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"...könnte die Versorgung nicht aufgrund des Virus, sondern aufgrund der falsch ausgelebten Panik zusammenbrechen."
Aha! Und wie geht 'richtig' ausgelebte Panik?!
Um es noch mal kurz zu sagen: Zum Einen ist für viele Menschen das Ausmaß des Klimawandels noch nicht wirklich sichtbar und die daraus resultierende Bedrohung viel abstrakter. Die Bilder auf Twitter etc machen den meisten Menschen sehr klar, was das Virus bedeutet. Aber ich selber habe das erste Mal das Ausmaß des Klimawandels wirklich begriffen, als ich diese aus unzähligen Fotos zusammengesetzten Filme von den großen Gletschern aus aller Welt gesehen habe, die einer nach dem andern verschwinden.
Das Andere ist, dass eine angemessene Reaktion auf den katastrophalen Klimawandel eine ganz andere Art von Führung erfordert, als die Organisation von Notfallmaßnahmen gegen das Virus. Wir müssen uns in gewisser Weise aus einer Lebensweise und Ökonomie befreien, die uns sehr langsam aber gleichzeitig sehr sicher umbringt.
> Doch hört man auf nüchtern gebliebene Stimmen wie etwa jene des Infektiologen Pietro Vernazza, ist die Mortalitätsrate, bei Berücksichtigung der hohen Dunkelziffer der Infizierten ohne Ausbruch von Symptomen, wahrscheinlich weit unter den derzeit veranschlagten ein Prozent.
Das gilt aber nur, solange es genug Beatmungsgeräte gibt. In Norditalien und in Wuhan ist die Sterblichkeitsrate deutlich höher, weil die Krankenhäuser und Intensivstationen völlig überlastet sind. Und die aus China berichtete Zahl ist vermutlich noch nicht die wirkliche Zahl von Todesfällen. Man findet über Twitter den Mitschnitt eines fingierten Telefonats zwischen einem Manager eines Krematoriums in Wuhan, und einem vermeintlichen Mitglied der chinesischen KP. Der Manager sagt darin nach mehrfachen Nachfragen, dass er die Zahl der Toten nicht nennen darf, es aber etwa fünf mal so viele sind wie normalerweise, und dass es bei anderen Krematorien genauso sei. Das entspräche vielleicht rund 1200 Todesfällen pro Tag (die normale Sterblichkeit in China ist 0.8 Tote pro 1000 Einwohner und Jahr, etwas weniger als in Deutschland).
Was ich damit sagen will, die Statistiken aus China sind sehr mit Vorsicht zu genießen. Die chinesische Regierung ist sich bewusst, dass ihre autoritäre Herrschaft von den Menschen solange und auch nur solange hin genommen wird, wie es ihnen wirtschaftlich gut geht und sie in relativer Sicherheit leben.
Abgesehen davon stimme ich Kilian Jörg zu: Der Virus ist kurzfristig und wird in einem Jahr schon wieder halb vergessen sein. Die Klimakatastrophe ist auf die Dauer das größere und weitaus gefährlichere Problem für unsere Zivilisation. Sie ist auch politisch schwieriger anzugehen, denn das erfordert Umstrukturierungen, während die Reaktion auf Corona darauf abzielt, Strukturen zu sichern.
Nur ein Beispiel: Für uns als Menschheit ist es angesichts der Klimakatastrophe nur gut, wenn Billigfluglinien und die Unkultur des Flug- und Ferntourismus das Zeitliche segnen.
Natürlich wird durch die staatlichen Maßnahmen die Versorgung der Bürger eingeschränkt. Bsp:Versorgung der Großbäckereien mit Flüssighefe.3 Tanklastwagen mit 20000 Flüssighefe stecken in Polen, Tschechien oder Österreich fest. Die Fahrer müssen ,da aus Deutschland, 2 Wochen in Quarantäne. Die Laster sind nicht mehr verfügbar. Bäckerei wird nicht mehr beliefert, Produktion steht still, Öfen werden heruntergefahren, Ergebnis: kein Brot.
Die Tiefkühlteiglinge aus China gibt es auch nicht mehr. Ist das so schwer zu verstehen? Panik oder Besorgnis?
Die Ähnlichkeit zur Klimakrise liegt ja gerade darin, dass auch beim Coronavirus nicht gehandelt wurde, als es noch preiswert und effektiv gewesen waere:
Anfang Januar haetten Reisebeschraenkungen und Kontaktverfolgung fuer Chinesen und alle Lungenerkrankte noch ausgereicht. Ende Januar haette ein weltweiter Lockdown, wie wir ihn jetzt erleben, den Ausbrch verhindern koennen, statt nur eine weniger motivierende Abflachung der Kurve zu bewirken.
