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Überschwemmung in DeutschlandOhne Versicherung

Die Landesjustizminister prüfen nach der Flut­katastrophe die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Naturgefahren. Die Versicherer sind dagegen.

Viele Flutopfer sind nicht ausreichend versichert: Totalschaden eines Hauses Altenahr Foto: Björn Kietzmann

Berlin taz | Als Reaktion auf die immensen Schäden infolge der Flutkatastrophe im Westen und Süden Deutschlands prüfen die Jus­tiz­mi­nis­te­r:in­nen der Länder eine Pflichtversicherung für Naturgefahren. Das kündigte der NRW-Justizminister Peter Biesenbach an. Der Christdemokrat ist zurzeit Vorsitzender der Konferenz der Landesjustizminister:innen.

Etliche Hausbesitzer:innen, deren Gebäude den Fluten zum Opfer gefallen ist, haben keinen Versicherungsschutz. Das Problem: Obwohl viele Eigentümer von etwas anderem ausgehen, ist eine Gebäudepolice keine Allgefahrenversicherung. Sie ersetzt nur Schäden, die durch Ursachen entstehen, die im Vertrag aufgelistet sind. Überschwemmung, Starkregen oder Erdrutsche sind nicht Bestandteil einer Standardversicherung. Für diese und weitere Naturgefahren wie den Einsturz eines Dachs durch Schneedruck ist ein Zusatzschutz nötig, die sogenannte Elementarschadenversicherung. Die hat bundesweit aber nicht einmal jedeR zweiteE, in Rheinland-Pfalz sind es unter 40 Prozent.

Die Lan­des­jus­tiz­mi­nis­te­r:in­nen haben nach Überflutungen immer wieder über eine Pflichtversicherung diskutiert, zuletzt 2017. „Bei den näheren Prüfungen waren die verfassungsrechtlichen Bedenken schwerwiegender als die Argumente, die dafür sprachen, einer solche Zwangsverpflichtung zuzustimmen“, sagte Biesenbach der taz. Mit einer Pflicht würde der Staat in die Vertragsfreiheit der Versicherer eingreifen – die sich gegen den Annahmezwang wehren. „Ob diese dramatischen und verheerenden Ereignisse jetzt ausreichen, die Diskussion zu einem anderen Ergebnis zu bringen, wird sich zeigen“, sagte Biesenbach. „Ich werde das Bundesjustizministerium bitten, uns hierzu für die Konferenz der Justizministerinnen und Justizminister einen aktuellen Bericht dazu zu übermitteln, ob es die Situation nun anders einschätzt.“ Am Wochenende hatte sich die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für eine Pflichtversicherung ausgesprochen. Sachsen, Baden-Württemberg und andere Länder haben das bereits in der Vergangenheit befürwortet.

Neu ist die Idee nicht. Bis 1994 mussten etwa in Baden-Württemberg Ge­bäu­de­be­sit­ze­r:in­nen einen Elementarschutz haben. Heute haben dort noch mehr als 90 Prozent der Häus­le­baue­r:in­nen diese Versicherung. In der Schweiz ist die Absicherung längst obligatorisch.

Viele bekommen keinen Schutz

In Deutschland dagegen haben die Versicherer 22,1 Millionen Adressen in vier Kategorien für Überflutungsrisiken eingestuft. Von der Einordnung hängt ab, ob Kun­d:in­nen Versicherungsschutz bekommen und wie hoch die Beiträge sind. Danach sind 98.000 Adressen in der Kategorie 4 mit mindestens einem Hochwasser in zehn Jahren nach Angaben des Branchenverbands GDV derzeit nicht versicherbar – wären es nach baulichen Maßnahmen aber möglicherweise. Wer eine von 237.000 Adressen der Kategorie 3 hat, muss mit mindestens einem Hochwasser innerhalb von zehn bis 100 Jahren und einer entsprechend hohen Prämie rechnen. Die übrigen Adressen befinden sich in den Kategorien 2 und 1. Dort ist ein Hochwasser extrem selten oder gar nicht zu erwarten – und der Versicherungsschutz unproblematisch. In welche Kategorie die Überflutungsgebiete in Bayern, NRW und Sachsen fallen, kann der GDV nicht sagen.

