Demografie als Angstmacher: Gefährliche Zauberformel
Jenseits der Panikmache: Statistikprofessor Gerd Bosbach hinterfragt seit langem Hintergrunddaten zum demografischen Wandel.
Statistik, als eine der Staatswissenschaften, ist mit Zahlen, Säulen, Tannenbaum- und Pyramidenformen permanent präsent und erhebt Anspruch auf Präzision und Glaubwürdigkeit. Insbesondere der demografische Wandel als bedrohliche Voraussage unserer Zukunft hat inzwischen das Image einer unumstößlichen Tatsache. Politiker, Medien, Bürger, selbst unsere Intellektuellen glauben daran. Alle sind sich einig darüber, dass gravierende Einschnitte ins Sozialsystem unvermeidlich und ein Akt weiser Voraussicht sind. Der Experte Herr Bosbach jedoch kam nach gründlicher Analyse zu einem anderen Ergebnis.
Herr Bosbach nimmt es genau. Er hat kein Auto, geht viel zu Fuß, nimmt die öffentlichen Verkehrsmittel, er ist ein ausdauernder Läufer und gibt seine sämtlichen Nebeneinnahmen als Spende weiter. Wir treffen uns im Kölner Hauptbahnhof, Erkennungszeichen: eine taz. Er hatte vorgeschlagen, einen Rundgang zu machen, spricht über das rigide Vorgehen gegen Personen ohne Geld, Reise- oder Konsumziel am Bahnhof und lädt mich zur Demonstration des Kontrasts in die DB-Lounge ein. Zutritt ist, vorbei an kontrollierendem Personal, nur für Kunden der 1. Klasse gestattet und für solche, die jährlich 2.000 Euro bei der Deutschen Bahn umsetzen.
Letzteres trifft auf Herrn Bosbach zu. Ich hingegen, mit normalem Ticket, bin als DB-Kunde plötzlich einsortiert in die 3. Klasse und darf nur als Gast hinein, um in den roten Kunstledersesseln der 2. Klasse kostenlos einen Automatenkaffee zu trinken, während es nebenan in der 1. Klasse Bedienung und Snacks gibt. Grotesk ist, wie hier bühnenmäßig mit uniformiertem Personal, Ambiente und Miniservice die Klassenschranken zur Darstellung gebracht werden. Wohl dem, der unten im Bahnhofslokal „Schweinske“ dem normalen Kommen und Gehen zuschauen darf. Einen öffentlichen Warteraum übrigens sucht man heutzutage auf unseren Bahnhöfen meist vergeblich. „Zum Glück,“ sagt Herr Bosbach lächelnd, „ bin ich in Köln-Ehrenfeld, einem Industrie- und Arbeiterviertel groß geworden und hebe deshalb nicht ab.“
Nach einer Fahrt mit der Stadtbahn ins rechtsrheinische Köln-Höhenhaus sitzen wir im Wohnzimmer seines kleinen weißen Bungalows mit Atriumgarten. Es dämmert bereits und Herr Bosbach erzählt, wie er den nackten Zahlen auf den Leib rückte und zum Kritiker der demografischen Demagogie wurde.
„Das Thema Demografie war ja früher, bis etwa 2000, ein absolutes No-go-Thema. Es hat keinen interessiert, es war staubtrockene amtliche Statistik und sogar noch etwas anrüchig durch die Nazizeit, wo aus bevölkerungspolitischen Gründen kinderreichen Frauen ein Mutterkreuz verliehen wurde. Während meiner Zeit beim Statistischen Bundesamt in Bonn habe ich auch Schulungen in Statistik gemacht für alle Ministerien und musste selber mal wieder reinschauen in die Materie. Bei dieser Gelegenheit habe ich bemerkt, dass es Mitte der 80er Jahre geburtenstarke Jahrgänge gab, dass aber gleichzeitig – und das wusste ich von meiner Gewerkschaft – die Lehrer nun langsam in Pension gehen. Ich habe mir die Zahlen besorgt und gesehen, dass in fünf bis sechs Jahren die Kinder eingeschult werden, während die Lehrer gerade die Schulen verlassen. Bin dann durch die zuständigen Ministerien in Bonn gezogen, habe das vorgelegt und gesagt, es müssen jetzt Lehrer ausgebildet, pädagogische Hochschulen ausgebaut werden. Keinerlei Reaktion!
Überraschender Lehrermangel
Mitte der 90er Jahre gerieten wir dann in die Situation eines ’vollkommen überraschenden Lehrermangels‘. Zugleich will ich damit sagen, dass verantwortlicher Umgang mit Statistik richtig und wichtig ist, denn wir brauchen kurzfristige und flexible Prognosen, um planen zu können.
Eine Zwischenbemerkung noch, eine kleine Geschichte: Mit Schuld daran, dass ich mich mit dem Thema Demografie beschäftigt habe, hatte der Altbundeskanzler Helmut Schmidt. 1990 hat er sich ans Statistische Bundesamt gewandt, er wollte sich von mir Daten geben lassen, die ich ihm aber nicht geben konnte. Das war ein Riesenzinnober, anfangs wussten wir nicht, dass der Anfragende Helmut Schmidt ist, die Anfragen waren anonymisiert. Dann erfuhr ich es aber doch. Er hat richtig Druck gemacht und ich habe ihm dann Daten gegeben – über die Bevölkerungsentwicklung, eine Prognose der UNO von 1988, basierend auf Daten von 1985 – mit dem ausdrücklichen brieflichen Hinweis, dass diese Daten für 1990 nicht mehr tauglich sind, denn inzwischen hatte sich ja der Ostblock aufgelöst mit Einwanderungsbewegungen usw.
Und was habe ich dann sehen müssen? Helmut Schmidt hat genau aus diesen Daten einen einseitigen Artikel – in jeder Beziehung einseitig – für die Zeit geschrieben, ohne jeden Hinweis auf die Hinfälligkeit der Daten. Das hat mir gezeigt, wie leichtfertig allgemein der Umgang ist mit solchem Material. Auf Grund dessen habe ich mich seit 1990 intensiver mit der Materie Bevölkerungsprognosen beschäftigt.
Dann, mit der Jahrtausendwende, spätestens 2002, und vor allem im Zusammenhang mit der Agenda 2010 im Jahr 2003, tauchten tagtäglich in den Politikerreden und Medien Demografiemeldungen auf. Franz Müntefering (SPD) sagte im Sommer 2003: ’Wir Sozialdemokraten haben in der Vergangenheit die drohende Überalterung unserer Gesellschaft verschlafen. Jetzt sind wir aufgewacht. Unsere Antwort heißt: Agenda 2010! Die Demografie macht den Umbau unserer Sozialsysteme zwingend notwendig!‘ Das, worauf man sich allerorten bezog, war die ’10. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung‘ für die Jahre bis 2050, die der Leiter des Statistischen Bundesamtes im Juni 2003 der Öffentlichkeit präsentiert hat.
Modelle für Panikmacher
Alle Nachrichtensender und Zeitungen stürzten sich auf die angeblich apokalyptische demografische Entwicklung. Die Welt titelte etwas mit ’Zeitbombe Demografie‘, die FAZ prophezeite in ihrem Aufmacher ’Dramatische Alterung‘ – einer ihrer Herausgeber, Frank Schirrmacher, schrieb sogar gleich einen Bestseller, ’Das Methusalem-Komplott‘, und machte Alarm mit Scharen von 110-jährigen Frauen.
Müntefering behauptete, dass von den heute geborenen Mädchen jedes zweite 100 Jahre alt wird usw. Auf diese Modellrechnung beziehen sich bis heute die Panikmacher – beim Zweiten Demografiegipfel 2013 zum Beispiel war die Überalterung ein Schwerpunktthema. Jedenfalls wurde ich damals hellhörig, dachte, man hat sich für die nächsten fünf bis sechs Jahre für reale Zahlen und naheliegende Probleme nicht interessiert, obwohl sie Auswirkungen hatten. Weshalb nun plötzlich dieses Interesse daran, was in 50 Jahren angeblich sein wird?
Gut. Dann habe ich mir das alles genau angeschaut und bin auf tausend und einen Widerspruch gestoßen. Bei jeder Prüfung habe ich mindestens in sechs Richtungen geguckt und habe festgestellt, ich komme immer zum gleichen Ergebnis. Trotzdem war ich erst mal ziemlich verunsichert, dachte, alle anderen Experten sind anderer Meinung. Ich habe es dann Freunden gezeigt, die ein bisschen damit umgehen können, geduldig genug sind. Und die haben mich bestärkt, dass ich das ausarbeiten soll. Ich habe mich aber immer noch nicht getraut, habe dann noch einen etwas größeren Kreis gefragt, vorwiegend neugierige Intellektuelle, ob ich das mal vortragen darf. Und die haben gesagt, ja, das ist neu, das ist ja fantastisch, das muss bekannt gemacht werden.
Einsamer Feldzug
Trotzdem habe ich aber immer noch gezögert, habe mich gefragt, was willst du eigentlich als kleiner Professor der Fachhochschule in Remagen, gegen alle anderen ins Feld ziehen? Meine Frau hat mich dann endlich dazu gebracht. Als ich wieder einmal geflucht habe über eine völlig unlogische Meldung, da sagte sie: Hör auf zu fluchen, tu was!