Beim Klimaschutz waere ein schneller Kohleausstieg weitaus billiger als all die Folgen vom Deichbau ueber Krankheitsausbreitung bis zu evtl. Hungerkatastrophen, wie sie drohen; und auch die teureren Massnahmen lohnen sich.
ich muss es jetzt mitteilen:
ich bin Sieger im Wettbewerb, dem European Toilet Paper Avoidance Contest ETPAC: ich habe seit über 20 Jahren kein Klopapier gekauft.
Ich hole es immer von woanders her.
ich bin außerdem im Besitz der zentralen großen Gesamtbandnudel; sie ist länger als die DNA.
Mit diesen beiden Quellen bin ich unbesiegbar.
Es ist richtig, dass die Menschheit angesichts des Klimawandels zumindest ansatzweise wie angesichts von Corvid-19 reagieren müsste. Dass sie es nicht tut, liegt ganz einfach daran, dass vom Virus eine unmittelbare Gefahr ausgeht, während der Klimawandel zwar spürbar ist uns aber aller Wahrscheinlichkeit nicht ad hoc töten wird. Insofern vergleicht der Kommentator Äpfel mit Birnen. Widersprüchlich finde ich auch, dass er die Panik wegen des Virus für überzogen zu halten scheint und sich ähnlich panische Reaktionen wegen des Klimawandels wünscht.
@Jossi Blum Bei Covid 19 wurden ja gerade zwei essentielle Monate durch Nichtstun ohne Panik verbracht.
Beim Klimawandel geht es eher um Jahrzehnte, und die Dynamik der Schadensausbreitung ist freundlicher, aber die bereits eingetretenen Schaeden bekommt man nicht mehr weg, und eius fossilen Energien ist nicht erwird weit hinausgezoegert.
Wie kann es sein, dass ein Journalist Folgendes nicht versteht: heute ca. 3.500 diagnostizierte Fälle, Rate der schweren Erkrankungen bei ca. 6%, tägliche Ansteckungsrate ca. 40%, zur Verfügung stehende Beatmungsgeräte (in Teilen natürlich anderweitig im Einsatz): 25.000.
Nun rechnen Sie mal, wie viele Tage es dauert, bis die theoretisch alle frei verfügbaren Geräte alle belegt sind. (Kein Aprilscherz.) und dann rechnen Sie mal noch ein paar Tage weiter.
Manche nennen es umsichtig, die Infektionsrate zu drücken, manche sagen, der Versuch ist noch zu zögerlich, manche nennen es Panik. Mit der oben skizzierten Rechnung kann sich jeder ein Bild machen.
Das Virus ist eben anders als die Klimakrise eine direkte und offensichtlich für viele tödliche Bedrohung für die Industrieländer und da auch für die reiche Bevölkerung. Selbst Politiker und Manager sind bedroht.
Da wird schnell gehandelt und daher wird es vermutlich recht zügig eine Möglichkeit zu Linderung der Symptome geben. Auch lohnt es sich, an einem Impfstoff zu arbeiten.
Bei der Klimakrise sind diese Gruppen eben weniger betroffen.
@J_CGN die Klimakrise ist ebenfalls eine direkte und nicht unwahrscheinlich für viele -- sicherlich mehr als durch Corona -- tödliche Bedrohung. Nur weil Corona /jetzt/ ist und die westlichen Opfer der Klimakrise und allgemein Krise der Mitwelt erst in ein paar Jahrzehnten in die Höhe schnellen werden -- da beisst sich die Maus auch keine Dauerwurst ab.
Mannomann, da gibt's jetzt was, was die Menschheit eint und der Schreiberling will uns Panik einreden, wo es um Vernunft geht.
Bisher gab es in Europa noch keine Hexenverfolgung wegen Corona, sondern nur unaufgeregtes herunterfahren des Lebens.
Das wird vielleicht teilweise nach dieser Krankheit für das Klima beibehalten. Wer weiß.
@4813 (Profil gelöscht) ach, die Menschen in Afrika, Südamerika und Asien machen sich jetzt auch auf einmal Sorgen um alte weisse Männer und Frauen? SCNR
@Rowena Ravenclaw Wer sprach hier von Sorgen umeinander machen?
Greta Thunbergs Botschaft angesichts drohenden Klimakollaps r? „I want you to panic!“, suggeriert eine Handlungskompetenz unser Zivilgesellschaft im Frieden, Panik im gewünschten Sinne Gretas zu managen, die es nicht gibt.
