privileg sein: nämlich ein offener Ort für alle möglichen Personen, mit sämtlichen unterschiedlichen Erholungsbedürfnissen. Sauberes Wasser um der Überhitzung zu entgehen, Liegeflächen für ein ausgiebiges Nickerchen, lange Bahnen für die, die tatsächlich schwimmen (gar anständig kraulen) können, Stufen und Tribünen und mehr-etagige-Sitzflächen um zu sehen und vor allem um gesehen zu werden (ja!), Sanitäranlagen, Kinderspaßbereiche und das kulinarische Versorgungszentrum, der Kiosk. Pommes rotweiß, Eis am Stiel, es reichen sogar eine einfache Getränkeauswahl und minder bequeme Sitzmöglichkeiten, um die meisten Anwesenden glücklich zu machen (Achtung: mir haben einst Freibadpommes eine Affäre beschert, die jetzt nicht gerade die erfüllendste war, das ist das gefährliche am einlullenden und entzückenden Freibadvibe).

Für manche ist damit nun Schluss, was nicht nur schade, sondern entsetzlich ist. Die grundsätzliche Verteuerung durch die Inflation macht es schon anstrengend genug, gerade durchs Leben zu gehen. Durch die Preisanhebung bei eigentlich so niedrigschwelligen Freizeitaktivitäten bricht der Zugang zu einem Sozialraum weg, der sich an den besten Tagen sogar sinn- und identitätsstiftend anfühlt.

Das trifft wohl vor allem diejenigen, die sich nicht unbedingt entscheiden können, ob der Freibadmodus tatsächlich ihr Lebensgefühl ist, sondern ihnen gar nichts übrig bleibt als ihn als den ihrigen euphorisch anzunehmen und zu proklamieren, wenn sie den Sommer über in Städten ohne (gratis) Flüsse oder Seeanbindung verbringen müssen, schon innerorts keine weiten Strecken zurück legen und sich überhaupt keine ausschweifenden Urlaube leisten können.

Das Freibad ist in seiner immer ähnlichen architektonischen Einfachheit, in seiner sozialen Komplexität und in seinem Versprechen, den Alltag kurz zu unterbrechen und uns davon zu erlösen (meinem Verständnis nach) tatsächlich der reinste Luxus; allerdings darf das Freibad nie zu einem exklusiven Club werden, sonst verliert es nicht nur eine wichtige Gesellschaftsfunktion, sondern auch den Charme, den die vergleichbaren Privilegierten-Etablissements nie haben werden.

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37 Kommentare

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  • Was machen wir mit den Löhnen der Mitarbeiter der Freibäder? Zusammen mit dem Eintritt einfrieren?

    Ja, Preissteigerungen sind immer ärgerlich. Aber wenn alles teurer wird, werden eben die Bäder auch etwas teurer. Und ich schreibe "etwas", weil die Preissteigerungen in anderen Bereichen viel gravierender sind.

  • Ach, ich vergaß: Wer gern besonders günstig schwimmen möchte, melde sich bei der DLRG, lasse sich zur*zum Rettungsschwimmer*in ausbilden und schiebe Dienst im Sommer im Freibad, dafür darf man dann auch für umme Bahnen ziehen und Rutschen und man hat noch ein cooles Ehrenamt obendrauf.

  • Frau Reisingers Erinnerungen an die schöne, heile Freibadwelt decken sich nicht unbedingt mit denen der Kinder von heute. Die Atmosphäre - je nach Bad - ist oft eher so, dass schüchterne, arme Kinder gar nicht hingehen wollen, weil sie geschubst, bedroht und beschimpft werden.



    Und dass Preise im Laufe der Zeit steigen ist nichts Ungewöhnliches.

  • Als bei uns um die Ecken herum sind Freibäder wirklich günstig zu besuchen, finde ich. Und es gibt Saison- und 10er-Karten und Abendkarten mit ordentlichen Rabatten. Zuletzt besucht für 4 Euro für mich und 0 fürs Kind U7, das Bad ist top und klein inkl. Spaßgedöns wie Rutschen und guten Nichtschwimmerbereichen. Freibäder kosten halt auch was - und ab und an schätzt man Dinge mehr, wenn sie zumindest bisschen was kosten.