Zu meiner großen Überraschung wurde es veröffentlicht. Das hat zwar ein viertel Jahr gedauert, aber es erschien dann, zuerst in der Frankfurter Rundschau, dann in den Gewerkschaftlichen Monatsheften. Einige andere waren zwar interessiert, von der „Tagesschau“, vom SWR jemand, aber sie hatten Angst, dass Fehler drin sind und sie dann Druck bekommen. Selbst Albrecht Müller von der kritischen Website Nachdenkseiten. Ja, auch er hatte zuerst ’Muffe‘, und hat es weitergereicht an andere Leute mit der Bitte um Prüfung.
Es ging durch viele Hände und es wurde dann ganz allmählich öffentlich wahrgenommen, dass vieles dramatisiert war, übertrieben und überzogen dargestellt. Der Präsident des Statistischen Bundesamtes hat die FR gebeten, eine Gegendarstellung zu bringen, da waren 7 Punkte angeführt. Als ich die angeschaut hatte – es waren Bagatellen –, da war ich sehr erleichtert und dachte: Wenn das die einzigen Fehler sind, dann habe ich im Kern recht und habe ins Schwarze getroffen! Das hat mir Flügel verliehen. Und es ist heute so, dass meine Sachen derart gründlich überprüft sind, dass Sie in der Welt, der Süddeutschen, der „Tagesschau“ usw. gebracht werden. Aber das ändert leider nichts an der Weiterverbreitung der Fehler und Lügen mit Zahlen.
Überzogen ist beispielsweise … nee, fangen wir erst mal so an: Demografische Entwicklung stellt ja die Zukunft dramatisch dar, weil wir zu wenig Kinder bekommen, weil wir immer älter werden und weil wir demzufolge immer mehr Rentner haben werden. Diese drei Faktoren zusammen gab es aber schon seit 1870. Ich habe mir die Daten dann mal zusammengestellt von 1900 bis 2000. Folgendes kam dabei heraus: Die Lebenserwartung stieg um etwas mehr als 30 Jahre, der Anteil der Jugendlichen hat sich etwas mehr als halbiert, sank von 44 Prozent auf 21 Prozent, der Anteil der über 65-Jährigen hat sich mehr als verdreifacht, stieg von 4,9 Prozent auf 16,7 Prozent. Da kann man aus der heutigen Sicht der Demografie ja eigentlich nur sagen: Katastrophe! Das zieht zwangsläufig einen wirtschaftlichen und sozialen Kollaps nach sich.
Wenn wir nun aber mal schauen, was in dieser Hinsicht tatsächlich passiert ist im vorigen Jahrhundert, dann wird deutlich: Der Sozialstaat wurde umfangreich auf- und ausgebaut, der Wohlstand hat massiv zugenommen – unbeschreiblich! Statt dass uns die Arbeitskräfte ausgegangen sind – wie es heute immer behauptet wird – wurde die Arbeitszeit massiv verkürzt: Lebensarbeitszeit, Wochenarbeitszeit, Jahresarbeitszeit. 1900 wurden noch 60 Wochenstunden gearbeitet, Rente gab es ab 70. Übrigens auch damals gab es schon die Demografieängste: In der Weimarer Republik sprach man von ’Geburtenschwund und Überalterung des deutschen Volkskörpers‘, 1953 befürchtete Konrad Adenauer sogar unser ’Aussterben‘. Ebenso war schon in den 1950er Jahren die Annahme weit verbreitet, dass niemand mehr die Renten von heute würde bezahlen können. Wir sind aber nicht ausgestorben, der Sozialstaat wurde auf- und nicht abgebaut.
Treibende Kräfte
Heute ist auffällig, wie sehr das Schüren der Ängste massiv interessegeleitet ist. Bereits Ende der 1990er Jahre gehörte die arbeitgebernahe ’Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft‘ zu den ersten treibenden Kräften, die die Demografie hof- und panikfähig gemacht haben. Auf die Interessenten und Interessen komme ich später noch.
Zuerst möchte ich von einer weiteren Unstimmigkeit sprechen: Was bei der Diskussion um die Demografie völlig fehlte – bis heute noch fehlt –, ist die Berücksichtigung der Produktivitätsentwicklung. Also habe ich die mal mit einberechnet, habe 2004 eine Zahl genommen mit 1,25 Prozent Steigerung der Produktivität per Arbeitsstunde – nicht der Wirtschaft, sondern des Arbeitnehmers, der noch übrig bleibt. Und das Ergebnis war, dass man spielend einen wesentlich höheren Rentenbeitrag bezahlen könnte und trotzdem selber noch mehr Geld im Portemonnaie hat.
Von ’unbezahlbar‘ kann also gar keine Rede sein. Vorausgesetzt ist allerdings, dass der Kuchen verteilt wird, dass die erhöhte Produktivität auch anteilig ausgezahlt wird an die Arbeitnehmer. Auch bei der Finanzierung der Rente ist das Hauptproblem also nicht die demografische Entwicklung, sondern die Umverteilung zulasten der Arbeitnehmer.
Dieselbe Rechnung habe ich jetzt übrigens noch mal neu gemacht für einen Beitrag im Buch ’Armut im Alter‘, bin sogar auf 1 Prozent Produktivitätszuwachs runtergegangen und habe gezeigt, dass selbst dann noch die Produktivität stärker wächst als die Alterung. Jede kleine Veränderung, über 50 Jahre gerechnet, ist eine große. 1 Prozent Wachstum jährlich – es klingt wenig – das macht in 50 Jahren gut 64 Prozent durch den Zinseszins.
Oder die Arbeitslosigkeit. Die vermeintliche Demografiedramatik besteht darin, dass sich das Verhältnis zwischen Erwerbsfähigen und Älteren in Zukunft zuungunsten der Erwerbsfähigen verschiebt. Aber das passiert schon heute; der Auslöser ist allerdings die Arbeitslosigkeit, und die wird kleingerechnet. Wir haben 5 Millionen Arbeitsuchende, aber offiziell nur 2,8 Millionen Arbeitslose, der Rest wird wegdefiniert, als gäbe es ihn gar nicht! Die Wirkung der Arbeitslosigkeit ist wesentlich stärker als die der demografischen Entwicklung. Nicht die Demografie ist schuld, schuld sind die Politiker, die nicht gehandelt haben. Ein Abbau der Arbeitslosigkeit heute würde die produzierte Güter- und Dienstleistungsmenge erhöhen, also zum Wohlstand beitragen. Ein Zusatzeffekt wäre, neben der Senkung der Beiträge für die Arbeitslosenversicherung, ein Absinken des Rentenversicherungsbeitrags, da es mehr Einzahler gäbe.
Eine weitere Unstimmigkeit bei den Dramatisierern: Nicht nur die Versorgung der Älteren durch die Erwerbsfähigen ist zu berücksichtigen. Auch Kinder und Jugendliche müssen ernährt werden, brauchen Kindergärten, Schulen, Universitäten mit entsprechendem Personal und vieles mehr. Deshalb widerspiegelt erst der Gesamtquotient, sprich: das Verhältnis der Jungen und Alten zu den Erwerbsfähigen, die finanzielle Belastung richtig. Während nach einer Prognose der Quotient Ältere zu Erwerbsfähigen bis 2050 um dramatisch wirkende 77 Prozent steigen soll, klettert nach der gleichen Prognose der realistischere Gesamtquotient nur um 37 Prozent. Allein die Einbeziehung dieser simplen statistischen Weisheit halbiert schon das angeblich so dramatische Zahlenverhältnis.
Fehlende Bildung
Nicht vergessen dürfen wir die ganz reale Tatsache, dass die Generation, die 2050 die ’vielen Alten‘ zu ernähren hat, sich heute, aufgrund politischer Versäumnisse, in einer schwierigen Lage befindet. Ausfallende Schulstunden, fehlende Lehrer, marode Schulgebäude, Mangel an Ausbildungs- und Arbeitsplätzen, dramatisch überfüllte Hochschulen, Zugangsbeschränkungen usf. Eine gute Bildung für Kinder und Jugendliche sind aber elementare Voraussetzungen zur Meisterung der Zukunft. Stattdessen verweisen Wirtschaft und Politik ständig auf die Demografie. Und sie bemerken gar nicht, wie grotesk angesichts dessen die Klage über zu wenig Kinder ist. Nein! Politiker und Unternehmer, die wirklich Angst vor der demografischen Entwicklung haben, müssten sich auch massiv im Bildungsbereich und Ausbildungsbereich engagieren. Und das jetzt, sofort!
Das waren nur so ein paar der wichtigsten Punkte. Und was die angebliche Fähigkeit betrifft, 50 Jahre voraus in die Zukunft zu gucken, so ist das reine Kaffeesatzleserei. Die Prognosen der Wirtschaft halten in der Regel nicht mal ein halbes Jahr der Realität stand. Kein großer Aufschwung, keine Krise, ist jemals richtig vorhergesagt worden. Ein Blick in die Vergangenheit macht das Problem sehr anschaulich. Denn bedenken Sie, eine Vorausberechnung von 1900 für das Jahr 1950 hätte sogar zwei Weltkriege übersehen müssen!