Die Branche ist „grundsätzlich“ gegen eine Pflichtversicherung, teilte der GDV auf Anfrage mit. Eine Pflichtversicherung nehme jeden Anreiz für Prävention – mehr Schäden und letztlich unbezahlbare Prämien wären die Folge, heißt es.

Ver­brau­cher­schüt­ze­r:in­nen für Pflicht

Dieses Argument nicht nachvollziehen kann Andrea Heyer von der Verbraucherzentrale Sachsen. Angesichts des großen Leids, das Überflutungen verursachen, werde niemand sehenden Auges auf Prävention verzichten. „Wir treten seit der Elbeflut von 2002 für eine gesetzlich verankerte Versicherungspflicht ein“, sagte sie. Ereignisse wie Starkregen, ein Erdrutsch oder Schneedruck könnten Haus­be­sit­ze­r:in­nen überall treffen. Mit einer Versicherungspflicht wäre der Schutz auch für Anlieger in der Kategorie drei und vier bezahlbar, auch wenn die übrigen möglicherweise etwas mehr bezahlen müssen. „In der Schweiz, in der es sowohl eine Pflichtversicherung wie auch eine Versicherungspflicht gibt, liegt die durchschnittliche Prämie für den Elementarschutz bei gut 100 Euro im Jahr“, sagte sie.

Die Mi­nis­ter­prä­si­den­t:in­nen haben 2017 beschlossen, dass nur noch Flutopfer staatliche Soforthilfen erhalten, die keinen Versicherungsvertrag erhalten haben oder ihn nicht finanzieren könnten. Was das für die jetzigen Flutopfer bedeutet, ist noch unklar. Heyer hält es angesichts der nahenden Bundestagswahlen für wahrscheinlich, dass der Beschluss nicht angewandt wird. Eine dauerhafte Lösung sei das aber nicht: „Auf staatliche Zuschüsse, die oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind und zinsgünstige Darlehen, die sich nicht jeder leisten kann, gibt es keinen Rechtsanspruch“, sagte sie. Auf eine Versicherungsleistung auf Basis eines Vertrages, mit der ein Wohngebäude wiederaufgebaut werden kann, aber schon.

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46 Kommentare

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  • Ja, auch da funktioniert es also. (Ich nehme an, dass es eine gesetzliche Krankenversicherung war.)



    Gesetzlich geregelte Solidarität kann sehr wohl ein Erfolgsmodell sein. Es ging mir bei meinem etwas ironischen Kommentar darum, dass es die unregulierte private Versicherungswirtschaft (,,der Markt wird's richten") nicht braucht. Zum Thema Erfolg der gesetzlichen Rentenversicherung hält auch die TAZ auf dem Laufenden (Gabriele Goettle im Gespräch mit Statistikprofessor Gerd Bosbach):



    taz.de/Demografie-...stmacher/!5049986/

    Merh zu Bosbach:



    de.wikipedia.org/wiki/Gerd_Bosbach

  • Ich habe es überspitzt, weil ich nicht glaube, dass die von Ihnen genannten Fälle quantitativ repräsentativ sind und die Debatte bestimmen sollten. Wer frei wählt und frei entscheidet, entgegen aller Prognosen, ist normaler Weise auch bereit, für die Kosten selbst aufzukommen bzw. das Risiko zu tragen, möche also gar keine unsoziale Vergesellschaftung des Risikos. Wenn Naivität, Verantwortungslosigkeit und Gewinnsucht bei Käufer, Bauamt und Verkäufer zusammen kommen, ist das so weit ich das beurteilen kann, auch kein quantitativ repräsentativer Fall, aber sicher einer, dessen man sich annehmen sollte. Wenn ich die Nachrichten richtig verfolgt habe, war es eine ,,Krise der kleinen Flüsse'', die teilweise dreimal so hoch anstiegen wie beim zuletzt zu verzeichneten Hochwasser (auf 9 Meter statt 3, zum Beispiel). Und Hagen z.B. ist meiner Erinnerung nach eher ein ,,Kessel'', mit Waldböden an den Hängen drumrum, die von der konventionellen Waldwirtschaft auf Ewigkeiten maximal verdichtet wurden. Es war keine Krise der Besitzer wunderschöner Ufergrundstücke.

