piwik no script img

US-Politikerin Alexandria Ocasio-CortezWunderbare AOC

Die linke US-Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez ist das ganze Gegenteil von Donald Trump: eloquent, scharfzüngig, werteorientiert und mit Anstand.

AOC wäre nicht AOC, wenn sie nicht von solchen persönlichen Beleidigungen aufs große Ganze schauen könnte Foto: House Television/ap

E s ist nicht das erste Mal, dass ein Video von einem Auftritt der linken New Yorker Abgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez abertausendfach im Netz geteilt wird. Scharfzüngig, überaus schlagfertig, von schneidender Logik und immer den Finger in die Wunde legend: So hat sich AOC, wie sie alle nennen, schon in ihrer ersten Legislaturperiode im Repräsentantenhaus einen Namen gemacht.

Was sie jetzt im nicht nur wegen der Coronabestimmungen gähnend leeren Saal des Repräsentantenhauses nur anhand einiger Notizen abgeliefert hat, ist für sie untypisch, denn es ging zunächst um sie selbst. Tage vorher war sie auf den Stufen des Capitols vom 65-jährigen republikanischen Abgeordneten Ted Yoho aus Florida beleidigt worden, der sie vor Reportern eine ekelhafte „Fucking Bitch“ nannte.

AOC wäre nicht AOC, wenn sie nicht von solchen persönlichen Beleidigungen aufs große Ganze schauen könnte. Und so erteilte sie eine zehnminütige Lektion, sprach von der Kultur, die solche gewaltvolle, entmenschlichende Sprache überhaupt erst straflos möglich mache – und dankte dem Abgeordneten. Denn er habe gezeigt, dass die Tatsache, eine Frau und zwei Töchter zu haben, keinen Mann zu einem anständigen Mann mache. Denn anders als Yoho würde ein Mann mit Anstand sich ehrlich entschuldigen. Sie selbst sei zwei Jahre jünger als Yohos jüngste Tochter – und sie kämpfe auch dafür, dass seine Töchter nicht mehr, wie es alle Frauen irgendwann in ihrem Leben erführen, so beleidigt und entmenschlicht werden dürften.

AOC ist in jeder Hinsicht das Gegenbild zu Donald Trump. Der alte misogyne Angeber, der keinen fehlerfreien Satz formulieren kann und sich gerade länglich in einem TV-Interview dafür gelobt hat, bei einem Demenztest die Wortabfolge „Person. Mann. Frau. Kamera. TV“ mehrmals hintereinander richtig wiedergegeben zu haben, und die eloquente junge Linke aus der Bronx.

Empfohlener externer Inhalt

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen:

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Es gibt viele Abgeordnete, die in 30 Jahren Kongress nicht so viele Themen anstoßen wie AOC in ihrer ersten Legislaturperiode als jüngste Abgeordnete der Kammer. Kein Wunder, dass die Republikaner sie so sehr hassen, dass sie AOC und ihre Mitstreiterinnen Ilhan Omar, Ayanna Pressley und Ra­shida Tlaib am liebsten aus den USA hinauswerfen würden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Bernd Pickert
Auslandsredakteur
Jahrgang 1965, seit 1994 in der taz-Auslandsredaktion. Spezialgebiete USA, Lateinamerika, Menschenrechte. 2000 bis 2012 Mitglied im Vorstand der taz-Genossenschaft, seit Juli 2023 im Moderationsteam des taz-Podcasts Bundestalk. In seiner Freizeit aktiv bei www.geschichte-hat-zukunft.org
Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • Kommentar entfernt. Bitte halten Sie sich an die Netiquette.

    Die Moderation

  • Wenn es um twittern geht, ist AOC auf jeden Fall nicht das Gegenbild zu Trump.

  • Naja, das mit dem Fehlerfreien Satz den Trump nicht rausbringt, das ist bei Frau Merkel glaub auch so. Es sei denn gemiengt ist Trump inhaltlich und Merkel grammatikalisch.



    Wie auch immer: AOC gehört die Zukunft.



    Aber bitte soll sie nicht den gleichen Fehler machen und vor lauter Gerechtigkeit gegenüber Minderheiten die Hauptmasse der Wähler vergessen die im Rust belt ohne Job sind.



    Das eine tun, das andere nicht lassen. Wäre schön.

  • Ok wir haben es verstanden. Dumpy Trumpy Buh! AOC Yay!



    Aber außer dass man auf dem Grötwaz, den größten Twitterer aller Zeiten herumhaut, bringt mir der Artikel nicht viel.