Aber gucken wir mal auf die Zeitspanne von 1960 bis 2010. Niemand wäre darauf gekommen, was alles kam: Bau der Mauer, Antibabypille, die Gastarbeiter, der Trend zur Kleinfamilie, der erste PC und die Entwicklung von Internet und Mobiltelefon, dazwischen dann – auch undenkbar – die Auflösung des Ostblocks, das Ende der DDR, der Zerfall der Sowjetunion, drei Millionen Aussiedler, der Jugoslawienkrieg … um einige der wichtigen Ereignisse zu nennen, die man allesamt vollkommen übersehen hätte bei einer Vorausberechnung. Hier lässt sich deutlich erkennen, was 50 Jahre für Quantensprünge in der Entwicklung sind und was das für die Veränderung der Parameter bedeutet. Die zukünftige Entwicklung ist also nicht strikt determiniert, wie uns die Auguren der Bevölkerungskatastrophe ständig einreden wollen.
Ein Beispiel: Das Berlin-Institut, ein privates Meinungsbildungsinstitut hinter dem unter anderem Versicherungskonzerne stehen, hat 2006 eine sogenannte Studie vorgestellt. Die Horrormeldung im O-Ton: ’Deutschland auf Schrumpfkurs‘ und ’Nach dem Mensch kommt der Wolf‘. Behauptet wurde, dass wir Deutschen weltweit die geringste Geburtenrate haben. Das war die Meldung Nummer eins in allen Medien. Ich habe am nächsten Tag nachgeguckt und fand eine EU-Statistik, wonach Deutschland unter den 25 EU-Staaten Platz 15 einnahm. Ich bin damit an 50 bis 60 Journalisten herangetreten. Kein Wort. Nichts! Das hat mich empört, dass alle solche Fälschungen durchgehen lassen. Ich habe das Statistische Bundesamt kontaktiert. Nichts!
Falschen Daten
Ich habe die dpa kontaktiert, die diese Nachricht verbreitet hatte, und da sagte man mir, eine junge und unerfahrene Redakteurin hätte das auf der Pressekonferenz des Instituts gehört und es passte eben in die ’Denkwelt‘. Wenn sie eine Stunde prüfen würden, verkauft eine andere Presseagentur derweil die Meldung. Sie haben danach zwar die richtigen Daten veröffentlicht, aber ohne die falschen zu dementieren. Der Fernsehsender NDR-Kultur hat dann einen Beitrag gemacht, ich erzählte von meinen Aufklärungsversuchen, der Mann von der dpa hat sich entschuldigt und jemand vom Statistischen Bundesamt hat die Richtigstellung gebracht. Aber ich finde heute noch Meldungen, die sich auf die alte Falschmeldung beziehen.
Oder das Beispiel vom Spinat. 1890 vertut sich ein Experte bei der Berechnung des Eisengehalts in der Kommastelle. 35 mg pro 100 g, statt 3,5 mg. Alle anderen Gemüse haben 2 bis 6 mg. Es hat 40 Jahre lange bei keinem geklingelt, dann wurde nachgemessen und korrigiert. Aber weiterhin wurden die kleinen Kinder jahrzehntelang erbarmungslos mit Spinat traktiert, weil er ’so viel Eisen‘ enthält!
Beim Spinat ist es nur der Kommafehler, bei der Demografie aber – und nun komme ich zum eigentlichen Punkt – stecken massive Interessen dahinter. Mehr Interessen und Interessenten, als die meisten ahnen. Die ersten Interessenten, sie werden oft übersehen, sind die Arbeitgeber. Die wollen die Lohnnebenkosten senken und der größte Teil davon geht in die Renten. Ohne die Angst vor dem demografischen Wandel wären die Arbeitgeber nie aus der paritätischen Finanzierung der gesetzlichen Rentenversicherung rausgekommen.
Die ’private Vorsorge‘ ist für die Gold wert. Jedes Prozent, das weniger in die gesetzliche Rentenkasse eingezahlt wird, sind für die Arbeitgeber 5 Milliarden Euro weniger Lohnnebenkosten! Da lohnen sich natürlich die Investitionen in große Kampagnen und Forschungseinrichtungen, die öffentlichkeitswirksame Studien veröffentlichen. Und in interessengesteuerte Wissenschaftler, wie Raffelhüschen, die mit pseudowissenschaftlichen Studien den ’Renten-GAU‘ prophezeit und die sozialen Sicherungssysteme sturmreif geschossen haben.
Das waren ja die Figuren, die zuerst mal die wichtigen einflussreichen Leute bearbeitet haben, also Politiker, in der FAZ, im Managermagazin usw. Von dort aus wurde die Hiobsbotschaft dann in die Öffentlichkeit geschwemmt: Die ganze Gesellschaft ist bedroht, wir werden immer älter, immer teurer, die Gesundheits- und Rentenkosten sind nicht mehr bezahlbar! Wer nicht im Elend landen will, muss privat vorsorgen.
Profit der Versicherer
Damit ist schon die zweite Gruppe gefunden: die Versicherer. Alle Privatversicherer schwelgen in diesem Szenario. Die gesetzliche Rentenversicherung macht einen Umsatz von über 250 Milliarden Euro, der lange am privaten Versicherungsmarkt vorbeilief. Seit 1999 wurde also massiv Einfluss genommen: auf den Finanzminister, den Wirtschaftsminister und die Bundestagsausschüsse. Mit Erfolg. Obwohl es ja nicht die Aufgabe der Politiker ist, der Versicherungswirtschaft neue Profitquellen zu erschließen. Die Parteispenden der Versicherungen gingen übrigens wieder zurück, als die Riester-Rente beschlossene Sache war. Seitdem bekommen sie ihr Geschäft auch noch staatlich beworben, staatlich bezuschusst!
Ich bin froh, dass ich ein humorvoller Mensch bin, sonst würde ich verrückt: Die gesetzliche Rentenversicherung wird verpflichtet, Werbeveranstaltungen für die private Rente zu machen!!! Aber nicht nur die Versicherer profitieren, sondern der gesamte Finanzmarkt. Finanzspekulation ist ja ein Nullsummenspiel. Was der eine gewinnt, verliert der andere. Mit einer Ausnahme: Es kommt frisches Geld von außen. Und das ist über Riester und Rürup massiv da reingeflossen. Man ist im Moment fast noch komplett in der Einzahlungsphase. Sobald sie in die Auszahlungsphase kommen und ihr ’Tafelsilber‘, das sie gekauft haben, wieder verkaufen müssen, wobei unklar ist, an wen und zu welchem Preis, dann kollabieren sie, dann knallt es.
Eine weitere eifrige Gruppe, die ein Interesse daran hat, den Teufel an die Wand zu malen, das sind die Politiker und Politikerinnen, wie Ulla Schmidt zum Beispiel: Die Einführung der Praxisgebühr hat sie begründet mit der demografischen Entwicklung des 21. Jahrhunderts. Was war aber wirklich? 5 Millionen Arbeitslose offiziell, kaum Lohnerhöhungen, leere Sozialkassen. Ebenso wird gelogen, wenn es um den aberwitzigen Facharbeitermangel geht. Da könnte ich unter die Decke gehen! Wenn wir den haben, dann ja deshalb, weil zwischen 1990 und 2005 von den geburtenstarken Jahrgängen mehrere 100.000 Jugendliche nicht ausgebildet wurden. Damals hieß es, es sind zu viele. Heute wird gesagt, sie seien zu dumm. Die Regierung und die Arbeitgeber haben versagt, haben an Ausbildung gespart und schieben es auf die Demografie – und auf die Betroffenen! Die Demografie ist eine Zauberformel zur Durchsetzung von rücksichtslosen Einschnitten ins Sozialsystem, ein Deckmantel für die Politik.