Wo die Welt doch seit Nine Eleven 01 unvermindert im Krieg gegen internationalen Terrorismus ist, Ströme Geflüchteter aus Kampfzonen ausgelöst hat, lt. UNHCR Bericht 2018 über 70 Millionen Geflüchtete inner- , außerhalb ihrer Heimatländer, Instrumente amtlicher Ausnahmezustände als exekutive Machtmittel, von Parlamenten abgesegnet, vorsorglich für den Tag X in Schubladen schlummern auf dem Tisch geknallt werden? Da kriegt ihr, was ihr doch alle wollt, oder etwa nicht, die Stunde der Exekutive, Wochen, Monate, Jahre, siehe Frankreich seit dem Anschlag 2015 auf das Büro des Satire Magazins Hebdo?
Ist es nicht eher umgekehrt, Panik ruft unberechenbare Impulse hervor in der Bevölkerung, der Regierungen, Behörden in Wechselbeziehung, rigorose Entscheider der Exekutive unkritisch auf den Plan zu rufen, Entwicklungen in ganz andere Richtung zu lenken, die nicht die Zivilgesellschaft sondern andere, die an Exekutiv Hebeln bisheriger Macht sitzen, bestimmen zu fremdem Zweck, z. B. von Peking aus in chinesischer Sonderwirtschaftszone Hongkong die Bürgerbewegung in Quarantäne zu schicken?, dem Big Bath Effekt folgend, alle bisherig berechtigten Anwürfe durch Greta Thunberg, Luisa Neubauer u. a. FFF wg. Klimawandel durch Menschenhand in Regierungen passiv aussitzen zu wollen, nun, angesichts Coronavirus Pandemie in sein Gegenteil zu kehren, der Pandemie in verbaler Aufgeschlossenheit anfänglich differenziert dann doch mit rigoros auf drastische Sprachregelungen zu setzen, weitestgehende Maßnahmen anordnen zu wollen, die nicht die Normalität, wie der Autor schreibt, sondern das Gebot der Verhältnismäßigkeit der Mittel als Basis der Teilhabe an unserer Zivilgesellschaft, Demokratie zu suspendieren drohen.
Eifersüchtig?
Die andere Katastrophe kriegt mehr Likes als meine Katastrophe. Was hat sie das ich nicht habe?
Ein Schmarrn, dieser Beitrag.
Vielleicht bin ich einfach zu doof, die Kernaussagen zu verstehen - in diesem Fall auch ganz gut so - aber in meiner Dummheit halte ich den Vergleich mit der sog. Klimakastrophe doch für arg strapaziert.
Auf der anderen Seite ist mir schon klar, dass man der Gefahr des Hintenanstellens des Klimawandels in der öffentlichen Wahrnehmung begegnen muss, leben doch sehr viele Menschen vom Entfachen der Klimahysterie.
Pandemie-Szenario der Regierung
„Die medizinische Versorgung bricht bundesweit zusammen“
Noch ist unklar, wie die Coronavirus-Pandemie weiter verlaufen wird. Eine Risikoanalyse der Bundesregierung von 2012 zeigt aber: Die Behörden waren gewarnt.
Klingt für mich wie eine weichgespülte (und deshalb eher erträgliche) Version des gestern erschienenen, leicht paranoide Züge tragenden TP-Beitrags:
www.heise.de/tp/fe...096.html?seite=all
einerseits, heißt es hier, es geht um eine Verlangsamung der Epidemie andererseits wird beklagt, daß die Maßnahmen teilweise übers Ziel hinausschießen und Bürgerrechte beschnitten werden.
Vielleicht könnte der Autor ausführen, welches die präzisen Eingriffe wären, die nötig sind und den Virus eingrenzen können.
Ich kann beide Argumentationsseiten nachvollziehen, ich denke jedoch die Entscheidung ist zwischen Bekämpfung, dann gibt es aber leider auch Fehlschüsse oder eben, in Freiheit leben und den Verlauf abwarten.
Meine Vermutung, durch das zögerliche und abwartende Einschreiten staatl. Behörden wurde die Ohnmacht vieler Menschen, bei gleichzeitig tägl höher gemeldeten Pegelständen in den Nachrichten nur noch erhöht.
Die Epidemie ist doch nun ein Fakt, selbst wenn sie absolut harmlos wäre, ist es essentiell das Gefühl von Kontrolle zu vermitteln, andernfalls kommt die politische Quittung hinterher und die ist bestimmt nicht rationell begründet.