  • "Die Verteuerung der Eintrittspreise ist ein Verbrechen..." - so, so.

  • Irgendwie müssen die explodierenden Kosten für das Sichtbarkeitspersonal finanziert werden. Die Beschreibung passt super auf den Schwimmbadbesuch vor 10, 15 Jahren. Sehr nostalgisch!

  • Mich würde mal interessieren, was hier alles als Freibad gewertet wird. Wir waren zuletzt hier im Ort und bei meiner Mutter (150 km weg) im klassischen Freibad, was für uns als Familie rund 14 Euro kosten würde. Das ist aus meiner Sicht absolut in Ordnung. Freibäder sind Zuschussbetriebe und wenn ich das mit einem Kinobesuch vergleiche, ist das Bad geradezu billig. Anders sieht es dann aus, wenn ich ins Spaßbad will, da zahle ich dann schnell knappe 50€ für zwei Stunden.

    • @Markus Schäfer:

      Als Familie 14 € ist traumhaft. Bei uns bezahlt diesen Sommer ein nicht ermäßigter Erwachsene 7 Euro, das Kind 4,50. Für ein stinknormales, städtisches Freibad, kein Vergnügungsbad, kein Spaßbad. Ein Schwimmer Becker und ein großes L. förmiges Mischbecken Das Highlight ist der Wasserpilz im Planschbecken für Kleinkinder.



      Und wenn ich jetzt mal an alleinerziehende Alleinverdiener denke, die nicht als Ein-Gehalt Haushalt ohne Unterhaltszahlungen keine 3000-4000 netto heimbringen, sondern nur 1300 aus einer 30 Stunden Stelle, weil mehr arbeiten nicht möglich ist mit kleinen Kindern, kann man sich bei durchschnittlichen Wohn- und Lebenshaltungskosten ganz gut ausrechnen wie ein Freibad. Besuch zu Dekadenz wird, wenn man bei einem Wochen Budget von 100 € inklusive Nahrung und Kinderbedarf, für einen Freibad Besuch womöglich mit zwei oder drei Kindern rund 20 € hinlegen muss. Dazu kommt in unserem Freibad (in Berlin) kostet eine kleine Portion Pommes 4,50 € und eine große Portion 7, € Currywurst sechs Euro und ein kleines Flutsch Finger Eis 3,50 €… und wenn die Kinder dann vielleicht noch Pommes essen wollen, ist man als solche Familie schon pleite für die Woche

  • In den mir bekannten Städten gibt es Ermäßigungen für sozial Schwache. Das ist ein sinnvollerer Weg als Verbilligung mit der Gießkanne, die es irgendwann unmöglich macht, Bäder zu betreiben und in Konsequenz zur Schließung führt.

  • Freibäder sind grundsätzlich defizitär. Wenn Freibäder kostentragend laufen müssten, wären die Preise noch viel viel höher. Das mit keiner Silbe zu erwähnen ist ein 'Verbrechen' des Artikels - um mal die völlig aus dem Rahmen fallende Wortwahl der Einleitung aufzugreifen...



    Die kommunalen Kassen sind leer, der demografische Wandel wird noch deutlich teurer werden, dazu marode Schulen, Brücken, Gleise...



    Geld ist knapp und wird eher knapper.



    Im Osten gibt es noch viele Kleinstfreibäder in Dörfern. Die laufen über Vereine. Freiwillige. Vielleicht könnte man dieses Konzept irgendwie auch auf Städte übertragen.



    Exklusiven Zugang zum Sommer kann man sich auch zusammen erarbeiten - der Staat kann nicht alles vorstrecken und er wird, mutmaßlich, in Zukunft noch weniger vorstrecken können, eben wegen leerer Kassen, demografischem Wandel, etc...

  • Das Freibad als Menschenrecht, wer da nicht hingeht, hat kein Leben.



    Um zu Leben muss ich mich also in einen Eintopf werfen, bei dem es irgendwann auch keinen Unterschied macht, ob (noch) einer reinpinkelt oder nicht. Mich auf eine plattgetretene Wiese legen, bei der die vereinzelten Grashalme es kaum durch den Lehm schaffen. Mich auf glühend heißen Platten anstellen, um überwürzte Pommes oder ein überteuertes Eis am Stiel zu ergattern.



    Würden nur diejenigen ins Freibad gehen, die tatsächlich ihre Dachgeschoss-Wohnung im Sommer nicht kühl bekommen, wäre vielleicht wenig genug los, um das zu genießen.



    Bei allen anderen frage ich mich: Entsteht das Bedürfnis im Freibad zu sein vielleicht nur durch die unerträglichen Zustände im Freibad selbst?

    • @Herma Huhn:

      Ein Besuch (7€) im letzten Hitzesommer in einem der größeren Freibäder Hamburgs bleibt mir als extrem unangenehm in Erinnerung. Völlig überfüllte Becken (Nichtschwimmer), Wiesen ohne Platz fürs Handtuch, dank Geschrei der kids irre laut und dann springen ein paar Leute (Jungs und Männer) im Schwimmerbecken (wo es tatsächlich noch etwas Platz gab) trotz Verbotes von der Seite ins Wasser. Auch nach Bitte, das nicht zu tun. Mirdochegal.



      Dazu ein Spanner mit erigiertem Penis am Rand - never again sage ich da nur.

    • @Herma Huhn:

      Ich denke für die Autorin liegt der Fokus auf dem "Sehen und Gesehen werden". Wer Idole wie Paris Hilton oder die Hauptdarstellerin aus Sex and the City hat besitzt nun mal einen anderen Fokus im Leben.

  • Hallenbad in einem Nachbarort von Thun (Schweiz): einfacher Eintritt 13 CHF. Das Hallenbad wird von einer Genossenschaft betrieben - keine privatwirtschaftliche Abzocke.



    Die Kosten sind einfach da. In Deutschland trägt sie die Kommune. Die hat noch ganz andere Aufgaben: Schulgebäude (WC), Sozialhilfe, Wohngeld, Flüchtlingsunterkunft, ...

    Nicht zuletzt verursachen Leute, die sich in den Freibädern nicht benehmen können, unnötige Zusatzkosten, für Wachdienst, Putzen usw.

    Hat keine Idee, wo das Geld herkommen soll?



    Im Grunde läuft es auf eine Steuer Debatte hinaus. Da müssen wir schon aufpassen, dass wir die obere Mittelschicht nicht aus Deutschland vertreiben



    Die ganz grossen, z B. Viessmann, verscherbeln ihren Laden und Zahlen kaum 10% Steuern. Da wird jeder Zahnarzt und jeder Ingenieur neidisch.

  • Bäder generell sind ein Zuschussgeschäft für die Gemeinden, genauso wie Kultureinrichtungen oder KiTas. Und nun soll der Staat einerseits sparen, aber egal, wo gespart werden soll, wird gejammert.



    Also wo soll der Rotstift angesetzt werden? Freizeitbäder? Kultureinrichtungen? Jugendarbeit? Obdachlosenarbeit? Kindergärten?

  • BRD 2024



    Nettoprivatvermögen : ca. 18.000 Mrd. Euro



    Staatsverschuldung (gesamt): ca. 2.500 Mrd.



    Verteilung der Vermögen



    Unterste 50% der Haushalte: ca. 2,5% (= ca. 440 Mrd.)



    Oberste 10 % der Haushalte: ca. 65% (= 11.700 Mrd.)



    Daten: EZB

    Warum sind die öffentlichen Schwimmbäder für immer mehr nicht mehr leistbar, die Zahl der privaten Pools gleichzeitig immer weiter gestiegen? Und warum ist von den politischen und wirtschaftlichen Eliten, durch die öffentlich-rechtlichen und den Status-Quo-konservierenden Medien verstärkt, nur zu hören, dass wir uns das alles - Schwimmbäder, gute Schulen, keine Angst vor Armut - nicht mehr leisten können ?



    Weil keiner von denen, die davon profitieren, ein Interesse daran hat, über eine massive Umverteilung von Vermögen zugunsten gesellschaftlicher Gerechtigkeit und der Restabilisierung von Demokratie zu reden und die entsprechenden politisch-rechtlichen Schritte durchzusetzen.