Meine Hoffnung? Ich hoffe, dass sich Widerstand regt, es gibt genug denkende Leute. Bei den Jungen ist das Problem, dass sie es nicht leicht haben und sich von den ganzen Negativszenarien lieber erst mal abwenden und nicht sehen wollen, dass sie wie das Schlachtvieh zur Schlachtbank geführt werden. Vielleicht können ja die Alten eine kritische Masse bilden? Das Potenzial ist eigentlich vorhanden, da die Generation der 68er Bewegung gerade ins Rentenalter kommt. Auch Leute, wie ich, die sich haben politisieren lassen, gibt es überall. Und da hoffe ich, dass die, wenn sie aus der Mühle raus sind, nun mal wieder anfangen zu denken und sich zu entrüsten.“
Leser*innenkommentare
Axel Sänger
Gast
Das Thema ist aus einer ganz einfachen Perspektive anzugehen. Alle, die sich anmaßen, den Demographiewandel als Argument für den Sozialabbau zu mißbrauchen, stellen sich selbst mit ihren Betrachtungen an einen Ort außerhalb der Gemeinschaft aller Menschen zwischen Geburt und natürlichem Tod.Wenn man das nicht als eine Geisteskrankheit bezeichnen will, dann muss man es als das benennen, was es ist. Es wird nämlich die "Verträglichkeit der Lebensdauer der Menschen mit dem Sozialsystem" thematisiert. In letzter Konsequenz geht es also darum, das Volk dazu aufzuwiegeln, dem Sterben Alter nachzuhelfen, um "das eigene Überleben zu sichern". Aber auch dieses "eigene Überleben" wird nicht gesichert werden, denn unweigerlich werden alle Menschen alt. Die Akteure der Campagne nehmen sich wohlweislich selbst davon aus, damit die Massen nicht auf die Idee kommen können, dass auch sie zu "unnützen Essern" werden könnten. Wenn diese Unlogik weiterhin grassiert, beschert sie uns üblere Menschenvernichtungen als das "Dritte Reich", denn heute bedarf es keiner Gaskammern, den Tod kann man durch unscheinbare Medikamenten-Kombinationen herbeiführen. Die Lösung der Sache an sich kann nur darin bestehen, dass wir uns vom Konzept der Arbeitsgesellschaft verabschieden und die Sozialpolitik an das Menschennotwendige anpassen. Tun wir das nicht, bekommt der Text über der zufahrt in Auschwitz "Arbeit macht frei" erneut seine makabre Bedeutung zurück. Wer nicht arbeiten kann oder darf, fällt nach dieser Logik stets wieder der Vernichtung anheim. Wehret den Anfängen. Es Bedarf keiner Nationalsozialisten, um ein solches unmenschliches Treiben erneut anzuzetteln, wie wir hier leicht erkennen können.
Mirko Schmidt
Ja, leider ist es so dass die Versicherungen und Banken mit viel Geld ständig neue Zielgutachten in Auftrag geben um unsere gesetzliche Altersversorgung zu zerstören.
Damit wir unser Geld in ihren Schlund werfen.
Was die Wenigsten aber wissen ist doch, dass die gesetzliche Rentenversicherung alle Kriege und Weltwirtschaftskrisen sowie die Hyperinflation überstanden hat. Und dass man mit "Geld sparen" keine Altersversorgung machen kann.
siehe auch hier:
(man muss erst Text 1 lesen, dann Text 2 und dann Text 3. Dieses Portal ist reichlich Chaotisch)
http://www.gutefrage.net/nutzer/Ameisenkoenig/antworten/hilfreichste/1
Demokratie-Troll
Was sagt der Professor? Den demografischen Wandel gibt es, es werden einerseits immer weniger Kinder produziert, andererseits leben die Leute länger. Die daraus abgeleiteten wirtschaftliche Prognosen aber sind das Ergebnis einer Verschwörung zu Gunsten der Interessen von Arbeitgebern und Privatversicherern. Die Statistiken der Panikmache sind im Wesentlichen Betrug, auf den die Politiker mit großer Freude, die öffentlichen Medien aber aus Dummheit hereingefallen sind.
Was ist die Wahrheit?
Das was der Statistiker Betrug nennt, ist in Wirklichkeit das Fundament der neuen Klassengesellschaft, die die alte Ungleichheit und ein krasses Machtgefälle zwischen Herrschern und Beherrschten restituiert, wie es der Sozialstaat abzubauen hoffte. Ohne diesen Panikfaktor funktioniert die Ideologie der neuen Klassengesellschaft nicht, weder Masseneinwanderung und Volksüberwachung, noch Sozialabbau und Ausgrenzung der HarzIV-Empfänger als zu entmündigende Schmarotzerklasse, deren Protagonisten ihre Existenzberechtigung in der Gesellschaft erst zu beweisen haben.
Tim Leuther
Also, halten wir fest:
* Die Alterung beschleunigt sich
* Die Produktivitätsfortschritte sinken
* Wenn man die gestiegene Ausbildung reinnimmt, dann sinken die wahrscheinlich noch mehr.
=> Am ende eine Nette Ergänzung. Aber das die Grundproblematik sich ändert ist quatsch.
PS: Was aber vielleicht als Lerneffekt bleibt: Produktivitätssteigerungen haben einen Eigenwert. Vielleicht das nächste mal dran denken wenn man mehr arbeitsintensive Landwirtschaft fordert. Oder gegen Brotfabriken ist wo 8 Menschen Brot für eine Großstadt backen.
Jolly Joker
Gast
Ich glaube, Sie haben falsch gelesen, Herr Leuther. 1. Die Alterung beschleunigt sich (bingo!) 2. Die Produktivitätsfortschritte sinken (nope! Er redet vom Gegenteil, und das trete in hohem Maße ein. Außerdem erwirtschaften die Arbeitenden eine Produktivität, deren Profit sich nicht adäquat in ihrem Lohnniveau niederschlägt) 3. Gestiegene Ausbildung (nope! Er beklagt, dass 100.000 überhaupt keine Ausbildung bekamen)
Auch die Grundproblematik ändert sich nicht, im Gegenteil, Herr Bosbach betont ja gerade, dass wir seit 100 Jahren dieselben Grundprobleme haben. Es spitzen sich nur die Auswirkungen durch seit jeher verfehlte Politik immer weiter zu.
Das PS zeigt wohl, dass die fehlende Umlegung der Produktivität auf die Löhne von Ihnen eben nicht verstanden wurde.
AhaEffekt
TEIL 2:
Erzeugt wird Panik, um den Sozialstaat zu zertrümmern. Als Nebeneffekt werden die Generationen gegeneinander aufgehetzt.
Allein schon die Behauptung, dass die Lebenserwartung die nächsten 50 Jahre LINEAR wie bisher ansteigt, ist völliger Quatsch.
In Japan und den USA stagniert die Lebenserwartung bei 83/81 Jahren und ist in den letzten 4/5 Jahren zum Teil gesunken.
Wenn Schirrmacher von Massen von 110-jährigen fabuliert, und wenn Müntefering meint, 50% aller nach 2003 geborenen Mädchen würden im Schnitt 100 Jahre alt, dann ist das dermassen jenseits jeder Vernunft und jenseits aller erhobenen Fakten, dass man sich an den Kopf greift und frägt, wie solche Leute in ihre Positionen und zu solchem Einfluss kommen konnten.
Noch entscheidender ist, dass Bosbach (wieder einmal) nachweist, dass die Arbeitsproduktivität pro Stunde sich in den letzten 100 Jahren vervielfacht hat. Und dieser Trend wird anhalten, denn die Digitalisierung geht weiter, und die Ära der Roboter hat gerade erst begonnen. Selbst wenn Münteferings und Schirrmachers Panik-Visionen zuträfen, würde die Steigerung der Arbeitsproduktivität den allgemeinen Wohlstand auch bei sehr viel weniger Beschäftigten als jetzt sichern.
Danke Frau Goettle, Danke Herr Bosbach.
AhaEffekt
TEIL 1:
Der quasi-religiöse ABER-Glaube liegt nicht in der Statistik als Forschungs- und Wissensgebiet.
Er liegt im überall propagierten Weltbild der Reichsten. Neoliberale folgen einem sozialdarwinistischen Denkmuster: Der Tüchtige wird reich, also muss der Reiche tüchtig sein. Der Arme ist faul und an seiner Armut selber schuld, und der Reiche ist von den Genen her überlegen.
DAS ist im Kern die Pseudo-Religion, die unterschwellig permanent und in fast allen Medien gepredigt wird.
Das ist natürlich Unfug, weil grösserer Grundbesitz und/oder Millionervermögen in 90% der Fälle ererbt sind.
Missbraucht für die Zwecke der Reichsten werden, wie Bosbach nachweist, unhinterfragte, unseriöse, gefärbte Statistiken
Seriöse Statistik hingegen kann aufdecken, welche Denkfehler und Tricks, welche Absurditäten die neoliberalen "Experten" und ihre Gläubigen verkünden.
multi_io
Was der Mann schreibt, ist i.W. folgendes: Der Produktivitätszuwachs bis 2050 wird so sein, dass bei gleichbleibenden Rentenbeiträgen die Rentner bis dahin ihr heutiges Wohlstandsniveau werden halten können. Das mag sein, aber das Problem dabei ist: Das ist reell ein Abstieg, denn im gleichen Zeitraum werden Arbeitende ihr Wohlstandsniveau mit der Produktivität steigern können (das ist ja die Voraussetzung für Bosbachs ganze Arithmetik). Das wird dazu führen, dass die Rentner de fakto eben doch "ärmer" sein würden, denn dummerweise definieren Menschen ihr Armutsempfinden nicht absolut, sondern relativ zu ihrer Umgebung. Heutzutage machen haufenweise Rentner ähnlich wie Arbeitende Urlaub in der Toscana oder in Australien; 1965 hätten die sich mit Balkonien zufrieden gegeben. Wenn die Demographie heute schon so wäre wie 2050, müssten sie sich auch heute schon auf Balkonien beschränken. Das hätte Bosbach 1965 als "die Rentner werden bis 2014 ihr Wohlstandsniveau halten" verharmlost, vermutlich mit dem Hinweis, immerhin müssten die Rentner nicht ohne Fernseher und Waschmaschine auskommen wie noch 1920 oder gar verhungern wie 1870. Bosbach scheint zu glauben, dass wir bis 2050 einfach nur unsere Produktivität steigern werden, aber sich sonst in der Welt nix ändern wird, sodass die Leute dann noch genauso leben werden wie heute und dementsprechend die ganze zusätzliche Kohle ohne zu murren in die RV stecken werden, weil sie eh nix besseres damit anfangen können. Das ist, vorsichtig ausgedrückt, 'ne gewagte These.