  • 9G
    97760 (Profil gelöscht)

    Wenn ein Hausbesitzer alle 10 Jahre einen Schaden von Euro 100.000 hat, dürfte mathematisch die Prämie bei 10.000,-/Jahr liegen. Versicherungen werden es wohl für 12.500,- aufwärts machen.

  • Bis zur Elbe Flut 2002 galt in neuen Bundesländern noch DDR Pflichtversicherung mit Allgemeinschutz gegen Naturgefahren für Häuser, Immobilien. Eine Pflichtversicherung wie in der Schweiz hätte den Gewinn, dass diese die Resilienzkräfte der Menschen, Unternehmen nach Katastrophenfall stärken, Versetzung in vorherigen Stand unbürokratisch beschleunigen würde, ungeachtet Verschuldungsfrage in Zeiten Klimawandels durch Menschen-, meist ja unternehmerischer Hand in privater, staatlicher Regie und Industrie Strategie?

  • 8G
    83379 (Profil gelöscht)

    Wo man keine Versicherung für Überflutungen, oder nur zu astronomischen Preisen kriegt sollte der Staat kein Bauland ausweisen dürfen.

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @83379 (Profil gelöscht):

      Das hört sich so ählich an wie, " wer unbedingt ein Auto für 150.000,- fahren will, braucht auf jedenfall eine Versicherung für Schäden am Auto".

      • 8G
        83379 (Profil gelöscht)
        @97760 (Profil gelöscht):

        Ja.

      • @97760 (Profil gelöscht):

        War das nicht eher andersherum gemeint? In zivilisierten Ländern wie Frankreich war und ist es üblich, den Vorder- und Hintermann beim Parken in dichten Städten zu berühren und gegebenfalls sogar zu verschieben. Hier sind die "Stoßstangen" resp. deren Relikte im Hochglanz in Wagenfarbe lackiert. Wer affiges tun will, soll das dürfen, aber mit deutlicher Begrenzung der daraus an andere ableitbaren Ansprüche. "Nicht zu Lasten Dritter" ist schließlich auch sonst ein Rechtsgrundsatz.

  • Aha, wenn ich also in entsprechenden Gebieten baue, muss die Gemeinschaft dann im Schadensfall, der ein Risiko darstellt, das ich eingegangen bin? Warum?



    Das betrifft die Versicherten einer Versicherung genauso wie die Steuerzahler! Andere, die nicht da gebaut haben, wo es potentiell gefährlich ist, sollen dafür zahlen? Ein Teil der Anwohner hatte, wie man in diversen Berichten hören konnte, sehr wohl Elemtarschädenversicherungen, die sie teuer bezahlen mussten. Die anderen haben sich das gespart oder sind - wenn sie keine Versicherung bekommen hätten, das Risiko eingegangen. No risk no fun? Oder hat man mal wieder darauf spekuliert, dass schon der Staat/das Land/... einspringen wird?

    • 9G
      97760 (Profil gelöscht)
      @MeinNick2021:

      Da sind wir auch bereits bei dem Punkt, ob man als Mensch, der gerade so über die Runden kommt, einem Hausbesitzer helfen soll, seinen Keller auszupumpen.

    • @MeinNick2021:

      Zu Ihrem Beispiel: Alle anderen zahlen mit ein, damit Sie nach der Flut nicht sofort ruiniert sind. Und während die im Nichtrisikogebiet bloß etwa 100 Euro im Jahr zahlen, wird Ihr Beitrag wegen des Hochrisiko-Standorts um einiges höher sein. Unterm Strich immer noch ziemlich fair, oder?

      • 8G
        83191 (Profil gelöscht)
        @Ewald der Etrusker:

        Wenn der aktuelle Vertrag bei ~50,- liegt und ich mit einer Pflichtversicherung etwa 100,- bezahle, um Jene die in gefährdeten Gebieten günstiger Baugrund erwerben zu entlasten, dann sehe ich darin eine Benachteiligung.

        Greift da noch der Solidaritätsgedanke, wenn es ums Eigenheim geht?

