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Transporthubschrauber für die BundeswehrChinooks wohl deutlich teurer

Der Kauf 60 neuer Bundeswehr-Hubschrauber wird kostspieliger als gedacht. Die Chinooks sollen nicht sechs, sondern bis zu zwölf Milliarden Euro kosten.

Plötzlich viel teurer: Der US-Hubschrauber vom Typ CH47 Chinook Foto: Ints Kalnins/dpa

Berlin afp | Unmittelbar vor seinem Amtsantritt reißen die schlechten Nachrichten für den neuen Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) nicht ab: Laut einem Medienbericht wird die geplante Anschaffung von 60 schweren Transporthubschraubern des Typs CH-47F Chinook offenbar doppelt so teuer wie geplant.

Dazu habe es am Mittwoch auch schon ein Krisentreffen der Luftwaffe in Berlin gegeben, berichtet das Portal Business Insider unter Berufung auf Regierungs- und Industriekreise.

Deutschland will 60 Chinook-Hubschrauber des US-Herstellers Boeing kaufen. Nachdem dafür ursprünglich sechs Milliarden Euro eingeplant gewesen seien, signalisierte die US-Armee nun laut Business Insider, dass das deutsche Wunsch-Paket bis zu zwölf Milliarden Euro kosten werde. Grund seien die Inflation und teure Extrawünsche der Deutschen. Zudem sollen die ersten Hubschrauber dem Bericht zufolge zwar ab 2026 geliefert werden können – allerdings nicht in der gewünschten Ausstattung.

Der Kauf der Hubschrauber war im Sommer vergangenen Jahres von der inzwischen zurückgetretenen Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) verkündet worden. Ihr Nachfolger Pistorius tritt am Donnerstag sein neues Amt an.

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11 Kommentare

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  • Ohne Auflistung der Kosten im Einzelnen kann man das schwer beurteilen hat man gleich Ersatzteile und Wartung für 10 Jahre mitgekauft? Weil dann lohnt sich das. Hat Deutschland Patente mitgelauft um die Rüstungsindustrie zu stärken (das wollte man bei dem Projekt ursprünglich). Ohne diese Informationen kann man das schlecht beurteilen, das kann ein beschissener Deal sein oder ein richtig guter, wenn Training, Wartung, Ersatzteile, etc. Dabei sind.

  • Wenn es sechs Milliarden mehr für Hubschrauber geben kann, sollte es dann nicht auch genug Milliarden für sozialen Wohnungsbau geben.



    Also für Sozialwohnungen, die auch Sozialwohnungen in gemeinnützigen Besitz bleiben, nicht für die Förderung von Wohneigentum für Wenige.



    Der Zustrom an Flüchtlingen, Afghanistan, Irak, Syrien, Libyen und jetzt Ukraine, um nur einige zu nennen, ist eine Kriegsfolge, die aus dem Rüstungsetat beglichen werden sollte.

    • @Octarine:

      Rüstungskonzerne haben ein Lobby, eine verdammt gute sogar. Sozial schwache Mieter eher nicht, so einfach ist das.

  • Eine Preissteigerung von 100 Prozent! Begründet wird es unter anderem mit der Inflation. Da kann man nur froh sein, dass die Bundeswehr nicht für die Beschaffung von Lebensmitteln zuständig ist.

  • Immer diese deutschen Extrawürste



    Hat die Bundeswehr aus dem Starfighter-Skandal nichts gelernt? Die Starfighter sind Reihenweise vom Himmel gestürzt, weil die "Sonderwünsche" das Flugzeug fast unfliegbar machte.



    Hört auf mit euren Sonderwürsten und kauft die CH47 Chinook so wie sie sich als Standard seit Jahrzehnten bewährt haben.

  • Verteuernde Extrawünsche? Dazu äußerte sich Frau Strack-Zimmermann kürzlich in einem Interview mit dem DLF zum Thema Beschaffungsamt. Als Beispiel nannte sie die Forderung des Beschaffungsamtes für den Anbau von Außenspiegeln an Kampfpanzern, damit diese sich im öffentlichen Straßenverkehr zugelassen bewegen können. Himmlische Einfalt. Wer weiß, was dieses Amt für Wünsche an die Chinooks hat.



    Na, und wer seit Monaten tönt, dass der Bundeswehr ein außerplanmäßiger Etat von 100 Milliarden zur Beschaffung zur Verfügung steht muss sich nicht wundern, wenn die Lieferer so richtig zuschlagen. Ist im zivilen Sektor nicht anders. Wie auch.

    • @Trabantus:

      Also an soetwas wie Außenspiegeln an Panzern kann man extreme Preissteigerungen nicht fest machen ( zudem erachte ich diese bei Panzern als wichtig).



      Das mit den immensen Preissteigerungen findet sich im öffentlichen Sektor häufig wieder.



      Schuld ist meist-wie auch beim Berliner Flughafen- U.a. ein Kleinrechnen der Investitionskosten, um ein Vorhaben politisch durchzusetzen und an politischen Änderungswünschen bzw. Einmischungen in Vergabeverfahren.

      Dieses Phänomen zieht sich durch viele öffentliche Vergaben. Zudem sind öffentliche Vergaben gezwungen den 'günstigsten" Anbieter zu bezuschlagen. Wenn man dies nicht tut, ist der Verantwortliche in der Rechtfertigungspflicht und persönlich angreifbar, und das ganze Vergabeverfahren kann angefechtet werden, was zu immensen Verzögerungen des Vorhabens führt.



      Ob dies bei der extrem ordnungsbetonten, hierarchisch aufgebauten Bundeswehr auch so ist, entzieht sich meiner Kenntnis, wenn dem nicht so sein sollte, läuft bei dem Beschaffungssystem der BW etwas schief (ggf. Planungsänderungen nach Vergabe, Vergabe trotz fehlender konkreter Leistungsbeschreibung etc.). Dies wäre ein absoluter Anfängerfehler und politisch nicht vertretbar!

  • Kein normal denkender Mensch würde z. b. eine Wohnung mieten, die plötzlich das doppelte kostet, wenn der Makler das Interesse erfährt.... fällt mir so ein...

  • 200 millionen pro Stück: Achtung, Schnäppchenalarm!

    Wie ist das möglich, dass bei der BW alles so Wiel mehr kostet?

  • Das ist so, wie derzeit in vielen Bereichen.



    Die Hersteller wittern Morgenluft und man kann mal eben so die Preise verdoppeln. Schuld? Na klar. CORONA und der Ukraine Krieg. Danach wird man einen anderen dämlichen Grund finden. Hauptsache die Kasse klingelt.

  • Echt jetzt? Das wäre das erste Mal in der Geschichte der Bundeswehr, dass bestellte Dinge teurer werden... gggg