Christian
@multi_io Gut, mit Urlaub in Australien wird es 2050 wohl eh vorbei sein. Entweder weil es da dann die meiste Zeit zu heiss sein wird oder weil wir gelernt haben, nicht mehr einfach so zum Spass um den halben Globus zu fliegen.
multi_io
@Christian Die übliche "konsumkritische" Leier. So ziemlich alles außer essen und schlafen ist "zum Spaß". Selbst wenn beim "global warming" noch alle Prognosen übertroffen werden und es 2050 2 Grad wärmer ist als heute, dann wäre es in Sydney so warm wie heute in Brisbane. Und Brisbane ist nicht "zu heiß", das ist sogar ganzjährig besiedelt! Dass bis 2050 der Flugverkehr zurückgeht, ist äußerst unwahrscheinlich, trotz peak oil (das wird dann eben aus Ölsanden gefördert oder synthetisch aus Pflanzen oder Wasser und CO2 hergestellt, wie auch immer). Im Übrigen muss man sich wenigstens zwischen zwei Ideologien entscheiden: Entweder Wachstum-ist-böse-und-killt-den-Planeten oder Wachstum-wird-die-Demographie-retten. Beides zusammen geht schlecht!
Gast
Gast
Mit ähnlich falschen Zahlen wurde auch das Erziehungsgeld abgeschafft. Obschon x-mal von Statistikern die Zahl von 40% Kinderlosigkeit bei Akademikerinnen dementiert wurde, ist das Erziehungsgeld genau mit dieser Zahl abgeschafft worden. http://dishwasher.blogsport.de/2010/01/15/interview-mit-rainer-hufnagel-person-zur-kinderlosigkeit-von-akademikerinnen/
lions
Die ökonom. Fehlentwicklungen hat Herr Bosbach vll. ausreichend widerlegt. Die Folgen hinsichtlich Verteilung demokratischer Gewalt, die die geringe Geburtenzahl nach sich zieht, bleibt leider unbeleuchtet. Mangelhafte Investitionen in Bildung von jungen Menschen könnte schon eine Folge dessen sein, dass das Wahlrecht diese Entwicklung nicht berücksichtigt. Abhilfe könnte ein Familienwahlrecht schaffen.
Insofern haben wir durchaus ein demographisches Problem und zurzeit nützt das Wahlrecht wohl hauptsächlich den konservativen Parteien einschließlich SPD. Durch deren Bildungspolitik könnte obendrein auch die Ökonomie in Gefahr geraten, doch das zu "behellen", überlasse ich mal dem ganzheitlichen Statistiker, der wohl jede Perspektive aufs Problem schon eingenommen hat.
Ute Plass
"Vielleicht können ja die Alten eine kritische Masse bilden? Das Potenzial ist eigentlich vorhanden, da die Generation der 68er Bewegung gerade ins Rentenalter kommt."
Ja, prima Idee, und so hoffe ich, dass die Toskana-Fraktion
und die gut situierten Alten sich auch recht bald zur
Care-Revolution aufschwingen
und auf den Putz hauen:
http://care-macht-mehr.com/
Geburtenrater
Gast
Dieser Mann ist also Professor. Interessant. Er verhält sich mindestend genau so reisserisch, wie die Leute, die er kritisiert. Alle Variablen die er anführt, sind weniger wichtig als die Geburtenrate, welche zu einem Schrumpfen der Bevölkerung führt. Zwangsläufig. Schön, dass er auf die soziale Spaltung hinweist, die ist natürlich seit der Agenda 2010 besonders virulent. Besser wird diese durch die schlechte Demographie auch nicht... Dass Interessengruppen diese Entwicklung gerne zu ihren Gunsten auslegen, ist auch bekannt. Die Produktivität steigt in anderen Ländern OHNE schrumpfende Gesellschaft. Wir bräuchten 50 Jahre, um eine komplette Generation von sagen wir mal 1,8 Kindern pro Frau in den Arbeitsmarkt zu bringen. Es passiert aber nichts wirkliches, um dieses zu ermöglichen. Lesen Sie einfach mal "Schrumpfende Gesellschaft" von Franz-Xaver Kaufmann, der ist auch Professor!
Ute Plass
"Wir bräuchten 50 Jahre, um eine komplette Generation von sagen wir mal 1,8 Kindern pro Frau in den Arbeitsmarkt zu bringen. Es passiert aber nichts wirkliches, um dieses zu ermöglichen."
Eine ganz gruselige Vorstellung das! Lesen Sie einfach mal:
"Methusalems Mütter · Chancen des demografischen Wandels"
von Antje Schrupp. Die ist Nichtprofessorin!;-)
Disreali
Gast
Hervorragender Artikel. Danke!
Torsten
Gast
Es finden sich in der Tat Aspekte im Artikel, die in der sonstigen Debatte zu kurz kommen, bspw. der Punkt mit der Produktivitätssteigerung (wobei man die ja genausowenig für lange Zeiträume prognostizieren kann), dass aber die Zahlen der Schrumpfungspropheten falsch sind (falsche Daten) stimmt nicht. Pro 1000 Einwohner hat Deutschland irgendwas bei achteinhalb Geburten und das ist Weltweit der geringste Wert und meiner Meinung nach schon ein Ausdruck einer problematischen Sondersituation.
StiftChronist
Guter und richtiger Artikel über eine Verhaltensauffälligkeit, die gerne unter den Teppich gekehrt wird: Interessenverbände aus Politik und Wirtschaft vernebeln dem Volk über ihre Medienorgane und entsprechende Artikel dös Hirn. Die hier aufgezeigten Fälle, wie z.B. der tatsächlichen Arbeitslosenzahlen, zeigen, dass wir systematisch über tatsächliche Fakten belogen werden. Und es ist schon nüüdlich, wie die Verantwortlichen sich echauffieren und aufpumpen, wenn man sie damit konfrontiert.
Nun stellt man sich natürlich nicht hin und gibt es zu. Man bemüht die passende Statistik oder die passenden Hintergrunddaten und bezieht sich auf den Teil, der einem in den Kram passt. Schon wird nicht mehr gelogen, sondern man "vertritt folgende Ergebnisse ..." :)
Manchmal hat man das Gefühl, die halbe Gesellschaft ist n Fall für Psychologiestudenten und wird beherrscht vom Autisten-Stadl. Das Potential von Heinrich Mann's "Untertan" scheint sich seit der Veröffentlichung vervielfacht zu haben. Es wurde nicht als Warnung verstanden, es wurde gepflegt und kultiviert und trägt heute zunehmend dazu bei, dass ein Teil der Bevölkerung meint, sich zunehmend vom Großteil abspalten zu können.
Beim ADAC labert auch alles nur vom "Schummeln". Niemand nennt Betrug und Lügnerei beim Namen, wenn de in der Hierarchie nur hoch genug angesiedelt bist :) Ich habe mich schon als Kind amüsiert, wie sich Erwachsene winden, wenn man sie gezielt nach den Unterschieden löchert :)))
Eric Manneschmidt
Vielen Dank für diesen Artikel!
Ich denke es gibt aber noch einen wichtigen Aspekt dieser Demografiedramatik: Angenommen es gäbe so etwas wie einen militärisch-industriellen Komplex so hätte dieser ein großes Interesse an einer möglichst großen Bevölkerungsbasis. Idealerweise bestehend aus eher ungebildeten und mithin vergleichsweise leicht beherrschbaren Menschen, wobei die Verbreitung von (irrationalen) Ängsten das ihre dazu tut.
Und nach wie vor dürfte das Motiv vom 'Aussterben der Deutschen' zumindest unbewusst eine erhebliche Rolle in der Debatte spielen.
Sogar die, welche sich für besonders progressiv und wissenschaftlich halten, fallen auf den Unsinn herein:
http://www.piratenpartei.de/2014/01/13/manuela-schwesigs-verkuerzung-der-regelarbeitszeit-eine-kehrtwende-in-der-familienpolitik/
Herbie (67)
Gast
Hurra endlich mal einer, der wirklich durchblickt. Es fehlt nur ein Hinweis: Es ist kein Naturgesetz, dass Gewinne und Kostenvorteile aus Produktivitätsfortschritten nur den Kapitalinhabern zustehen. Das ist eines der Kernprobleme des 21. Jhrh. Leider zeigt die Geschichte, dass erst nach katastrophalen Ereignissen solche grundlegenden Änderungen in der Gesellschaftsvereinbarung möglich sind.