        Oder auf ein anderes Beispiel übertragen: Wollen Sie, dass wir zukünftig eine Pflicht-Vollkasko incl. Vandalismus-Versicherung auf alle Fahrzeuge erheben, damit jene die einen einfachen Opel Corsa fahren einen Teil der Summen mitbezahlen, die ein Mercedes/BMW Fahrer bezahlen würde?

      • @Ewald der Etrusker:

        PS: Falls Sie überhaupt einen Vertrag bekommen.

  • Versicherungen funktionieren, wenn die Mehrheit der Versicherten keine (hohe) Leistung in Anspruch nehmen muss. Je höher die Schadenssummen werden, desto höher müssen die Prämien ausfallen. Szenarien und Modellrechnungen des GDV wären hier interessant. Die Landes- und Bundesregierungen dürfen gern auch ihre Verantwortung für Hochwasser- und Katastrophenschutz wahrnehmen und die Warnungen des europäischen Frühwarnsystems EFAS zusammen mit Handlungsemfehlungen an die Bevölkerung weitergeben. Die ersten Hochwasserwarnungen der EFAS kamen vier Tage vor den ersten Überschwemmungen. - Das würde Schäden verringern und ggfs. Leben retten.

  • 6G
    6120 (Profil gelöscht)

    Es gibt in der Tat in der Schweiz eine Elementarschadenversicherung. Allerdings ist auch diese hinsichtlich ihrer Leistungen im Versicherungsfall keineswegs unbegrenzt (i.e. es gibt Versicherungsobergrenzen im Schadenfall)!



    Das ist ein "kleines", aber wichtiges "Detail", um dem Argument der "generellen Unversicherbarkeit zu volatiler Risiken" zumindest partiell entgegenzutreten.

    Wer es genauer wissen will, kann sich auf der Website der Schweizerischen Finanzaufsicht informieren:



    www.finma.ch/de/ue.../elementarschaden/

    Insbesondere verweise ich auf das dort verlinkte Dokument (pdf) "Elementarschadenversicherung in der Schweiz: Historie und Anwendungsbereich.

  • Versicherungsunternehmen sind keine Wohlfahrtsvereine. Wenn die verpflichtet werden Versicherungen anzubieten, werden die Beiträge so hoch werden, dass es sich kaum lohnt.

  • Der Staat muß sowieso handeln, denn ich gehe mal davon aus, daß man in den derzeitigen Überschwemmungsgebieten aktuell sowieso keine Versicherung bekommt. Gehört man halt - leider, leider - zu den lt. GDV nicht versicherbaren 1%.

  • Wir erinnern uns; in der DDR gab es eine Pflichtversicherung auch für Elementarschäden. Nach der Wiedervereinigung sind Heerscharen von Versicherungsvertretern ausgeschwärmt und haben den dortigen Bürgern die ach so tollen westdeutschen Versicherungen aufgeschwatzt. In Risikogebieten natürlich ohne Elementarabdeckung. Das hat sich für viele dortige Bürger beim Elbehochwasser bitter gerächt.



    Soviel zur sozialen verantwortung der Versicherer.

    • @Lapa:

      Gegen die Bodenverseuchung in Bitterfeldund Umgebung gab es leider keine ,,DDR-Versicherung'', wie man in der TAZ zuletzt lesen konnte. (Da kann man jetzt nur noch ein ,,Ewigkeitskosten-Verwaltungsmanagment" - ,,Start up'' gründen und dieses ,,Know-how'' global vermarkten.)

  • Man könnte sich jetzt einfach mal, völlig untypisch für Deutschland, im Ausland umschauen, was die da so haben, und ob's gut oder schlecht funktioniert.

  • Man könnte sich jetzt einfach mal, völlig untypisch für Deutschland, im Ausland umschauen, was die da so haben, und ob's gut oder schlecht funktioniert.

  • Mein Vater brachte mir schon vor fast 50 Jahren bei "man versichert sich nur gegen Risiken, die man selbst nicht tragen könnte". Natürlich habe ich sowohl eine Gebäude- als auch eine Haftpflichtversicherung. Beides sind Risken, die mich ruinieren könnten, aber selten und unwahrscheinlich genug für maßvolle Prämien. Aber ich habe keine Kasko- und keine Hausratsversicherung und nach vierzig Jahren wäre ich selbst bei zwei Totalschäden und einem Totalverlust noch in der Gewinnzone.