    AOC wurde ja nun von Ted Yoho beleidigt, nicht von Trump.



    Jedenfalls in diesem Fall.



    Wäre es nicht sinnvoller darüber zu reden was Yoho Falsches getan hat, anstatt schon wieder auf Donald Trump zu schimpfen?



    Denn damit überzeugt man seine Anhänger nicht, sondern erhält nur Applaus von Leuten die sowieso schon gegen ihn sind.



    Ich sage nur Filterblase...

    • 8G
      80336 (Profil gelöscht)
      @derSchreiber:

      "Ich sage nur Filterblase ..."

      und belegen damit eindrucksvoll, dass diese Ihre Behauptung zweifelsfrei unwahr ist. Nicht bemerkt? Dem kann abgeholfen werden:

      reutersinstitute.p...ursting-some-myths

      Übersetzung der Definition von "Filterblase" ins Deutsche: "Filterblasen beschreiben eine Situation, in der Nachrichten, die wir nicht mögen oder mit denen wir nicht einverstanden sind, automatisch herausgefiltert werden. Dies kann dazu führen, dass das, was wir wissen, eingeschränkt wird. Diese Unterscheidung ist wichtig, da Echokammern ein Ergebnis der Filterung oder das Ergebnis anderer Prozesse sein können, Filterblasen jedoch das Ergebnis einer algorithmischen Filterung sein müssen."

      • @80336 (Profil gelöscht):

        Denke für die Korrektur. Das habe ich echt nicht gewusst.

  • Sollte sie dann tatsächlich einmal amerikanische Präsidentin sein, dann wäre sie vornehmlich einmal amerikanische Präsidentin. In der Sache sollten wir uns da keine falschen Hoffnungen machen. In vielen Fragen, bei denen wir uns nach der Ära Trump einen Wandel vermuten, sind sich Republikaner und Demokraten erstaunlich einig.

  • Ich nehme erst mal nur diese Nachricht als positiv wahr.



    Die Probleme in der US-am. Linken sind manchen Leuten bekannt.



    Gegen die Ausbreitung der hate speech Kultur, die ja auch in Dt. grassiert von Deutschrap bis AfD.

  • Und da sehen wir mal rasch über ihre Haltung zu Israel hinweg, die an Antisemitismus grenzt, alles klar.

    • @Adam Weishaupt:

      sowas z.B.: "In ihrem Appell für die Kürzung der US-Hilfe für Israel im Falle einer Souveränitätsausweitung beruft sich Ocasio-Cortez auf „führende Menschenrechtsexperten“, in einer internen Mail listet sie BDS-Organisationen auf, die Verbindungen zu Terrororganisationen haben" www.mena-watch.com...sraelischen-brief/

    • @Adam Weishaupt:

      Genau, vor lauter Begeisterung, das gilt ja auch für den Rest des Trio Infernale, Ilhan Omar und Rashida Tlaib.

      Wie es auch für Corbyn galt.

      Und: Das zu sagen ist wie üblich schlimmer, als zu untersuchen, ob da etwas dran ist.

      Es ist ja nie etwas dran.

      • @Jim Hawkins:

        Ich denke nicht dass man jemandem der sich selbt "Adam Weishaupt" nennt auch nur einen Funken Glaubwürdigkeit zugestehen sollte. Allein der Name sorgt für ein BINGO! auf der Verschwörungsgefasel-Bingokarte

        • 9G
          97287 (Profil gelöscht)
          @Yodel Diplom:

          Sehe ich auch so, ist ja ein jüdischer Name, sagt ja alles. Habe ich Sie richtig verstanden?

        • @Yodel Diplom:

          Ad nominem taugt noch weniger als ad hominem.

        • @Yodel Diplom:

          Da geht es nicht um persönliche Glaubwürdigkeit. Ist alles wohl dokumentiert.

        • @Yodel Diplom:

          Na ja, es gibt auch andere sonderbare Nicks. Da würde ich nicht soviel drauf geben. Aber egal.

          Nehmen wir dies hier:

          www.mena-watch.com...e-nichts-versteht/

          • @Jim Hawkins:

            Danke, das hatte ich tatsächlich nicht auf dem Schirm. Das klingt tatsächlich als sollte AOC ihre Position doch mal gründlich überdenken und vorallem mehr recherchieren.