Nils
Gast
Herzlichen Dank für den Artikel! Ich kann mich noch daran erinnern, wie mein Professor in Politikwissenschaft uns das "Methusalem-Komplott" als "wichtigstes Buch der letzten 10 Jahre" angepriesen hatte. Hatte schon länger meine Zweifel am "demografischen Wandel" und seiner vermeintlichen Dramatik. In einer überbevölkerten Welt sollte der Geburtenrückgang begrüßt werden. Wir können ja nicht ewig weiter wachsen.
genova
Ja, danke für den Beitrag. Aber eigentlich ist das, was Bosbach da sagt, seit Jahren bekannt. Und wetten, dass schon morgen in den Medien der übliche falsche Krempel weiterverbreitet wird?
Es geht hier nicht um Wahrheiten, es geht um die Durchsetzung kapitalistischer Interessen, deshalb wird sich Bosbach nie durchsetzen können.
einwanderung_ja_bitte
Gast
Konsequent weitergedacht führen die Aussagen von Hrn. Bosbach dazu, daß die von Politik, Wirtschaft und Medien unisono geäußerte Behauptung, es bedürfe zur Rettung Deutschland der millionenfachen Zuwanderung, keine Grundlage hat.
Das bedeutet ganz klar eine Unterstützung der Rechtsextremen in Deutschland. Hr. Bosbach betreibt folglich rechtsextreme Agitation gegen Zuwanderer unter dem Deckmantel wertneutraler Wissenschaft und stellt sich damit in eine Reihe mit Wissenschaftlern aus den dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte!
Jeder anständige Deutsche wird sich schamvoll von seinen Aussagen distanzieren. Die TAZ muß als weltoffenes Organ der Wohlanständigen in diesem Lande diesen Artikel sofort löschen!
Lonesniper
Gast
Was für ein Trollkommentar...
Oder da versteht jemand wirklich den Unterschied zwischen Ursache und Folge nicht.
Ein kleines Beispiel dazu:
Dackel sind Hunde.
Deswegen sind längst nicht alle Hunde Dackel!
Harald B.
Gast
Was ist denn das für ein Unsinn, Bosbach unterstützt die Rechten? Er hat eine klare wissenschaftliche Aussage getroffen. Die ist richtig. Punkt.
Ein dicht besiedeltes Land wie D mit Wohnungsnot in Ballungsgebieten, 3 Mio Offoziellen Arbeitslosen und über 5o Universitäten und einem guten Schulsystem braucht weder Zuwanderung noch Fachkräfte - auch das ist ein Fakt. Ist das auch rechts?
Wenn ja, dann sollte man wissenschaftliche Aussagen schnellstens in rechte und linke unterteilen.
p
Gast
Ach Harald...
Wissenschaft ist NIE objektiv.
Daher sind wissenschaftliche Auusagen IMMER in "rechte und linke" zu unterteilen.
So ist die Welt - böse und gemein.
Murray Bookchin
Gast
@p Das ist Bullshit. "Wissenschaftliche Aussagen" lassen sich nicht immer links oder rechts zuordnen sondern sind grundsätzlich wertneutral. Das ist der Sinn der Wissenschaft. Es mag einige Wissenschaftler geben, die diese Erkenntnisse in einem politischen Sinn deuten, das sagt aber nichts über die wiss. Erkenntnis an sich aus.
Tim Leuther
Die Freunde von den Ökoseiten plädieren ja aber laufend für Maßnahmen die die Produktivität senken werden.
Wenn ein Landwirt nicht mehr Unkraut mit Chemie wegmacht und die Pflanzen mit Kunsdünger dopen tut, dann ist auch die Produktivität dahin.
Unabhängig von dem politischen Kampf gegen Effizienz: Die Produktivitärtsfortschritte sinken laufend. Zu glauben Sie sind konstant ist quatsch. Sie gehen immer weiter zurück. Und mit so oder so teurer Werdender Energie wird das weiter der Fall sein.
In Produktivitätsfortschritten also die Allheilung zu sehen, wie es klassisch-linke gerne tun, während grün-linke einen Krieg gegen die produktivität fürhren, ist selbstberuhigung.
be
Gast
Ein Mensch lag in seiner Badewanne, als das Telefon klingelte. Der Mensch ging also zum Telefon, und hörte am anderen Ende eine Stimme: „Guten Abend, ich führe im Augenblick eine Meinungsumfrage durch. Bitte können Sie mir mitteilen, ob Sie aus einer Badewanne steigen würden, um an einer Meinungsumfrage teilzunehmen?!
Politiker schätzen solche Ergebnisse, und nicht wissenschaftliche Analysen. Wenn es Ihnen ein Trost ist: nur Kleingeister und sonstige Verwaltungsangestellte bemessen die Eigenschaften „groß“ und „klein“ an Besoldungsgruppen. Vielen Dank für diesen aufrichtigen Artikel, und dass Sie dem Rat ihrer Frau gefolgt sind, und etwas getan haben. Und dabei auch noch so vortrefflich dem schreibenden Zeit-Geist eine Zigarre verpassend.
Danke auch an die taz und Frau Goettle. Nicht nur höchst informativer Lesestoff, auch ein sehr lebendiger.
Regenwetter
Danke Frau Goettle und vielen Dank Herr Bosbach!
Aber ob Statistikgläubige überhaupt zur Einsicht gelangen können, dass Statistik wie Religion zwar den Anspruch auf absolute Wahrheit erheben mag, diesem jedoch nie gerecht wird? Deren Denken entspricht dem religiöser Fanatiker. Ob diese blinden Statistikgläubigen erkennen können, dass Statistik vielmehr Interpretation ist, vielmehr relative Wahrheit, die in der Auslegung bis zur Lüge verzerrt werden kann?
Gerd Bosbach: "Bei den Jungen ist das Problem, dass sie es nicht leicht haben und sich von den ganzen Negativszenarien lieber erst mal abwenden und nicht sehen wollen, dass sie wie das Schlachtvieh zur Schlachtbank geführt werden."
Sie wenden sich ab oder aber verfallen "politisch inkorrekter" bzw. "identitärer" Gehirnwäsche, die Statistik als Werkzeug sozialdarwinistischen Denkens anwendet, um schließlich "die anderen", statistisch als Problemursache identifiziert, zur Schlachtbank zu führen. So dient Statistik als scheinrationale Ersatzreligion für Ersatzglaubenskriege.
Im Grunde ändert sich nichts, nur die Lüge, hinter der sich die Bestie versteckt. Heutzutage eben kaltschnäuzige, schnauzbärtige Statistik.
Christian
@Regenwetter Statistiken muessen eben ihre Annahmen deutlich machen, um serioes und nuetzlich zu sein. Ich sehe dem gegenueber aber nicht wirklich eine Alternative zu Statistiken und Modellen. Was sollte das auch sein? Ganz feste glauben?
Stefan Blanke
@Regenwetter Geht es denn wirklich um die Statistik? Wenn akkurate Daten existieren ist Satistik nur ein Mittel der Planung, eine Zusammenfassung um Tendenzen zu erkennen, was nicht per se negativ sein muss. Natürlich ist das Problem dass Daten nicht immer und ständig erhoben werden, was inzwischen technisch möglich wäre, um akkurater planen zu können. Komm ich jetzt wieder mal zu meinem Lieblingsthema. Mangelnde Datenerhebung führt zu Interessenpolitik weniger, was der Artikel ja auch thematisiert. Ein Grund übrigens, warum ich mir beim Widerstand gegen Volkszählung und Datenschutzausprägung in Deutschland schwer am Kopf kratze. Für mich ist es schwer zu akzeptieren wie man sich als links bezeichnen kann, also im Endeffekt ein zusammenhängendes Leben führen möchte, das gerecht für alle ist und sich gegen die Mechanismen wenden kann die unabdingbar für die Herstellung dieser Gerechtigkeit sind. Ich denke damit schießt man sich ins eigene Bein. Wir brauchen akkurate und aktuelle Informationen um zu wissen, wer und wo wir sind und um sinnvoll handeln zu können...
Regenwetter
"Geht es denn wirklich um die Statistik?"
Nein, natürlich geht es nicht um die Zahlen an sich, sondern um die politische Färbung bei der Interpretation; den Missbrauch als Machtwerkzeug.
SPASSVOGEL
Gast
"(...) dass Statistik wie Religion zwar den Anspruch auf absolute Wahrheit erheben mag (...)" - Unsinn! Kein seriöser Statistiker erhebt diesen Anspruch für seim Fach.
"(...) So dient Statistik als scheinrationale Ersatzreligion für Ersatzglaubenskriege.(...)" - Huuuuh, da kommt die Voodoo-Argumentation aber in Schuhgrösse 52 daher!
Was für verquastes Zeug = düsterstes intellektuelles "Regenwetter" im TAZ-Forum ...
In Stroemen
Gast
@SPASSVOGEL Wohl eher pseudo-intellektuell. "Religion" wird sich bei Schietwetter immer wieder vorgeknüpft.