    Grundsätzlich gilt aber, jede Versicherungsprämie zahlt die Gehälter und den Gewinn der Versicherung, fleißt zu einem nie unerheblichen Teil in Betrug und mit dem Rest unstützen netto stets die Vorsorgenden, Vorsichtigen diejenigen, die beides nicht oder weniger sind.



    Wer mindestens alle zehn Jahre überschwemmt ist, weiß das und es ist seine Entscheidung. Frau Heyer verlangt hier ganz unverblümt, diese regelmäßigen, planbaren und frei gewählten Kosten sollten von der Allgemeinheit ohne wunderschönes Ufergrundstück gesponsort werden. Das ist keine Versicherung auf Gegenseitigkeit, das ist Umverteilung von den Vernünftigen auf die Leichtlebigen.

    • @Axel Berger:

      Gibt es einen Beleg für diese Forderung nach einem ,,Recht auf risikofreies Wohnen am schönen Ufer''? Wer hat das in der aktuellen Debatte bisher denn gefordert?

      • @gleicher als verschieden:

        Wo sollte ich von einem "Recht" gesprochen oder das auch nur angedeutet haben? Ich sprach von einer freien Wahl und einer freien Entscheidung und für deren Kosten hat man normalerweise selbst aufzukommen.



        Soweit ein naiver Käufer von einem verantwortungslosen Bauamt und Bauherren getäuscht wurde und das Risiko unwissend einging, sind andere als die Versichertengemeinschaft zur Verantwortung zu ziehen.

        • @Axel Berger:

          Ich habe es überspitzt und außerdem leider an der falschen Stelle geantwortet, als neuer Eintarg oben. Wenn Sie sich die Mühe machen wollen

  • Da haben -wie sich jetzt zeigt- Behörden und Politiker "irgendwie" versagt.



    Also was jetzt die Weitergabe der Warninformationen angeht ... wie in einem schlechten Hollywood-Katastrofen-Film.

    Also muss eine Pflichtversicherung her! Aha !



    Lasst uns doch zuerst mal in die Parteienfinanzierung und die Parteispenden schauen ... vielleicht findet sich ja dort der Grund für diesen merkwürdigen Beißreflex. Denn mehr ist es nicht.

    Wer in betroffenen Gebieten wohnt, weiß sehrwohl, dass alle Versicherer bei einer Elementarschadenversicherung dankend abwinken.

  • Ein, wenn nicht der wesentliche Anteil der Verantwortung liegt beim Staat , sei es Länder oder Kommunen, die

    - Bauland ausweisen und das sehenden Auges in schadensträchtigen Gebieten



    - Strassen, Wege und Plätze planen und bauen, die bei Regen zu Trichtern werden und Wassermassen kanalisieren statt breit zu verteilen, zu verlangsamen und versickern zu lassen



    - Bauvorschriften erlassen, die festgepflasterte gewaltige Auffahrten und Stellflächen zulassen, auf denen wenig bis gar nichts versickert



    - Fliessgewässer begradigen und kanalisieren



    - Hochwasserschutzmassnahmen wie Polder und Renaturierungen verschleppen und verweigern

    Eine Versicherungspflicht nimmt im Zweifel eher den Druck von den Verwaltungen, endlich einmal umzudenken -- denn dann geht der Folgeschaden aus diesen verheerenden Politik zulasten der fernen Versicherungen mit den gelegentlichen imagefördernden Hilfsaktionen für diejenigen, die von dort nichts zu erwarten haben.

  • ganz platt gefragt, wozu braucht man einen Versicherungsschutz gegen Überschwemmung, den man nur zu erschwinglichen Konditionen in Gebieten bekommt, wo dies nahezu ausgeschlossen ist...? In Gebieten mit Risiko dagegen nicht?



    Ist das die Vertragsfreiheit die die Versicherungsbranche hier mit Verfassungsrang versieht und als Grundpfeiler der Demokratie verkauft?



    Der freie Markt scheint sich ganz gut um sich selbst zu kümmern, für Belange des Allgemeinwohls scheint das nicht zu gelten....



    Versicherungen sind halt dafür da Gewinne zu erwirtschaften und nicht Risiken solidarisch abzusichern...