Es geht ja nicht um die Umwandlung in ein autoritäres Regime. Aus meiner Sicht geht es darum Handlungsfähigkeit zu zeigen, gerade um das Vertrauen in unsere Gesellschaft zu halten und die Ausbreitung zu kontrollieren.
Ok. Eine künstlersicht auf die Situation .
Nett geschrieben, aber der Artikel addiert sich nur zu genau der Panik die kritisiert wird. Er enthält so wie viele andere ein Mischmasch aus Fakten und Halbwahrheiten. Er kommt, ohne nähere Expertise sogar zum Schluss, dass der Umgang nicht vernünftig sei. Das mag sich später so herausstellen, es mag sich aber auch das Gegenteil herausstellen.
Der Artikel beleuchtet leider nicht mal anfänglich warum auf die Bedrohung durch die klimakrise anders reagiert wird.
@fly man kann es auch ganz üchtern sehen. Es ist eine Situation, die noch keine/r gehandelt hat, für die es keine Erfahrungen gibt und die eine Unterbrechung der jeweiligen "Normalitäten", worin die auch immer bestehen, bedeutet. Verunsicherung pur, unklare Abläufe, die üblichen Mängel an Kompetenz, weitsicht etc. treten schärfer zu tage, Versuchs-und-Irrtumslernen. Jede/r muss sich selber auf die Situation einstellen.
Viele von der Presse spekulieren munter vor sich hin, statt konsequent den Sachmodus zu fahren und zu gut recheriert wie möglich zu berichten. Also auch solidarisch in dem Sinne zu sein, dass zetrale Information wichtig und unterstützend sind, aber kein pseudoanalytisches.........
"Dann werden alle Kulturveranstaltungen und Lehrinstitutionen geschlossen, das öffentliche Leben beschnitten ..."
Wenn die Maßnahmen schon vor zwei oder drei Wochen ergriffen worden wären, hätten wir im Moment vielleicht keine exponentielle Ansteckungskurve.
Was der Autor außerdem unerwähnt lässt sind die Seuchenerinnerungen vieler Jahrtausende, die der Menschheit kulturell noch in den Knochen(oder wo auch immer) steckt.
Erst im 20. Jahrhundert haben Kriege weltweit mehr Todesopfer gefordert als Seuchen.
Mit Klimawandel lassen sich weniger Leute beeindrucken, kann man seine Kanzlerschaft an den Hut stecken. Anhand der Covid-19 Epidemie läßt sich Führungsstärke beweisen und dringende Kanzlerambitionen unterstreichen. Staatsführung in Vollendung heißt Herrschaft über das Volk, das arme Volk läßt sich hinzu fügen.
"Könnte es sein, dass die heftigen Reaktionen auf den Corona-Virus auch aus einem Bedürfnis entspringen, die katastrophale Normalität zu suspendieren?"
Noe.
Der Mensch reagiert anders auf konkrete Gefahren, als auf Gefahren, die in einer weiten nebuloesen Zukunft liegen. Das ist auch keine neue Erkenntnis.
Evolutionstechnisch war es fuer einen Fruehmenschen wichtig, wegzurennen oder sich zu verteidigen, wenn ploetzlich ein Raubtier vor ihm stand. Was in 20 Jahren sein wird, war fuer einen Fruehmenschen unwichtig.
Die Fruehmenschen die sich um die ferne Zukunft Gedanken gemacht haben und die nahe ausser Acht liessen, hatten eine groesser Chance frueher gefressen zu werden und konnten sich daher weniger erfolgreich fortpflanzen.
Deswegen sind wir heute genetisch auf unmittelbare Gefahren sensibilisiert.
Unser Loewe ist der Corona-Virus, der Klimawandel ist die abstrakte nebuloese Gefahr.
Es ist viel schwieriger Panik wegen des Klimawandels zu entwickeln als wegen des Corona-Virus.