Stefan Blanke
@SPASSVOGEL Was ist denn daran verquast? Die Instrumentalisierung zu thematisieren ist ja wohl nicht falsch, oder? Und um ein weiteres Beispiel zu nennen, möchte ich die unsägliche Hetero-Petition und die Drogensucht Verknüpfung anführen. Darum geht es und nicht um das was Statistiker eigentlich tun, es geht um die Auslegung die durchaus religiöse Züge annehmen kann.
Regenwetter
"Was ist denn daran verquast? Die Instrumentalisierung zu thematisieren ist ja wohl nicht falsch, oder? "
Erwarten Sie keine sachliche und begründete Meinung vom "Man-wird-ja-wohl-noch-die-Wahrheit-sagen-dürfen!"-Stammtisch. Wenn da noch etwas kommt, dann Satzbausteine, die man exakt so schon etliche Male gelesen und gehört hat, weil nur die Verklärungen der selbsterwählten Wahrheitskünder nachgebetet werden.
"SPASSVOGEL" und "IN STROEMEN", es tut mir leid, dass Sie meine Kritik an bestimmten politischen und religiösen Fanatikern so sehr persönlich trifft, dass Sie nicht anders können, als zu versuchen, mich ebenso persönlich zu treffen. Das "Rebleken" liegt mir fern, aber wer die Intelligenz einer anderen Person öffentlich in Frage stellt, wie Sie es beide tun, sollte vielleicht die eigene weniger tölpelhaft präsentieren. Mangelndes Leseverständnis sowie Rechtschreibfehler, die mir ansonsten egal wären, wirken in Fällen wie Ihren, liebe Spaßvögelchen, unfreiwillig komisch.
Grüße
Für dumm verkauft
Gast
Ist es nicht auch manipulative Meinungsmache, grob verallgemeinernd und beharrlich Extremisten in den Fokus der Aufmerksamkeit zu rücken?
Ist Ulla Schmidt eine "politische Fanatikerin"? Wohl eher nicht.
Bosbach bringt es auf den Punkt:"Die Demografie ist eine Zauberformel zur Durchsetzung von rücksichtslosen Einschnitten ins Sozialsystem, ein Deckmantel für die Politik."
Und genau genommen, wissen wir das seit Churchills "Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast".
Bosbachs Schlüsse legen ein lobbygemeinschafltiches Zusammenspiel finanzwirtschaflticher Interessenvertreter und politischer Entscheidungsträger offen. Die Motivation dürfte wohl eher darin liegen, den Status quo einer Machtelite abzusichern und weiter ungestört auszubauen zu können. Hier politischen Fanatismus zu wittern, finde ich - sorry - schlicht naiv.
Regenwetter
Ihrer Meinung zur Sache, die im letzten Absatz (bis auf den letzten Satz) zum Ausdruck kommt, stimme ich absolut zu.
Deshalb wundere ich mich über alles andere, das Sie aus meinen Kommentaren herausgelesen haben scheinen. Sind die ersten beiden Absätze überhaupt an mich gerichtet?
Entweder haben Sie Ihren Kommentar unter den falschen gesetzt oder aber massiv fehlinterpretiert.
Für dumm verkauft
Gast
@Regenwetter Wen meinen Sie denn mit "politischen und religiösen Fanatikern" in Zusammenhang mit den Bosbachschen Erkenntnissen?
nomen est omen?
Gast
@Für dumm verkauft Ist doch klar: Mit den Fanatikern sind die Gegner Bosbachs gemeint, die mit ihrer - politisch inkorrekten - Auslegung statistischer Daten Machtinteressen verfolgen.
Quatsch mit Soße
Gast
@nomen est omen? Ah ja, wer sind denn diese Fanaatiker? Ein solches wohl geordnetes schwarz-weiß-Bild Bosbachscher Gegnerschaft verzerrt die politische Realität. Er sagt es doch sehr deutlich: der Missbrauch statistischer Daten ist Mainstream und erfolt durch die gemäßigte "politische Mitte" - das ist der eigentliche Skandal!
Stefan Blanke
Schnurr... :)
Ich muss zu meiner Verteidigung sagen dass ich mal Legastheniker war, Rechtschreibkorrektur immer noch meine Rettung ist und ich Hochs und Tiefs in dem Bereich habe. Mir geht leider das übergreifende Sprachgefühl als eigenständige stabile und gänzlich willentlich handhabbare Eigenschaft ab, aber ich arbeite daran. Ich bin aber immer wieder erfreut wenn ich auf Text wie die Ihren stoße, schon um ein wenig zu schauen, wie man so etwas macht und mich ein wenig einzuklinken... Dann muss ich aber auch sagen, dass auch mich manchmal der Borniertheit des Überfliegens schuldig mache und meine Muffeligkeit beim ersten Lesen selltsamste Blüten des Missverstehens treibt...
Grüße zurück und danke.
Regenwetter
Hallo Herr Blanke, an Sie war die Kritik gar nicht gerichtet, sondern an die beiden inhaltslosen Gast-Querulanten über Ihrem vorletzten Kommentar. Ich bitte um Entschuldigung, da ich die beiden in der Antwort an Sie mitbehandelt habe und dies wohl zu diesem Missverständnis führte. An Ihren Texten habe ich nicht das Geringste auszusetzen.
Freundliche Grüße
Stefan Blanke
@Regenwetter Das war mir schon klar, deswegen ja das "Schnurrr" (zufriedene Katze). Mir war einfach noch nach plaudern aus dem Nähkästchen...
Thomas
Gast
Kopieren und an jeden weitermailen, der lesen und denken kann!
Tastenpunk
Gerade blieb mir mein Mund offenstehen beim lesen dieses Artikels. Unglaublich! Ein grosses Dankeschön sowohl an Gabriele Göttle als auch an Herrn Professor Bosbach für diese erhellenden Zeilen!!
Davko
Gast
Sehr guter Beitrag. Ich habe zwei Jahre neben dem Studium für eine Versicherungsmaklerei gearbeitet und mal ehrlich, jeder merkt doch das da was nicht richtig sein kann! Neoliberalismus zwingt die Jungend heute zu sparen um mit 70 tanzen zu können. Leider musste ich meine VWL-Vorlesungen unter Straubhaar in Hamburg hören. Einem großen Verfechter der INMS. Meine Frage wie kann man diese Gruppe bekämpfen! Ich bin Sozialdemokrat und muss mich für vieles Schämen, aber das muss ein Ende haben!
Gast
Gast
Das verrückte an der Demografiedebatte ist, dass diejenigen welche nicht den demografieschen Wandel herbeigeführt haben - gerade Eltern (insbesondere Mütter) aber auch ihre Kinder mit Sozialkürzungen bzw. sich mit den Kosten des Wandels herumschlagen müssen.
Bsp. Nahverkehr, er lebte ganz gut von den Monatskarten der Schüler ... weniger Schüler heißt hier massive Preissteigerung der Schülermonatskarten.
Private Rentenvorsoge ist ein Steckenpferd für Kinderlose und Kinderarme. Familien können sich oft trotz staatlicher Förderung eine Zusatzversicherung nicht leisten. Kürzung der Hinterbliebenenrente trifft am stärksten kinderreiche Mütter.
Der Umbau in der Familienpolitik von Erziehungsgeld zu Elterngeld bevorteilt berufstätige Einzelkindmütter und benachteiligt Mehrkindfamilien und hier ganz massiv Familien mit geringen Einkommen.
Die Erwerbstätigkeitsrate der Mütter steigt --- deren Rentenerwartung aber paradoxerweise sinkt.
Viele Leistungen im Sozialbereich gerade für finanziell schwache Kinder wurden gestrichen. Es wird gegängelt und bevormundet.
Viele Kinder fallen so aus dem Raster und werden aussortiert.
Inklusion von Behinderten findet auf Kosten der Bildung Nichtbehinderter statt.
Schule wird kaputt gemacht, genauso wie Kindergarten der immer mehr zur Wickelstation und Aufbewahrung wird, aber das Geschäft mit privaten Bildungseinrichtungen boomt.
Und die Zahlen wurden auch hier geschönt. Es gab nie eine Schwemme von kinderlosen Akademikerinnen und der Osten hatte nie eine viel größere Rate an Kindern wegen Frühkindsbetreuung als der Westen.
mehr Ausbildung
Gast
Tja und das schlimme ist, dass man damit auch Zuwanderung rechtfertigt.
Man findet ja keine Fachkräfte.
Auch wenn Fachkräfte kommen und die Lücken füllen, kommen auch eine Menge Geringqualifizierte, die ausgebeutet werden und somit für Lohndumping sorgen.
Man sollte die Zuwanderung stoppen.
Solange bis wir Vollbeschäftigung haben. Sollen die Unternehmen und der Staat erst mal mit dem klarkommen was da ist.
Wenn Jugendlich zu "schlecht" sind muss was am Schulsystem getan werden. Mehr an Leistung orientiert und den Anforderungen der Wirtschaft entsprechend (viel Mathe, Fremdsprachen, Deutsch und weniger idiologische Formung der Jugend. dies hat eh nix in der Schule zu suchen).
Die Firmen mussen lernen auch mit dem was derzeit da ist klar zu kommen. Während meiner AUsbildung hatten wir 2mal die Woche neben der Berufsschule noch Werkunterricht. Geht alles, wenn der Wille und das Geld da ist.