    • @nutzer:

      Tja, das vergessen die Apologeten des Neoliberalismus auch regelmäßig zu erwähnen: der "freie Markt" ist nunmal das genaue Gegenteil des "Allgemeinwohls" - Maximierung des eigenen Gewinns unter größtmöglichen Kosten für diejenigen, die sich am wenigsten wehren (können).



      Nebenbei waren Versicherungen ursprünglich genau das: solidarische Absicherungen von Risiken. Haben manche sogar noch im Namen ("Versicherung auf Gegenseitigkeit" o.ä.). Die Mutation zur Renditemaschine hat dann der "freie Markt" veranlasst.

    • @nutzer:

      Es wäre besser flutgefährdete Regionen nicht mehr zu besiedeln und den Gewässern mehr Freiräume zu geben. Es ist schon ok wenn Menschen in flutgefährdeten Gegenden keine Versicherungen bekommen. Sonst setzt nie ein Umdenken ein. Die angekündigten unbürokratischen Hilfen sind deshalb auch ein sehr zweischneidiges Schwert.

      • @Šarru-kīnu:

        Die Niederlande und New Orleans z.B. müssten dann umgesiedelt werden.

      • @Šarru-kīnu:

        "Flutgefährdete Regionen" aka Fluß, See, Meer sind seit jeher die Regionen, in denen der überwiegende Teil der Menschheit lebt.



        Vielleicht mal ne Landkarte in die Hand nehmen.

        • @Brobdignag:

          Einige der Dinge die seit jeher so sind müssen sich halt jetzt ändern. Viele Gebiete mit hoher Flutgefahr oder in heutigen Küstengebieten werden durch die Folgen der Klimaerhitzung und der steigenden Meeresspiegel unbewohnbar werden. Das ist ja inzwischen kein Schreckensszenario mehr sondern einfach nur die Realität. Ich will ja nicht gleich Umsiedlungen im großen Stil. Es sollte aber keine Anreize mehr geben in solchen Regionen zu bauen. Das ist einfach nur rational.

    • @nutzer:

      Ganz platte Antwort.

      "Die Schweiz ist stolz auf ihr weltweit einzigartiges System zur finanziellen Absicherung von Naturereignissen. Diese Elementarschaden-Versicherung beruht auf dem Solidaritätsgedanken – nur so können sich Menschen in besonders gefährdeten Gebieten zu tragbaren Konditionen versichern. Das Prinzip: Alle zahlen gleich viel, und weil das Risiko auf sehr viele Versicherte verteilt ist, sind die Prämien tief. Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) begründet diesen Grundsatz in einer Broschüre so: «Die Risiken der Naturgefahren sind in der Schweiz ungleich verteilt – im Mittelland ist eher mit Überschwemmungen, Hagel oder Sturm zu rechnen, in Berggebieten kommt es eher zu Steinschlag, Felssturz, Erdrutsch oder Lawinenniedergängen. Doch weil die Elementarschaden-Versicherung für neun verschiedene Naturgefahren gilt, profitieren von ihr alle versicherten Privatpersonen und Unternehmen gleichermassen."

      Und da müssen Sie auch nicht über den freien Markt oder Gewinnabsichten fabulieren, in der Schweiz herrscht ja auch nicht der Kommunismus. Man hat ein Problem erkannt, gemerkt das eine staatliche Regelung notwendig ist und das umgesetzt.

      • @Sven Günther:

        Ganz platte Frage: Warum dann überhaupt die Versicherungen dazwischenschalten?

        • @gleicher als verschieden:

          Weil man dann eine eigene Verwaltung, Risikomanagement etc. aufbauen muss.

          Es gibt Kantone in der Schweiz, 17, die das gemacht haben, nennt sich kantonale Gebäudeversicherung oder es gibt Kantone, 9, wo die Versicherung durch Privatkonzerne erfolgt, der Bund aber die Prämienhöhe vorgibt.

          Nur weil die Versicherung durch eine öffentliche Stellen erfolgt, ist das nicht automatisch besser.