@87203 (Profil gelöscht) Das entscheidende neue, noch nie dagewesene und darum so unendlich entsetzliche an dieser Epidemie ist, dass sie die Menschen genau daran hindert, was sie über Jahrmillionen so erfolgreich im Überleben jeder bisherigen Katastrophe gemacht hat - im gemeinsamen Kampf gegen die Bedrohung. Egal ob Eiszeiten, Vulkanausbrüche, Kriege, schreckliche Diktaturen oder auch Krankheiten - immer konnten wir Hilfe, Schutz und Trost in unseren Gemeinschaften suchen und finden. Natürlich hat die Kanzlerin Recht, wenn sie sagt, wir müssten jetzt zusammenhalten. Aber sie sagt eben auch, wir müssten unsere sozialen Kontakte auf ein absolutes Mindestmaß reduzieren. Und genau DA liegt das Problem! Multimedia und Telekommunikation können persönliche Kontakte NIEMALS ersetzen! Wir Menschen sind Rudeltiere, wie Delfine oder Wölfe. Und jeder, der ein wenig Ahnung von Biologie hat, weiß welche Überlebenschancen ein einzelner Delfin oder ein einsamer Wolf hat - nämlich gar keine! Der Delfin wird Raubfischen zum Opfer fallen und der Wolf wird verhungern. Und zwar nicht einmal unbedingt, weil er alleine keine Möglichkeit hätte, sich vor seinen Feinden zu verstecken oder etwas zum Fressen zu finden, sondern weil seine gesamte psychische Struktur nicht auf das Alleinsein ausgelegt ist, und er deshalb ohne den Beistand seiner Artgenossen keine hinreichend und dauerhaft erfolgreichen Strategien zur Bewältigung seiner Probleme entwickeln kann. Da hilft uns auch unsere Intelligenz kaum etwas, denn auch durch sie können wir derart grundlegende Eigenschaften nicht überwinden. Für uns Menschen ist es zum Überleben zwingend notwendig, dass wir uns spüren, riechen, ins Gesicht sehen. Wir brauchen absolut lebensnotwendig die vielen kleinen und großen Gemeinschaften, die unser soziales Miteinander bilden. Und zwar brauchen wir sie im echten Leben und nicht elektronisch!
DAS ist es, was diese Bedrohung so ungeheuerlich macht!
@boidsen Was ist denn an dieser Art Bedrohung neu? Haben Siemnoch nie von der Pest gehört?
@Adam Weishaupt Da gibt es einen ganz entscheidenden Unterschied: Die Beulenpest wird nicht von Mensch zu Mensch übertragen. Das kann, und auch nur sehr eingeschränkt, nur bei der selteneren Lungenpest passieren. Außerdem ist ein Pestkranker, wenn überhaupt, dann erst dann ansteckend, wenn er bereits deutlich erkennbar krank ist.
@boidsen Natürlich sind die Krankheiten nicht vergleichbar. Der Vergleich bezog sich auf den Aspekt, den der Vorposter gleich in seinem ersten Satz aufmacht.
@boidsen Ergänzung: Hinzu kommt, dass gegen den Pesterreger von Natur aus rund ein Drittel der Menschen immun sind.
@87203 (Profil gelöscht) wer in den letzten Jahren mal aus dem Fenster geschaut hat und sich nicht einfach nur über das tolle Badewetter und den milden Winter gefreut hat, kann den Klimawandel durchaus auch als unmittelbare Gefahr erleben. Ebenso das Artensterben, wenn die in den Wäldern und Wiesen, in denen in unserer Kindheit noch Vögel gesungen und Grillen gezirpt haben, heute Totenstille herrscht...
en.wikipedia.org/wiki/Eco-anxiety gibt's auch
@Rowena Ravenclaw ja, schon.
Aber jetz isses ja auch schon (fast?) zu spaet und mancher verdraengt nicht mehr, auf uns zu kommt.
Aendert aber nichts an unserem Verhalten. Sonst wuerden morgen alle ihr Auto stehen lassen, keine unnoetigen Fluege buchen, Energie sparen etc.
Dass es geht zeigt dieser Virus. Die Einschraenkungen haben massive Auswirkung auf unser Leben und unsere Wirtschaft. Das nimmt aber jeder hin, weil klar ist, was die Konsequenzen sind. Da diskutiert auch keiner gross rum. Beim Thema Klimawandel eieren wir noch so lange rum, bis die Masse der Bevoelkerung konkret die Auswirkungen so sehr spuert, dass sie Panik schiebt. Dann isses halt 50 Jahre zu spaet.
@87203 (Profil gelöscht) Nachtrag.
Wenn sich die Gesellschaft wegen dem Virus heute nicht massiv umstellt, haben wir in ein paar Wochen Jahr ein grosses Problem. Vesteht jeder, die Politiker koennen das verkaufen und die Entscheidung wird von einem grossen Teil der Bevoelkerung mitgetragen.
Wenn sich vor 20 Jahren die Menschen in Deutschland wegen des Klimawandels falsch verhalten haben, haben sie heute einen zu warmen Winter und muessen weniger Insekten von der Windschutzscheibe kratzen.
Wenn sich heute jemand wegen des Klimawandels falsch verhaelt und hofft dass die Konsequenzen aehnlich milde in den zukuenftigen 20 Jahren auswirken, ist er halt schief gewickelt.
Aber naechste Woche is noch alles gut und der naechste Winter is wieder ein bisschen mehr wie Italien. Alles nicht so schlimm...