    Ich weiss, was sich ändern muss !

  • „Die Verteuerung der Eintrittspreise ist ein Verbrechen…“



    Geht das auch weniger drastisch? Diese m.E. unnötige sprachliche Überhöhung entwertet Begriffe inflationär nur um Effekte zu heischen anstelle Inhalte sprechen zu lassen.

  • Im nagelneu eröffneten "Kombibad" - also kein Spaß- oder Erlebnisbad - (Freibad + Hallenbad + Spaßbecken, Hallenbad im Sommer geschlossen, kein anderes Hallenbad im Ort) hier im östlichen Ruhrgebiet darf eine Familie für eine Tageskarte (2 Erwachsene, 2 Kids ab 4 Jahren) 22,30€ abdrücken.



    In meiner Jugend der 1970er Jahre kostete ein Freibadeintritt 1,00 DM, Kids 50 Pfennig (2 Erwachsene, 2 Kids = 3,00 DM).



    Familie 1970 - 2025 = 1390% Preissteigerung

    • @willifit:

      In den 70ern gab es bei zwei Kindern auch keine 1020 DM Kindergeld und keinen Mindestlohn von über 24 DM/h.



      Verstehe daher nicht was dieser schräge Vergleich soll.

    • @willifit:

      ...ja und das Brötchen und die Eiskugel 10 Pfennige...

    • @willifit:

      Bin einerseits voll bei Ihnen, die Preissteigerung zu früher ist gefühlt - und wahrscheinlich auch tatsächlich - jenseits von Gut und Böse.



      Dann allerdings, in den 70ern bestand ein Freibad aus nem viereckigen Betonbecken, mit Glück eine Plastikrutsche am Rand, ein Betonsprungturm 1er und 3er, das wars.



      Heute gibt es Kleinkindbecken, Nichtschwimmerbecken, mehrere Rutschen, einen Spielplatz, mit Glück gar noch n Strömungskanal, oder oder oder...



      Dazu Sicherheitsauflagen, getrennte Kabinen, Schließfächer, und hygienische Toiletten.



      Wenn wir die Romantik der Erinnerungen wegpacken - das gab's alles nicht in den 70ern im Freibad.



      Die Frage ist berechtigt, ob es das heute alles braucht - lieber etwas weniger Schnickschnack und dafür wieder akzeptablere Preise.



      Leider ist das weder politisch noch kommunal gewollt - wenn irgendwo ein Bad saniert wird, solls hinterher immer das Beste vom Besten sein - so wird Baden teuer bleiben und noch teurer werden 🤷‍♂️

    • @willifit:

      Bei der Preissteigerung scheint der Faktor 2 bei der Euroumrechnung angesetzt worden zu sein. Korrekt wäre 1,95583. Die 1390% sind dann auch leicht aufgerundet.

      Die "1970er Jahre" umfassen einen Zeitraum von 10 Jahren, in dem selbst bereits eine Preissteigerung stattgefunden hat. Wann war denn nun ihr erinnerter Preis gültig? Sommersaison 1970 oder 1979? Dazu ein neu eröffnetes Bad - Sie vergleichen also zwei unterschiedliche Bäder und Ihre Stichprobengröße ist jeweils 1.

      Das scheint mir eher ein Ärgern über gefühlte Preise als eine sinnvolle Rechnung.

      • @Der dreckich Katz:

        Komisch. Wenn ich den Preis der 70er Jahre Familienkarte mit ihrem Wert multipliziere lande ich nicht bei dem Preis der aktuellen Familienkarte.

        3 DM * 1,95583 = etwas unter 6 DM.



        Die Karte kostet aber real halt 22,30€.

        Denke die Aussage ist eher:



        Was kostet eine Karte bei gleicher Entwicklung in 50 / 100 / 150 Jahren.

    • @willifit:

      Die Bezüge/Einkünfte sind in den letzten 55 Jahren allerdings auch gestiegen.