Für Kleinstbetriebe könnten die Berufschulen noch Förderklassen einrichten. Gibt bestimmt viele Rentner Ingenieure die Mathe Nachhilfe in so Klassen geben würden
Kaboom
Gast
Die Desinformation in diesem Kontext treibt immer mal wieder putzige Blüten. Vor wenigen Monaten, kurz vor der BT-Wahl, wollte die Politik den Bürgern noch verkaufen, dass ältere Arbeitnehmer begehrt wie nie seien, dass es mit der Nachfrage nach eben diesen ständig aufwärts ginge. Und seit die Pläne von Nahles zur Rente mit 63 publik wurden, fährt die konservative Kampfpresse ein Kampagne, dass Millionen ältere Arbeitnehmer von den Unternehmen mit 61 verrentet würden.
Heute morgen agitierte das Morgenmagazin mit wirren Zahlen von 160 Mrd. €, die die Reform von Nahles - bis 2060 - kosten würde.
Gast
Gast
Man kann sicherlich Menschen früher berufsunfähig berenten, die körperlich
schwere Jobs ausüben, und ihre Gesundheit anderenfalls ernsthaft riskieren würden
und sich in keine lebensstandardsichernde Alternativbeschäftigung einarbeiten können. Man sollte sicherlich auch großzügiger Berentungen
bei Teilinvalidität umgehen, aber gerade weil die wirtschaftliche
Entwicklung nicht planbar ist, muss man Pufferräume einbauen und
die Arbeitsfähigkeit erhalten, um auch von den Erfahrungen der Alten
weiterhin zu profitieren ohne den Erneuerungsprozess zu vermindern.
Auch das Nichtstun im Rentenalter fordert Tribut, vielleicht sogar einen höheren als eine zufriedenstellende ausgewogene Arbeit.
Gast
Gast
Herr Bosbach hat in weiten Teilen Recht.
Doch das Ausbildungsproblem von mehreren 100.000 Menschen(vornehmlich Männern) ist nicht nur ein politisches Problem, sondern
vorrangig ein Scheitern des Erziehungs-und Bildungssystems.
Die dort vorherrschende Kultur läßt zum Teil auch auf Fehlbesetzungen
schließen!
Die konsequente Verweigerung des Kultus neue hirnorganische Erkenntnisse
und psychologisches Wissen in die Schulgestaltung einfließen zu lassen,
NC-Studiumsverbote, der mangelnde Ausbau berufsbegleitender Fernstudienangebote ist beklagenswert.
Die Argumentation mit Geld ersetzt nicht die Diskussion über statische Bildungsbarrieren, über zuviel Personenzentralisierung bei der Lehrvermittlung, aber auch eine schlechte Lernatmosphäre
und die Inkompatibilität von Menschen mit gegenseitiger Antipathie
und fehlende Empathie
bleibt unberücksichtigt. Alles nur als eine Frage von mehr oder weniger Geld aufzufassen, greift auch zu kurz.
Und die Tatsache, dass Menschen trotz ausreichenden Wohlstands keine
Kinder und keine feste Beziehung mehr organisieren können, läßt auf
tieferliegende Probleme schließen!
Das die Versicherungsbranche mit privaten Zusatzrentenversicherungen
das staatliche Rentensystem ernsthaft bedrohen wollte, stimmt.
Und das nun die unsägliche SPD Politik trotz aller vorherigen
Zerstörungsversuche nun wieder Hand anlegt mit völlig irrwitzigen Forderungen, ist widerlich.
Kim
Gast
Sehr sehr guter Artikel.
Den werde ich mir ausdrucken und diversen Leuten in die Hand drücken, da ich das selbst so schlecht erklären kann.
Hans Wurst
Gast
Sehr guter Artikel, der neue Einblicke über das Thema "Demographischer Wandel" gibt. Auch wenn man weiß, daß oft politische oder wirtschaftliche Interessen hinter sogenannten "Wissenschaftlichen Untersuchungen" stecken, hätte ich nicht gedacht, daß die Lobbyisten selbst bei dem "harmlosen Thema Demographie" versuchen, die Gesellschaft auf Kosten der Wahrheit zu beeinflussen.
Hans Wurst
774 (Profil gelöscht)
Gast
Die Arbeitgeber waren noch nie für Sozialsysteme. Durch die Demografie haben sie jetzt endlich ein Argument gegen sie und die Öffentlichkeit stimmt ihm auch noch zu. Das Parlament ist durch Lobbyismus vergiftet und demontiert den Sozialstaat. Es lebe der Sozialfrieden!
Desillusionist
Gast
Hoffentlich lesen das auch jene TAZ-Leser, die angesichts der als selbstverständlich auf allen Medienkanälen ventilierten drohenden "Demografischen Katastrophe der deutschen Sozialsysteme" im Chor mit den Wirtschaftsverbänden die ungesteuerte Einwanderung von Millionen Menschen in dieses Land in den kommenden Jahrzehnten fordern.
Markos
Gast
Interessanter Artikel. Nur beim Thema Spinat und andere Gemüse hat sich Herr Bosbach leider stark vertan (was auch Zweifel bezüglich der anderen Aussagen hervorrufen kann): Es stimmt zwar, dass Spinat ca. 3,5mg Eisen pro 100g enthält. Das ist aber nicht ähnlich viel wie bei anderen Gemüsesorten, sondern ziemlich viel: Karotten, Brokkoli, Blumenkohl, Paprika und Gurken haben alle zwischen 0,28mg und 0,73mg Eisen pro 100g, also viel weniger. Kopfsalat hat 1,24mg, Zucchini hat 1,5mg und Mangold, das genausowie Spinat ein grünes Blattgemüse ist, hat 2,26mg. Man kann also sagen, dass grünes Blattgemüse wie Spinat und Mangold im Vergleich zu anderem Gemüse eher viel Eisen hat.
Die Geschichte mit dem Fehler bei der Kommastelle ist anscheinend auch nur ein Mythos, wie der folgende sehr gut recherchierte wissenschaftliche Artikel aufgedeckt hat: Dr. Mike Sutton (2010). SPINACH, IRON and POPEYE: Ironic lessons from biochemistry and history on the importance of healthy eating, healthy scepticism and adequate citation. Internet Journal of Criminology. internetjournalofcriminology.com/Sutton_Spinach_Iron_and_Popeye_March_2010.pdf
Demo
Gast
Interessanter Artikel. Allerdings ist die Beschreibung irreführend. Es geht weniger um grundsätzliche Fehler der Wissenschaft, als vielmehr um den Umgang mit wissenschaftlichen Ergebnissen durch PolitikerInnen und Medien. Was die jeweils mit statistischen Daten machen ist auch in anderen Fachdisziplinen grausam.
Und die ersten Absätze zur DB hätten Sie sich klemmen können, das ist ein anderes Thema - ich wollte schon aufhören zu lesen.
Nordlicht
Gast
Ab und zu liest man Dinge, die einem mal wieder die Augen etwas weiter öffnen. Dies hier ist so ein Artikel. Vielen Dank.
Informatiker
Wow, sehr lesenswerter Beitrag! Vielen Dank!
noeffbaux
Gast
Vielen Dank für diesen Artikel! Ich mochte Gerd Bosbach schon lange für seine aufrichtige Art, er wurde mir über die Nachdenkseiten ein Begriff. Ein großer Demokrat, der leider keine Lobby hat; deshalb ist es wichtig, dass er hier sprechen durfte.
Gast am Morgen
Gast
Danke!
paul
Gast
Sehr guter Beitrag. Das Thema sollte weiterbearbeitet werden. Als Durchschnittsbürger hat man ja kaum die Möglichkeit mit normalem Aufwand all diese Manipulationen zu durchschauen.
thbode
Gast
Einfache "Wahrheiten" werden von Interessengruppen in die Hirne gehämmert. Die "neoliberalen" Interessengruppen in Politik und Wirtschaft sind besonders professionell darin im Brustton der Überzeugung solches zu verbreiten. "Wettbewerbsfähigkeit" (= Abbau von Arbeitnehmerechten) ist, neben der Demografie, so ein Schlagwort. Schlagwort ist ein passender begriff weil es sich um Waffen handelt in einem brutalen Kampf um finanzielle Ressourcen, der ständig statt findet. Die Lobbyisten und Analysten der Profiteure des Ganzen ruhen jedenfalls nie.Das Fatal ist dass es schon genügt dass 10-20 % der Bevölkerung darauf herein fällt um über Wahlen und Weichenstellungen zu entscheiden.
Es wäre wichtig mit seriösen, statistischen Mitteln die Prozesse und Interessengruppen sichtbar zu machen. Wie es ansatzweise gestern hier zu sehen war: http://www.zeit.de/wirtschaft/2014-01/infografik-reichtum-weltweit
Dabei sollten auch Verflechtungen von Parteien, Unternehmen und Medien nicht vergessen werde. Ein Atlas der aktuellen Gesellschaft, aber auch im Wandel der Jahrzehnte. Der Verblödung der Republik muss entschieden entgegen getreten werden.