Wäre es nicht angemessener, solche Menschenverachtungen anzuprangern?:
@Chutriella Sollte man einer solchen, in direkter geistiger Linie von Joseph Goebbels abstammenden Denkweise durch groß angelegte Kritik zur weiteren Verbreitung verhelfen?
Nein! Die Verantwortlichen wegen Volksverhetzung anklagen und gut ist...
Danke für den anregenden Beitrag!
Der Artikel klingt so, als sei da jemand beleidigt, dass Klimakatastrophenweltuntergangsnachrichten nicht mehr die Charts anführen.
@Chutriella klingt so, als würde sich da wer einen Ast freuen, dass die realen Probleme, die wir haben, jetzt gar niemanden mehr interessieren.
@Rowena Ravenclaw Das Coronavirus ist für Sie kein reales Problem? Also die gegenwärtige Gesundheitsbedrohung, der mögliche Zusammenbruch des Gesundheitssystems in vielen Ländern und die ökonomischen Folgen sind für mich derzeit eine Art Super-Gau.
@Jossi Blum doch, schon. Aber trotzdem mehr als nur eine Hausnummer kleiner als die Tatsache, dass uns grade alle ökologischen Systeme und Netzwerke, die unser Leben erhalten, unterm Arsch wegbröckeln. Wenn sich Corona ungehindert ausbreitet, werden viele Menschen sterben, es wird viel Leid geben. Die ökonomischen Folgen? Solange genügend Lebensmittel produziert werden, sehe ich den Zusammenbruch der Weltwirtschaft erstmal als eine willkommene Befreiung vom Überfluss. Wenn wir die ökologischen Krisen (nicht nur der Klimawandel!) nicht geregelt kriegen, wird sich in ein paar Jahrzehnten die Zahl der durch Corona gestorbenen Menschen wie ein Fliegenschiss ausnehmen dagegen.
Überhaupt finde ich es absolut zum Kotzen, dass es immer nur um uns dumme, egoistische Homo Sapiens geht. In Australien sind grade hunderte von Millionen von Tieren verbrannt. Dem Rest der Welt ist es sowas von egal, wenn ein paar Menschen wegen Corona draufgehen Corona gewährt unseren nichtmenschlichen Mitbewohnern grade sogar mal eine kleine Verschnaufpause, und ich mag es ihnen wirklich gönnen.
@Rowena Ravenclaw Gruppenübergreifende Menschenverachtung.
@Rowena Ravenclaw Mit dieser Logik müssten Sie eigentlich mit mir gemeinsam die Wiederbelebung der Atomenergienutzung zur Bekämpfung des Klimawandels unterstützen.
@Rowena Ravenclaw PS: Das menschliche Leid ist mir ausdrücklich NICHT egal. Nur ist es einfach nicht das einzige...
@Jossi Blum Die wichtigste Aufgabe, vor der wir jetzt stehen, ist unser Wissen zu bewahren! Und zwar nicht digital, denn keiner kann sagen, ob wir solche Datenträger in Zukunft noch auslesen können. Wir müssen es analog und vor allem im Gedächtnis von Menschen bewahren!
@Chutriella ... richtig!
Und in Verbindung mit dem Beitrag von MURPHY versteht man sogar warum.
Langzeitarbeitslose, die einen Job finden und ein Jahr lang ausüben, sollen 1000 Euro bekommen. Das hat das Bundeskabinett beschlossen, trotzdem gibt es Kritik.
Umgang mit dem Coronavirus: Die kalte Panik
Die heftigen Reaktionen auf Corona zeugen von einem tiefliegenden Bedürfnis, endlich unsere katastrophale Normalität zu suspendieren.
Plötzliche scheint es möglich, unser business as usual zu ändern Foto: Andreas Arnold/dpa
Erinnert sich noch jemand an Greta Thunbergs Botschaft angesichts des drohenden Klimakollaps vor gut einem Jahr? „I want you to panic!“. Seitdem hat sich viel getan: Das Thema Klimawandel ist endgültig im Mainstream angekommen, Regierungen haben erste, bei weitem nicht ausreichende, ökologische Reformen beschlossen, man spricht von einer neuen Politisierung der Jugend. Doch die Panik ist ausgeblieben – zu schleichend ist die Katastrophe planetaren Ausmaßes, die zwar aus geologischer und evolutionsbiologischer Perspektive viel zu schnell passiert, aus menschlicher allerdings zu langsam, um wirklich zu drastischem oder gar panischem Handeln zu führen.
Covid-19 löst ganz andere Reaktionen aus: In schier unmöglich gedachter Geschwindigkeit werden Reiseverbote erlassen, Grenzen, Universitäten, Schulen geschlossen, das öffentliche Leben beschnitten und die internationalen Produktionsketten unterbrochen. Flüge werden gestrichen, Fabriken heruntergefahren: Der globale CO2-Ausstoß ging in den letzten Wochen stark zurück – und das auch aufgrund einer Panik, die eigentlich nicht auf dem ökologischen Problem fußt. Abseits von virologischen Kalkülen, gesundheitspolitischen Rationalitäten und Clickbait-Panik sollte auch die Frage gestellt werden, inwieweit sich hier nicht auch gerade ein Bedürfnis nach Panik in unseren ökologisch katastrophalen Lebensweisen äußert.
Gleich vorweg: Die Bedrohung des neuartigen Covid-19-Virus ist real, dies kann niemand abstreiten. Mit einer Inkubationszeit von zwei Wochen bei gleichzeitig hoher Infektionsrate ist der neuartige Coronavirenstamm ein virologischer Albtraum, dessen Ausbreitung kaum zu stoppen ist. Aktuelle Schätzungen besagen, dass vielleicht bis zu 40 bis 70 Prozent der Weltbevölkerung von dieser „globalen Pandemie“ (so nun die offizielle Einstufung der WHO) letzten Endes infiziert sein werden.
Dennoch ist Panik, wie sie sich in Hamsterkäufen, Liveticker-Updates zur Zahl der Infizierten und übereilten wie teils auch ineffektiven Quarantäneerlassen äußert, fehl am Platz. In der panischen Affektlage des momentanen Diskurses heizen die Katastrophenszenarien die gesellschaftliche Stimmung in einer Weise auf, dass fast alle Maßnahmen unkritisch akzeptiert (und teils sogar eingefordert) werden.
Doch hört man auf nüchtern gebliebene Stimmen wie etwa jene des Infektiologen Pietro Vernazza, ist die Mortalitätsrate, bei Berücksichtigung der hohen Dunkelziffer der Infizierten ohne Ausbruch von Symptomen, wahrscheinlich weit unter den derzeit veranschlagten ein Prozent. Erinnern wir uns: Vor gut einer Woche war noch die Rede von zwei Prozent.
Die Bevölkerung wird sich höchstwahrscheinlich langsam immunisieren und auch Impfstoffe werden vermutlich schon in diesem Monat an Proband_Innen getestet. Es wird zu einer tragischen Anzahl an Toten kommen, aber ob diese die Zahl von Opfern häuslicher Gewalt, ökologischer Schäden, Verkehrsunfällen oder schlichtweg anderer Viren weltweit in selber Zeit übersteigt, bleibt mehr als fraglich.
Manchmal scheint man fast eine Art romantische Erleichterung gegenüber all den Absagen, Flugsperren und Produktionsstopps zu verspüren. Es scheint ja nun plötzlich doch irgendwie möglich zu sein.
Es gibt sogar bereits – zugegebenermaßen etwas an den Haaren herbeigezogene – Gegenrechnungen, die besagen, dass aufgrund des Coronavirus und der ökologisch positiven Auswirkungen der Beschränkungsmaßnahmen weniger Leute sterben werden, als wenn es den Virus nicht gegeben hätte.
Wie kann es also zu dieser vielfach panischen Reaktion angesichts des Coronavirus kommen? Die Philosophin Isabelle Stengers bezeichnet die emotionale Grundhaltung unserer sich der ökologischen Katastrophe bewusst werdenden Gesellschaften als „kalte Panik“. Wir – die in Flugzeugen fliegen, reichen Konsumgesellschaften angehören und von globalen ökonomischen Ungleichheiten profitieren – wissen um unsere Komplizenschaft an der schleichenden Öko-Katastrophe, die uns nicht nur überrollen wird, sondern mit der wir alle mitrollen. Es ist die Normalität des zu großen ökologischen Fußabdrucks, die die Katastrophe ist. Doch vor dem, was normal ist, kann man schwerlich in Panik geraten.
Symptomatisch für diesen Zustand der „kalten Panik“ gibt es offensichtlich eine große Sehnsucht und mediale Nachfrage nach Katastrophen. Doch die eigentlich diesen fragilen Zustand bewirkende Katastrophe ist zu diffus und zu komplex, um als Objekt der Panik herzuhalten. In diesem hypernervösen Zustand stürzen wir uns gierig auf alle möglichen anderen potenziellen Panikquellen: Neben den einfach zu aktivierenden rassistischen Motiven einer „Flüchtlingskrise“ eignet sich das Virus besonders gut – und spielt teilweise sogar dieselben Register eines „Eindringlings von außen“, gegen den man sich abschotten muss.
Warum aber ist dann die Panik gegenüber Corona höher, als dies bei SARS oder der Schweinegrippe der Fall war? Neben dem virologisch anderen Charakter des Covid-19-Virus mag ein Erklärungselement auch der titelgebende Slogan Thunbergs sein: Das Bewusstsein über den ökologisch katastrophalen Zustand unseres Planeten ist seit der neuen Umweltbewegung stark gestiegen – und mit ihr die „kalte Panik“.
Könnte es sein, dass die heftigen Reaktionen auf das Coronavirus auch aus einem Bedürfnis entspringen, die katastrophale Normalität zu suspendieren? Manchmal scheint man fast eine Art romantische Erleichterung gegenüber all den Absagen, Flugsperren und Produktionsstopps zu verspüren. Es scheint ja nun plötzlich doch irgendwie möglich zu sein, unser katastrophales business as usual zu ändern. Wenn schon nicht durch Fridays for Future, so halt mit Covid-19.
Doch muss man aufpassen, die beiden Probleme nicht zu vermischen. Ein Virus bedarf anderer Maßnahmen als die ökologische Katastrophe. Ziel der staatlichen Maßnahmen ist es, die Ausbreitung der Pandemie so zu verlangsamen, dass es nicht zu einer Überlastung oder gar einem Zusammenbruch der Gesundheitssysteme kommt. Flatten the curve – so der Slogan, der sich viraler als das Virus ausgebreitet hat.
Die neuen alten Führergestalten der Politik inszenieren sich als messianische Beschützer in einem rigorosen Überwachungsstaat.
Eine zu panische Reaktion hingegen übersieht die Gefahren der massiven Eingriffe ins öffentliche Leben, die zurzeit von der allergrößten Mehrheit kritiklos hingenommen werden. So steigt etwa die Zahl der Opfer von häuslicher Gewalt bei Quarantäne stark an, auch die soziale Verrohung in den Supermarktschlangen und das Aufflammen von zwischenmenschlichem Misstrauen und rassistischen Stereotypen (gegenüber ItalienerInnen und AsiatInnen) sind eine reale Bedrohung. Und bei zu exzessiven Hamsterkäufen könnte die Versorgung nicht aufgrund des Virus, sondern aufgrund der falsch ausgelebten Panik zusammenbrechen.
Spielt die „kalte Panik“ unserer ökologisch prekären Situation zu sehr in die gegenwärtige Corona-Krise, laufen wir Gefahr, in ein dystopisches Szenario zu rutschen: Dann werden alle Kulturveranstaltungen und Lehrinstitutionen geschlossen, das öffentliche Leben beschnitten, und die neuen alten Führergestalten der Politik inszenieren sich als messianische Beschützer in einem rigorosen Überwachungsstaat, während andere drängende Probleme wie die Lage von Geflüchteten in Griechenland, die Notwendigkeit eines ökologischen Wandels oder auch nur der vernünftige Umgang mit einer Pandemie unter den Tisch fallen.
Die moderne Gesellschaft wird mit Covid-19 – wie schon mit der Schweinegrippe oder SARS – aller Wahrscheinlichkeit nach einen Umgang finden. In puncto ökologische Katastrophe steuern wir aber weiterhin ungebremst auf den Kollaps zu. Hierbei können wir sogar von Corona lernen: Es ist möglich, Flüge zu verbieten, Produktionen runterzufahren und andere drastische Verbote auszusprechen. Doch die Panik an falschen Orten ist gefährlich.
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Schwerpunkt Coronavirus
Kommentar von
Kilian Jörg
Autor*in
Kilian Jörg arbeitet an den transdisziplinären Schnittstellen zwischen Philosophie, Kunst und Wissenschaften. Sein Hauptinteresse gilt ökologischen Fragestellungen und welche narrativen und politischen Framings uns im und jenseits des Anthropozäns ein gutes Miteinanderleben auf diesem Planeten ermöglichen. Er arbeitet in einer Vielzahl von Medien und mit diversen Kollektiven (philosophy unbound, im_flieger, Stoffwechsel - Ökologien der Zusammenarbeit, etc.). Jüngste Veröffentlichungen: 2022: mit Anna Lerchbaumer: Toxic Temple. (Edition Angewandte, de Gruyter) 2020: Backlash - Essays zur Reseilienz der Moderne (Textem, Hamburg) 2018: mit Jorinde Schulz: Die Clubmaschine (Berghain) (Textem Hamburg)
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