            Ich halte sie nicht für eine Antisemitin, wobei ich mich da natürlich irren mag, sondern für jemanden der aus einem Halb (oder eher maximal Viertel)wissen heraus dummes Zeug redet. Da hätte ich mehr von ihr erwartet, und das ist tatsächlich ernüchternd bis enttäuschend

            • @Yodel Diplom:

              Da sollte man sich doch am besten gleich selbst das Interview anhören. Zu Zeiten, in denen selbst jüdischer und israelischer Antizionismus als "Selbsthass" weggewischt werden, ist Kontrolle besser. Ich habe das auch nicht getan, weil ich das momentan für vergleichsweise wenig dringlich halte, aber diese Tendenz, vor allem linke Gegner pauschal als Antisemiten abzuräumen, ist ja auch hier nicht unbekannt. Dabei sei auch gerne noch mal an Elsässer und seine Rolle bei den Bahamas erinnert. Hätte es die AD nicht gegeben, der VS hätte sie glatt erfinden müssen, um antikapitalistisches Denken von den Massen abzuspalten.

        • @Yodel Diplom:

          Und, obwohl es eigentlich offensichtlich sein sollte, der Beitrag selbst disqualifiziert den Gesprächspartner natürlich auch.

          Inhatliche Kritik am Staat mit Antisemitimus verquirlen zeigt direkt dass man mit diesem Menschen keine Diskussion führen will

    • @Adam Weishaupt:

      Die alte A-Leier. Kicher...



      AOC ist die Zukunft. Und Netanjahu ist ein alter weißer Mann.

      • @Linksman:

        Und der Vergleich Bibi AOC, soll was symbolisieren?

        Jung, links und weiblich Abgeordnete gibt es in Israel auch, die Dame heißt Stav Shaffir.

    • @Adam Weishaupt:

      Aus deutscher Sicht Kritik zu üben ist in dieser Hinsicht natürlich immer eine schwierige Angelegenheit.



      Aber wie soll man auf einen Staat reagieren der permanent Kriegsverbrechen begeht (Siedlungen auf besetztem Land, wirtschaftliche Nutzung desselbigen) ?



      Israel behandelt seine arabische Bevölkerung wie Bürger 2. Klasse.



      Wer all diese Missstände nicht kritisiert hat anscheinend wirklich ein Problem.

      • @Andreas Maschler:

        Israel ist wohl das einzige Land,, zu dem es auch das passende Nomen Israelkritik gibt. "Türkeikritik", "Russlandkritik", "Venezuelakritik" oder "Katarkritik" habe ich so als Wort noch nie gesehen, obwohl das dringend nötig wäre...

      • @Andreas Maschler:

        "Aus deutscher Sicht Kritik zu üben ist in dieser Hinsicht natürlich immer eine schwierige Angelegenheit"

        Was ein Stuss, Israel wird seit Jahrenzehnten in Deutschland "kritisiert", überall, im Bundestag, von der taz bis zur SZ, im Kulturbetrieb, suchen Sie es sich aus.

        • @Sven Günther:

          Und deswegen ist es keine schwierige Angelegenheit?

          • @BluesBrothers:

            Diese "Sprechverbote" werden seit Jahrzehnten herbeifantasiert, mir ist noch nie ein praktisches Beispiel dafür untergekommen.

            "Aber wie soll man auf einen Staat reagieren der permanent Kriegsverbrechen begeht (Siedlungen auf besetztem Land, wirtschaftliche Nutzung desselbigen)?"

            Nehmen wir z.B. diesen Punkt, Marokko macht das seit Jahrzehnte in der Westsahara, die haben das ganze Gebiet annektiert. Juckt hier in Europa praktisch niemanden. Flüchtlingscamps in Algerien voller Sahrauis, tausende Kilometer Mauer, übrigens mit Landminen.

            Das wird aber nicht getan.

  • Wenn man wissen will, was mit der heutigen Linken nicht stimmt: Die soziale Agenda fehlt in dieser Lobpreisung völlig. Und die hat AOC ebenso wie eine ökologische.

    • @Kartöfellchen:

      Sie jammern hier immer wieder darüber, was "mit der Linken nicht stimmt".

      Vorschlag: Sie gründen mal eine neue, richtige Linke. So eine bei der "alles stimmt". Sie können das ja mal als Startup versuchen.

    • @Kartöfellchen:

      Und das muss man natürlich in jedem Artikel erwähnen, richtig? Und wenn man das erwähnt kommt irgendwer anders mit was anderem um die Ecke das man angeblich vergessen hat.

      Ja, da haben wir tatsächlich etwas das mit den "heutigen Linken" nicht stimmt.