    • @willifit:

      Man zahlte dann 4 DM für 2 Erwachsene und zwei Kinder, richtig? Wenn man die Inflation berücksichtig, entspricht das knapp 9€ heute. Insofern immer noch eine ordentliche Preissteigerung um rd. 150%.

    • @willifit:

      Der durchschnittliche Stundenlohn im Jahr 1970 betrug 3,00 EUR.

      Der durchschnittliche Stundenlohn im Jahr 2024 betrug mehr als 26,00 EUR. Tendiert durch Lohnsteigerungen jetzt sicherlich gegen 30,00 EUR.

      Ihr gefühlt billiges Schwimmbadvergnügen 1970 war also vergleichbar teuer wie heute.

    • @willifit:

      "In meiner Jugend der 1970er Jahre kostete ein Freibadeintritt 1,00 DM, Kids 50 Pfennig (2 Erwachsene, 2 Kids = 3,00 DM)."



      Klar, das Freibad war hoch subventioniert, die kleineren Kommunen hatten alle eins, die BoomerInnen wie wir hatten die Jahreskarte, das Personal an der Kasse war unterbezahlt und die Energie anfangs oft spottbillig, wenn sie über Wärmenetze in Kraftwerksnähe eingespeist wurde.



      Damals konnten in "meiner" Schulklasse 100% schwimmen u. die meisten hatten alle der gängigen Schwimmabzeichen als Aufnäher an der Badekleidung.



      Heute ist allein die Technik eines Bades eine Wissenschaft für sich.



      "Auch hinsichtlich der Nachhaltigkeit ist die neue Freizeiteinrichtung zukunftsweisend. „Wir haben nachhaltige Materialien unter Betrachtung des Lebenszyklus eingesetzt. Neben einer großflächigen PV-Anlage und Dachflächenbegrünung zur zusätzlichen CO₂-Reduktion in der Luft wird das Bad künftig mit Grubengas als unvermeidbare Abwärme beheizt“, erklärt Heinrich Brinkhus, Architekt des Architekturbüros „geising +böker GmbH“.



      Nach dreijähriger und intensiver Bauzeit blickt Jochen Baudrexl, Vorsitzender der Geschäftsführung der GSW, zufrieden zurück und nach vorn"



      Quelle gsw-kamen.de

  • Privilegierte Menschen treiben sich eher selten in Freibädern rum, die haben eigene Pools, von daher wird sich nicht viel ändern in deutschen Freibädern was die Klientel angeht.....btw: wenn die Bäder nicht teurer werden, können sie nicht mehr finanziert werden und müssen ganz schließen, was noch viel schlimmer wäre.

  • Kreischen, rennen, spritzen



    (Was?)



    Liegen, stolpern, stinken



    (Wo?)



    Kleckern, johlen



    (Wer?)



    Wasser



    (Rutsche gesperrt)



    Planschbecken



    (Zehner gesperrt)



    Klassenlos, aber zwei Bademeister

  • Von welchen Freibädern wird denn hier gesproche, städtischen oder privaten? Städtische Bäder haben natürlich für jeden erschwinglich zu sein aber privat betriebene Bäder leiden unter wirtschaftlichen Zwängen und der Inflation, so wie jedes Unternehmen. Solche Bäder müssen eben kostendeckend wirtschaften und am besten noch Gewinn abwerfen, um das Bad Instand zu halten und es hin und wieder zu modernisieren. Aus diesem Grund können solche Bäder nicht jedem soziale Teilhabe garantieren und es ist auch nicht ihre Aufgabe

  • Das Freibad, wie auch das Hallenbad, war Inbegriff der alten Bundesrepublik. In jeder Kleinstadt gab es diesen öffentlichen Luxus für alle. Das öffentliche Bad war Symbol der sozialen Gesellschaft, die ihren Wohstand mit der Marktwirtschaft erwirtschaftete. Mit dem Tod der sozialen Marktwirtschaft stirbt auch das öffentliche Bad.

  • Jetzt hören sie mal auf rumzujammern !



    Die Preise für's Opernhaus und für Stadttheater sind auch gestiegen !



    Und Freibäder wie Opernhäuser sind Zuschussgeschäfte.

    Freibad kostet rund 5-7€, Oper rund 15 €.

