Urteil nach Mord an George Floyd: Für eine bessere Zukunft
Derek Chauvin wurde zu 22,5 Jahren Haft verurteilt – ein wichtiger Schritt. Das Grundproblem jedoch ist so nicht zu lösen: Rassismus.
![Eine Gruppe von Demonstrierenden in Minneapolis. Sie tragen ein Schild über sich mit einem Opfer von Polizeigewalt darauf. Ein bewaffneter Security ist dabei. Eine Gruppe von Demonstrierenden in Minneapolis. Sie tragen ein Schild über sich mit einem Opfer von Polizeigewalt darauf. Ein bewaffneter Security ist dabei.](https://taz.de/picture/4942366/14/george-floyd-demonstration-urteil-mord-polizeigewalt-1.jpeg)
D er Mörder von George Floyd wurde am Freitag zu einer Haftstrafe von 22,5 Jahren verurteilt. Das Urteil hätte auch deutlich höher ausfallen können – die Staatsanwaltschaft hatte 30 Jahre beantragt – doch in Anbetracht der Umstände darf das Strafmaß als angemessen angesehen werden. Immerhin ist es eine der höchsten Strafen, die jemals gegen einen US-Polizisten in Zusammenhang mit der Tötung eines Afroamerikaners verhängt wurde. Und nun?
Es waren 9 Minuten und 29 Sekunden, die auf der ganzen Welt für Empörung und Entsetzen sorgten. Genau so lange drückte nämlich der frühere Polizist Dereck Chauvin sein Knie in den Nacken des am Boden liegen Floyd. Für den 46-jährigen Afroamerikaner waren es die letzten 569 Sekunden seines Lebens. Für die amerikanische Gesellschaft war es ein erneuter Weckruf. Ein Weckruf, der abermals verdeutlichte, dass nicht alle Menschen in den Vereinigten Staaten gleich behandelt werden.
Rassismus ist im Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch mehr als 150 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei weiterhin ein Problem. Die Polizeigewalt, mit der sich vor allem Schwarze und auch andere Minderheiten im Land auseinandersetzen müssen, ist dabei nur eines der Symptome.
Floyds Tochter Gianna sagte im vergangenen Jahr, dass ihr Vater mit seinem Tod die Welt verändert hätte. Zu wünschen wäre es, doch die Realität sieht auch mehr als ein Jahr später weiterhin anders aus. Chicago, Brooklyn Center oder Elizabeth City – was diese US-Städte gemeinsam haben, ist, das in allen von ihnen auch nach Floyds Tod Afroamerikaner durch Polizeigewalt ums Leben kamen. Ihre Namen sind Adam Toledo, Daunte Wright und Andrew Brown Jr.
Dass es nicht so weitergehen kann, dürfte den meisten spätestens 2021 bewusst sein. Eine Lösung scheint trotzdem in weiter Ferne. Forderungen wie „Defund The Police“ sind in dieser Diskussion eher kontraproduktiv, besonders in einer Zeit, in der viele US-Städte mit steigenden Mordraten zu kämpfen haben.
US-Präsident Joe Biden hat sich für umfassende Polizeireformen ausgesprochen. Dagegen gibt nichts einzuwenden – am Ende ist es nur aber ein Tropfen auf dem heißen Stein. Neue Trainingsmethoden, eine klarere Rechtslage und eine Sensibilisierung in Sachen Alltagsrassismus können dabei helfen, die Symptome zu bekämpfen.
Doch das eigentliche Problem bleibt bestehen. Der Gedanke, der noch immer in den Köpfen vieler US-Bürger*innen und Polizist*innen existiert: „NOT all men are created equal.“
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche