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Umfrage zum DeutschlandticketEin Drittel lässt das Auto stehen

Die meisten Menschen, die das 49-Euro-Ticket nutzen, haben ihr Mobilitätsverhalten geändert: Sie sind öfter unterwegs, aber ohne Auto.

Die Hälfte der Befragten hat ein Deutschlandticket – Regionalzüge sind damit bundesweit nutzbar Foto: Kai Pfaffenbach/Reuters

Berlin dpa | Die meisten In­ha­be­r:in­nen des Deutschlandtickets für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) haben einer Umfrage zufolge aufgrund des Abos ihr Mobilitätsverhalten geändert. So sind rund ein Drittel (33 Prozent) der befragten Abon­nen­t:in­nen insgesamt mehr unterwegs als zuvor, wie aus der Umfrage der Meinungsforscher von YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur hervorgeht.

Fast ebenso viele (31 Prozent) lassen öfter das Auto stehen, seit sie das Deutschlandabo besitzen. Fast je­de:r zehnte In­ha­be­r:in wiederum geht seltener zu Fuß oder fährt weniger mit dem Rad. 37 Prozent gaben hingegen an, ihr Mobilitätsverhalten nicht umgestellt zu haben. Mehrfachnennungen waren möglich.

Seit einem halben Jahr gibt es das Deutschlandticket. Nut­ze­r:in­nen können damit seit dem 1. Mai für 49 Euro pro Monat bundesweit Bus und Bahn im Nah- und Regionalverkehr fahren. Über die unterschiedlichen Verbünde und Ticketkategorien müssen sie sich dabei keine Gedanken mehr machen. Das Deutschlandticket gilt in allen Regionen und bei allen ÖPNV-Unternehmen. Es ist monatlich kündbar.

Rund ein Viertel aller Befragten gab bei der Umfrage an, in den vergangenen sechs Monaten mindestens für einen Monat das Abo gebucht zu haben. Fast je­de:r fünfte Befragte gab an, noch kein Deutschlandticket besessen zu haben, sich den Kauf aber vorstellen zu können.

Die Hälfte der Befragten hatte kein Deutschlandticket

Etwas mehr als die Hälfte der Teil­neh­me­r:in­nen (53 Prozent) wiederum hatte noch kein Abo und kann sich auch keinen Kauf vorstellen. Nach den Gründen dafür gefragt, gaben 57 Prozent aus dieser Gruppe an, überwiegend Auto zu fahren. Rund ein Drittel vermisst wiederum ein ausreichendes ÖPNV-Angebot in der eigenen Region. Für 15 Prozent derjenigen, für die kein Deutschlandticket infrage kommt, ist das Angebot zu teuer.

Für die Umfrage wurden zwischen dem 27. und dem 30. Oktober 2.120 erwachsene Personen in Deutschland befragt. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die Bevölkerung ab 18 Jahren. Gefragt wurde unter anderem, wie das Deutschlandticket das Mobilitätsverhalten der Menschen geändert hat und aus welchen Gründen der Fahrschein für Menschen, die kein Deutschlandticket erwerben wollen, nicht attraktiv ist.

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14 Kommentare

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  • 3Mio Tonnen CO2 sollten mit dem Deutschlandticket eingespart werden.

    0,5Mio Tonnen CO2 werden tatsächlich eingespart.

    Die Subventionen bedeuten, dass für jede Tonne eingespartes CO2 irrwitzige 6000-8000 € ausgegeben werden. Das ist 75x soviel, wie es normalerweise kostet, eine Tonne CO2 einzusparen.

    Es handelt sich um ein Geschenk an Pendler der Mittelschicht in urbanen Räumen. Für dieses Geschenk wird mehr Geld ausgegeben, als für den Ausbau der Nahverkehrsinfrastruktur investiert wird. 10Mio Tickets werden verkauft, aber der Großteil sind umgewandelte Bestandskunden und sorgen für Mindereinnahmen.



    (Zusammenfassung des heutigen Wirtschaftsgesprächs im DLF mit dem Verkehrsökonomen Christian Böttcher)

    Man sollte das Deutschlandticket wieder abschaffen und von dem Geld Waggons, Busse und Schienen kaufen Bahnhöfe sanieren und die Mitarbeiter ordentlich bezahlen.

  • Nüchterne Zahlen:

    Für das Deutschlandticket erwartet das Umweltbundesamt eine jährliche Emissionsreduktion von 0,5 bis 0,6 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

    Kosten je eingesparter Tonne: 6000 Euro.

    Mindestens um einen Faktor 10 zu hoch, um sinnvoll zu sein.

  • Irgendwie stimmt die Überschrift nicht. Die Aussage kommt in der zitierten Studie nicht vor.

  • Ob das Ticket ein Erfolg ist, hängt doch auch vom finanziellen Ergebnis ab. Wie groß ist die Lücke zwischen geplantem und tatsächlichem Subventionsbedarf? Das Argument, dass es sich hier um ein Geschenk an die Städter handelt, während das Land dafür aufkommen muss, ist ja nicht leicht von der Hand zu weisen.

    • @nuklar:

      Das "Land" wird schon genug durch die Städter subventioniert, da kann man auch mal etwas zurückg ben.

  • Es ist schon krass, dass aus der Aussage "Fast ebenso viele (31 Prozent) lassen öfter das Auto stehen..." in der Überschrift "Ein Drittel lässt das Auto stehen" wird.

    Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Aussagen.

    Der Verband der Verkehrsunternehmen geht davon aus, dass "5 % aller Fahrten mit dem Deutschland-Ticket wären sonst mit dem Auto unternommen worden" (siehe www.vdv.de/deutschlandticket.aspx).

    Das ist natürliche eine ganz andere Zahle als "Ein Drittel lässt das Auto stehen"

    • @DiMa:

      So ist es.



      Zumal es mit der repräsentativen Umfrage so eine Sache ist. Zwar wurden über 2000 Personen gefragt, aber nur ein Viertel hat überhaupt ein D-Ticket. Damit ist die Stichprobe für die Aussage im Titel schon stark geschrumpft, auf ca 500. Normalerweise setzt man über 1000 für eine repräsentative Aussage.



      Und es ist, zumindest hier im Artikel, nicht differenziert zwischen Stadt und Land.

  • Na also, ein GUTER Erfolg!

    Es wäre keine gute Werbung für den Wissing-Wein, wenn der Bundesverkehrsminister sich in der 49-Euro-Ticket-Frage als Bundesverkehrtminister erwiese!

    Bundesrichtigminister ist er dann und nur dann, wenn er keine Seifenblasen, sondern echte Projekte unterstützt. Das 49-Euro-Ticket ist das Projekt zur Popularisierung des Nahverkehrs! Der Preis kann naturgemäß nicht länger als ein Jahr 49 Euro bleiben, und nachhaltiger wirkt das Projekt, wenn die erste Preisanhebung nur der Inflationsrate entspricht. Aber ein Jahr lang für 49 Euro, danach noch möglichst lange auf inflationsangepasstem Preisniveau, das wird nachhaltig in Erinnerung bleiben als richtiger Schritt mittelfristig hin zu einer 69-Euro-Nahverkehrs-"Flatrate" - also ein ganz zeitgemäßes Marketing-Modell! Für Geringverdiener auch für längere Zeit auf dem Preisniveau gehalten, Besserverdiener zahlen auf Dauer etwas mehr, aber eben noch spürbar "Flatrate".

    Die FDP will doch sonst auch immer zeitgemäß sein. Also Flatrate! Wissing sollte die Partei nicht am falschen Ende kaputtsparen!

  • Kann ich bestätigen, das Deutschlandticket macht es unkompliziert möglich, ÖPNV zu nutzen. Das Auto steht noch mehr rum als vorher.

    • @Gnutellabrot Merz:

      Wer kein Smartphone hat kann es GAR NICHT nutzen, also doch nicht so ganz unkompliziert?! Meine Eltern sind z.B. Rentner, fahren weiter Auto. Haben zwar Mobilfunk, aber kein Smartphone.

      • @gleicher als verschieden:

        Wir haben ebenfalls kein Smartphone, nutzen aber das Ticket. NOCH geht es.



        z. B. über:



        www.rosa-hildesheim.de/

        Leider fällt mit der lange überfälligen Instandsetzung unserer Bahnstrecke demnächst das Verkehrsmittel weg.

        • @Woodbine:

          Danke!!

          • @gleicher als verschieden:

            Gern geschehen!

    • @Gnutellabrot Merz:

      Wodurch es noch länger hält und noch später ersetzt werden muss.