          • @Sven Günther:

            Danke! Es gibt also durch den Bund eine Pflichtversicherung für Elementarschäden und in 17 Kantonen hat man die Sache ganz ohne Privatwirtschaft geregelt und in (nur) 9 Kantonen läuft es über die Versicherungskonzerne, die aber stark reguliert werden. Da möchte man als Laie einfach nur ,,Geht doch!" rufen und ,,In die Richtung muss es gehen!" (Lasst es uns machen wie diese 17 Kantone! Und wenn ein Bundesland partout nicht möchte, dann eben wie die verbleibenden 9!). Danke nochmals für die Infos!

    • @nutzer:

      Genau, am besten wir zahlen solidarisch alle eine Gebühr (,,Elementarschadengebühr").



      Von dem Geld bildet der Staat teilweise Rücklagen und ein verbleibender Teil steht denen zur Verfügung, die zu Schaden kamen.



      Provisionen etc. fallen auch nicht mehr an.

      • @gleicher als verschieden:

        Das ist natürlich von der Idee her sehr schön und in der Schweiz funktioniert es ja auch, aber wie lange wäre dieser Solidarische Fonds denn sicher, wenn Union und SPD mal wieder vor einer Wahl die Rentner und den öffentlichen Dienst reich beschenken wollen? Wie schnell kommen da die versicherungsfremden Leistungen rein?



        Dann doch lieber was mit Konzernen wie den GKVen dazwischen, auch wenn das ebenso nicht das Gelbe vom Ei ist.

        • @Wurstprofessor:

          Ok, dann eben Lösungen, die nicht das ,,Gelbe vom Ei sind", aber bitte nicht auf der Grundlage von Argumenten, die die Rentner und den öffentlichen Dienst zum Sündenbock machen. Wenn es um die finanzielle Absicherung geht, sollte man eher verhindern, dass sowas wie bei Wirecard, Cum Ex oder auch beim Maskendeal passiert. Und Finanzbeamte, die Steuersündern im großen Stil auf der Spur sind, sollten nicht, wie in NRW, in die Privatwirtschaft versetzt und/oder ,,pathologisiert'' werden, sondern personell verstärkt und mit Preisen überhäuft werden.

    • 9G
      96177 (Profil gelöscht)
      @nutzer:

      "Versicherungen sind ... dafür da Gewinne zu erwirtschaften und nicht Risiken solidarisch abzusichern..."

      genau das bezeichnet den "freien" Markt.... auf den Punkt gebracht!

    • @nutzer:

      Ja, allerdings muss man die Versicherer verstehen, denn die Schäden solcher Ereignisse gehen in die Milliarden und treffen tendenziell immer dieselben: Leute die in potentiellen Überschwemmungsgebieten bauen. Wo das ist, kann jeder im Internet nachschauen.



      Was es also bräuchte, wäre eine Art staatlich garantierte Versicherung, die bei Großereignissen einen großen Teil (nicht alles!) des Schadens ersetzt, z. B. 75% oder so.

      • @Aurego:

        Man muß nicht "die Versicherungen" verstehen sondern die Gemeinschaft der Versicherten. Versicherungen bezahlen mit eigenem Geld gar nichts. Wer mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit erwarten kann, von der Versicherung mehr herauszubekommen, als er selbst einzahlt, der schmarotzt zu Lasten anderer. Ich habe in 40 Jahren Gebäudeversicherung noch nicht einen Euro ausbezahlt bekommen -- und ich hoffe sehr, daß das so bleiben möge.

        • @Axel Berger:

          Wenn alle so denken und handeln wie Sie, bräuchten wir gar keine Versicherungen mehr, wo kämen wir denn da hin?

          • @gleicher als verschieden:

            Natürlich braucht man die. Meine an Krebs gestorbene Schwiegermutter hat mit ihrer aufwendigen Behandlung rein finanziell bei der Krankenkasse vermutlich einen "Gewinn" gemacht. Beneide ich sie darum? Ganz sicher nicht. Wenn ich bis zu meinem Lebensende weiter ohne Gegenleistung in die Riskoversicherungen einzahle und es bei der Krankenkasse beim bisherigen Verlustgeschäft bleibt, werde ich mich glücklich schätzen.

            • @Axel Berger:

              jetzt ist mir der gleiche Fehler erneut passiert, leider kann ich meinen falsch platzierten Kommentar nicht löschen, ich gebe es auf, sorry