    Schaut man mal nach den Zuschüssen müsste das Schwimmbad rund 10 € kosten jaa !!!! Soviel buttert die Stadt dazu. So.

    Und bei der Oper ... mal schauen... Zuschuss durch verkaufte Karten ... abzüglich der 15 € ... : 105 € müsste eine Karte kosten.

    Also was wollen sie denn ?



    Da ist doch der Preis fürs Freibad völlig ok.



    Oder hab ich da jetzt was verpeilt ?

    • @Bolzkopf:

      "Also was wollen sie denn ?" Ich vermute mal: dass alle hingehen können und einen Sommer haben können. "Zuschussgeschäfte" gibt es ne Menge, in diesem Land. In diffamierender Absicht als solche bezeichnet werden aber nur die kleinen Vergnügungen des "kleinen Mannes".

    • @Bolzkopf:

      ja, Sie haben einiges verpeilt:

      1. missverstehen Sie freibäder und opernhäuser als ware.

      2. unterschlagen Sie, das der warenmarkt, von dem Sie suggerieren, er bilde so etwas wie natürliche preise und reguliere sich quasi selbst, das vermutlich größte und folgenreichste zuschussgeschäft der menschheitsgeschichte ist, da seine funktionsweise auf der ausbeutung von lohnarbeit, der aneignung unbezahlter sorgearbeit, der zerstörerischen vernutzung natürlicher ressourcen und auf kostenlosen inputs in milliardenhöhe basiert, die aus dem gesamtgesellschaftlich produzierten reichtum als sog. "anreize" in die private kapitalanhäufung abfließen.

      3. haben Sie übersehen, dass sich – "zuschussgeschäft" hin oder her – manche menschen die preiserhöhung eben trotzdem nicht werden leisten können, weil ihre löhne nun mal nicht mit den gestiegenen lebenskosten mithalten können, weil andere immer größere stücke vom gesamtgesellschaftlich hergestellten kuchen für sich beanspruchen. für sie ist der preis fürs freibad eben nicht "völlig ok".

    • @Bolzkopf:

      Aber wenn bei der Kultur gekürzt wird, ist es doch auch nicht gut?!

  • Es ist vollkommen richtig, das Freibad ist wichtig und sollte erschwinglich bleiben.



    Das Problem ist leider, dass die Unterhaltung des Bades sehr teuer ist, was die Kommunen, die das Bad betreiben alleine tragen müssen und dass die umliegenden Kommunen, deren Bürger auch Nutznießer sind in der Regel nicht bereit sind sich an den Kosten zu beteiligen.

    • @Filou:

      Das ist ähnlich wie b. anderen Kultureinrichtungen auch eine Imagefrage u. eine Organisationsfrage.



      "In Bergkamen und Kamen öffnen im Sommer jeweils neue Schwimmbäder. Das Häupenbad in Bergkamen soll ein Freizeitbad mit besonderen Freizeitelementen werden.



      Bergkamen – In den vergangenen Monaten haben die Gemeinschaftsstadtwerke (GSW) Kamen, Bönen, Bergkamen in ihren im Bau befindlichen zwei neuen Freizeiteinrichtungen Führungen angeboten. Dabei kam eine Frage immer vor – die nach dem Eintrittspreis für einen künftigen Besuch. Diese Preise für das Häupenbad in Bergkamen und Sesekebad in Kamen stehen nun ebenso fest wie die Termine für die beiden Eröffnungen."



      bei wa.de



      Ähnlich deshalb: es geht auch ums Prestige.



      Da ist für die Medien eine piekfeine Veranstaltungsdestination eher interessant.



      Beispiel:



      "Glückliche Musikstadt Essen: Während die Nachbarn in Bochum weiter an ihrem Konzerthaus bauen und den Duisburger Philharmonikern wegen der gesperrten Mercatorhalle die Abonnenten in Scharen weglaufen, gibt das Essener Musikleben derzeit viel Anlass zum Feiern. Nach 25 Jahren Aalto im vergangenen Herbst wird an diesem Mittwoch das zehnjährige Jubiläum der Philharmonie gefeiert."



      waz.de